Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rundsteuertechnik - Niedertarif


von Lorenz (Gast)


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Hallo zusammen.

Ich hätte da mal eine Frage zum Thema Rundsteuertechnik.
So wie ich es verstanden habe, wird auf das 50 Hz-Sinus-"Trägersignal" 
des Netzes zu einer bestimmten Zeit ein Signal aufmoduliert, welches 
dann die Elektronik (Rundsteuerempfänger) vor den Zählern dazu bringt, 
den aus dem Netz entnommenen Strom durch den NT-Zähler und nicht durch 
den HT-Zähler zu leiten.
Da das Signal der Amplitude überlagert wird, handelt es sich hierbei um 
Amplitudenmodulation. D.h. die gezielte Spannungsänderung der 
Sinusschwingung lösen dann das Umschalten von HT zu NT oder von NT zu HT 
aus.

Nun die Frage, welche nur aus Interesse am dadurch gewonnenen Wissen 
beruht und nicht eine kriminelle Handlung beabsichtigt:
 - Wie sieht das in der Praxis aus? Wie hoch sind die Spannungen, die 
über eine Zeit x dem 50 Hz Sinus überlagert werden?
 - Könnte man theoretisch diese Spannung mit einem Gerät, welches an 
eine Steckdose im Haus angeschlossen ist, dem Sinus "überlagern" um 
damit den Rundempfänger zu "veräppeln"?

Wiegesagt, ich habe nichts "Schlimmes" damit vor.


Vielen Dank!

: Verschoben durch Moderator
von Metatroll (Gast)


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Theoretisch schon. Nur sind die Spannungen relativ brachial. Und 
allenfalls hat's noch ein filter zwischen Empfaenger und Haushalt.

von Lorenz (Gast)


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>Nur sind die Spannungen relativ brachial.
Was meinst du damit genau?

>Und allenfalls hat's noch ein filter zwischen Empfaenger und Haushalt.
Sinn?

von Georg G. (df2au)


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Wikipedia "Rundsteuertechnik":
Die Leistung eines Rundsteuersenders für Mittelspannungsankopplung liegt 
bei 80 bis 200 kVA, für Hochspannungsankopplung bei bis zu 2400 kVA.

Bedenke, dass du in ein sehr niederohmiges Netz einspeisen musst. Selbst 
bei räumlicher Nähe zum Empfänger braucht man da etwas Leistung.

von MaWin (Gast)


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von Soul E. (Gast)


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Georg G. schrieb:

> Bedenke, dass du in ein sehr niederohmiges Netz einspeisen musst. Selbst
> bei räumlicher Nähe zum Empfänger braucht man da etwas Leistung.

Mit einer dicken Hifi-Endstufe schaffst Du die Straßenlaterne direkt vor 
dem Haus. Habe ich in den '80ern als Schüler live miterlebt.

Die beiden Pieptöne morgens und abends zum An- und ausschalten konnte 
man in einem schlecht entstörten Kassettenrecoder hören. Genauso wie die 
Personenrufanlage im Krankenhaus.

von Metatroll (Gast)


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Zu den Amplituden. Ich glaube mich an mehrere Volt, bis 10V auf dem 230V 
Netz bei niederen kHz zu erinnern. Es koennte sein, dass ein Filter drin 
ist. Wozu ? Um zu verhindern, dass irgendwelche Spassvoegel ihre eigenen 
Signale aufdruecken. Da den Zaehler umzuschalten lukrativ sein kann.

von korax (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Bedenke, dass du in ein sehr niederohmiges Netz einspeisen musst. Selbst
> bei räumlicher Nähe zum Empfänger braucht man da etwas Leistung.

Ist das nicht das Gleiche wie bei den (Netzgekoppelten, alten, 
nicht-Funk-Babyfonen? Die machen das doch auch über die Netzleitung, und 
das mit wenig Leistung.

von Peter R. (Gast)


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Lorenz schrieb:
> Da das Signal der Amplitude überlagert wird, handelt es sich hierbei um
> Amplitudenmodulation. D.h. die gezielte Spannungsänderung der
> Sinusschwingung lösen dann das Umschalten von HT zu NT oder von NT zu HT
> aus.

