Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PC-/USB-Oszilloskop


von Mark K. (mamikoe)


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Ein weiterer Beitrag zu diesem Dauerthema ... ;-)
Ich benutze seit vielen, etwa 20 Jahren ein gebraucht erworbenes 2K-Skop 
HAMEG HM312-8 und bin damit abgesehen von der sich bis zum Warmlaufen 
deutlich verschiebenden Horizontaleinstellung für meine Basteleien 
zufrieden.
Mittlerweile stehe ich aber vor dem gelegentlichen Problem, im eher 
niederfrequenten Bereich bis vielleicht 20 kHz (und einigen Volt 
Spannung) für einige Sekunden Signalfolgen aufzeichnen und dann in Ruhe 
analysieren zu müssen. Sei es in Bezug auf die Signalfolge, sei es in 
Bezug auf unregelmäßig auftretende Ereignisse innerhalb des Signals, was 
sich mit einem normalen Nicht-Speicher-Skop eben nicht 
darstellen/erkennen und schon überhaupt nicht analysieren läßt. Der Kauf 
eines richtigen Speicherskops scheidet natürlich aus, solange das HAMEG 
noch funktioniert (oder reparabel ist), denn für diesen 
Aufzeichnungs-/Speicherzweck brauche ich weder die Bandbreite noch die 
Genauigkeit oder die anderen Features des HAMEG.

Bislang habe ich mir - nicht lachen - mit einem älteren Laptop bzw. 
dessen Line-Eingang und je nach Anforderung einer der dafür im Netz 
erhältlichen Skop-Programme und Audacity beholfen; über die Soundkarte 
der PC/Laptops lassen sich die Signale ja beliebig speichern und am 
Schreibtisch in Ruhe analysieren. Störend war und ist eigentlich nur die 
AC-Kopplung der Eingänge, an der sich faktisch nichts ändern läßt, die 
vor allem im niederfrequenten Bereich die Signalform doch zu stark 
verfälscht und DC-Anteile kassiert (daß die Software teils Wünsche offen 
läßt muß ich bei kostenloser Software eben hinnehmen). Leider scheint es 
keine USB-Stereo-Soundkarten (2 Kanäle sind unabdingbar) zu geben, deren 
Eingangs-Koppelkondensatoren entfernt werden könnten.
Ich hatte auch erwogen, etwa mit dem PCM2902 (oder ähnlich, intensiv 
befaßt habe ich mich damit und evtl. besser geeigneten ICs noch nicht) 
und zweier OP ein kleines USB-Meßinterface als besseren Ersatz für den 
Laptop-Soundeingang zu bauen, aber der Aufwand der "Entwicklung" 
erscheint mit in Ansehung des Ergebnisses doch unverhältnismäßig - aber 
vielleicht hat das schon jemand gemacht, so daß ich das Rad nicht neu 
erfinden muß?

Da vor allem hinsichtlich der Speichermöglichkeit geeignete Fertiggeräte 
auch gebraucht mehr kosten, als ich ausgeben wollte, und im übrigen viel 
mehr können, als ich für diesen speziellen Zweck brauche, kommen als 
Alternative zum "Soundkarten-DSO" nur billige USB-Skops in Betracht. 
Entsprechende Suchen führten natürlich zu dem üblichen Verdächtigen 
Hantek 6022BE, das mit von der Hardware her genügen würde (auch die 
Logikanalyser-Option ist nett, wenn ich schon ein Gerät kaufe) aber nach 
alldem, was man so liest, ist jedenfalls die Hersteller-Software Schrott 
und die freie Windows-Software wird auch seit 4 Jahren nicht 
weiterentwickelt. Die anderen gelegentlich genannten USB-PC-Skops wie 
etwa da 2204A von Pico liegen doch deutlich über dem, was ich auszugeben 
bereit bin, und dies erst recht, weil jedenfalls ich anhand der Angaben 
nicht beurteilen kann, ob die Teile geeignet sind und das können, was 
ich brauche (vor allem die Speicherung und spätere Analyse der Signale 
für einige Sekunden). Da man bei all diesen USB-Skops (im Gegensatz zu 
der Soundkarten-Lösung) auf die herstellereigene Software angewiesen ist 
und mit dieser alles steht und fällt sind mir diese Lösungen eigentlich 
nicht so sympathisch, aber es gibt ja anscheinend (für mich) keine 
Alternative.

Meine Frage und Bitte ist nun eine Empfehlung für ein diese 
Anforderungen genügendes Gerät.--

von Barny (Gast)


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Viel Text, aber eine entscheidende Angabe fehlt.

