Forum: Offtopic neue Geräte = überzüchtete Technik


von Np R. (samweis)


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Hallo zusammen,

in einem anderen Thread begann gerade eine Diskussion, die vielleicht 
besser hier aufgehoben ist.
Da ich kein Moderator bin, kann ich sie nur auf diesem Weg hierher 
"verschieben".

*****Zitat*********
Gerhard O. schrieb:
Dein Problem ist leider ein Resultat von missgeleitenden Ambitionen
seitens der Industrie Produkte nur noch mit überzüchteter Technik
entwickeln, herstellen und vermarkten zu können.

Kühlschränke der "vorelektronischen" Generation arbeiteten in der Regel
für Jahrzehnte. Höchstens einmal musste vielleicht der Thermostat
ausgewechselt werden.

Bevor Ihr nun denkt, Gerhard läßt sich in altgewohnter Weise an
Elektronik aus, möchte ich nur damit entgegentreten, daß ich nicht
einmal viel gegen Elektronik Steuerung habe, solange die folgenden
Randbedingungen seitens der Hersteller und Reparaturbrancheerfüllt
werden:

Der Kunde hat ein Recht darauf ein ausführliches Reparaturhandbuch
kaufen zu können.  Dieses Reparatur Handbuch MUß ein genaues Schaltbild
der Steuerelektronik enthalten sowie ausführliche Beschreibung der
genauen Funktionsabläufe, Meßwerte der Schnittstellen und Sensoren so
dass eine fachgerechte Diagnose des Problems technisch in kurzer Zeit
möglich ist.

Ersatzteile MÜSSEN für einen FAIREN Preis im Handel auch für nicht
Fachleute zur Verfügung stehen. Auch der Programmierte uC muß erhältlich
sein.

Nach Ablauf des Produktionsmodell müssen die HEX Dateien in einem
öffentlich zugängliche Repositorium für die Allgemeinheit zugänglich
gemacht werden (Das gilt für sämtliche Konsumerprodukte mit
Computersteuerung) so daß Reparatur auf lange Zeit möglich ist.

Nun, ich bin mir voll bewußt, daß diese Bedingungen sich eher utopisch
anhören und offiziell nie Tatsache werden. Trotzdem gebe ich mit dem
Obigen mein Mißfallen an modernen, überzüchteten Haushaltsgeräte und
anderer Konsumerelektronik kund. Deshalb wähle ich solange es noch
möglich ist Geräte mit konventioneller Steuerung.

Daß ich recht habe, beweisen die unzähligen Reparatur Beiträge hier im
Forum und im Internet. Meine bis jetzt noch konventionell ausgestatteten
Haushalts Geräte wie Waschmaschine, Kühlschrank funktionieren schon seit
sehr langer Zeit ohne die geringsten Ausfälle. Meine letzte
Waschmaschine lief 30 jahre mit nur drei einfachen Reparaturen. Der
Kühlschrank und Gefriertruhe laufen auch schon seit jahrzehnte.

Es wäre mal wirklich interessant ehrliche Statistiken von
Konsumerhaushaltsgeräten zu bekommen. Man hat manchmal den Eindruck,
moderne CAD Tools werden lediglich zur genauen Überlebenszeit bis nach
der Garantiezeit gezüchtet. (Ein HP Calculator vor Jahren fiel eine
Woche nach Ablauf der Garantiezeit aus)

Jedenfalls bin ich von unseren modernen Produkten nur noch wenig
beeindruckt. Man bekommt scheinbar nur noch sehr selten verläßiges Gerät
und dann ist es wahrscheinlich Glücksache. Wie heißt es wer billig
kauft, kauft oft.

Man wundert sich wie es mit Iot weitergehen wird. Naja. Dann haben die
Hersteller noch die Möglichkeit Firmware Obsoleszenz zu betreiben.

Au Reviour,
A grumpy Old Man

P.S. Trotzdem schönes Wochenende noch an alle!
****Zitat Ende****

von Martin G. (Firma: http://www.gyurma.de) (martin_g)


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Ein Grund warum ich im Auto und in der Küche auf zu viel ...-tronic 
verzichte.
Meine Mikrowelle hab ich bewusst so gekauft, daß ich sie reparieren 
kann. Drehknopf Zeitschaltuhr. Mechanisch. Extrem einfach zu bedienen.
Ist nach 6 Jahren der Knopf abgebrochen, aber nach ca 1h Reparatur 
wieder voll funktionsfähig.

von Np R. (samweis)


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Hallo Gerhard,

prinzipiell fände ich mehr Offenheit bei neuen Produkten auch schön - 
besonders bei solchen, die nun wirklich keinen Innovationswert mehr 
haben.

Aber ich glaube, dass die Elektronik (allein) nicht unbedingt das 
Problem ist. Der Küchenmixer, den ich von meiner Oma geerbt habe, tut's 
noch tadellos. An einer modernen Küchenmaschine bricht das Plastik an 
der Achse. Die Achse ist zu dünn, so dass sie bei schweren Teigen etwas 
schwingt. Die Führung ist aus Kunststoff und macht das nur begrenzte 
Zeit mit. Bei älteren Modellen desselben Herstellers war sie aus Metall.
Also im Prinzip dasselbe Qualitäts-Problem - ganz ohne Elektronik. Und 
auch durch Offenheit nicht zu beheben.


Ich denke, dass man das auch ohne "missgeleitente Ambitionen" der 
Industrie, "böse" Firmen, geplante Obsoleszenz oder 
"Raubtier-Kapitalismus" erklären kann:

Um 1600 entfielen etwa 2/3 der Gesamt-Wirtschaftsleistung der Welt auf 
China und Indien. Das macht Sinn. Es entsprach der 
Bevölkerungsverteilung.
Danach erhielt Europa (bzw. was heute die "westliche Welt" ist) einen 
gewaltigen Vorteil durch die industrielle Revolution.
Der Technologie-Vorsprung führte zu einem riesigen Produktivitätszuwachs 
(dazu militärischer Macht und Ausbeitung durch Kolonialismus).
Diese Wissens- und Technologie-Verteilung hat sich inzwischen wieder 
fast ausgeglichen.
Das Pendel schwingt zurück.

Schwellenländer können erheblich günstiger produzieren (aber nicht viel 
schlechter) und setzen die erste Welt unter Druck. Dadurch gewinnt der 
Arbeiter in den Schwellenländern an Einkommen und kann sich auch endlich 
leisten, was für uns selbstverständlich ist. Vielleicht mit geringerem 
Anspruch. Für diesen großen Markt wird produziert. Auch das senkt die 
Qualität.
Im Endeffekt findet eine globale Umverteilung statt:
Menschen in den Schwellenländern gewinnen dazu, für uns dagegen werden 
die Dinge zwar billiger aber oft schlechter.

Unter ethischen Gesichtspunkten ist das ja nicht einmal schlecht. Nur 
dass wir (dieses Mal) auf der "Verliererseite" sind (wobei wir absolut 
betrachtet nicht wirklich verlieren).

Eine Lösung, dieses Rückschwingen des Pendels zu verhindern, kenne ich 
nicht. Wir (Europäer) müssen sogar ziemlich aufpassen, dass es nicht 
kräftig zur Gegenseite durchschwingt.
Ohne das nötige "Eigengewicht" sehen wir da alt aus. Deutschland mit 
seinen schlappen 80Mio. Einwohnern hat dieses Gewicht nicht.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Vielen Dank für die Innovative bzgl. Meines Beitrags.

Deine Ausführungen finde ich sehr interessant und hat bestimmt sehr viel 
Grundlage.

Umwelttechnisch gesehen haben wir auf lange Zeit keine andere wirkliche 
Wahl um umweltbewußter zu agieren. Wenn so viele Menschen in der Welt 
einen Anspruch auf einen höheren Lebenssttandard haben sollen, dann 
müssen wir alle darauf bin zu arbeiten um eine neue Generation von 
wirklich wartbaren Gütern ins Leben zu rufen.

Je nach Güter Klasse müssen solche Geräte dann in einem vernünftigen 
Zeitraum wartbar sein ind Ersatzteilemäßig von den Herstellern versorgt 
werden. Obsoleszenz Planung kommt einem kriminales Vergehen gleich gegen 
das Allgemeingut des Planeten Erde.

Das willkürliche Verschwenden von wertvollen Resourcen darf sobald wie 
möglich nicht mehr unterstützt werden auch wenn es zur Zeit noch gegen 
die Ideologie des BWL Denkens stößt. Wenn wir das nicht schaffen sieht 
es langzeitmäßig ziemlich deprimierend aus. Ich sehe nicht ein warum die 
Menschheit immer an den Rand des Abgrunds geraten muß um zu überleben.

Ich bin der Ansicht, daß eine vernünftige Zukunft Technik Strategie 
allen zu Gute kommen würde. Millionen Menschen würden durch Reparatur 
Polizie eine dauerhafte berufliche Grundlage bekommen und wir könnten 
alle davon profitieren. Es ist Zeit überholtes Profitdenken aus dem 
letzte Jahrhundert zu entsorgen.

Auch sollten wir endlich mal aufhören unnötig überzüchtete Technik zu 
konstruieren und Produkte nach dem Minimal Prinzip zu konzipieren wonach 
ein Design erst dann perfekt ist, wenn nichts mehr weggenommen werden 
kann. (stammt von Exupery).

Die Anstrengungen unzähliger Ingenieure würden besser gewürdigt sein 
wenn wir endlich aufhören alles in die digitale Vernetzungsideologie zu 
stecken. Unnötige Datenanbindung ist vielfach unerwünscht und eine 
Verletzung guter Designprinzipien. Kein Mensch kann wirklich gute Gründe 
aufbringen warum seit kurzer Zeit alles Elektronische vernetzt sein muß 
und von der Cloud abhängig sein soll. Viele Geräte funktionieren auch in 
konventioneller Planung richtig. Dieses ganze Cloud Denken ist 
unangebracht und eine Konsequenz größerer Planung die auf uns den Hals 
runter geschoben werden soll. Wir brauchen das in der Mehrzahl der Fälle 
nicht. Es wird mal richtig Zeit die akademischen Pot Raucher in die 
Realität zurück zu bringen.

Unilaterale Innovation ist nicht immer sinnvoll. Noch schlimmer ist 
mißgeleitete Innovation der Gesellschaft ohne Zustimmung aufzudrängen. 
Die Autoindustrie ist ein Paradebeispiel mißgeleiteter Ambitionen.

von Timm T. (Gast)


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np r. schrieb:
> Kühlschränke der "vorelektronischen" Generation arbeiteten in der Regel
> für Jahrzehnte. Höchstens einmal musste vielleicht der Thermostat
> ausgewechselt werden.

Kühlschränke der vorelektronischen Gerneration
- hatten keine Abtauautomatik, sind also regelmäßig vereist, und Oma hat 
dann mit Küchenmesser und Fön die Rückwand bearbeitet
- haben die Temperatur mehr oder weniger gut eingehalten, was mit einem 
irgendwo meist falsch platziertem Röhrchenthermometer kontrolliert wurde
- haben immer mit maximaler Leistung gekühlt, egal wie hoch die 
Temperaturdifferenz zum Sollwert war
- haben sich bei Stromausfall oder offengelassener Tür nicht bemerkbar 
gemacht

Kann man machen, muss man aber nicht.

Der Witz, warum es noch einige funktionierende Kühlschränke aus Omas 
Zeiten gibt ist, dass alle inzwischen nicht mehr funktionierenden 
entsorgt und durch Neue ersetzt wurden.

von Bernd K. (prof7bit)


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np r. schrieb:
> Der Kunde hat ein Recht darauf ein ausführliches Reparaturhandbuch
> kaufen zu können.

Woraus leitet sich dieses Recht ab? Ist das ein angeborenes, 
unveräußerliches Grundrecht ähnlich den Menschenrechten oder hast Du 
gerade ein neues Recht postuliert welches Du nun gedenkst einzufordern, 
notfalls mit dem Blut der unterdrückten Heimwerker dieser Welt?

von Joe F. (easylife)


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np r. schrieb:
> Jedenfalls bin ich von unseren modernen Produkten nur noch wenig
> beeindruckt. Man bekommt scheinbar nur noch sehr selten verläßiges Gerät
> und dann ist es wahrscheinlich Glücksache. Wie heißt es wer billig
> kauft, kauft oft.

Da hast du die Erklärung.
Der Kunde wünscht billige Produkte. Wenn du sie nicht lieferst, liefert 
sie jemand anders.
Billig heisst aber auch, du machst als Hersteller relativ wenig Gewinn. 
Also, musst du günstig produzieren und die Stückzahl hochfahren. Lange 
Lebenszeit des Produktes oder leichte Reparierbarkeit ist da 
kontraproduktiv.

Traurig, aber so funktioniert die moderne Wirtschaftswelt.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Timm T. schrieb:
> np r. schrieb:
>> Kühlschränke der "vorelektronischen" Generation arbeiteten in der Regel
>> für Jahrzehnte. Höchstens einmal musste vielleicht der Thermostat
>> ausgewechselt werden.
>
> Kühlschränke der vorelektronischen Gerneration
> - hatten keine Abtauautomatik, sind also regelmäßig vereist, und Oma hat
> dann mit Küchenmesser und Fön die Rückwand bearbeitet
> - haben die Temperatur mehr oder weniger gut eingehalten, was mit einem
> irgendwo meist falsch platziertem Röhrchenthermometer kontrolliert wurde
> - haben immer mit maximaler Leistung gekühlt, egal wie hoch die
> Temperaturdifferenz zum Sollwert war
> - haben sich bei Stromausfall oder offengelassener Tür nicht bemerkbar
> gemacht
>
> Kann man machen, muss man aber nicht.
>
> Der Witz, warum es noch einige funktionierende Kühlschränke aus Omas
> Zeiten gibt ist, dass alle inzwischen nicht mehr funktionierenden
> entsorgt und durch Neue ersetzt wurden.

Ich habe einen 10-15 Jahre alten Kühlschrank in Betrieb der ohne 
Elektronik eine gut, zuverläßige Abtauautomatik eingebaut hat. Auch der 
Stromverbrauch ist vergleichbar mit modernen Geräten der 
augenblicklichen Generation. Also sind hier auch keine Blumentöpfe zu 
gewinnen.

Das Argument ist nicht unbedingt stichhaltig, daß alles 
Nicht-Elektronisches aus Omas Zeiten stammen muß. Man wußte eben wie man 
Geräte mit akzeptabler Lebensdauer konstruieren muß.

Ein Bekannter von mir kaufte sich vor einem Jahr eine moderne 
Waschmaschine mit Auto Auswuchtung, BLDC Motor und allen möglichen 
Schnick-Schnack. Ein Jahr später gab es schon Probleme. Sie hatten nur 
Glück weil die Garantie gerade noch nicht abgelaufen war. Spricht nicht 
für moderne Produkte. Man kann durchaus von einer modernen Waschmaschine 
erwarten, daß sie bei normalen Gebrauch 10 Jahren ohne nennenswerte 
Problem störungsfrei funktioniert. Sind wir schon so deppert, daß wir 
ein Jahr Lebensdauer als akzeptabel empfinden?

Tut mir leid so hart zu sein. Aber der Kaiser steht hier wirklich 
splitternackt ohne Kleider herum. Macht doch Eure Augen auf.

Wenn Firmen nun behaupten der Kunde will nur billige Geräte, glaube ich 
das nicht. Die meisten Kunden erwarten Haushaltsgeräte mit 
traditioneller Störungsfreiheit für einen akzeptablen Preis. Unnötiger 
Schnick-Schnick lenkt nur ab.

Wenn Haushaltsgeräte ein kurze Lebensdauer haben ist es ein 
Armutszeugnis der verantwortlichen Industrie die nicht imstande willen 
ist, vergleichbare Lebensdauerzeiten zur Verfügung zu stellen. Tut mir 
leid, aber man kann es nicht anders sehen. Zu knapp dimensionierte 
Bauteile sind nur zu oft in Geräten neuerer Generation zu finden. Die 
Anfragen hier im Forum beweisen wie schlecht es um die Zuverläßigkeit 
tatsächlich bestellt ist. Es hilft nicht mit Scheuklappen in der Welt 
herum zu irren. Die Statistiken sprechen nur eine zu deutliche Sprache.

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Gerhard O. schrieb:
> Umwelttechnisch gesehen haben wir auf lange Zeit keine andere wirkliche
> Wahl um umweltbewußter zu agieren. Wenn so viele Menschen in der Welt
> einen Anspruch auf einen höheren Lebenssttandard haben sollen, dann
> müssen wir alle darauf bin zu arbeiten um eine neue Generation von
> wirklich wartbaren Gütern ins Leben zu rufen.

Genau!


Gerhard O. schrieb:
> Man wußte eben wie man
> Geräte mit akzeptabler Lebensdauer konstruieren muß.

Beispiel meine Waschmaschine Eudora Sparmeister, 30+ und tut, wofür
sie gebaut wurde...


Gerhard O. schrieb:
> Sind wir schon so deppert, daß wir ein Jahr
> Lebensdauer als akzeptabel empfinden?
>
> Tut mir leid so hart zu sein. Aber der Kaiser steht hier wirklich
> splitternackt ohne Kleider herum. Macht doch Eure Augen auf.

Leider hat der Konsumwahn bei vielen Menschen zugeschlagen, wobei
nur das "Neueste" gekauft und verwendet wird, um dann teilweise
festzustellen, dass es eine "Verschlimmbesserung" gab...

von Timm T. (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Das Argument ist nicht unbedingt stichhaltig, daß alles
> Nicht-Elektronisches aus Omas Zeiten stammen muß. Man wußte eben wie man
> Geräte mit akzeptabler Lebensdauer konstruieren muß.

Achja? Wie oft war der Reparaturservice am Kühlschrank meiner Oma 
zugange, häufigste Ausfallursachen der elektromechanische Thermostat, ab 
und zu der Motor.

