Hallo, ich bin Elektronikingenieur, 47 Jahre alt und stehe aktuell vor der Möglichkeit, von einer 30 Mann-Firma (bei der ich seit 20 Jahren arbeite) in einen Großkonzern zu wechseln. In 2-3 Jahren geht der Geschäftsführer in Ruhestand und die Nachfolge ist noch unklar. Deshalb habe ich einige Bewerbungen verschickt und habe nach einem Vorstellungsgespräch jetzt ein Jobangebot, über dieses ich die nächsten 2 Wochen entscheiden muss. Mich würde interessieren, ob jemand Erfahrungen mit einem derartigen Wechsel hat, es sind ja doch 2 Welten. Bitte keine Spekulationen oder persönliche Meinungen, sondern nur reale Erfahrungen posten.
Im Vergleich hast Du im Großkonzern viel, was man dort "Politik" nennt. Darunter versteht man Intrigen von Abteilungen gegeneinander, die daher kommen, daß die Anreizsysteme lokale Optimierungen begünstigen. Einfach mal eben im Sinne der Gesamtfirma und/oder des Produktes und/oder des Kunden denken, kann Dir in bester Absicht einigen Ärger einbringen. Beispielsweise kannst Du nicht mal eben einen Vorschlag bringen, der nebenbei auch zur Folge hätte, daß irgendein Abteilungsleiter auf einmal einen kleineren Bereich hätte, selbst wenn das sinnvoll wäre, denn dessen Job könnte dann direkt bedroht werden. Darauf wird er reagieren, indem er die Bedrohung (d.h.: Dich) ausschaltet. Weiterhin ist es deutlich wichtiger, daß Du Deinem Chef die Hose sauber hältst, denn aus demselben Grund ist sein Primärinteresse sein eigener Job. Berichte schreiben, Sichtbarkeit von Statusdingen kommen da rein. Wenn Dein Chef irgendwo in einem Meeting von der Seite angeschossen wird wegen etwas, was Du nicht berichtet hast, und wo er daher keine Ausrede vorbereiten konnte, dann gibt's Ärger. Kurzum, wenn Du es gewohnt warst, bislang die Schiene technischer Kompetenz zu fahren, dann mußt Du Dich zu einem gewissen Teil umstellen. CYA-Strategien werden kein dominierender Teil, aber wichtiger als bisher. Das ist ein bißchen wie Schach spielen, und soziale Kompetenz ist unverzichtbar. Damit ist nicht gemeint, höflich zu sein, sondern sich in andere hineinversetzen zu können, besonders die Chefs, und abschätzen, was deren Interessenlage ist. "Offiziell" und in den Jubel-Events haben natürlich alle immer nur das Wohl der Firma und die Belange der Kunden im Auge. Ist klar.
Nop schrieb: > Darauf wird er reagieren, indem er die Bedrohung (d.h.: Dich) > ausschaltet. Muss er erst mal schaffen.
Durchforste mal den VDI und die Kommentare von Herrn Heiko Mell zu Leserbriefen was den Karriere aufstieg betrifft. Ich bin der Meinung, im letzten halben Jahr einen Kommentar zu einem ähnlichen Fall gelesen zu haben.
Sven schrieb: > Mich würde interessieren, ob jemand Erfahrungen mit einem derartigen > Wechsel hat, es sind ja doch 2 Welten. Wenn du es dir vorstellen kannst, dann mach es! Und ignoriere die Schauermärchen von der Labertasche!
>...besonders die Chefs, und abschätzen, was deren Interessenlage ist.
Hast du eigentlich überhaupt mal einen großen Konzern wirklich von Innen
gesehen, Führungen für Hausfrauen mal ausgeschlossen?
Ich arbeitete in einem großen Mittelständischen Unternehmen mit >>10k Mitarbeitern und kann die Aussage von Nop zu 100% bestätigen. Hinzu kommen ständig wechselnde Führungskräfte, neue/zusätzliche Tools und Prozesse. Garniert wird das ganze mit unrealistischen Terminplänen und permanenten Ressourcen u. Zuständigkeitsgerangel... Alles um permanenten Druck aufrecht zu erhalten. Ich überlege daher gerade den umgekehrten Weg in ein kleines Unternehmen zu gehen.
Kannst du den Geschäftsführer nicht beerben?
Ich schrieb: > Kannst du den Geschäftsführer nicht beerben? Kannst davon ausgehen, dass der Laden verkauft wird, entweder an einen Investor, oder an die Konkurrenz. Man kann sich ausrechnen, was dann jeweils passiert.
genervt schrieb: > Ich schrieb: >> Kannst du den Geschäftsführer nicht beerben? > > Kannst davon ausgehen, dass der Laden verkauft wird, entweder an einen > Investor, oder an die Konkurrenz. Man kann sich ausrechnen, was dann > jeweils passiert. Oder eben an die eigenen Mitarbeiter. Es wäre nicht das erste Mal, dass langjährige MAs eine Bude übernehmen. Wenn er schon 20 Jahre dabei ist, sollte er das kleine Unternehmen und alle Mitarbeiter sehr gut kennen. Der Zeitpunkt dafür wäre jetzt ideal, da der OP (bzw. die, die übernehmen) dann noch die 2-3 Jahre bis zum Ruhestand zur sanften Übernahme des Geschäftsbetriebs hat. Wenn der GF an dem Laden hängt, wird er ihn auch lieber in den Händen der AN sehen. Sven, ich würde das ruhig mal ansprechen und durchspielen - auch wenn Du selbst es vielleicht nicht machen willst. Zum Unterschied Kleinunternehmen/Konzern haben andere ja schon viel Richtiges gesagt.