Was bist du bereit auszugeben?

von Stefan F. (Gast)


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Falls es billig sein soll: Dir mal das DSO-138 an: 
http://www.ak-modul-bus.de/cat/documentation/DSO138%20Manual_DE.pdf
Gibt es als Bausatz und Fertiggerät mit und ohne Gehäuse.

Das kann 1024 Messpunkte speichern. Ist jetzt nicht die Welt, aber 
zusammen mit einem passenden Trigger-Level kannst du damit schon mehr 
anfangen, als mit einem analogen Scope.

Wenn es um digitale Signale geht, würde ich lieber so einen Logic 
Analyzer verwenden: 
https://www.amazon.de/KeeYees-Logic-Analyzer-Farben-Arduino/dp/B07K6G55WG/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1548348940&sr=8-2&keywords=logic+analyzer+8ch

von Mark K. (mamikoe)


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Für diesen eingeschränkten Einsatzzweck und weil für alles anderes mein 
analoges Skop ausreicht lag/liegt mein Limit bei allerhöchstens einem 
50er (bedenkt daß ich mit Ausnahme der AC-Kopplung bislang auch mit 
Soundkarten-Skops hinkam). Wenn es für das Doppelte es was wirklich 
besseres mit Mehrwert gibt würde ich mich vielleicht auch dazu hinreißen 
lassen.

Es geht nicht nur um Digitasignale, denn wie gesagt kommt es auch auf 
die Beurteilung der Signalform an.

Ein Gerät wie das DSO138 scheidet aus, weil der Bildschirm viel zu klein 
ist, nur ein Kanal und die Speicherdauer anscheinend eher sehr gering. 
Es gibt sicherlich Anwendungsbereiche, für die das Gerät gut ist, aber 
für meinen Zweck nicht.

von Stefan F. (Gast)


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Wenn du wirklich ein höher auflösendes Display, zwei Kanäle, mehr 
Speicher und gut gepflegte Software brauchst, dann wirst du dich ein 
einer ganz anderen Preisklasse umschauen müssen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Man kann auch mit einem Atmega32U4 ein einfaches USB-Audio-Interface 
konstruieren, und das hat dann nicht die Koppelkondensatorprobleme.

Damit kannst Du die gewohnte Software (Audacity & Co.) weiterverwenden, 
kommst aber in den DC-Bereich.

Hier ein Beispiel:
https://www.engineersgarage.com/contribution/atmega-32u4-based-usb-microphone

(an Sourcen etc. kommt man nur nach Registrierung 'ran, aber es dürfte 
auch diverse andere Beispiele dafür geben, Stichwörter zum Suchen sind 
"atmega32u4 lufa audio")


Den Controller gibt es auch "fertig" auf günstigen Platinen, nämlich als 
Arduino Leonardo, Arduino Zero oder als "Beetle" 
(https://www.dfrobot.com/product-1075.html), dem freundliche Chinesen 
ein alternatives Platinenlayout mit Leiterplatten-USB-Stecker verpasst 
haben.

Du brauchst also nur etwas analoge Signalaufbereitung, um an den ADC des 
Controllers gehen zu können, und "bist im Geschäft".

von Mark K. (mamikoe)


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Ich will überhaupt kein Display und hinsichtlich des Speichers ging ich 
davon aus, daß das, was das USB-Teil an den PC liefert, dort auf HD 
geschrieben und so gespeichert wird. Ich denke, ich habe deutlich 
geschrieben, daß ich kein alles ersetzendes stand-alone-DSO suche 
sondern nur etwas, was etwas "besser" ist als ein Soundkarten-Skop, da 
ich ja für alles andere mein HAMEG habe. Steht ja auch schon im Betreff.
Und was die Software angeht: Sie soll hat brauchbar sein, was nutzt eine 
ausreichende Hardware wenn die Software so ein Krampf und das gerät 
daher weitgehend unbrauchbar ist wie es den Berichten zufolge beim 6022B 
der Fall ist. Und 50, 60 Euro auf gut Glück rauszuhauen um selbst zu 
überprüfen, ob die Berichte der anderen zutreffend ist, ist nicht 
besonders sinnvoll.

von A. K. (Gast)


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Mark K. schrieb:
> da ich ja für alles andere mein HAMEG

HAMEG ist aber auch nicht die Referenz für gute Oszilloskope.

von Frank K. (fchk)


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Du hast jetzt nichts über Abtastraten und Auflösung geschrieben.

Für 50€ bekommst Du z.B. das hier:

http://www.abacom-online.de/div/ABACOM_USB_ADC.pdf

Wenn Dir die Software nicht passt, darfst Du Dir gerne selber was 
schreiben.

