Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Temperaturen messen mit weißen LEDs


von Bernie B. (berbeer)


Lesenswert?

Hallo,

normale Si-Dioden haben einen typischen Temperaturkoeffizierten von 
-1.7mV/K.

Dies nutze ich gerne bei Leistungsdioden, um die Temperatur der 
Sperrschicht abzuschätzen. Ich schicke einen konstanten Strom (ca. 1/2 
Nennstrom) durch die Diode und messe die Spannung an den Klemmen. Ich 
merke mir den Spannungswert unmittelbar nach dem Einschalten vom Strom 
und beobachte dann die Änderung der Klemmenspannung. Dies läßt einen 
guten Rückschluss auf die Temperatur in der Sperrschicht zu. Solange der 
Strom wirklich konstant ist, klappt das gut.
Mit diesem Verfahren teste ich, ob die Anbindung der Dioden an den 
Kühlkörper ok ist. Das klappt auch sehr gut mit MOSFETs (Bodydiode) und 
IGBT-Modulen. So hab ich schon einige mangelhaft montierte 
Leistungsmodule ausfindig machen können (fehlerhafter Auftrag der 
Wärmeleitpaste).

Nun möchte ich dieses Verfahren auf Power-LEDs ausweiten. Da kenne ich 
aber nicht die zugrundelegende Halbleiter-Physik. Bestehen LEDs komplett 
aus anderen Halbleitermaterialien? Welche Auswirkung hat das auf UT und 
den Temperaturkoeffizienten der Flussspannung?

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Bernie B. schrieb:
> Bestehen LEDs komplett
> aus anderen Halbleitermaterialien?

Ja.


> Welche Auswirkung hat das auf UT und
> den Temperaturkoeffizienten der Flussspannung?

Wird von den Herstellern seltenst angegeben. Du wirst also selbst messen 
müssen, oder mit den Fehlern leben.

von Pink S. (pinkshell)


Lesenswert?

Bernie B. schrieb:

> normale Si-Dioden haben einen typischen Temperaturkoeffizierten von
> -1.7mV/K.

-2.5mV/K glaube ich, aber für eine Abschätzung reicht das.

> Bestehen LEDs komplett aus anderen Halbleitermaterialien?

Ja. Eine lange Liste ist in der Wikipedia. Jedenfalls kein Si.

> Welche Auswirkung hat das auf UT und den Temperaturkoeffizienten der 
Flussspannung?

Ich würde die einfach mal ausmessen. LED mit einem Thermometer in den 
Ofen, geringer Strom durch und Spannung messen.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ Bernie Beer (berbeer)

>Sperrschicht abzuschätzen. Ich schicke einen konstanten Strom (ca. 1/2
>Nennstrom) durch die Diode

Ist fast schon zuviel, denn damit hat man ordentlich Eigenerwärmung. So 
ein Teststrom liegt eher bei 1-10mA.

>aus anderen Halbleitermaterialien? Welche Auswirkung hat das auf UT und
>den Temperaturkoeffizienten der Flussspannung?

Sie sind anders, deutlich größer, so -3 bis -5mV/K

von Pink S. (pinkshell)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> Ist fast schon zuviel, denn damit hat man ordentlich Eigenerwärmung.

Das ist glaube ich seine Absicht, damit er den Wärmetransport abschätzen 
kann.

von J. S. (pbr85)


Lesenswert?

Bernie B. schrieb:
> Hallo,
>
> normale Si-Dioden haben einen typischen Temperaturkoeffizierten von
> -1.7mV/K.

> Nun möchte ich dieses Verfahren auf Power-LEDs ausweiten. Da kenne ich
> aber nicht die zugrundelegende Halbleiter-Physik. Bestehen LEDs komplett
> aus anderen Halbleitermaterialien? Welche Auswirkung hat das auf UT und
> den Temperaturkoeffizienten der Flussspannung?

Das geht, wenn man die entsprechenden Messgeräte zur Hand hat und eine 
hochwertige LED mit dem entsprechenden Datenblatt. Wie schon erwähnt 
wurde,  weicht der Koeffizient hier möglicherweise ab von deinen 
1,7mV/K. Wobei aber z.B. die Cree XP-G3 mit 1,3mV/K (Seite 3 im DB) aber 
relativ nah dran ist.

Ansonsten lässt sich dieser Koeffizient auch aus dem Diagramm Spannung 
vs. Temperatur als Steigung der Kurve bestimmen. Wenn dabei deine 
Wunsch-LED nicht einmal dieses (grundlegende) Diagramm im Datenblatt 
hat, dann würde ich von dieser LED lieber Abstand nehmen.

