Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Impedanzwandler für HV


von Tilo (Gast)


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Hallo

Ich will eine Hochspannung mit ca. 3kV, 80kHz messen.
Das Problem ist, dass aus dem Op-Amp nicht das raus kommt, was ich 
erwarte.

Meine Versuchsschaltung ist in Schaltung.png abgebildet.
Als Op-Amp verwende ich einen TLV3542.

Die AC-Kopplung habe ich eingebaut, da die Hochspannung symmetrisch zu 
0V ist, der Op-Amp aber 0V und 3.3V versorgt wird.
In meinem Oszibildern ist an Kanal1 ein HV-Taskopf zur Kontrolle 
angeschlossen.
In Oszi1.png messe ich die Spannung am Eingang des OP-Amp (in). Hier 
sieht das Signal so aus, wie ich es erwarte (Die 1Meg des Tastkopfes 
ziehen das Signal natürlich nach unten).
In Oszi2.png messe ich die Spannung am Ausgang (out).

Das Ergebnis ist mit verschiedenen Op-Amps vergleichbar.
Eigentlich müsste ich den Op-Amp richtig ausgewählt haben:
* Der Spannungsbereich passt für 3.3V Versorgung
* Die Bandbreite reicht locker und unity-gain-stable ist er auch.
* Die Eingangsstufe besteht aus FETs und ist nicht bipolar.
* Der Biosstrom von 3pA laut Datenblatt kann locker über den 1Meg 
Spannungsteiler fließen.
* Sowohl Eingang und Ausgang sind Rail to Rail.
* Der 2. Kanal ist ruhig gestellt (+ auf 0V, - und out verbunden)

Meine Quelle sollte ich auch nicht überlasten, da mein Oszi Tastkopf 
(ohne Teiler) deutlich niederimpedanter als der Op-Amp sein sollte.


Ich stehe leider gerade völlig auf dem Schlauch.
Kann mir jemand einen Tip geben?

Vielen Dank!

von loeschbolzen (Gast)


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So ein Spannungsteiler muss natuerlich kapazitiv kompensiert sein.
Wie beim schnoeden Tastkopf fuers Oszi auch.

Viel Spass bei der Auswahl der Kapazitaeten.


Tipp: zusammengedrilltes HV-Kabel koennte in Betracht kommen.

von Falk B. (falk)


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@Tilo L. (katagia)

>Ich will eine Hochspannung mit ca. 3kV, 80kHz messen.

Dafür gibt es passende Tastköpfe, welche frequenzkompensiert sind.

>Das Problem ist, dass aus dem Op-Amp nicht das raus kommt, was ich
>erwarte.

Dein Eingangsteiler ist NICHT frequenzkompensiert. Damit bildet die 
Eingangskapazität deines OPV mit dem Spannungsteiler einen netten 
Tiefpaß.

>Die AC-Kopplung habe ich eingebaut, da die Hochspannung symmetrisch zu
>0V ist, der Op-Amp aber 0V und 3.3V versorgt wird.

Ganz schön viel, 1uF bei 80 kHz.

>In Oszi1.png messe ich die Spannung am Eingang des OP-Amp (in).

Naja, das ist fast schon Zufall, ohne echte kapazitive Kompensation.

> Hier
>sieht das Signal so aus, wie ich es erwarte (Die 1Meg des Tastkopfes
>ziehen das Signal natürlich nach unten).

Wieso 1M? Bei sowas mißt man meißtens mit einem 10:1 10M Tastkopf.

>In Oszi2.png messe ich die Spannung am Ausgang (out).

Dein OPV übersteuert maßlos.

>* Der Spannungsbereich passt für 3.3V Versorgung

Wenn die Skalierung in deinem Screenshot stimmt, ja. Dort sind ca. 
700mVpp Signal am Eingang.

>* Die Bandbreite reicht locker und unity-gain-stable ist er auch.

Was um alles in der Welt treibt einen zum 200MHZ OPV, wenn man 80kHz 
messen will? Wenn du Pech hast, ist der HF-mäßig so giftig, daß er 
schwingt oder andere komische Sachen macht.

