Guten Morgen, ich hab ein Projekt, für das es einige Käufer geben würde - man könnte sagen, sie drängen sich mir gerade zu auf. Die Frage die sich mir nun stellt: Soll ich das Projekt per Kickstarter finanzieren (versuchen) und selbst produzieren lassen und verkaufen oder wäre es sinnvoller, wenn ich mir eine Firma suche, die sich mit allen in Deutschland geltenden Regularien schon auskennt und meine Arbeit quasi an die Firma lizensiere? Wäre B2B sinnvoller als B2C (ich könnte mir zumindest eine Registrierung bei der EAR sparen)? Das Projekt selbst ist im Grunde eine Aufsteckplatine für einen Raspi mit einem FPGA als Hardware-Beschleuniger drauf. Falls das jemand so adhoc weiß: RoHS ist mir ziemlich klar, EMV ist mir nicht klar - es scheint wohl einige Ausnahmen zu geben, bei denen man auf einen EMV-Test verzichten kann. Weiß da zufällig jemand genaueres? Viele Grüße, Mampf
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B2B und B2C hätte beides seine Vorteile und Nachteile. Ich persönlich würde den etwas schwierigeren Weg B2C gehen. Bei Deiner Beschreibung scheint das Risiko nicht all zu hoch zu sein?! Das wäre auch was für shark tank :) Mein Lieblingszitat daraus: "I'm out!"
Als erstes solltest du abschätzen wieviele Exemplare du zu welchem Preis verkaufen kannst. Als Faustregel gilt dass der Verkaufspreis mindestens das vierfache der Herstellungskosten sein sollte, ansonsten lohnt es sich wahrscheinlich nur bei sehr hohen Stückzahlen. Eevblog hat ein gutes Video zu dem Thema https://m.youtube.com/watch?v=UwrkfHadeQQ wobei ich seinen Faktor 2,5 zu niedrig finde.
Blechbieger schrieb: > Als erstes solltest du abschätzen wieviele Exemplare du zu welchem Preis > verkaufen kannst. Das ist eine gute Idee ... Es kommt ja oft vor, dass Leute ganz laut "hier" schreien, aber dann nicht wirklich etwas kaufen wollen. Das würde fast für einen Realitäts-Check über Kickstarter schreien ... Dann könnte man sich sicher sein, dass es wirklich genug Leute gibt, die den Accelerator haben wollen. > Als Faustregel gilt dass der Verkaufspreis mindestens > das vierfache der Herstellungskosten sein sollte, ansonsten lohnt es > sich wahrscheinlich nur bei sehr hohen Stückzahlen. Wow, Faktor 4 ist aber schon beträchtlich ... Ich müsste das Ding dann für mindestens 100€ verkaufen und ob es dann noch Leute gibt, die dafür soviel zahlen würden. Das FPGA alleine kostet ja schon 17€ (mouser-Preis) und bei zB 25 Stück ändert das den Preis nur minimal. (Und da spricht Intel/Altera noch von lowest-cost FPGA ? ) Ich denke, ich mach mal die BOM fertig und schick sie einem Auftragsfertiger für ein Angebot Blechbieger schrieb: > Eevblog hat ein gutes Video zu dem Thema > Youtube-Video "EEVblog #887 - The Economics Of Selling Hardware" wobei > ich seinen Faktor 2,5 zu > niedrig finde. Vielen Dank für den Tipp! Das Video schau ich mir gleich mal an :)
Dir muss eines klar sein: Wenn das eine typische Bastelplatine ist, wird das sehr, sehr sehr sehr teuer. Die sind nämlich in den seltensten Fällen Maschinenegerecht, und Handbestückung ist teuer. Du musst ein paar Dinge beim Layout beachten: - Padlayout muss Reflow-geeignet sein - Stecker oder und THT-Bauteile sollten selektivlötbar sein - Du braucht eine Maschienengerechte Nutzengestaltung - Eine SMD-Schablone muss vorhanden sein - Deine Stückliste muss von der Software des Bestückers importierbar sein - Wenn du schon dabei bist: Mach sie testbar, d.h. Testpunkte drauf (kosten nichts) Wenn du das alles nicht beachtet hast: Hol dir die Design-Regeln vom Fertiger und mach das Layout neu. Wenn das zuviel Aufwand ist, muss man klar sagen: Der Verkauf lohnt sich nicht. Das erscheint übertrieben? Ist es nicht. Wenn du keine >100 Stück verkaufen kannst, kannst du dir die ganze Sache auch schenken, dann lohnt sich der Aufwand fast nicht. Hunderte Platinen muss man aber - falls der Preis stimmen soll - maschniell produzieren können. Was du sonst tun kannst: Ich habe schon Leerplatinen und Bauteile an Kollegen verkauft, die sich das selbser bestückt haben. Allerdings immer zum Selbstkostenpreis, so als Gefälligkeit. So kann man ein paar Kollegen glücklich machen, und bekommt manchmal noch eine schöne PC-Software zur Platine gratis dazu :-)
Lohnt unter den o.g. Randbedingungen die Mühe nicht.