Oder die Waschmaschine, regelmäßig war ein neuer Zeitschalter fällig, 
weisst schon, dieses elektromechanische Uhrwerk mit den Schaltscheiben.

Das lag nicht an der so tollen Lebensdauer, das lag daran, dass ein 
Kühlschrank oder eine Waschmaschine damals so teuer im Vergleich zum 
Monatseinkommen war, dass man die zwangsweise reparieren lassen musste.

Klar kann man heute auch noch reparieren lassen, und ich kenne durchaus 
jemanden, der aus zwei defekten Flachbildfernsehern einen 
funktionierenden machen kann, was mich letztens reichlich beeindruckte.

Ehrlich gesagt muss man aber zugeben, dass sich das nicht wirklich 
lohnt. Ich hatte vor einiger Zeit eine Stereoanlage auf dem Tisch: 
Endstufe defekt. Das Ding aufbekommen, das defekte Teil erkenne, das 
Datenblatt im Internet suchen, das Teil bestellen, einbauen, noch ein 
paar Elkos tauschen, Inbetriebnahme und Überprüfung - da waren locker 4 
Stunden weg. Jetzt rechne das mal zusammen mit 50 Eur Stundenlohn einer 
Reparaturwerkstatt.

Ich hab dafür ne selbstgemachte Wurst und 2 Gläser Leberwurst bekommen, 
ist ok. Aber als Firma kann man nicht nur von Leberwurst leben.

Was willst Du also mit detaillierten Reparaturplänen und 
Ersatzteilgarantie, wenn Du Dir für die Reparatur ein neues Gerät kaufen 
kannst? Für die paar Bastler, die das dann selbst reparieren wollen?

Dann müssten Geräte halt wieder so teuer werden, dass sich die Reparatur 
lohnt. Mein Opa hat damals für den Farbfernseher so viel bezahlt wie ein 
halbes Jahresgehalt meines Vaters. Wäre das eine Alternative?

von Timm T. (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Ich habe einen 10-15 Jahre alten Kühlschrank in Betrieb der ohne
> Elektronik eine gut, zuverläßige Abtauautomatik eingebaut hat.

Sag ich doch: Während der Kühlschrank bei Dir noch funktioniert, sind 
tausende seiner Baureihe inzwischen auf dem Schrott gelandet. Ein 
Einzelfall ist kein Indiz für allgemein lange Lebensdauer.

Centennial Light (https://de.wikipedia.org/wiki/Centennial_Light), ja 
toll dass eine ineffizient mit Unterspannung betriebene Heizwendel so 
lange durchhält. Nur wie viele Glühlampen aus dieser Zeit sind noch 
funktionsfähig und was sagt das allgemein über die Lebensdauer von 
Glühlampen aus?

von c. m. (Gast)


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ich hab einen kühlschrank ohne abtauautomatik.
wenn das eisfach vereist ist, nehme ich eine plastikbox, packe alles aus 
dem kühlschrank rein, obendrauf alles aus dem eisfach, trenne den 
kühlschrank vom strom und lasse ihn soweit abtauen das ich die 
"eis"platten lösen kann.
kein problem.
die aktion verbinde ich mit "kühlschrank vorziehen", und den 
angesammelten dreck darunter weg machen (eine fette staubmatte), und 
hinten die kühlschlange entstauben.

ich brauche keine elektronik am kühlschrank bis auf den regelkreis fürs 
kühlen auf soll-temperatur.

meiner meinung nach ist "überzüchtete technik" an anderer begriff für um 
sich greifende featuritis - um beim kühlschrank zu bleiben: 
internetanschluss und RFID-bestückte verpackungen zum beispiel.
ein kühlschrank soll kühlen, das ist seine primäre, ich möchte fast 
sagen einzige aufgabe.
jetzt wirds natürlich für produzenten langweilig, und sie überlegen "wie 
könnte ich mein produkt noch attraktiver machen"…
weniger energieverbrauch und bessere isolation? check.
schönere äußere erscheinung? check.
und jetzt wirds schon eng, oder?
"welche innovation können wir nun dran klatschen?????" INTERNET!!!!!

das gleiche sehen wir doch bei software auch. PDF war einmal zum 
plattformunabhängig gleich darstellen von dokumenten gedacht, und was 
haben wir jetzt? forms, adobe-javascript, http-requests, eingebettete 
multimedia- und binärdateien.
das alles natürlich mit den bei der erweiterten codebasis 
unausweichlichen sicherheitslücken.

und diese sicherheitslücken (im erweiterten sinn) kneifen uns beim 
"smarten" kühlschrank genau so in den arsch wie bei den PDF's.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Timm T. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Das Argument ist nicht unbedingt stichhaltig, daß alles
>> Nicht-Elektronisches aus Omas Zeiten stammen muß. Man wußte eben wie man
>> Geräte mit akzeptabler Lebensdauer konstruieren muß.
>
> Achja? Wie oft war der Reparaturservice am Kühlschrank meiner Oma
> zugange, häufigste Ausfallursachen der elektromechanische Thermostat, ab
> und zu der Motor.
Habe ich bis jetzt bei mir noch nicht erlebt. Aber, ein e.m. Thermostat 
kostet meist nur einen Bruchteil der uC Steuerplatine. Elektronische 
Austauschbaugruppen sind im Vergleich meist hoffnungslos überteuert. 
Gewisse Steueraufgaben lassen sich auch heute noch ohne uC erledigen.

Solange Elektronik vernünftig dokumentiert ist, habe ich auch nichts 
dagegen. Mich stört nur die so oft fehlende Servicedokumentation und 
Raubpolitik der Ersatzbaugruppen.
>
> Oder die Waschmaschine, regelmäßig war ein neuer Zeitschalter fällig,
> weisst schon, dieses elektromechanische Uhrwerk mit den Schaltscheiben.
Bei meiner WM die ich 30 Jahre in Betrieb hatte ging lediglich ein 
Magnetventil, ein Keil Riemen und nach 20 Jahren der 
Zeitprogrammschalter kaputt.
>
> Das lag nicht an der so tollen Lebensdauer, das lag daran, dass ein
> Kühlschrank oder eine Waschmaschine damals so teuer im Vergleich zum
> Monatseinkommen war, dass man die zwangsweise reparieren lassen musste.
Die sind heute für viele Leute auch noch relativ teuer. Sicher nicht so 
schlimm wie damals. Trotzdem lohnt sich auch heute noch Reparatur bei 
den älteren Geräten.
>
> Klar kann man heute auch noch reparieren lassen, und ich kenne durchaus
> jemanden, der aus zwei defekten Flachbildfernsehern einen
> funktionierenden machen kann, was mich letztens reichlich beeindruckte.
>
> Ehrlich gesagt muss man aber zugeben, dass sich das nicht wirklich
> lohnt. Ich hatte vor einiger Zeit eine Stereoanlage auf dem Tisch:
> Endstufe defekt. Das Ding aufbekommen, das defekte Teil erkenne, das
> Datenblatt im Internet suchen, das Teil bestellen, einbauen, noch ein
> paar Elkos tauschen, Inbetriebnahme und Überprüfung - da waren locker 4
> Stunden weg. Jetzt rechne das mal zusammen mit 50 Eur Stundenlohn einer
> Reparaturwerkstatt.
>
> Ich hab dafür ne selbstgemachte Wurst und 2 Gläser Leberwurst bekommen,
> ist ok. Aber als Firma kann man nicht nur von Leberwurst leben.
Das verstehe ich natürlich.
>
> Was willst Du also mit detaillierten Reparaturplänen und
> Ersatzteilgarantie, wenn Du Dir für die Reparatur ein neues Gerät kaufen
> kannst? Für die paar Bastler, die das dann selbst reparieren wollen?
Reparatur ist einfach prinzipiell eine gute Sache. Die unnötige 
Manufaktur von Gütern ist einfach schlechte Langzeitpolitik. Jedes Gut 
welches repariert werden kann, spart Rohmaterialien und viel Energie und 
erleichtet den Umweltschutz. Obendrein, schafft Reparaturdenken 
Arbeitsplätze für viele Menschen. Es gehört halt der Wille dazu und der 
Weg findet sich dann aleine. In einer Welt mit immer Menschen haben wir 
eigentlich langsichtig gesehen sowieso keine andere Wahl. Warum nicht 
jetzt schon damit anfangen?
>
> Dann müssten Geräte halt wieder so teuer werden, dass sich die Reparatur
> lohnt. Mein Opa hat damals für den Farbfernseher so viel bezahlt wie ein
> halbes Jahresgehalt meines Vaters. Wäre das eine Alternative?
Ich gebe Dir recht. Aber es muß nicht so sein. Ein 1000Euro 
flachfernseher ist zum Teil durch Austauschbarkeit der Hauptbaugruppen 
immer noch ökonomisch wartbar solange die Kosten der Ersatzbaugrupen 
nicht künstlich überhöht sind. Wo ein Wille, da ein Weg.

Der augenblickliche Raubkapitalismus hat eben dazu noch nicht den Willen 
oder Verständnis.

Abgesehen davon könnte man auch fragen ob wir heutzutage zum 
Funktionieren und glücklich sein wirklich so viele Import 
Trivialprodukte so notwendig brauchen? Heutzutage sind wir überschwemmt 
mit ziemlich nutzlosen und kurzlebigen in großen Warenhäusern Geschäften 
verkauften Massenprodukten um wie eine Droge Kunden zum Kauf zu tätigen. 
Kompetente Kundenberatung ist nur noch ein Überbleibsel aus vergangenen 
Tagen in kleinen privat geführten Geschäften. Eine aussterbende 
Tradition.

Man sollte sich auf wesentliche Produkte begrenzen und dafür mehr 
Gehirnschmalz reinstecken wie man es in jeder wichtigen Hinsicht besser 
machen könnte ohne der Featuritis zu verfallen.

: Bearbeitet durch User
von Michael H. (dowjones)


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np r. schrieb:
> - Der Kunde hat ein Recht darauf ein ausführliches Reparaturhandbuch
> kaufen zu können.
> - Ersatzteile MÜSSEN für einen FAIREN Preis im Handel auch für nicht
> Fachleute zur Verfügung stehen.
> - Nach Ablauf des Produktionsmodell müssen die HEX Dateien in einem
> öffentlich zugängliche Repositorium für die Allgemeinheit zugänglich
> gemacht werden

Ich denke ich weiss was Du meinst, und ich teile diese Einstellung auch, 
aber ganz ehrlich - solche Vorstellungen gehen glaube ich ziemlich an 
der Realität vorbei. Wenn ein heutiges Haushaltsgerät "kaputt" ist 
helfen einem Schaltplan und Ersatzteile auch nur bedingt weiter. Es wird 
wohl nicht viele Hobbyisten geben die das Wissen und Equipment haben um 
"Haushaltsgeräte" wie ein IPhone/Smart-TV/Spielekonsole zu reparieren. 
Und gerade solche Geräte sind es doch wohl die häufig erneuert werden 
(zumindest kenne ich selbst niemanden der sich alle zwei Jahre den 
neusten Kühlschrank/Backofen/Staubsauger kauft, die Dinger halten 
durchaus etwas länger durch). Auf der anderen Seite mag eine 
Göbbelschnautze zwar auch heute noch funktionieren und auch leicht 
reparierbar sein aber sowas will heute doch niemand mehr haben.
Und was ein "fairer" Preis für Ersatzteile sein mag, das liegt wohl auch 
im Auge des Betrachters. Bei meiner Spülmaschine sind z.B. die beiden 
Drahtkörbe schon "arg strapaziert", die würde ich gerne auswechseln. 
Deren Herstellungskosten mag bei 5 Euro liegen - aber wenn ich nun von 
meinem Händler verlange, das er Drahtkörbe für alle Spülmaschinen der 
letzten 20 Jahre lagert, dann muss ich zugestehen das ein Preis von 80 
Euro gar nicht mal so "unfair" ist. :/

Naja. Noch viel besser als eine leichte Reparierbarkeit fänd ich 
allerdings eine von Haus aus längere Haltbarkeit. Ich glaube ja das die 
Zeit von billigbillig ihren Höhepunkt bereits überschritten hat. In 
meinem Bekanntenkreis jedenfalls wünschen sich viele Leute wieder 
höherwertige Produkte. Leider wissen die wenigen(?) verbliebenen 
Hersteller von qualitativen Waren nicht mit ihren Pfründen zu wuchern. 
Warum auch immer. :(
Wer heute einen Küchen-Handmixer kaufen möchte schaut bei 
Real/Saturn/Mediamarkt ins Regal und findet dort Mixer für 20-60 Euro. 
Auf allen Pappschachteln steht leider die gleiche Standardsülze 
geschrieben. Da ist der Preis halt das einzige objektive 
Entscheidungskriterium das man hat, da macht es einfach rational Sinn 
das billigste Produkt zu kaufen. Wenn auf dem Mixer für 60 Euro mal 
Argument stünden wie z.B.
- das Getriebe ist aus Edelstahl
- wie zahlen allen AN Löhne ab ERA 8 aufwärts
- die verwendeten Kunststoffe wurden von Ökotest mit "gut" bewertet
- unsere Fabriken werden mit Windkraft betrieben
- 10 Jahre Garantie
- wir unterhalten eigene Kitas für die Kinder unserer Angestellen
- Ersatzquirle sind bis mindestens 2040 nachkaufbar
- bei der Produktion fallen keine giftigen Abfallstoffe an
- ...
Nun, sowas wären für mich mal Kriterien wegen denen ich den 60 Euro 
Mixer kaufen würde. Und ich glaube damit bin ich nicht alleine.
Immerhin haben manche Hersteller, die bewusst mit der Qualität ihrer 
Produkte zu werben wussten, die billigbillig-Ära überlebt (z.B. Miele 
oder Vorwerk), während die meisten anderen Hersteller untergegangen sind 
(Grundig, Braun, Blaupunkt, Schneider, Telefunken, Nordmende etc. pp.).

Aber jetzt bin ich glaube ich weit von Thema abgekommen...


> Es wäre mal wirklich interessant ehrliche Statistiken von
> Konsumerhaushaltsgeräten zu bekommen.
Ich habe gerade mal bei Destatis geschaut und dabei zwei Statistiken 
gefunden, jeweils von 1998 bis 2013:
a) "Ausstattung privater Haushalte mit elektrischen Haushalts- und 
sonstigen Geräten - Deutschland"
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/AusstattungGebrauchsguetern/Tabellen/Haushaltsgeraete_D.html
b) "Private Konsumausgaben (Lebenshaltungskosten) - Deutschland"
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/Konsumausgaben/Tabellen/PrivateKonsumausgaben_D.html
Aus den dort genannten Zahlen für "Ausgaben für Innenausstattung, 
Haushaltsgeräte und -gegenstände" vermag ich nun allerdings keine 
brauchbare Aussage zum Them ableiten.

Aber ist ja auch egal. Die westliche Welt wird die nächsten 30 Jahre 
seelig weiter komsummieren bis wir wieder Kolonien erobern müssen um 
unsere Gier nach Rohstoffen und billiger Arbeitskraft befriedigen zu 
können. In 30 weiteren Jahren haben wir den Planeten dann dermaßen 
verkorxt das wir Krieg um alles und jedes führen, das noch übrig ist. 
Und wie es danach weitergeht spielt gar keine Rolle, denn bis dahin sind 
wir eh längst alle unter der Erde. Also - was soll's uns denn kümmern? 
Machen wir weiter wie bisher; es geht uns doch gut dabei. :(

von Le X. (lex_91)


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Hallo TE, ich muss dir zustimmen.
Und das sag ich als jemand der neue Technik nicht generell verteufelt 
und Neuem durchaus eine Chance gibt.

Nur ein Satz ist m.M.n. falsch:
np r. schrieb:
> Wie heißt es wer billig
> kauft, kauft oft.

Kann ich nicht bestätigen.
Ich kauf nur noch billige Elektronik bzw. Eigenmarken weil das genauso 
lange hält.
Der Preis hat nur selten etwas mit den tatsächlichen Produktionskosten 
zu tun. Image und Werbung beeinflussen den Preis viel mehr.

von Ruediger A. (Firma: keine) (rac)


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Hallo,

2 Beobachtungen meinerseits:

1. Ich hatte mal einen DVD Player aus deutscher Produktion(!) so ein 
bisschen lieb gewonnen, und als irgendwann mehr und mehr DVDs beim 
Abspielen eingefroren sind, rief ich beim Hersteller an. Sehr kompetente 
Antwort "Das kann nur ein von zwei Problemursachen haben, da wird eine 
Baugruppe ausgetauscht. Reparaturpauschale 45 EUR + Versand."

Leider gab es mittlerweile mehrere Generationen von Spielern, die mehr 
features hatten, mehr Formate konnten, Zusatzanschlüsse hatten (USB 
vorne, HDMI hinten) - und für 69 EUR zu haben waren. Tja, damit ging 
dann mein liebgewordener Spieler den Gang zum Wertstoffhof, obwohl ich 
den Gedanken an Einmalelektronik nach wie vor nicht so toll finde...

2. Wer läßt sich auf das (finanzielle und technische) Abenteuer ein, ein 
Fairphone zu kaufen und damit eine gute und nachhaltige Technologie zu 
unterstützen? Wäre ich ein Smartphone Freak, würde ich das tun, obwohl 
man sich an Allen Fingern abzählen kann, dass die nächste Android 
Version mehr Speicher und Peripherie voraussetzt, also man dann recht 
schnell in einer Softwaresackgasse landet.

von Gustav K. (hauwech)


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Bernd K. schrieb:
> np r. schrieb:
>> Der Kunde hat ein Recht darauf ein ausführliches Reparaturhandbuch
>> kaufen zu können.
>
> Woraus leitet sich dieses Recht ab? Ist das ein angeborenes,
> unveräußerliches Grundrecht ähnlich den Menschenrechten oder hast Du
> gerade ein neues Recht postuliert welches Du nun gedenkst einzufordern,
> notfalls mit dem Blut der unterdrückten Heimwerker dieser Welt?

