Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sehr hohe Verstärkungen realisieren


von Timmy (Gast)


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Hallo!

Ich habe schön öfters gelesen, dass Leute für hohe Verstärkungen (>1000) 
lieber zwei OpAmps in Reihe schalten, also einen einzelnen OpAmp mit 
entsprechendem Feedback zu nehmen. Was ist der Grund?

von THOR (Gast)


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Wegen dem Bandbreiteprodukt würde ich jetzt mal vermuten. Verstärkung um 
1000 ist aber auch schon ne seltene Sache.

Von 1V auf 1000V ist jetzt eher unwahrscheinlich,
1mV auf 1V wäre möglich.

Da hat man dann noch das zusätzliche Problem, dass man da Rauschen mit 
drin hat und mit dem Verstärker am besten so wenig Rauschen wie möglich 
hinzufügen will.

Daher 2 Verstärker in Reihe: Der erste mit wenig Verstärkung aber 
rauscharm, der zweite mit hoher Verstärkung.
Nach der Kettenregel ist das Rauschen vom zweiten Verstärker fast egal.

von kaefer (Gast)


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Timmy schrieb:
> habe schön öfters gelesen, dass Leute für hohe Verstärkungen (>1000)
> lieber zwei OpAmps in Reihe schalten,

Da mußt du die Leute fragen, die das so machen...

von Sebastian S. (amateur)


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Es kommt zu regelrecht unanständigen Widerstandsverhältnissen.
Das Rauschen im Walde empfinden viele als angenehm, das im Signalverlauf 
nur wenige.
Bei relativ hoher Verstärkung werden die Dinger langsam (Grenzfrequenz) 
und die Phase büxt leicht aus.
u.v.a.

von Michel M. (elec-deniel)


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Googeln mit
" high gain low power operational amplifier design and compensation 
technique "
zeigt Infos zu den Grundproblemen und der möglichen Lösung ..... :-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Ist A die Verstärkung und fg1 die Grenzfrequenz bei der Verwendung von
nur einem Opamp, ist mit zwei Opamps und bei gleicher Aufteilung der
Verstärkung auf beide die Grenzfrequenz

Für A=1000 steigt damit die Grenzfrequenz auf mehr als das 20-Fache.

von Stefan F. (Gast)


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Der Eingangs-Offset eines OP-Amps kann bei hoher Verstärkung auch 
Probleme bereiten.

Wenn dein OP-Amp z.B. 10mV Offset hat und 1000x verstärkt, dann weicht 
die Ausgangsspannung (ohne Kompensation) schon um 12V vom Idealwert ab. 
Das wiederum setzt eine noch höhere Versorgungsspannung voraus.

von Nebeltroll (Gast)


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Ich hab auch schon Applikations Integrierte Lock-ins gebaut. Die 
AC-Verstaerkung war zwischen 15'000 und 40'000. Dann kam der 
Gleichrichter und das Nutzsignal war bei wenigen mV.

Die Modulationsfrequenz war bei 70kHz. Die Kette bestand aus einem 
Verstaerker mit g=40, einem aktiven Filter mit f=70kHz, BW=3kHz, g=20, 
sowie einem Verstaerker mit g=40. Die 3 OpAmps waren vom Typ LT1028 mit 
50MHz GBW.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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THOR schrieb:
> Daher 2 Verstärker in Reihe: Der erste mit wenig Verstärkung aber
> rauscharm, der zweite mit hoher Verstärkung.
> Nach der Kettenregel ist das Rauschen vom zweiten Verstärker fast egal.

Eher genau andersrum. Normalerweise versucht man in der ersten Stufe so 
viel wie möglich zu verstärken, weil die zweite Stufe nicht nur das 
Rauschen des Eingangs, sondern auch noch das Rauschen der ersten Stufe 
mit verstärkt.

von THOR (Gast)


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von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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THOR schrieb:
> Philipp C. schrieb:
>>
>
> Beleg?

Was soll ich belegen? Das die zweite Stufe das Rauschen der ersten 
verstärkt?

Ausgang = (Eingang * V1) * V2

So klar?

von Michel M. (elec-deniel)


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THOR schrieb:
> Philipp C. schrieb:
>>
>
> Beleg?

Er hat  recht ....   :-)

Suchen mal nach   "Kapitel 5 Verstärker" zhaw.ch ASV

viel Spaß :-)

von Soso (Gast)


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Generell: 1000 = 31,6 * 31,6. Alles klar?

Warum 1:
GBW wurde schon genannt, ist ein großes Problem.
Nehmen wir an, du willst 100kHz Bandbreite :
Mit einem Verstärker brauchst du einen OPV mit 100MHz GBW. Das ist ein 
Biest.
Mit zwei in Reihe nur solche mit 3,2MHz, was Standardware ist.
Das ist ERHEBLICH billiger, und  weil die Auswahl da obendrein viel 
größer ist, kann man auch Sachen wie Rauschen und andere EIgenschaften 
gezielter auswählen.

Warum 2:
Weil es einen Offset gibt. Den verstärkt man mit.
Hat der OPV 10mV Offset, kommen hinten 10V Offset heraus, das wird nix.
Bei zwei in Reihe kann man den Offset dazwischen auskoppel,, z.B. mit 
einem Kondensator, wenn man Wechselspannung hat.

