Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Anekdoten aus der Berufspraxis: Kick Off = Fuck Off


von Herbert (Gast)


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Ich mal wieder mit neuen Fakten aus der Berufspraxis, damit die vielen 
Studenten, die glauben, es käme auf Noten oder gar technisches Wissen 
an, um weiter zu kommen und Karriere zu machen, deutlich sehen, wie real 
der Hase läuft:

Am Freitag war Kick-Off-Meeting, d.h. das Projekt bekommt einen Tritt in 
den Hintern, damit es ins Rollen kommt - möglichst bergab, in schönen 
Bahnen, automatisch laufend und gut finanziert. Dieser aus dem 
angelsächsichen kommende Spruch, der von den Dampfplaudereren, die wir 
alle kennen, herzlich und oft gebraucht wird, kann aber auch umgedeutet 
werden, denn leider gab es am Ende einen Tritt in den Arsch und zwar für 
mich.

Das Kick-Off-Meeting wurde sozusagen zu einem Fuck-Off-Meeting, sprich: 
Ich fliege aus dem Projekt raus, mitsamt der Abteilung, wofür sich mein 
Vorgesetzter heute herzlich bedankt hat, weil er nämlich jetzt wenig 
Beschäftigung für die Abteilung hat und an dem neuen Projekt nicht 
beteiligt wird.

Grund des Übels ist, das Ich eben zu den Ingenieuren gehöre, die einfach 
ihren Job machen, nämlich auf Risiken hinweisen, Kostenschätzungen 
abgeben, Verbesserungsvorschläge machen und solide Konzepte abgeben, die 
nicht nur aus PowerPointFolien bestehen, sondern Hand und Fuss haben.

Ohne jetzt auf die Details einzugehen, was Ich nicht darf, geht es um 
die Machbarkeit einer Elektronik und Echtzeitfirmware, die im Hause 
entwickelt werden sollten. Da hatten sich über Montate hinweg sogenannte 
PMs Gedanken gemacht, wo was zu realisieren sein müsste und womit. Meine 
kritischen Anmerkungen hinsichtlich EMV, Abschirmung, Redesigns, 
Zulassung wurden soweit runtergeredet und rückgerechnet, das für jeden 
mittelmäßig Begabten erkennbar war, dass das nie und nimmer zu machen 
sein würde. Weder in der Zeit noch zu den Kosten. Ich behaupte mal, dass 
das jeder zweite Bastler hier mit halb soviel Erfahrung wie Ich hätte 
abschätzen können.

Leider sitzen am Projekttisch überwiegend Mittdreißiger, die wenig 
Technik, dafür viel Produkmanagment, und PM studiert haben, (einer sogar 
Soziologie) und man will das Projekt nun extern zum Festpreis vergeben.

Krux: Die Heinis werden lose und locke Formulierungen in die PHs 
bringen, über die sich jeder field app bei den engineering partners 
kaputtlachen wird, denn er wird sie mit Leichtigkeit halten, kräftig 
verdienen und muss trotzdem kein taugliches Produkt sondern nur einen 
verkrüppelten Proto abgebenen, der nicht mal FuMU-Qualität haben wird.

Es ist zum Kotzen!

Habe dann meinen Ärger rausgelassen und mal beispielhaft erklärt, WAS so 
alles in den monatelang ausgearbeiteten Entwürfen fehlt (so ziemlich 
alles Kritische) und vorgerechnet, was es an Nacharbeit kosten wird.

Ich wurde als Pessimist eingestuft und als jemand, der nicht aktiv 
mitarbeiten will und bekam nahegelegt, die Besprechung zu verlassen, da 
Ich ja nicht mitwirken möchte und man mich nicht zwingen will. Was Ich 
dann auch getan habe.

Hinterher kam raus, dass sie es zum Fixpreis rausgeben!

Ich stehe jetzt in der Abteilung als der Buhmann dar, weil es einige 
gibt, die es wohl gerne gemacht hätten, weil sie dann eine ruhige Kugel 
hätten schieben können. Nur wenige haben meine Meinung, dass sich das 
nicht gelohnt hätte. Überwiegend die, an denen letztlich die Fehlersuche 
und Reparatur wieder hängen geblieben wäre.

Was tut man noch in einer solchen Firma?

Meine Konsequenz: Ich suche mir jetzt noch ein bischen was zu tun für 
die nächten 4 Wochen und dann kriegt die Firma einen Brief mit dezentem 
Hinweis auf den 14.Mai, den letzten Tag vor Ablauf der "6 Wochen vor 
Quartalsende"-Frist. :D :D :D

von ujm (Gast)


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Herbert schrieb:
> Habe dann meinen Ärger rausgelassen

Schlecht.

> dann kriegt die Firma einen Brief mit dezentem
> Hinweis auf den 14.Mai

Briefe mit "dezenten" Hinweisen? Spar Dir das.

von Der (Gast)


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Überleg dir mal ob du nicht der querulant bist und garnicht an einer 
Lösung interessiert bist. Es scheint mir so, dass du einfach nur 
meckerst und sehr pessimistisch an die Sache rangehst.
Ich denke auch wie du, dass eine neue Stelle für dich sicher sinnvoll 
ist. Wenn dir da nicht die Firma zuvor kommt. Aber meinst du wirklich 
dass sich das ändern wird? Ob du dann nicht wieder als querulant agieren 
wirst?

von Paul (Gast)


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Der Anteil der schwachsinnigen Märchen in diesem Forum nimmt langsam 
überhand.

von Ramhgae (Gast)


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Finde es stets kritisch wenn "alle anderen in der Besprechung" im 
Unrecht sein sollen...

Mir scheint etwas mehr Objektivität würde vielleicht helfen, Dinge 
entspannter zu beurteilen.

Wenn berechtigte, kritische und (besonders wichtig) zielführende 
Anmerkungen vorgebracht werden, sollte das mit dem nötigen rhetorischen 
Geschick geschehen.

Ich habe schon oft erlebt, dass sich Parteien am Ende eine 
Besprechung/Diskussion nicht mehr um das Ziel gekümmert haben, sondern 
nur noch gewinnen wollten. Du hast hier wohl dem archaischen Trieb des 
"Überlebens" nachgegeben und hast verloren.