Früher (1965) waren bei einem TV-Möbelstück das Reparaturhandbuch und 
die Schaltungsunterlagen zwingend mit dabei, denn nur so war eine 
Reparatur zu Hause durch einen Radio- und Fernsehtechniker möglich. Es 
war also kein "angeborenes, unveräußerliches Grundrecht", sondern 
einfach mal Standard.

Man kann es natürlich gut finden und sich eine Rechtfertigung aus den 
Fingern saugen, wenn einem wichtige Unterlagen zu den gekauften Geräten 
vorenthalten werden. Damit man nach Ablauf der Garantie Freiwild ist und 
sich von Dummis das übliche Geplapper anhören kann: Zu alt, Reparatur 
lohnt nicht usw.

Als Folge kann man sich dann mit noch üblerem Neumüll eindecken.

von Bernd K. (prof7bit)


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Gustav K. schrieb:
> Zu alt, Reparatur
> lohnt nicht usw.
>
> Als Folge kann man sich dann mit noch üblerem Neumüll eindecken.

Darauf ist leider nun mal das gesamte Wirtschaftsystem aufgebaut in 
Zeiten des gesättigten Wegwerf-Konsumismus. Das wird nie wieder anders 
werden, es sei denn es tritt (a) eine weltweite Katastrophe ein die die 
Prioritäten und die Anforderungen wieder zurecht rückt oder (b) 
jegliches Geld wird ganz abgeschafft (StarTrek), somit auch der Konsum- 
und Wachstumszwang und man konzentriert sich wieder auf die Qualität 
anstatt auf die Quantität.

von Michael B. (laberkopp)


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Gustav K. schrieb:
> Früher (1965) waren bei einem TV-Möbelstück das Reparaturhandbuch und
> die Schaltungsunterlagen zwingend mit dabei

Natürlich, 1965 kostete so ein Fernseher auch so viel wie ein Auto und 
deutlich mehr als 1 Jahresgehalt: Da lohnte sich auch mehrfache 
Reparatur mit Anfahrt. Heute, bei unter 100 EUR lohnt nicht mal mehr die 
Anfahrt, und wegen BGA müsste man ganze Platinen wechseln (die immer 
noch billiger wären als 1 Transistor damals). Dank eBay bekommt der 
Bastler aber ganze Platinen oder Ausschlachtgeräte.


np r. schrieb:
> Ersatzteile MÜSSEN für einen FAIREN Preis im Handel auch für nicht
> Fachleute zur Verfügung stehen

Der Trend geht andersrum: Laien dürefen sowieso nicht reparieren, dazu 
gibt es Torx Security Schrauben, Fachfirmen dürfen auch nicht 
reparieren, dazu gibt es keine Ersatzteilversorgung. 
https://www.golem.de/news/ersatzteile-fuer-alle-apple-soll-gegen-recht-auf-reparatur-kaempfen-1702-126212.html 
Nur noch der Hersteller kann reparieren (oder einfach austauschen), 
anderen wird es erschwert und verboten. Warum reparieren wenn man auch 
verschrotten kann
https://www.youtube.com/watch?v=MOqktREVm5Q

Allerdings vergessen die Hersteller: Neukauf ist i.A. billiger, und der 
findet dann bei der Konkurrenz statt. Blöd nur, wenn man nach 5 Geräten 
die Monopolanbieter alle durch hat (z.B. Drucker).


np r. schrieb:
> Jedenfalls bin ich von unseren modernen Produkten nur noch wenig
> beeindruckt.

Na ja nun, du (und andere Kunden) wollen es immer billiger haben. Da ist 
kein Geld mehr da für Materialkosten. Ein normaler Haushalt hat immer 
weniger Rohstoffe im Haus. Such mal in einem normalen Haushalt nach 
einem massiven Eisen/Stahl/Messing Stück was grösser als 10 x 5 x 2,5cm 
ist. Du findest normalerweise nichts. Natürlich leidet unter der 
Materialeinsparung auch die Haltbarkeit und Korrosionsfestigkeit. Viele 
Billighaushalte haben nicht mal Holzstücke in der Grösse, sondern leben 
im verpressten Abfällen (Laminat, Spanplatten).


np r. schrieb:
> Es wäre mal wirklich interessant ehrliche Statistiken von
> Konsumerhaushaltsgeräten zu bekommen

Na ja, die 40 Jahre-Statistiken kannst du halt erst nach 40 Jahren 
bekommen. Ich erachte es als persönliche Beleidigung, wenn ein gekauftes 
Objekt vor meinem Leben kaputt geht.

Es ist auch bei Elektronik nicht unmöglich, Schaltungen zu bauen, die 50 
Jahre halten. Man muss halt auf gewisse Komponenten (Elkos, VDRs) 
verzichten und darf die Bauteile nicht bis an die maximum Grenzen 
belasten (auch z.B. was Spannung bei Widerständen angeht). Siehe Voyager 
1&2 (Pioneer 10 ging nach 31 Jahren kaputt). OK, das sind keine 
Consumergeräte.

von Martin S. (led_martin)


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Zum Thema Ersatzteilpreise:
Ich hatte mal, vor einigen Jahren, zwei DVD-Recorder. Nach intensivem 
Gebrauch war dann, mal wieder, ein DVD-Brenner defekt. Ein Gerät der 
1000€-Klasse wollte ich natürlich deshalb nicht wegwerfen. Nachdem 
Reperaturen im Werk oft sehr lange dauerten, habe ich gedacht, machst es 
selber. Ich hatte schon recherchiert, daß Standard-Brenner nicht 
verwendbar sind, da die Komponenten, per Spezialfirmware verdongelt sind 
(Übrigens auch die interne Festplatte). Also mit der deutschen 
Vertretung des Herstellers Kontakt aufgenommen, und, oh Wunder, ich als 
Aussenstehender kann einen Brenner als Ersatzteil erwerben, Kostenpunkt 
ca. 300€, natürlich zuzüglich Versand. Interessant ist, daß es sich bei 
dem Brenner, abgesehen von der modifizierten Firmware, um einen 0815 
LG-Brenner handelt, der, zur damaligen Zeit, in PC-Onlineshops für ca 
25€ gehandelt wurde, inklusive schöner Verkaufsverpackung, Anleitung, 
Befestigungsschrauben, und Anschlußkabeln. Lebensdauer und Qualität war 
dann auch entsprechend.

Bei dem DVB-C Festplattenreceiver, den ich momentan verwende, ist es 
sogar vorgesehen, daß man die Festplatte selber wechseln kann, es wird 
sogar in der Anleitung vernünftig beschrieben. Es lassen sich auch ganz 
gewöhnliche Festplatten aus dem PC-Shop verwenden, sie müssen halt 
gewisse, in der Anleitung genannte, Bedingungen erfüllen. Es geht als 
schon, wenn man will ...

Hier im Ort gab es ein Elektro und TV Fachgeschäft, mit angeschlossener 
Reperaturwerkstatt. Mit dem Inhaber habe ich mich öfters unterhalten. 
Diese Werkstatt musste er, noch lange vor dem Geschäft, schließen, nicht 
mangels Kunden, sondern weil die Hersteller vieler Geräte 
Serviceunterlagen, und Ersatzteile verweigerten. Da würde auch ich mir 
wünschen, daß dieser Mißstand, eventuell mit Druck seitens des 
Gesetzgebers, beseitigt wird. Auch Geräte, die nur mit Spezial-Werkzeug 
/ -Vorrichtung zu öffnen sind gehören, meiner Meinung nach, verboten.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von Timm T. (Gast)


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c. m. schrieb:
> wenn das eisfach vereist ist, nehme ich eine plastikbox, packe alles aus
> dem kühlschrank rein, obendrauf alles aus dem eisfach, trenne den
> kühlschrank vom strom und lasse ihn soweit abtauen

Tipp für Dich: Früher konnte man sich große Eiswürfel kaufen, die hat 
man dann in einen Schrank gestellt, ringsrum viel Stroh gepackt, und 
fertig war der stromlose Kühlschrank. Wär das was für Dich?

Gerhard O. schrieb:
> Habe ich bis jetzt bei mir noch nicht erlebt.

Was hast Du an: Weil bei Dir ein Kühlschrank 15 Jahre überlebt hat, 
heisst das nicht, dass alte Kühlschränke immer 15 Jahre überleben nicht 
verstanden.

Mein letzter Kühlschrank hat 3 Jahre überlebt. War ein "namhafter" 
Hersteller und nicht ganz billig. Problem war nicht die Elektronik, 
sondern ein undicht gewordener Verdampfer.

Der Hersteller war immerhin so kulant einzuräumen, dass das damals ein 
Fertigungsfehler in einer Serie war, und hat uns sehr günstig ein 
Nachfolgemodell angeboten. Mit dem Servicetechniker - ich war gerade 
ausser Landes, als das Ding kaputtging - zusammen hat das trotzdem über 
400 Eur gekostet. Sage mir, warum ich mir dafür nicht alle 5 Jahre einen 
Billigkühlschrank kaufen soll? - Ok, mach ich nicht, aber hallo, es gibt 
Leute für die sind 400 Eur alles was sie im Monat haben.

> Aber, ein e.m. Thermostat
> kostet meist nur einen Bruchteil der uC Steuerplatine.

Was hast Du an: Die Reparaturkosten sind so hoch nicht verstanden. Der 
Ersatz-IC, den ich für die Stereoanlage bestellt habe hat auch nur 4,50 
Eur gekostet. Aber die Reparatur hätte realistisch gerechnet 200 Eur 
gekostet. Plus Mehrwertsteuer.

Lass doch mal einen Servicetechniker für einen Kühlschrank anrollen. Mit 
70 Eur Anfahrt und 70 Eur Stundenlohn für den Anfang bist Du noch gut 
dabei. Da hat der aber gerade mal die Tür aufgemacht, reingekuckt und 
gesagt: Oh, oh, der ist kaputt.

Und Du weisst, jedes Oh kostet weitere 70 Eur.

von Marek W. (ma_wa)


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Jeder bekommt das, wofür er bezahlt. Wer nur wenig Geld für ein Gerät 
mit Featureitis ausgeben kann, bekommt halt kostenoptimierte Geräte mit 
Mindestlaufzeit. Kaufe ein einfaches Gerät, mit einfachen Bauteilen ohne 
sinnlose Features; insbesondere ohne irgendwelche Kram, der regelmäßige 
Updates erfordert. Solche Geräte gibt es, wenn eventuell auch nicht im 
Blöd Markt. Geh hierfür einmal zum Elektrofachhändler vor Ort. Der kann 
dir dann auch sagen, welche Ersatzteile er von den Geräten für welchen 
Zeitraum bekommen kann. Bei Markengeräten sind das häufig 5 Jahre und 
mehr. Und das schönste ist, diese Geräte sind entsprechend teuer, dass 
sich eine Reparatur später sicher einmal lohnen wird.

von Michael B. (laberkopp)


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Marek W. schrieb:
> Jeder bekommt das, wofür er bezahlt

Nö.

Schrott muss nicht billig sein.

Marek W. schrieb:
> Bei Markengeräten sind das häufig 5 Jahre und mehr.

Da lobe ich mir No-Names, die mit Normteilen aufgebaut sind, die man ein 
jahrhundert lang bekommt.

von Bernd K. (prof7bit)


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Michael B. schrieb:
> Da lobe ich mir No-Names, die mit Normteilen aufgebaut sind, die man ein
> jahrhundert lang bekommt.

"Normteile" werden abgeschafft. Wär ja noch schöner wenn jeder einfach 
jedes Gerät aus ganz normalen Teilen nachbauen könnte. Das darf nicht 
sein.

von Np R. (samweis)


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Hallo noch einmal,

in einigen Teilen finde ich die Diskussion hier ziemlich Moralin-sauer.
Ich selbst bin nach wie vor davon überzeugt, dass man sich die Welt auch 
ohne Verschwörungstheorien, geplante Obsoleszenz, die "böse" Industrie 
und gewinnsüchtige Menschen (das sind immer die Anderen) erklären kann. 
Aus einigem spricht m.E. auch ein merkwürdiges Menschenbild.

1. Ich bin zwar auch nicht besonders beendruckt von den Menschen, aber 
so schlecht sind sie nun auch wieder nicht.

Die meisten Menschen gehen für ihren Lebensunterhalt irgendeiner Art von 
Beschäftigung nach. Nun gibt es sicher einige , die dies mit Wut im 
Bauch tun, Ihren Chef/Arbeitgeber hassen und Ihren Kollegen versuchen 
einen reinzuwürgen, denn schließlich müssen sie sich ja als einzig Gute 
unter lauter Bösen behaupten.
OK, lassen wir die mal in ihrer Welt,wenn sie ihnen gefällt.
Die meisten von Euch werden aber mehr oder weniger Spaß haben an dem, 
was sie tun, sonst hätten sie sich schon einen Strick genommen. Außerdem 
habt Ihr Euch den Job ja ausgesucht.
Ihr habt also Spaß daran, seid in gewissem Grade stolz auf Euer Werk und 
versucht jeden Tag, "das Richtige" (tm) zu tun.

2. "Das Richtige" - gut gemeint und doch daneben.

Nehmen wir ein Beispiel (absichtlich nix aus Elektronik oder 
Ingenieurwesen, denn da hat jeder hier seinen eigenen Bezug und 
identifiziert sich mit irgendeiner Seite, was den klaren Blick auf die 
Dinge etwas trüben kann):
Die Beschäftigten der Pharma-Industrie sind stolz darauf, Arzneimittel 
zu entwickeln, herzustellen, zu prüfen, zu verpacken etc. pp., die 
anderen Menschen helfen oder sogar das Leben retten. Toll! Einige von 
ihnen treffen sich zu einer Besprechung: "Was machen wir mit Batch xy? 
Der ist noch gut, hat aber nicht mehr so viel Restlaufzeit. Wenn wir den 
an den Großhandel ausliefern, haben wir nur Ärger. Die schicken die 
Hälfte nach dem Verfalldatum wieder zurück." - "Dann schicken wir das 
Zeug einfach nach Afrika! Kostenlos. Die Leute dort können sich solche 
Arzneimittel sowieso nicht leisten."
So wird's gemacht, und die Leute gehen stolz nach Hause - heute wieder 
eine gute Tat!
Kurze Zeit später bricht der lokale Arzneimittelhersteller in Timbuktu 
wegen Absatzproblemen zusammen. Tausende Einheimische landen auf der 
Straße. Naja, falls ihnen das Kopfschmerzen bereitet, können sie ja 
jetzt günstig an Tabletten kommen.

Oder nehmen wir Greenpeace. Die Beschäftigten sind ebenfalls stolz auf 
das, was sie tun - und doch über jeden moralischen Zweifel erhaben. 
Oder?
Googlet man nach "Brent Spar", so findet man eine Geschichte voller Lug 
und Betrug. Aber alles für die "Gute Sache". Ok, nicht für die Umwelt, 
denn die war nicht in Gefahr, aber für die eigene Belegschaft
und die zukünftigen Projekte. Sonst hätte man schließlich diese Anzahl 
Schiffe und Personal nicht weiter halten können. Die Argumente könnten 
von jedem anderen Wirtschaftsunternehmen kommen, denn eine Non-Profit 
Organization hat eben auch wirtschaftliche Interessen.

3. "Das Richtige" - zweiter Versuch

Wie macht man's richtig? Arzneimittel kostenlos hinschicken geht also 
nicht.
A: "Dann verbrennen wir's. Die Schwarzen müssen eben sehen, wo sie 
bleiben." - Hm, auch nicht nett.
B: "Wenn wir ihre Pharma-Industrie platt gemacht haben, dann schicken 
wir ihnen eben alles gratis." - Dann kommt ein Teil als Grauimport 
zurück. Ein paar Politiker in Afrika werden steinreich, und unsere 
eigene Pharmaindustrie geht den Bach runter.
C: "Dann überlassen wir ihnen das Patent kostenlos." - Und wieder 
Grauimporte, ein Teil wahrscheinlich noch ohne Kontrolle und ungeprüft, 
und weltweit sterben Menschen an gepanschtem Zeugs.

Gar nicht so einfach. Vom Fernsehsessel aus sah das leichter aus.

4. Die Lösung
...kommt gleich.

von Np R. (samweis)


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Es gibt also keine einfache Lösung. Die Dinge sind komplex.
Zurück zur Elektronik: "Resourcen sparen", "Umwelt schonen", 
"Nachhaltigkeit" usw. sind alles schöne Schlagworte, aber ich glaube 
nicht, dass es wirklich "resourcenschonender" ist, wenn man einen 
Kühlschrank doppelt so teuer konstruiert, damit er dann doppelt so lange 
halten kann (weil reparierbar), vorausgesetzt dass alle paar Jahre ein 
Techniker stundenlang daran herumschraubt.
In der Zeit, die es mich kostet, bei diesem Kühlschrank (um den es im 
ursprünglichen Thread ging) den Fehler zu finden, nebenbei noch 
herauszubekommen, was die Steuerung eigentlich macht usw. hätte ich eine 
neue Platine entworfen, bestückt und ein Programm für den µC 
geschrieben. Und auch das wäre noch "Verschwendung von Resourcen", denn 
was ich da für einen einzigen Kühlschrank tun würde, hat jemand anderes 
bereits für Millionen von Kühlschränken gemacht, und davon stehen schon 
welche im Laden, die ich mitnehmen kann.

Das ist ein Vorteil des Kapitalismus: Er verhindert Verschwendung, weil 
er an (fast) alles ein Preisetikett macht und selbst aus komplexen 
Zusammenhängen einen Gesamtpreis errechnet.
Der neue Kühlschrank (mit Teilen aus Fernost) ist billiger als der 
hiesige Techniker. Um das zu ändern müsste der hiesige Techniker 
billiger werden (also wir alle) oder der Arbeiter in Fernost mehr Geld 
bekommen.
Das ist ja unterwegs.

