Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Takt (100kHz bis 20 MHz) um 90 Grad verschieben


von M. Н. (Gast)


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Guten Tag,

ich möchte einen analogen/Sinus Takt um 90 Grad phasenverschieben.

Ein wenig zu meinem Problem:

für ein kleines Demonstrationsprojekt muss ich von einem Single-ended 
Eingangstakt ein weiteres 90° phasenverschobenes Signal ableiten.

Beim Eingangssignal handelt es sich um einen frequenzstabilen Sinus, 
Amplitude noch nicht näher spezifiziert (ca. 250mV sind mal ein 
Eckwert).
Die Frequenz beträgt ca. 100kHz bis 20MHz. Also relativ klein.

Dieses Signal muss phasenverschoben werden. Am besten ziemlich präzise. 
Wobei da ein paar Grad mehr oder weniger auch ned schlimm sind.
Die Phasenverschiebung von 90° kann positiv oder negativ sein. Ich werde 
im Folgenden einfach immer von 90° reden.

Mein Problem:

Ich komme eher aus der hochfrequenteren Ecke (>30 GHz). Da baut man 
irgendeinen 90° Hybriden oder einen Leistungsteiler + Leitung ein und 
fertig. ein bisschen Leitung hier und da und schon hat man den 
notwendigen Phasenversatz. (Natürlich nur bei einer Frequenz bzw. einer 
kleinen Bandbreite).

Das Problem, vor dem ich stehe, ist die niedrige Frequenz und hohe 
relative Bandbreite. Die beiden Taktsignale werden in einen weiteren 
analogen Schaltungsteil aus diskreten Transistoren geführt. Momentan 
wird dieser Teil direkt aus dem Funktionsgenerator versorgt.

Ich habe 2 Ansätze für das Problem:

1.) Man baut eine PLL, die genau auf 90° regelt. dafür benötige ich 
allerdings einen Phasendetektor, ein Filter und einen VCO. Ich würde das 
Ganze aufgrund des hohen Aufwands und der Fehleranfälligkeit ungern 
komplett diskret aufbauen. Beispielsweise wäre ein VCO-IC interessant, 
das im oben angegebenen Frequenzbereich ein Sinusförmiges signal 
erzeugt.
Ich habe allerdings auf die schnelle nur Rechteck-VCOs für digitale 
Sachen gefunden. Aufgrund der hohen Bandbreite der Schaltung, kann das 
Rechteck nicht einfach zu einem Sinus gefiltert werden, da das Filter 
seine Grenzfrequenz selbst verändern müsste.

Auch der Phasendetektor ist nicht ganz einfach mal schnell aufgebaut. Da 
wäre es auch schön, wenn man etwas "integrierte Hilfe" hätte. Er muss 
natürlich zur Anforderung von 90° passen.

ein komplettes PLL IC wäre auch okay; habe ich allerdings im 
spezifizierten Frequenzbereich nicht gefunden.

2.) Mein zweiter Ansatz ist es, den Sinus einfach mittels opamp(?) zu 
integrieren und so ein 90° verschobenes Signal zu bekommen. Auch hier 
ist das Problem, dass das ganze bei 100kHz und bei 20MHz noch 
zuverlässig funktionieren soll. Ich sehe das Problem hier vorallem beim 
Operationsverstärker, der bei 20MHz immernoch sauber arbeiten soll.
Ich habe mich ehrlich gesagt noch nicht allzu tief damit befasst. 
Vielleicht ist das auch kein Problem und es gibt handlesübliche Opamps 
mit einem GBP, das hoch genug ist. Zudem sollte die Ausgangsamplitude 
der Phasenschiebers über der Frequenz halbwegs konstant sein.

Ich erhoffe mir von euch ein paar wegweisende Ideen. Vielleicht gibt es 
ja eine primitive Lösung, mit der das schnell und einfach geht.


Das Ganze soll ein kleines Erklärungsprojekt "zum Anfassen" werden. Es 
stellt eine langsamere, diskret aufgebaute Version eines 
Phaseninterpolators dar. Es ist schön, wenn man neben Simulationen auch 
mal etwas zeigen kann, was wirklich in echt funktioniert und darin mit 
dem Oszi auch Signale beobachten kann. In integrierten Schaltungen geht 
das schlecht. Da kann man nur die Ausgänge beobachten und das auch nicht 
richtig, da die Messtechnik überhaupt nicht portabel ist.

von Helmut L. (helmi1)


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M. H. schrieb:
> Mein zweiter Ansatz ist es, den Sinus einfach mittels opamp(?) zu
> integrieren und so ein 90° verschobenes Signal zu bekommen. Auch hier
> ist das Problem, dass das ganze bei 100kHz und bei 20MHz noch
> zuverlässig funktionieren soll.