Das macht übrigens eine gute Führungskraft (mitunter) aus. Emotionale 
Stabilität die dazu führt, in einer solchen Situation das Ziel nicht aus 
den Augen zu verlieren und in den "um-jeden-Preis-gewinnen-Modus" zu 
verfallen. Das Ziel ist schließlich, ein neues Projekt anzugehen, das 
einen wirtschaftlichen Erfolg für die Firma darstellt. Du hast mit 
deinem Verhalten eigentlich nur dazu geführt, dass deine Erfahrung und 
dein Wissen nicht mehr Teil des Projekts sind und so (aus deiner Sicht) 
dessen Erfolgschancen gemindert. Die Beurteilung ob das nun klug war 
überlasse ich dir.

Wenn man so sehr in der Praxis hängt, dass man überall nur noch Risiken, 
Nicht-Machbarkeiten und Probleme sieht.... na dann hätte Elon sicher 
nicht seine zwei Booster so wunderschön nach erfolgreichem Flug 
abgesetzt.

VG, ebenfalls ein Ingenieur.

"Hass erzeugt Hass, Gewalt erzeugt Gewalt, Widerstand erzeugt größeren 
Widerstand" M.L. King.

von Baku M. (baku)


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Auch wenn es wieder der Troll ist:

Das hört sich genau so an, als wäre es in der Firma passiert, in der ich 
arbeite...

IdS,
Baku

von Christian B. (luckyfu)


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Chefs, welche in erster Linie Verkäufer sind, haben oftmals kein 
Verständnis dafür, was für Technik notwendig ist, um eine Maschine zum 
leben zu erwecken.
Da werden gern vollkommen unrealistische Zielvorgaben gemacht.

Man hat dann 2 Möglichkeiten: man kann sich, wie der TO, auf die 
Hinterbeine stellen und aufzeigen, warum etwas nicht geht. Das mag auch 
alles begründet sein, es interessiert aber nicht.

Oder man setzt sich dran, erarbeitet einen Zeitplan, welcher aus kleinen 
Häppchen besteht, die überblickbar sind und beginnt mit der arbeit. Wenn 
sich das Projekt nachher verzögert, kann man sehr gut strukturiert 
nachweisen, wie die Fortschritte waren. Wenn man das nun schon in 
vergleichbaren Projekten vorher so gemacht hat, kann man auch gut 
belegen, daß es nicht deutlich schneller geht.
Natürlich bekommt der Abteilungsleiter dann dennoch einen Tritt, wenn er 
das so vorstellt, aber dafür wird er bezahlt.

von Falk B. (falk)


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@Herbert (Gast)

>Es ist zum Kotzen!

Wieso? Ist das DEINE Firma? Hast du Firmen- oder Gewinnbeteiligung.

Beitrag "Re: Kunde wirft die fertige Arbeit weg."

Wie es scheint hast du das Dilbert-Prinzip vergessen oder sogar noch nie 
gehört?

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Dilbert-Prinzip

>Habe dann meinen Ärger rausgelassen und mal beispielhaft erklärt, WAS so
>alles in den monatelang ausgearbeiteten Entwürfen fehlt (so ziemlich
>alles Kritische) und vorgerechnet, was es an Nacharbeit kosten wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/R#Rufer_in_der_Wüste

>Ich wurde als Pessimist eingestuft und als jemand, der nicht aktiv
>mitarbeiten will und bekam nahegelegt, die Besprechung zu verlassen, da
>Ich ja nicht mitwirken möchte und man mich nicht zwingen will. Was Ich
>dann auch getan habe.

Sinnvoll.

>Hinterher kam raus, dass sie es zum Fixpreis rausgeben!

Ist das DEIN Problem? Du trägst daran doch keine Verantwortung.

>Was tut man noch in einer solchen Firma?

Entspannen. Und mal geistig zurückrudern. Du kämpfst gegen Windwühlen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Don_Quijote#Kampf_gegen_die_Windmühlen

>Meine Konsequenz: Ich suche mir jetzt noch ein bischen was zu tun für
>die nächten 4 Wochen und dann kriegt die Firma einen Brief mit dezentem
>Hinweis auf den 14.Mai, den letzten Tag vor Ablauf der "6 Wochen vor
>Quartalsende"-Frist. :D :D :D

Prinzipiell OK, aber wenn du deine Einstellung nicht änderst, wird das 
in den allermeisten Firmen wieder so laufen.

von Martin S. (sirnails)


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Ramhgae schrieb:
> Finde es stets kritisch wenn "alle anderen in der Besprechung" im
> Unrecht sein sollen...

Ich kann Dir ein gegenbeispiel liefern.

Eine Firme eines bekannten. Dort sollte binnen eines Jahres ein Produkt 
entwickelt werden. Die PMs und Vertriebsleiter haben sich die Köpfe heiß 
diskutiert, was das Teil alles machen soll. Aber man war nicht in der 
Lage, das ganze in ein Konzept zu gießen und hat Probleme einfach 
ignoriert. Man hat einen externen Berater (renomiert) hinzugezogen. Nach 
einem Jahr funktionierte gar nichts. Im zweiten Jahr dann hat man alles 
nochmal nachgerechnet. Die Deadline war schon katastrophal 
überschritten. Man stellte fest, dass der externe sich verrechnet hatte. 
Nach über einem Jahr drüber kam dann der erste Protoyp.

Wider gegen jede kritische Stimme wurde binnen des dritten Jahres dann 
das Produkt marktreif gemacht. Alles toll. Dann ging es um 
internationale Zulassungen: abgelehnt. Eine verbaute Komponente erfüllte 
die Zulassungsbedingungen nicht. Es ist ja nicht so, als hätte man die 
Zielmärkte nicht schon vorher gekannt... Redesign, Nacharbeit, der ganze 
Rattenschwanz durch die Kette hindurch. Produkt fertig, zertifiziert, 
inzwischen zwei Jahre drüber. Produkt wird auf den Markt gebracht - 
Gerät geht in Flammen auf...

Was war passiert? Man hatte einen oft auftretenden Störfall nicht 
berücksichtigt. Auch darauf hätte man schon in der Vorplanung kommen 
müssen.

Also Redesign, Nacharbeit, der ganze Rattenschwanz durch die Kette 
hindurch. Nachzertifizierung.

Erste Kunden inzwischen stinksauer. 3 1/2 Jahre und das Produkt läuft 
immernoch nicht.

Kunden benutzen das Gerät, stellen fest: Da bricht was ab. Der Grund: Am 
Gehäuse ist ein Teil zu lange. Von diesem Alu-Teil liegen aber 2000 
Stück auf Lager. Der gesunde Menschenverstand würde jetzt sagen: Teil 
ändern, Lagerbestand nacharbeiten. Was macht die Riege der 
außergewöhnlichen Gentleman: Redesign, Nacharbeit, der ganze 
Rattenschwanz durch die Kette hindurch. Nachzertifizierung.