Das ist der Vorteil der Globalisierung: Sie verteilt global um. Sie löst 
ein Problem, das durch die industrielle Revolution entstanden ist (s.o. 
Beitrag "Re: neue Geräte = überzüchtete Technik" ).
Schade, dass wir dieses Mal auf der Verlierer-Seite stehen.

Und noch ein Vorteil des Kapitalismus: Er lässt sich nicht bequatschen. 
Reden ist billig. Absichtserklärungen kosten nichts - aber sie ändern 
auch nichts. "Put your moneywhere your mouth is" heißt es auf Englisch. 
Globalisierung und Kapitalismus funktionieren wie eine globale 
Demokratie. Auf den "Stimmzetteln" sind Zahlen drauf. Und jeder bezahlt 
für seine Meinung - ganz anders als beim Lobbyismus und den NGOs, wo 
jeder für seine Meinung bezahlt wird.
Gerhard O. schrieb:
> mißgeleitete Innovation der Gesellschaft ohne Zustimmung aufzudrängen.
So lange die Gesellschaft die "missgeleitete Innovation" kauft, kann sie 
so missgeleitet nicht sein. Es sei denn Du allein bist der Quell der 
Wahrheit.

Ja, es ist nicht schöne heile Welt, und es gibt Dinge, die haben in der 
heutigen Marktwirtschaft kein (ausreichendes) Preisetikett, z.B. 
Abfallentsorgung, Luft, Wasser, Landschaft.
Es gibt Möglichkeiten, denen ein Preisetikett zu geben.
Aber wenn 7 Milliarden Menschen einen billigen Kühlschrank haben wollen, 
und ich will einen nachhaltigen, dann muss ich mir selber einen backen. 
Oder ziemlich viel Missionieren für einen einzgen Kühlschrank...
Und wenn ich den Leuten erzähle, ich sei moralisch erhaben und sie alle 
sind unvernünftig, dann treten mich 7 Milliarden in den Staub. Zu Recht.

von Paul B. (paul_baumann)


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np r. schrieb:
> Das ist ein Vorteil des Kapitalismus: Er verhindert Verschwendung, weil
> er an (fast) alles ein Preisetikett macht und selbst aus komplexen
> Zusammenhängen einen Gesamtpreis errechnet.

np r. schrieb:
> Das ist der Vorteil der Globalisierung: Sie verteilt global um. Sie löst
> ein Problem, das durch die industrielle Revolution entstanden ist (s.o.
> Beitrag "Re: neue Geräte = überzüchtete Technik" ).

np r. schrieb:
> Globalisierung und Kapitalismus funktionieren wie eine globale
> Demokratie.

np r. schrieb:
> ..und es gibt Dinge, die haben in der
> heutigen Marktwirtschaft kein (ausreichendes) Preisetikett, z.B.
> Abfallentsorgung, Luft, Wasser, Landschaft.

Ich sitze mit offenem Mund, den Kopf schüttelnd vor dem Rechner und 
denke:
Das muß eine andere Welt auf einem anderen Plaeneten sein, von der heir 
die Rede ist.

MfG Paul

von Np R. (samweis)


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Hallo Paul,

eine Meinung zu haben ist leicht.
Sich eine Meinung zu bilden kostet einiges an Anstrengung.
Die Spuren dieser Anstrengung nennt man Argumente.

Argumente sind also jederzeit willkommen.

Vor allem, wenn sie über pauschales "Die Welt ist schlecht, nur ich bin 
so gut"-Bashing hinaus gehen.
Auch der "das müsste man verbieten"-Logik kann ich manchmal nur schwer 
folgen, besonders wenn sie dem Muster folgt "Mercedes und BMW müsste man 
verbieten - ich habe ja auch keinen."
Oder "Hohe Gehälter sollte man verbieten. - Niemand macht einen 
wertvolleren Job als ein Ingenieur."*)

*) oder Arzt, Krankenschwester, Feuerwehrmann - ja nachdem, was der 
Betreffende gerade macht.

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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np r. schrieb:
> Argumente sind also jederzeit willkommen.

Ich habe nicht die Muße, ganze Romane zu verfassen -und das müßte ich, 
wenn ich die Realität schildern sollte, die Deinen Thesen vollkommen 
zuwider läuft.

Eines nur zum Nachdenken: Wenn es auf der Erde Eines im Überfluss gibt, 
Eines, das immer wieder nachwächst und das in immer schnellerer Folge, 
dann ist das der Mensch. Die natürlichen Ressourcen sind endlich 
-und damit auch und zuerst der Mensch. Wenn die Ressourcen durch 
gedankenloses, profitporientiertes Handeln verschleudert werden, dann 
hat's auch bald Ruhe mit der sog. Zivilisation. Deshalb ist es völlig 
Brust, ob ein Mensch für die Reparatur eines Gerätes Stunden, Tage oder 
Monate braucht. DER ist ersetzbar -die Ressourcen nicht.

MfG Paul

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Bernd K. schrieb:
> "Normteile" werden abgeschafft. Wär ja noch schöner wenn jeder einfach
> jedes Gerät aus ganz normalen Teilen nachbauen könnte. Das darf nicht
> sein.

Der Haken an Normteilen ist das Normungsverfahren. Ich stell mir vor, 
wie eine Hundertschaft gut bezahlter Funktionäre und Lobbyisten 
jahrelang an den schönsten Urlaubsländern der Erde in internationalen 
Griemen um Namen und Daten des neuen Transistortyps feilschen. Der 
deshalb natürlich erst nach Abschluss verwendet werden darf, um die Norm 
nicht schon obsolet zu machen bevor sie existiert.

von (prx) A. K. (prx)


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np r. schrieb:
> Sich eine Meinung zu bilden kostet einiges an Anstrengung.

Die Zeitung hat schon Recht. Bildung kommt von Bildern, nicht von 
Büchern. Sonst hiesse sie Buchung. Anstrengend ist es somit nur für 
jene, die diesen Zusammenhang noch nicht verinnerlicht haben.

von Michael B. (alter_mann)


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np r. schrieb:
> Globalisierung und Kapitalismus funktionieren wie eine globale
> Demokratie. Auf den "Stimmzetteln" sind Zahlen drauf. Und jeder bezahlt
> für seine Meinung

Was zahlst Du also an uns, damit wir Deine Meinung akzeptieren können?

> ganz anders als beim Lobbyismus

Wieso ganz anders?
Das ist doch Sinn des Lobbyismus, Geld gegen Meinungs- und 
Interessenvertretung.
Nun suche ich nur noch die Demokratie in dem Verfahren, wenn die 
Interessenvertretung vom Geld abhängt.

Paul hat hier völlig Recht - muß eine andere Welt sein, von der Du 
berichtest.

von (prx) A. K. (prx)


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np r. schrieb:
> Und noch ein Vorteil des Kapitalismus: Er lässt sich nicht bequatschen.
> Reden ist billig. Absichtserklärungen kosten nichts - aber sie ändern
> auch nichts.

Ach? Damit kann man Geld verdienen oder verlieren und Kurse 
beeinflussen. Der Brexit ist bisher nicht mehr als eine 
Absichtserklärung, aber Folgen hat die schon.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael B. schrieb:
> Nun suche ich nur noch die Demokratie in dem Verfahren, wenn die
> Interessenvertretung vom Geld abhängt.

Das sollte sich eigentlich in der Urteilsbegündung hierzu finden lassen: 
https://en.wikipedia.org/wiki/Citizens_United_v._FEC
Immerhin hat sich darin das höchste Gremium zum Schutz der Verfassung 
und damit der Demokratie mit genau diesem Thema ausgiebig befasst.

: Bearbeitet durch User
von Np R. (samweis)


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Hallo Michael,

lies doch einfach noch einmal, was ich oben geschrieben habe.

Michael B. schrieb:
> Was zahlst Du also an uns, damit wir Deine Meinung akzeptieren können?
Ich bezahle für meine Meinung.
Du musst Dir Deine eigene Meinung erarbeiten. Meine bekommst Du nicht.
Diskussion ist zwar ein "Meinungsaustausch", aber der funktioniert nicht 
so, wie Du zu glauben scheinst:
Es geht nicht darum, zu "gewinnen" und andere mit einer Meinung xy zu 
missionieren.
Es geht darum, die Dinge mal von einer anderen Perspektive zu sehen, den 
Blickwinkel zu erweitern, sich mit anderen Argumenten auseinander zu 
setzen - und eigene neue darauf zu entwickeln.
Das bereichert.

Warum bezahle ich für meine Meinung?
Wenn ich meine Produkt A ist besser oder fairer oder ethischer als B 
oder
wenn ich meine auf eine bestimmte Art leben zu müssen/wollen,
dann bezahle ich dafür. Für Produkt A, für meine Art zu leben, für die 
Werte, an die ich glaube.
Aber ich versuche nicht andere zu zwingen, danach zu leben oder Produkt 
A für mich zu kaufen.

Michael B. schrieb:
> Wieso ganz anders?
> Das ist doch Sinn des Lobbyismus, Geld gegen Meinungs- und
> Interessenvertretung.
Eine Lobby-Organisation bekommt Geld für die Meinung, die sie 
vertritt, bewirbt und pusht. Sie muss für diese Meinung nicht 
geradestehen.
Das trifft auf Industrie-Lobby zu wie auf NGOs.

von Np R. (samweis)


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Paul B. schrieb:
> Wenn es auf der Erde Eines im Überfluss gibt,
> Eines, das immer wieder nachwächst und das in immer schnellerer Folge,
> dann ist das der Mensch. Die natürlichen Ressourcen sind endlich
An dieser Stelle könnte man argwöhnen, Du bewertest "Resourcen" höher 
als Menschenleben.
Paul B. schrieb:
> DER ist ersetzbar -die Ressourcen nicht.
Und an dieser Stelle wird aus dem Argwohn Gewissheit.

Jeder Mensch von diesen 7 Milliarden ist unersetzlich.
Keine der Resourcen dagegen ist "verbraucht". Ihre Rückgewinnung hat 
sich nur verteuert. Sobald diese Teuerung endlich eingepreist wird, wird 
das verhasste System in die richtige Richtung steuern - getrieben von 
der demokratischen "Abstimmung" durch Milliarden Menschen, die bestimmte 
Produkte haben wollen - und andere eben nicht.

Genau dieses Moralisieren mit erhobenem Zeigefinger aus dem bequemen 
Fernsehsessel heraus, in europäischem Reichtum schwelgend, ein 
Öko-E-Bike höher bewertend als die 7 Milliarden Menschen, die keines 
haben, denn sie sind ja "nachwachsend" und sowieso viel zu viele - genau 
das meinte ich.

Danke dafür, es so schön auf den Punkt zu bringen.

Paul B. schrieb:von
> Wenn die Ressourcen durch
> gedankenloses, profitporientiertes Handeln verschleudert werden,
Und wieder die Grundvorraussetzung aller moralischer Überheblichkeit:
Alle sind gedankenlos, nur Du denkst.
Alle wollen Profit, nur Du - hast ihn schon.
Und nun passt Du mit Deinem Heiligenschein nicht mehr durch die Tür.

Warst Du schon einmal in Südamerika? Afrika? Asien? Nee, nicht Singapur. 
Schau Dir mal Nepal an.
Und diesen Menschen willst Du vorschreiben, wie sie zu leben haben?

Jedes profitorientierte Unternehmen wird Dich für "Verschleudern" 
übrigens rauswerfen. Denk mal drüber nach, wie Wirtschaft funktioniert - 
abseits von Deinen dunklen Verschwörungstheorien über die böse Industrie 
mit ihren gewissenlosen Profitgeiern. Dein Menschenbild meinte ich 
hier:
Beitrag "Re: neue Geräte = überzüchtete Technik"

Paul B. schrieb:
> hat's auch bald Ruhe mit der sog. Zivilisation.
Womit genau hast Du denn dann ein Problem?

von Mani W. (e-doc)


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Paul B. schrieb:
> Ich sitze mit offenem Mund, den Kopf schüttelnd vor dem Rechner und
> denke:
> Das muss eine andere Welt auf einem anderen Planeten sein, von der hier
> die Rede ist.
>
> MfG Paul

Da hilft nur ein 6-er Tragerl oder Aufwärtskompatible...

von Gerhard O. (gerhard_)


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Vielleicht genügt es einfach mit gutem Beispiel voran zu gehen. Keiner 
läßt sich gerne was vorschreiben. Das verstehe ich natürlich schon.

Ich brauche mir ja nicht unnötige Güter kaufen. Das kommt der Umwelt 
zugute und meinem Portmonee;-) Nur Einrichtungen die mir im Leben 
nützlich sind, stehen dann zur Debatte. Auch muss man ja nicht jeden 
Dreck mitmachen.

In Anbetracht meiner Lebenseinstellung habe ich mich daran gewöhnt mir 
nur solche neuere Errungenschaften zuzulegen und zu gebrauchen die mir 
erwiesenen praktischen Nutzen bringen. Ältere Geräte die ich schätze 
ziehe ich nach Möglichkeit durch solange es wirtschaftlich tragbar ist.

Auch ziehe ich in meinem täglichen Leben eine gewisse Unabhängigkeit 
vor, so dass die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben nicht von der 
Vernetzung und der Cloud abhängig sind. Neuzeitliche Sachen wie das 
Internet brauchen dann ja nicht unbedingt absolute Zuverläßigkeit zu 
beweisen weil ja dann nichts Wichtiges im Störfall betroffen wäre und 
wäre lediglich eine milde Unbequemheit. Es liegt ja an jedem Einzelnen 
inwieweit er gewillt ist sich von der Technik im täglichen Leben 
abhängig zu machen.

Die Geschichte wird ja eines Tages zeigen inwieweit wir in dieser Epoche 
eine vernünftige Wirtschaftspolitik treiben. Ich persönlich würde einen 
allgemein bescheidernen Lebenstil durchaus nicht als Nachteil empfinden. 
Auch sparsameren Umgang mit den Resourcen würde nicht schlecht sein. Die 
Erde braucht wirklich eine Verschnaufpause.

Habt ihr schon bemerkt wie teuer heutzutage Metall wie Kupfer, Messing 
und Aluminium ist? Ich brauchte kürzlich etwas rundes Messing und war 
schockiert wie sich die Preise entwickelt hatten. Das ist auch eine 
Konsequenz der heutigen Rohstoffknappheit.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Habt ihr schon bemerkt wie teuer heutzutage Metall wie Kupfer, Messing
> und Aluminium ist? Ich brauchte kürzlich etwas rundes Messing und war
> schockiert wie sich die Preise entwickelt hatten. Das ist auch eine
> Konsequenz der heutigen Rohstoffknappheit.

Nee, das ist eine Konsequenz künstlicher Verknappung. In den USA wird 
zum Beispiel von Goldman Sachs Aluminium gebunkert, um damit zu 
spekulieren. Nun dürfen die das Alu zwar nur eine Zeitlang bunkern, aber 
es gibt da einen Ausweg: Das Alu wird immer zwischen den Lagern hin und 
hergefahren, wofür zusätzliche Ressourcen verbraucht werden.

Glaubt ihr nicht? 
http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-07/goldman-sachs-aluminium-geschaefte-usa

Und ihr macht euch nen Kopp, weil Leute sich von ihrem erbärmlichen 
Gehalt mal ne neue Waschmaschine leisten wollen. Das Problem liegt doch 
ganz woanders.

von Mani W. (e-doc)


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Gerhard O. schrieb:
> Ich persönlich würde einen
> allgemein bescheidernen Lebenstil durchaus nicht als Nachteil empfinden.

Licht, Wärme, Wasser, Strom...

Wenn man dieses im bescheidenen Lebensstil sinnvoll anwendet bzw. nicht
unnötig auf Strom bei der Heizung angewiesen ist, kann man durchaus
vermeiden dass man in absolute Abhängigkeit gerät...

Ein eigener Brunnen mit Handpumpe und eigener Garten kann ein Stück 
unabhängiger machen...


Timm T. schrieb:
> Und ihr macht euch nen Kopp, weil Leute sich von ihrem erbärmlichen
> Gehalt mal ne neue Waschmaschine leisten wollen.

Darum geht es ja nicht, sondern um das Warum...

von Gerhard O. (gerhard_)


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Timm T. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Habt ihr schon bemerkt wie teuer heutzutage Metall wie Kupfer, Messing
>> und Aluminium ist? Ich brauchte kürzlich etwas rundes Messing und war
>> schockiert wie sich die Preise entwickelt hatten. Das ist auch eine
>> Konsequenz der heutigen Rohstoffknappheit.
>
> Nee, das ist eine Konsequenz künstlicher Verknappung. In den USA wird
> zum Beispiel von Goldman Sachs Aluminium gebunkert, um damit zu
> spekulieren. Nun dürfen die das Alu zwar nur eine Zeitlang bunkern, aber
> es gibt da einen Ausweg: Das Alu wird immer zwischen den Lagern hin und
> hergefahren, wofür zusätzliche Ressourcen verbraucht werden.
>
> Glaubt ihr nicht?
> http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-07/...
Ach! Das ist ja interessant. So läuft also der Hase. Die brauchens 
wirklich...
>
> Und ihr macht euch nen Kopp, weil Leute sich von ihrem erbärmlichen
> Gehalt mal ne neue Waschmaschine leisten wollen. Das Problem liegt doch
> ganz woanders.
Timm, Ich glaube wirklich Du mißverstehst mich zu einem großen Teil. 
Darum geht es mir doch nicht. Mich stört einfach nur diese maßenlose 
Verschwendung von Resourcen und Energie. Dazu kommt die gewissenslose 
Ausbeutung von Arbeitern und Rohstoffen. Auch wenn entsorgte Materialen 
wieder in den Herstellungskreislauf zurück gebracht werden, verschlingt 
dies unmesslich mehr Energie als Weiterverwendung um die Entsorgung so 
weit wie möglich zu verzögern. Deshalb wäre eine Rückkehr zum 
Reparaturgedanken in Bereichen wo es Sinn hat, doch eine bessere 
Alternative. Die Kurzlebigkeit vieler Haushaltsgeräte ist einfach meist 
das Resultat zu knapper Dimensionierung und unausgereifte Elektronik, 
falsche Wahl von Materialien usw. Diese Kurzlebigkeit ist prinzipiell 
vermeidbar. Auch die aggressive Werbung trägt zur Kurzlebigkeit bei. 
Kannst Du mir also dann meine Einstellung verdenken?

