Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Projektidee Powerline Phasendetektor


von Stefan W. (standardkerze)


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Hallo Bastelfreunde,

ich habe da eine Idee für ein Projekt und wüsste gerne mal eure Meinung 
zur Machbarkeit.

Folgende Situation:
Man möchte im Haus Powerlinemodems installieren weil WLAN, Kabel usw. 
ausscheiden.
Nun funktionieren die Modems ja bekanntlich nur vernünftig wenn beide 
auf der gleichen Phase arbeiten. Nehmen wir mal an, Phasenkoppler 
möchte/darf man nicht installieren.
Man möchte also heraus bekommen, ob zwei Steckdosen auf der gleichen 
Phase liegen.
Wie hier Beitrag "Wie kriege ich raus, ob zwei Steckdosen an derselben Phase hängen?" schon besprochen, 
könnte man die Sicherungen für jede Phase nacheinander abstellen oder 
mit Verlängerungskabel zwei Steckdosen gegeneinander messen. Gehen wir 
davon aus, dass auch das nicht möglich oder gewünscht ist, weil zu 
umständlich etc.

Sehr praktisch wäre da nun ein einfaches Testgerät, das man erst in die 
eine, danach in die andere Steckdose einsteckt und das dann meldet, ob 
die zweite Dose die gleiche Phase führt wie die erste. Dafür müsste das 
Ding sich die Phaselage der Netzspannung von Dose 1 "merken".
Das Gerät müsste also den Phasenwinkel mit einer internen Referenzphase 
vergleichen um zu wissen, ob sie gleich ist oder um 120° vor- oder 
nacheilend und das entsprechend anzeigen.

Als Quelle für die Referenzphase kommt ein Funksignal wie DCF77 in 
Frage. Wenn es gelingt, den Sekundenbeginn ausreichend genau (besser 
gesagt reproduzierbar) zu bestimmen, könnte man damit gegen die Phase 
der Netzspannung vergleichen.
Laut 
https://de.wikipedia.org/wiki/DCF77#Genauigkeit:_Erkennung_des_Sekundenbeginns 
sind einfache Empfänger nur auf 0,1 Sekunden genau. Bei 50Hz haben wir 
20ms für 360° und 120° entspricht damit 6,67ms. Da reichen die 0,1s 
sicher nicht und ausserdem braucht's dafür einen Empfänger.

Daher nun die Idee, ob nicht ein ganz simpler Quarzoszillator ausreicht 
für den Phasenvergleich. Der müsste wenigstens so genau sein, dass man 
in einer vernünftigen Zeit diverse Steckdosen prüfen kann, ohne dass er 
zu weit wegläuft.
Sagen wir, das Gerät soll anzeigen: gleiche Phase (nennen wir sie L1) 
zwischen -30 und +30°, L2 90°...150°, L3 210..270°.

Reicht die Genauigkeit?
30° von 50Hz == 1,67ms. Ein Quarz mit einer Genauigkeit von 0,001% würde 
in 02:47 (mm:ss) um diese 1,67ms abweichen. Das ist noch etwas zu 
ungenau
Nun könnte man die Quarzfrequenz gegen die 50Hz am Anfang kalibrieren, 
d.h. in einer "Anlernphase" mitzählen, wieviele Schwingungen der Quarz 
in einigen hundert Netzperioden gemacht hat. Wenn der Quarztakt und die 
Netzfrequenz zwar nicht genau aber zumindest konstant sind dürfte man 
deutlich genauer werden können.
Auch denkbar ist, an jeder Dose die Abweichung wieder gegen zu rechnen, 
weil die Phase ja nur um 0°, 120° oder 240° verschoben sein kann. Dann 
würde sich der Fehler nicht immer weiter vergrößern.

Was denkt ihr, wäre so was nützlich? Kann das so funktionieren? Gibt's 
das vielleicht schon?

Danke für eure Antworten
Stefan

: Verschoben durch User
von Joergk (Gast)


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Genau so etwas gibt es schon als einpolige Phasenlageprüfer für 
Mittelspannung. Erst auf eine Phase halten, kurz warten zum 
einsynchronisieren und dann auf die zu prüfende Phase halten: Phasenlage 
wird angezeigt.
Die Dinger haben definitiv kein Dcf-signal zur Verfügung, denn sie 
funktionieren auch außerhalb Europas. Höchstwahrscheinlich machen sie es 
genau wie von Dir beschrieben.
Jörg

von c-hater (Gast)


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Stefan W. schrieb:

> Was denkt ihr, wäre so was nützlich?

Nur für den eingangs erwähnten, sehr speziellen Zweck unter den wirklich 
überaus speziellen (ich würde fast sagen: idiotischen) Randbedingungen. 
Wenn überhaupt für irgendwas...

> Kann das so funktionieren?

Klar. Wenn die Netzfrequenz mitspielt. Deren Kurzzeitkonstanz ist 
bekanntlich nicht sonderlich hoch. Diese Tatsache hast du in deinen 
hochwissenschaftlichen Voruntersuchungen komplett ignoriert, sondern 
dich statt dessen mit den Grenzen eines Quarzes beschäftigt...

