Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Proxxon als kleine Bohr-/(Fräs-)maschine ja/nein


von Sebastian K. (sek)


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Hallo zusammen,

ich habe im Keller eine Baumarkt-Tischbohrmaschine in der Preisklasse 
100DM (Währung ist korrekt :-)) stehen und zähle damit wahrscheinlich zu 
einer großen Gruppe von Nutzern, die geplagt sind von mangelnder 
Rundlaufgenauigkeit. Die Löcher die ich bohre sind mehr oval und nicht 
rund. Daher spiele ich gerade mit dem Gedanken, diese für feinere 
Arbeiten wie Leiterplattenbohren um eine präzise Kleinbohrmaschine zu 
ergänzen.


Ursprünglich war die Proxxon TBH mein klarer Favorit. Da ich aber auch 
hin und wieder mal ein paar Kleinteile (Bleche, Kleingehäuse) zu fräsen 
hätte und seit langem schon eine kleine Fräse auf meiner Wunschliste 
steht, kam ich jetzt auf die Idee, stattdessen in die Proxxon 
Kombination aus Bohrständer BFB 2000, Kreuztisch KT 150 und Fräsmotor 
BFW 40/E zu investieren. Ich möchte diese zum präzisen Bohren von 
Leiterplatten und sonstigen kleineren Löchern bis ca. 5-6mm verwenden. 
Der Kreuztisch zum Koordinatenbohren, da ich demnächst auch mal den ein 
oder anderen Nadeladapter anzufertigen habe und selten mal Ausfräsungen 
an Gehäusen mache. Fräsarbeiten hauptsächlich in Alu, Messing oder Holz. 
Stahl eher selten.

Am Proxxon Bohrständer finde ich zudem recht praktisch, dass dieser auch 
horizontal genutzt werden kann und sich auch Handbohrmaschinen spannen 
lassen. Das würden das Einsatzspektrum erweitern.

Meine Frage wäre nun, nutzt jemand die Kombi für den gedachten 
Einsatzzweck, also zum einen als Platinenbohrer als auch als kleine 
Fräsmaschine? Lässt sich damit gut arbeiten oder ist das nur ein Krampf, 
wenn viele kleine Löcher zu bohren sind? Wie sieht es mit der 
Genauigkeit aus? Der Rundlauf des BFW 40 soll wohl top sein, beim 
Koordinatentisch gehen die Meinungen auseinander.

Danke für die Antworten!

Gruß Sebastian

von MaWin (Gast)


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Zum Leiterplattenbohren will man viel Drehzahl, ein IBS oder Micromot 
reicht, ein MBS200 auch.
Fräsen kann man damit nicht.
Mit dem BFW schon, allerdings geht das leicht kaputt und ist doch nur 
Spielzeug.
Die TBM gilt als laut und serviceunfreundlich und nicht als 
frästauglich.
http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.2

von Matthias L. (limbachnet)


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Ich kann nur zum KT150 etwas sagen. Der ist gerade für solche 
Kleinigkeiten durchaus geeignet, für größere Beanspruchung ist er nicht 
gedacht. Die Gewindespindeln sind normale M6x1 Gewindestangen. Siehe:

Beitrag "Fräsen im Bohrständer"

Der Proxxon-Fräsmotor dreht IMHO zu langsam zum Platinenbohren.

von Schwanzlurch (Gast)


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Zur Frässpindel:
Das Problem bei der Frässpindel ist das ihr Drehzahlbereich ungünstig 
ist. D. h. bei kleinen Drehzahlen kein Drehmoment bzw. du kannst gar 
nicht so tief runterregeln (zum Fräsen oder senken). Für das bohren von 
PCB dreht sie nicht hoch genug. Da ist eine der Proxxon 
Tischbohrmaschinen eine bessere Wahl (benutze sie selbst dafü und bin zu 
frieden damit). Bei längerem Betrieb wird die Spindel zu dem recht warm.

Zum Bohrständer / Koordinatentisch:
Holz, Kunststoff und AL werden sich halbwegs vernünftig bearbeiten 
lassen. Bei Al werden keine riesigen Zustellungen möglich sein. Messing 
könnte evtl. noch gehen Automatenstahl sicher grenzwertig vom Rest ganz 
zu schweigen. Dazu ist der ganze Aufbauschlict und ergreifend zu 
instabil.

Mit einkalkulieren mußt du ebenfalls das die Aufspannfläche des Tisches 
relativ klein ist.