Inzwischen ist das Produkt 4 Jahre alt. Die Kosten explodiert. Der Break 
Even liegt mittlerweile in der vierten Generation nach der jetzigen GL.

Was lernen wir daraus? ... Na und! Dann ist das eben so! Wer glaubt, 
woanders läuft es besser, der hat sich halt nunmal geirrt. Alle, die das 
vorher kritisierten, die kritisch bemerkten, dass es so nicht geht, 
haben zwar ihren inneren Parteitag gefeiert - schlussendlich hat es 
niemanden interessiert.

Solange am Ende des Jahres ein Plus von 5-10% in der Bilanz steht, kann 
es einem scheiß egal sein. Man wird für seine Anwesenheit und Arbeit 
bezahlt. Egal wie diese geartet ist.

Den Schlipsträgern ist das vollkommen egal, dass es so schlecht lief. 
Die verkaufen das nach oben hin als entsprechend unvorhersehbare 
Schwierigkeiten. Die GL interessiert nur, dass deren Gehalt am Ende des 
Jahres auf dem Konto liegt. Was in der Kette nach unten passiert, ist 
denen schnurz piep egal, denn dafür sind Menschen angestellt, die das 
mehr oder minder zu interessieren hat.

Finde Dich damit ab. Es ist überall so! Außer, Du gründest selbst eine 
Firma. Wie ich aber an meiner alten Firma sehe, kann man trotzdem ein 
Holzkopf auf dem Irrweg sein. Nur die Perspektive ist dann eine andere.

von klausi (Gast)


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Falk B. schrieb:
> @Herbert (Gast)
>> Es ist zum Kotzen!
>
> Wieso? Ist das DEINE Firma? Hast du Firmen- oder Gewinnbeteiligung.

Tja, musste lachen. Verstehe es auch nicht, wohl aber dass sich der 
Herbert  wohl etwas zu wichtig nimmt.
Wie schon erwähnt, klingt ja, als wäre es seine Firma.
Wenn ich am Umsatz beteiligt wäre ok.
Aber als kleiner Ing. in dem Umkreis muss man sich nur Gedanken machen, 
wenn die Firma den Lohn nicht mehr Zahlen kann oder will.
Sicher nicht, ob Projekte machbar sind oder nicht.
Die Auslastung muss stimmen, letztendlich bekommt die Klitsche ja 
hoffentlich Aufträge an Land, wo der Cheffe schön absahnt und kleine 
Inga entlöhnt werden. Nicht mehr nicht weniger.
Und nicht ob irgendwo irgendeine Abschirmung, Emv bla bla nicht 
rechnerisch oder akademisch passt. Interessiert in so Firmen und 
Klitschen erstmal keinen.

von Ex-Ing (Gast)


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Hallo,

hört sich an wie Satire, ist es aber nicht.

Diese Geschichte ist mir genau so in einem DAX-Konzern passiert. Als 
verantwortlicher Technischer Produktmanager sollte ich ein vergleichbar 
zum Scheitern verurteiltes Konzept freigeben. Als ich mich weigerte, 
übrigens mit ähnlichen Argumenten, wurde ich meines Amtes enthoben. Mein 
Nachfolger war ein Trottel, hat da unterschrieben, wo der GF hingezeigt 
hat und das Unheil nahm seinen Lauf.

Das Projekt hat sich dann zum Supergau entwickelt, es kamen nach einem 
Jahr auf einen Euro Umsatz sechs Euro Reklamationskosten. Das Gerät war 
Teil einer größeren Einheit, die komplett ausgetauscht werden musste.

Das eigentliche Highlight kam dann noch, und das steht Dir auch noch 
bevor, wenn Du in dem Laden bleibst. In einer Krisensitzung wurde 
offiziell nach einer Lösung, in Wirklichkeit aber nach einem Schuldigen 
gesucht. Und der wurde auch gefunden:


Ich war schuld!!!

Hinweise auf das Protokoll, in dem meine Absetzung festgehalten worden 
war, die Tatsache, dass die Freigabe nicht von mir, sondern meinem 
Nachfolger erfolgt war, wurden komplett ignoriert. Gegen Ende hat mich 
der GF mit hochrotem Kopf angeschrien: "Wenn Sie wussten, dass das nicht 
funktioniert, hätten Sie es verhindern müssen!"

Sechs Monate später war ich weg.


Allerdings: Der Wahnsinn ist überall zu Hause.

von Joey4711 (Gast)


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Herbert schrieb:
> Meine Konsequenz: Ich suche mir jetzt noch ein bischen was zu tun für
> die nächten 4 Wochen und dann kriegt die Firma einen Brief mit dezentem
> Hinweis auf den 14.Mai, den letzten Tag vor Ablauf der "6 Wochen vor
> Quartalsende"-Frist. :D :D :D

Und in der nächsten Firma fällst Du mit der Einstellung wieder auf die 
Schnauze. Fühlst Du Dich besser, wenn Du im Recht bist? Nimm zur 
Kenntnis, wie das Arbeitsleben wirklich funktioniert. Du bist 
Entwickler, kein Projektleiter.

Love it or leave it, aber maul hier nicht rum!

von Hmm (Gast)


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Das klingt aber nach so ziemlich jedem Projekt, bei dem ich bisher 
mitgearbeitet habe.

Also bis auf das den Ärger rauslassen. Das ist nicht günstig, obwohl ich 
den Ärger verstehen kann.

Meine Strategie ist:
Solche Dinge werden schriftlich festgehalten. Übergeben wird das in 
einem Dokument, das nur staubtrockene Fakten und keinelei Wertungen 
enthält. So gibt es da z.B. keine "zu kurzen Zeitpläne" sondern nur eine 
Aufstellung der tatsächlichen Aufwände, mit der Bitte diese einzuplanen.

Bei der anschließenden Diskussion über einzelne Punkte kommen die Leute 
meist schnell drauf, dass es eben nicht anders geht. Dazu muss man aber 
stichhaltige Argumente haben.

Nimm die EMV als Beispiel. Der "Großnnovator" wird die bestimmt 
wegdiskutieren wollen. Ich biete dann ann, diese wegzulasen, wenn der 
Projektverantwortliche das Risiko trägt. Bisher war die Diskussion damit 
immer erledigt, das will nämlich keiner tun, denn mein Arbeitgeber hatte 
schon einen "Schadensfall".

