Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Strommaximum


von Sebastian Kaulitz (Gast)


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Ich habe den 74HC4094E
Im Datenblatt wird ein Strommaximum absolut DC VCC/GND von +-50mA 
angegeben.

Das Bauteil speise ich mit 3.3V.
Extern habe ich eine 5V Speisung mit einem Vorwiderstand und eine LED.
VF_LED = 1.8V
Den Vorwiderstand stelle ich so ein, dass ich 20mA ziehe.
Das schliesse ich an einen Registerpin und gehe über diesen Pin nach 
GND.

Das mache ich jetzt an allen 8 Pins.
8x20mA = 160mA
Warum geht mir das Teil nicht kaputt?

Der max. Verlust ist bei 500mW.
Ich denke, dass ich die noch nicht erreicht habe.
Um diesen berechnen zu können müsste ich die Spannung am Mosfet der 
Push-Pull Treiberstufe im Register wissen.

Wie komme ich an die Spannung heran?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Ich habe den 74HC4094E
> Im Datenblatt wird ein Strommaximum absolut DC VCC/GND von +-50mA
> angegeben.
...
> Das mache ich jetzt an allen 8 Pins.
> 8x20mA = 160mA
> Warum geht mir das Teil nicht kaputt?

Weil Datanblattangaben konservativ sind. Außerdem geht es bei diesen 
Stromgrenzwerten auch um den internen Spannungsabfall (an Bonddrähten, 
Metallisierungslagen etc.) und darum, daß sich dadurch intern das 
GND-Potential verschiebt. Das führt dann wiederum dazu, daß sich 
Logikpegel verschieben, dadurch evtl. die garantierte Taktfrequenz nicht 
erreicht wird etc. pp.

Das ist so ähnlich wie "Bei Rot über die Ampel gehen". Bloß weil du 
nicht gleich beim ersten Mal überfahren wirst, ist es deswegen nicht 
gleich eine gute Idee.

von 2 Cent (Gast)


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Output current und supply current sind zwei verschiedne Paar Schuhe.

Zur Verlustleisung in der Treiberendstufe:
Sebastian Kaulitz schrieb:
> Wie komme ich an die Spannung heran?
Spannung ist direkt am IC-Pin messbar, der Strom ist dir ja bekannt.

von 2 Cent (Gast)


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Sorry, ueberlesen:
Sebastian Kaulitz schrieb:
> Das schliesse ich an einen Registerpin und gehe über diesen Pin nach
> GND.

Leds gegen GND. Ok. Dann ist das Ding strommaessig (Bonddraht +U) 
"ueberfahren"

von 2 Cent (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Das Bauteil speise ich mit 3.3V.
> Extern habe ich eine 5V Speisung mit einem Vorwiderstand und eine LED.
Du verwirrst mich!

von 2 Cent (Gast)


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Sowieso egal: Laut DB: IGND ground current max -50mA

Sebastian Kaulitz schrieb:
> Im Datenblatt wird ein Strommaximum absolut DC VCC/GND von +-50mA
> angegeben.
Yepp, dann ist das Ding "ueberfahren".

Die Strombelastbarkeit kannste nicht nachmessen. Allerdings die 
Verlustleistung (Exemplar+temperaturabhaengig) schon nachrechnen. Ist 
nur leider Sinnlos: vergiss meine Posts bitte

von Toxic (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Wie komme ich an die Spannung heran?

Du kannst die Spannungen direkt an den Pins messen oder dich auch des 
Datenblatts bedienen um den Innenwiderstand ganz simpel zu berechnen:
Fuer den Push-Fet: Delta Upin/I
Fuer den Pull-Fet: Upin/I

Beim Push-Fet kam ich auf 45Ohm mit den Werten aus dem Datenblatt

von Sebastian Kaulitz (Gast)


