Forum: Markt Chinaschnäppchen nach 2021


von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Da hier so viele direktimporte machen noch einmal zur Erinnerung:

Ab dem 01.01.2021 ist Schluss mit den Freibeträgen. Dann muss auf jeden 
Import MWSt. gezahlt werden. Die staatlichen Stellen (Zöllämter) dürfen 
das Eintreiben der MWSt. den Transporteuren überlassen, die eine Gebühr 
für diese Dienstleistung erheben können. EU 2017/2455

So ist zu 1 dollar free shipping dann
+ 0,16 Eur MWSt.
+ 9,68 Eur Gebühr (oder weiss der Geier) zu entrichten.

In Schweden ist das seit 01.01.2018 durchgesetzt. Die Zahl der Sendungen 
aus China ist dort auf 7% im Vergleich zum Vorjahr gefallen.

Wie das mit Kauf im Vereinigtem Königreich wird, weiss kein Schwein.

von Alex G. (dragongamer)


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Zumindest die DHL ermöglicht es einem seine 
Kontodaten/Einzugsermächtigung bei ihnen zu hinterlegen. Dann fällt 
zumindest die "Geldbereitstellungsgebühr" (oder so ähnlich wie die sie 
nennen) nicht an!
Wieviel sie für den Service verlangen wird sich zeigen, aber auch da 
gilt das Prinzip der Marktwirtschaft. Wird also keine horrende Summe 
sein oder wird gleich über die Versandkosten abgerechnet.

Ja, mwst wird wohl drauf kommen.. Ist zu einem gewissen grad auch fair.
Eine verzwei- bis zehnfachung (bei Kleinteilen) der Preise, wie sie 
deutsche re-seller gerne aufrufen wird es dadurch nicht.

: Bearbeitet durch User
von Oliver S. (oliverso)


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So lange sich die Dienstleister bei der Berechnung von Zoll und 
Einfuhrumsatzsteuer an dem orientieren, was die Chinesesen aufs Paket 
schreiben, ist das doch eh unkritisch ;)

Oliver

von Michael B. (laberkopp)


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Sebastian L. schrieb:
> So ist zu 1 dollar free shipping dann
> + 0,16 Eur MWSt.

Wie lange hast du Mehrwertsteuererhöhungen nicht mitbekommen ? Seit dem 
Krieg ?

> + 9,68 Eur Gebühr (oder weiss der Geier) zu entrichten.

Eher 25 EUR Gebühr.

Dabei sollten nach dem Gesetzeswillen private Importe zum persönlichen 
Gebrauch sowieso abgabenfrei sein.
Nur die Durchführungsverordnungen, die unsinnigerweise nicht bei 
Handelsware nachgucken ob die verzollt importiert wurde, sondern bei 
jedem Import nach Freimengen und Pauschalgrenzen urteilen und dabei 
massenhaft Fehlurteile fällen in denen private Importe trotzdem als 
angeblicher Import von gewerbsmässig weiterverkaufter Handelsware 
angenommen wird tritt den Gesetzeswillen mit Füssen.

Das würde auch jede Menge Zölllner freisetzen, so daß die nun Drogen, 
Schwarzarbeit und Elfenbeinimporte jagen könnten.
Das will die Regierung aber offenkundig absichtlich nicht.

von Joachim B. (jar)


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Michael B. schrieb:
> Sebastian L. schrieb:
>> So ist zu 1 dollar free shipping dann
>> + 0,16 Eur MWSt.
>
> Wie lange hast du Mehrwertsteuererhöhungen nicht mitbekommen ? Seit dem
> Krieg ?

er nun wieder....

1 USD steht auf 0,85€
19% davon sind 16,15 Ct. oder 0,16 € MWSt

was hast du daran auszusetzen?

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Sebastian L. schrieb:
> Ab dem 01.01.2021 ist Schluss mit den Freibeträgen. Dann muss auf jeden
> Import MWSt. gezahlt werden.

... und ab 2021 soll dann das gelten, was schon 2016 ein unnötiger 
Aufreger war. Man muss zwar die MwSt zahlen - das ist nur fair - aber 
die Abwicklung kann so erfolgen, dass der chinesische Händler diese 
bereits abführt:
Beitrag "Re: Befreiung für eingeführte Kleinsendungen (22EUR) entfällt"
Das wird vielleicht nicht jede chinesische 1-Personen-GmbH so halten, 
aber das dürfte auf Dauer kein Problem sein.