Man könnte übrigens auch behaupten "Wer Rohstoffe und nicht erneuerbare 
Energie verschwendet, stiehlt von seinen Kindern".
.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Mani W. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Ich persönlich würde einen
>> allgemein bescheidernen Lebenstil durchaus nicht als Nachteil empfinden.
>
> Licht, Wärme, Wasser, Strom...
>
> Wenn man dieses im bescheidenen Lebensstil sinnvoll anwendet bzw. nicht
> unnötig auf Strom bei der Heizung angewiesen ist, kann man durchaus
> vermeiden dass man in absolute Abhängigkeit gerät...
>
> Ein eigener Brunnen mit Handpumpe und eigener Garten kann ein Stück
> unabhängiger machen...
Dazu haben leider viele Stadtbewohner keinen Zugang.
>
> Timm T. schrieb:
>> Und ihr macht euch nen Kopp, weil Leute sich von ihrem erbärmlichen
>> Gehalt mal ne neue Waschmaschine leisten wollen.
>
> Darum geht es ja nicht, sondern um das Warum...

.

von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Ein eigener Brunnen mit Handpumpe und eigener Garten kann ein Stück
> unabhängiger machen...

Darfst Du doch gar nicht! Unsere Trinkwasserverordnung sieht vor, dass 
Du das Trinkwasser aus dem Netz nehmen musst. Nimmst Du Wasser aus einer 
anderen Quelle, machst Du Dich strafbar und musst neben der Strafe den 
entgangenen Umsatz des Wasserversorgers zahlen. Auch Brauchwasser für 
Toilette und Waschmaschine darfst Du nur dem Trinkwassernetz entnehmen.

Andererseits gibt es hier einige Orte, die nachweislich Trinkwasser aus 
lokalen Quellen mit erhöhten Uranwerten bekommen. Das geben die 
zuständigen Wasserwerke auch zu, aber da es in Dtland keinen Grenzwert 
für Uran im Trinkwasser gibt, müssen die das nicht abstellen. Aber: Du 
darfst kein anderes Wasser nehmen.

Wir sind aber fein raus, unser Trinkwasser kommt nicht aus lokalen 
Quellen. Das wird aus 300km Entfernung rangepumpt.

Mani W. schrieb:
> Darum geht es ja nicht, sondern um das Warum...

Das Warum ist doch klar: Weil ihr euch für diese Gesellschaftsordnung 
entschieden habt und diese als alternativlos betrachtet.

Gerhard O. schrieb:
> Ach! Das ist ja interessant. So läuft also der Hase. Die brauchens
> wirklich...

Ach kommt, die Zeit, dieses linksgrünversiffte Drecksblatt. Der Trump 
wird schon dafür sorgen, dass bald noch mehr mit Rohstoffen und 
Lebensmitteln spekuliert werden kann. Viel Spass als direkter Nachbar.

von Timm T. (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Ich glaube wirklich Du mißverstehst mich zu einem großen Teil.

Nee, ich weiss schon was Du willst. Aber ich lebe seit gut 12 Jahren 
davon, Geräte zu reparieren, und ich tue das auch teilweise im privaten 
Bereich für lau.

Ich kann davon leben, weil die Geräte so teuer und langlebig sind, dass 
sich das lohnt. Diese Geräte wurden teilweise noch im bösen Sozialismus 
gebaut, vielleicht ist das der Grund, warum sie immer noch 
funktionieren.

Ich weiss aber aus meinen privaten Reparaturerfahrungen, dass der obige 
Gedanke: Gebt uns die Schaltpläne und eine langjährige 
Ersatzteilversorgung, dann können wir das selbst machen, illusorisch 
ist.

Beispiel Waschmaschine: Triac kaputt, finde ich auch ohne Schaltplan, 
ausgetauscht, 6 Monate später fällt die Trommel wegen durchgegammelter 
Trommelkreuzverschraubung raus. Ich will mich nicht beschweren, die 
Maschine hat 12 Jahre gehalten. Der deutsche Hersteller Blomberg hat so 
gute Ware geliefert und war in einigen Entwicklungen damals 
Technologieführer (fuzzykontrollierte Regelung, Edelstahlbottich - macht 
inzwischen nur noch Miele), dass er daran pleite gegangen ist und die 
Marke jetzt den Türken gehört.

Beispiel Digitalkameras: Hatte ich hier öfter auf dem Tisch, meist wegen 
festgefahrener Objektive. Bekomme ich auch ohne Schaltplan wieder 
gängig, aber dafür sitze ich 3-4 Stunden um das Teil 
auseinanderzubekommen, das Sandkorn aus der Mechanik zu pulen und das 
Teil wieder zusamenzubauen. Real würde das also 200 Eur kosten. Für eine 
Kamera, die 120 Eur gekostet hat. Ja klar, man kann das Objektiv auch 
aus Metall fertigen, dann kostet die Kamera das Dreifache, wiegt das 
Doppelte und kein Mensch würde sie kaufen. Seitdem die Leute alle mit 
Smartfon knipsen, hat die Anzahl der Reparaturanfragen stark 
nachgelassen.

Beispiel Stereoanlage: Eine 15 oder 20 Jahre alte Anlage bekommst Du 
noch wunderbar auf, alles verschraubt und drinnen ist viel Platz. Die 
meisten Teile kann man auch noch reparieren. Aber: Wenn Dir der 
Bedienkontroller aussteigt oder das herstellerspezifische VFD, bist Du 
trotzdem am Arsch. Ist ja nicht so, dass alte Anlagen nicht auch schon 
ihre Eigenheiten hatten.

Nur: Meine alte Anlage fliegt demnächst wohl weg, weil das Kasettendeck 
nicht mehr geht und sie vermehrt CDs nicht mehr liest. Klar könnte ich 
die versuchen zu reparieren, aber die Anlage kann weder MP3-CDs 
abspielen noch MP3 vom Stick spielen noch Bluetooth verbinden noch 
Internetradio. Bleibt die Verstärkerfunktion, und dafür rauscht sie 
inzwischen zu stark. Überholt.

Ausserdem verstehe ich das Gejammer nicht, für Proxxon-Geräte bekomme 
ich jedes Ersatzteil, für Bosch-Geräte angeblich auch. Wenn ich als Nerd 
die Zeit und Geduld habe Geräte zu reparieren finde ich meistens eine 
Lösung. Das ist zwar nicht wirtschaftlich, aber das sind Hobbies nie. 
Und heutzutage mit dem Internet habe ich Möglichkeiten, die waren früher 
undenkbar. Früher hab ich bei nem kaputten Heizstab den Service 
angerufen und war dessen Preisvorstellungen hilflos ausgeliefert. Heute 
suche ich das Modell im Internet, bestelle den passenden Heizstab und 
bau den selber ein. Du bekommst komplette Steuerplatinen für 
Waschmaschinen im Internet.

Ach, einen hab ich noch: Ein Bekannter hat sich einen Heizkessel eines 
"deutschen Herstellers mit deutscher Produktion" hingestellt. Da ist 
nach 15 Jahren die Steuerplatine abgeraucht, Leiterbahn durchgebrannt, 
ungenügende Absicherung, ein schwarzes Loch in der Platine, nicht 
reparierbar. Der Hersteller bietet eine Ersatzsteuerung an - für 2000 
Eur. Soviel hat mein ganzer Kessel gekostet. Auf der Platine aus 
deutscher Herstellung steht übrigens "Made in Romania".

von Le X. (lex_91)


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Timm T. schrieb:
> Ach, einen hab ich noch: Ein Bekannter hat sich einen Heizkessel eines
> "deutschen Herstellers mit deutscher Produktion" hingestellt. Da ist
> nach 15 Jahren die Steuerplatine abgeraucht, Leiterbahn durchgebrannt,
> ungenügende Absicherung, ein schwarzes Loch in der Platine, nicht
> reparierbar.

Dass "Preis ~ Qualität" nicht stimmt ist doch nicht neu.
Das ist ja auch mit ein Grund warum zum Billigprodukt gegriffen wird. Es 
ist einfach egal.
Und danach darf sich der Verbraucher wieder anhören: "Du pöser Konsument 
bist selbst Schuld, wer billig kauft kauft zweimal, etc. pp. blabla".
So leicht ist das leider nicht.

Ansonsten finde ich deine Geschichten Unterhaltsam, hab aber den 
Überblick verloren welchen Standpunkt du genau vertrittst.
Du gibst zwar bei jeder Gelegenheit Kontra, aber auf was du hinaus 
willst ist weiterhin unklar.

Findest du die Wegwerf-Mentalität gut?
Wer hat Schuld an den Zuständen? Der deutsche Verbraucher der nur billig 
will? (Oder vielleicht eher makroökonomische Prozesse in einer 
globalisierten Welt, die für einzelne Staaten nicht beherrschbar sind 
wie der TE vorschlägt?)

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Le X. schrieb:
> Wer hat Schuld an den Zuständen?

DAS SYSTEM! Ist doch klar.

Nein, die Schuld allein dem Verbraucher zuschieben ist zu billig. Das 
Problem ist ein evolutionäres. Der Mensch hat in seiner 
Entwicklungsgeschichte immer vorhandene Ressourcen ausgenutzt. Als der 
Mensch genügend Nahrungsmittel zur Verfügung hatte, nahm Fettleibigkeit 
zu. Jetzt hat er genügend materielle Güter, und deren Verbrauch nimmt 
zu. Dagegen hilft nur eine mentale Umstellung, die sich dann in der 
Gesellschaft verankert. Ansätze dazu sind bereits vorhanden.

Le X. schrieb:
> hab aber den
> Überblick verloren welchen Standpunkt du genau vertrittst

Das mag daran liegen, dass ich mich mit schwarz-weiss-Denken schwertue. 
Ich sehe die Problematik, ich denke aber nicht, dass man durch simple 
Lösungsansätze wie "gebt uns die Schaltpläne" etwas erreichen wird.

Fakt ist: Firmen handeln in dieser Gesellschaftordnung nicht 
altruistisch, sondern gewinnorientiert. Tun sie das nicht, fliegen sie 
vom Markt oder können sich nur in Nischen halten. => Abhilfe wäre 
Änderung der Gesellschaftsordnung

Weiterhin: Firmen können nur durch gesetzliche Vorgaben zu verbraucher- 
oder umweltfreundlicheren Standards gezwungen werden. Der Einfluss des 
Verbrauchers ist minimal, auch wenn man sich gern etwas anderes 
einredet. Seihe Einführung von Kat, bleifreiem Benzin, Verbot von FCKW, 
Verbot von PCB, Verbot von schwermetallhaltigen Farben... Dem entgegen 
wirkt eine zunehmend firmen- und lobbygesteuerte Politik, die immer 
wieder Verbraucherschutz unterläuft, abbiegt oder verhindert. => Anhilfe 
wäre Änderung der Gesellschaftsordnung

Allerdings: Es haben sich einige Leute in dieser Gesellschaftsordnung 
sehr gut eingerichtet, und diese werden einen Teufel tun eine Änderung 
daran zuzulassen.

Mit Änderung der Gesellschaftsordnung meine ich nicht unbedingt eine 
Rückkehr zum gescheiterten Experiment des Sozialismus. Ja, die Produkte 
in der DDR waren langlebig und robust. Sie waren nur leider auch teuer 
und wurden unter großer Ressourcenverschwendung (Material und Menschen) 
produziert.

von Le X. (lex_91)


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Timm T. schrieb:
> Das mag daran liegen, dass ich mich mit schwarz-weiss-Denken schwertue.

Sehr gut.

Timm T. schrieb:
> Anhilfe
> wäre Änderung der Gesellschaftsordnung.

Seh ich auch so.

Timm T. schrieb:
> Mit Änderung der Gesellschaftsordnung meine ich nicht unbedingt eine
> Rückkehr zum gescheiterten Experiment des Sozialismus.

Nein, da muss etwas völlig Neues her.
Solange Unternehmen Gewinne (bzw. immer mehr Gewinne) machen müssen 
damit das System rund läuft gibts keine richtige Nachhaltigkeit.
Kapitalisten mögen uns ja gerne einreden dass das System Fehler schon 
korrigieren wird, z.B.  indem es eine Recyclingindustrie entstehen 
lässt.
Das sehe ich aus diversen Gründen nicht so.

von Icke ®. (49636b65)


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Timm T. schrieb:
> Mit Änderung der Gesellschaftsordnung meine ich nicht unbedingt eine
> Rückkehr zum gescheiterten Experiment des Sozialismus.

Welche Alternativen gibt es? Diktatur á la Osmanisches Reich, ähh.. 
Türkei? Industrie abschaffen und zurück zum Feudalismus? Monarchie 
(halten sich ja noch viele Länder in Europa offen, indem sie ihre 
"Royals" hegen und pflegen)? Anarchie!! In Madmaxscher Endzeit wird 
wieder repariert und recycled was das Zeug hält. Jeder rostige Nagel 
findet seinen Einsatzzweck. Ressourcenhaushalt at it's best!

von Le X. (lex_91)


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Icke ®. schrieb:
> Welche Alternativen gibt es? Diktatur á la Osmanisches Reich, ähh..
> Türkei? Industrie abschaffen und zurück zum Feudalismus? Monarchie
> (halten sich ja noch viele Länder in Europa offen, indem sie ihre
> "Royals" hegen und pflegen)? Anarchie!! In Madmaxscher Endzeit wird
> wieder repariert und recycled was das Zeug hält. Jeder rostige Nagel
> findet seinen Einsatzzweck. Ressourcenhaushalt at it's best!

Die StarTrek-Utopie.
Aber für die nächsten paar hundert Jahre wird es genau das bleiben: eine 
Utopie.

von Wolfgang E. (Firma: janeeisklar) (whattheheck)


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Timm T. schrieb:
> Ausserdem verstehe ich das Gejammer nicht, für Proxxon-Geräte bekomme
> ich jedes Ersatzteil, für Bosch-Geräte angeblich auch. Wenn ich als Nerd
> die Zeit und Geduld habe Geräte zu reparieren finde ich meistens eine
> Lösung. Das ist zwar nicht wirtschaftlich, aber das sind Hobbies nie.

Absolut richtig!
Mich ärgern eigentlich nur die freschen Ersatzteilkosten z.B. bei 
Spritzguss-Plastikteilen. Aber auch dafür findet man schnell gebrauchte 
Teile.
Ansonsten sind moderne Geräte für mich eine Bereicherung und wären es 
sich auch für die Allgemeinheit, wenn sie mit Verstand gekauft würden. 
Den schaltet leider so mancher beim Angebot einer neuen 
Blinki-Blinki-Funktion sofort auf Standby.
Produzenten, vor allem aber der Handel, legen kaum Wert darauf, einen 
ahnungslosen Verbraucher ausreichend aufzuklären. Die Werbeanzeigen 
großer Handelsketten triefen geradezu vor Buzzwords, die dann auch der 
Verkäufer im Markt nicht erklären kann. Mein Lieblingsbeschäftigung im 
Mediamarkt: Verkäufer zu technischen Details ausfragen, bis die ersten 
Schwitzflecken im Hemd erscheinen ;-)


Timm T. schrieb:
> Mit Änderung der Gesellschaftsordnung meine ich nicht unbedingt eine
> Rückkehr zum gescheiterten Experiment des Sozialismus. Ja, die Produkte
> in der DDR waren langlebig und robust. Sie waren nur leider auch teuer
> und wurden unter großer Ressourcenverschwendung (Material und Menschen)
> produziert.

Ui Ui - mit der Äußerung lockst du Gute-alte-Zeit-Opas, 
Früher-war-alles-Besser-Demenzies und die DDR-forever-Fraktion aus dem 
Bau.

Heute wird m.E. leider viel Überflüssiges produziert und vor allem 
gekauft. Unzählige batteriebetriebene Gadgets - wie z.B. elektrische 
Pfeffermühlen - die vor Überflüssigkeit nur so strotzen.

Mein Resümee: die Marketingabteilungen wissen leider viel zu gut, auf 
welche Knöpfe sie beim Verbraucher drücken müssen und können, um ihre 
kleinen Nutzlosigkeiten zu verkaufen. Bestes Beispiel: Apple - um noch 
ein paar andere Verklärte in die Diskussion zu locken ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Wolfgang E. schrieb:
> Mich ärgern eigentlich nur die freschen Ersatzteilkosten z.B. bei
> Spritzguss-Plastikteilen.

Apropos mitgelieferte Schaltpläne: Für solche Teile bräuchte man heute 
doch eigentlich die nötigen Daten für einen 3D-Drucker.

von Timm T. (Gast)


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Wolfgang E. schrieb:
> Mich ärgern eigentlich nur die freschen Ersatzteilkosten z.B. bei
> Spritzguss-Plastikteilen.

Dir steht es frei, mit dem Teil in den nächsten Maker-Space zu fahren 
und es Dir drucken zu lassen. Kostet eine Kiste Mate.

Nochmal: Es gab seit Beginn des Industriezeitalters noch nie so gute 
Möglichkeiten für Selbstreparierer wie heute, sowohl was 
Informationsbeschaffung als auch Ersatzteile betrifft.