Das erste was ich bei dieser Kombination gemacht habe ist eine Art 
Glasmaßstab mit Anzeige für alle drei Achsen auf Basis des AS5311 
(https://ams.com/as5311) und einem einsengefüllten und magnetiserten 
Polymerband 
(https://www.paulimot.de/messen-und-pruefen/messsysteme/898/siko-magnetband-fuer-messsystem-1000-mm-genauigkeitsklasse-50-m-breite-10-mm) 
gebaut.

von Egon D. (Gast)


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Matthias L. schrieb:

> Ich kann nur zum KT150 etwas sagen. Der ist gerade
> für solche Kleinigkeiten durchaus geeignet, für
> größere Beanspruchung ist er nicht gedacht. Die
> Gewindespindeln sind normale M6x1 Gewindestangen.

Das ist interessant; ich hätte den Kreuztisch für das
schwächste Glied in der Kette gehalten -- wenigstens
was das Fräsen angeht.


> Der Proxxon-Fräsmotor dreht IMHO zu langsam zum
> Platinenbohren.

Das wäre ja lösbar; es gibt m.W. Adapter 20mm --> 43mm,
so dass man einen IBS oder so einspannen kann.

von Olaf (Gast)


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> Kombination aus Bohrständer BFB 2000, Kreuztisch KT 150 und Fräsmotor
> BFW 40/E zu investieren. Ich möchte diese zum präzisen Bohren von
> Leiterplatten und sonstigen kleineren Löchern bis ca. 5-6mm verwenden.
> Der Kreuztisch zum Koordinatenbohren, da ich demnächst auch mal den ein
> oder anderen Nadeladapter anzufertigen habe und selten mal Ausfräsungen
> an Gehäusen mache. Fräsarbeiten hauptsächlich in Alu, Messing oder Holz.
> Stahl eher selten.

Ich habe die genannte Kombination seit >15Jahren im Einsatz.

1. Der BFW40/E ist sehr laufruhig und leise, damit also sogar 
Wohnungskompatible. Kein vergleich mit einer schnell laufenden Fraese!

2. Die Kraft reicht fuer Alu, Kunstoff, Messing und vermutlich auch 
Holz. Aber keinesfalls fuer Stahl. Holz hab ich selber noch nicht 
probiert, ausser vielleicht mal irgendwann ein Teststueck. Du kannst 
erwarten das du z.B bei Alu oder Messing je nach Fraeser eine zustellung 
von 0.2 bis 0.5mm nutzen kannst. Das Teil ist eher fuer Modellbau als 
fuer groben Maschienenbau gedacht!

3. Der Kreuztisch hat ein gewisses Umkehrspiel. Fuer Nadeladapter halte 
ich das schon fast fuer grenzwertig. Ich sag mal so +/-0.1mm sollte drin 
sein, besser ist zufall.

4. Platinen kann man damit sehr gut bohren. Ich bohre damit FR4 mit 
0.6mm VH-Bohrer ohne Probleme.

5. Kaufe dir keinen Schraubstock von Proxxon sondern einen kleinen 
Niederzugschraubstock von Ebay. Die sind besser!

Olaf

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Olaf schrieb:
> sondern einen kleinen Niederzugschraubstock von Ebay. Die sind besser!

Über eBay kann man alles mögliche bekommen, meinst Du ernsthaft, daß 
jeder beliebige Niederzugschraubstock, den dort Hinz und Kunz und sein 
Hund verkaufen, prinzipiell besser ist?

von Olaf (Gast)


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> Das wäre ja lösbar; es gibt m.W. Adapter 20mm --> 43mm,
> so dass man einen IBS oder so einspannen kann.

Das gibt es, ist aber nicht notwendig! Ich hab mir mal einen Adapter 
gedreht, aber eigentlich nie benutzt.

Du brichst mit der BFW40 nur unter zwei Bedingungen einen 0.6VH Bohrer 
ab.

1. Du haelst die Platine nicht richtig fest. Der Bohrer zieht beim 
anbohren wirklich erheblich an der Platine. Wenn du die nur locker mit 
zwei Fingern haelst dann zieht der Bohrer die Platine 1cm hoch und 
bricht dann.

2. Man passt beim drunterlegen der Platine nicht auf und stoesst an den 
Bohrer. (jaja, seufz)

Sonst habe ich wirklich noch NIE einen Bohrer beim Platinenbohren 
abgebrochen.