> Soll ich das Projekt per Kickstarter finanzieren (versuchen) ...
Ja.
Tja, wie kommt der Endpreis eines Produkts zustande ?: -Entwicklungskosten -Materialkosten -Kosten für das Handling der Bauteile ( Material bestellen, verwalten ) -Kosten für Versand und Verpackung ( inclusive der Zeit die man damit -verbringt ) -Infrastrukturkosten ( Drucker, Papier, Rechner, Telefon ) -Kosten für den Vertrieb ( Zeit für die Diskussion mit den Kunden ) -Kosten für die Rückläufer -Kosten für den Elektronikschrottcontainer -Finanzamt ( Zeit die es braucht, sich damit herum zu ärgern ) -Anwaltskosten ( falls irgend jemand neidisch ist und klagt, weil er meint das Faktor 1.5 der Entwicklungskosten sei zu viel Verdienst ) Habe ich was vergessen?
chris schrieb: > Habe ich was vergessen? klar: den Ärger mit den Kunden, die Zeit für den Service. Ohne Kunden könnte das Leben so entspannt sein :-)
Hmm ja, gebe ich euch recht, dass es sich kaum lohnt, das selbst zu machen. Im oben verlinkten Video sprach Dave von Distrubutoren / Reseller wie Adafruit oder Sparkfun. An so etwas hatte ich noch nicht gedacht - wäre womöglich die bessere Variante.
Mampf F. schrieb: > An so etwas hatte ich noch nicht gedacht > wäre womöglich die bessere Variante. Stückzahl? IMHO lohnt sich die Herstellung dieser DIY Platinen NICHT wenn du nicht gleich 500+ Stk. verkaufen kannst.
Mampf F. schrieb: > Wäre B2B > sinnvoller als B2C (ich könnte mir zumindest eine Registrierung bei der > EAR sparen)? Sparst Du Dir nicht. Eine Registrierung und Mengenmeldung ist auch bei B2B nötig. Wenn auch etwas einfacher. Zudem kommt bei B2C noch Verpackungsverordnung dazu. Mampf F. schrieb: > Wow, Faktor 4 ist aber schon beträchtlich ... Ich müsste das Ding dann > für mindestens 100€ verkaufen und ob es dann noch Leute gibt, die dafür > soviel zahlen würden. Tja das ist eben wieder der übliche Knackpunkt bei "pseudogewerblichen" Herstellern. Deshalb "kalkulieren" diese Hersteller gerne mit einem Aufschlag von 30% oder maximal 50% auf den Herstellpreis, was dann schon der Anfang vom Ende ist. Nach einiger Zeit verlieren die dann die Lust und das Projekt ist gestorben. Und außer die (realistischen) Preise für die richtig gewerblichen kaputtgemacht und dass die regulären Firmen dann als Wucherer bezeichnet werden, ist dann nichts dabei herausgekommen. So läuft es eigentlich fast immer. Harald schrieb: >> Soll ich das Projekt per Kickstarter finanzieren (versuchen) ... > > Ja. Kickstarter als Allheilmittel sehe ich etwas kritischer. Die nehmen auch eine erhebliche Provision, das sollte man nicht vergessen. Und neben einer Menge Arbeit ist man den Investoren gegenüber auch verpflichtet. Einfach "Tschüss und weg" wenn es schiefgeht, könnte sehr unangenehme Folgen haben. Das wurde früher oft gemacht aber inzwischen wird da mehr aufgepasst, dass die Leute auch einhalten, was sie versprechen. Ich würde mir das sehr sehr sehr genau überlegen. Die Zeiten von Kickstarter als wilder Westen sind zur schnellen Geldbeschaffung sind vorbei. Gruß