Wolfgang E. schrieb:
> mit der Äußerung lockst du Gute-alte-Zeit-Opas

Ja, das Risiko besteht leider. Muss man mit leben.

Icke ®. schrieb:
> Welche Alternativen gibt es?

Bin ich Jesus? Wenn die führenden Staatenlenker auf diese Frage keine 
Antwort wissen...

Ok, war ein Witz, natürlich werden uns die Staatenlenker hier nicht 
weiterhelfen.

Ein interessanter Ansatz findet sich z.B. hier: 
https://www.youtube.com/watch?v=JrmIcl76S-k&list=PLOHJ-qkfkPOUZ5c4Ku6cVgGdOSoh3BVhr

Die Umsetzung entspricht vielleicht nicht unseren aktuellen 
Moralvorstellungen. Allerdings würden das die Leute im Mittelalter von 
unserer Gesellschaftsordnung auch sagen.

Le X. schrieb:
> Die StarTrek-Utopie.

Nur ist das Star-Trek-Universum leider bei genauer Betrachtung eine 
militärisch organisierte Gesellschaft mit totaler Überwachung (Computer, 
lokalisiere Commander Riker), in dem Du tunlichst keine roten T-Shirts 
tragen solltest.

von Np R. (samweis)


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Hallo Gerhard,

Gerhard O. schrieb:
> Vielleicht genügt es einfach mit gutem Beispiel voran zu gehen. ...
> Ich brauche mir ja nicht unnötige Güter kaufen. ...
> Auch muss man ja nicht jeden Dreck mitmachen.
Danke!
Das ist doch mal ein guter Ansatz!
So kann jeder für sich selbst entscheiden und auch gleich selbst einen 
Beitrag leisten.
Genau das meine ich mit dem "Abstimmen" mit den bunten Stimmzetteln.

Und das geht noch weiter:
Wenn ich der Meinung bin, ein bestimmtes Produkt oder ein Service 
fehlt am Markt, dann kann ich ihn selber anbieten. Wenn ich Recht 
habe, werde ich erfolgreich sein. Wenn aber alle nur labern "Ja, ganz 
toll, das ist ja sooo wichtig" - und dann doch etwas anderes, billigeres 
kaufen, dann ist das auch eine klare Ansage.

Gerhard O. schrieb:
> Auch ziehe ich in meinem täglichen Leben eine gewisse Unabhängigkeit
> vor,
Diese Unabhängigkeit hast Du aber nur, wenn Dir entsprechende 
finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Ein Viehhirte in Angola hat 
diese Unabhängigkeit vielleicht in etwas eingeschränktem Maße.
Du hast also mehr Verfügungsmasse, die Du steuernd einsetzen kannst. 
Damit sollte man von Dir auch etwas mehr erwarten als von dem Viehhirten 
- und nicht etwa versuchen, dem Viehhirten Vorschriften zu machen, was 
er konsumieren darf und was nicht.

Gerhard O. schrieb:
> Ich persönlich würde einen
> allgemein bescheidernen Lebenstil durchaus nicht als Nachteil empfinden.
Richtig - Du lebst ja auch auf einem hohen Niveau.
Den bescheideneren Lebensstil kannst du nun auf mehrere Arten ereichen:
- Du konsumierst nicht und sitzt auf Deinem Geldsäckel.
- Du kaufst ein Produkt, das (in Teilen) in einem Schwellenland 
hergestellt wird. Dadurch fließt Dein Geld (zum Teil) in dieses 
Schwellenland und schafft dort Arbeitsplätze. Das Produkt ist nicht so 
langlebig wie gewohnt - es geht kaputt.
Du kannst es von einem heimischen Techniker reparieren lassen (oder 
selbst reparieren). Dann bleibt Dein Geld im Land. Oder Du kaufst ein 
neues Produkt aus dem Schwellenland. Dann besteht Dein "bescheidenerer 
Lebensstil" darin, dass Du mit schlechteren Produkten leben musst, die 
sich der Arbeiter im Schwellenland aber endlich auch leisten kann.

von (prx) A. K. (prx)


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np r. schrieb:
> - Du kaufst ein Produkt, das (in Teilen) in einem Schwellenland
> hergestellt wird. Dadurch fließt Dein Geld (zum Teil) in dieses
> Schwellenland und schafft dort Arbeitsplätze. Das Produkt ist nicht so
> langlebig wie gewohnt - es geht kaputt.
> Du kannst es von einem heimischen Techniker reparieren lassen (oder
> selbst reparieren). Dann bleibt Dein Geld im Land.

Das Optimum wäre also ein Gerät, das schnell defekt ist, aber einfach 
repariert werden kann?

von Np R. (samweis)


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Timm T. schrieb:
> dass ich mich mit schwarz-weiss-Denken schwertue.
Sehr sympathisch.

Le X. schrieb:
> Solange Unternehmen Gewinne (bzw. immer mehr Gewinne) machen müssen
> damit das System rund läuft gibts keine richtige Nachhaltigkeit.
Was genau ist denn am Erwirtschaften von Gewinnen schlecht?
Es gibt sogar Unternehmen, die bemühen sich "nachhaltige Gewinne" zu 
erzielen. ;-)

Von der "Es ist doch völlig klar, dass"-Fraktion wird immer gerne so 
getan, als ob Gewinnorientierung oder Wachstum ganz selbstverständlich 
völlig verwerfliches Teufelszeug sind.
Ist das eine Glaubensrichtung?

Vor meinem geistigen Auge entsteht da manchmal das Bild von jemandem, 
der in seinem Fernsehsessel sitzt, vor lauter Bequemlichkeit nicht mehr 
laufen kann, sich aber am unteren Rand der Gesellschaft wähnt und das 
auf zwei Wegen zu "korrigieren" sucht:
1. Die Gesellschaft muss umgekrempelt werden. Von unten nach oben.
2. Die Leute in ärmeren Ländern, die er noch unter sich weiß, die ihm 
aufgrund ihrer höheren Dynamik gefährlich werden könnten, sollen darben, 
am besten verhungern oder 0-Kind-Politik, denn es gibt sowieso zu viele 
Menschen auf der Welt. Und sie gehören dazu. Er nicht.

(Irgendein Bezug zu Teilnehmern im Forum ist völlig unbeabsichtigt.)

von Np R. (samweis)


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A. K. schrieb:
> Ach? Damit kann man Geld verdienen oder verlieren und Kurse
> beeinflussen. Der Brexit ist bisher nicht mehr als eine
> Absichtserklärung, aber Folgen hat die schon.

Oh - ein Honey-Pot.
Ein Scheinargument, dass seine Widerlegung bereits in sich trägt. Den 
Schlussatz zieht man dann nicht selber sondern lässt ihn von jemand 
anderem ziehen. Dann kann man gleich meckern "Das habe ich ja überhaupt 
nicht gesagt."
Was genau wolltest Du damit also sagen?
- Reden bewirkt mehr als Taten?
- Eine Absichtserklärung hat auch ohne Taten dauerhaftere Folgen als die 
tat selbst?
- Es ist wichtiger den ganzen Tag über Ökologie zu quatschen als einmal 
ein entsprechendes Produkt zu kaufen?

A. K. schrieb:
> Das Optimum wäre also ein Gerät, das schnell defekt ist, aber einfach
> repariert werden kann?
Und noch so'n Ding.
Optimum für wen?
Für Dich? Für mich? Für alle? Für den Techniker?

Bekenn doch mal Farbe. Was willst Du eigentlich sagen?

von Stefan M. (derwisch)


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Schlimmer finde ich die Entwicklung dahingehend, dass die Hersteller zum 
Teil auf grundlegend selbstverständliche Funktionen ihrer Produkte 
schei...

Beispiel.
Eine sog. Powerbank mit Solarladefunktion.
Gekauft aus neugier bei einem bekannten Discounter.
Die Leistung der Solarzellen reicht -wenn überhaupt- nur bei maximaler 
Sonneneinstrahlung aus, um den eingebauten LiPo Akku zu laden.
Und dann würde eine Vollladung wohl > eine Woche dauern.

Da an dem Gerät ein echter Ein/Ausschalter fehlt, wird der LiPo Akku 
innerhalb von 3 Tagen komplett entladen. D.h. es ist kein Smartphone 
etc. angeschlossen.

Das Ding taugt nur für Bastler zum zerlegen, die etwas mit der 
Solarzelle und dem LiPo Akku separat anfangen können.
Das Funktionskonzept des Gerätes ist von vornherein für den A....

Da Frage ich mich dann, wer sowas für den heimischen Markt zulässt.

Und genau diese "Fake Hardware" Geräte werden immer häufiger.

Allein Akku oder Batteriegeräte, die nichtmal einen echten 
Ein/Ausschalter haben, findet man wie Sand am Meer.
Was soll das?

von Wolfgang E. (Firma: janeeisklar) (whattheheck)


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Timm T. schrieb:
> Dir steht es frei, mit dem Teil in den nächsten Maker-Space zu fahren
> und es Dir drucken zu lassen. Kostet eine Kiste Mate.

... und die Fahrtkosten. Der nächste Maker Space ist leider 120 km 
entfernt.

Timm T. schrieb:
> Es gab seit Beginn des Industriezeitalters noch nie so gute
> Möglichkeiten für Selbstreparierer wie heute, sowohl was
> Informationsbeschaffung als auch Ersatzteile betrifft.

Habe ich auch nie angezweifelt - im Gegenteil. Ich arbeite in einem 
Repair-Cafe mit und freue mich regelmäßig eben diese Möglichkeiten 
weiterzureichen. Die Leute sind meist sehr erstaunt, was man alles 
selbst machen kann. Und obwohl wir regelrecht überlaufen werden, ist 
leider nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung überhaupt daran 
interessiert, selbst zu reparieren oder auch nur jemanden aufzusuchen, 
der reparieren könnte. Produktion, Handel und Service haben hier in der 
Vergangenheit ganze Arbeit geleistet, diese Möglichkeit aus dem 
Bewustsein der Konsumenten zu löschen.

Die Diskussion hier in diesem Forum weiterzuführen, wird kaum zu irgend 
etwas führen, weil man von den Vorteilen der Selbstreparatur hier wohl 
kaum jemanden überzeugen muss.


Timm T. schrieb:
> Nur ist das Star-Trek-Universum leider bei genauer Betrachtung eine
> militärisch organisierte Gesellschaft mit totaler Überwachung (Computer,
> lokalisiere Commander Riker), in dem Du tunlichst keine roten T-Shirts
> tragen solltest.

Smartphones werden ja gerne als würdige Umsetzung bzw. Vorstufe des 
Star-Trek Kommunikators betrachtet (besonders in kitschigen BBC Dokus). 
Die Überwachungsmöglichkeiten werden gerne von vielen unbedarten Käufern 
ausgeblendet, weil die Smarties doch so viel Komfort bieten.

Damit kein falsche Eindruck entsteht: ich bin weder technik- noch 
innovationsfeindlich. Es wird nur zu viel als Innovation verkauft, was 
bei genauerer Betrachtung unwirtschaftlicher Mumpitz ist.
Z.B. Home Automation via Anbieter Server a la Alexa oder ähnliches, die 
zusätzlich noch Problem hinsichtlich Datensammlung mit sich bringen, die 
aber auch gerne beim Konsumenten ausgeblendet werden, weil unangenehm.

von (prx) A. K. (prx)


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np r. schrieb:
> Für Dich? Für mich? Für alle? Für den Techniker?
> Bekenn doch mal Farbe. Was willst Du eigentlich sagen?

Das war bloss eine logische Folgerung aus dem zitierten Text.
Nachgereicht: ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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np r. schrieb:
> Was genau wolltest Du damit also sagen?
> - Reden bewirkt mehr als Taten?

Deine Aussage: Absichtserklärungen kosten nichts - aber sie ändern
auch nichts. Meine Aussage: Doch, können was ändern. Deine Vermutung 
nun: Ich wäre wohl der Ansicht, sie bewirkten mehr als Taten. Du siehst 
den logischen Fehler?

von Timm T. (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Die Leistung der Solarzellen reicht -wenn überhaupt- nur bei maximaler
> Sonneneinstrahlung aus, um den eingebauten LiPo Akku zu laden.

Und jeder mit auch nur rudimentärer Aufmerksamkeit im Physikunterricht 
könnte das abschätzen - wenn er denn in Physik aufgepasst hätte.

Stefan M. schrieb:
> Allein Akku oder Batteriegeräte, die nichtmal einen echten
> Ein/Ausschalter haben, findet man wie Sand am Meer.

Mimimi. Gab es auch schon. Mein MP3-Player hat regelmäßig den Akku bis 
in die Tiefentladung gezogen. Mein "Walkman" von vor 20 Jahren die 
2-AA-Batterien auch, wenn man nicht aufgepasst hat. Nix Neues.

von Np R. (samweis)


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A. K. schrieb:
> Du siehst
> den logischen Fehler?

Nein, denn Du reißt eine Einzelaussage aus dem Zusammenhang und 
versuchst sie effektvoll zu widerlegen - bettest das Ergebnis aber nicht 
wieder in den Gesamtzusammenhang ein, denn damit würdest Du Deine 
Widerlegung gleich wieder torpedieren.

Zur Erinnerung: Der Zusammenhang der Aussage war: Jeder kann durch seine 
eigenen Entscheidungen etwas bewirken, wenn er sie akiv umsetzt. Labern 
bringt nix.

Dem entgegnest Du: Doch, Labern kann Kopfschmerzen machen (oder unter 
gewissen Umständen, aber auch nur dann, kurzzeitig Börsenkurse bewegen).

Den Schluss, dass Du also Labern gegenüber aktivem Handeln vorziehst, 
d.h. die Rück-Einbettung in das Thema, sollen dann Andere machen, damit 
Du sie gleich wieder widerlegen kannst.

Schau mal unter "eristischer Dialektik" nach. - Da kann man tolle Sachen 
machen und viel Spaß haben.

von Le X. (lex_91)


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np r. schrieb:
> Le X. schrieb:
>> Solange Unternehmen Gewinne (bzw. immer mehr Gewinne) machen müssen
>> damit das System rund läuft gibts keine richtige Nachhaltigkeit.
> Was genau ist denn am Erwirtschaften von Gewinnen schlecht?
> Es gibt sogar Unternehmen, die bemühen sich "nachhaltige Gewinne" zu
> erzielen. ;-)

Gewinne sind doch nicht schlecht.
Ich selber finde Gewinne richtig gut :-)

Das Problem ist eher dass Gewinne, bzw. Wachstum notwendig ist damit 
alles rund läuft (und sei es nur um die Aktionäre ruhig zu stellen).
Deswegen wird ein Unternehmen erstmal nicht für teuer Geld Altprodukte 
recyclen sondern, solange noch möglich, Rohstoffe aus der Erde fördern 
und den Abfall irgendwo abladen wo er (noch) keinen stört.
Alles überspitzt formuliert, denn es gibt immer Graustufen. Wir sind ja 
nicht bei Captain Planet wo der Bösewucht aus purer Spaß an der Freude 
Gift ins Meer kippt ;-)

Die Notwendigkeit eines Wirtschaftswachstums führt also zu Handlungen 
die nicht nachhaltig sind. Solange es eben noch geht.
Müssten Unternehmen keine Gewinne erzielen wären sie viel freier in 
ihren Handlungsspielraum und könnten leichter auch ideologische und 
nachhaltige Entscheidungen treffen.

Allerdings hat bisher niemand eine solche Gesellschafts- bzw. Marktform 
erfunden die auch im Großen Stil langfristig funktioniert...

np r. schrieb:
> Vor meinem geistigen Auge entsteht da manchmal das Bild von jemandem,
> der in seinem Fernsehsessel sitzt, vor lauter Bequemlichkeit nicht mehr
> laufen kann, sich aber am unteren Rand der Gesellschaft wähnt und das
> auf zwei Wegen zu "korrigieren" sucht:

Das Bild sei dir gegönnt. Bestimmt ein unterhaltsamer Anblick ;-)

von Le X. (lex_91)


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np r. schrieb:
> Nein, denn Du reißt eine Einzelaussage aus dem Zusammenhang und
> versuchst sie effektvoll zu widerlegen - bettest das Ergebnis aber nicht
> wieder in den Gesamtzusammenhang ein, denn damit würdest Du Deine
> Widerlegung gleich wieder torpedieren.
>
> Zur Erinnerung: Der Zusammenhang der Aussage war: Jeder kann durch seine
> eigenen Entscheidungen etwas bewirken, wenn er sie akiv umsetzt. Labern
> bringt nix.

Oje, sind wir jetzt auf dem Level der Metadiskussion angekommen?
D.h. wir diskutieren jetzt nur noch über die Diskussion anstelle über 
das Thema?
Dann kann man dichtmachen, schade ;-)

von Timm T. (Gast)


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Le X. schrieb:
> und sei es nur um die Aktionäre ruhig zu stellen

Damit hätten wir das Problem eingekreist: Die Aktionäre. Oder allgemein 
Leute, die leistungslos an der Leistung anderer Anteil haben wollen.

Durch das stetige Abzweigen einer Geldmenge wird immer ein 
exponentielles Wachstum erzwungen, und um das zu erreichen kann man nur 
Ressourcen (materielle oder Arbeitskräfte) plündern, bis es zum Kollaps 
kommt. Macht jedes Krebsgeschwür so.

von Np R. (samweis)


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Le X. schrieb:
> Dann kann man dichtmachen, schade ;-)

Nein. Aber wenn man sich nicht um Diskussionskultur kümmert, dann kann 
man dicht machen.
Sobald Argumente nicht mehr um der Sache Willen gebraucht werden bzw. 
überhaupt keine (Sach-)Argumente im engeren Sinne sind, ist die 
Diskussion doch wertlos.
Es sei denn, man möchte sich in bezug auf eristische Dialektik 
weiterbilden...

von (prx) A. K. (prx)


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Le X. schrieb:
> Dann kann man dichtmachen, schade ;-)

Keine Sorge, meinerseits geht das nicht weiter. Ausser natürlich, du 
betrachtest diesen Beitrag als Widerlegung dieser Aussage.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Timm T. schrieb:
> Damit hätten wir das Problem eingekreist: Die Aktionäre. Oder allgemein
> Leute, die leistungslos an der Leistung anderer Anteil haben wollen.

