Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einseitiges Clipping bei Röhrenvorverstärker


von Franky32 (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo zusammen,

Ich habe vor ein paar Tagen ein Paar 12ax7 geschenkt bekommen.
Mit einigen Bauteilen, die ich hier noch rumfliegen hatte, habe ich 
einen Röhrenvorverstärker aufgebaut (siehe Anhang) mit Ra = 47k, Rk = 
470R bei 90V Anodenspannung (siehe gelbe Arbeitsgerade aus JJ Electronic 
Datenblatt).
Soweit hört sich auch alles super an, jedoch "clippt" der Verstärker am 
Ausgang recht schnell. Am Özi erkennt man, dass bei z.B. 1kHz Sinus 
(Amplitude = 2x 0,7V) am Eingang die positive Halbwelle am Ausgang bei 
ca. 0,7V begrenzt wird; die negative Halbwelle hat aber große Resrven 
(ca. 20V).

Wie man an den Arebeitsgeraden sehen kann, habe ich schon einige 
Widerstandskombinationen durchprobiert (ich habe auch schonmal testweise 
die Widerstände durch Potis ersetzt). Dabei veränderte sich jeweils die 
Amplitude der negativen Halbwelle; die positive blieb annähernd gleich.

Hat jemand einen Tipp oder eine Idee, woran es liegen könnte?

Vielen Dank für eure Hilfe!
Schöne Grüße

Franky

von Daniel V. (danvet)


Lesenswert?

Franky32 schrieb:
>
> Hat jemand einen Tipp oder eine Idee, woran es liegen könnte?
>
OK, ich habe keine Ahnung von Röhrenverstärkern, aber der Widerstand R1 
scheint mir im Vergleich zu R2 zu hoch. Wie soll denn da Strom bei 
positiver Halbwelle fließen?

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Franky32 schrieb:
> Ich habe vor ein paar Tagen ein Paar 12ax7 geschenkt bekommen.
> ... 90V Anodenspannung

Du meint 90V Betriebsspannung?
Lasse Dir eine 12AU7 schenken. (ECC82)

LG
old.

von Franky32 (Gast)


Lesenswert?

Die 12au7 wäre wegen ihrer größeren Steilheit natürlich auch eine Idee 
wert.
Ist dann was fürs nächste Mal :-)

Aber trotzdem sollte es doch kein Problem sein eine 12ax7 an 90V zu 
betreiben:

Der aktuelle Aufbau:
R1 = 47k || 47k = 23,5k
R2 = 470R
C2 = 100µF

Somit gilt nach meinen Berechnungen:
Ia = Ua/Rg = 90V / (23500R + 470R) = 3,76mA
Ug = Ia*Rg = 3,76mA * 470R = 1,77V

1,77V / 2 = 0,885V
-> Amplituden von 2x 0,7V < 2x 0,885V
-> Kein Übersteuern

...oder sehe ich da etwas falsch??

von Toxic (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Franky32 schrieb:
> Hat jemand einen Tipp oder eine Idee, woran es liegen könnte?

Siehe Anhang

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Franky32 schrieb:
> Die 12au7 wäre wegen ihrer größeren Steilheit

Schau mal ins Datenblatt.

Franky32 schrieb:
> Aber trotzdem sollte es doch kein Problem sein eine 12ax7 an 90V zu
> betreiben

Doch, das ist ein Problem.

Franky32 schrieb:
> R1 = 47k || 47k = 23,5k

Total runterbelastet. :-( Kannst auch gleich einen Transistor nehmen,
wenn Du darauf stehst.

Besorge Dir eine ECC81/82/88, die kommen mit 90V
Betriebsspannung als "Widerstandsverstärker" gut klar.

LG
old.

von Franky32 (Gast)


Lesenswert?

Zunächst einmal danke old!

Ich bin davon ausgegangen, dass man jede Triode (mehr oder weinger gut) 
an fast jeder Spannung betreiben kann.
Woran machst du denn fest, dass die Röhre unterbelastet ist?
Ich finde 3,8mA schon ganz ordentlich..

Ganz allgemein ergibt sich dann die Frage:
Wie komme ich an die minimal erforderliche Anodenspannung?

Ich hätte jetzt grob überschlagen:
 (Uin * µ) + Ug = 0,7V * 100 + 1,77V = 71,77V
 71,77V < 90V -> 90V reichen aus

Danke,
LG Franky

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Franky32 schrieb:
> Woran machst du denn fest, dass die Röhre unterbelastet ist?

Runter -belastet.
Dass mache ich an der "Kennzahl" der Verstärkerstufe fest.
Wie man die berechnet, findest Du da:

http://rl12t15.blogspot.de/2007/11/ecc83-als-treiber-fr-die-300b.html

LG
old.

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Franky32 schrieb:
> Wie komme ich an die minimal erforderliche Anodenspannung?

Erstmal klärst Du, welche maximale Ausgangssignalspannung
Du erwartest.

Diese teilst Du durch die Verstärkungsziffer.
Dann bekommst Du die Gitterwechselspannung.
Auf deren Spitzenwert addierst Du nochmal
mindestens 0.5V als Sicherheitsfaktor.

Nun hast Du den Mindestbetrag für die negative
Gittervorspannung.

Jetzt schaust Du in den Kennlinien welche Anodenspannung
sich bei Deinem Wunschanodenstrom einstellt.

Dazu addierst Du den Spannungsabfall am Arbeitswiderstand.
Dann bekommst Du die Betriebsspannung.
90V werden das bei der ECC83 wohl eher nicht sein.

Solche Sachen kannst Du übrigens ganz bequem mit LTspice machen.

LG
old.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Optimal aussteuerbar ist der Verstärker, wenn an R1 genau die halbe 
Betriebsspannung steht. Das hängt vom Röhrenstrom ab, den du über den 
Kathodenwiderstand einstellst.

: Bearbeitet durch User
von Franky32 (Gast)


Lesenswert?

@ old: Danke sowas habe ich gesucht! Da ist die Bettleküre für heute 
abend gesichert ;-)

@Matthias: Danke für den Hinweis. Das war mir so nicht bewusst.

Dann werde ich wohl meine Schaltung auf eine 12au7 anpassen.

Vielen Dank für eure Hilfe!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.