Ich kann dem Beitrag von NOP nur zustimmen! Heute ist in vielen Abteilungen und Konzernen ein stark politisches Gehabe im Gange, das man erst verstanden haben muss, um da mitzuwirken! Es kann auch sein, dass der neue Chef genau so einen alten Ingenieur haben will, der keine Ambitionen mehr hat, sich ins Projektgetümmel zu stürzen. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen oder es ärger darstellen als es ist, aber es kann Dir passieren, dass Du zum Büttel Deines Chefs wirst, d.h. Du wirst komplett von ihm abhängig. Das kann eine sehr bequeme Position sein, weil er Dir den Rücken indirekt freihält, solange Du ihm gut zuarbeitest. Dann hast Du nur mit Technik zu tun und der ganze Politikkram geht an Dir vorbei! So geht es mir momentan. Ich bin da gut positioniert und habe ein lockeres Leben. Es kann aber auch sein, dass der Chef irgendwann mal geht und der Neue seine eigenen Leute favorisiert - insbesondere dann, wenn Abteilungen "restrukturiert" werden. Ich erlebe es gerade in einer Nachbarabteilung. Da muss dann einer künsigen, ein anderer kommt zu uns oder geht ganz woanders hin. Wenn du keine echte Macht in der Firma hast, bis Du der Spielball. Es ist eine Frage Deines NAturells, ob Dir das passt oder nicht. Das Dämlichste was momentan läuft ist die Vergenderung, d.h, überalle müssen Weiber rein in die Abteilungen und Du bist schon von vorn herein abgestempelt, wenn Du Dich da nicht frauenkonform gibts. Konkret heisst das, es turnen eine gehörig Masse an BWL-lastigen Projektleiterinnen und Managerinnen um Dich herum, die Kosten, Zeiten und Termine machen und erfragen und planen, wurschteln und "leiten". Um die musst Du dann herumarbeiten aber immer drauf bedacht sein, dass das Teamwork gut klappt. Leuten wie Dir, die aus kleinen Firmen kommen, wird man unterstellen, da keine Erfahrung zu haben und zudem wird man bei Dir den Breitbandeinzelkämpfer vermuten, dem man erst die Flügel stutzen muss. Du musst Dich nämlich dort "in das Team integrieren", was immer das im Einzelfall heisst. Ausserdem wird heute gesteigertes "team building" betrieben, "agil" entwickelt, "proaktiv" kommuniziert und "retrospektiv" analysiert, um seine "performance zu optimieren" und seine personality zu"perfektionieren" und die "commodity" zu steigern. Wenn Du das nicht machst, hast du schon mal die Arschkarte. Vor allem bist Du der Depp der Nation, wenn Du eine dieser Aktivitäten hinterfragst oder diese Begriffe nicht einordnen kannst. Lies Dir mal das hier durch: Beitrag "Immer mehr abstrahierende Denkstrukturen" In jedem Fall wirst Du Dich mit sehr vielen Prozessen und Schulungen anfreunden müssen, d.h. es kommt ein geschniegelter Berater, ein Scrum Instructor, oder eine Psychotussie ins Haus, die Dir in skill trainings erklärt, wo Deine Defizite sind. Wenn Du auf die Idee kommst, anzudeuten, dass Du da kein Optimierungspotenzial hast, bist Du auch schon weg, weil beratungsresistent.
Ist zu wenig, um was dazu zu sagen. Bist Du Entwickler, Manager, vor-Ort-Inbetriebnehmer, Berater, Sachbearbeiter? Ist die neue Stelle gleich oder was völlig anderes? Auch in einem Großkonzern gibt es immer wieder innvoative kleine Gruppen, die Quasi die Freiheiten einer kleinen Firma haben. Z.B. Wenn eine neue Technologie entwickelt wird. Und auch auch in kleinen Firmen gibt es "Beamte". Und die Zukunftsaussichten, .... eine große Firma schließt auch von heut auf morgen ganze Standorte. Erst langfristig bist Du im Großkonzern im Vorteil, wenn Du mit 55 bis zur Rente freigestellt wirst. (ok, bei Dir eher 60).
Ich bin vor ein paar Jahren von einem Laden mit ca 200 Mann zu einem mittelständischen Unternehmen mit 20k Mitarbeitern gewechselt. Erstmal, ja Politik gibt es überall. Leider ist bei ATlern der Bonus der Grund warum über Leichen gegangen wird. Anderseits gibt es diverse Entwicklungsmöglichkeiten. Bei meinem alten AG saß ich im goldenen Käfig. Kam aber in der Position und Gehalt nicht weiter. Beim neuen AG hat sich nach 2 Jahren die Möglichkeit zum Teamleiter ergeben. Ob man das will merkt man erst später, aber wenn ich jetzt nochmal Wechsel dann mit neuen Chancen. Bei meinem alten AG habe ich die Option jederzeit wiederzukommen. Im übrigen sind viele größere Konzerne auch nur ein Haufen zusammengekaufter Firmen. Wie weit hier eine einheitliche Identität oder Strukturen aus alten Tagen bestehen merkt man erst später.
Im Konzern arbeiten zu dürfen ist in allen Belangen besser als in einem KMU.
