Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Parallelschwingkreis / Bandpass


von Jura (Gast)


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Hallo,

ich brauche dringend Hilfe bei einer mir erteilten Aufgabe und bin für 
jeder Hilfe dankbar.
Gegeben ist eine Wechselspannungsquelle mit Amplitude = 3V und Frequenz 
= 100 Hz. Diese läuft durch einen Zweiweggleichrichter und hat danach 
die doppelte Frequenz von 200 Hz. Bei der Gleichrichtung sind auch 
unerwünschte Oberschwingungen aufgetreten, welche es gilt mittels eines 
Parallel Resonators, sprich Bandpass, rauszufiltern. Dieser muss nun 
dimensioniert werden. Der Widerstand R5 ist vorgegeben.

Ich sitze schon den ganzen Tag daran und habe etliche Calculator - 
Seiten und Formeln ausprobiert. Es kam allerdings nichts brauchbares 
dabei rum. Mit Hilfe der parameter sweep Funktion von PSpice konnte ich 
durch try and error ansatzweise etwas aufs Papier bringen, was die 
gewünschten Oberschwingungen zwar filtert, im Zeitbereich das Signal 
aber total verhunzt.

Vielleicht könnte einer von euch mal drüber schauen und mir 
weiterhelfen.

Vielen Dank schon mal.

von Klaus R. (klara)


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Jura schrieb:
> Bei der Gleichrichtung sind auch
> unerwünschte Oberschwingungen aufgetreten

Warum treten denn da Oberschwingungen auf?
Liegt wohl am LM324.
mfg klaus

von Achim S. (Gast)


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Jura schrieb:
> was die
> gewünschten Oberschwingungen zwar filtert, im Zeitbereich das Signal
> aber total verhunzt.

Kannst du mal erklären, was du mit "total verhunzt" meinst?

Wenn du einen Bandpass baust, der nur 200Hz durchlässt, dann ist das 
Ausgangssignal dieses Bandpass ein Sinus mit 200Hz. Genau danach sieht 
es in der Simu doch aus, was würdest du denn stattdessen gerne sehen?

von Jura (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> Warum treten denn da Oberschwingungen auf?

Durch das "Umklappen" der negativen Halbwelle gibt es keinen reinen 
Sinus nach dem Gleichrichter. Macht man eine FFT kann man sehen, dass 
bei ~0Hz, 2f, 4f, 6f,... immer kleiner werdende peaks entstanden sind.

von Jura (Gast)


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Ja, aber was ist denn mit der Amplitude los? Das Signal ist doch  viel 
zu schwach geworden.

von Achim S. (Gast)


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Jura schrieb:
> Ja, aber was ist denn mit der Amplitude los? Das Signal ist doch  viel
> zu schwach geworden.

Nö, ist es nicht. Dadurch dass du den Gleichanteil (0Hz) rausfilterst, 
ist es nach unten gerutscht. Und durch deine Kombi von R11 und R5 sinkt 
die Amplitude um einen gewissen Faktor (~10%). Aber ansonsten entspricht 
die Amplitude genau der Grundwelle des 200Hz Signals.

Mit realen Bauteilen wird es vielleicht nicht ganz so schön wie bei der 
idealen Simu, aber die Simu macht genau das, was du dir von ihr 
wünschst.

von Jura (Gast)


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Du bist also der Meinung, ich habe die Aufgabe schon gelöst?
Mir fehlt noch dieser Leitfaden, wie man am besten beim Dimensionieren 
von so etwas vorgeht. Hab es halt noch nie gemacht.

von Achim S. (Gast)


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Jura schrieb:
> Mir fehlt noch dieser Leitfaden, wie man am besten beim Dimensionieren
> von so etwas vorgeht.

Wenn die Grundstruktur des Filters schon vorgegeben ist (scheint mir bei 
dir der Fall zu sein), dann berechnest du die Formel für die 
Resonanzfrequenz des Parallelschwingkreises. Dann wählst du L und C so, 
dass Sie realistische Werte haben und dass die Resonanzfrequenz bei den 
gewünschten 200Hz liegt.

von Helmut S. (helmuts)


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Hallo,

Mit LTspice* und Wissen über Schwingkreise würde man das so lösen wie im 
Anhang. In den Kommentaren steht dei Herleitung der Formeln. Die 
berechneten Werte für L und C stehen im Logfile der Simulation.

Nachtrag: Die Simusquelle sollte ja 3V Amplitude haben.
SINE(0 3 {f0/2})

Gruß
Helmut

* LTspice ist ein kostenloses SPICE Programm von www.linear.com .

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von Jura (Gast)


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Wow, vielen Dank dafür. Ich kanns garnicht in Worte fassen wie dankbar 
ich dafür bin, dass du dir die Zeit dafür genommen hast.

Eine Frage habe ich noch. Wofür ist der C2 ?

von Jura (Gast)


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Und wie nennt sich dieses Verfahren, dass du angewendet hast?

von Helmut S. (helmuts)


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> Eine Frage habe ich noch. Wofür ist der C2 ?