Oder der Redisgnloop:
Dort verweise ich auf unseren PCB-Ordner. Da gibt es nur wenige 
Platinen, bei denen Version 1.0 serientauglich war.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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warum kommt eigentlich das "F-Wort"in der Überschrift durch?

sollte man sowas nicht auch filtern?

von (prx) A. K. (prx)


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● J-A V. schrieb:
> sollte man sowas nicht auch filtern?

Warum?

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Fuck?

von (prx) A. K. (prx)


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Und? Das Verbot des öffentlichen Gebrauchs des häufigsten Wortes vom 
amerikanischen Englisch wurde 2010 von einem Gericht wieder einkassiert.

: Bearbeitet durch User
von Nop (Gast)


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Erfahrene Profis kümmern sich frühzeitig um eine vernünftige 
CYA-Strategie, dann passiert sowas nicht.

von Karl der erste von oben (Gast)


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Cya?

Der Rest klingt bekannt. Wie lange bist du im Geschäft? Es gibt Menschen 
wie mich, die nicht schuld sein wollen und Anerkennung haben möchten. 
Besser noch Bewunderung. Wenn man so einer ist geht man tendenziell zu 
pessimistisch an Projekte ran. Nicht dass die Schätzungen nicht stimmen 
würden, aber dem Rest der Welt kommt das so vor. Die Wahrheit ist 
dazwischen. Es ist auch immer weniger schlimm wenn es teurer wird und 
länger dauert als diese bittere Pille gleich am Anfang auf dem Tisch zu 
haben.

Kurz um: öfter Mal einen Kaffee trinken und ruhig bleiben. Die Welt 
funktioniert so  wie du sie beschrieben hast.

von lalala (Gast)


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Ex-Ing schrieb:
> egen Ende hat mich
> der GF mit hochrotem Kopf angeschrien: "Wenn Sie wussten, dass das nicht
> funktioniert, hätten Sie es verhindern müssen!"

War das ein anderer Chef, als der, der Dich der Projektleiterstelle 
enthoben hat?

von Nop (Gast)


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Karl der erste von oben schrieb:
> Cya?

"cover your ass".

von Falk B. (falk)


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@ Ex-Ing (Gast)

>hört sich an wie Satire, ist es aber nicht.

Dilbert ist ja auch nicht im Vakuum entstanden, sondern in der Relaität, 
welche die Satire nur allzu oft überholt!


>offiziell nach einer Lösung, in Wirklichkeit aber nach einem Schuldigen
>gesucht. Und der wurde auch gefunden:

Die 7 Projektphasen

1. Phase: Begeisterung
2. Phase: Verwirrung
3. Phase: Ernüchterung
4. Phase: Massenflucht der Verantwortlichen
5. Phase: Suche der Schuldigen
6. Phase: Bestrafung der Unschuldigen
7. Phase: Auszeichnung der Nichtbeteiligten


>Hinweise auf das Protokoll, in dem meine Absetzung festgehalten worden
>war, die Tatsache, dass die Freigabe nicht von mir, sondern meinem
>Nachfolger erfolgt war, wurden komplett ignoriert. Gegen Ende hat mich
>der GF mit hochrotem Kopf angeschrien: "Wenn Sie wussten, dass das nicht
>funktioniert, hätten Sie es verhindern müssen!"

Klar, ignorante Idioten vor sich selber schützen . . .
Da ist es einfacher, eine Herde Lemminge zu hüten.

>Sechs Monate später war ich weg.

Richtig so! Das ist eine verlorene Front.

von Christian B. (luckyfu)


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Ex-Ing schrieb:
> "Wenn Sie wussten, dass das nicht
> funktioniert, hätten Sie es verhindern müssen!"

Das kenn ich auch...

Man arbeitet und rennt gegen Windmühlen. Man sagt: so geht es nicht! Der 
Chef sagt dann: Das wird so gemacht Punkt.
Da er der Chef ist, wird es so gemacht.
Bei der Zulassungsprüfung standen die Prüfer auf meiner Seite, Kommentar 
vom Chef darauf zu mir: "Da hätten Sie sich durchsetzen müssen!"
Meine Antwort war dann nur: Ich hab mehrmals darauf hingewiesen, Sie 
haben angewiesen, wie es zu machen ist, also hab ich es so gemacht.
Abhaken, weitermachen. Dafür wird man bezahlt. Kündigen ist dabei keine 
Option, es wird überall solche Dinger geben.

von Nop (Gast)


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Ex-Ing schrieb:
> Gegen Ende hat mich
> der GF mit hochrotem Kopf angeschrien: "Wenn Sie wussten, dass das nicht
> funktioniert, hätten Sie es verhindern müssen!"

Ein hübscher Trick ist dann: "Wollte ich ja, aber der betreffende 
Kollege hat meine Bedenken ignoriert."

Die absehbare, aggressive Frage, welcher Depp denn das gewesen sei, kann 
man dann ruhig mit "Sie waren das." beantworten.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Nop schrieb:
> Karl der erste von oben schrieb:
>> Cya?
>
> "cover your ass".

c ya

(von "see you")

von Mark B. (markbrandis)


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Christian B. schrieb:
> Abhaken, weitermachen. Dafür wird man bezahlt. Kündigen ist dabei keine
> Option, es wird überall solche Dinger geben.

Es kann ja nicht überall nur Vollidioten als Chefs geben. Irgendwo 
müssen doch auch mal fähige Leute in verantwortlichen Positionen sitzen.

von Falk B. (falk)


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@ Mark Brandis (markbrandis)

>Es kann ja nicht überall nur Vollidioten als Chefs geben. Irgendwo
>müssen doch auch mal fähige Leute in verantwortlichen Positionen sitzen.

Du glaubst an den Yeti? ;-)

von Mark B. (markbrandis)


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Falk B. schrieb:
> @ Mark Brandis (markbrandis)
>
>>Es kann ja nicht überall nur Vollidioten als Chefs geben. Irgendwo
>>müssen doch auch mal fähige Leute in verantwortlichen Positionen sitzen.
>
> Du glaubst an den Yeti? ;-)

Sagen wir mal so: Es gibt mit Sicherheit bessere und schlechtere Firmen.

von Karl der erste von oben (Gast)


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● J-A V. schrieb:
> Nop schrieb:
>> Karl der erste von oben schrieb:
>>> Cya?
>> "cover your ass".
>
> c ya
> (von "see you")

Erstes funktioniert bei mir nicht. Wenn ich mein Zeug fertig hab werde 
ich da eingesetzt wo es brennt. Damit bin ich automatisch der buhmann, 
weil es ja wieder bei mir hängt...