Du weist das die Spannung proportional zur Frequenz beim Integrator 
absinkt?


Du kannst sowas mit zwei DDS Ics realisieren. Die meisten haben auch 
eine Phasenmodulation mit drin.

Du stellst den ersten DDS auf 0 Grad und den zweiten auf 90 Grad. Du 
must nur dafuer sorgen das beide ueber ihrem Loadeingang gleichzeitig 
die Frequenz aendern. Erzeugt werden dabei beide Signale I + Q 
gleichzeitig. Die beiden DDS Chips laufen dabei syncron nebeneinander. 
Ich hatte sowas mal gebaut um SinCos Geber fuer Servomotoren zu 
simulieren.

von Curby23523 N. (Gast)


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Wenn die Frequenz konstant ist, nimm einen Allpassfilter. Opamp, mit 
wenig Hühnefutter. Der Sinus bleibt unverändert und die Phasenlage ist 
frequenzabhängig.

Aber da die Frequenz konstant ist, kannst du ja einmal die Werte 
bestimmen und voila, du hast 90° Phase.

https://de.wikipedia.org/wiki/Allpassfilter

von Peter D. (peda)


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M. H. schrieb:
> Die Frequenz beträgt ca. 100kHz bis 20MHz.

So breitbandig um 90° zu verschieben, ist tricky.
An besten, Du erzeugst den 4-fachen Takt (0,4..80MHz) mit einer PLL und 
verzögerst mit einem Schieberegister.

von M. Н. (Gast)


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Helmut L. schrieb:
> Du weist das die Spannung proportional zur Frequenz beim Integrator
> absinkt?

Ich weiß sogar, dass sie nicht "proportional" absinkt... -20dB/Dekade 
sind alles, aber bestimmt nicht proportional.
An sich nicht das Problem. Spannungsdetektor+VGA dahinter und gut isses.

Helmut L. schrieb:
> Du kannst sowas mit zwei DDS Ics realisieren. Die meisten haben auch
> eine Phasenmodulation mit drin.

Das wäre eine Idee. Das kolldiert jedoch mit der Anforderung eines 
analogen Eingangssignals. Ich behalte es im Hinterkopf.

Nils N. schrieb:
> Wenn die Frequenz konstant ist, nimm einen Allpassfilter.

Ist sie leider nicht.

von M. Н. (Gast)


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Peter D. schrieb:
> An besten, Du erzeugst den 4-fachen Takt (0,4..80MHz) mit einer PLL und
> verzögerst mit einem Schieberegister.

Daran habe ich auch schon gedacht. Das Problem ist, dass die 
nachfolgende Schaltung ein Sinussignal benötigt. Soblad das in Richtung 
Rechteck wandert, kann der Phaseninterpolator die beiden Signale nicht 
mehr richtig mischen.

von georg (Gast)


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M. H. schrieb:
> Die Frequenz beträgt ca. 100kHz bis 20MHz. Also relativ klein.
>
> Dieses Signal muss phasenverschoben werden. Am besten ziemlich präzise.

Digital ginge das folgendermassen:

1. Der Controller misst die Frequenz.

2. Das Signal wird per ADC digitalisiert, die Werte durch einen 
FIFO-Speicher geschoben und per DAC wieder ausgegeben. Die Verzögerung 
des FIFO wird nach dem Ergebnis von Funktion 1 eingestellt.

Für ein präzises Ergebnis braucht man leider sehr hohe Taktfrequenzen, 
das wird also wohl Theorie bleiben.

Georg

von Falk B. (falk)


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@M. H. (bambel2)

>ich möchte einen analogen/Sinus Takt um 90 Grad phasenverschieben.

Ja was denn nun? Sinus oder Takt? Das sind verschiedene Signale.

>Die Frequenz beträgt ca. 100kHz bis 20MHz. Also relativ klein.

Aber großer Frequenzbereich.

>Dieses Signal muss phasenverschoben werden. Am besten ziemlich präzise.
>Wobei da ein paar Grad mehr oder weniger auch ned schlimm sind.

Was denn nun? ziemlich präzise oder +/- ein paar Grad?