Warum 3:
Schwingen durch Rückkopplung. Das ist bei Verstärkung 32 auch besser in 
den Griff zu bekommen.

Leg doch mal einen aus, dann mekst du schon warum :-)

von Possetitjel (Gast)


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Philipp C. schrieb:

> Normalerweise versucht man in der ersten Stufe so viel wie
> möglich zu verstärken, weil die zweite Stufe nicht nur das
> Rauschen des Eingangs, sondern auch noch das Rauschen der
> ersten Stufe mit verstärkt.

Umschulung zum Politiker oder Verkaeufer?

Deine Aussage (zweite Stufe verstaerkt Rauschen der ersten
mit) ist sachlich richtig, aber irrelevant. Auch die erste
Stufe verstaerkt das Rauschen der ersten Stufe mit (ja, das
stimmt so, das ist KEIN Schreibfehler).

Und alle Stufen verstaerken das Rauschen des Quellwiderstandes.

Fazit: Richtige Aussage, selektive Wahrnehmung, falsche
Schlussfolgerung.

von Achim S. (Gast)


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Philipp C. schrieb:
> Eher genau andersrum. Normalerweise versucht man in der ersten Stufe so
> viel wie möglich zu verstärken, weil die zweite Stufe nicht nur das
> Rauschen des Eingangs, sondern auch noch das Rauschen der ersten Stufe
> mit verstärkt.

Irgendwann sollte für das Gesamtrauschen nur noch vom Rauschen der 
Quelle und dem Eingangsrauschen des ersten Verstärkers dominiert sein. 
Solange man diese Konstellation noch nicht erreicht hat (und das 
Rauschen des zweiten Verstärkers noch signifikant zum Gesamtrauschen 
beiträgt), sollte man besser die Verstärkung des ersten erhöhen. Wenn 
man diese Konstellation erreicht hat, darf man gerne die weitere 
Verstärkung dem zweiten OPV überlassen.

Ein Punkt für die Aufteilung wurde glaube ich bisher noch nicht genannt 
(oder ich hab es überlesen): mit zunehmender Signalverstärkung des 
ersten Verstärkers sinkt gleichermaßen dessen Schleifenverstärkung. Wenn 
man wirklich das GBW des OPV ausnutzen wollte um die obere Grenzfrequenz 
festzulegen, kann man bei dieser Frequenz die Schleifenverstärkung 
vergessen. Eine hohe Schleifenverstärkung ist aber wichtig für die 
Genauigkeit der Schaltung (um z.B. Verzerrungen bei dynamischen Signalen 
klein zu halten).

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Possetitjel schrieb:
> Philipp C. schrieb:
>
>> Normalerweise versucht man in der ersten Stufe so viel wie
>> möglich zu verstärken, weil die zweite Stufe nicht nur das
>> Rauschen des Eingangs, sondern auch noch das Rauschen der
>> ersten Stufe mit verstärkt.
>
> Umschulung zum Politiker oder Verkaeufer?
>
> Deine Aussage (zweite Stufe verstaerkt Rauschen der ersten
> mit) ist sachlich richtig, aber irrelevant. Auch die erste
> Stufe verstaerkt das Rauschen der ersten Stufe mit (ja, das
> stimmt so, das ist KEIN Schreibfehler).
>
> Und alle Stufen verstaerken das Rauschen des Quellwiderstandes.
>
> Fazit: Richtige Aussage, selektive Wahrnehmung, falsche
> Schlussfolgerung.

Ich weiß, dass diese Umgangsformen mit zu diesem Forum gehören, aber wir 
können ggf. ja trotzdem mal versuchen sachlich zu bleiben.

Mir ging es um die Gegendarstellung von sehr wenig Verstärkung vorne und 
dann möglichst alles in die zweite Stufe. Der Rest ist mir schon klar.

Und in den meisten Fällen wird man ohnehin nicht zwei separate Stufen 
aneinander hängen, sondern möglichst eine Schaltung daraus machen. Und 
dann ist man aus Stabilitätsgründen schon dazu gezwungen (bei zwei 
gleichen OPs) die Verstärkung der hinteren Stufe kleiner zu wählen und 
die ersten ggf. sogar offen laufen zu lassen. Das beseitigt dann auch 
die DC Probleme.

von Possetitjel (Gast)


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Philipp C. schrieb:

> Ich weiß, dass diese Umgangsformen mit zu diesem Forum gehören,
> aber wir können ggf. ja trotzdem mal versuchen sachlich zu
> bleiben.

Ich bin sachlich.

Allerdings bin ich auch veraergert. Deine Gegenfrage "Was soll
ich belegen?" kam schon arrogant rueber. Mit einer grob
unvollstaendigen, trivialen Formel die Teilnehmer als bloed
hinstellen ist nicht die feine englische Art. Aber gut, lassen
wir das.

> Mir ging es um die Gegendarstellung von sehr wenig Verstärkung
> vorne und dann möglichst alles in die zweite Stufe.

Das hat Thor aber nicht geschrieben.

Er schrieb: "Der erste mit wenig Verstaerkung aber rauscharm, der
zweite mit hoher Verstaerkung."
Das ist zwar vielleicht nicht optimal formuliert, aber sachlich
richtig. Das Entscheidende ist die Rauscharmut der ersten Stufe;
die Verstaerkung ist, sofern sie einen gewissen Mindestwert
ueberschreitet, fast egal.