Freddy schrieb: > Im übrigen sind viele größere Konzerne auch nur ein Haufen > zusammengekaufter Firmen. Das ist ja das eigentliche Problem! Die wollen und müssen sich positionieren, um nicht untergebuttert zu werden, weil bei solchen Käufen immer Verschlankung droht, vor allem in den oberen Etagen. Bei Teamumbauten sehe Ich immer wieder, dass die Teams wachsen, also grösser werden. Dabei fallen überzählige Projekt- und Teamleiter an, die dann von der Personalberatern abgesaugt werden, nachdem ihr Zeugnis und XING-Profil gepimped wurde.
Nop schrieb: > Das ist ein bißchen wie Schach spielen, und soziale Kompetenz ist > unverzichtbar. Damit ist nicht gemeint, höflich zu sein, sondern sich in > andere hineinversetzen zu können, besonders die Chefs, und abschätzen, > was deren Interessenlage ist. Ist man komisch, wenn man an so etwas seine Freude hat? Die spieltheoretische Gamification des Alltages.
Sven schrieb: > ich bin Elektronikingenieur, 47 Jahre alt und stehe aktuell vor der > Möglichkeit, von einer 30 Mann-Firma (bei der ich seit 20 Jahren > arbeite) in einen Großkonzern zu wechseln. Welcher Großkonzern stellt einen 47 jährigen ein? Morgen ist Freitag, alles klar!
Cha-woma M. schrieb: > Welcher Großkonzern stellt einen 47 jährigen ein? Das scheint über deinen Horizont zu gehen.
Kritiker schrieb: > Ausserdem wird heute gesteigertes "team building" betrieben, "agil" > entwickelt, "proaktiv" kommuniziert und "retrospektiv" analysiert, um > seine "performance zu optimieren" und seine personality > zu"perfektionieren" und die "commodity" zu steigern. Und am Ende des Tages gibt es noch ein Seelen-Audit am E-Meter. Oooohm.
Kolophonium schrieb: > Hast du eigentlich überhaupt mal einen großen Konzern wirklich von Innen > gesehen Wenn meine Antwort übermäßig negativ rüberkam - war sie nicht. Ich bin nur spezifisch auf das eingegangen, worüber man als Ingenieur gerne stolpert, der mit einem KMU vertraut ist und dann in einen Großkonzern kommt. Ich kann beides aus eigener Erfahrung vergleichen, und genau danach hat der OP nunmal gefragt. Ich könnte noch ein Weiteres hinzunehmen, daß man in einem Großkonzern zwar keine Pfeife sein sollte, die sind nirgends gefragt, aber auch keine Heißdüse. Das Problem mit letzteren ist, daß sie die Latte für die Arbeitskollegen massiv anheben, worüber letztere nicht begeistert sind. Man wird dadurch Probleme in der Team-Zusammenarbeit bekommen, was die Gegenmaßnahme ist, um die Aktivität von Heißdüsen auf ein akzeptables Level runterzudrosseln. Am besten hält man sich in der Skala von 0 bis 10 so in etwa bei einer 7 auf. Zu Beginn kann man, was das eigene Lerntempo angeht, gerne auch noch etwas aufdrehen, um schneller an Bord zu kommen, da ist eine 8 noch besser. (0 ist eine völlige Pfeife, 5 Durchschnitt, 10 ein Brenner.)
Der Energieerhaltungssatz im Berufsleben: Die Summe der Scheiße ist konstant, nur die Art ändert sich. Wenn man ein kleines Unternehmen gefunden hat, wo man mit dem Chef per Du ist, ihn ohne Konsequenzen auch mal vollzicken kann wenn einem was nicht passt, er weiß was er an dir hat und das Gehalt stimmt, dann kann das auch ein sehr angenehmer Job sein.
Sven schrieb: > ich bin Elektronikingenieur, 47 Jahre alt und stehe aktuell vor der > Möglichkeit, von einer 30 Mann-Firma (bei der ich seit 20 Jahren > arbeite) in einen Großkonzern zu wechseln. Hohes Risiko, denn der Weg zurück ist meist dann nicht mehr möglich. Andererseits frage ich mich, ob man sich nicht vertraglich frei stellen kann, geht zur neuen Firma und wenn es da crasht, dann wieder zurück. Muss man mit dem Chef nur mal bequatschen. Wenn man so einen Wechsel ohne Netz vor nimmt, kann es sehr gut sein, dass man bös auf die Nase fällt, denn Versprechungen werden viel gemacht, gehalten wird nur wenig. Wie man sich entscheidet, ist dann bestimmt immer falsch, aber warum Opfer des Systems werden?
Qwertz schrieb: > Im Konzern arbeiten zu dürfen ist in allen Belangen besser als in einem > KMU. genervt?
Qwertz schrieb: > arbeiten zu dürfen sehr amerikanisches Arbeitsverständnis. Wie sowas dann enden kann sieht man derzeit bei GE in Mannheim (Ehemals ABB vorher BBC).