Letzteres? Ein paar Mal gemacht, aber vom Regen in die Traufe. Man ist 
selbst nicht unbeteiligt scheint mir.

von Le X. (lex_91)


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Mark B. schrieb:
> Es kann ja nicht überall nur Vollidioten als Chefs geben. Irgendwo
> müssen doch auch mal fähige Leute in verantwortlichen Positionen sitzen.

Dem ist auch so, z.B. bei uns. Unserem Abteilungsleiter (bzw. jetzt 
Bereichsleiter) gebührt höchste Anerkennung.
Nur hört man die Schreihälse halt immer am Besten während diejenigen, 
bei denen alles rund läuft, nichts zu beklagen haben und ruhig halten.

Auch ist es so dass man auch als Projektleiter nur begrenzten 
Handlungsspielraum hat.
Manchmal muss man auch Kompromisse schließen oder (offensichtlich) 
unsinnige Entscheidungen treffen weil es Faktoren gibt die man nicht 
beeinflußen kann.
Erst recht in der heutigen Arbeitswelt wo zig Firmen an Projekten 
beteiligt sind und man viele externe Stakeholder hat.
Für den kleinen Entwickler, der das große Ganze nicht sieht, sieht es 
dann natürlich so aus als seien Manager und Projektleiter durch die Bank 
unfähig.

von Steffen K. (botnico)


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Vor allem herrscht hier bei vielen eine große Erkenntnisresistenz:
Es geht niemals um die Sache.

Als Fachidiot steigt man nicht auf. Vielmehr wird man dort eingesetzt, 
wo man einen Fachidiot benötigt.
Für den Aufstieg gehört viel emotionale Intelligenz, ein schön 
entwickeltes Selbstwertgefühl und emotionaler Abstand zum fachlichen.
Perfektionismus ist gerade das, was man nicht braucht in diesem System. 
Perfektionismus steht für ein unterentwickeltes Selbstwertgefühl.
Eine Führungskraft muss nach oben hin Grenzen kommunizieren können, d.h. 
dass es für eine begrenzte Menge an Geld auch nur eine begrenzte Menge 
an Leistung gibt.

Und nicht vergessen: Die nächste Änderung im Leben ist genau eine 
Entscheidung entfernt.

von Christian B. (luckyfu)


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Steffen K. schrieb:
> Als Fachidiot steigt man nicht auf. Vielmehr wird man dort eingesetzt,
> wo man einen Fachidiot benötigt.

Muss man denn unbedingt aufsteigen? Was, wenn einem die Arbeit (als 
Fachidiot) Spaß macht? wieso sollte man dann aufsteigen wollen? Für mehr 
Geld?
Dafür dann den ganzen Ärger abfassen? Ich denke eher nicht :)

von Falk B. (falk)


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@Christian B. (luckyfu)

>> Als Fachidiot steigt man nicht auf. Vielmehr wird man dort eingesetzt,
>> wo man einen Fachidiot benötigt.

>Muss man denn unbedingt aufsteigen? Was, wenn einem die Arbeit (als
>Fachidiot) Spaß macht? wieso sollte man dann aufsteigen wollen? Für mehr
>Geld?

Weil es die verkorkste Gesellschaft so will. Wer das Peter-Prinzip 
rechtzeitig verstanden hat, wird seine Karriere anders angehen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

von Karl der erste von oben (Gast)


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Steffen K. schrieb:
> Es geht niemals um die Sache.

Niemals?

Steffen K. schrieb:
> Als Fachidiot steigt man nicht auf. Vielmehr wird man dort eingesetzt,
> wo man einen Fachidiot benötigt.
Stimmt.

Steffen K. schrieb:
> Für den Aufstieg gehört viel emotionale Intelligenz, ein schön
> entwickeltes Selbstwertgefühl und emotionaler Abstand zum fachlichen.

Das ist aber ein Witz oder? In einer idealen Welt wäre es wahrscheinlich 
so. In dieser Welt? Viel zu selten.

Steffen K. schrieb:
> Perfektionismus ist gerade das, was man nicht braucht in diesem System.
Stimmt auch.
> Perfektionismus steht für ein unterentwickeltes Selbstwertgefühl.
Aha. Kannst das näher erläutern oder ist das allgemeingültig?

von Falk B. (falk)


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@Karl der erste von oben (Gast)


>> Perfektionismus steht für ein unterentwickeltes Selbstwertgefühl.

>Aha. Kannst das näher erläutern oder ist das allgemeingültig?

https://de.wikipedia.org/wiki/Perfektionismus_(Psychologie)

von asdftzu (Gast)


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Karl der erste von oben schrieb:
> Steffen K. schrieb:
>> Für den Aufstieg gehört viel emotionale Intelligenz, ein schön
>> entwickeltes Selbstwertgefühl und emotionaler Abstand zum fachlichen.
>
> Das ist aber ein Witz oder? In einer idealen Welt wäre es wahrscheinlich
> so. In dieser Welt? Viel zu selten.

Denke ich nicht, sowie man "emotionale Intelligenz" nicht nur als 
positive Fähigkeit sieht, passt das.

asdftzu

von Christian B. (luckyfu)


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Falk B. schrieb:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

Hmmm, das kann zwar fürs Management stimmen, aber sicher nicht für die 
Entwicklung. Wenn dem so währe würden hier ja nur noch Idioten (Ohne 
Fach-) herumsitzen die nichts zustande bringen.

Vielleicht mag das in Managergehirnen anders sein, ich jedenfalls bin 
durchaus zufrieden, wenn ich die Arbeit machen darf, die mir Spaß macht 
und dafür entsprechend entlohnt werde. Wenn dann das Arbeitsklima noch 
stimmt sehe ich keinen Grund zu wechseln. Schon gar nicht in Richtung 
Entwicklungsleiter, denn dann hätte ich mich nur noch mit 
Aufgabenverteilungen, Ablaufplänen und Meetings zu beschäftigen, was mir 
alles mehr oder weniger, ich sags mal höflich, nicht liegt. Dass es dann 
mehr Schmerzensgeld gibt ist ein kleiner Trost. Ne, für mich muss Arbeit 
in erster Linie Spaß machen, klar geht das nicht immer und es sind auch 
Aufgaben dabei die man nicht so gern tut, das gehört dazu. Aber nur noch 
diese Aufgaben zu machen? Kann ich mir nicht vorstellen. Mein Gehalt 
reicht gut zum Leben mit Frau, Haus und Kindern...

von Karl der erste von oben (Gast)


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Falk B. schrieb:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Perfektionismus_(Psychologie)

Danke. Interessant.

asdftzu schrieb:
> Denke ich nicht, sowie man "emotionale Intelligenz" nicht nur als
> positive Fähigkeit sieht, passt das.