>Das Problem, vor dem ich stehe, ist die niedrige Frequenz und hohe
>relative Bandbreite.

Du hast es erfaßt.

>1.) Man baut eine PLL, die genau auf 90° regelt. dafür benötige ich

Ist ein bewährte Lösung. Aber bei dem großen Frequenzbereich 
problematisch, da braucht man vermutlich einen umschaltbaren VCO.

>2.) Mein zweiter Ansatz ist es, den Sinus einfach mittels opamp(?) zu
>integrieren und so ein 90° verschobenes Signal zu bekommen.

Dann ist aber dein Integrationszeit auch stark frequenzabhängig.

>zuverlässig funktionieren soll. Ich sehe das Problem hier vorallem beim
>Operationsverstärker, der bei 20MHz immernoch sauber arbeiten soll.

Kein Problem, sowas gibt es genügend.

>Ich erhoffe mir von euch ein paar wegweisende Ideen. Vielleicht gibt es
>ja eine primitive Lösung, mit der das schnell und einfach geht.

Möglicherweise ist dein Gesamtansatz nicht sinnvoll. Nimm liebe eine 
DDS mit 2 Kanälen, dort kannst du SPIELEND Sinus + Cosinus über ein 
sehr weiten Frequenzbereich erzeugen. Oder was mit IQ Modulator.

Ein bestehendes Signal mit deinen Randbedingungen phasenverschieben wird 
sehr aufwändig.

>Das Ganze soll ein kleines Erklärungsprojekt "zum Anfassen" werden.

Wozu dann der riesige Frequenzbereich?

von Reihaus (Gast)


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Wenn der Takt miterzeugt werden soll und analog,
Tietze Schenk 8.Auflage S.458 Analogrechner-Oszillatoren.
Heutzutage einfacher mit 2 DDS Kanälen wie schon vorgeschlagen

von Helmut L. (helmi1)


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Oder ein FPGA nehmen.

ADC -> FPGA -> DAC1 + DAC2

Im FPGA dann ein Hilbertfilter aufbauen fuer den Frequenzbereich. Und 
dann hast du deine I + Q Signale

von pegel (Gast)


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Das ganze klingt immer mehr nach meinem FY6600.
https://www.youtube.com/watch?v=hKgg8y5K0ls

von M. Н. (Gast)


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Falk B. schrieb:
>>ich möchte einen analogen/Sinus Takt um 90 Grad phasenverschieben.
>
> Ja was denn nun? Sinus oder Takt? Das sind verschiedene Signale.

Naja. Ein sinusförmiger Takt. Niemand spezifiziert, dass ein Takt 
rechteckig sein muss. Hast du schonmal ein Taktsignal bei 80+GHz 
gesehen? Das ist auch nur noch ein Sinus und wird trotzdem immernoch als 
Takt bezeichnet.
Ebenso das Signal, was am Quarz eines Mikrocontrollers anliegt. Das ist 
auch sinusförmig.

Falk B. schrieb:
>>Operationsverstärker, der bei 20MHz immernoch sauber arbeiten soll.
>
> Kein Problem, sowas gibt es genügend.

Ja. Da habe ich bereits einige Kandidaten gefunden. Das ist in der Tat 
kein Problem.

Ich bin auf den MAX038 gestoßen
https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX038.pdf

Dieser kann einen breitbandigen Sinus ausgeben und besitzt einen 
internen Phasendetektor. Ich habe mir das noch nicht allzu genau 
angesehen. Aber das könnte durchaus eine Möglichkeit sein.

von Falk B. (falk)


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@M. H. (bambel2)

>> Ja was denn nun? Sinus oder Takt? Das sind verschiedene Signale.

>Naja. Ein sinusförmiger Takt. Niemand spezifiziert, dass ein Takt
>rechteckig sein muss.

Jaja, was wäre die Welt ohne Ausreden und Extrembeispiele . . .

>Ich bin auf den MAX038 gestoßen
>https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX038.pdf

Vergiss das Ding, das ist uralt und wird nicht mehr hergestellt.

von M. Н. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Jaja, was wäre die Welt ohne Ausreden und Extrembeispiele . . .

Ein 8 MHz Quarz finde ich nicht sehr extrem :P
Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass ein sinus eine Signalform 
und ein Takt eine Signalverwendung/ein Zweck ist und sich das nicht 
gegenseitig ausschließt.