Die EU Webseite dazu bestätigt dies noch einmal:
https://ec.europa.eu/taxation_customs/business/vat/digital-single-market-modernising-vat-cross-border-ecommerce_de

Soll heissen: Eine Bestellung und Lieferung aus Hongkong funktioniert im 
Rahmen des OSS geradewegs so wie eine aus deutschen Landen. Ohne Zollamt 
und ohne Paketdienst-Fahrer als Kassierer. Nur eben ohne den bisher 
üblichen Beschiss, d.h. mit MwSt auch bei Kleinbeträgen.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael B. schrieb:
> Dabei sollten nach dem Gesetzeswillen private Importe zum persönlichen
> Gebrauch sowieso abgabenfrei sein.

Also sollen Importe wie bisher billiger sein, als der Verkauf vor Ort? 
Denn vor Ort zahlst du auch unterhalb von 22€ die MwSt. Im Import nicht. 
Ist das fair für die lokalen Händler?

> Das würde auch jede Menge Zölllner freisetzen, [...]
> Das will die Regierung aber offenkundig absichtlich nicht.

Offenbar doch. Denn eine massive Vereinfachung des Verfahrens für Zoll 
und Kunden ist eines der Ziele der neuen Regelung.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Joachim B. schrieb:
> er nun wieder....
>
> 1 USD steht auf 0,85€
> 19% davon sind 16,15 Ct. oder 0,16 € MWSt
>
> was hast du daran auszusetzen?

Oh, Dollar für Euro gehalten.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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A. K. schrieb:
> Soll heissen: Eine Bestellung und Lieferung aus Hongkong funktioniert im
> Rahmen des OSS geradewegs so wie eine aus deutschen Landen. Ohne Zollamt
> und ohne Paketdienst-Fahrer als Kassierer. Nur eben ohne den bisher
> üblichen Beschiss, d.h. mit MwSt auch bei Kleinbeträgen.

Keine MwSt. (Einfuhrumsatzsteuer) bei Kleinbeträgen ist heutzutage kein 
Beschiss, sondern gesetzlich so vorgesehen. Du kannst gerne versuchen 
dem Staat 19% für deinen Import von ICs im Wert von 2,50 Euro 
aufzudrängen, natürlich gegen Erhalt eines offiziellen Abgabenbescheids. 
Viel Spaß.

Der Beschiss beginnt jenseits der Kleinbeträge, wenn der Chinamann es 
lustig findet auf ein 200 Euro Messgerät "Gift $15" drauf zu schreiben 
und es so ohne Abgaben durch den Zoll kommt. Im Kern bleibt dieser 
Beschiss auch nach 2021, nämlich dann, wenn die 19% nur für die fiktiven 
$15 (ca. 13 Euro) bezahlt werden. Um beim Beispiel zu bleiben, statt 
korrekter 38 Euro landen 2,47 Euro in der Staatskasse.

von (prx) A. K. (prx)


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Hannes J. schrieb:
> Im Kern bleibt dieser
> Beschiss auch nach 2021, nämlich dann, wenn die 19% nur für die fiktiven
> $15 (ca. 13 Euro) bezahlt werden.

Ohne darüber recherchiert zu haben, stelle ich mir das OSS-Verfahren 
ungefähr so vor:

Es wird im OSS einen Händleraccount geben, mit Konto zur Abwicklung der 
EUSt. Lieferungen werden mit Meldung im OSS eine eindeutige 
maschinenlesbare Identifikation erhalten. Diese Kennung (zB QR-Code) 
schleust sie am Zoll-Verfahren vorbei und erlaubt eine direkte 
Auslieferung (fast track). Jede Lieferung ist somit eindeutig 
zugeordnet, vmtl mit konkreter und bepreister Inhaltsangabe statt 
anonymer Wertangabe.

Fällt bei Stichprobenkontrollen Beschiss auf, riskiert der Händler, aus 
dem OSS-Verfahren zu fliegen. Da das bisherige Verfahren nicht mehr 
existieren wird, muss er dann auf das alternative Verfahren mit 
Abrechnung der EUSt durch den Paketfahrer ausweichen. Für den Kunden 
entsteht dadurch erhöhter Aufwand durch Inkasso bei Lieferung, und es 
wird durch eine Inkassogebühr teurer.

Mindestens Unternehmen wie Alibaba, die das OSS-Verfahren möglicherweise 
für Kleinhändler abwickeln werden, sowie grössere Lieferanten mit 
längerer Lebensdauer, haben dann ein solides Eigeninteresse, sich an die 
Regeln zu halten.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian L. (sebastian_l72)


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A. K. schrieb:

> Mindestens Unternehmen wie Alibaba, die das OSS-Verfahren möglicherweise
> für Kleinhändler abwickeln werden, sowie grössere Lieferanten mit
> längerer Lebensdauer, haben dann ein solides Eigeninteresse, sich an die
> Regeln zu halten.