>* Die Eingangsstufe besteht aus FETs und ist nicht bipolar.
>* Der Biosstrom von 3pA laut Datenblatt kann locker über den 1Meg
>Spannungsteiler fließen.

Stimmt.

>Kann mir jemand einen Tip geben?

Nimm mal einen humanen OPV ala TS912, der hat nur 1MHz und ist gutmütig.
Hast du einen Entkoppelkondensator NAH am OPV?

https://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Entkoppelkondensator

Ohne den ist bei einem HF-OPV die Hölle los. Der TS912 reagiert da 
deutlich entspannter.

von Tilo (Gast)


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> @Tilo L. (katagia)
>>Ich will eine Hochspannung mit ca. 3kV, 80kHz messen.

Falk B. schrieb:
> Dafür gibt es passende Tastköpfe, welche frequenzkompensiert sind.
Die allerdings schlecht in eine Schaltung integrierbar sind um meist zu 
niederimpedant und meine Quelle zu stark belasten.

>>Das Problem ist, dass aus dem Op-Amp nicht das raus kommt, was ich
>>erwarte.
> Dein Eingangsteiler ist NICHT frequenzkompensiert. Damit bildet die
> Eingangskapazität deines OPV mit dem Spannungsteiler einen netten
> Tiefpaß.
Nur warum messe ich dann mit meinem Oszi etwas? Das wäre von der 
Kapazität genauso betroffen?
Die Eingangskapazität ist bei diesem OP mit 2pF angegeben. Die wird die 
Kapazität von meinem Steckbrettaufbau deutlich höher sein.

>>Die AC-Kopplung habe ich eingebaut, da die Hochspannung symmetrisch zu
>>0V ist, der Op-Amp aber 0V und 3.3V versorgt wird.
> Ganz schön viel, 1uF bei 80 kHz.
Denn hatte ich als Folie da, passend um ihn aufs Steckbrett zu packen. 
Tut aber auch nicht weh oder?

>>sieht das Signal so aus, wie ich es erwarte (Die 1Meg des Tastkopfes
>>ziehen das Signal natürlich nach unten).
> Wieso 1M? Bei sowas mißt man meißtens mit einem 10:1 10M Tastkopf.
Weil ich keinen 10:1 daheim habe?

>>In Oszi2.png messe ich die Spannung am Ausgang (out).
> Dein OPV übersteuert maßlos.
Stimmt aber ich verstehe nicht wieso ich am Oszi etwas sehe.
Gerade wenn der Spannungsteiler und die Eingangskapazität einen Tiefpass 
bildet würde ich erwarten, dass gar kein Signal mehr raus kommt?

> Nimm mal einen humanen OPV ala TS912, der hat nur 1MHz und ist gutmütig.
Genau den hab ich in meiner Kiste auch gehabt und schon ausprobiert. Der 
Verhält sich genauso.

> Hast du einen Entkoppelkondensator NAH am OPV?
Jep, 100nF X7R, direkt dran.

von Achim S. (Gast)


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Die Spannung an deinem OPV-Eingang ist zu groß, dein Spannungsteiler hat 
nicht das Teilerverhältnis, das du erwartest. Idealerweise sollte dein 
Spannungsteiler den Faktor 10000 teilen. In Oszi1.png sieht man, dass 
der Teilerfaktor sehr viel kleiner ist, das Signal am OPV also sehr viel 
größer als erwartet.

Wenn du den Tastkopf am Eingang hast, dämpft seine Kapazität das Signal 
an "in" so stark, dass es in einen vernünftigen Bereich kommt. Das 
Signal das dann am OPV-Eingang anliegt, sollte der OPV auch verstärken 
können.

Dann klemmst du aber den Tastkopf um vom OPV-Eingang auf den 
OPV-Ausgang. Damit fehlt am Eingang des OPV die Dämpfung. Die Amplitude 
an "in" steigt an, und der OPV wird übersteuert und in die Begrenzung 
getrieben.

Tilo L. schrieb:
> Weil ich keinen 10:1 daheim habe?

Dann miss morgen nochmal mit einem passenden Tastteiler. Damit solltest 
du meine Theorie einfach überprüfen können.

von Werner H. (werner45)


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Tatsächlich hochohmig am Stechbrett? War das schon im Gebrauch?