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2 Cent schrieb:
> Sowieso egal: Laut DB: IGND ground current max -50mA
>
> Sebastian Kaulitz schrieb:
>> Im Datenblatt wird ein Strommaximum absolut DC VCC/GND von +-50mA
>> angegeben.
> Yepp, dann ist das Ding "ueberfahren".
>
> Die Strombelastbarkeit kannste nicht nachmessen. Allerdings die
> Verlustleistung (Exemplar+temperaturabhaengig) schon nachrechnen. Ist
> nur leider Sinnlos: vergiss meine Posts bitte

Ja schon, aber warum geht es nicht kaputt?
Mit den angegebenen Werten erreicht man den Maximalverlust 500mW sowieso 
nie.
Das erscheint mir meines Erachtens etwas sinnlos.
Intern im Chip müssten ja irgendwo 10V anliegen, damit bei 50mA 500mW 
erreicht werden...
10V habe ich ganz sicher nirgends.

von Sebastian Kaulitz (Gast)


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Toxic schrieb:

>
> Beim Push-Fet kam ich auf 45Ohm mit den Werten aus dem Datenblatt

Wie rechnest du das? Ich komme leider nicht drauf.

von Toxic (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Wie rechnest du das? Ich komme leider nicht drauf.

Es gilt:
1.Vcc=4.5V
2.Uout = 4.5V ohne Last!
2.Uout = 4.32V bei 4mA Laststrom
3.Delta U = 4.5V-4.32V = 0.18V
4.Ri = 0.18V/4mA = 45 Ohm

von Klaus (Gast)


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Toxic schrieb:
> Es gilt:
> 1.Vcc=4.5V
> 2.Uout = 4.5V ohne Last!
> 2.Uout = 4.32V bei 4mA Laststrom
> 3.Delta U = 4.5V-4.32V = 0.18V
> 4.Ri = 0.18V/4mA = 45 Ohm

Ist ein typischer Wert für einen digitalen Ausgang. Zwischen 50 und 100Ω 
findet man auch bei vielen µC, so denn die Ausgangsspannung bei 
verschiedenen Lasten angegeben ist. Deswegen fließt auch der "unendlich" 
hohe Strom, von dem viele hier gern schwätzen, nicht in den 
Gatekondensator einer nachfolgenden Stufe.

MfG Klaus

von Hui (Gast)


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Und wozu werden 20mA durch die LED gedrueckt ? Die laufen auch mit 1mA 
gut.

von Harald W. (wilhelms)


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Sebastian Kaulitz schrieb:

> 8x20mA = 160mA
> Warum geht mir das Teil nicht kaputt?

Weil es eine Weile dauert, bis ein solches IC gargekocht ist.

von 2 Cent (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Ja schon, aber warum geht es nicht kaputt?
> Mit den angegebenen Werten erreicht man den Maximalverlust 500mW sowieso
> nie.
> Das erscheint mir meines Erachtens etwas sinnlos.
> Intern im Chip müssten ja irgendwo 10V anliegen, damit bei 50mA 500mW
> erreicht werden...
Die Antwort von Axel hats eigentlich schon ganz gut getroffen, denke 
ich. Versteife dich mal nicht zu sehr auf dem Maximalverlust 500mW des 
kalten Gehaeuses, Gesamtleistung/Gesamtwaerme ist ja nicht der einzige 
zerstoerungsgrund. Strombelastbarkeit der Kontaktierungen ist etwas 
anderes. Muss ja auch nicht sofort kaputtgehen oder durchbrennen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromigration

Trotzdem noch was zum Thema Ptot500mW. DaBla von Nexperia:
"For SO16: Ptot derates linearly with 8 mW/K above 70 C."
Wenn du das Ding also in heisser Umgebung, sagen wir 120 Grad, betreibst 
dann ist bei 100mW (120-70=50. 50*8=400. 500-400=100) schluss. Kommt mir 
zwar seltsam vor, steht aber so im DaBla.
Fuer die 100mW brauchst nichtmal LEDS als last, im dynamischen 
"normalbetrieb" an hohen Frequenzen ist das schnell erreicht.

HTH

von Thomas E. (picalic)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Ja schon, aber warum geht es nicht kaputt?