Falk B. schrieb:
>>Ich bin auf den MAX038 gestoßen
>>https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX038.pdf
>
> Vergiss das Ding, das ist uralt und wird nicht mehr hergestellt.

Das ist in der Tat problematisch. In der Bucht gibts da noch was. 
Allerdings zu abartigen Preisen.

Das Teil wird wohl vorerst weiterhin am Funktionsgenerator hängen. 
Vielleicht kommt ja noch ein Geistesblitz.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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In guter alter Analogtechnik gibt es noch das Polyphasen-Netzwerk aus 
vielen R und C.
Aber die ganzen Breitband-90-Grad-Schieber liefern nur zwei 
gegeneinander um 90 Grad verschobene Sinusschwingungen. Gegenüber dem 
Eingang sind die beliebig verschoben.
Es gibt ein spezielles Hilbert FIR-Filter, da besteht ein Zweig nur aus 
einer digitalen Verzögerung, das wäre immerhin etwas vorhersehbarer als 
irgendein krummer Phasengang.

von M. Н. (Gast)


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Christoph K. schrieb:
> In guter alter Analogtechnik gibt es noch das Polyphasen-Netzwerk aus
> vielen R und C.
> Aber die ganzen Breitband-90-Grad-Schieber liefern nur zwei
> gegeneinander um 90 Grad verschobene Sinusschwingungen. Gegenüber dem
> Eingang sind die beliebig verschoben.

Das ist kein Problem. Es ist lediglich die Phasendifferenz zwischen den 
beiden Signalen wichtig. Eine gemeinsame Phasendifferenz kann später 
ausgeregelt werden.

von Achim H. (anymouse)


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Anstelle zu integrieren, könnte man auch differenzieren. Löst eventuelle 
Probleme mit Offsets beim Integrator ;)

von Steffen B. (dj5am)


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Mit einem solchen Oszillator hast du beide um 90grad verschobenen 
Signale:

https://www.sdr-kits.net/index.php?route=web/pages&page_id=76_76

Hier ist der Nachteil, dass Du GPS-Empfang haben musst.
Das gibt es aber auch ohne.

Viele Grüße
Steffen

von Possetitjel (Gast)


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M. H. schrieb:

> Ich komme eher aus der hochfrequenteren Ecke (>30 GHz).

Das hilft vielleicht.

Wie wäre folgender Schuss aus der Hüfte:
1. Du stellst zwei hochfrequenzte, stabile, 90° gegeneinander
   verschobene Taktsignale bereit, z.B. 50MHz; Kurvenform
   beliebig (Rechteck)
2. Du sorgst für einen variablen Sinus im Bereich 49.9MHz
   bis 30.0MHz (Sinus-VCO)
3. Die beiden Ausgangssignale werden durch zwei identische
   Abwärtsmischer mit nachfolgenden Tiefpässen erzeugt
4. Den VCO und einen der beiden Ausgänge bindest Du in eine
   PLL ein, die auf das Eingangssignal regelt.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Google mal nach:

analog hilbert filter

Dort gibts dann einen Link zu einem Buch "Transforms and Applications 
Handbook" bei books.google.de
Dort ist dann in den Kapiteln 7.22.2 und 3 beschrieben, wie man mit 
diversen Allpaessen eine breitbandige 90° Phasenverschiebung hinkriegt.
Sieht nach einer ordentlichen Rechnerei aus, aber wenns gut laeuft, 
kriegt man dass sogar rein passiv mit LC Filtern hin...

Gruss
WK

von HildeK (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Google mal nach:
>
> analog hilbert filter

Ich habe immer in Erinnerung, dass das Hilbertfilter dies zwar leistet, 
es aber analog kaum brauchbar zu realisieren sei.
Aber die Erinnerung ist sehr lange her ...

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

HildeK schrieb:
> Ich habe immer in Erinnerung, dass das Hilbertfilter dies zwar leistet,
> es aber analog kaum brauchbar zu realisieren sei.
> Aber die Erinnerung ist sehr lange her ...

Vor 1000 Jahren, koennt so gegen Ende der Elrad gewesen sein, gabs da 
mal eine Bauanleitung fuer einen 
Sprachverzerrer/Rueckkopplungsverminderer, der iirc ziemlich analog 
aufgebaut war (Ich glaub' nur der sin/cos-Generator war bisschen 
digital). Da war mein' ich so ein etwas breitbandigerer (zumindest fuer 
Sprache) 90° Phasenschieber drinnen. Klar, das sind dann nicht immer 
genau 90°, sondern die Phase zuppelt so um die 90° herum...