Schon eher brauchbar wäre ein Tester, der aus zwei Geräten besteht, die 
die Phase ihrer Messung z.B. über Funk synchron halten, also RFM12 o.ä. 
Funkmodule verwenden. Naja, so sinnvoll halt ein Tester für ein de facto 
nicht bestehendes Problem überhaupt sein kann...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Quarzoszillatoren mit der erforderlichen Frequenzstabilität sind 
problemlos erhältlich, ggf. als sog. TCXO (temperature compensated 
crystal oscillator). Bei Quarzofen (OCXO) müsste man hingegen die lange 
Aufheizzeit berücksichtigen.

Wie schon von Vorrednern erwähnt, ist die Kurzzeitstabilität der 
Netzfrequenz nicht ganz so gut, teilweise aber nicht einmal die 
Langzeitstabilität, wie wir im Februar und März dieses Jahres erleben 
durften:

http://www.netzfrequenzmessung.de/aktuelles.htm#2018_03

Kurzfristige Abweichungen dürfen im Bereich von +/-200mHz liegen, bei 
ungeplantem Ausfall von Erzeugern oder Verbrauchern sogar bei +/-800mHz. 
Da läuft einem die Phase schneller davon, als man schauen kann.

Auch innerhalb des europäischen Verbundsnetzes gibt es teilweise 
gewaltige Phasensprünge, die natürlich zu entsprechende 
Ausgleichsströmen führen. Ich empfehle, die Karte "Wide Area Monitoring" 
mit den Phasenlagen mal über einige Minuten zu beobachten. Ich habe dort 
schon kurzzeitige Phasenabweichungen von über 100° gesehen!

https://www.swissgrid.ch/de/home/operation/grid-data/current-data.html

: Bearbeitet durch User
von Harald (Gast)


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Was heißt Kurzzeitkonstanz (Sekunden, Wochen, ...)? Bitte genau 
definieren und mit Quellen untermauern.

NmE reicht ein normaler Quarz aus der obskursten Quelle zur Messung der 
Phasenlage.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Harald schrieb:
> Was heißt Kurzzeitkonstanz (Sekunden, Wochen, ...)? Bitte genau
> definieren und mit Quellen untermauern.

Ich habe bereits eine Quelle genannt. Anbei ein aktueller Screenshot, 
auf dem man z.B. eine Phasenlage von +9° für Portugal und +139° für 
Ungarn sieht. Ein paar Sekunden später sah das aber schon ganz anders 
aus.

Sowohl bei Swissgrid als auch netzfrequenzmessung.de findet man 
unzählige sehr wertvolle Informationen zu diesem Thema.

von Ralf D. (doeblitz)


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Stefan W. schrieb:
> Was denkt ihr, wäre so was nützlich? Kann das so funktionieren? Gibt's
> das vielleicht schon?

Nein. Mal abgesehen von meiner grundsätzlich ablehnenden Einstellungen 
zu Powerline Netzwerken, brauchst du eben nicht nur die gleiche Phase, 
sondern auch eine funktionierende HF-Verbindung zwischen den 
vorgesehenen Anschlusspunkten.

Zwei Steckdosen, an denen die gleiche Phase liegt, können ja über 
unterschiedliche Zähler laufen. Dann misst du mit deinem Verfahren zwar, 
dass sie die gleiche Phase haben, aber ob die Signale über die Zähler 
(und RCDs und ...) von einer zu anderen durchkommen ist immer noch nicht 
sicher.

Das einfachste und zuverlässigste Verfahren bleibt immer noch, zwei 
Modems auszuleihen, anzuschließen und zu sehen, ob sie Verbindung 
bekommen und wie der Durchsatz ist.

Sorry wenn das jetzt defätistisch klingt, aber wenn die Steckdosen so 
weit auseinander liegen, dass du messen musst, dann kann da prinzipiell 
sonstwas in der Installation stören. Und da gilt eben vor allem das alte 
Prinzip: Versuch macht kluch.

von Detlef _. (detlef_a)


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>>>Nun funktionieren die Modems ja bekanntlich nur vernünftig wenn beide
auf der gleichen Phase arbeiten.

Nein, bekanntlich galt das früher, als bei 100kHz oder so bei PLC 
Schluss war. Heute machen die PLCs bis 68MHz, die strahlen wie Sau und 
die Phase ist ihnen herzlich egal. Konfiguriere mal die N und L Leitung 
der 240V als 20MHz oder so Dipol, dann brauchst du überhaupt keine 
Leitung mehr und machst im Umkreis von Kilomtern alles bis 68MHz platt.

Die Grenze ist auch deswegen deutlich unter den 88MHz der unteren 
Bandbegrenzung des UKW Radios weil sonst überhaupt terrestrisches Radio 
tot wäre. Die Stromleitungen sind nicht für HF gebaut, keine definierten 
Impedanzen und irgendwie verlegt. Nicht gut, die absolute unnötige 
Vermüllung des Kurzwellen Spektrums, der Funkamateur und auch der Profi 
ist verstimmt.

Zum Thema 'Phase suchen': Unerwähnter Aspekt ist die Verschiebung der 
Phase durch eine nichtohmsche Last z.B. Motor oder Leuchtstoffröhren. 
Gerade misst man zwischen Steckdose A und B noch 0 Grad 
Phasenverschiebung, dann steckt man Motor ein und duch die Netzimpedanz 
dreht die Phase 30° weg.

Aber schließe mich an: Einfach probieren.

Cheers
Detlef

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