Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Warum empfihlt ihr J-Link?


von Stefan F. (Gast)


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Dass der mehr µC Typen unterstützt ist offensichtlich. Doch er wird auch 
Leuten empfohlen, die sich nur für STM32 interessieren. Welche Vorteile 
bietet der J-Link Adapter bzw. die Firmware?

von ui (Gast)


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Er funktioniert einfach. Es ist alles relativ gut supported und 
dokumentiert. Man kann es vernünftig auf der Konsole bedienen. Es 
funkioniert gut unter Linux. Es lässt sich gut automatisieren. Er ist 
nicht teuer.

von Dr. Sommer (Gast)


Angehängte Dateien:

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Im Vergleich mit dem ST-Link/V2 (mit der Version, mit der ich gearbeitet 
habe, bevor ich keine Lust mehr hatte und mir den J-Link zugelegt hatte; 
kann sein dass es sich seitdem gebessert hat):

* Wesentlich schneller beim Flashen und beim Durchsteppen
* Beliebig viele Breakpoints
* Läuft viel stabiler; der ST-Link produziert je nach Mondphase gerne 
irgendwelche ominösen Fehlermeldungen auch mit der Original ST-Software, 
mein Lieblingsfehler siehe Anhang
* Stabile Software direkt vom Hersteller für Windows, Linux und Mac OS 
inkl. GDB-Server
* Kann einen STM32 auch dann resetten wenn man die WFI-Instruktion nutzt 
(beim ST-Link muss man hier nach Gefühl genau richtig den Reset-Taster 
benutzen)
* Kommt mit diverser PC-Software wie J-Flash (Massen-Programmierung), 
SystemView (Interrupt/RTOS-Timing-Analyse), Ozone (eigener Debugger), 
eigenem Konsolentool "JLink" zur Low-Level-Problemanalyse wenn GDB muckt 
usw...
* Unterstützt eine Unmenge an verschiedenen uC's, sogar ein paar 
Nicht-ARM's

von Stefan F. (Gast)


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Danke, das sind ja eine Menge Punkte.

von Lothar (Gast)


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Dr. Sommer schrieb:
> Unterstützt eine Unmenge an verschiedenen uC's, sogar ein paar
> Nicht-ARM's

Zum Beispiel auch 8051 EFM8

von Matthias (Gast)


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J-Link ist sehr "universell", was die Unterstützung diverser uC 
betrifft.
Beim J-Link pro kann man noch zusätzlich zum USB eine Verbindung über 
Ethernet aufbauen. (Falls man dafür Verwendung hat ;-) )

Ein recht nettes Feature, was die Leute von Segger gebaut haben ist RTT
(Real Time Transfer - https://www.segger.com/jlink-rtt.html ).
Damit kann man eine Art "zusätzliche Debugschnittstelle" in den 
Controller schaffen. Über JTAG wird dann nicht nur das Programm geladen 
und über Breakpoints, etc. in der Entwicklungsumgebung bedient und 
analysiert, sondern parallel dazu übe einen definierten Speicherbereich
zusätzlich Daten ausgetauscht. Man kann sich prinzipiell eine eigene 
Debugkonsole damit aufbauen. (weitere Infos siehe Segger Homepage).

Für RTOS gibt es noch eine Erweiterung namens "SystemView", die auf RTT
basiert.

Auf jeden Fall sehr nützlich :-)

von (º°)·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.·´¯`·.¸¸.· (Gast)


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> Er ist nicht teuer.

Der schwarze J-Link pro ist nicht ganz so billig.
Nur der graue J-Link edu ist nicht ganz so teuer.

Aber gutes Werkzeug muss nicht unbedingt das billigste sein.

Im Vergleich dazu (Leistung/Preis) ist z.B. ein RLink
unverschaemt teuer. Wenn Mann keine ST7 bearbeiten muss,
ist der J-Link sicher die bessere Wahl.

von Marco H. (damarco)


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vor 1 1/2 Jahren habe ich auch mit mir gerungen einen J-Link plus zu 
kaufen.  Bereut habe ich es nie, bisher hat alles ohne Probleme 
funktioniert.

Das hat nun mal eben seinen Preis....

von Steakholder (Gast)


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Lothar schrieb:
> Dr. Sommer schrieb:
>> Unterstützt eine Unmenge an verschiedenen uC's, sogar ein paar
>> Nicht-ARM's
>
> Zum Beispiel auch 8051 EFM8

Und PIC32. Direkt unter MPLABx.