Sven schrieb: > Bitte keine Spekulationen oder persönliche Meinungen, sondern nur reale > Erfahrungen posten. Ich habe den Werdegang hinter mir. Allerdings nicht in einen Großkonzern. Nach meinem Studium habe ich in einer 15-Mann-Klitsche angefangen. Ich hatte eine angenehme Position bei respektablen Gehalt. Nur habe ich meinen Chef irgendwann nicht mehr ausgehalten, der ein wahnsinniges Talent hatte, alles selbst machen zu wollen und andererseits jedem die Ohren blutig gelabert hat. Vor zwei Jahren habe ich daher in ein Mittelstandsunternehmen gewechselt (weltweit aktiv, Marktführer im Segment). Es hat definitiv seine Vorzüge: Gleitzeit, autonomes Arbeiten, in vielerlei Hinsicht eindeutige Regelungen (z.B. bezüglich Überstunden u.g.dl.), einen eigentlich sicheren Arbeitsplatz, wenn die Konjunktur auch mal weniger brummt. Der größte Nachteil aber ist der Vorgesetzte. Während im Kleinbetrieb der Chef auf Grund der Nähe zwischen sich und den Mitarbeitern viel Wert auf Gleichheit und Gleichbehandlung gelegt hat (man will ja keine Revolte), ist man im Großbetrieb im Haifischbecken. Zwei Leute nebeneinander machen die gleiche Arbeit - der andere bekommt aber 10% mehr Lohn (kein Tarifvertrag hier). Und dann ist es ja scheinbar so, dass jeder Euro, den der Vorgesetzte zu viel ausgibt, ihm hinterher vom Jahresbonus gestrichen wird. Anders kann ich mir das nicht erklären. Teilweise kann man seinen VG mit stichhaltigen Argumenten überhäufen, und eine sinnvolle Sache wird trotzdem abgelehnt, weil er gerade Stress mit seiner besseren Hälfte hat. Wegen jedem Käse muss man den Bittsteller spielen. Der VG wiederum unterliegt kaum einer Kontrolle. Im Kleinbetrieb weiß der Chef: Mitarbeiter zufrieden = Arbeit gut. Er tut also was dafür, dass sich Ärger besänftigt. Im Großbetrieb weiß der Chef: Mir doch scheiß egal - kann ja gehen, wenn es ihm hier nicht passt. Es findet kaum Kontrolle von oben statt und so genießt der VG Narrenfreiheit, solange die Abteilung liefert, was erwartet wird. Den Vorgesetzten meines VG sehe ich - wenn überhaupt - einmal im Jahr. Eine MA-Befragung hat dieser noch nie durchgeführt. Viele Entscheidungen werden auch willkürlich getroffen. Passt den VG einen Innensechskantschraube nicht, wird eine Schlitzschraube genommen. Gegenan argumentieren ist zwecklos und wird als Aufmüpfigkeit empfunden. Andere Dinge wurden ja bereits erwähnt - das meiste kann ich vorbehaltlos unterschreiben - gerade, was die internen Querelen angeht. Es herrschen regelrechte Grabenkämpfe zwischen den Abteilungen. Und sowie einer mal eine Gelegenheit bekommt, drückt man es den anderen sofort rein. Das sind z.B. Dinge wie "Ja wir sind schon lange fertig. Aber leider können wir nicht produzieren, weil die Entwicklung ja noch gar nicht xyz fertig hat". Es hat aber auch Vorteile. Mein Chef hält uns den Rücken frei. Wenn jemand aus einer anderen Abteilung gegen uns persönlich schießt, so schießt mein Chef mit der Atellerie zurück. Das ist auch schon viel wert. Insgesamt: Jeder Betrieb hat seine Vorteile. Insgesamt kann man sagen: Passt das Gehalt, der Anfahrtsweg und das Verhältnis zu Kollegen und Chef, dann kann man da glücklich werden, und darf nicht erwartet, dass es woanders noch besser ist. Hat man einen triftigen Grund zu wechseln, ist eigentlich egal wohin. Schwarze Schafe gibt's überall - egal ob Klein- oder Großbetrieb. Und so viel anders ist es in einem großen Laden auch nicht.
Dann hast du aber einfach Pech gehabt in deinem konkreten Fall. Hier im Konzern unterliegt die Führungskraft durchaus einer Mitarbeiterbewertung die (in unserem Fall) jährlich durchgeführt wird und Konsequenzen haben kann. Du hast quasi das KMU-typische Patriachentum erwischt, nur halt beim Mittelständler.
Abradolf L. schrieb: > Du hast quasi das KMU-typische Patriachentum erwischt, nur halt beim > Mittelständler. Jo. Definitiv. Oder eher gesagt: Zu groß, um noch klein zu sein, aber noch zu klein, um groß zu sein. Man rühmt sich der "Flachen Hirarchie" - was man ja auch schön vollmundig ausschmücken kann im VG. Heute weiß ich: Eine flache Hirarchie ist ein ganz wichtiger Indikator für Besetzungen auf (Macht-)Positionen, die keinerlei Verantwortung abgeben wollen und am liebsten alles diktieren möchten. Die Hirarchie zu erweitern würde nämlich bedeuten, dass diejenigen, die vorher über viele das Sagen hatten, danach nurnoch über wenige das Sagen haben. Und das passt vielen nicht in den Kram. Eine ganz wichtige Sache, die ich in Zukunft beim nächsten Firmenrundgang beachten werde: Altersdurchschnitt. Hier sitzen nur junge Leute oder Absolventen, im Schnitt < 30 Jahre. Das ist ein totsicheres Indiz dafür, dass der Chef sehr dominant ist, und sich bewusst junge, nicht wiedersprechende, billige Feuerholzsammler ins Bott geholt hat.
Und hier im Team bin ich der Jüngste mit meinen 30 :-) (die Meisten sind um die 40 und dann noch zwei Mittfünfziger (drei wenn man den Chef dazuzählt)).