Oder wahlweise selber was in der Richtung bauen, wenn Du meinst, dass Du 
das billiger hinbekommst. EIn FT2232H-Breakoutboard plus einen 
beliebigen ADC per SPI oder parallel plus Eingangsstufe wäre eine 
gültige Lösung. (und High-Spped USB und nicht full-speed wie das 
gezeigte Board)

fchk

von Anja (Gast)


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Mark K. schrieb:
> Die anderen gelegentlich genannten USB-PC-Skops wie
> etwa da 2204A von Pico liegen doch deutlich über dem, was ich auszugeben
> bereit bin, und dies erst recht, weil jedenfalls ich anhand der Angaben
> nicht beurteilen kann, ob die Teile geeignet sind und das können, was
> ich brauche (vor allem die Speicherung und spätere Analyse der Signale
> für einige Sekunden).

Schade dann bastel halt noch länger mit diversen Soundkarten herum.

Die Specs zum 2204A für den Streaming Mode sind hier:
https://www.picotech.com/library/oscilloscopes/streaming-mode
also max 2 MS im PC bei bis zu 1 MS/s Abtastrate.
Das sollte bei 50 kS/s einige Sekunden reichen.

Für niedrige Abtastraten gibt es außerdem noch die Logging Software (mit 
unendlicher Aufzeichnungsdauer).

Ansonsten gibt es noch eine API und ein SDK mit dem man die Daten selbst 
abholen kann.

Gruß Anja

von Luther B. (luther-blissett)


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6022BE Besitzer hier.

Es gibt schon einige USB Soundkarten, bei denen man den 
Kopplungskondersator einfach mit einem Widerstand überbrücken kann. 
Vielleicht hilft ja: http://www.daqarta.com/dw_ggll.htm

Ansonsten 6022BE: Wenn du die Signalfolgen nur aufzeichnen und dann 
analysieren willst, dann kannst du das ganz gut mit dem 6022BE machen, 
weil es von sigrok und damit auch von pulseview unterstützt wird. Da 
kannst du genau sagen, "bitte 1 Minute lang beide Kanäle mit 20 MS/s 
aufzeichnen" und die Wellenform kannst du danach ganz gemütlich 
untersuchen, exportieren usw.

https://sigrok.org/wiki/Hantek_6022BE

Falls du doch noch Scope-Funktionalität willst, dann gibt es noch 
OpenHantek als weitere Open-Source Alternative und das sehr schicke 
HScope für Android.

Die Hardware des 6022BE ist aber ziemlich einfach und hat ein paar 
Einschränkungen für den generellen Betrie als Scope, z.B:

* kein AC Coupling, nur DC.
* kein externer Trigger
* die kleinste vertikale Auflösung ist glaube ich 500mV, kleine Signale 
lassen sich also nicht so gut verfolgen, da nur mit 8 Bit gesampled 
wird.

Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind genau das keine 
Einschränkungen für dich.

: Bearbeitet durch User
von Mark K. (mamikoe)


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Mag sein. Mir reicht es aber grundsätzlich. Außerdem geht´s nicht darum.

von Mark K. (mamikoe)


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Konnte jetzt das 6022BL ausleihen/testen. Siehe meine Einschätzung in 
Beitrag "Re: [S] USB Oszilloskop, Hantek 6022BE/BL oder ähnliches". Damit konnte ich 
am Ende entsprechend meiner Bedürfnisse herummessen. Wenn´s günstig 
zuläuft wäre es mir die Anschaffung wert - aber die sehr geringe Anzahl 
entsprechender Gebrauchtangebote und die erzielten Preise zeigen, daß 
dies die 6022-Besitzer ebenso sehen.

von Dieter (Gast)


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von Martin H. (horo)


Angehängte Dateien:

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Luther B. schrieb:
> die kleinste vertikale Auflösung ist glaube ich 500mV

ja, Vollaussteuerung des ADC ist +-500 mV am Eingang (bzw. +-1V, +-2.5V, 
+-5V je nach Verstärkung) siehe dort:
https://www.eevblog.com/forum/testgear/hantek-6022be-20mhz-usb-dso/msg1283803/#msg1283803
Der gesamte (Monster-)Thread im eevblog ist sehr informativ.

Die Messbereiche der Linux-SW OpenHantek -> 
https://github.com/OpenHantek/openhantek sind 10mV/div .. 5V/div, 
ansonsten ist sigrok das Mittel der Wahl für Langzeitmessungen. Das kann 
mittlerweile sogar Analogkanäle an die Protokoll-Plugins weiterleiten 
und damit z.B. den CAN-Bus oder DCF77 analysieren (stacked protocol 
decoder).