Es handelt sich um einfache zusätzliche Einspeisung des 
Rundsteuersignals, also einfache Addition, NICHT um eine 
Amplitudenmodulation, bei der die Signale in einem Modulator 
multipliziert werden müssen.

Da sich die Gesamtspannung (effektiv) nach dem quadratischen Verfahren 
addiert,also:

Uges =  SQRT ( A² + B² ) verläuft,

 bringt ein Rundsteuersignal mit einer Amplitude von 32V bzw. eff. 23V ( 
gleich 1/10 von Netz mit 230V) nur eine Erhöhung der Gesamtspannung um 
0,5%, ist also normalerweise ohne Einfluss auf die Geräte.

 Wegen des Frequenzunterschieds lassen sich die Signale durch relativ 
einfache Tief-bzw. Bandpässe von den straken 50Hz und 150Hz im Netz 
trennen.
In seltenen Fällen ( bei mir aus einer Drossel für eine 
Leuchtstoffröhre) kann man diese Signale auch hören.

Bei Amplitudenmodulation wäre das anders, da würden sich Mischfrequenzen 
bilden, die nur 50Hz von den Steuersignalen entfernt und nur durch 
relativ schmalbandige Filter trennbar sind.

von hinz (Gast)


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korax schrieb:
> Ist das nicht das Gleiche wie bei den (Netzgekoppelten, alten,
> nicht-Funk-Babyfonen?

Im Prinzip ja,...


> Die machen das doch auch über die Netzleitung, und
> das mit wenig Leistung.

...aber mit viel höherer Frequenz. Die sieht die Netzimpedanz gleich 
ganz anders aus.

von Klaus (Gast)


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Naja das Netz ist in diesem Bereich rein Induktiv nur die Widerstände 
von den Leitungen kommen hinzu. Bei 50Hz reden wir von ein paar 100mOhm. 
Je nach Standort im Netz und Netzkurzschluissleistung. Bei der x fachen 
Frequenz hast du auch die x fache Impedanz. Hier kann man mit 100kVA 
schon viel bewegen. Habe es auch schon mal ausprobiert. Musst aber 
aufpassen viele Verbraucher reagieren doch ein bisschen empfindlich auf 
OS.

Mfg

Klaus

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Die Netzimpedanz ist formal genormt:
R_ = 500mΩ + j250mΩ

j ist der induktive Anteil. Bis ca. 300KHz ist die Netzleitung induktiv, 
danach wird sie zu einer Leitung mit Z0 ungefähr 100 Ohm.

: Bearbeitet durch User
von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Muß es korrigieren:

Die Impedanz ist genormt.

https://www.fachschaft-e.de/studenten/files/305_EAN_UEEB_Skript_public.pdf#page=31

sagt die Impedanz ist:
Z_= 0.4 Ohm + j0,25 Ohm

j ist dabei die induktive Komponente. Bis ca. 300KHz ist die Leitung 
induktiv, danach ist der Wellenwiderstand ca. 100 Ohm.

von Konstantin (Gast)


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Es gab doch hier im Forum mal einen Schaltplan, da wurde das 100kHz 
Rundsteuersignal über einen Trafo und einem kleinen Kondensator mit 
einer 10 Watt Endstufe in das Netz eingespeist?

von hinz (Gast)


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Konstantin schrieb:
> 100kHz
> Rundsteuersignal

Gibts nur bis ca. 2kHz.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Bei 100KHz würde das Signal auch nicht alle Abnehmer im Netzsegment 
erreichen. Dämpfung wäre zu groß.

von Georg G. (df2au)


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Metatroll schrieb:
> Da den Zaehler umzuschalten lukrativ sein kann

Es ist auch simpel, die Plombe am Zähler zu öffnen und einen Bypass zu 
legen. Die EVUs sind nicht strunzdumm. Wenn ein Verbrauch auffällig von 
der Norm abweicht, wird genauer hingesehen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Haben die überhaupt Zähler in der Trafostation vor Ort? Wenn die nur auf 
der Mittelspannungsebene messen, geht das unter. Von heute auf morgen 
sollte man den eigenen Verbrauch natürlich nicht drastisch senken. Das 
fällt bei der Jahresabrechnung ganz sicher auf und deren Maske in der 
Abrechungsabteilung auf deinem Account blinkt dann rot.