Der Hersteller garantiert, daß das Teil bei Belastungen unterhalb der 
"Abs. Maximum Ratings" nicht kaputt geht. Er garantiert aber nicht, daß 
es beim Überschreiten der Werte kaputt geht!

von W.A. (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Das mache ich jetzt an allen 8 Pins.
> 8x20mA = 160mA
> Warum geht mir das Teil nicht kaputt?

Weil bei den Angaben unter "Maximum Ratings" vom Hersteller nicht 
garantiert wird, dass der Baustein bei Überschreitung stirbt. Vielmehr 
garantiert der Hersteller, dass der Baustein bei Einhaltung der 
Grenzwert nicht stirbt.

Das ist ein Unterschied.

von Teo D. (teoderix)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Mit den angegebenen Werten erreicht man den Maximalverlust 500mW sowieso
> nie.
> Das erscheint mir meines Erachtens etwas sinnlos.

Liegt an der Verpackung, die kann das halt. Die werden da sicher keine 
Löcher rein bohren, damit's zum Inhalt passt.

von Sebastian Kaulitz (Gast)


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Ok, dann hätte ich das mal geklärt.
Ich habe das nun mit einem Mitarbeitenden geklärt, dass das keine 
saubere Lösung ist. Ich wollte mich hier nur vergewissern.

Ich möchte hier nun den gewünschten Maximalstrom einstellen und zeigen, 
dass es nicht auf Dauer funktioniert und wie warm der Chip wird.
Bei 3.3V anstatt die vorher erwähnten 5V (externe Spannung) messe ich an 
einer einzelnen LED etwa 1.94V, am IC pin 0.897V.
Bleiben dann am Widerstand 0.46V übrig.

Mit einem Widerstand 22 Ohm sollte ich die 20mA etwa erreichen.
Aber dann messe ich mit diesem Widerstand wieder ganz andere Werte am 
IC-Pin.
Dieser steigt nämlich und die Spannung am Widerstand fällt auf 0.33V.
Fliessen also 0.33V/22Ohm=15mA
Warum bekomme ich das nicht hin, dass genau 20mA fliessen?

von Wolfgang (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Mit einem Widerstand 22 Ohm sollte ich die 20mA etwa erreichen.

Wie kommst du überhaupt auf die 20mA für die LEDs?
Willst du dir einen Augenschaden zuziehen oder sind das Low Efficency 
LEDs mit der Technik des vorigen Jahrhunderts?

von Teo D. (teoderix)


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Du bräuchtest aus dem Dable den Ube bei 20mA, dann den Widerstand 
berechnen.
Gibst aber nich, weils so gut wie keiner braucht. Selbst ermitteln...

von Sebastian Kaulitz (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Sebastian Kaulitz schrieb:
>> Mit einem Widerstand 22 Ohm sollte ich die 20mA etwa erreichen.
>
> Wie kommst du überhaupt auf die 20mA für die LEDs?
> Willst du dir einen Augenschaden zuziehen oder sind das Low Efficency
> LEDs mit der Technik des vorigen Jahrhunderts?

Da müsstest du mit den Leuten sprechen, die mit mir zusammenarbeiten.
Ich bin Newbee und kann deren Konzept nicht einfach ändern, sondern muss 
das begründen. Sie glauben es ja so nicht.

By the way: Ich sehe, dass der Low level input voltage max. 1.35V 
betragen kann. Wenn das der Fall ist, kann ich die 3V3 wohl abschreiben. 
;(

von MaWin (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Warum geht mir das Teil nicht kaputt?

Das Strommaximum hat nicht erst seine Grenze ab der das Teil kaputt 
geht, sondern schon ab der es nicht mehr wie beschrieben 
(Datenblattwerte) funktioniert.

