Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PWM zu Analog Wandler, Tiefpass mit zwei gleichen Rs und Cs


von Peter L. (peets)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Nach langer Suche habe ich keine einfache Antwort gefunden. Gesucht sind 
möglichst einfache Formeln zur Berechnung/Abschätzung von Grenzfrequenz, 
Anstiegszeit und Restwelligkeit eines Filters mit zwei identischen, 
hintereinandergeschalteten R-C Tiefpässen (2R2C) und einem 
Operationsverstärker (OPA) im Ausgang. So eine Schaltung wurde in

https://www.mikrocontroller.net/articles/Pulsweitenmodulation#DA-Wandlung_mit_PWM

beschrieben (Schaltbild im Anhang), allerdings ohne Berechnung. Andere 
Beiträge in verschiedenen Foren geben Übertragungsfunktionen an.
Alternativ werden Simulationsprogramme oder Filterberechnungsseiten 
empfohlen.

Die 2R2C Schaltung ist einfach, baut klein, reagiert schneller als ein 
RC-Filter mit größeren Werten und ist für die meisten Fälle ausreichend. 
Also wäre ein Satz einfacher (?) Formeln zur Abschätzung der 
Grenzfrequenz, Restwelligkeit (ripple) und Anstiegszeit (z.B. msec auf 
90% o.ä.) wünschenswert.

Grenzfrequenz = f.g(R,C)

Anstiegszeit  = f.s(R,C) (z.B. auf 98% / 4*tau oder 99,3% / 5*tau)

Ripple       <= f.r(R,C,f.pwm) (z.B. in % oder auf 1 normiert)

Beim Berechnen aus den Übertragungsfunktionen habe ich mich ziemlich 
verlaufen, weshalb ich hier Rat suche - vielleicht geistert ja eine 
Lösung schon irgendwo herum :c)

Danke für hilfreiche Antworten.

: Verschoben durch Moderator
von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Peter L. schrieb:
> Gesucht sind
> möglichst einfache Formeln zur Berechnung/Abschätzung von Grenzfrequenz,
> Anstiegszeit und Restwelligkeit eines Filters mit zwei identischen,
> hintereinandergeschalteten R-C Tiefpässen (2R2C) und einem
> Operationsverstärker (OPA) im Ausgang.

Warum willst du dich mit so einer schlechten Dimensionierung und (wegen 
der gegenseitigen Belastung) komplizierten Berechnung beschäftigen?

Viel besser ist es, wenn man den zuerst im Signalpfad liegenden 
Widerstand sehr viel niederohmiger (Verhältnis >~1:10) als den 
nachfolgenden wählt. Dann kann man die Belastung des ersten RC-Gliedes 
durch das nachfolgende näherungsweise vernachlässigen und die 
Übertragungsfunktion ist dann einfach das Produkt der beiden RC-Glieder. 
Man bekommt dann auch einen schärferen Übergang vom Durchlass- in den 
Sperrbereich.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Sieh dir das mal an:
http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/13-RC-Glied-fuer-PWM
Ganz unten die Betrachtung zu deiner Frage...

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Peter L. schrieb:
> Alternativ werden Simulationsprogramme oder Filterberechnungsseiten
> empfohlen.

Ja, würde ich auch empfehlen. LTSpice ist kostenlos und recht einfach zu 
bedienen.

Peter L. schrieb:
> Also wäre ein Satz einfacher (?) Formeln zur Abschätzung der
> Grenzfrequenz, Restwelligkeit (ripple) und Anstiegszeit (z.B. msec auf
> 90% o.ä.) wünschenswert.

Bei einem RC-Glied hast du fg = 1/(2π*RC) mit 3dB Dämpfung.
Bei zwei nicht entkoppelten Gliedern hast du dort 6dB Dämpfung.
Die Dämpfung beträgt 6dB/Oktave für jedes Glied. Fernab der 
Grenzfrequenz passt das auch für zwei RC-Glieder, die nicht entkoppelt 
sind.
Nur der Übergangsbereich wird "weicher".
Schwieriger wird die Formel, wenn die beiden Zeitkonstanten R1C1 und 
R2C2 unterschiedlich sind.

Wählt man den ersten R um Faktor z.B. 10 kleiner und dessen C 
entsprechend um Faktor 10 größer als beim zweiten ist man bei fg sehr 
nahe an der des einfachen Glieds.
Restwelligkeit ist 0 bei passiven RC-Gliedern.