Abradolf L. schrieb: > Dann hast du aber einfach Pech gehabt in deinem konkreten Fall. Ich weiss ja nicht. Vor über 20 Jahren war ich mal für 5 Monate bei der deutschesten aller Banken. War mein 2. Job und Karrieresprung. Nach 6 Wochen habe ich mich weiterbeworben weil es noch viel schlimmer war als von Nop geschildert. Seither nur in "kleinen Klitschen" da gehts viel mehr darum miteinander ein Problem zu lösen, jetzt von einem mittelständigen Ami übernommen worden und schon gehts wieder los. Neu-(Nachfolge)produkte erfolgreicher Software wird von Leuten geplant die keine Ahnung von dem Thema haben. Einsatz von Tools, Bibliotheken und Datenbanken wird von oben (strategisch) angeordnet, obwohl keine Ahnung über die Bestandskunden und technischen Anforderungen da ist. Diese Mitarbeiterbefragungen sind der Hit, nach der Befragung wird erst mal darüber gemault welche Abteilung die niedrigste Beteiligung hat, in der Jahresabschlussfeier wird darüber hergezogen daß die Mitarbeiter die sich (anonym) kritisch geäussert haben je bitte etwas loyaler gegenüber unserer Niederlassung und dem Unternehmen zeigen sollen, usw.
gnugnu schrieb: > Qwertz schrieb: > Im Konzern arbeiten zu dürfen ist in allen Belangen besser als in einem > KMU. > > genervt? Nein, ich bin Qwertz und nur ganz selten genervt. ?
War ja klar, das es gnugnu war, den verbohrten Schreibstiel erkennt man eben sofort. Wenn die ganzen Schauermärchen über Konzerne wahr währen, würden denen dort die Leute weglaufen. Die hier aufgezählten "Symptome" habe ich so bisher nur in Klitschen und Mittelstandsbuden gesehen.
genervt schrieb: > Wenn die ganzen Schauermärchen über Konzerne wahr währen, würden denen > dort die Leute weglaufen. Nein. Erstens ist das Gehalt üblicherweise ein Stück höher, zweitens hat man auch einen Betriebsrat, drittens ist die Bemühung um Familien-Interation oft besser, bis hin zu Kindergärten auf dem Betriebsgelände. Darüberhinaus kosten die Intrigen auf Arbeitsebene nicht wirklich Zeit, wenn man erstmal begriffen hat, wie man die Fallstricke meidet. In kleineren Dingen arbeitet man ohnehin völlig an den Hierarchien vorbei, jedenfalls in Deutschland.
Nach 28 Jahren in drei Großunternehmen mit mehr als 60000 MA(DAX, Euro Stoxx 50, ÖD) mit 35, 40 und jetzt 41 Stunden-Woche, ist meine Empfehlung diese (letzte) derartige Chance auf jeden Fall zu nutzen. Natürlich sind solche Unternehmenssaurier hauptsächlich damit beschäftigt sich selbst zu verwalten, und es trifft auch fast alles zu was schon erwähnt wurde. ABER, die Vorteile muss man auch sehen. Geregelte Arbeitszeit, bezahlte Überstunden, Betriebsrat, gutes Gehalt, Krankheit ist keine Katastrophe, sicherer Job, ev. Vorruhestandsregelungen, Kantine, usw. usw.. Entscheidend ist die Mentalitätsfrage, man muss sich in die Arbeits- und Denkweise einfinden können. Was im KU in 10 Minuten entschieden wird, kann im Konzern ein Jahr dauern. Ich habe während meiner Tätigkeit viele zu KMU wechseln sehen, und konnte daher immer gut vergleichen. Fazit: Gut, dass ich diesen Schritt, trotz mehrerer Angebote, nicht gemacht habe. Im Konzern bin ich in der Regel besser gefahren.
Ex-Ing schrieb: > Ich habe während meiner Tätigkeit viele zu KMU wechseln sehen, und > konnte daher immer gut vergleichen. Lass mich raten. Viele wollten wieder zurück, ging aber nicht mehr.
Stimmt! Einige waren nach kurzer Zeit so desillusioniert im KMU, dass sie Gott und die Welt im Konzern kontaktiert haben um wieder zurückkommen zu können. Natürlich gilt "They never come back". Oft hatten diese Kandidaten vor ihrem Wechsel die ganz große Klappe, nach dem Motto: "Jetzt kann ich endlich zeigen was in mir steckt". Einer kam übrigens wieder zurück, der war aber vorher beim Abgang nett und freundlich gewesen, wurde aufgrund seiner Fachkompetenz dringend gebraucht und bei der Wiedereinstellung eine Tarifgruppe niedriger (!) eingestuft als zuvor. Es hat ein paar Jahre gebraucht bis er seine alte Einstufung wiederbekam, trotzdem war er heilfroh wieder bei uns zu sein. Übrigens, die Kollegen die von KMU zu uns kamen, vielleicht jeder 10. neu eingestellte Kollege, waren immer dankbar bei uns gelandet zu sein. In der Regel galt, im Konzern mehr Geld, weniger Arbeit und viel weniger Stress. Da wollte keiner zurück. Ich höre jetzt auf, obwohl mir gerade noch ganz andere Beispiele einfallen.
Mit dem Thread tut ihr aber den Unternehmen, die ihre Unterlegenheit gegenüber den Großkonzernen als Flexibilität mit spannenden Aufgaben und spitzenmäßig tollem "Wir-sind-alle-beste-Freunde"-Arbeitsklima verkaufen, keinen allzu großen Gefallen.