> Der Rest ist mir schon klar.

Dann hast Du Dich ungluecklich ausgedrueckt. Bei der ersten Stufe
ist "moeglichst hohe Verstaerkung" genauso unsinnig wie "moeglichst
geringe Verstaerkung".

Korrekt ist: Moeglichst geringes Rauschen UND Verstaerkung gerade
so hoch, dass das Rauschen der Folgestufe ueberwunden wird. Das
ist genau die Aussage der Friis-Formel.

> Und in den meisten Fällen wird man ohnehin nicht zwei separate
> Stufen aneinander hängen, sondern möglichst eine Schaltung
> daraus machen.

Kommt immer auf die konkrete Anwendung an. Bei richtiger HF hat
man's nicht so mit ueber-alles-Gegenkopplung.

von HildeK (Gast)


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THOR schrieb:
> Daher 2 Verstärker in Reihe: Der erste mit wenig Verstärkung aber
> rauscharm, der zweite mit hoher Verstärkung.

Nach meinen theoretischen Kenntnissen sollte es gerade umgekehrt sein: 
also den ersten möglichst rauscharmen Verstärker mit hoher Verstärkung 
wählen.
Grund: der Rauschbeitrag des zweiten Verstärkers am Ausgangssignal wird 
um den Verstärkungsfaktor des ersten Verstärkers verringert.

Der Rauschbeitrag des ersten Verstärkers wird am Ausgang immer mit der 
Gesamtverstärkung da sein, egal wie groß seine Teilverstärkung gewählt 
wurde.

von Possetitjel (Gast)


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Achim S. schrieb:

> Irgendwann sollte für das Gesamtrauschen nur noch vom
> Rauschen der Quelle und dem Eingangsrauschen des ersten
> Verstärkers dominiert sein.

Ja.

> Solange man diese Konstellation noch nicht erreicht hat
> (und das Rauschen des zweiten Verstärkers noch signifikant
> zum Gesamtrauschen beiträgt), sollte man besser die
> Verstärkung des ersten erhöhen.

Kommt darauf an.
Man kann auch darueber nachdenken, den zweiten Verstaerker
rauschaermer zu machen.

Das ist keineswegs ein dummer Spruch. Ein sehr hoch verstaerkender 
Vorverstaerker engt den nutzbaren Dynamikbereich ein. Man hat
normalerweise nicht beliebig viel Betriebsspannung und nicht
beliebig viel Aussteuerbereich; gerade bei HF ist mehr Spannung
auch immer mit mehr Leistung verbunden (wegen des Wellenwiderstandes
und der Anpassung).

von Achim S. (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Kommt darauf an.

Kein Einwände meinerseits :-)

Wenn es ums Detail geht, dann sind "allgemeingültige Daumenregeln" halt 
irgendwann am Ende. Für den schmalbandigen Lockin-Vorverstärker von 
Nebeltroll wird man zu anderen Schlüssen kommen als wenn man DC koppeln 
muss. Für einen HF-Verstärker zu anderen als wenn man eine DMS-Brücke 
auswerten will....

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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In der bisherigen Diskussion vermisse ich insbesondere noch die Slew 
Rate.

Mit steigendendem Pegel erhöht sich auch die notwendige 
Anstiegsgeschwindigkeit im Ausgangssignal der jeweiligen 
Verstärkerstufe.

Die Slew Rate ist auch noch von der Lage des Ausgangssignals innerhalb 
der Versorgungsspannung abhängig. Die Endstufen werden in der Nähe der 
Power Rails üblicherweise langsamer.

Die Entscheidung wieviele Stufen mit welcher Beschaltung notwendig und 
sinnvoll sind, ergibt sich also u.a. aus:
- Noise
- GBWP / Phase
- Slew Rate


@TO: Einstiegsliteratur zu dem Thema gibt es wie Sand am Meer.
Falls Du keinen Tietze/Schenk zur Hand hast, könntest Du bei frei 
verfügbaren Texten von TI/ADI/LT schauen. Schöne Beispiele sind "Op Amps 
For Everyone" (TI) oder "OP Amp Applications" (ADI).

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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HildeK schrieb:
> Nach meinen theoretischen Kenntnissen sollte es gerade umgekehrt sein:
> also den ersten möglichst rauscharmen Verstärker mit hoher Verstärkung
> wählen.
> Grund: der Rauschbeitrag des zweiten Verstärkers am Ausgangssignal wird
> um den Verstärkungsfaktor des ersten Verstärkers verringert.
>
> Der Rauschbeitrag des ersten Verstärkers wird am Ausgang immer mit der
> Gesamtverstärkung da sein, egal wie groß seine Teilverstärkung gewählt
> wurde.

Ich sehe das genauso.

Possetitjel schrieb:
> Das ist keineswegs ein dummer Spruch. Ein sehr hoch verstaerkender
> Vorverstaerker engt den nutzbaren Dynamikbereich ein.

Auch das ist richtig. Deswegen sollten Vorverstärker nur soviel 
Verstärken, das der nachfolgende Verstärker mit seinen Eigenrauschen nur 
noch gering zum gesamten Rauschen beiträgt.

Aber egal wie man das aufteilt. Man verliert immer an Dynamik.