Damit der 1. Opamp bei der positiven Halbwelle nicht schwingt, weil die 
Ggenkopplung dort über den 2. Opamp kommt.
Opamps sind intern nur so viel kompensiert, dass sie mit direkter 
Gegenkopplung stabil sind. Diese zusätzliche Verzögerung über den 2. 
Opamp bringt dann zu viel Phasendrehung.

Bei mir heißt der C1. Im Anhang die Simulation mit C=47f=0pF. Es 
schwingt!

von Helmut S. (helmuts)


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> Und wie nennt sich dieses Verfahren, dass du angewendet hast?

Meinst du Bandpassformeln? Die stehen in den Büchern.

Z0 = sqrt(L/C)

Parallelkreis (hier)
Q = Rpar/Zo
Zu Rpar zählt auch der Serienwiderstand zum Schwingkreis.
Rpar = Rser*Rp/(Rser+Rp)

Serienkreis
Q = Z0/Rser

Banbreite = f0/Q

von Klaus R. (klara)


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Jura schrieb:
> Klaus R. schrieb:
>> Warum treten denn da Oberschwingungen auf?
>
> Durch das "Umklappen" der negativen Halbwelle gibt es keinen reinen
> Sinus nach dem Gleichrichter. Macht man eine FFT kann man sehen, dass
> bei ~0Hz, 2f, 4f, 6f,... immer kleiner werdende peaks entstanden sind.

Also, ich habe die 1. Simu von Helmut mal laufen lassen und sehe dort 
keine Oberschwingungen. Es sind aber auch keine LM324. Ein TL071 wäre 
auch besser.

Die Ursache für Schwinger hat Helmut ja zum Schluss erklärt.

Warum schimpfe ich so auf den LM324?
Ich habe mal einen Bausatz von ELV gekauft, mit LM324. Die Dinger war 
leicht am Schwingen. Ich bekam es auch nicht weg. Dann habe ich die 
LM324 gegen TL074 getauscht und es war Ruhe!
Da holt man sich schon einmal einen Bausatz, weil man meint es ging 
schneller, Pustekuchen.

mfg klaus

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von Helmut S. (helmuts)



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Mit dem LM324 sieht das nicht viel anders aus als mit dem LT1006.
Auch der schwingt ohne die 47pF. Im Bild der Normalbetrieb mit C=47pF.

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von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

"Bei der Gleichrichtung sind auch unerwünschte Oberschwingungen 
aufgetreten, welche es gilt mittels eines Parallel Resonators, sprich 
Bandpass, rauszufiltern. Dieser muss nun dimensioniert werden"

Also ich möchte Deine Aufgabe einmal umformulieren:

Gegeben ist ein Eingangssignal mit fester Frequenz, die mit Hilfe der 
Zweiwegegleichrichtung verdoppelt werden soll. Hierzu kommt eine 
Schaltung mit Operationsverstärkern zum Einsatz. Mittels 
Resonator/Schwingkreis soll wieder ein einwandfreies Sinussignal am 
Ausgang entstehen.

Das grüne Ausgangssignal sieht doch wie ein schöner Sinus aus. Wo sollen 
da unerwünschte Oberwellen sein?
Das rote Signal ist einwandfrei das Ergebnis der Zweiwege-Gleichrichtung 
und enthält somit all diejenigen Oberwellen, die notwendig sind, um 
seine Kurvenform (insbesondere die Spitzen unten) entstehen zu lassen.

Um nun aus dem oberwellenhaltigen Signal wieder einen sauberen Sinus 
entstehen zu lassen, benötigt man entweder eine Tiefpaßfilterung mit 
hinreichender Flankensteilheit oder eine Bandpaßfilterung, die leicht 
ein Schwingkreis ausreichender Güte ausüben kann. Der Schwingkreis wird 
auf der doppelten Eingangsfrequenz angeregt und schwingt mit seiner 
Eigenresonanz bei 200 Hz. Bei ausreichend loser Koppelung an das 
Ausgangssignal der Operationsverstärker erscheint am Schwingkreis ein 
nahezu einwandfreier Sinus mit der doppelten Frequenz des 
Eingangssignals. Der vorgegebende Widerstand reduziert die Güte des 
Schwingkreises kräftig.

mit freundlichem Gruß

von Helmut S. (helmuts)



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Hallo,
in meiner Schaltung kann man auf den Serienkondebsator am Ausgang 
verzichten. Den gab es in der Originalschaltung ja auch nicht. 
Allerdings erhält man dann am Banpass ca. 10mV Gleichspannungsoffset, 
wenn man annimmt, dass die Spule einen Serienwiderstand von 10Ohm hat.

Nachtrag: Mir ist gerade aufgefallen, dass auf Grund des angenommenen 
Serienwiderstandes die Amplitude der Ausgangsspannung mit steigendem Q 
bereits deutlich sinkt. Man sollte deshalb auf eine Spule mit kleinerem 
(<10Ohm)Serienwiderstand achten.

Gruß
Helmut

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