Gruss
WK

von Purzel H. (hacky)


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Das Einfachste wird ein PLL sein. Der erzeugt eine Frequenz mit 90 Grad 
Phase zur Referenz, weil die Multiplikation dann Null ist. Als Chip, zB 
den 74LV4046, der kann das Gewuenschte grad.

von Christian L. (cyan)


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Mal eine weitere theoretische Lösung:

Die Eingangsfrequenz wird mit einer PLL auf den z.B. 50 fachen Wert 
angehoben. Aus diesen erzeugst du Logik ICs zwei um 90° versetzte 
Rechtecke. Um zum Sinus zurück zu kommen, hast du bereits richtig 
erkannt, dass man die Filterfrequenz mit dem Signal anpassen muss. Das 
könnte man mit einem switched Cap Filter realisieren, der ebenfalls aus 
der PLL gespeist wird. Ein MAX295 wäre ein Beispiel für niedrigere 
Frequenzen.

Allerdings ist das alles nur Theorie. In der Praxis dürfte der Aufbau 
wohl recht schwierig werden. Hast du eventuell die Möglichkeit mit der 
Frequenz runter zu gehen?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Elrad-Platine hab ich auch mal nachgebaut, bestand vor allem aus 
zwei Vierquadranten-Analogmultiplizierern.

Nochmal zur DSP- oder FPGA-Lösung:

https://edoras.sdsu.edu/doc/matlab/toolbox/signal/remez.html
"For example,
 h = remez(30,[0.1 0.9],[1 1],'hilbert');
designs an approximate FIR Hilbert transformer of length 31."
das gibt es anscheinend auch für Octave

das zweite "Filter", parallel eingespeist, ist einfach eine Verzögerung, 
ich meine um die halbe FIR-Länge. Am Ausgang der beiden sind dann die 
Signale gegeneinander um 90 Grad verschoben.
Aber für 20 MHz wird das schon ziemlich aufwendig.

von georg (Gast)


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Christoph K. schrieb:
> Aber für 20 MHz wird das schon ziemlich aufwendig.

Bei der von mir vorgeschlagenen digitalen Lösung ist das genauso, 
hauptsächlich wegen der Forderung von 1 Grad Phasengenauigkeit: nimmt 
man zur Verzögerung einen FIFO-Speicher, so müsste der mindestens 90 
Werte lang sein, um das zu erreichen, was bedeutet, dass er bei 20 MHz 
mit 1,8 GHz getaktet werden müsste. Vermutlich sind die Anforderungen 
einfach zu hoch für eine praktikable Lösung.

Georg

von Robert M. (r0bm)


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Das Einfachste wäre ein Netzwerk mit aktiven Allpassfilter. Vorne 
Sinusspannung rein, hinten zwei Sinusausgänge in Quadratur.

Es sind etwas mehr als 2 Dekaden zu überstreichen. Mit einem Filter 4. 
Ordnung, jeweils für den I und Q Pfad, liegt der theoretische 
Phasenfehler unter 0,8°, mit Filter 5. Ordnung unter 0,2°. Werden die 
Kondensatoren ausgemessen, lassen sich die genauen Widerstandswerte 
zusammestellen und man kann auf engtolerierte Bauteile verzichten.

von nachtmix (Gast)


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M. H. schrieb:
> ich möchte einen analogen/Sinus Takt um 90 Grad phasenverschieben.

Ich würde es damit machen: 
http://www.analog.com/en/products/rf-microwave/direct-digital-synthesis/ad9854.html

von Mr. Hilbert (Gast)


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Der Vollständigkeit halbe hätte ich mal das erwähnt:
Samplen -> DSP (FPGA) -> Hilbert-Transformation (FIR) -> DAC

Ist eigentlich auch wieder nur das erwähnte Allpassfilter, nur halt 
digital. Und man muss den Ursprungstakt durch eine Delayline mitziehen 
(die Hilbert-Transformation ohne Verzögerung ist akausal).
Funktionieren tut das, für alle Frequenzen für die man den FIR auslegt.

Was klar sein sollte:
Für 20MHz wird das schon ein mächtigeres System, da wird man mit einem 
>100MHz ADC anrücken müssen.
Nur um die Phase zu verschieben täte man das sicher nicht.