Viel Glück!   -   Werner

von Mani W. (e-doc)


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R1 = 1G

R2 = 100K


Das wird nicht funktionieren...

: Bearbeitet durch User
von Volker S. (sjv)


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Bei 80 kHz kann man auch einen rein kapazitiven Teiler verwenden, z.B. 
1-10pF zu 1-10nF

von loeschbolzen (Gast)


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STECKBRETT !!!!

Und das bei einem Spannungsteiler wo Bruchteile eines
pF ueber eine vernuenftige Funktion entsccheiden.

So wird das nuex.

Ich geh mal zum Lachen in den Keller...

von Tilo (Gast)


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Vielen Dank an Falk, Achim und Volker.

Der Grund warum ich mit dem Oszi überhaupt ein Signal messen kann, ist 
die Eingangskapazität des Oszis. Mit einem 10:1 Tastkopf kommt kaum mehr 
etwas an, und das was ankommt, ist nicht mehr sinusförmig.
Das bedeutet aber auch zwangsweise, dass die 1GOhm gar nicht wirksam 
sind, sondern ein kapazitiver Spannungsteiler über die parasitären bzw. 
Raumkapazitäten. Dann kann ich den auch gleich weg lassen ;)

Ich habe jetzt einen kapazitiven Spannungsteiler und damit klappt es 
jetzt. Ich muss mir noch überlegen, wie ich den HV-Kondensator sinnvoll 
hinbekomme. Vermutlich wird auf zwei Flächen und dazwischen FR4 raus 
laufen. Den Einfluss von Feuchtigkeit im FR4 muss ich mir noch durch den 
Kopf gehen lassen.
Ich habe allerdings noch einen Widerstand für den DC-Bezug und Entladen 
des Kondensators gegen GND hinzugefügt.

Selbstverständlich kann man sowas in einem Steckbrett aufbauen. Wer hat 
denn gesagt, das jedes Netz im Steckbrett endet?

von Andrew T. (marsufant)


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Tilo L. schrieb:
> Ich muss mir noch überlegen, wie ich den HV-Kondensator sinnvoll
> hinbekomme.

Wenn es ein Einzelstück sein soll:
Doppelseitg Cu-kaschierte Platine aus FR4 Basismaterial freiätzen. 
Durchschlagfestigkeit experimentell ermittelt größer als 8 kV zw. Ober- 
und Unterseite.
Natürlich zum Rand bzw. DuKo  immer mit genug Abstand freiätzen .-)

von Falk B. (falk)


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@Tilo L. (katagia)

>jetzt. Ich muss mir noch überlegen, wie ich den HV-Kondensator sinnvoll
>hinbekomme.

Sowas kann man für wenig Geld kaufen, 3kV sind nicht viel . . .

>Vermutlich wird auf zwei Flächen und dazwischen FR4 raus
>laufen. Den Einfluss von Feuchtigkeit im FR4 muss ich mir noch durch den
>Kopf gehen lassen.

Käse^3. Man muss nicht jedes Bauteil selber basteln!

>Ich habe allerdings noch einen Widerstand für den DC-Bezug und Entladen
>des Kondensators gegen GND hinzugefügt.

Mach es doch gleich richtig und baue einen ohmsch/kapazitiven 
Spannungsteiler, der frequenzgangkompensiert ist!

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Ich hab sowas vor Jahren auch gebraucht und gebaut:

am Eingang 2 x 47MOhm in Serie, und parallel zu jedem R je zwei Kerkos 
47pF in Serie mit entsprechender Spannungsfestigkeit. Mit der 
Serienschaltung der R's hast du nur mehr die Hälfte Spannung an jedem R, 
und auch an jedem C (beachte aber dass sich die Spannungsfestigkeit bei 
Serien-Cs nicht halbiert! d.h. die Cs sollten mindestens 1.5kV 
aushalten)

Danach gegen Masse 2x47kOhm in Serie, prallel je 22nF (diesmal nur ein C 
pro R)

Ergibt einen passablen Teiler 1:1000, der auch einigermaßen kompensiert 
ist.

sorry, ASCII-Schaltpläne zeichnen kann ich nicht ;-)

: Bearbeitet durch User
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