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Die Wellenlänge der LED ändert sich auch. Bei weissen LED die blaue oder 
UV Linie.

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Und der Wirkungsgrad auch. Helligkeitsabnahme als Korrelation wäre 
hinzuziehbar.

von nachtmix (Gast)


Lesenswert?

Bernie B. schrieb:
> Nun möchte ich dieses Verfahren auf Power-LEDs ausweiten.

Das dürfte ziemlich schlecht funktionieren.
Wenn du dir die Kennlinien von Power-LEDs anschaust, wird dir auffallen, 
dass im Arbeitspunkt der U/I-Zusammenhang schon ziemlich linear ist, 
d.h. der Stromanstieg dort verläuft nicht mehr exponentiell, sondern er 
folgt dem ohmschen Gesetz.
Das bedeutet, dass irgendwelche ohmschen Widerstände (z.B. Bonddrähte, 
Substratwiderstand) das Verhalten dominieren, und die haben einen 
positiven Temperaturkoeffizienten.
Demenstprechend fällt in diesem Bereich der negative Tk der Flußspannung 
wesentlich geringer als erwartet aus, und er hängt mehr von der 
Konstruktion der LED als von der Sperrschicht ab.

von Dieter (Gast)



Lesenswert?

Anbei Auszug aus Datasheets von Plessey der PLW 2835.

Einfach mal Datenblätter lesen. Das kann Meinungen stützen oder 
widerlegen.

von nachtmix (Gast)


Lesenswert?

Dieter schrieb:
> Einfach mal Datenblätter lesen.

Hast du das DB absichtlich nicht verlinkt, weil man diese 200mW LED ja 
schwerlich als Power-LED bezeichnen wird?
https://www.mouser.com/ds/2/613/PLW2835ACC-Product-Datasheet-1225028.pdf

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Den Link im www habe ich nicht mehr, aber liegt auf meiner Festplatte. 
Mit dem Typ kann Jeder das Datenblatt im Internet finden. Das hast Du ja 
bewiesen. High Power LED haben auch diese Kennlinie.

Bei dieser LED "wird dir auffallen, dass im Arbeitspunkt der 
U/I-Zusammenhang schon ziemlich linear ist, folgt der Strom auch" ist 
das auch so. Wenn nachtmix sein Effekt auftreten sollte und den 
Temperatureffekt verdeckt, dann mißt man halt nach der Heizphase mit 
niedrigerem Meßstrom unmittelbar im Anschluss.

von Bernie B. (berbeer)


Lesenswert?

vielen Dank für die interessanten Gedanken.

Bei meinen Leistungshalbleitern schicke ich tatsächlich einen recht 
hohen Strom durch die Dioden, um Eigenerwärmung zu erzwingen.

Allerdings hab ich da auch schon Typen gehabt, bei denen dieser Trick 
nicht funktioniert. Da überwiegt offensichtlich der ohmsche Anteil 
(Bonddrähte und Bahnwiderstand im Halbleiter) und der TK der 
Sperrschicht ist nicht mehr messbar. Der ohmsch Anteil ist 
stromabhängig, daher kommt der Effekt bei weniger Strom besser zum 
Vorschein. Leider klappt es dann nicht mehr mit der Eigenerwärmung zum 
Messen des Wärmetransportes ...
Bei den Typen, die klappen, habe ich 1/2 Nennstrom als guten Kompromiss 
gefunden.

Interessant ist, dass vermutlich bei vielen LEDs der ohmsche Anteil 
recht hoch zu sein scheint, so dass mein Trick nicht zuverlässig klappt.

Zu dem Sack LEDs, die ich gerade verbastel, hab ich leider keine 
Typenbezeichnung, und somit auch kein Datenblatt.
Ich messe, dass bei Nennstrom die Flußspannung innerhalb einiger Minuten 
um ca. 60mV fällt, wenn der Kühlkörper gut angebunden ist. Ohne 
Kühlkörper sinkt die Flußspannung viel schneller ohne einen Endwert zu 
erreichen, bis ich den Versuch abbreche.
Damit kann ich schon gut abschätzen, ob der Kühlkörper klappt.
Ich habe nun auf eine Info gehofft, um die 60mV in ein DeltaT 
umzurechnen, aber vermutlich muss ich dies experimentell ermitteln.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ Bernie Beer (berbeer)

>Bei meinen Leistungshalbleitern schicke ich tatsächlich einen recht
>hohen Strom durch die Dioden, um Eigenerwärmung zu erzwingen.

Ja natürlich. Aber zum MESSEN der Flußspannung, welche vorher kalibriert 
wurde, ist das schlecht!

