Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik H-Brücke für kleine Leistung mit Bipolartransistoren


von Dussel (Gast)


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Moin,

ist es sinnvoll, eine H-Brücke mit komplementären Bipolartransistoren 
aufzubauen?
Es gibt solche Schaltungen, aber sind die heute (noch) sinnvoll?

Der Zweck wäre, einen kleinen Gleichspannungsmotor mit geringer Spannung 
betreiben zu können. Wenn man von einer CE-Sättigungsspannung von 
jeweils 0,5 V ausgeht und für den Motor 1 V rechnet, könnte man schon 
mit 2 V den Motor betreiben und die Drehrichtung umschalten mit 
Standardbauelementen. In der Realität wird es ein bisschen mehr werden, 
aber trotzdem wenig. FET, die bei der Spannung am Gate schon weit genug 
durchschalten, dürften wohl relativ selten sein.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Geht es jetzt um 2V Betriebspannung für den Motor oder um die 
Ansteuerung der Brücke mit 2V?

von Alfred (Gast)


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Dussel schrieb:
> ist es sinnvoll, eine H-Brücke mit komplementären Bipolartransistoren
> aufzubauen?
> Es gibt solche Schaltungen, aber sind die heute (noch) sinnvoll?

Ja.

von Dussel (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Geht es jetzt um 2V Betriebspannung für den Motor oder um die
> Ansteuerung der Brücke mit 2V?
Die Ansteuerung der Brücke. Es geht um ein bisschen mehr Spannung, 
vielleicht so um 4 V. Die 2 V waren ein Rechenbeispiel.

Alfred schrieb:
> Dussel schrieb:
>> ist es sinnvoll, eine H-Brücke mit komplementären Bipolartransistoren
>> aufzubauen?
>> Es gibt solche Schaltungen, aber sind die heute (noch) sinnvoll?
>
> Ja.
Danke.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Ich finde nicht, daß es sinnvoll ist, das diskret aufzubauen. Wo soll da 
der Vorteil sein?
Mal als Beispiel: den HIP4080 habe ich früher ganz gerne für Motoren 
kleinerer Leiszung verwendet. High wird ab 2.5V erkannt.
Heute gibt es bestimmt noch besseres. Muß man halt mal die diversen 
Hersteller durchgehen. Mit TI würde ich dabei mal ganz spontan anfangen.

Edit: heute ist das der HIP4081A und gehört zu Renesas

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Dussel schrieb:
> ist es sinnvoll, eine H-Brücke mit komplementären Bipolartransistoren
> aufzubauen?

Nur wenn die Last (dein Motor) mit der Betriebsspannung der 
Ansteuerschaltung (5V?) abzüglich der Transistorverluste (deine 2*0.5V) 
auskommt.

und der Strom der Ansteuerschaltung ausreicht um die Transistoren so 
weit durchzusteuern. Meist hast du nur 20mA und kannst über 
Bipolartransostoren nur den 10-20fachen Strom schalten, also 200-400 mA 
was für Motoren sehr knapp ist, schliesslich muss das den 
Anlaufstrom=Blockierstrom schaffen.

Dussel schrieb:
> FET, die bei der Spannung am Gate schon weit genug
> durchschalten, dürften wohl relativ selten sein

DMN1019, FDC604, ZHB6792TA, ZXMHC6A07T8TA

: Bearbeitet durch User
von Dussel (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Mal als Beispiel: den HIP4080 habe ich früher ganz gerne für Motoren
> kleinerer Leiszung verwendet. High wird ab 2.5V erkannt.
Supply Voltage, VDD and VCC .................. +9.5V to +15V (Aus dem 
Datenblatt)

Andreas B. schrieb:
> Ich finde nicht, daß es sinnvoll ist, das diskret aufzubauen. Wo soll da
> der Vorteil sein?
Dass es mit Standardbauteilen geht. Jeder Bauteilladen wird einen NPN- 
und PNP-Transistoren haben, aber mit HIP-irgendwas dürfte es schon 
schwieriger werden.

Michael B. schrieb:
> Dussel schrieb:
>> ist es sinnvoll, eine H-Brücke mit komplementären Bipolartransistoren
>> aufzubauen?
>
> Nur wenn die Last (dein Motor) mit der Betriebsspannung der
> Ansteuerschaltung (5V?) abzüglich der Transistorverluste (deine 2*0.5V)
> auskommt.
Klar. Ich schrieb ja von 1 V für den Motor.