Der Strom über GND führt zu einem Spannungsabfall der Chipmasse 
gegenüber dem externen 0V so dass Eingänge und Ausgänge, die auf die 
externen 0V bezogene Spannungsschaltgrenzen haben, um diesen 
Spannungsabfall versetzt reagieren, und der darf nicht die Funktion 
beeinträchtigen, z.B. dass ein Ausgang auch bei Belastung bei x mA den 
Ausgang sicher bis unter y.z V ziehen kann.

Bei Eingängen irrelevant, der Logikstörabstand wird nur besser, sind 
aber die Ausgänge vom Chip kritisch, wenn sie andere IC treiben, die 
bestimmte niedrige low-Spannungen benötigen, um sicher low zu erkennen.
Sind alle deine Ausgänge nur an LEDs, ist das egal.
Er wird also auch bei mehr Strom funktionieren.

von Achherrje... (Gast)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Ich habe das nun mit einem Mitarbeitenden geklärt, dass das keine
> saubere Lösung ist. Ich wollte mich hier nur vergewissern.

Jemand, der nicht glaubt, dass man die Recommended operating conditions 
(NICHT die Maximum Ratings!!!!!) einhalten muss, hat in der 
Elektronikentwicklung nichts zu suchen.
Das sag mal deinem Mitarbeitenden direkt ins Gesicht.

Warum gehts nicht kaputt?

Die Maximum Ratings sind umgekehrt definiert: Kleiner als das überlebt 
es sicher. Und NICHT: Darüber gehts sicher kaputt.

Und zweitens über den gesamten Temperaturbereich definiert. Probiers mal 
bei +125°C Umgebungstemperatur, dann sehen wir weiter ;-)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Sebastian Kaulitz schrieb:
> Ich möchte hier nun den gewünschten Maximalstrom einstellen und zeigen,
> dass es nicht auf Dauer funktioniert und wie warm der Chip wird.

Das kannst du gar nicht. Allerdings ist die Schaltung mit den LED nach 
+5V an sich schon grenzwertig, wenn das IC mit 3.3V betrieben wird. 
Erlaubt ist so etwas (Last gegen Spannung > Vcc) nur für open-collector 
Ausgänge-

> Mit einem Widerstand 22 Ohm sollte ich die 20mA etwa erreichen.
> Aber dann messe ich mit diesem Widerstand wieder ganz andere Werte am
> IC-Pin.
> Dieser steigt nämlich und die Spannung am Widerstand fällt auf 0.33V.
> Fliessen also 0.33V/22Ohm=15mA
> Warum bekomme ich das nicht hin, dass genau 20mA fliessen?

Weil du komplett ahnungslos bist? Ein auf L geschalteter Ausgang wirkt 
innerhalb bestimmter Grenzen wie ein Widerstand nach GND. Man kann den 
Widerstand auch aus den Datenblattangaben überschlagen - wurde weiter 
oben gemacht und man kommt auf ca. 50 Ohm. Für eine Überschlagsrechnung 
würde man einfach den Gesamt-Vorwiderstand der LED für 5V ausrechnen und 
dann auf diesen internen und einen externen Widerstand aufteilen.

Allerdings sind besagte 50 Ohm kein echter ohmscher Widerstand, sondern 
in Wirklichkeit die Drain-Source Strecke eines MOSFET. Und der zeigt ein 
Abschnürverhalten, wenn der Strom zu groß wird. Als Konsequenz steigt 
der rechnerische Wert des Widerstands für größere Ströme wieder. Könnte 
man natürlich messen, bringt aber nichts. Denn zum einen ist das 
Exemplar-, Hersteller-, Temperatur- und was noch alles -abhängig. Und 
zum zweiten bist du mit 20mA pro Pin ohnehin schon außerhalb der 
Recommended Operating Conditions.

von Sebastian Kaulitz (Gast)


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Hui schrieb:
> 1mA


Den besten, den ich gefunden habe in SMD Version ist dieser:

http://de.futureelectronics.com/de/Technologies/Product.aspx?ProductID=LF3011VKROHMSEMICONDUCTOR4052450&IM=0

Gibt es bessere Vorschläge?
Wo sind die Low Current 1mA Anzeigen zu finden?

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