In einer auf Geld basierenden Wirtschaft benötigt man für grosse 
aufwändige Vorhaben Geld - aka Kapital. Und da man das meist nicht 
selbst in der nötigen Höhe hat, benötigt man Leute, die das zur 
Verfügung stellen. Weshalb sollten die das zur Verfügung stellen, ohne 
davon zu profitieren?

von Np R. (samweis)


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Le X. schrieb:
> Ich selber finde Gewinne richtig gut :-)
Nur Deine eigenen. ;-)

Le X. schrieb:
> Das Problem ist eher dass Gewinne, bzw. Wachstum notwendig ist damit
> alles rund läuft (und sei es nur um die Aktionäre ruhig zu stellen).
> Deswegen wird ein Unternehmen erstmal nicht für teuer Geld Altprodukte
> recyclen sondern, ...
>
> Die Notwendigkeit eines Wirtschaftswachstums führt also zu Handlungen
> die nicht nachhaltig sind.

Moment mal, hier werden nun zwei Aussagen vermischt, die nicht 
notwendigerweise etwas miteinander zu tun haben:

Gewinne kontra Recycling oder nachhaltiges Handeln.

Gewinne entstehen dann, wenn aus den zur Verfügung stehenden Resourcen 
(Material, Energie, Arbeitskraft, Kapital) etwas produziert wird, das 
den Wert dieser Resourcen übersteigt. )*
Der Gewinn setzt also voraus:
- einen Preis für das Produkt,
- einen Preis für die Resourcen,
- einen Unterschied dazwischen, d.h. Wertschöpfung.

Das alles hat mit Recycling oder Nachhaltigkeit noch nichts zu tun und 
steht nicht im Widerspruch. Es soll sogar Unternehmen geben, die mit 
Recycling Gewinne machen. ;-)
Das Problem entsteht, wenn nicht alle Kosten eingepreist sind - oder 
aber wenn die Kosten von verschiedenen Menschen unterschiedlich bewertet 
werden.

Beispiel: Ein Produkt wird heimlich mit Kinderarbeit hergestellt. Der 
Konsument hat keine Möglichkeit diesen Faktor "einzupreisen".
Auch Betrug ist eben ein Weg zum Gewinn, allerdings in den meisten 
Ländern sanktioniert.

Beispiel2: Ein Produkt wird mit [*** = ökologische Ausbeitung Deiner 
Wahl] hergestellt. Du hast ein Problem mit [***] und entwickelst Dein 
Konkurrenzprodukt ohne [***]. Leider geht das den meisten Konsumenten 
irgendwo im Süden vorbei. Sie kaufen das billigere Produkt.


)* Eine Wirtschaftordnung, die das Gegenteil erfordert, hätte sich 
sogleich selbst ad absurdum geführt.

von Np R. (samweis)


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Timm T. schrieb:
> Durch das stetige Abzweigen einer Geldmenge wird immer ein
> exponentielles Wachstum erzwungen,

Oh, prima - ein Argument aus der Ecke der "natürlichen 
Wirtschaftordnung".

Na, denn mal los:
Wodurch entsteht exponentielles Wachstum?
Können Werte auch vernichtet werden? (Wenn ja, wodurch?)
Wodurch entstehen Verklumpungen?

von Np R. (samweis)


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A. K. schrieb:
> Keine Sorge, meinerseits geht das nicht weiter.

Wir müssen das hier nicht diskutieren. Aber mein Hinweis war ernst 
gemeint. Die Lektüre ist durchaus zu empfehlen.
Natürlich niemals, um das selbst einzusetzen. ;-)
Aber solche Dinge erkennen zu können, ist nicht schlecht.
Manche Leute benutzen solche Techniken auch ganz unbewusst.

von Wolfgang E. (Firma: janeeisklar) (whattheheck)


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A. K. schrieb:
> Weshalb sollten die das zur Verfügung stellen, ohne
> davon zu profitieren?

Man kann auch profitieren ohne Zinsen ... nennt sich Sponsoring. Ohne 
Namensnennung nennt es sich Idealismus (ich weiß, ist vielen fremd 
geworden).

von Pandur S. (jetztnicht)


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Timm schrieb :
>Le X. schrieb:
>> und sei es nur um die Aktionäre ruhig zu stellen
>>
>Damit hätten wir das Problem eingekreist: Die Aktionäre. Oder allgemein
>>Leute, die leistungslos an der Leistung anderer Anteil haben wollen.

>Durch das stetige Abzweigen einer Geldmenge wird immer ein
>exponentielles Wachstum erzwungen, und um das zu erreichen kann man nur
>Ressourcen (materielle oder Arbeitskräfte) plündern, bis es zum Kollaps
>kommt. Macht jedes Krebsgeschwür so.

Das doofe ist nur, dass die Rentenkasse auch irgendwo investieren muss, 
um dir ohne zu Arbeiten ein sorgenloses, resp sorgenarmes Leben zu 
ermoeglichen. Irgendwann in der Zukunft. Vielleicht. Wuenschbar.

Tsss... weshalb koennen die Leute nicht bis zum Umfallen arbeiten ? Und 
wenn sie Umfallen - weg, entsorgen, recykeln...

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Wolfgang E. schrieb:
> Man kann auch profitieren ohne Zinsen ... nennt sich Sponsoring. Ohne
> Namensnennung nennt es sich Idealismus (ich weiß, ist vielen fremd
> geworden).

Ob du wohl bereit bist, deine private Altervorsorge jemandem zu spenden, 
den du nicht wirklich kennst, ohne davon irgendwie zu profitieren? Und 
zwar umso mehr zu profitieren, je riskanter es ist, zum Ausgleich des 
Verlustrisikos. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hier im Forum schon 
einige finden werden, die deinem Idealismus mit grosser Freude entgegen 
sehen. ;-)

Tipp: Nicht jeder Aktionär ist stinkreich.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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A. K. schrieb:
> deine private Altervorsorge jemandem zu spenden

Oh ja, war ja klar, dass wieder mal die armen Rentner herhalten müssen.

np r. schrieb:
> Oh, prima - ein Argument aus der Ecke der "natürlichen
> Wirtschaftordnung".

Nee, nennt sich "Mathematik", schonmal von gehört? Aber mir hat ein 
Lehrer letztens verzweifelt von seinen vergeblichen Versuchen erzählt, 
Prozentrechnung und Zins zu vermitteln. Muss wohl was dran sein.

A. K. schrieb:
> Und da man das meist nicht
> selbst in der nötigen Höhe hat, benötigt man Leute, die das zur
> Verfügung stellen.

Dann nimmt man einen Kredit auf, zahlt dafür eventuell Zinsen und zahlt 
den Kredit irgendwann zurück. Nur bei Aktionären wird nie zurückgezahlt 
(von den seltenen Fällen abgesehen, wo die Anteile zurückgekauft 
werden), und es sind immer Zinsen fällig (nennt sich hier halt 
Dividende).

Das war vielleicht mal eine gute Idee, als Aktionäre Arbeiter waren, die 
damit Anteil an der Firma hatten, damit etwas von ihrer eigenen Arbeit 
und sich eine Altersvorsorge schaffen konnten. Das wurde spätestens ad 
absurdum geführt, als Firmen nur noch Spekulationsobjekte wurden. 
Irgendein Manager läßt einen Furz und die Firma verliert plötzlich 10% 
an Wert. Ja ne is klar.

von (prx) A. K. (prx)


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Timm T. schrieb:
> Oh ja, war ja klar, dass wieder mal die armen Rentner herhalten müssen.

Nicht so die armen Rentner, als vielmehr jene, die über die staatliche 
Rente hinaus auch auf Kapital setzen. Das sind eher nicht die ärmsten 
davon.

>> Und da man das meist nicht
>> selbst in der nötigen Höhe hat, benötigt man Leute, die das zur
>> Verfügung stellen.
>
> Dann nimmt man einen Kredit auf, zahlt dafür eventuell Zinsen und zahlt
> den Kredit irgendwann zurück.

Interessant. Banker haben demzufolge also einen besseren Ruf als 
Aktionäre. Das war in den letzten Jahren nicht immer so. ;-)

Andererseits dürfen die Banken das Geld nicht drucken, sondern müssen es 
selber irgendwo herkriegen. Ein traditioneller aber heutzutage ziemlich 
sinnarmer Weg besteht darin, dass Leute es zur Bank tragen und später 
mit Zinsen wieder zurück kriegen. Es ist also ok, sein Geld mit Zinsen 
zu verleihen, aber es ist nicht ok, einen Anteil an einem Unternehmen zu 
besitzen?

> Das war vielleicht mal eine gute Idee, als Aktionäre Arbeiter waren, die
> damit Anteil an der Firma hatten, damit etwas von ihrer eigenen Arbeit
> und sich eine Altersvorsorge schaffen konnten.

Als Angestellter eines Unternehmens ausgerechnet Aktien dieses 
Unternehmens zwecks Vorsorge zu horten war noch nie eine wirklich gute 
Idee. Denn wenn dieses Unternehmen koppheister gehen sollte, dann sind 
gleichzeitig Lohn und Vorsorge weg.

> Das wurde spätestens ad
> absurdum geführt, als Firmen nur noch Spekulationsobjekte wurden.

Sie sind nicht nur Spekulationsobjekte, sondern auch. Und es ist 
nicht absurd. Zwar muss das wie alles im Leben nicht so bleiben, aber 
bisher waren auf lange Sicht Aktien eine bessere Anlage als Sparkonten 
oder Rentenpapiere. Kursabstürze, Wirtschafts- und Finanzkrisen 
inklusive. Streu das Geld auf etliche Aktien aus den Indizes, dann 
schlaf darüber ein paar Jahrzehnte und guck erst danach wieder nach. 
Augen zu und durch, überlasse die Spekulation den Spekulanten.

Vielleicht solltes du auch mal zwischen Aktien und Derivaten 
unterscheiden. Die eigentlichen Wetten und Spekulationen, das sind die 
Derivate, Optionsscheine etc. Aktien haben immer noch Substanz, diese 
Varianten hingegen nicht.

: Bearbeitet durch User
von Le X. (lex_91)


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Timm T. schrieb:
> Nee, nennt sich "Mathematik", schonmal von gehört? Aber mir hat ein
> Lehrer letztens verzweifelt von seinen vergeblichen Versuchen erzählt,
> Prozentrechnung und Zins zu vermitteln. Muss wohl was dran sein.

Meldung aus dem Off:
Solche "Argumente" der Marke "Lies doch mal - ach so, kannst du ja 
nicht" helfen hier nicht.

von Timm T. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Aktien... Aktien... Aktien...

Was alles absolut nichts daran ändert, dass eine stetige Geldentnahme 
aus dem Produktionsprozess eines Unternehmens bedingt, dass die 
Menschen, die die produktiven Werte schaffen um einen Teil dieser Werte 
geringer entlohnt werden, während Menschen, die keine Werte schaffen 
Vermögen anhäufen. Und / oder dass Produkte um diesen Anteil teurer sein 
müssen, um den Menschen, die nicht am Produktionsprozess beteiligt sind, 
ihr Vermögen erhöhen.

Da kannst Du noch soviel vom armen Rentner schwafeln, das geht völlig am 
Problem vorbei.

von (prx) A. K. (prx)


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Timm T. schrieb:
> Menschen, die die produktiven Werte schaffen

Nur so aus Neugierde: Schafft ein Verkäufer produktive Werte?

> Da kannst Du noch soviel vom armen Rentner schwafeln, das geht völlig am
> Problem vorbei.

Der arme Renter ist eine Polemik vor dir. Meiner war dies nicht.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Timm T. schrieb:
> Damit hätten wir das Problem eingekreist: Die Aktionäre. Oder allgemein
> Leute, die leistungslos an der Leistung anderer Anteil haben wollen.
>
> Durch das stetige Abzweigen einer Geldmenge wird immer ein
> exponentielles Wachstum erzwungen, und um das zu erreichen kann man nur
> Ressourcen (materielle oder Arbeitskräfte) plündern, bis es zum Kollaps
> kommt. Macht jedes Krebsgeschwür so.

Tja, soweit deine Theorie.

Der Aktionär hat mal gearbeitet und dafür keine Gegenleitung bekommen 
sondern bloss Geld. Dieses Geld kann er eines Tages mal jemandem geben 
der FÜR IHN arbeitet oder etwas abliefert was erarbeitet wurde, aber so 
lange ist es bloss ein Schuldschein.

Der Aktionär, der also noch nicht weiss was er mit seinem Geld machen 
soll, gibt das Geld einer Firma die mit Angestellten etwas erarbeitet, 
das nicht der Aktionär entgegennimmt. Oder er kauft halt Aktien von 
einem anderen Aktionär der keine Lust mehr auf die Firma hat sondern 
meint das Geld zu brauchen. Ob der Aktionär hinterher mehr oder weniger 
Geld zurückerhält, als er investiert hat, ist unklar, eher zufällig und 
damit spekulativ. Klar ist, daß am Ende der Firma die Aktie nichts mehr 
wert ist. Klar ist auch, daß jedem, der mit einer Aktie beim 
Kauf/Verkauf einen Euro Gewinn macht, jemand gegenübersteht, der genau 
diesen Euro Verlust macht. Spekulation ist ein Nullsummenspiel.

Neben dieser Spekulation, mit der nichts zu verdienen ist sondern auf 
lange Zeit das eingesetzte Geld vernichtet wird, gibt es die Dividenden. 
Der kleine Aktionär hat kaum Einfluss darauf, ob und in welcher Höhe sie 
bezahlt wird. Manche Firmen schütten keine aus, andere mehr als sie an 
Gewinn verdienten, normalerweise ist es ein Bruchteils des Gewinns, 
obwohl die Summe der Aktionäre als Eigentümer eigentlich (nach Steuern) 
den ganzen Gewinn erhalten müssten, so wäre es auch bei einem 
Handwerksbetrieb oder Personengesellschaft. Wohin auch immer der Rest 
des Gewinns fliesst, gemeinnnützig ist so eine AG ja auch nicht.

Was ist also mit der Dividende ? Da die Aktie am Ende der Firma nichts 
mehr wert ist, Spekulation ein Nullsummenspiel ist, müsste die Dividende 
zumindest den Kaufpreis der Aktie wieder ergeben. Übersteigt sie den, 
haben wir eine positive Verzinsung, aber oft genug tut sie das auch 
nicht.

Die Investition von Geld in Aktien ist also immer ein Risiko, die 
Entledigung lästiger Aktionäre ohne daß der Firma was passiert wird 
immer wieder gerne gemacht (man denke an General Motors, pleite, 
Aktionäre gingen leer aus, und lebt heute munter weiter - man hat eben 
mal kriminellerweise das GEld der Aktionäre konfisziert).

Jeder Gewinn der aus dem Besitz von Aktien entsteht gleicht hoffentlich 
wenigstens das Risiko des Geldverlust aus, aber exponentielle 
Geldvermehrung ist das sicher nicht.

Warum nicht ? Ganz einfach: Es gibt nicht exponentiell mehr Geld. Damit 
ist deine Theorie schon ad absurdum geführt. Auch wenn manche Leute 
meinen, man könnte mit Geld Geld verdienen, ist das keineswegs so. Geld 
ist bloss ein Wechsel auf noch nicht erbrachte Arbeit. Und ob für dieses 
Geld irgendwann mal jemand so viel arbeiten wird, wie nötig war, um das 
Geld zuvor zu verdienen, steht in den Sternen. Es ist sogar davon 
auszugehen, daß die nachfolgende Generation einfach keinen Bock hat, für 
ihr mal geliehenes Geld zu arbeiten, sondern meint, Schulden nicht 
zurückzahlen zu müssen. So geschehen in der SubPrime Krise, so zu 
erwarten bei der aktuellen deutschen Immobilienblase, so zu befürchten 
weil die Bevölkerungszahl in den meisten Euroländern sinkt es also in 20 
Jahren gar nicht mehr so viele Arbeitskräfte gibt - und damit der Preis 
der Arbeit teurer wird.

Die EZB sagt, die Geldmenge entspricht der Produktivität, damit jedes 
Gut was produziert wird, bezahlt werden kann. Das ist Blödsinn.
Wenn ich für dich arbeite, möchte ich von dir entweder sofort eine 
Gegenleitung (Tauschhandel) oder eben einen Schuldschein (Geld). Da du 
nicht sofort für mich arbeiten willst, nimmst du dieses Geld als Kredit, 
dazu muss es die EZB letztlich drucken. Wenn ich eines Tages mein Geld 
ausgebe, ob für deine Arbeit oder die eines anderen, bekommt jemand das 
Geld zurück der noch Schulden hat und kann die Schulden der EZB 
zurückgeben. Das steckt hinter Geld. Die Geldmenge wäre also identisch 
mit der Höhe der gesamten Schulden, der noch nicht erbrachten 
Arbeitsleistung.

 http://www.tagesgeld.info/statistiken/geldmenge/

Wir sehen: Sie steigt immer mehr, sie steigt ins unermessliche, auch und 
insbesondere nach der Finanzkrise. Anders gesagt: Schon heute ist Geld 
eigentlich nichts mehr wert, man weiss schon heute, daß niemand mehr für 
Geld so viel Gegenleistung erbringen wird, wie man selbst aufwenden 
musste um es zu bekommen. Geld wird weginfaltioniert, das liegt im 
Interese der Staaten die wissen daß sie ihre Staatsschulden niemals mehr 
zurückzahlen werden, egal ob 80% oder 180% des Haushalts. Da hilft es 
auch nicht, wenn man 1% Zinsen aufs Sparbuch bekommt doer eben 5% 
Rendite auf die Aktie, das Geld wird schneller wertlos als man 
hinterherkommt.