Das große Aber dabei ist:
Wenn du danach sowieso irgendwas digitales damit machst, wäre das eine 
Anregung, den Kram gleich in Software zu lösen.

von M. Н. (Gast)


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Für alle, die es interessiert, wie das ganze am Ende gelöst wurde. Da 
noch einige Mischer etc herumlagen, wurden diese verwendet.

Der Ansatz ist ähnlich dem von Possetitjel.

Ein zusätzliches Signal steht mit fester Frequenz in beiden Phasen (0° 
und 90°) zur Verfügung. Durch einen Aufwärtsmischer wird das 
Eingangssignal mit einem der Takte hochgemischt und mit dem anderen 
wieder herunter. Dadurch hat das Signal immer eine Phasendrehung von 
90°. Natürlich ist bei der Anwendung dann je nach Frequenzen auf 
Laufzeiten (Leitungen, Propagation delays von Chips) zu achten, die 
einem das wieder kaputtmachen.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo M.H.,

das hätte ich auch so gemacht. Danke auf jeden Fall für Deinen 
Ergebnisbericht!

Mich würde noch interessieren, läuft immer nur ein Sinus oder ein 
breites Spektrum?

Ich habe nicht den gesamten Thread gelesen, wg. zuviel.

Gruß

Bernd

von M. Н. (Gast)


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Bernd B. schrieb:
> Mich würde noch interessieren, läuft immer nur ein Sinus oder ein
> breites Spektrum?

Es handelt sich nur um ein schmalbandiges Signal, ansonsten würde das 
beim Mischen auseinanderlaufen, wenn ich das gerade richtig überschlagen 
habe.

von Bernd B. (microwave-designer)


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... nochmals, eine Linie oder eine schmale Bandbreite?

Gruß

Bernd

von M. Н. (Gast)


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Bernd B. schrieb:
> ... nochmals, eine Linie oder eine schmale Bandbreite?

Mir sind in der Relität keine Linien bekannt :P
Aber jetzt nochmal deutlich: Es ist ein einzelner Sinus.

von Bernd B. (microwave-designer)


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M. H. schrieb:
> Es ist ein einzelner Sinus.

... gut! Du hast trotzdem alles richtig gemacht.

Ein Sinus ist auf einem Spektrumanalysator eine Linie.

Ich hatte auch einmal eine Anwendung für einen Einseitenbandmodulator im 
X-Band.  Dafür benötigte ich ebenfalls ein Signal mit 0 und 90 Grad. Da 
kam hinzu, dass die Amplitude bei I und Q leicht angepasst werden musste 
und die Phase in zehntel Grad verändert, justiert werden sollte.

Letztlich hatte ich mit dem gesamten Aufbau im gesamten X-Band eine 
Seitenbandunterdrückung von besser 40dB erzielt.

Wenn Du bei oberhalb 30GHz arbeitest, kennst Du den 
Einseitenbandversetzer nach der Phasenmethode.

So, ich habe sie Sinüsse in einem EPROM abgelegt. (Das war 1986.) Das 
EPROM habe ich schrittweise ausgelesen. Da der Speicher im EPROM 
ausreichte, hatte ich gleich 8 Kurven mit kleinem Versatz abgelegt und 
konnte somit den Sinus (die Linie) sehr fein auslesen. Über 1k (also 
1024) hatte ich die 360 Grad verteilt und dann erst einmal 0.35 Grad und 
mit den 8 Kurven 0.0439453 Grad Auflösung ohne Jitter.

Aber, das lief bei ungefähr 16kHz.

So etwas wie Deine Schaltung hatte ich etwa 1976 schon einmal 
kennengelernt. Da hat man ein gesamtes Tonspektrum von 50Hz bis oberhalb 
10kHz um einige Hertz verschoben. Zweimal gemischt und fertig. Das 
diente in einer Ela (elektrische Lautsprecheranlage oder so) dazu, eine 
Rückkopplung zu vermeiden oder ein bisschen zu verzögern.

So schließt sich der Kreis!

Weiter so und Gruß

Bernd

von max123 (Gast)


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Geht man davon aus, dass ein 90 Grad verschrobener Clock.gesucht wird.

Mit 2 D-FF ein Schieberegìster auf, das von Q1
auf D0  rückgekoppelt wird. Diese Schaltung wird
auch Johnsonzähler bezeichnet.
Als IC kommt ein 74AC74 in Frage. Die Clockfrequenz
wird halbiert.

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