Wenn man mit den Einschränkungen leben kann, dann ist das 6022BE keine 
schlechte Wahl für 60€. Das 6022BL für 20€ Aufpreis würde ich nicht 
empfehlen, sondern ein LCSoft Mini-Boards zu ca. 10€ kaufen, das liefert 
mit sigrok out-of-the-box 16 digitale Kanäle, das 6022BL kann mit sigrok 
nur 8 und per Schalter entweder Scope oder Logicanalyser.

von Achim B. (bobdylan)


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Dieter schrieb:
> http://www.elektronik-labor.de/AVR/T13DSO.html

Mit dem Ding hätte ich aber arge Probleme. Der Sinus, welcher auf dem 
ersten Bild zu sehen ist, kommt von einem Generator mit XR2206. Der XR 
ist nicht gerade berühmt für einen anständigen Sinus, aber so verhunzt 
wie auf dem Bild ist er auch wieder nicht. (Der Sinus ist üblicherweise 
"anders" verhunzt.)

Deshalb die große Frage: Ist der Generator tatsächlich so schlecht, oder 
ist der Oskar für diese verhunzte Darstellung verantwortlich? Wenn 
letzteres (was ich vermute), dann ist er unbrauchbar.

von Zeno (Gast)


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Mark K. schrieb:
> nur ein Kanal und die Speicherdauer anscheinend eher sehr gering.

Also in den technischenDate Daten steht: "Zeitbasis: 10μs/Div. ... 500 
s/Div.". Da auf dem Bildschirm 12 horizontal 12 Kästchen sind bedeutet 
das 12x500s=6000s=100min=1h40min - also das sollte doch ausreichend 
sein. Ob man da auf dem kleinen Bildschirm noch was erkennt ist eine 
andere Frage. Könnte mir aber vorstellen das es dafür eine Software 
gibt, mit der man das auf dem PC darstellen kann.

von Zeno (Gast)


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Zeno schrieb:
> Also in den technischenDate Daten steht: "Zeitbasis: 10μs/Div. ... 500
> s/Div.". Da auf dem Bildschirm 12 horizontal 12 Kästchen sind bedeutet
> das 12x500s=6000s=100min=1h40min - also das sollte doch ausreichend
> sein. Ob man da auf dem kleinen Bildschirm noch was erkennt ist eine
> andere Frage. Könnte mir aber vorstellen das es dafür eine Software
> gibt, mit der man das auf dem PC darstellen kann.

Da sind mir ja gruselige Tipfehler unterlaufen. Also noch einmal und 
hoffentlich besser.

Also in den technischen Daten steht: "Zeitbasis: 10μs/Div. ... 
500s/Div.". Da auf dem Bildschirm horizontal 12 Kästchen sind, bedeutet 
das 12x500s=6000s=100min=1h40min - also das sollte doch ausreichend
sein. Ob man da auf dem kleinen Bildschirm noch was erkennt ist eine 
andere Frage. Könnte mir aber vorstellen das es dafür eine Software 
gibt, mit der man das auf dem PC darstellen kann.

von Martin H. (horo)


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Achim B. schrieb:
> Ist der Generator tatsächlich so schlecht,

Sieht so aus, als ob der Widerstand zwischen 13/14 vom XR2206 zu groß 
ist (sollte typisch 200 Ohm sein) und daher mehr Dreieck als Sinus 
erzeugt wird. Wenn man 13/14 ganz offen lässt, dann wird es ein 
korrektes Dreieck.

von Hubert (Gast)


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Owon wäre noch vielleicht eine günstige Möglichkeit. Für meinen 
Geschmack ist die Bedienungoberfläche aber nicht so toll gestaltet.
Da gefällt mir die Software von Pico schon wesentlich besser, auch wenn 
sie nicht ganz fehlerfrei ist ( 
http://www.afug-info.de/Testberichte/PicoScope-5444D-MSO/ ).
Die Speichermöglichkeiten des Pico sind imho sehr gut, ebenso das Zoom. 
Leider gibt es kein Rol. Im Gegensatz zu Hantek wird die Software 
weiterentwickelt. Das ist für mich ein entscheidender Punkt, und die 
serielle Busdecodierung für zig Protokolle. Das ist schon toll. Andere 
verlangen dafür horrende Aufpreise.

HAMEG sehe ich übrigens absolut als Referenz für gute Oszilloskope.
wer das anders sieht, hatte noch keins.

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