Ich bin auch in einer riesen Firma, seit mehr als 3 Jahren schon. Naja, ich sage nur: "Workflow", "Engineering Change request", "Detailed design review", "Special design review" etc. Davon hab ich die Nase voll. Wegen jedem Mißt mußt du so ein Ding ausfüllen, oder irgendeinem Chef, der nicht die bohne Ahnung von der Materie hat eine Präsentation vorbreiten, nur damit du mal endlich überhaupt was machen kannst. Die Entscheidungen sind dann eh immer emotional, meistens scheterts an kleinen Versprechern oder Buchstaben zu viel. Je weniger Infos du präsentierst umso leichter wirds. Komischer Psychowahnsinn. Geld wird immer mitte des Jahres gekürzt oder gestrichen, und die Leut die die Aufgaben lösen könnten werden auch immer weniger. Wenn du dich im KMU wohl fühlst, fast machen kannst was du willst und damit die Firma vorantreibst, dann bleib dort! Wenn du Bürokratie und Zickenkampf magst, dann geh in den Großkonzern. Wichtig: schon beim Einstellungsgespräch und Vertragaufsetzen die progressive Erhöhung deines Gehaltes vereinbaren, die mehr ist als die des Betriebsrates/Gewerkschaft!
Nop schrieb: > Ich könnte noch ein Weiteres hinzunehmen, daß man in einem Großkonzern > zwar keine Pfeife sein sollte, die sind nirgends gefragt, aber auch > keine Heißdüse. Das Problem mit letzteren ist, daß sie die Latte für die > Arbeitskollegen massiv anheben, worüber letztere nicht begeistert sind. > > Man wird dadurch Probleme in der Team-Zusammenarbeit bekommen, was die > Gegenmaßnahme ist, um die Aktivität von Heißdüsen auf ein akzeptables > Level runterzudrosseln. Am besten hält man sich in der Skala von 0 bis > 10 so in etwa bei einer 7 auf. Zu Beginn kann man, was das eigene > Lerntempo angeht, gerne auch noch etwas aufdrehen, um schneller an Bord > zu kommen, da ist eine 8 noch besser. Guter Ratschlag. Gilt das mit der Stufe 7 auch für externe Fachingenieure in weitestgehend Staatsunternehmen (MA ca. 500-1.000)? Das Problem ist ja herauszufinden was Mittelmaß ist (Stufe 5) und was ist die Höchstleistung. Ich habe den Eindruck, dass in dem Staatsunternehmen der durchschnittliche Umfang an umsetzbaren Planungsdokumenten bei etwa 50 DIN A4-Seiten liegt (25 Seiten interne MA/ externe MA bis zu 80 Seiten).
@Martin G: Dann sieh Dir erst mal an, was wir Selbständige an formalen Dingen erfüllen müssen, bevor und wie wir entwickeln. Auch für die kleinste Hardwqre gibt es einen Component Development Plan und detaillierten Informationen, was genau zu machen ist und wie. Das ist auch in immer mehr kleinen Firmen der Fall, weil die "Kleinen" ja meist für die Grossen arbeiten. Man kann es natürlich auch übertreiben und nicht selten erstickt man in der Arbeit, wie das hier sehr gut beschrieben ist: Beitrag "Re: Ingenieur, von Kleinfirma in Großkonzern wechseln ?"
Danilo schrieb: > Gilt das mit der Stufe 7 auch für externe Fachingenieure in > weitestgehend Staatsunternehmen (MA ca. 500-1.000)? Als Externer solltest Du immer einen Tick mehr drauflegen, denn sonst bräuchte man keinen Externen. Falls Du eine Folge-Beauftragung haben willst, ist das eh notwendig. Das allein reicht aber nicht. Du mußt Dich auch schon in gewisser Weise integrieren können. Nicht an allem meckern, nur weil es ineffizient ist - außer Du bist als externer Unternehmensberater dort. Das Unternehmen ist Dein Kunde, und wer bezahlt, bestellt die Musik. Ich hab in so einer Lage genau geschaut, von wem eigentlich meine Beauftragung abgezeichnet wurde - und das war im Zweifel bei internen Rivalitäten auch die Seite, deren Interessen ich vertreten habe. Das heißt aber nicht, daß man sich aktiv an Querelen beteiligen sollte. Generell ist der Plot so, daß die internen Ings sagen, WAS gemacht werden soll, und externe holt man sich zur Umsetzung. Macht besonders Sinn, wenn die Projektauslastung stark schwankt. Vorteil der Internen ist die Jobsicherheit, Vorteil der Externen, daß man mehr mit den interessanten Dingen und nicht nur Papierkram (wie der Beauftragung von Externen ^^) zu tun hat. Die Folge ist, daß die internen Ings meistens weniger mit den technischen Details vertraut sind, dafür aber den Überblick über das Gesamtkunstwerk haben. Die Details müssen sie auch nicht kennen, denn die Erwartung ist, daß sie dafür ja Dich einkaufen. Die Externen sollen keine zusätzliche Arbeit bedeuten, sondern im Gegenteil Erleichterung. Selbständiges Arbeiten ist angesagt. Frag nicht rum, wie welches System geht, sondern frag, wo Du die Unterlagen findest und RTFM. Das ist der Punkt, an dem Du auch auf Maximum aufdrehen kannst. Wenn Du ein Überflieger bist und 500 Seiten Spec in einer Woche groken kannst, dann tu das auch. Wenn die Spezifikationen uneindeutig oder widersprüchlich oder unvollständig sind, dann frag nach und implementier bloß nicht "irgendwas", sowas geht gar nicht. Sei dabei aber behutsam und zieh die Möglichkeit in Betracht, daß die Spec OK ist und Du nur irgendwas nicht verstanden hast. Also nicht ankommen mit "das ist ja Mist in der Spec", sondern lieber "mir ist dies und jenes im Hinblick auf das und das nicht ganz klar". Die Feststellung, daß die Spec Mist ist, sollte vom Internen kommen und nicht von Dir. Du willst den Kunden schließlich nicht vor den Kopf stoßen. Etwas nachhaken muß man, wieviel Visibility gefragt ist. Zuwenig, und die Internen werden unruhig, weil sie ihre Statusberichte nicht ausfüllen können. Zuviel, und es nervt sie. Frag ruhig offen, wieviel genau sie erwarten.
