Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Soft Start für Step-up Konverter?


von Michi M. (Gast)


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Hallo,

Ich benötige für einen Messaufbau im Feld einen Aufwärtswandler von 12V 
(Batterie) auf 24V bei ca. 2A dauerhaft. Allerdings erzeugt die Kiste 
beim Starten eine kurze(?) Stromspitze bis ca. 8A, da intern einige 
große Elkos geladen werden. Genaue Kapazität leider unbekannt und 
derzeit habe ich keinen Zugriff um den nötigen Strom über die Zeit zu 
messen.

Im Auge habe ich für die Aufgabe folgende Wandler:
Traco TEP 100-1215 
http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/0e18/0900766b80e1827b.pdf
Oder Murata UQQ-24/4-Q12P-C 
http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/0da5/0900766b80da541d.pdf

Von einem anderen Projekt kenne ich das Problem, dass der DC/DC Wandler 
beim Start durch den inrush-current des Gerätes auf Kurzschluss geht.

Der Traco TEP100 hat laut Datenblatt einen "Soft Start", allerdings wird 
nirgends weiter ausgeführt, was das denn genau bedeutet. Der kleine 
Traco mit dem ich mal ein Problem hatte, hatte das nicht.

In den Datenblättern ist auch eine maximale kapazitive Last angegeben:
Murata  1500μF max
Traco 1750µF

Meine Frage ist nun, ob jemand weiß, was diese "Soft Start" Funktion des 
Tracos bedeutet und ob sie evtl. mein Problem lösen kann? Oder bezieht 
sich das nur auf den inrush-current des Reglers ggü. der 
Spannungsquelle?

Und dann das wichtigste: Wie kann man das Problem insgesamt lösen, ohne 
einen massiv überdimensionierten Wandler zu verwenden? Meine Idee wäre, 
den Ausgangsstrom mit einem Leistungswiderstand zu begrenzen und den 
Widerstand nach kurzer Zeit per MOSFET oder Relais zu überbrücken.
Würde das funktionieren? Gibt es da übliche Schaltungen oder gar fertige 
Module?

: Verschoben durch User
von Joe (Gast)


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... bedeutet, dass die Spannung langsam ansteigt.

Ist für dein Projekt bei kapazitiver Last prinzipiell geeignet.

Aber die Kapazitätsgrenze ist angegeben.

d.h. es kann in deinem Fall trotzdem eine Überlastung entstehen.

Andere Lösung: Eine größere Induktivität in Reihe dazu schalten.

Joe

von m.n. (Gast)


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Michi M. schrieb:
> Meine Idee wäre,
> den Ausgangsstrom mit einem Leistungswiderstand zu begrenzen und den
> Widerstand nach kurzer Zeit per MOSFET oder Relais zu überbrücken.
> Würde das funktionieren?

Der rechte Teil der Schaltung begrenzt den Anlaufstrom durch die 
Lastkapazität. Die Schaltung mit dem IRLZ34 kann auch Spannungen von 12 
- 24 V 'sanft' einschalten.
Beitrag "EIN-AUS mit Taster per Interrupt, ATtiny25 o.ä."
Die kurze Beschreibung der Funktionsweise wird Dir vermutlich reichen.

von Joe (Gast)


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Michi M. schrieb:
> Meine Idee wäre,
> den Ausgangsstrom mit einem Leistungswiderstand zu begrenzen und den
> Widerstand nach kurzer Zeit per MOSFET oder Relais zu überbrücken.

Das geht natürlich auch, aber eine Induktivität ist eleganter und kann 
drin bleiben.

Es ginge auch ein Heißleiter-Widerstand.

Oder auch ein P-MOSFET mit Kapazität am Gate gegen +24V Eingang.
Diese Kapazität mit einem Widerstand gegen -Pol laden.
Spannung am Gate mit einer Z-Diode begrenzen.

Diese Schaltung kann ebenfalls im Stromkreis verbleiben.

Joe

von Michi M. (Gast)


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Hm, mir scheint ja ein PTC relativ elegant zu sein, allerdings blicke 
ich noch nicht durch, wie man den auslegt... ich würde erstmal z.B. 
Murate NTPAJ4R0LDKB0 
http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/1259/0900766b81259d06.pdf 
testen, der hat 4Ohm bei 25°C. Aber wie legt man sowas korrekt aus?
Auch wie viel Verlustleistung da im Betrieb anfällt habe ich noch nicht 
rausgefunden...