Magst du das etwas ausführen?

Auf Grund meines Tätigkeitsfelds habe ich einige Vorstände und 
Geschäftsführer auch von großen Unternehmen erlebt und mit wenigen davon 
tatsächlich zu tun gehabt. Viele haben gemeinsam, dass sie sich für 
unfehlbar halten oder sich zumindest so geben. Manchmal zum 
fremdschämen, manchmal beeindruckend.

Einige Ebenen tiefer bei den Teamleitern findet man nach meiner 
Erfahrung so ziemlich alles. Fachkompetenz ist eher selten. 
Führungskompetenz auch bei weitem nicht immer.

Falk B. schrieb:
> Weil es die verkorkste Gesellschaft so will. Wer das Peter-Prinzip
> rechtzeitig verstanden hat, wird seine Karriere anders angehen.

Hast du es verstanden? Und was wären deine Konsequenzen?

von Falk B. (falk)


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@Karl der erste von oben (Gast)

>Auf Grund meines Tätigkeitsfelds habe ich einige Vorstände und
>Geschäftsführer auch von großen Unternehmen erlebt und mit wenigen davon
>tatsächlich zu tun gehabt. Viele haben gemeinsam, dass sie sich für
>unfehlbar halten oder sich zumindest so geben. Manchmal zum
>fremdschämen, manchmal beeindruckend.

;-)

>Einige Ebenen tiefer bei den Teamleitern findet man nach meiner
>Erfahrung so ziemlich alles. Fachkompetenz ist eher selten.
>Führungskompetenz auch bei weitem nicht immer.

Hehe.

>> Weil es die verkorkste Gesellschaft so will. Wer das Peter-Prinzip
>> rechtzeitig verstanden hat, wird seine Karriere anders angehen.

>Hast du es verstanden?

Ich denke schon.

> Und was wären deine Konsequenzen?

Sich nicht von der Gesellschaft in Situationen und Positionen drängen 
lassen, die einem nicht gefallen und auch nicht liegen. "Einfach" in 
einer ruhigen Minute mal tief in sich gehen und sich fragen:

Was will ich wirklich?
Was kann ich wirklich?
Was brauche ich wirklich?

Und dann eine Entscheidung treffen, egal was die Nachbarn, Familie oder 
Chefs dazu sagen. Kurzum, sei du selbst und souverän.

von Ja-Sager (Gast)


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Ex-Ing schrieb:
> Diese Geschichte ist mir genau so in einem DAX-Konzern passiert.

Nicht nur dir, solche Geschichten geschehen jeden Tag in großen Firmen!
Das was der TO schildert glaube ich ihm, aber seine Reaktion darauf  war 
komplett falsch.

Wie geht man das an?
Wenn man sowas bei PM und TM Meetings erlebt und man fühlt sich in der 
Minderzahl dann hilft für erste nur "Jasagen"
In der Form: Geiles Projekt, tschagga wir schaffen das, das Dingen wird 
ein Game Changer usw.
Man muss bei solchen Spielchen die Nerven bewahren und abwarten können 
bis bei den PM's und ihren Schergen das Wasser "Unterkante Oberlippe 
steht"
Dann ganz vorsichtig, schüchtern den Finge hochheben und
sagen: Ich hätte da eine Lösung, sie müssten aber einem ein paar 
Freiheiten
einräumen dann könnte es klappen.
Ich habe keine PM erlebt der hier nein sagt im Gegenteil:
Machen sie mal sie haben sämtliche Unterstützung.

Das ist jetzt nicht dahergeredet, das ist die reine Wahrheit.

Wenn man das "System" bekämpfen will muss man es verstehen.

von gnugnu (Gast)


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@Herbert:

Im Grunde ist es relativ einfach.

Entweder: Das Projekt wird irgendwie erfolgreich zu Ende gebracht. Dann 
hast Du das Stigma des Bremsers und Schlechtreders.

Oder: Das Projekt geht sahnemässig den Bach runter. Dann wird es zwar 
Niemand laut sagen, aber Alle Wissen, dass Du Recht hattest. Und das 
nächste Mal wird man Dich nicht ganz so gandenlos nieder machen.

In der zweiten Variante wird mindestens ein Schlips über die Klinge 
springen, aber auf fähige Techniker wird man nicht verzichten können. 
Das ist unser Privileg.

Also lehn Dich zurück und beobachte, was passiert. Sollte die Kiste aber 
tatsächlich abheben (was in der Praxis einfach heisst, dass das Teil 
zwar nicht abhebt wie Düsentrieb, aber sich zumindestens verkauft), 
musst Du Dir selbst gegenüber (und deinen Kritikern) die Grösse haben 
einzugestehen, dass Du Dich verschätzt hast.

Da Du aus der loop raus bist, kannst Du Dir das leisten.

von Jack (Gast)


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Karl der erste von oben schrieb:
> Viele haben gemeinsam, dass sie sich für
> unfehlbar halten oder sich zumindest so geben.

Mir hat das mal, man glaubt es kaum, ein Berater erklärt:

Weiß das Fußvolk was im Unternehmen schief geht, was verbessert werden 
muss und wie?

Meistens weiß es das.

Weiß das Fußvolk dass "die da oben" nicht wissen was im Unternehmen 
vorgeht und was wie geändert werden muss?

Ja, es ist offensichtlich, sonst würde es geändert.

Wissen "die da oben" dass das Fußvolk weiß dass sie nichts wissen?

Ja, sie sind nicht dumm.

Können "die da oben" zugeben, dass sie nichts wissen?

Nein, sie werden für "alles Wissen" bezahlt. Resigniert "da habe ich 
echt keine Ahnung" sagen ist nicht Teil der Jobbeschreibung.

Was macht jemand "da oben", der in der Zwickmühle ist nicht zu wissen 
was zu tun ist, aber dafür bezahlt wird und nicht über das Problem reden 
kann?

In früheren Zeiten wandte man sich in solchen Situationen der Religion 
zu. Heutzutage McKinsey.

von Martin S. (sirnails)


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Ja-Sager schrieb:
> Das ist jetzt nicht dahergeredet, das ist die reine Wahrheit.