Sven schrieb: > sondern nur reale Erfahrungen posten. Man sollte prüfen, wie es der neuen Firma geht. Wenn sie Deine Abteilung aufbaut oder erweitert ist super, wenn sie umstrukturiert, wäre schlechter, da Frischlinge schneller wieder raus sind.
Nop schrieb: > Also nicht ankommen mit "das ist ja Mist in der Spec", sondern lieber > "mir ist dies und jenes im Hinblick auf das und das nicht ganz klar". > Die Feststellung, daß die Spec Mist ist, sollte vom Internen kommen und > nicht von Dir. Du willst den Kunden schließlich nicht vor den Kopf > stoßen. Was aber nicht immer heißen muss, dass es nicht wirklich Mist ist. Ich halte mich als Externer zwar auch immer zurück, vor allem weil man auch nicht immer die Entstehungsgeschichte kennt, warum etwas so ist wie es ist. Das ist als Externer nicht immer direkt sichtbar. Ansonsten bin ich der Meinung, dass es gerade eines der Vorteile in Deutschland ist, direkt sagen zu können wenn etwas wirklich Mist ist. Ob die Kritik dann letztendlich erhört wird steht auf einem anderen Blatt.
@nop Gute Tips. danke. Ich habe aber auch mir schon den Mund verbrannt. Immer nur schlucken kann ich zumindestens nicht. 500 Seiten Planungsunterlagen waeren hier speziell aber mindestens das 20-fache der Internen (pro Jahr). Das gibt dann einen richtig schönen Katapulteffekt! Es wird aber auch umstrukturiert derzeit und ALs werden direkt Nebenindianer. Das kenne ich so noch nicht.
Thomas W. schrieb: > Ansonsten bin ich der Meinung, dass es gerade eines der Vorteile in > Deutschland ist, direkt sagen zu können wenn etwas wirklich Mist ist. Andererseits ist auch ein Leben in Deutschland kein Freifahrtschein für fehlendes Sozialverhalten. ;-) Ich nehme das mal als Aufhänger, ausdrücklich ohne direkten Bezug Deinem Posting, aber weil ich es im Threadzusammenhang sinnvoll finde. Man muß im internationalen Umfeld ohnehin sagen, daß das, was hier als sachliche Direktheit gilt, in den meisten anderen Ländern als grob unhöflich angesehen wird. Das ist im schwäbischen Mini-Unternehmen draußen im Ländle vielleicht egal, aber wenn halt die Rede von Konzernen ist, da ist Transnationalität heute die Regel und nicht die Ausnahme. Da kann man nicht mit jedem so umgehen, ganz besonders nicht mit Leuten aus dem asiatischen Raum. Man kommt auch nicht wirklich zu brauchbaren Ergebnissen, wenn man das mit der deutschen Brechstange probiert. Guess what, wenn Du als Externer im Konzern beauftragt werden willst, dann paß Dich besser daran an, sonst beauftragt man jemand anderen, der dasselbe kann wie Du, aber dabei nicht so auf deutsche Eigenarten abonniert ist. Nur Technik können reicht nicht, und es ist im Konzern egal, wie gut Du als Einzelner bist - aber Du wirst niemals so gut sein, daß Du Produkte von der Größenordnung ohne das Team hinbekommst. Wenn Du nicht im Team, auch im internationalen, funktionieren kannst, dann bist Du für ein Großunternehmen heute nicht mehr attraktiv für einen Neuanfang. Das ist jetzt knallhart und direkt, aber in Deutschland darf man ja. ;-) Kleiner Tip: viel von dem, was man dazu braucht, findet man bei Google. Man muß nur suchen, was Westler und speziell Deutsche im Land der Wahl gerne verkehrt machen und nicht verstehen, und sich dann darauf einstellen. Das hilft dann nicht nur in dem Land, sondern auch bei Umgang mit Leuten, die aus dem Land sind. Es hilft außerdem dabei, sich im Leben mal ein wenig selbst zu reflektieren, und sich bei entsprechenden interessanten Dienstreisen in exotische Länder klarzuwerden, wieviel Glück man eigentlich im Leben hatte, daß man dafür auch noch Geld bekommt.