Die Anstiegszeit hängt von der Grenzfrequenz ab, Formel weiß ich aber 
auswendig nicht.

von Peter L. (peets)


Lesenswert?

Danke für die Hinweise.

Ich wusste nicht, dass bei gleichen Werten für R und C die 
Filtereigenschaften schlechter werden als bei 2 * 1.Ordnung. Mir ist nur 
aufgefallen, dass das 2R2C Filter mit kleineren Werten deutlich besser 
arbeitet. Ein wichtiger Grund ist die Vereinfachung bei der Fertigung 
weil gleiche Werte verwendet werden können - bei z.B. 4x DAC durchaus 
ein Vorteil. Gut, 1:10 wäre wahrscheinlich auch kein Beinbruch bei der 
Dimensionierung da es meist immer 10/100/1000nF Kondensatoren auf jeder 
Schaltung gibt.

@Lothar
Danke für den Link.

von ArnoR (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Peter L. schrieb:
> Ich wusste nicht, dass bei gleichen Werten für R und C die
> Filtereigenschaften schlechter werden als bei 2 * 1.Ordnung.

Das ist beides 2 * 1.Ordnung, nur mit jeweils anderer Dimensionierung. 
Siehe Anhang (rot ist die untere Schaltung).

Peter L. schrieb:
> Ein wichtiger Grund ist die Vereinfachung bei der Fertigung
> weil gleiche Werte verwendet werden können

Du bekommst so aber ein schlechteres Einschwing-/Dämpfungsverhalten und 
mehr Ripple.

von Peter L. (peets)


Lesenswert?

... danke für die Simulation, ArnoR!

Das ging wirklich schnell. Habe leider derzeit keinerlei Spice 
installiert. Die Plots helfen mir da schon weiter.

Beitrag #5374463 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Jürgen von der Müllkippe (Gast)


Lesenswert?

Ich habe zwar Anhung vom Strom und auch von den Frequenzen, aber eine 
komplette Installation von LT-Spice wäre mir auch zu mühsam. Außerdem 
muss man danach auch noch lernen mit dem Programm umzugehen, das wäre 
mir dann zusätzlich auch noch zu lästig.

Aber ArnoR seine Kurven zeigen genau das, was ich immer schon vermutet 
habe aber nie mit einem Funktionsgenerator raushören konnte. Die 
Lautstärkeunterschiede sind dafür einfach zu gering. -Danke-

von ArnoR (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Jürgen von der Müllkippe schrieb:
> Kurven zeigen genau das, was ich immer schon vermutet habe

Noch viel deutlicher wird es, wenn man die 1:10-RC-Glieder so 
dimensioniert, dass im Durchlassbereich etwa das gleiche Verhalten wie 
bei der 1:1-Dimensionierung vorliegt. Man sieht jetzt sofort die 
deutlich bessere Dämpfung (rot = untere Schaltung) im Sperrbereich.

von Jürgen von der Müllkippe (Gast)


Lesenswert?

ArnoR schrieb:
> Noch viel deutlicher wird es ...

Ja, solche Hüllkurven würde ich auf dem Oscar bekommen, wenn ich meinen 
Funktionsgenerator ordentlich mit einem Sägezahn durchwobbeln würde. 
Dafür bräuchte ich ein Oszilloskop oder vielleicht dann doch LT-Spice, 
auch wenn es mühsam ist. Wahrscheinlich komme ich nicht mehr drumrum was 
zu unternehmen.

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Das Problem könnte der TO auch dadurch umgehen, wenn er den zweiten 
LM358, der sowieso im DIL-8-Gehäuse ist, als Spannungsfolger zwischen 
die beiden Glieder schalten würde ...
Das wird dann sogar noch eine Idee besser als die 10:1-Variante :-).

von Peter L. (peets)


Lesenswert?

Danke für die vielen, hilfreichen Antworten. mikrocontroller.net ist 
eine meiner liebsten Anlaufstellen; normalerweise finde ich was ich 
suche ohne post.

Es stimmt: ein Simulationsprogramm sollte man immer bereit haben, wie 
die schnellen Antworten zeigen. Mein LTspce (Wine) hat sich seit der 
letzten Linux Neuinstallation noch nicht von selbst wieder installiert. 
Ist auf jeden Fall praktischer als 'von Hand' rumrechnen.