von Georg G. (df2au)


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Abdul K. schrieb:
> Zähler in der Trafostation

Die Trafostation hat vermutlich eine Art Fernsteuerung/Fernmesstechnik.
Wäre ich ein EVU, hätte ich auch einen Rundsteuerempfänger dort 
eingebaut um einerseits meine eigenen Aussendungen zu kontrollieren und 
andererseits Spaßvögel zu fangen.

von Gesetzeshüter (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Es ist auch simpel, die Plombe am Zähler zu öffnen und einen Bypass zu
> legen. Die EVUs sind nicht strunzdumm. Wenn ein Verbrauch auffällig von
> der Norm abweicht, wird genauer hingesehen.

Das kann ich bestätigen ;)

Und wie hier immer schön geschrien wird, gibt's dafür theoretisch fünf 
Jahre Haft ;)

Gut, so eine drakonische Strafe auszusprechen wäre maßlos übertrieben, 
zeigt aber auch deutlich das Stromdiebstahl kein Pappenstiel ist...

https://dejure.org/gesetze/StGB/248c.html

Zitat:

>(1) Wer einer elektrischen Anlage oder Einrichtung fremde elektrische >Energie 
mittels eines Leiters entzieht, der zur ordnungsmäßigen Entnahme >von Energie aus 
der Anlage oder Einrichtung nicht bestimmt ist, wird, wenn >er die Handlung in der 
Absicht begeht, die elektrische Energie sich oder >einem Dritten rechtswidrig 
zuzueignen, mit Freiheitsstrafe bis zu fünf >Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Aber in diesem Forum zu diskutieren ist eh sinnlos, das habe ich 
aufgegeben. Von daher ist mir auch egal, ob jetzt die Dummschwätzer 
kommen.

----------

Zum TO

Ich habe gerade diese Woche noch ein Gerät aus den 70ern entsorgt, womit 
wir früher die TRE's besendet haben. So konnten wir testen, ob die TRE's 
vor Ort auch funktionieren. Da das aber EVU-Eigentum ist und die Technik 
teilweise noch in Betrieb, darf ich das leider nicht rausgeben...

Eventuell finde ich noch ein paar Unterlagen, die ich hier hochladen 
darf. Die Anlagen bei uns im Gebiet sind aber seit 8 Jahren tot, daher 
könnte es mit Infos dünn werden. Mal schauen...

von Gesetzeshüter (Gast)


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Man verzeihe mir meine Rechtschreibfehler und das verhunzte Zitat...

Gesetzeshüter schrieb:
> Und wie hier immer schön geschrien wird

Und entgegen dem was hier immer geschrieben wird, [...]

von Simonnnnnn (Gast)


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Diese Rundsteuersignale hören ich seit einigen Jahren aus jedem Gerät 
gleichzeitig im Haus. Aus Aktiv-Lautsprechern, Computern, Netzteilen und 
sogar der Schreibtischlampe. Es ist nicht störend, aber deutlich hörbar. 
Bei mir hört es sich aber etwas anders an, als in dem oben genannten 
Link. Das Signal klingt rythmisch und wie der Hinz-Triller im Radio für 
einige Sekunden.
Andere in der Nähe hören diesen Ton auch, allerdings viel schwächer. 
Deshalb vermute ich, dass die Stärke des Signals stark davon abhängt, wo 
es eingespeist wird.

von Konstantin (Gast)


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Simonnnnnn schrieb:
> Diese Rundsteuersignale höre ich seit einigen Jahren aus jedem Gerät
> gleichzeitig im Haus.

Ich hör nix, trotz Nachtspeicherheizung. Es knallt um punkt 22:00 nur 
einmal kurz im Keller, das hör ich sogar bis ganz oben, ich kann sogar 
die Uhr danach stellen. (Vermutlich das Lastabwurfschütz für den 
Durchlauferhitzer?).

von Jacko (Gast)


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Ja, mit Geräten, die ihr EC-Zeichen zu recht tragen, hört
man die Rundsteuersignale heute nicht mehr.