Nop schrieb: > Das ist im schwäbischen Mini-Unternehmen draußen im Ländle vielleicht > egal, aber wenn halt die Rede von Konzernen ist, da ist > Transnationalität heute die Regel und nicht die Ausnahme. Da kann man > nicht mit jedem so umgehen, ganz besonders nicht mit Leuten aus dem > asiatischen Raum. Wenn ich sowas lese, platzt mir der Kragen, in der Ostzone sagt man "ich krieg'n Hals". Als Deutscher habe ich Verhaltensmuster, die von denen anderer Nationen abweichen, das hast Du richtig gesagt. Als Mitarbeiter der deutschen Firma verfüge ich aber auch über ein gewisses Maß an Wissen und habe deren Interessen zu wahren. Es ist nicht meine Aufgabe, meine Herkunft zu verleugnen und mich an jede angebliche Kultur anzupassen - das kann ich gefälligst auch von meinem Gegenüber erwarten, was ja schließlich meinen Auftrag und mein Geld haben oder mit meinen Produkten Umsatz generieren will. Ich habe an der Reaktion ausländischer Partner schon mehr als einmal bemerkt, dass diese sich auf den Schlips getreten gefühlt habe, dumm gekommen, aber dann ist es eben so. In der Folge verhalte ich mich etwas zurückhaltender, im Gegenzug wird sich auch mein Partner etwas anpassen. Wenn das nicht auf beiden Seiten klappt, kommt man nicht zum Ziel. Deine zitierten Asiaten - aber bitte doch, die Kameraden verscheißern uns doch nach Strich und Faden und dann sagen irgendwelche Kugscheißer, man dürfe diese nicht verärgern. Hallo, jemand wach, geht's noch? Sowohl privat (Aliexpress) als auch im beruflichen Umgang (Zulieferer) betteln die regelmäßig darum, dass man grob wird und auf einmal oder erst dann gibt es eine Lösung.
Nop schrieb: > Dienstreisen in exotische Länder klarzuwerden, wieviel Glück man > eigentlich im Leben hatte, daß man dafür auch noch Geld bekommt. Irak? Afghanistan? Afrika? Es kommt ganz auf das Ziel und die Dosis an. Jede Woche woanders ins Hotel macht nur kurze Zeit Spaß. Nützlich ist natürlich, wenn man die Sprachen des Zielgebiets beherrscht oder mindestens gut Englisch kann.
Manfred schrieb: > Als Mitarbeiter der deutschen Firma Nochmal, es geht hier um Großunternehmen. Die sind nicht "deutsch". Auch dann nicht, wenn sie deutsche Standorte haben. Du kannst Dir als Externer halt aussuchen, ob Du deutsch rumpoltern möchtest, so wie in Deinem Beitrag, aber dann bist Du halt auch schnell wieder draußen heutzutage. Dein geplatzter Kragen interessiert dann niemanden. Das gilt insbesondere, wenn Du mit der eher indirekten asiatischen Art nicht zurechtkommst, weil das ziemlich sicher garantiert, daß Du weder mit Kunden noch mit Lieferanten aus dem Raum sinnvoll arbeiten kannst. Aus Deiner Sicht mögen die "verlogen" sein. Das kommt daher, daß das deutsche ja/nein so etwas wie weiß/schwarz ist. Das ist es in Asien nicht, sondern es hat das komplette Farbspektrum - außer schwarz, denn ein "nein" existiert nicht. oszi40 schrieb: > Irak? Afghanistan? Afrika? Man kann's natürlich auch übertreiben, klar. Ich dachte beim Stichwort "Großunternehmen" jetzt aber nicht vorrangig an Blackwater.
Nop schrieb: > Man kann's natürlich auch übertreiben, klar. Nicht übertreiben. Man sollte wissen, wo die Firma aktiv ist. Frischlingen gibt man gern die Aufgaben, die nicht so schön sind wie ein Urlaub in den Schweizer Bergen. Trotzdem sind natürlich Kontakte in alle Welt interessant und je nach Kultur sehr verschieden. Deshalb sollte man darauf auch rechtzeitig vorbereitet und geimpft werden wenn man wirklich da hin muß. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/01-Reisewarnungen-Liste_node.html
@Nop Du hast absolut recht und hast die Thematik gut auf den Punkt gebracht. Die Reaktion von "Manfred" kann man in dem Zusammenhang als "typisch deutsch" bezeichnen. Viele Deutsche denken, Sie sind die Krönung der Schöpfung. Die fühlen sich richtig gut dabei, wenn sie los poltern, laut werden und mal auf den Tisch hauen. Vor allem bei Leuten 50+ kann man das beobachten. In vielen Regionen der Welt ist so ein Verhalten absolut unangebracht und geschäftsschädigend. Und gerade Großkonzerne verdienen ihr Geld größtenteils in diesen Regionen. Kein Wunder, wenn man Ü50-Leute nicht mehr einstellt. Deswegen ist das Kommunikationsverhalten bei Großunternehmen auch wichtig. Das ist nicht nur neumodischer Personalerquatsch, sondern hat einen ernsten Hintergrund. Wer schon im Ausland war und dort mit Kunden/Lieferanten zu tun hatte, kann das bestätigen. In einer globalisierten Welt muss man mit anderen Nationalitäten und Kulturen umgehen können und sich beherrschen. Wer das nicht kann, soll in seinem ländlichen Kaff bleiben und sich beim Stammtisch an seiner deutschen Überlegenheit erfreuen. Die Profis können dann in Ruhe arbeiten und das Unternehmen voranbringen.
Der Sven, also der TO, hat sich seit seinem ersten Post nicht wieder gemeldet. Hey Sven, wie hast Du Dich jetzt entschieden?
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