Nachdem ich bei der Herleitung und Berechnung der Filter auf Glieder 
höherer Ordnung gestoßen bin hoffte ich auf eine einfache Näherung, die 
es - wie die Diagramme vermuten lassen - nicht gibt.
Auf jeden Fall habe ich einen guten Überblick bekommen und möchte dafür 
herzlich danken.

@all \ c-hater:
man soll ihm ja keinen Gefallen tun,
aber ein bisschen ... oder? Einmal?
Ihr habt euch dann auf jeden Fall besser verhalten:

@ c-hater:
Ein guter MC-Entwickler sollte C verstehen, nicht hassen )c:
6|_|(|<57 |)|_|:
https://de.wikipedia.org/wiki/Troll_%28Netzkultur%29
(logisches) oder Blutdrucksenker.

von Peter L. (peets)


Lesenswert?

@HildeK:
Ja, 2 OPA wäre wohl das Beste. Vor allem aus Sicht der Berechnung. Habe 
4x analog out über PWM bei einer messtechnischen Anwendung (mit FFT usw) 
und wollte mir die DAC Chips sparen weil die Ausgänge nicht besonders 
schnell reagieren müssen. Das wären dann 2 x 4-fach OPA.

Der einfache RC-Tiefpass ist aber doch etwas träge und braucht in meinem 
Fall wenigstens einen 1uF Keramik Kondensator. Hochohmige Widerstände 
sind auf Grund der Umgebung nicht günstig (kondensierende Bedingungen 
möglich).

Filtersoftware im Netz zeigte mit der ebenso frechen wie einfachen 2R2C 
Schaltung deutlich bessere Eigenschaften mit kleineren Kondensatoren und 
minimal größerer PCB Fläche. Dann fand ich nur komplexe Beschreibungen 
dieses Filters - Grundlage für den Post.

von jz23 (Gast)


Lesenswert?

Wenn du schon einen OP Amp einsetzt, warum dann nicht gleich ein aktiver 
Tiefpass? Gerade da hier schon mit zwei Puffern Vorschläge kamen - da 
sind zwei invertieren der erster Ordnung doch wahrscheinlich deutlich 
leichter zu berechnen.

von Helmut S. (helmuts)



Lesenswert?

Hallo,

Ich habe mal versucht Vpp etwas verallgemeinert zu plotten.

PWM 1kHz, Tastverhältnis tp/T

Vpp ist die Spitze-Spitze Ripple-Spannung dargestellt mit tp/T als 
Parameter.

Auf der x-Achse ist die R*C Zeitkonstante. R*C=1m bedeutet R*C 
entspricht der Periodendauer der 1kHz PWM. Dieser Plot wurde aus dem 
Log-file geplottet.

Die Ripple-Spannung von tp/T=0,9 entspricht dem Fall tp/T=0,1. 
Entsprechend ist tp/T=0,8 gleich tp/T=0,2.

Gruß
Helmut

Nachtrag:
Der Plotsettingsfile .plt funktioniert nur mit LTspiceXVII.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

HildeK schrieb:
> Das Problem könnte der TO auch dadurch umgehen, wenn er den zweiten
> LM358, der sowieso im DIL-8-Gehäuse ist, als Spannungsfolger zwischen
> die beiden Glieder schalten würde ...

Wenn man schon einen OP über hat, kann man besser ein aktives Filter mit 
komplexer Polstelle aufbauen, z.B. ein Butterworth-Filter.
Damit bekommt man den Übergang deutlich schärfer hin, als mit zwei 
hintereinander geschalteten Filtern 1.Ordnung.

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Auch mit einem OP ließe sich ein Filter 3. Ordnung aufbauen - 
zusätzliche der Aufwand wäre eine paar Widerstände / Kondensatoren. 
Gerade mit dem eher langsamen LM358 ist der einfache Sallen Key tiefpass 
2. Ordnung nicht so zu empfehlen.
Nur bei den Widerständen / Kondensatoren wird man wohl 1 oder 2 passend 
berechnete Werte brauchen, wenn man eine der klassichen Filterkurven 
treffen will.

Es gibt mittlerweile aber auch erschwingliche DACs wie MCP4812 und 
ähnliche.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Lurchi schrieb:
> Gerade mit dem eher langsamen LM358 ist der einfache Sallen Key tiefpass
> 2. Ordnung nicht so zu empfehlen.

Warum bringst du den dann ins Gespräch?
Wie wäre es mit einem TP-Filter 2.Ordnung mit Mehrfachgegenkopplung.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.