Ralph Berres

von Possetitjel (Gast)


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HildeK schrieb:

> THOR schrieb:
>> Daher 2 Verstärker in Reihe: Der erste mit wenig Verstärkung
>> aber rauscharm, der zweite mit hoher Verstärkung.
>
> Nach meinen theoretischen Kenntnissen sollte es gerade umgekehrt
> sein: also den ersten möglichst rauscharmen Verstärker mit hoher
> Verstärkung wählen.

Genau das hat Philipp auch behauptet. Das ist in dieser absoluten
Form aber nur theoretisch richtig und praktisch unsinnig.

> Grund: der Rauschbeitrag des zweiten Verstärkers am Ausgangssignal
> wird um den Verstärkungsfaktor des ersten Verstärkers verringert.

Ja, das ist korrekt.

Aber hier liegt der Hase im Pfeffer. Es verringert sich naemlich
keineswegs das GESAMTRAUSCHEN um diesen Faktor, sondern nur der
BEITRAG DER ZWEITEN STUFE. Wenn der ohnehin schon klein ist, was
bei einem guten Verstaerker der Fall sein wird, dann bringt eine 
Verringerung nur sehr wenig.

> Der Rauschbeitrag des ersten Verstärkers wird am Ausgang immer
> mit der Gesamtverstärkung da sein, egal wie groß seine
> Teilverstärkung gewählt wurde.

Ja, auch korrekt.

Am Ausgang (der zweiten Stufe) addieren sich also drei Rauschanteile:
Das Rauschen des Quellwiderstandes, das mit der Gesamtverstaerkung
verstaerkt wird; das Rauschen der ersten Stufe, das mit der Gesamt-
verstaerkung verstaerkt wird; das Rauschen der zweiten Stufe, das
nur um die Teilverstaerkung der zweiten Stufe verstaerkt wird.

Wenn Du jetzt die Verstaerkung der ersten Stufe verdoppelst, dann
halbierst Du den BEITRAG, den die zweite Stufe zum Gesamtrauschen
leistet. Wenn dieser Beitrag aber sowieso nur 10% betrug, dann sind
es jetzt 5% -- das Gesamtrauschen ist also von urspruenglich 100%
auf 95% abgesunken.

Der DYNAMIKBEREICH ist aber durch die doppelt so hohe Vorverstaerkung
halbiert worden!

Ob das akzeptabel ist, haengt immer von der konkreten Anwendung ab.
Normalerweise ist es besser, auch fuer eine rauscharme zweite Stufe
zu sorgen, statt die Vorverstaerkung in unsinnige Hoehen zu treiben.

von THOR (Gast)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Friis-Formel

Um mal von der Prosa wegzukommen. Formel lesen, nochmal lesen, ggf. 
verstehen. Es hilft natürlich, die mal hergeleitet zu haben.

von Possetitjel (Gast)


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THOR schrieb:

> https://de.wikipedia.org/wiki/Friis-Formel
>
> Um mal von der Prosa wegzukommen. Formel lesen, nochmal
> lesen, ggf. verstehen. Es hilft natürlich, die mal
> hergeleitet zu haben.

Nee, leider genuegt das nicht.

Die Friis-Formel gibt naemlich scheinbar denen Recht, die
behaupten: Moeglichst viel Verstaerkung in der ersten Stufe!

Das liegt ganz einfach daran, dass die Formel NUR das Rauschen
betrachtet - in der Praxis ist aber auch der Dynamikbereich
wichtig.
Man kann schnell die Konstellation haben, dass man fuer 0.01dB
Verbesserung in der Rauschzahl 6dB Dynamik verliert.

Ich bin in dem Punkt etwas empfindlich, weil ich genau diese
Diskussion mit meinem Chef hatte. Es war schwer, ihm zu
vermitteln, dass 60dB Vorverstaerkung bei einem Messgeraet,
fuer das der Dynamikbereich wichtig ist, eine schlechte Idee
ist.

von THOR (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> THOR schrieb:
>
>> https://de.wikipedia.org/wiki/Friis-Formel
>>
>> Um mal von der Prosa wegzukommen. Formel lesen, nochmal
>> lesen, ggf. verstehen. Es hilft natürlich, die mal
>> hergeleitet zu haben.
>
> Nee, leider genuegt das nicht.
>
> Die Friis-Formel gibt naemlich scheinbar denen Recht, die
> behaupten: Moeglichst viel Verstaerkung in der ersten Stufe!

Scheinbar reicht mir völlig.

von HildeK (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Wenn Du jetzt die Verstaerkung der ersten Stufe verdoppelst, dann
> halbierst Du den BEITRAG, den die zweite Stufe zum Gesamtrauschen
> leistet. Wenn dieser Beitrag aber sowieso nur 10% betrug, dann sind
> es jetzt 5% -- das Gesamtrauschen ist also von urspruenglich 100%
> auf 95% abgesunken.
Schon richtig. Wenn aber die erste Stufe nur wenig Verstärkung macht, 
und der Teilverstärker sehr rauscharm ist, dann sind sind es nicht nur 
10%. Auch ist der rauscharme Verstärker üblicherweise etwas teurer als 
der 'Standard'-Verstärker.

>
> Der DYNAMIKBEREICH ist aber durch die doppelt so hohe Vorverstaerkung
> halbiert worden!