Michael B. schrieb:
> und der Strom der Ansteuerschaltung ausreicht um die Transistoren so
> weit durchzusteuern. Meist hast du nur 20mA und kannst über
> Bipolartransostoren nur den 10-20fachen Strom schalten, also 200-400 mA
> was für Motoren sehr knapp ist, schliesslich muss das den
> Anlaufstrom=Blockierstrom schaffen.
Das sollte mit Darlingtontransistoren gehen (wenn man so viel braucht), 
ansonsten begrenzt der Transistor halt den Strom.

Michael B. schrieb:
> Dussel schrieb:
>> FET, die bei der Spannung am Gate schon weit genug
>> durchschalten, dürften wohl relativ selten sein
>
> DMN1019, FDC604, ZHB6792TA, ZXMHC6A07T8TA
Ich nehme an, dass man mindestens hundertmal so viele ähnlich 
verbreitete Bipolartransistoren aufzählen könnte. Aber trotzdem danke 
für die Information.

von R. M. (Gast)


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Bin vor einiger Zeit, mal die
https://www.mikrocontroller.net/articles/H-Br%C3%BCcken_%C3%9Cbersicht
durchgegangen, für mich wichtiges Kriterium ist immer die 
Leerlaufstromaufnahme (wichtig vor allem, bei Batteriebetrieb).
Das engt die Auswahl deutlich ein, diskret, 4 Transistoren, 4 
Widerstände, bekommt man die schon auf null.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Dussel schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Mal als Beispiel: den HIP4080 habe ich früher ganz gerne für Motoren
>> kleinerer Leiszung verwendet. High wird ab 2.5V erkannt.
> Supply Voltage, VDD and VCC .................. +9.5V to +15V (Aus dem
> Datenblatt)

OK, dann was modernes, 3min gegoogelt, geht ab 2V los: DRV8850 von TI 
(oder 8837 ab 1.8V)

R. M. schrieb:
> Das engt die Auswahl deutlich ein, diskret, 4 Transistoren, 4
> Widerstände, bekommt man die schon auf null.

Ohne Strombegrenzung, ohne Spannungsüberwachung, bei 2V fast 30% 
Verluste. Das spielt der Leerlauf keine Rolle mehr, zudem man die 
üblichen Motortreiber auch disabeln kann.

Wir schreiben das Jahr 2018!

von Possetitjel (Gast)


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Dussel schrieb:

> ist es sinnvoll, eine H-Brücke mit komplementären
> Bipolartransistoren aufzubauen? Es gibt solche
> Schaltungen, aber sind die heute (noch) sinnvoll?

Das hängt von zahlreichen ungenannten Randbedingungen
ab (unter anderem von der angepeilten Stückzahl und
der umgebenden Schaltung).


> Wenn man von einer CE-Sättigungsspannung von jeweils
> 0,5 V ausgeht

Das wäre schon relativ schlecht. Etwas 0.2V sollten schon
machbar sein.
Wenn man sowieso geeignete Transistoren (und genügend
Sachkenntnis) hat, ist das machbar.

von Dieter (Gast)


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Saettigungsspannung 0.15 bis 0.2V sind erreichbar zwischen CE.
Fuer BE werden 0.7 gerechnet, dh entweder Bootstrapping oder andere 
Schaltung,  Coll od Emitterschaltung.

von Harald W. (wilhelms)


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Dieter schrieb:

> Saettigungsspannung 0.15 bis 0.2V sind erreichbar zwischen CE.

Mit speziellen Transistoren auch <0,1V.

> Fuer BE werden 0.7 gerechnet,

Das lässt sich nicht so ohne weiteres verringern, aber bei FETs
beginnen die Probleme bereits bei Ansteuerspannungen <2,5V.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Harald W. schrieb:
> Das lässt sich nicht so ohne weiteres verringern, aber bei FETs
> beginnen die Probleme bereits bei Ansteuerspannungen <2,5V.

Daher nimmt man heutzutage auch ICs dafür. Da sind die Ladungspumpen 
dazu nämlich schon integriert.

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