Fürs Basteln Zuhause tuts der EDU für 50€. Genau dafür ist er ja 
offensichtlich gedacht.
Ich bin froh, in mir gekauft zu haben. Im Vergleich zum PICkit 3 (das 
bei großen PIC32-Projekten sehr lahm ist), kann man damit ordentlich 
debuggen.

von Baldrian (Gast)


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Alternative Schreibweise: siehe Betreff.

von Stefan F. (Gast)


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> eine Art "zusätzliche Debugschnittstelle"

Das kann der ST-Link auch, nennt sich dort (TRACE)SWD und ist meines 
Wissens nach ein Standard Feature des ARM Kerns.

von Harry (Gast)


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Stefan U. schrieb:
> Dass der mehr µC Typen unterstützt ist offensichtlich. Doch er
> wird auch
> Leuten empfohlen, die sich nur für STM32 interessieren. Welche Vorteile
> bietet der J-Link Adapter bzw. die Firmware?

Zumindestens ich bekomme für jede Empfehlung 13€ von Segger.

von eagle user (Gast)


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Stefan U. schrieb:
>> eine Art "zusätzliche Debugschnittstelle"
>
> Das kann der ST-Link auch, nennt sich dort (TRACE)SWD und ist meines
> Wissens nach ein Standard Feature des ARM Kerns.

(TRACE)SWO ist neben SWC und SWD das dritte Debug-Signal. Es ist von ARM 
definiert, aber optional, also nur bei grösseren STM32 vorhanden. SWO 
ist wohl nur Ausgang, RTT könnte auch bidirektional funktionieren (kann 
es?). Obwohl, für eine eigene Debugkonsole brauche ich nur ein sowieso 
vorhandenes UART.

Speziell für die STM32 braucht man eigentlich überhaupt keine fremde 
Hardware, vor allem zum Flashen nicht. Der eingebaute Bootloader 
funktioniert für jeden Chip praktisch gleich. Eine externe Lösung muss 
für alle Chips die genaue Programmiervorschrift kennen. "J-Link 
unterstützt sehr viele Chips" heisst eben auch, dass er neue Chips nicht 
kennt. Wenn ich vor 3 Jahren einen gekauft hätte: könnte ich heute den 
STM32L452 flashen?

von J-H V. (artabanos)


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eagle user schrieb:
> Eine externe Lösung muss
> für alle Chips die genaue Programmiervorschrift kennen. "J-Link
> unterstützt sehr viele Chips" heisst eben auch, dass er neue Chips nicht
> kennt. Wenn ich vor 3 Jahren einen gekauft hätte: könnte ich heute den
> STM32L452 flashen?

Warum nicht über ein Firmware-Update? Ich kenne den J-Link zwar nicht, 
aber der Pickit 3 beispielsweise lernt neue Chips auch via Firmware 
Update.

von Dr. Sommer (Gast)


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J-H V. schrieb:
> eagle user schrieb:
>> Eine externe Lösung muss
>> für alle Chips die genaue Programmiervorschrift kennen. "J-Link
>> unterstützt sehr viele Chips" heisst eben auch, dass er neue Chips nicht
>> kennt. Wenn ich vor 3 Jahren einen gekauft hätte: könnte ich heute den
>> STM32L452 flashen?
>
> Warum nicht über ein Firmware-Update? Ich kenne den J-Link zwar nicht,
> aber der Pickit 3 beispielsweise lernt neue Chips auch via Firmware
> Update.
Für den J-Link gibt es alle paar Tage neue Software, und es werden auch 
neue Chips hinzugefügt. Man werfe dazu einen unauffälligen Blick in das 
Changelog ( 
https://www.segger.com/downloads/jlink/ReleaseNotes_JLink.html Vorsicht 
groß). Allerdings wird bei den älteren JLink V8 keine Unterstützung für 
zB die Cortex-M7 nachgerüstet, da bei denen der Flash des 
Mikrocontrollers im J-Link voll ist (war da ein Atmel ARM7TDMI, ist 
mittlerweile ein STM32F2). Man kann aber alte J-Links für den halben 
Einkaufspreis umtauschen ( https://www.segger.com/trade-in-program.html 
), was aber anscheinend nicht für den EDU gilt - für die 25€ lohnt es 
auch kaum.

von Wühlhase (Gast)


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Ich hab den J-Link bisher auch nur für STM32 genutzt.