Das verstehe ich nicht. Vielleicht kannst du mir da auf die Sprünge 
helfen.
Die untere Grenze ist das Rauschen (wie behandelt, da sind wir uns 
einig), die obere Grenze der Anschlag auf Grund der Versorgungsspannung. 
Ich will 1000fache Verstärkung der Black-Box und die Begrenzung nach 
oben wird der zweite Verstärker liefern.
Ich bin jetzt schon davon ausgegangen, dass zwei Stufen hintereinander 
liegen, an der selben Versorgung.

Man könnte auch noch argumentieren mit der Slew-Rate, das ist 
problematischer beim zweiten Verstärker, weil der höhere 
Signalamplituden behandeln muss.
Und, man könnte aus gleichem Grund noch mit den Verzerrungen 
argumentieren, eine höhere Verstärkung muss durch weniger Gegenkopplung 
erreicht werden. Das ist unproblematischer bei kleinen Signalen und das 
sind sie wohl, wenn ich um Faktor 1000 verstärken muss.

von Ralph B. (rberres)


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HildeK schrieb:
> Die untere Grenze ist das Rauschen (wie behandelt, da sind wir uns
> einig), die obere Grenze der Anschlag auf Grund der Versorgungsspannung.
> Ich will 1000fache Verstärkung der Black-Box und die Begrenzung nach
> oben wird der zweite Verstärker liefern.
> Ich bin jetzt schon davon ausgegangen, dass zwei Stufen hintereinander
> liegen, an der selben Versorgung.

Possetittel meint sicherlich ein anderes Problem.

Wenn man einen Verstärker Empfänger was auch immer hat, welches z.B. bei 
einen Eingangsrauschen von z.B. 6db einen intermodulationsfreien 
Dynamikbereich von 100db Hat ( guter KW-Empfänger ) so wird bei dem 
Vorschalten eines Vorverstärkers der intermodulationsfreie 
Dynamikbereich um den Betrag Vorverstärkung minus Gewinn durch 
Rauschverminderung vermindert.

Man gewinnt dann zwar vielleicht eine Verminderung des Rauschens auf 
vielleicht 2db aber durch die hohe Verstärkung der ersten Stufe von z.B. 
20db verringert sich effektiv der Nutzbare Dynamikbereich um 20-4db also 
16db. Man hätte dann nur noch ein intermodulationsfreier Dynamikbereich 
von 84db.

Deswegen sollte man die gesamte Verstärkung nur so hoch wie unbedingt 
notwendig machen.

Nebenbei bemerkt sind Rauschzahlen von1db und geringer nur im UHF oder 
SHF Bereich sinnvoll. z.B. Satellitenempfang . Auf Kurzwelle ist das 
atmosphärische Rauschen um ein vielfaches höher. Insbesonders wenn man 
im Industriegebiet wohnt.


Ralph Berres

von HildeK (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Possetittel meint sicherlich ein anderes Problem.

Danke für die Erklärung. Das ist natürlich richtig.
In dem Bereich bin ich eher nicht unterwegs, sondern war z.B. bei OPAs 
im Audiobereich -> Mikrofonsignale, MM- oder MC-Verstärker etc.

von Ralph B. (rberres)


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HildeK schrieb:
> Ralph B. schrieb:
>
>> Possetittel meint sicherlich ein anderes Problem.
>
> Danke für die Erklärung. Das ist natürlich richtig.
> In dem Bereich bin ich eher nicht unterwegs, sondern war z.B. bei OPAs
> im Audiobereich -> Mikrofonsignale, MM- oder MC-Verstärker etc.

Da bin ich auch oft unterwegs. Allerdings kann ich mich den Meinungen 
diverser Hifi-Foren oft nicht anschließen.

Ralph Berres

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wenn ich hier so mitlese, merke ich gerade, dass ich wieder einen 
klassischen Forumsfehler gemacht habe:

Ich habe versäumt zu überprüfen, in welcher Anwendung der TO seinen 
Verstärker betreiben will.

Ich vermutete einen präzisen industriellen Verstärker für, z.B. für 
Sensoren.

Die letzten paar Beiträge drehen sich anscheinend um schnelle 
Empfangsverstärker.

Und für jede Anwendung liegen Designschwerpunkte anders.

von Possetitjel (Gast)


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HildeK schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Wenn Du jetzt die Verstaerkung der ersten Stufe verdoppelst,
>> dann halbierst Du den BEITRAG, den die zweite Stufe zum
>> Gesamtrauschen leistet. Wenn dieser Beitrag aber sowieso
>> nur 10% betrug, dann sind es jetzt 5% -- das Gesamtrauschen
>> ist also von urspruenglich 100% auf 95% abgesunken.
>
> Schon richtig. Wenn aber die erste Stufe nur wenig Verstärkung
> macht, und der Teilverstärker sehr rauscharm ist, dann sind
> sind es nicht nur  10%.

Ja, kann passieren.
Es kann dann besser sein, auch die zweite Stufe rauschaermer
auszulegen, statt einfach die Verstaerkung der ersten Stufe
hochzudrehen. Kommt aber auf den Anwendungsfall an.

> Auch ist der rauscharme Verstärker üblicherweise etwas teurer
> als der 'Standard'-Verstärker.

Durchaus richtig.