Was du nicht vergessen solltest, es kommt schnell der Wunsch nach einem 
gewissen Zubehoer auf:

Spannpratzen, Niederzugschraubstock, Drehtisch, diverse Fraeser, 
Bohrfutter, Senker, Flachsenker. Da gehen auch nochmal ein paar hundert 
Euro rein.

Insgesamt mit ich mit dem Teil sehr zufrieden und im Gegensatz zu Mawin 
nutze ich es schon seit vielen Jahren.

Und noch was, idealweise fraest man Aluminium mit einer 
Kuehlfluessigkeit. (z.B Brennspiritus) Sowas will man in seinem 
Hobbykeller vielleicht nicht unbedingt. Man kann drauf verzichten wenn 
man darauf achtet nur Aluminium zu kaufen das gut zum fraesen geeignet 
ist!


Olaf

von Olaf (Gast)


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> Über eBay kann man alles mögliche bekommen, meinst Du ernsthaft, daß
> jeder beliebige Niederzugschraubstock, den dort Hinz und Kunz und sein
> Hund verkaufen, prinzipiell besser ist?

Die ich gesehen habe schon.

Ich habe so einen:

https://www.ebay.de/itm/PAULIMOT-Niederzug-Schraubstock-88-mm-Backenbreite/302094238171

Ansonsten gilt, alles ist besser als der wacklige von Proxxon!

Olaf

von Michael B. (laberkopp)


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Olaf schrieb:
> Insgesamt mit ich mit dem Teil sehr zufrieden und im Gegensatz zu Mawin
> nutze ich es schon seit vielen Jahren.

Nun, ich nutze zum Bohren einer Platine die MiniMot mit MBS140, wie du 
an der Ausstattung siehst also wohl schon ein paar Jahre länger, 
handgebohrt, und meistens Hartpapier weil ich gelernt habe daß man Epoxy 
eigentlich nicht braucht da man sowieso nicht chemisch durchkontaktieren 
kann, obwohl eine CNC gesteuerte F1200 daneben steht mit HighSpeedKopf 
auf Kress FME800 Basis. Aber bis man die umgerüstet und die 
Excellon-Files hinkonvertiert hat, hat man Bastelkrams schon per Hand 
gebohrt.

Olaf schrieb:
> Sonst habe ich wirklich noch NIE einen Bohrer beim Platinenbohren
> abgebrochen.

So ist auch meine Erfahrung.

Ein VHM Bohrer bricht zudem, wenn man glaubt, die Bohrmaschine per Hand 
führen zu können oder sie in einem labberigen Bohrständer vibriert.

: Bearbeitet durch User
von Egon D. (Gast)


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Olaf schrieb:

>> Das wäre ja lösbar; es gibt m.W. Adapter 20mm --> 43mm,
>> so dass man einen IBS oder so einspannen kann.
>
> Das gibt es, ist aber nicht notwendig!

Ja... Entschuldigung! Das war ja nur ein Vorschlag...


> Ich hab mir mal einen Adapter gedreht, aber eigentlich
> nie benutzt.
>
> Du brichst mit der BFW40 nur unter zwei Bedingungen
> einen 0.6VH Bohrer ab. [...]

Ja... meine eigene Erfahrung ist ählich. Ich habe von
Zeit zu Zeit mit der kleinen Proxxon-Tischbohrmaschine
(TBM 220) fürs Platinenbohren experimentiert; mir ist
dabei nie ein Bohrer (VHM) abgebrochen. Voraussetzung:
Platine GUT festhalten und vorsichtig bohren, nicht wie
verrückt drücken. Drehzahl war WIMRE 4500 U/min; das
wird ja von einigen als indiskutabel wenig angesehen.

von Olaf (Gast)


Angehängte Dateien:

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Oh und ich hab noch einen zweiten Schraubstock. Das ist ein 
selbstgefeiltes Gesellenstueck. Auch der ist besser wie das was Proxxon 
so verkauft.

Und noch was zum bohren. Natuerlich ist es besser und sinnvoller einen 
VH-Bohrer auch mit den Spannzangen zu spannen. Aber es ist bequemer sie 
einfach in das Bohrfutter zu spannen das ihr auf dem Bild seht. Es geht 
trotzdem. Lediglich zum fraesen mache ich das Futter raus und nutze dann 
die Spannzangen.