Ich bin mal gespannt, ob die das hinkriegen. Sollen die das bundeln? 
Also
a) Haftung übernehmen? - igittigitt.
b) OSS ist für Kleinunternehmen entwickelt. Wer wachsen will stösst, an 
Grenzen.

Grössere Exporteure sind mir im B2C Export-Import von China aus kaum 
bekannt. Wer sollte das sein?
Die Web-Portale "Ali, Wish & Co" sind doch eben nur "Dienstleister" des 
Verkäufers. und auch nach so vielen Jahren ist die Auto-translate 
Sprache oft grottig: "Stellungen sparen" und das bei einer Sprache eines 
120 Mio Menschen Marktes.

Naja die Briefpost wird sich freuen, sie wird einen Klotz vom Bein los, 
und kann Zolleintreibegebühren erheben.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Michael B. schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>> er nun wieder....
> Oh, Dollar für Euro gehalten.

Damals (R) war man höflicher.  Was ist gegen ein
"Ich möchte sie auf.... hinweisen". und/oder
"Ich bitte meine Fehleinschätzung zu entschuldigen"
einzuwenden?


Wir sind hier nicht bei Facebook. Ein Niedergang des Umgangston ist der 
Untergang jedes Forums.

von (prx) A. K. (prx)


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Sebastian L. schrieb:
> b) OSS ist für Kleinunternehmen entwickelt. Wer wachsen will stösst, an
> Grenzen.

Das bisherige MOSS = "Mini OSS" System für Dienstleistungen ist es. Ich 
habe aber den Eindruck gewonnen, dass es bis 2021 entsprechend 
aufgebohrt werden soll.

Überdies klingt
"..., online marketplaces facilitating the distance sales of imported 
goods through the use of an electronic interface (e.g., marketplace, 
platform, portal) will be deemed to have received and supplied those 
goods themselves."
danach, als ob Portale wie Amazon und Alibaba im Rahmen dieser Regelung 
ohnehin als Zwischenhändler betrachtet werden.

https://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/New_EU_VAT_rules_simplify_VAT_for_e-commerce/$FILE/2018G_01805-181Gbl_Indirect_New%20EU%20VAT%20rules%20simplify%20VAT%20for%20e-commerce.pdf

: Bearbeitet durch User
von Oliver S. (phetty)


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Also noch paar Jahre Zeit sich das Lager vollzustopfen.
Irgendwann muss man doch alles haben :-)

von Joachim B. (jar)


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Sebastian L. schrieb:
> Damals (R) war man höflicher.  Was ist gegen ein
> "Ich möchte sie auf.... hinweisen". und/oder

was bitte war an

Joachim B. schrieb:
> er nun wieder....
>
> 1 USD steht auf 0,85€
> 19% davon sind 16,15 Ct. oder 0,16 € MWSt
>
> was hast du daran auszusetzen?

unhöflich?

das "er nun wieder...." war nur meine Anmerkung an manchen / zu vielen 
Schnellschüssen vom

Michael B. schrieb:
> Wie lange hast du Mehrwertsteuererhöhungen nicht mitbekommen ? Seit dem
> Krieg ?

von Manfred P. (pruckelfred)


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> Eine verzwei- bis zehnfachung (bei Kleinteilen) der Preise, wie sie
> deutsche re-seller gerne aufrufen wird es dadurch nicht.

Hier ärgert mich vor allem, dass mein süddeutscher Bastelhöker noch 
nicht einmal ansatzweise eine Qualitätskontrolle erkennen lässt.

Oliver S. schrieb:
> Also noch paar Jahre Zeit sich das Lager vollzustopfen.
> Irgendwann muss man doch alles haben :-)

"Alles haben": Ich habe verdammt viel, aber immer wieder fehlt eine 
Kleinigkeit.

Ich schätze es, Kleinteile bestellen zu können, ohne dass die 
Versandkosten deren Wert übersteigen. Dass die Lieferung etwas dauert, 
na ja, es muß nicht mehr alles gleich und sofort fertig sein.

von Ralph S. (jjflash)


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... die Gebühr ist das, was übel wird. Ich denke dann wird es mehr Lager 
in Deutschland geben. Schade, wenn man dann Kleinteile für 5 Euro 
benötigt, aber dann 10 Euro Gebühr bezahlen muß...

Reichelt und Conrad werden sich freuen...

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