>> Der DYNAMIKBEREICH ist aber durch die doppelt so hohe
>> Vorverstaerkung halbiert worden!
>
> Das verstehe ich nicht. Vielleicht kannst du mir da auf
> die Sprünge helfen.
> Die untere Grenze ist das Rauschen (wie behandelt, da sind
> wir uns einig), die obere Grenze der Anschlag auf Grund der
> Versorgungsspannung. Ich will 1000fache Verstärkung der
> Black-Box und die Begrenzung nach oben wird der zweite
> Verstärker liefern.

Nee... wir reden von unterschiedlichen Dingen.

Wenn die 1000fache Verstaerkung fest als Zielgroesze gefordert
ist, dann brauchen wir nicht mehr ueber Dynamik zu diskutieren.
Die ergibt sich dann aus Betriebsspannung und Eigenrauschen.
Diese Verhaeltnisse hat man aber eigentlich nur, wenn Sensor-
signale in Normsignale verwandelt werden muessen.

Bei der Geraeteentwicklung hat man haeufig einen anderen Fall,
und um den ging es mir -- wie Ralph schon richtig vermutet hat:
Wenn man einen Empfaenger oder ein Messgeraet neu konzipiert,
gibt es i.d.R. keine explizite Vorgabe ueber die Verstaerkung,
weil die Hoehe der Verstaerkung sowieso nur Mittel zum Zweck
ist.
Es gibt nach oben nur eine Aussteuergrenze, die vom Schaltungs-
konzept oder den verwendeten Bauelementen abhaengt, und nach
unten das Eigenrauschen.

In diesem Falle fuehrt eine Fixierung auf die Friis-Formel zu
einem kranken Systemdesign: Scheinbar kann naemlich der Rest
des Systems beliebig stark rauschen -- man muss ja nur die
Verstaerkung des rauscharmen Vorverstaerkers hoch genug machen,
und das Rauschen der folgenden Komponenten spielt keine Rolle
mehr.
Rein fuer das RAUSCHEN stimmt das auch - aber wer so plant,
verliert den DYNAMIKBEREICH aus dem Blick. Jedes dB, das der
Vorverstaerker hoeher verstaerkt, fehlt am Dynamikbereich.

Das liegt einfach daran, dass hier nicht die Verstaerkung
vorgegeben wird, sondern das maximal verarbeitbare Signal.

von Possetitjel (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Man gewinnt dann zwar vielleicht eine Verminderung des Rauschens
> auf vielleicht 2db aber durch die hohe Verstärkung der ersten
> Stufe von z.B. 20db verringert sich effektiv der Nutzbare
> Dynamikbereich um 20-4db also  16db. Man hätte dann nur noch
> ein intermodulationsfreier Dynamikbereich  von 84db.

Genau.

Meine Faustregel: Hoehe der Vorverstaerkung soll UNGEFAEHR der
Rauschzahl der Folgeschaltung entsprechen, dann verliert man
kaum Dynamik. Kabeldaempfung kommt natuerlich noch obendrauf.

> Deswegen sollte man die gesamte Verstärkung nur so hoch wie
> unbedingt notwendig machen.

Genau.

> Nebenbei bemerkt sind Rauschzahlen von 1db und geringer nur
> im UHF oder SHF Bereich sinnvoll.

Du vergisst Ultraschallanwendungen :)

Die Transducer sind kapazitive Sensoren und tragen daher wenig
bis nichts zum Rauschen bei; die Empfangssignale koennen ziemlich
winzig sein und die Dynamik brutal, das haengt vom Anwendungsfall
ab. Frequenzbereich bei uns war 100kHz bis 100MHz.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Man, da ist man mal ein paar Stunden nicht da und es geht rund..

zunächst zu:
>Allerdings bin ich auch veraergert. Deine Gegenfrage "Was soll
>ich belegen?" kam schon arrogant rueber. Mit einer grob
>unvollstaendigen, trivialen Formel die Teilnehmer als bloed
>hinstellen ist nicht die feine englische Art."

Es tut mir leid, wenn es so rüberkam. Mich störte einfach diese ein Wort 
Antwort obwohl ich meiner Meinung nach ja den Punkt bereits gemacht 
hatte. Darum diese extrem Verkürzung.


>> Mir ging es um die Gegendarstellung von sehr wenig Verstärkung
>> vorne und dann möglichst alles in die zweite Stufe.
>
>Das hat Thor aber nicht geschrieben.
>
>Er schrieb: "Der erste mit wenig Verstaerkung aber rauscharm, der
>zweite mit hoher Verstaerkung.""

Für mich steht da immer noch: erste Stufe wenig Verstärkung und zweite 
Stufe hohe Verstärkung. Und wie Du ja bereits einige Posts später 
eingeräumt hast ist das auch nicht die reine Lehre, wenn es nur um das 
Rauschen geht.

Ich habe auch nie behauptet, dass vorne viel Verstärkung und hinten 
wenig für jede Schaltung und Anwendung das Richtige wäre. In den Fällen, 
die hier so auftauchen würde ich trotzdem dabei bleiben, dass es oft der 
Fall ist. Das mag in der HF Technik ja alles anders aussehen, aber wenn 
man hier kleine Sensorsignale verstärken möchte würde ich so vorgehen, 
dass mir zum einen meine gewünschte Präzision erhalten bleibt und die 
gewünschte Bandbreite.