Mampf F. schrieb: > Das Projekt selbst ist im Grunde eine Aufsteckplatine für einen Raspi > mit einem FPGA als Hardware-Beschleuniger drauf. Ist es die von deiner Webseite? Hat imho großes Potential, wäre einen Versuch wert. > Soll ich das Projekt per Kickstarter finanzieren (versuchen) Das wird vermutlich laufen, nur hast du dann gleich den weltweiten Vertrieb an der Backe und wirklich alle schlafenden Hunde geweckt. FuF (Freunde und Familie) ist imo der beste Finanzierungsweg. > und selbst produzieren lassen und verkaufen Das hat schlicht und ergreifend den höchsten Wertschöpfungsgrad. Wenn du dich das traust. Würde ich evtl. mit einer 1 Euro Ltd abfedern oder einer UG. >wenn ich mir eine Firma suche, die sich mit allen in Deutschland > geltenden Regularien > schon auskennt und meine Arbeit quasi an die Firma lizensiere? Kommt auf das Produkt an, wenn es so toll ist das ein Lizenznehmer Interesse hat kannst du das in Internetzeiten auch selbst. > Wäre B2B > sinnvoller als B2C (ich könnte mir zumindest eine Registrierung bei der > EAR sparen)? Erstmal B2C, aber nicht wg. irgendwelcher bayrischer Schmarotzer sondern wg. der Konsunmentenrechte. Mögen noch so berechtigt sein, ein Startup kann das schnell überfordern. > EMV ist mir > nicht klar - es scheint wohl einige Ausnahmen zu geben, bei denen man > auf einen EMV-Test verzichten kann. CE ist eine Konformitätserklärung. Ob du das CE bepperl drauf macht oder nicht ist dein Risiko . Wenn die nicht vorhandene Konkurrent nachmisst kann Sie ja deine 1 € GmbH/LTD verklagen und du die Messergebnisse anfordern. ;-)
chris schrieb: > ja, wie kommt der Endpreis eines Produkts zustande ?: > > -Entwicklungskosten Ist doch schon fertig > -Materialkosten Simple BOM x Anzahl > -Kosten für das Handling der Bauteile ( Material bestellen, verwalten ) Beim ersten Projekt für 100 Stück, warum nicht gleich die Pinkelpausen uch noch erfassen? > -Kosten für Versand und Verpackung ( inclusive der Zeit die man damit > -verbringt ) s.o. > -Infrastrukturkosten ( Drucker, Papier, Rechner, Telefon ) Also Druckerpapier als Infrastruktur zu berechnen hat schon was. Gemeinkostenaufschlag 2% und fettisch. > -Kosten für den Vertrieb ( Zeit für die Diskussion mit den Kunden ) > -Kosten für die Rückläufer 2% und gut. Die kannst du dann auch weiterverkaufen. > -Kosten für den Elektronikschrottcontainer Kalkulierbar > -Finanzamt ( Zeit die es braucht, sich damit herum zu ärgern ) Bei mir (GmbH) 2 Stunden im Monat, Rest macht ein Dienstleister. > -Anwaltskosten ( falls irgend jemand neidisch ist und klagt, weil er > meint das Faktor 1.5 der Entwicklungskosten sei zu viel Verdienst ) Schwachfug > > Habe ich was vergessen? Kosten für das obige: just some money. Das Potential, die Erfahrung und die Chancen: unbezahlbar.