Vergiss die wundersame Wohlstandsvermehrung. Man kämpft nur darum, daß 
ein Vermögen das man als Alterssicherung aufbewahren will nicht 
implodiert. Wer aus Geld heute nicht 5% Vermehrung pro Jahr zieht, wird 
im Endeffekt ärmer. Er beutet sicher nicht die arbeitende Bevölkerung 
aus, die keinen Bock hat, ihm seine Schulden zurückzuzahlen. Er ist 
Opfer dieser Schuldner.

von (prx) A. K. (prx)


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Ist etwas idealisiert, indem strikt zwischen Kurs und Dividende 
unterschieden wird. Klappt aber nicht. Grad so wie bei thesaurierenden 
Anleihen, also solchen, bei denen die Erträge wieder im Topf landen, 
statt ausgezahlt zu werden, landen Erträge, die nicht als Dividende 
ausgezahlt werden, letztlich im Kurs und wirken deshalb in einer solchen 
Betrachtung wie Spekulation.

Das spielt nicht zuletzt dort eine Rolle, wo die Besteuerung Dividenden 
und Kursgewinne unterscheidet. Was bis vor einigen Jahren hierzulande 
noch recht markant der Fall war, denn wärend Dividenden mit dem 
EkSt-Satz besteuert wurden, waren längerfristige Kursgewinne steuerfrei.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Er beutet sicher nicht die arbeitende Bevölkerung
> aus, die keinen Bock hat, ihm seine Schulden zurückzuzahlen. Er ist
> Opfer dieser Schuldner.

Diese armen Opfer, die nach der Finanzkrise 2008 noch reicher geworden 
sind, tun mir aber auch sowas von leid. Gibt es schon ein Spendenkonto?

von Np R. (samweis)


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Timm T. schrieb:
> "natürlichen
>> Wirtschaftordnung".
>
> Nee, nennt sich "Mathematik", schonmal von gehört?

Oh, sorry. Dein Argument war typisch für Anhänger der "natürlichen 
Wirtschaftsordnung", Silvio Gesell & Co.
Da deren Argumente ja durchaus einiges für sich haben (allerdings auch 
einige Pferdefüße), hätte ich das gerne mit Dir diskutiert - wenn Du 
denn ein Anhänger der nat. W. gewesen wärest.
Wenn Du aber gar nicht weißt, wovon ich rede, wäre das unfair.

Timm T. schrieb:
> Das war vielleicht mal eine gute Idee, als Aktionäre Arbeiter waren

Genau das ist übrigens gar nicht der Ursprung der Aktie.
Und nie war es leichter für Arbeiter, sich ein Aktienpolster zuzulegen 
als heute. Sie tun es nur nicht.

von Timm T. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Der arme Renter ist eine Polemik vor dir. Meiner war dies nicht.

A. K. schrieb:
> Ob du wohl bereit bist, deine private Altervorsorge jemandem zu spenden

von Timm T. (Gast)


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np r. schrieb:
> Und nie war es leichter für Arbeiter, sich ein Aktienpolster zuzulegen
> als heute. Sie tun es nur nicht.

Die meisten Arbeiter die ich kenne würden Dich fragen: Wovon?

von Np R. (samweis)


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Le X. schrieb:
> Meldung aus dem Off:
Da hat sich aber jemand das Thema Diskussionskultur zu Herzen genommen. 
;-)
Schön.

A. K. schrieb:
> Vielleicht solltes du auch mal zwischen Aktien und Derivaten
> unterscheiden.

Oh - wittere ich da eine ethische Wertung verschiedender Instrumente?
Á la "Die Bassgitarre macht einen höllischen Sound, sie ist des Teufels. 
Die Harfe hingegen... "

Timm T. schrieb:
> eine stetige Geldentnahme
> aus dem Produktionsprozess
Und schon wieder argumentierst Du für die natürliche Wirtschaftsordnung, 
weißt es nur nicht. Interessant.
Du hast ja Recht - bis zu einem gewissen Grade.
Tatsächlich besteht ein ganz erheblicher Anteil der Kosten eines jeden 
Produktes aus Kapitalkosten.
Das heißt, aus dem Geld, was ich als Verbraucher umsetze, wird Kapital 
bezahlt. Wenn ich damit mehr Kapital bezahle als ich selbst auf mein 
angelegtes Kapital erhalte, bin ich die "source" einer Umverteilung. 
Jemand anderes ist dafür der "sink". Und dem geht es wahrscheinlich 
nicht schlecht...
Eine Umverteilung von Arm nach Reich, und viele Menschen können sich ein 
Leben lang nicht daraus befreien. Sie werden nie die Seiten wechseln.
Böswillig kann man sagen: moderne Leibeigenschaft.

So - nun haben wir zwei Extreme:
Timm T. behauptet, es gäbe eine exponentielle Vermehrung.
Michael B behauptet, alles wird entwertet und geht vor die Hunde

Wer hat denn nun Recht?

von Np R. (samweis)


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Timm T. schrieb:
> Die meisten Arbeiter die ich kenne würden Dich fragen: Wovon?

Ach, komm. Ich hatte bereits Aktien als ich weit weniger Geld hatte als 
die Arbeiter, von denen Du sprichst.
Das ist nicht das Problem.
Es ist ein Ideologisches: Aktien sind Teufelswerk.
Es ist ein Intellektuelles: Sie verstehen nicht, worauf sie achten 
müssten.
Es ist ein Emotionales: Geht's gut, werden sie gierig. Geht's schlecht, 
werden sie ängstlich.

von (prx) A. K. (prx)


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Timm T. schrieb:
> A. K. schrieb:
>> Der arme Renter ist eine Polemik vor dir. Meiner war dies nicht.
>
> A. K. schrieb:
>> Ob du wohl bereit bist, deine private Altervorsorge jemandem zu spenden

Eben. Deiner ist arm, meiner nicht. Was natürlich auch daran liegen 
könnte, dass deiner Aktien als Teufelszeug vermieden und alles in den 
Sparstrumpf gesteckt hat. ;-)

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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np r. schrieb:
> Oh - wittere ich da eine ethische Wertung verschiedender Instrumente?

Um sie zu bewerten sollte man den Unterschied erst einmal kennen. Bei 
Timm hatte ich den Eindruck, dass er alles zusammen in einem Topf wirft.

Aber um deiner Neugierde wenigstens halb entgegen zu kommen: Ich 
bevorzuge die organisatorische und finanzielle Trennung langweiliger und 
spannender Banken und Geldgeschäfte. Das war früher auch mal der Fall. 
Die Amis hatten eigens ein Gesetz dazu, den Glass-Steagall Act, der aus 
der Wirtschaftskrise 1933 erwuchs. Ob die Abschaffung für die 
Finanzkrise ursächlich war, ist allerdings umstritten.

: Bearbeitet durch User
von Np R. (samweis)


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A. K. schrieb:
> Glass-Steagall Act,

Richtig. Über die Trennung bzw. Regulierung können wir uns sicher 
verständigen (ob wir Herrn Trump da mit ins Boot bekommen, wage ich 
allerdings zu bezweifeln...).

Es gibt allerdings einige Menschen, die da grundsätzlich ethische 
Wertungen vornehmen - vielleicht, <Spekulation> weil sie den Sinn und 
Wert von Optionen nicht kennen oder weil sie die Funktion von Liquidität 
nicht verstehen. </Spekulation>
Aber wenn Du nicht dazu gehörst, können wir den sidetrack beenden.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Gustav K. schrieb:

> Früher (1965) waren bei einem TV-Möbelstück das Reparaturhandbuch und
> die Schaltungsunterlagen zwingend mit dabei, denn nur so war eine
> Reparatur zu Hause durch einen Radio- und Fernsehtechniker möglich. Es
> war also kein "angeborenes, unveräußerliches Grundrecht", sondern
> einfach mal Standard.

Früher war auch die Technik schön übersichtlich. Schönes Beispiel sind 
Notebooks. Für viele OEM-Modelle gibt es Schaltpläne und Servicemanuals 
im Netz. Mit genügend Wissen kann man da selber reparieren. Oder 
kürzlich hier in diesem Theater: Da hat ein Besitzer eines kleinen 
Tablets den eMMC mit Hausmitteln gewechselt. Das ist ein Multipin-BGA. 
Wenn man will dann geht das. Ich bin mir recht sicher daß auch der 
Schaltplan zu dem Tablet irgendwo im Netz rumschwirrt . Das ist 
schließlich nur das Intel-Referenzdesign für den SoC in einem eigenen 
Gehäuse.

Allerdings muß man bei den Sachen sich etwas trauen und etwas können.

von Timm T. (Gast)


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Michael X. schrieb:
> Allerdings muß man bei den Sachen sich etwas trauen und etwas können.

Und vor allem hat man das Risiko, dass es nach stundenlangem Reparieren 
trotzdem nicht geht. Etwas, das ich jedem, der mir war zum Reparieren 
bringt, explizit sage.

Nur ist das wieder etwas, was sich keine Firma leisten kann. Wie willst 
Du einem Kunden verklickern, dass er 200 Eur bezahlen soll und trotzdem 
ein kaputtes Gerät zurückbekommt.

Schon vor 30 Jahren hat der Rundfunkservice im RFT-Fernseher nur die 
Steckbaugruppe ausgetauscht. Auf meine Frage, ob er die kaputte 
Steckkarte nicht reparieren will: Nee, dauert zu lange.

In Indien habe ich ein ganzes Untergeschoss eines Einkaufsmarktes 
gesehen, in dem junge Leute Handys, Tablets, Notebooks repariert haben, 
Displays und Tastaturen ausgetauscht, und da war reger Betrieb. Bei dem 
Lohn/Preis-Unterschied und dem Stundenlohn dort lohnt sich das. Hast Du 
sowas hier schonmal gesehen?

von Paul B. (paul_baumann)


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Timm T. schrieb:
> Schon vor 30 Jahren hat der Rundfunkservice im RFT-Fernseher nur die
> Steckbaugruppe ausgetauscht. Auf meine Frage, ob er die kaputte
> Steckkarte nicht reparieren will: Nee, dauert zu lange.

Die getauschten Baugruppen wurden mit in die Werkstatt genommen und dort 
von den Leuten repariert, die (aus gesundheitlichen Gründen) nur 
Innendienst machen konnten. Das ging auch deshalb, weil es nicht die 
Typenvielfalt von Geräten gab, wie sie (ohne Not) heute üblich ist.

Timm T. schrieb:
> In Indien habe ich ein ganzes Untergeschoss eines Einkaufsmarktes
> gesehen, in dem junge Leute Handys, Tablets, Notebooks repariert haben,
> Displays und Tastaturen ausgetauscht, und da war reger Betrieb. Bei dem
> Lohn/Preis-Unterschied und dem Stundenlohn dort lohnt sich das. Hast Du
> sowas hier schonmal gesehen?

Ja. In Kassel. In Göttingen.

MfG Paul

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Paul B. schrieb:
> Die getauschten Baugruppen wurden mit in die Werkstatt genommen und dort
> von den Leuten repariert

Die Steckkarte, die der Techniker dagelassen hat, wurde mit in die 
Werkstatt genommen? Das scheint mir ein physikalisches Phänomen zu sein.

Paul B. schrieb:
> Ja.

Ich red hier nicht von Makerspaces, wo die Leute das für ne Kiste Mate 
machen, sondern von bezahlten und bezahlbaren Reparaturdiensten.

Und ja, wenn ein Fernseher 6 Monatsgehälter kostet, läßt man den 
freilich auch paarmal reparieren. Wenn eine Reparatur so viel wie eine 
neuer Fernseher kostet, eher nicht. Willst Du, dass ein Fernseher wieder 
6 Monatsgehälter kostet, damit sich die Reparatur auch lohnt?

von Paul B. (paul_baumann)


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Timm T. schrieb:
> Die Steckkarte, die der Techniker dagelassen hat, wurde mit in die
> Werkstatt genommen? Das scheint mir ein physikalisches Phänomen zu sein.

Ach -es ist ja die Timm-Thaler Methode: Eine Information IM NACHHINEIN 
liefern, um sein Gegenüber schlecht aussehen zu lassen.

Gratulation! Ich bin erneut darauf reingefallen.

>>Ja. In Kassel. In Göttingen.

Timm T. schrieb:
> Ich red hier nicht von Makerspaces, wo die Leute das für ne Kiste Mate
> machen, sondern von bezahlten und bezahlbaren Reparaturdiensten.

Ich auch.

-Paul-

von Timm T. (Gast)


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Paul B. schrieb:
> Gratulation! Ich bin erneut darauf reingefallen.

Bei allen Reparaturen die ich mitbekommen habe sind die defekten Teile 
beim Kunden geblieben. Einmal hat mir ein Techniker dazu gesagt: Die 
gehört ja dem Kunden, die hat er bezahlt. Und halt: Lohnt nicht, die 
werden nur ersetzt.

Also was willst Du mir jetzt wieder ans Knie nageln?

von Timm T. (Gast)


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Michael X. schrieb:
> Für viele OEM-Modelle gibt es Schaltpläne und Servicemanuals
> im Netz. Mit genügend Wissen kann man da selber reparieren.

Oh ja, ich hab da mal 2 Stunden nach der letzten Schraube gesucht, die 
das Gehäuse noch zusammenhielt, war dann unter der Tastatur versteckt, 
so dass man den Mist auch von der anderen Seite aufmeiseln musste. 
Wirklich sehr reparaturfreundlich.

Ein Lichtblick war da mal ein Sony Vaio, das ging wirklich richtig gut 
auf. Aber das war auch eine Ausnahme.

von Paul B. (paul_baumann)


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Timm T. schrieb:
> Also was willst Du mir jetzt wieder ans Knie nageln?

Ich habe geschrieben, wie das mit den Baugruppen gemacht wurde. Punkt.
Die Baugruppen wurden GETAUSCHT, so daß der Gerätebesitzer nur die 
Kosten der Instandhaltung, nicht die einer neuen Baugruppe zu tragen 
hatte. Das war in doppeltem Sinne ökonomisch.

Paul

von Le X. (lex_91)


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von Timm T. (Gast)


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Le X. schrieb:
> Ich lass mal ganz wertungsfrei einen Link
> hier

So ähnlich hat mir gegenüber vor 10 Jahren auch ein "großer deutscher 
Hersteller" argumentiert: Ich dürfe doch nicht einfach seine 30 Jahre 
alten Geräte reparieren, weil ich ja nicht gewährleisten kann, dass 
dabei die für ihn so selbstverständlichen Qualitätsansprüche eingehalten 
werden und das würde dann ein schlechtes Licht auf seinen Namen werfen, 
und ausserdem könnte ich was kaputtmachen und Ersatzteile hat er nicht 
mehr. Da war ich erstmal sprachlos - und hab weiterrepariert. Inzwischen 
sind wir aber gute Freunde. ;-)

von Mani W. (e-doc)


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Timm T. schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Ein eigener Brunnen mit Handpumpe und eigener Garten kann ein Stück
>> unabhängiger machen...
>
> Darfst Du doch gar nicht! Unsere Trinkwasserverordnung sieht vor, dass
> Du das Trinkwasser aus dem Netz nehmen musst. Nimmst Du Wasser aus einer
> anderen Quelle, machst Du Dich strafbar

Was ich nicht alles darf?
Und Regenwasser darf ich auch nicht verwenden für meine Scheißhaus, weil
es durch sauren Regen die Kläranlage zerfrisst?

Mann, die Wirtschaft und Politik lebt von solchen Menschen mit Deinen
Einstellungen, aber das ist Dein Kaffee und lass doch andere Menschen
in Frieden mit Deinem Moralapostel und Deiner Märchenweltvorstellung!


Timm T. schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Darum geht es ja nicht, sondern um das Warum...
>
> Das Warum ist doch klar: Weil ihr euch für diese Gesellschaftsordnung
> entschieden habt und diese als alternativlos betrachtet.


Wer in seinem Leben die Erkenntnis gewann, dass Wir hier nur kurz
auf diesem Planeten leben dürfen und in dieser kurzen Zeit so ziemlich
alles zerstören und ausbeuten können, auch an seine Nachkommen denkt,
der kann auch anders denken...

Ich muss nicht mit der Masse denken und handeln, ich habe eine eigene
Meinung und lebe so wie ich will...

So denken auch viele Andere...


Timm, ich habe keine Ahnung über Dein Alter, ist auch egal, aber
akzeptiere, dass es Menschen gibt die nicht so leben wollen wie Du!


LEGAL - ILLEGAL - SCEISSEGAL


Namaste...

von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> und lass doch andere Menschen
> in Frieden mit Deinem Moralapostel und Deiner Märchenweltvorstellung

Sachmal, mit Sarkasmus und Ironie hast Du's auch nicht so, oder?

von Mani W. (e-doc)


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Timm T. schrieb:
> Sachmal, mit Sarkasmus und Ironie hast Du's auch nicht so, oder?

Doch! Nur schlimmer...-))

: Bearbeitet durch User
von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Timm T. schrieb:

> Ich red hier nicht von Makerspaces, wo die Leute das für ne Kiste Mate
> machen, sondern von bezahlten und bezahlbaren Reparaturdiensten.

Sowas gibts ansatzweise bei Mobiltelefonen, wo der Ersatz richtig ins 
Geld geht.
Beispiel: Akkuwechsel beim Eifon, Displaywechsel, Ersatz der 
µUSB-Buchse. Alles was relativ risikolos vom begabten Schrauber erledigt 
werden kann.

Natürlich nicht bei apple selbst. Die wollen dir nur ein neues Gerät 
andrehen.

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