Am Ende ist es doch mal wieder einfach ein "kommt drauf an". Hier nun 
aber Deinen Ansatz als den Allgemeingültigeren darzustellen, da gehe ich 
nicht mit.

von HildeK (Gast)


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@Possetitjel: Danke für die Erklärung.
Wie du richtig sagst: "Kommt aber auf den Anwendungsfall an."
Und wir sind hier bei vielen Anwendungsfällen vorbeigekommen ...

von Possetitjel (Gast)


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HildeK schrieb:

> In dem Bereich bin ich eher nicht unterwegs, sondern war
> z.B. bei OPAs im Audiobereich -> Mikrofonsignale, MM- oder
> MC-Verstärker etc.

Es stimmt, dass ich beim Schreiben primaer HF-Vorverstaerker
im Sinn hatte.

Meine Bemerkungen sind aber nicht auf HF beschraenkt, sondern
allgemeingueltig. Deine Beispiele oben sind doch der beste
Beleg dafuer:

Wenn die These richtig waere, dass die erste, rauscharme Stufe
so hoch wie nur irgend moeglich verstaerken soll - warum besteht
dann eine typische NF-Signalkette nicht aus einem einzelnen
ultrahoch verstaerkenden Vorverstaerker und einem Spannungsfolger
fuer die 4-Ohm-Lautsprecher?

von Ralph B. (rberres)


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Possetitjel schrieb:
> warum besteht
> dann eine typische NF-Signalkette nicht aus einem einzelnen
> ultrahoch verstaerkenden Vorverstaerker und einem Spannungsfolger
> fuer die 4-Ohm-Lautsprecher?

Naja hat auch ein bisschen mit Standards in der Studiotechnik zu tun.

In der Studiotechnik gibt es NF Schnittstellen zwischen den NF Geräten.

Dessen Pegel liegt in der Regel bei +6dbm bezogen auf 600 Ohm also 
1,55Veff

In der Konsumtechnik hat man sich irgendwann mal auf -10dbm geeinigt.

Ein Plattenspielervorverstärker wird man so auslegen das sie im etwa als 
Ausgangsspannung ( bei 8cm/sek Schnelle der Abtastnadel ) eben diesen 
Pegel bringt. Er muss dabei ja noch Frequenzgang entsprechend der 
Schneidkennlinie entzerren. Das ist dann der Pegel des 
Eingangwahlschalters.

Es folgen dann Klangsteller  und Lautstärkesteller. Erst danach wird 
dann auf den maximalen Ausgangspegel der Endstufe verstärkt, wobei die 
eigentliche Endstufe in der Regel reine Impedanzwandler sind.

Es macht durchaus Sinn in NF Verstärker eine Schnittstelle festzulegen , 
welche vom Pegel als auch den Impedanzen zu anderen Geräte wie 
Tonaufzeichnungsgeräte Empfangsgeräte usw im etwa anzugleichen.

Da sind Pegel von 20Veff eher kontraproduktiv.

Ralph Berres

von HildeK (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> warum besteht
> dann eine typische NF-Signalkette nicht aus einem einzelnen
> ultrahoch verstaerkenden Vorverstaerker und einem Spannungsfolger
> fuer die 4-Ohm-Lautsprecher?

Von 'ultrahoch' war nicht die Rede. Soviel, das in der weiteren Stufe 
dessen Rauschen (auch mit billigerem OPA) keine Rolle mehr spielt. Und 
das heißt nicht automatisch vorne 'ultrahoch' und auch nicht 'wenig 
Verstärkung'.

Außerdem gibt es noch andere Randbedingung, z.B. muss man die 
Verstärkung auch deshalb aufteilen, weil das GBW sonst zuschlägt. Und 
OPAs mit 100MHz GBW sind dann wieder nicht rauscharm. Bei den vom TO 
gewünschten 1000 kommt man mit einem 10MHz-OPA gerade mal noch auf 
10kHz.
Also, immer schön das Design nach den Gegebenheiten und Randbedingungen 
abklopfen und danach entscheiden.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Possetitjel schrieb:
> Wenn die These richtig waere, dass die erste, rauscharme Stufe
> so hoch wie nur irgend moeglich verstaerken soll - warum besteht
> dann eine typische NF-Signalkette nicht aus einem einzelnen
> ultrahoch verstaerkenden Vorverstaerker und einem Spannungsfolger
> fuer die 4-Ohm-Lautsprecher?

Langsam wird es echt albern. Soviel auch zur selektiven Wahrnehmung.

Was definierst Du denn als so hoch wie irgend möglich? Das kann man ja 
weit fassen und es läuft dann natürlich immer auf etwas unsinniges 
hinaus.

Noch einmal mein Punkt: "erst wenig, dann viel" wollte ich so nicht 
stehen lassen und das sehe ich auch noch so. Und ich bleibe auch dabei, 
dass die erste Stufe so viel verstärken sollte wie sinnvoll ist und 
nicht weniger. Nicht mehr sinnvoll wird es dann, wenn man durch mehr 
Verstärkung Nachteile für die Gesamtschaltung erhält.

von Possetitjel (Gast)


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HildeK schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> warum besteht
>> dann eine typische NF-Signalkette nicht aus einem einzelnen
>> ultrahoch verstaerkenden Vorverstaerker und einem Spannungsfolger
>> fuer die 4-Ohm-Lautsprecher?
>
> Von 'ultrahoch' war nicht die Rede.