Die anderen Lösungen sind auch interessant, werde ich mir nochmal weiter 
ansehen. Grundsätzlich hätte ich das ganze gern so simpel und Robust wie 
möglich.

von m.n. (Gast)


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Michi M. schrieb:
> Hm, mir scheint ja ein PTC relativ elegant zu sein,

PTCs brauchen/erzeugen einen permanenten Spannungsabfall, damit sie 
aufgeheizt bleiben. Ferner ist ein PTC bei kurzem Aus- und Einschalten 
weiterhin niederohmig, sodaß dann doch ein hoher Einschaltstrom fließen 
kann.

Joe schrieb:
> Oder auch ein P-MOSFET mit Kapazität am Gate gegen +24V Eingang.

Die Spannungsschwelle am Gate zwischen Sperren (>= 100 Ohm) und Leiten 
(<= 0,1 Ohm) ist sehr klein, sodaß von der 24 V Rampe vermutlich < 1 V 
zwischen Sperren und Leiten entscheiden. Damit ist keine hinreichend 
lange und eindeutige Einschaltverzögerung zu erhalten, ohne daß der FET 
an Überlast 'abrauchen' könnte.

Bei meiner Schaltung mit der Ladungspumpe wird die Gatespannung sehr 
dezent erhöht und kann mit dem Verhältnis C5:C4 und dem 
PWM-Tastverhältnis (hier 10%) angepaßt werden. Ferner könnte die 
Einschaltrampe über den µC noch von der Ausgangsspanung abhängig gemacht 
werden. Bei meinen Anwendungen mit höheren Spannungen wird der 
Kondensator am Gate (C4) beim Abschalten gezielt entladen, damit beim 
nächsten Einschalten wieder der gleiche Zyklus abläuft.

Vereinfacht würde ein PWM-Generator (NE555) nebst Ladungspumpe und 
N-Kanal FET vielleicht auch schon reichen.

Michi M. schrieb:
> Grundsätzlich hätte ich das ganze gern so simpel und Robust wie
> möglich.

Schon klar. Entscheide Dich für einen Wandler, damit Du sehen kannst, 
wie sich dieser verhält. Die Einschaltstrombegrenzung ist auf jeden Fall 
machbar. Ob ein einfacher PTC bei Deiner Anwendung ausreicht, wird sich 
zeigen.

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Vielleicht schaust du dir noch einmal die Stromverläufe an der 
Eingangsseite eines Aufwärtswandlers an. Das hat weniger mit der 
Lastseite, als mehr mit dem Wandlerprinzip zu tun. Deine 2A mittlere 
Last werden ja als Rippel abgegriffen und dafür muss die Rampe erstmal 
ordentlich hoch, um die Spannung von 12V Eingang auf 24V Ausgang zu 
bringen.

Zudem ist die 4fache Belastung für kurze Zeit in meinen Augen kein 
Problem. Versucht etwa bereits magischer Rauch in kleinen Dosen zu 
entkommen?

von Michi M. (Gast)


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Boris O. schrieb:
> Zudem ist die 4fache Belastung für kurze Zeit in meinen Augen kein
> Problem. Versucht etwa bereits magischer Rauch in kleinen Dosen zu
> entkommen?

Naja, die kurze Belastung ist ja "nur" 200%, aber ich habe eben die 
Sorge, dass der Wandler dann schlicht auf "Kurzschluss" erkennt und 
nicht mehr startet.

Beim Murata habe ich nun gelesen, dass der Kurzschlussstrom 0.5A beträgt 
und ausserdem:

Short Circuit Protection Method: Current limiting, hiccup autorestart. 
Remove overload for recovery

Daraus könnte man hoffen, dass er dann eben mit 0.5A die Elkos auflädt 
und danach einfach neu startet? Ist das so zu verstehen?

von m.n. (Gast)


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Michi M. schrieb:
> 24V bei ca. 2A dauerhaft

Bei dieser Dauerlast ist offen, ob sich der Wandler von einem Kurzschluß 
erholen kann.

von Timmy (Gast)


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Ich hatte auch mal ein ähnliches Problem und habe mir mit einem tiny 
einfach selber einen StepUp gebastelt. Wenn man keine grossen 
Anforderungen an den Rippel hat, ist das nicht wirklich schwer. Den 
Rippel klein zu halten ist die eigentliche Herausforderung, die man 
jedoch mit grossen Elkos relativ gut umgehen kann.

Mehr als dauernd den FET der Spule schalten und mit dem AC die Spannung 
überwachen muss man ja nicht machen. Eigentlich recht banal.

Da konnte ich mir selbst einen softstart programmieren und ihn so 
einstellen, wie ich ihn haben wollte.

von Timmy (Gast)


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Musst nur aufpassen, dass deine Spule nicht in die Sättigung geht ;)

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