Um diese Rundsteuersignale selbst in die lokale Niederspannung
einzuspeisen, braucht man Technik, die teurer ist, als jede zu
erhoffende Stromersparnis über Jahre und Jahrzehnte.
- Vergiss es.

Besonders, weil dein Stromversorger sich vielleicht auch Gedanken
machen wird, warum deine ganze Umgebung plötzlich weniger zahlen
muss... (In 5 Jahren ist Papa wieder bei uns, aber abzahlen
müssen wir noch 50 Jahre...)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Daß man so viel Leistung braucht glaube ich gar nicht mal. Die ganzen 
Zellweger-Anlagen haben/hatten auch nur 15kW. Wenn man das nun 
einigermaßen schlau aufbaut und in den Wellentälern z.B. einen 
Kondensator lädt und "auf den Bergen" wieder entlädt, wird man mit recht 
wenig Leistung auskommen.

Allerdings - völlig egal was möglich ist - verboten ist es trotzdem. 
Ansonsten würde so eine Zellweger-Anlage auch problemlos an einem 
Hausanschluß laufen, sehr zur Freude der Nachbarn, die sich dann mit dem 
Gepiepse rumschlagen dürfen.

In meiner Gegend würde sich das auch gar nicht lohnen. Als ich damals 
angefragt habe, betrug der Unterschied zwischen beiden Tarifen genau 
einen müden Cent. Dafür kostet der Zähler gleich 20 Euro Grundgebühr. 
Soviel Nachtstrom kann ich gar nicht verbrauchen, um da ins Plus zu 
kommen. Also hat Vattenknall halt Pech und meine Waschmaschine läuft 
auch prima mit Spitzenlaststrom.

von Abnehmer (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Von heute auf morgen
> sollte man den eigenen Verbrauch natürlich nicht drastisch senken. Das
> fällt bei der Jahresabrechnung ganz sicher auf und deren Maske in der
> Abrechungsabteilung auf deinem Account blinkt dann rot.

Wie leicht ändern sich bei einem Nutzerwechsel (Umzug) auch die 
Nutzergewohnheiten und damit die Stromabnahme - einer hat ewig einen 
Elektroheizer laufen, der nächste Nutzer eben nicht. Schleichende 
Verbrauchsabnahme über einen längeren Zeitraum wäre dagegen schon 
verdächtig. So viel sparen ein paar LED-Lampen gegenüber Glühbirnen auch 
nicht ein.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Sehe schon, du bist fortgeschritten. Richtig durchtrieben. Gefällt mir.
Das erinnert mich an die Prüfmethode Zahlenverteilung beim Finanzamt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Fakt ist, die kommen nachschauen wenn ihnen etwas komisch vorkommt. Würd 
ich genauso machen. Wieso und weshalb ist doch völlig nebensächlich.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wenn der Zahlensender wieder abgebaut ist, was sollen sie finden. 
Schwieriger ist die Entkopplung zu den Nachbarn.

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Georg G. schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Zähler in der Trafostation
>
> Die Trafostation hat vermutlich eine Art Fernsteuerung/Fernmesstechnik.
> Wäre ich ein EVU, hätte ich auch einen Rundsteuerempfänger dort
> eingebaut um einerseits meine eigenen Aussendungen zu kontrollieren und
> andererseits Spaßvögel zu fangen.

Genau so machen sie es auch.
Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine coole Führung durch mehrere 
Umspannwerke unseres EVUs.
Die haben mehrere Kontrollempfänger an verschiedenen Stelle im Netz. 
Wenn irgendwo jemand manipuliert merken die das und suchen die Ursache.

Imho war das Signal 400Hz (da bin ich mir aber nicht mehr sicher). Zur 
Amplitude konnte uns der Schaltmeister aus dem Stegreif nichts sagen.

von foo (Gast)


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Hier gibt es eine Liste mit den Frequenzen: 
http://www.rundsteuerung.de/frequenzen/deutschland.html
Ich hab das bei mir mal mit 5V-Trafo -> Poti -> Line-in und Gnuradio 
angeschaut. Hört sich wie so ein Schiffshorn an.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Den Osten haben sie wohl vergessen. Hier in Zi benutzen sie Langwelle.

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