Olaf

von Egon D. (Gast)


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Olaf schrieb:

> Natuerlich ist es besser und sinnvoller einen
> VH-Bohrer auch mit den Spannzangen zu spannen.
> Aber es ist bequemer sie einfach in das
> Bohrfutter zu spannen das ihr auf dem Bild seht.

Das habe ich nie gemacht; da ist mir der Rundlauf
vom Backenfutter zu schlecht.

Auch wenn ich eine WIRKLICH genaue Anbohrung
haben will, spanne ich einen Zentrierbohrer ins
Spannzangenfutter.

von Olaf (Gast)


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> Das habe ich nie gemacht; da ist mir der Rundlauf
> vom Backenfutter zu schlecht.

Vielleicht gibt es da ja auch unterschiedliche Qualitaeten. Das Futter 
im Bild ist ein >30Jahre altes Rohm vom Flohmarkt. Sozusagen noch 
deutsche Qualitaet von vor der Wiedervereinigung. :-D

Olaf

von Sebastian K. (sek)


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Schönen Dank euch allen schon mal für die zahlreichen Antworten.

Olaf schrieb:
> 2. Die Kraft reicht fuer Alu, Kunstoff, Messing und vermutlich auch
> Holz. Aber keinesfalls fuer Stahl. Holz hab ich selber noch nicht
> probiert, ausser vielleicht mal irgendwann ein Teststueck. Du kannst
> erwarten das du z.B bei Alu oder Messing je nach Fraeser eine zustellung
> von 0.2 bis 0.5mm nutzen kannst. Das Teil ist eher fuer Modellbau als
> fuer groben Maschienenbau gedacht!

Wie schon gesagt, erwarte ich von dem Maschinchen nicht, dass damit 
schwere Fräsarbeiten möglich sind. Wir reden hier wirklich nur von 
Kleinteilen oder eben Modellbau. Prinzipiell steht eine "erwachsene" 
Fräse schon auf meiner Wunschliste, scheidet aber derzeit aus 
Platzgründen und Zeitmangel aus.

Für meine derzeitigen Hauptanforderung, Leiterplatten bohren und 
Nadeladapter fertigen, und Fräsen von Kleinteilen als nette Erweiterung, 
reden wir mit einer großen Fräse aber ohnehin am Thema vorbei. Mir geht 
es hier wirklich nur darum, ob die Proxxon Kombi hier brauchbar ist, was 
ich aus dem Tenor hier aber raushören kann. Ein paar haben angemerkt, 
dass die Spindeldrehzahl des BFW 40 für Leiterplatten zu gering ist. Das 
wäre in Ordnung für mich, da ich mir gegebenenfalls einen Adapter für 
den BFB 2000 zulegen könnte, um meinen Micromot einzuspannen.

von Egon D. (Gast)


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Olaf schrieb:

>> Das habe ich nie gemacht; da ist mir der Rundlauf
>> vom Backenfutter zu schlecht.
>
> Vielleicht gibt es da ja auch unterschiedliche
> Qualitaeten.

Kann gut sein. Das mitgelieferte Proxxon-Backenfutter
ist ja auch nicht direkt schlecht -- nur sind die
Spannzangen eben DEUTLICH besser.

Vielleicht besteht ja ein Zusammenhang zu der Tatsache,
dass mir in der Maschine noch nie ein Bohrer abgebrochen
ist... :)

von Ludwig K. (hellas)


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Passt gut, da ich erst letzte Woche einen KT150 zerlegt, gereinigt und 
gefettet habe. Kann dem Vorredner nur zustimmen, er besitzt aufgrund der 
einfachen Mechanik (M6-Gewindestab) ein merkliches Umkehrspiel, was man 
bei seinen Arbeiten berücksichtigen muss. Aber ansonsten ist er für 
kleinere Bastelarbeiten durchaus gut zu gebrauchen. Man darf natürlich 
nicht mit zu hohen Erwartungen herangehen. Es ist und bleibt Werkzeug 
für den Modellbaubereich.

Ich persönlich habe sowohl TBM220 als auch die BFW40/E.
Beide haben ihre Vor- u. Nachteile. Die TBM harmoniert gut mit dem 
kleinen KT70. Aber auch hier gilt wieder: der Fokus liegt eindeutig auf 
Modellbau.

von Johannes R. (oa625)


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Ludwig K. schrieb:
> (M6-Gewindestab)

Hallo!
Also ich habe vor 4...5 Jahren einen KT150 gekauft, der hat jeweils 
Tr10x2r- Spindeln an den Achsen.

Gruß
Johannes

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