Was soll ich sagen...das Teil funktioniert so wie man es aus der 
Schachtel nimmt, ist gut dokumentiert, zusammen mit Embedded Studio läuf 
das ohne Probleme. Und wenn doch...das Segger Supptort-Forum ist da sehr 
hilfsbereit und kompetent.

Der Krampf mit der Workbench4Software...das zu installieren ist ein 
respektabler Akt, da man erst während oder nach der Installation erfährt 
was man noch alles braucht. Um am ST-Link irgendetwas einzustellen 
braucht es nochmal ein zusätzliches Programm (beim J-Link/Embedded 
Studio geht das aus der IDE heraus), und dann noch mal wieder zusätzlich 
etwas zum entwanzen.

Schön daß das alles so kostenlos zum Runterladen verfügbar ist (ein 
ST-Mitarbeiter sagte mir mal, die Firmen wollten das mit Eclipse nunmal 
so), aber ein handliches Werkzeug ist das Ganze wahrlich nicht. Und im 
wirtschaftlichen Umfeld relativieren sich da die knapp 500 Tacken für 
den J-Link sehr schnell. Oder was kostet es in eurer Firma, wenn man da 
mal 1-2 Arbeitstage versenkt um den Kram zum Laufen zu kriegen?

von Dr. Sommer (Gast)


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Da kann ich nur zustimmen... Mit der ST-eigenen Software SW4STM32 unter 
Windows ist es mir partout nicht gelungen, das STM32F7 Discovery mit dem 
integrierten ST-Link ans Laufen zu bringen, es gab immer irgendwelche 
Fehler. Das kann doch nicht sein.
Da habe ich auf der Platine die Pins an einen normalen JTAG-Stecker 
gelötet (dämlicherweise sind die nicht auf praktische Vias geführt, 
sondern man muss an SMD-Widerständen rumpopeln), den J-Link 
angeschlossen und es hat sofort funktioniert - so möchte man das... Mit 
der neuen JLink-Software die man auf ST-Link Chips spielen kann könnte 
ich das mal ausprobieren, aber dazu müsste ich das wieder zurück 
löten...
Wenn man sich die restliche Software von ST mal anschaut (die HAL, 
CubeMX, allein schon die Website) wundert es recht wenig dass auch der 
ST-Link völlig vermurkst ist.

von Stefan F. (Gast)


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Ich hatte gar keine Probleme mit der Eclipse basierten Workbench, auch 
der ST-Link tut auf Anhieb was er soll. Ich else oft "tu Dir den ST-Link 
nicht an", aber ich hab's trotzdem versucht und überhaupt keine Probleme 
damit.

Möglicherweise basieren die negativen Erfahrungen auf alter 
Software/Firmware.

Ja, Eclipse ist nicht der Hit. Aber einem geschenkten Gaul schaut man 
nicht ins Maul. Für's Hobby ist die IDE ausreichend und immerhin 100x 
besser, als die Arduino IDE (die den Namen IDE nicht verdient hat).

> Oder was kostet es in eurer Firma, wenn man da mal 1-2 Arbeitstage
> versenkt um den Kram zum Laufen zu kriegen?

Da wo ich arbeite und gearbeitet habe, wird vom Management konsequent 
kostenlose Software bevorzugt - auch wenn man da mal einige Stunden für 
Fehlersuche verplempert. Alleine der Aufwand, den GF vom mutmaßlichen 
Nutzen kommerzieller Software zu überzeugen, ist höher.

Dabei liegt es nichtmal an zu wenig finanziellen Mitteln, es ist einfach 
nur Geiz. Einzige Ausnahme ist interessanterweise die Software, die der 
Chef selber auch benutzt. Zum Beispiel MS-Office. Das bekommen alle 
standardmäßig installiert, egal ob sie es brauchen.

> Wenn man sich die restliche Software von ST mal anschaut (die HAL,
> CubeMX, allein schon die Website) wundert es recht wenig dass auch
> der ST-Link völlig vermurkst ist.

Allerdings. Deren Software mach insgesamt keinen guten Eindruck. Sie 
scheint nur Mittel zum Zweck zu sein, die Chips zu vermarkten. Es kommt 
einem so vor, als ob sie die HAL nur so weit entwickelt haben, um sagen 
zu können "seht her, wir haben auch eine". Ich sehe in Cube HAL keine 
lange Zukunft.

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