Stimmt. Zu 99% ist es besser, man schluckt runter, und keut es dann 
wieder, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

In einer Konfliktsituation schaltet das Hirn ab. Auch eine fachliche 
Diskussion ist ein Konflikt. Und wenn das Hirn aus ist, wird die Debatte 
emotional. Das ist nie eine gute Basis. Es verzerrt die Wahrnehmung und 
führt oft zu Aussprache besser verschwiegener Dinge.

Mein alter Chef sagte zu mir: Runterschlucken, drei Tage liegen lassen, 
und wenn man nach 3 Tagen immernoch sauer ist, dann reagieren.

von Tom (Gast)


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Jack schrieb:
> Heutzutage McKinsey.

Und die sind so schlau, das Fußvolk zu fragen, was man besser machen 
könnte, das Gehörte bunt in Powerpoint zu malen und "denen da oben" zu 
präsentieren. Da letztere zigtausende dafür bezahlt haben, können sie 
die Verbesserungsvorschläge jetzt annehmen.

So ungefähr die Aussage eines Freundes, der ein paar Jahre bei McKinsey 
war.

Beitrag #5392888 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Possetitjel (Gast)


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Jack schrieb:

> Können "die da oben" zugeben, dass sie nichts wissen?
>
> Nein, sie werden für "alles Wissen" bezahlt.

So möchten sie sich vielleicht selbst sehen -- aber
bezahlt werden sie i.d.R. dafür, dass sie IHREN Chefs
das liefern, was diese haben wollen. Wie sie das machen,
und was sie wirklich wissen, ist zweitrangig.


> Resigniert "da habe ich echt keine Ahnung" sagen ist
> nicht Teil der Jobbeschreibung.

Von Resignation ist überhaupt keine Rede -- es geht nur
um Realismus.

Wenn Chefs sich weniger als Übermenschen und Lichtgestalten
und mehr als Dienstleister für ihre eigenen Leute sehen
würden, dann wäre ihnen auch klar, dass es überhaupt nicht
ihre Aufgabe ist, ihren eigenen Fachleuten in deren Fach
hineinzuquatschen -- mit dem Reduzieren aller Reibungsverluste
haben sie schon mehr als genug zu tun.


> Was macht jemand "da oben", der in der Zwickmühle ist
> nicht zu wissen was zu tun ist, aber dafür bezahlt wird

Man tauscht sich mit anderen aus, die in derselben Lage
sind, oder liest ein gutes Buch darüber. Wenn man Glück hat,
ist ein gutes Vorbild in der Nähe, von dem man sich einiges
abschauen kann.


> und nicht über das Problem reden kann?

Warum kann man nicht? Hochmut kommt vor dem Fall.

von Arno (Gast)


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Tom schrieb:
> Jack schrieb:
>> Heutzutage McKinsey.
>
> Und die sind so schlau, das Fußvolk zu fragen, was man besser machen
> könnte, das Gehörte bunt in Powerpoint zu malen und "denen da oben" zu
> präsentieren. Da letztere zigtausende dafür bezahlt haben, können sie
> die Verbesserungsvorschläge jetzt annehmen.
>
> So ungefähr die Aussage eines Freundes, der ein paar Jahre bei McKinsey
> war.

Gute Berater machen genau das. Schlechte Berater schlagen das vor, was 
die Führungskräfte ihnen sagen, was getan werden soll, und lassen sich 
dafür bezahlen, den Buhmann zu spielen.

MfG, Arno

von Le X. (lex_91)


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Oh wie schön, die kleinsten der Kleinen, die ärmsten der Armen sprechen 
sich wieder gegenseitig Mut zu und trösten sich.

von Ja-Sager (Gast)


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Le X. schrieb:
> Oh wie schön, die kleinsten der Kleinen, die ärmsten der Armen
> sprechen
> sich wieder gegenseitig Mut zu und trösten sich.

Ober BWL'er ? :((

von Karl der erste von oben (Gast)


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Le X. schrieb:
> Oh wie schön, die kleinsten der Kleinen, die ärmsten der Armen sprechen
> sich wieder gegenseitig Mut zu und trösten sich.

Und was trägst du bei? Vieles hier ist persönliche Realität. Wenn du so 
ein toller Hecht bist wie dein Beitrag vermuten lässt, erleuchte die, 
die nicht so weit sehen wie du!

von Axel L. (axel_5)


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Karl der erste von oben schrieb:
> Le X. schrieb:
>> Oh wie schön, die kleinsten der Kleinen, die ärmsten der Armen sprechen
>> sich wieder gegenseitig Mut zu und trösten sich.
>
> Und was trägst du bei? Vieles hier ist persönliche Realität.

Genau, persönliche Realität.

Jedes Projekt, was etwas taugt und über Arduino Niveau hinausgeht, wird 
erhebliche Probleme bis zum Abschluss erleben, sei es, weil sich 
Anforderungen ändern, der Markt sich ändert, der Projektleiter kündigt 
oder irgendetwas anderes passiert. Es macht deswegen überhaupt keinen 
Sinn, alles bis zum letzten zu planen, es wird doch anders kommen. Wenn 
man es doch versucht, wird die Konkurrenz einfach schneller sein.

Wer also schon am Anfang den Raum verlässt, statt an der Lösung 
mitzuarbeiten, ist niemand, den man in einer Firma, die nicht nur 
Produkte von gestern entwickelt, brauchen kann.

Gruss
Axel

von Cui bono (Gast)


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Erinnert mich irgendwie spontan an das hier

"Frau Lange macht Ärger"

"Sie hat keine Chance, und die will sie nutzen"

"Sie ist es nun, die .. den .. Vorstand herausfordert."

"Mit wachsendem Ärger beobachten führende .. wie sich Frau Lange als 
Underdog gegen das ..establishment profiliert."

"In der .. "Firma" gefällt das längst nicht allen"

"In .. "Höheren"-Kreisen fallen Worte wie "unbekümmert", "naiv" oder gar 
"absurd"."

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-simone-lange-wer-ist-die-herausforderin-von-andrea-nahles-a-1202056.html

;-)

von Possetitjel (Gast)


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Axel L. schrieb:

> Jedes Projekt, was etwas taugt und über Arduino Niveau
> hinausgeht, wird erhebliche Probleme bis zum Abschluss
> erleben, sei es, weil sich Anforderungen ändern, der
> Markt sich ändert, der Projektleiter kündigt oder
> irgendetwas anderes passiert.