Moin, mein Vorschlag: 1) Bau nen Prototypen mit aller Sorgfalt (dass zumindest nicht ein GPS oder Radio gestört wird) 2) Verkauf's selbst erst mal als Modul-Bausatz oder Eval-Kit an Interessenten 3) Wenn Stückzahlen ins Spiel kommen, gibst du dir entweder das Redesign mit allem Pipapo über nen Dienstleister deiner Wahl, oder du verkaufst das Zeug direkt über Seeedstudio oder nen anderen chinesischen Dienstleister. 4) Webseite aufsetzen, und deine kaufbare Erfindung verlinken Auch wenn jetzt wieder jemand motzt: So gelangen viele innovative Produkte nach Deutschland, versandkostenfrei, und ohne den WEEE-Unsinn. Da ist es moralisch nicht verwerflich, eine Weile lang mitzumachen. Von Kickstarter-Ansätzen kann ich kleinen Entwicklergrüppchen nur abraten, das wird so seltenst was. Lieber im Stillen gross werden, als erst n riesen Wind machen und dann in der Peinlichkeit versaufen, weil man sich übernommen hat, siehe auch Lehrstück "Ballkamera" von Herrn Pfeil.
Richard B. schrieb: > Mampf F. schrieb: >> An so etwas hatte ich noch nicht gedacht >> wäre womöglich die bessere Variante. > > Stückzahl? > > IMHO lohnt sich die Herstellung dieser DIY Platinen NICHT > wenn du nicht gleich 500+ Stk. verkaufen kannst. So teuer sind Hand-Bestückungen, also für utner 100 Stück nun auch wieder nicht. Hab hier mal probeweise Dinge kalkulieren lassen: https://de.beta-layout.com/leiterplatten/konfigurator/
Alex G. schrieb: > Hab hier mal probeweise Dinge kalkulieren lassen: > https://de.beta-layout.com/leiterplatten/konfigurator/ Oh, deutsche Fertiger wie Beta-Layout würden bei meinem Budget überhaupt nicht in Frage kommen ... Alleine die Platinen kosten schon 7 mal soviel wie beim Chinesen, der auf Wunsch auch Bestücken kann. Immerhin machen die Chinesen jetzt auch schon E-Tests, womit das Risiko für Ausschuss stark sinkt.
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Oh das wusste ich nicht. Welche Chinesen bestücken denn inzwischen? Der Fertiger oben lag noch bei <35€ pro Platine mit 4 Tiefpässen mit THC Kondensator und Anschlussbuchsen. Man kann bei denen auch die Bauteile selbst zuschicken was ein rehct fairer deal ist. War allerdings nur 2lagig. Der FPGA erfordert wohl vierlagig? Aber um auch was zum Thema beizutragen - falls du es noch nicht getan hast, stell einen ordentlichen Businessplan auf! Du kannst dafür erstmal die Fixkosten für Tests aussen vor lassen. Und btw. hier ein Thread mit ein paar Posts die einigermaßen zum Thema passen: Beitrag "CE Kennzeichnung"
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Bearbeitet durch User
Alex G. schrieb: > So teuer sind Hand-Bestückungen, also für utner > 100 Stück nun auch wieder nicht. Es gibt ja auch andere Kosten auch ;)
X4U schrieb: > CE ist eine Konformitätserklärung. Ob du das CE bepperl drauf macht oder > nicht ist dein Risiko . Wenn die nicht vorhandene Konkurrent nachmisst > kann Sie ja deine 1 € GmbH/LTD verklagen und du die Messergebnisse > anfordern. ;-) Wenn das Gerät in eine der Geräteklassen fällt, für die eine Konformitätserklärung vorgeschrieben ist, sollte man das tunlichst auch machen. Und dann ist auch das bepperl verpflichtend. Wenn in dem Fall kein CE bepperl drauf ist, braucht die nicht vorhandene Konkurrenz gar nicht erst nachzumessen. Kein bepperl drauf reicht schon als Grund, dir an dem Karren zu fahren. Ob das dann wirklich jemand macht, keine Ahnung. Oliver
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