Dann verstehe ich nicht mehr, worueber wir eigentlich streiten.

Philipp hat fast woertlich geschrieben: "Normalerweise versucht
man in der ersten Stufe so viel wie moeglich zu verstaerken".
[Hervorhebung von mir]

Exakt DIESER Aussage habe ich wiedersprochen - denn man versucht
ja nicht, so hoch WIE MOEGLICH zu verstaerken, sondern nur SO
hoch, dass das Rauschen der Folgestufen keine nennenswerte Rolle
mehr spielt, das ist ein erheblicher Unterschied. Das war auch
die (nicht ganz optimal formulierte) Kernaussage von Thor.

> Soviel, das in der weiteren Stufe dessen Rauschen (auch mit
> billigerem OPA) keine Rolle mehr spielt.

Richtig. Mein Reden seit dem Krieg.

> Und das heißt nicht automatisch vorne 'ultrahoch'

Ja.

> und auch nicht 'wenig Verstärkung'.

Stimmt.

Thors Formulierung war nicht gut. "Ausreichend hoch" muesste
man sagen.
Was "ausreichend" ist, haengt vom Rauschen der Folgestufen
ab. (Bei guter Auslegung kommt man mit relativ wenig
Vorverstaerkung aus; insofern hat Thor nicht ganz unrecht.)

> Außerdem gibt es noch andere Randbedingung, z.B. muss man
> die Verstärkung auch deshalb aufteilen, weil das GBW sonst
> zuschlägt.

Ja. Es gibt auch verrueckte Effekte, z.B. thermische Rueckkopplung
von der Endstufe des OPV auf die Eingangsstufe.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Possetitjel schrieb:
>> Von 'ultrahoch' war nicht die Rede.
>
> Dann verstehe ich nicht mehr, worueber wir eigentlich streiten.
>
> Philipp hat fast woertlich geschrieben: "Normalerweise versucht
> man in der ersten Stufe so viel wie moeglich zu verstaerken".
> [Hervorhebung von mir]

Ich verstehe es auch nicht worum wir hier streiten. Denn nach Deiner 
Interpretation von so viel wie möglich ist es ja immer quatsch. Dem 
würde ich auch nicht widersprechen.

Ich habe lediglich der Aussage widersprochen "erst wenig dann viel", 
weil ich sage "erst viel dann wenig" und ja das mag nicht immer 
zutreffen, aber doch in den meisten Fällen. Das dabei so viel wie 
möglich nicht heißt: Alles was der OP an Verstärkung kann hielt ich für 
klar.

von Arc N. (arc)


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Vielleicht hilft
https://leachlegacy.ece.gatech.edu/papers/MultiStage.pdf
etwas bei der Erklärung...
"It is shown that it can be a fallacy that the noise figure of a 
multistage amplifier is primarily determined by the noise figure of the 
first stage..." wo das etwas hergeleitet wird

von Possetitjel (Gast)


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Philipp C. schrieb:

> Ich verstehe es auch nicht worum wir hier streiten. Denn nach
> Deiner Interpretation von so viel wie möglich ist es ja immer
> quatsch. Dem würde ich auch nicht widersprechen.

Okay... ich habe die Formulierung woertlich genommen; das war
vielleicht nicht das, was Du ausdruecken wolltest. Mein Fehler.

> Ich habe lediglich der Aussage widersprochen "erst wenig dann
> viel", weil ich sage "erst viel dann wenig" und ja das mag
> nicht immer zutreffen, aber doch in den meisten Fällen.

Hmm.
Ich habe mir das jetzt nochmal ruhig ueberlegt und bleibe
dennoch bei meiner Meinung, Dir nicht zuzustimmen.

Wenn man NUR das Rauschen betrachtet, dann ist Deine Aussage
natuerlich richtig. In der Praxis gibt es aber wesentlich
mehr Gesichtspunkte als nur das Rauschen. Vieles wurde ja
schon genannt: Bandbreite, Slewrate, Offset, Drift, Verzerrungen,
Stabilitaet, Verlustleistung, Dynamik. Vieles beeinflusst sich
gegenseitig, und welche Konfiguration fuer den Verstaerker
optimal ist, haengt stark vom Anwendungsfall ab.

Generell finde ich es sinnvoll, mit moeglichst wenig Verstaerkung
auszukommen, aber auch diese Faustregel ist mit Verstand anzuwenden.

Ich will aber meine Meinung niemandem aufdraengen; wer es anders
macht und damit zum Ziel kommt, macht es auch nicht schlechter.

> Das dabei so viel wie möglich nicht heißt: Alles was der OP
> an Verstärkung kann hielt ich für klar.

Ja, ist angekommen; da habe ich Dich missverstanden.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Ich muss leider auch zugeben, dass man es durchaus so interpretieren 
konnte.

Am Ende ist es aber eh wie überall in der Elektronik und man muss es an 
die jeweilige Aufgabe anpassen.
Mein Blick kommt eher von niederfrequenten und sehr kleinen Signalen. 
Darum ggf. tatsächlich einfach ein eingeschränkter Blick ;)

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