Das ist normalerweise so, ja.


> Es macht deswegen überhaupt keinen Sinn, alles bis zum
> letzten zu planen, es wird doch anders kommen.

Das ist DER Klassiker: Der Freibrief für jede Verfehlung.
Mit dem Argument, man könne ohnehin nicht alles planen,
lässt sich jede beliebige Schlamperei entschuldigen.


> Wenn man es doch versucht, wird die Konkurrenz einfach
> schneller sein.

Nun, nach meiner Erfahrung ist die Realität wesentlich
bitterer: Gutes Projektmanagement verringert den Stress,
verkürzt die Zeit UND verbessert die Qualität.

Oder umgekehrt: Wenn ein Projekt so RICHTIG schlecht läuft,
kommt zu dem Stress und der Terminüberschreitung noch der
"Erfolg" einer schlechten Qualität obendrauf.


> Wer also schon am Anfang den Raum verlässt, statt an der
> Lösung mitzuarbeiten, ist niemand, den man in einer Firma,
> die nicht nur Produkte von gestern entwickelt, brauchen
> kann.

Das nennt man "sich selbst erfüllende Prophezeiung".

von Falk B. (falk)


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@Possetitjel (Gast)

>Axel L. schrieb:

>> Es macht deswegen überhaupt keinen Sinn, alles bis zum
>> letzten zu planen, es wird doch anders kommen.

>Das ist DER Klassiker: Der Freibrief für jede Verfehlung.
>Mit dem Argument, man könne ohnehin nicht alles planen,
>lässt sich jede beliebige Schlamperei entschuldigen.

Merkst du was? Vorm wem kommt sowas? Von unseren grünen "Freunden", die 
auch die Energiewende "geplant" haben . . .

>> Wenn man es doch versucht, wird die Konkurrenz einfach
>> schneller sein.

>Nun, nach meiner Erfahrung ist die Realität wesentlich
>bitterer: Gutes Projektmanagement verringert den Stress,
>verkürzt die Zeit UND verbessert die Qualität.

Ja, wenn man denn sowas hat . . .

von Rainer Z. (mrpeak)


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Martin S. schrieb:
> Alle, die das vorher kritisierten, die kritisch bemerkten, dass es so
> nicht geht, haben zwar ihren inneren Parteitag gefeiert - schlussendlich
> hat es niemanden interessiert.

So ist es. Und zwar überall, nicht nur im Berufsleben. Wenn man Recht 
hat, sich aber nicht durchsetzen kann, hat man drei Optionen:

- man denkt zukünftig schizophren ("Doppeldenk")
- man sucht woanders neue Herausforderungen
- der Verrat (sehr beliebt)

von Code (Gast)


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Herbert, wie meinst du das mit den Kollegen, die sauer waren?
So ein Projekt das schief läuft, ermöglicht doch keinem, eine ruhige 
Kugel zu schieben.

Wo wäre denn der Teil mit den entspannten Arbeit gewesen?

von Jack (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Wenn Chefs

Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich habe es aufgegeben zu versuchen 
eigenhändig die Welt zu retten. Chefs sind wie sie sind.

Wer ist ein guter Mitarbeiter? Der, den sein Chef dafür hält. "Verträgt 
sich bei Sport und Spiel nicht mit den anderen Kindern" ist dabei ein 
Eindruck den man vermeiden sollte.

von (prx) A. K. (prx)


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Possetitjel schrieb:
> Wenn Chefs sich weniger als Übermenschen und Lichtgestalten
> und mehr als Dienstleister für ihre eigenen Leute sehen
> würden,

Wieso "würden"? Chefs werden nicht aus einem einzigen dystopischen 
Vorbild geklont, sondern es gibt solche und solche, und daher auch 
diese.

von Axel L. (axel_5)


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Possetitjel schrieb:
> Axel L. schrieb:

>
>> Es macht deswegen überhaupt keinen Sinn, alles bis zum
>> letzten zu planen, es wird doch anders kommen.
>
> Das ist DER Klassiker: Der Freibrief für jede Verfehlung.
> Mit dem Argument, man könne ohnehin nicht alles planen,
> lässt sich jede beliebige Schlamperei entschuldigen.
>
>
>> Wenn man es doch versucht, wird die Konkurrenz einfach
>> schneller sein.
>
> Nun, nach meiner Erfahrung ist die Realität wesentlich
> bitterer: Gutes Projektmanagement verringert den Stress,
> verkürzt die Zeit UND verbessert die Qualität.
>
> Oder umgekehrt: Wenn ein Projekt so RICHTIG schlecht läuft,
> kommt zu dem Stress und der Terminüberschreitung noch der
> "Erfolg" einer schlechten Qualität obendrauf.
>
>
Ich habe nichts davon geschrieben, dass das Projektmanagement deswegen 
schlecht sein muss. Diese Dinge müssen dann eben im Projektplan 
berücksichtigt werden und gegebenenfalls besonders intensiv beobachtet 
und abgefangen werden.

Aber deswegen nicht anzufangen ist keine Option. Und man kann auch nicht 
Dutzende von Monaten planen, irgendwann muss man mal ins kalte Wasser 
springen und einfach mal anfangen. Der Zeitpunkt dafür ist nicht, wenn 
die Planung komplett abgeschlossen ist, das ist sie erst, wenn das 
Produkt in Serie ist, alles andere ist Selbstbetrug, sondern wenn jemand 
das Geld für die Entwicklung freigegeben hat.

In vernünftigen Projekten gibt es dann Checkpunkte, an denen man das 
Projekt zur Not auch abbricht. Aber doch nicht, weil ein Ing sich in 
einem Meeting mal so richtig auskotzt.

Gruss
Axel

Beitrag #5394527 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5395234 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5395255 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5395299 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Nop (Gast)


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Guro schrieb im Beitrag #5395299:

> Das ist krank.

Krank würde ich Dich jetzt nicht unbedingt nennen. Dein Ironiedetektor 
könnte halt mal wieder zur Kalibirierung.

von Felix (Gast)


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Solche Typen wie dem Thread-Ersteller kenne ich leider zu genüge. 
Besserwisser, Bescheidwisser, Selbstdarsteller, Monologhalter usw. usf.
Penetranter Erklärbär und Möchtegernführer.

Ständig brauchen sie jemanden, an denen sie reiben, damit sie merken, 
dass sie in ihnen noch ein Funken Restleben drin ist.

Ansonsten spüren sie sich selbst nicht mehr, ihr Blick ist leer.

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