>Allerdings hab ich da auch schon Typen gehabt, bei denen dieser Trick
>nicht funktioniert. Da überwiegt offensichtlich der ohmsche Anteil
>(Bonddrähte und Bahnwiderstand im Halbleiter) und der TK der
>Sperrschicht ist nicht mehr messbar.

Nö, dein Meßstrom war viel zu hoch.

>Vorschein. Leider klappt es dann nicht mehr mit der Eigenerwärmung zum
>Messen des Wärmetransportes ...

Doch. Man muss zwischen Laststrom zur Erwärmung und Meßstrom umschalten.
Been there, done that.

>Bei den Typen, die klappen, habe ich 1/2 Nennstrom als guten Kompromiss
>gefunden.

Immer noch Unsinn.

>Interessant ist, dass vermutlich bei vielen LEDs der ohmsche Anteil
>recht hoch zu sein scheint, so dass mein Trick nicht zuverlässig klappt.

Siehe oben.

>Damit kann ich schon gut abschätzen, ob der Kühlkörper klappt.

Naja, mit der Betonung auf schätzen. Das kann man mit wenig Mehraufwand 
deutlich besser messen.

>Ich habe nun auf eine Info gehofft, um die 60mV in ein DeltaT
>umzurechnen, aber vermutlich muss ich dies experimentell ermitteln.

Ja. Im Wärmeofen kalibrieren.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?


von soso... (Gast)


Lesenswert?

Ein MCP9808 kostet <1€ das Einzelstück bei digikey.

Wem das zu teuer ist, der nimmt einen LM75 für 0,3€.

Wer auf Analogkram steht, nimmt halt einen NTC oder PT1000.
Es gibt noch viele andere Temperatusensoren.

Viele µC haben einen integrierten Sensor. Wenn der µC mit niedriger Last 
/ niedrigem Takt betrieben wird, ist auch das akzeptabel.

Der für die LED nötige Kalibrierzirkus zahlt sich nicht aus. Bei einem 
NTC um wenige Cent kann man die Kurven aus dem Datenblatt abtippen...

PS:
@Mod:Seit wann sind Links auf Digikey "Spam"?
"Der Beitrag scheint Spam zu enthalten: "utm_*******""

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@soso... (Gast)

>Ein MCP9808 kostet <1€ das Einzelstück bei digikey.

>Wem das zu teuer ist, der nimmt einen LM75 für 0,3€.

[ ] Du hast das Problem verstanden.

Ein normaler Temperatursensor kann die Sperrschichttemperatur eines 
Halbleiters NICHT messen, denn da ist immer noch das Gehäuse dazwischen.

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Zu Verbesserung der Parallelschaltung von LEDs nimmt man bewusst einen 
geringen Wirkungsgradverlust in kauf.

Wie bereits geschrieben, wird für die Messung eine kurze Phase mit 
niedrigerem Messstrom eingebaut.  ZB. 350mA vorheizen und 10ms mit 5mA 
messen.

von batman (Gast)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> @soso... (Gast)
>
>>Ein MCP9808 kostet <1€ das Einzelstück bei digikey.
>
>>Wem das zu teuer ist, der nimmt einen LM75 für 0,3€.
>
> [ ] Du hast das Problem verstanden.
>
> Ein normaler Temperatursensor kann die Sperrschichttemperatur eines
> Halbleiters NICHT messen, denn da ist immer noch das Gehäuse dazwischen.

Ist aber doch ganz gut über den angegebenen Wärmewiderstand zum Gehäuse 
auszurechnen. Ob man das mit Spannungsmessung besser hinbekommt?

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@batman (Gast)

>Ist aber doch ganz gut über den angegebenen Wärmewiderstand zum Gehäuse
>auszurechnen.

Dumm nur, daß man mit der Messung gerade prüfen will, ob der Halbleiter 
korrekt montiert wurde und wie hoch der Wärmewiderstand ist.

>Ob man das mit Spannungsmessung besser hinbekommt?

JA!!! Hab ich mehrfach erfolgreich so gemacht!

Dieser, wie immer sinnlose, Beitrag wurde ihnen präsentiert von 
"batman", die Labertasche von uC.net.

von batman (Gast)


Lesenswert?

batman schrieb:
>> Ein normaler Temperatursensor kann die Sperrschichttemperatur eines
>> Halbleiters NICHT messen, denn da ist immer noch das Gehäuse dazwischen.

Dann versuch erstmal, deinen eigenen Post zu verstehen. Daß Du nicht die 
hellste Kerze auf der Torte bist, entschuldigt nicht Deine ständigen 
albernen Beleidigungen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.