Forum: HF, Funk und Felder VLF Sender / Empfänger


von Frank (Gast)


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Hi,

ich experimentiere gerade mit Signalen im VLF Bereich. Bisher habe ich 
zum Beispiel den Zeitzeichensender DCF77 über meine Soundkarte 
empfangen.

Mein Ziel ist es einen Sender zu bauen oder die Soundkarte des PCs als 
Sender zu verwenden, um ein Signal bei ungefähr 10kHz zu senden. Als 
Empfänger soll ein kleines Entwicklungsboard mit einem 24kHz ADC dienen, 
der eigentlich für ein Mikrofon gedacht ist. Eine große Einschränkung 
des Empfängers ist die Antenne, die nur aus einem etwa 2,5m langen Kabel 
besteht und auch nicht verändert werden soll.

Ausprobiert habe ich bisher über meine Soundkarte ein 10kHz Sinus 
abzuspielen und an den Lautsprecherausgang habe ich eine Rahmenantenne 
angeschlossen. Alles noch sehr stümperhaft.

Ich sehe in meinem Aufbau große Probleme. Die Antennen sind jeweils viel 
zu klein und auch die Leistung der Soundkarte ist viel zu gering. Meine 
erste Frage wäre daher erstmal, ob sich grob überschlagen lässt, ob ich 
mit der Größeneinschränkung der Empfängerantenne überhaupt ein Signal in 
dem Frequenzbereich empfangen kann und wenn ja wie viel Leistung und was 
für eine Antenne ich auf der Seite des Senders benötigen würde. Alles 
über einem Meter Reichweite wäre da schon interessant. Egal, ob das nun 
elektromagnetische Wellen oder ein Effekt wie Induktion ist. Ich konnte 
im Internet einige Sender von Radioamateuren finden, die einen 
Audioverstärker und eine große Spule verwenden. Leider gab es dazu keine 
genaueren Informationen.

Viele Grüße,
Frank

von Günter Lenz (Gast)


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Frank schrieb:
>habe ich eine Rahmenantenne
>angeschlossen.

Das ist schon mal richtig bei so niedrigen Frequenzen,
auf beiden Seiten, Sender und Empfänger.
Für die Wicklung der Rahmenantenne moglichst dicken Draht
verwenden, je dicker um so besser. Und dann Resonanz
und Leistungsanpassung herstellen bringt auch noch
mal eine ganze Menge.

von Gästchen (Gast)


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Hi,
eventuell hilft es mal einen richtigen VLF-Empfänger zu benutzen, wie 
den Weltmpfänger Degen DE1103 in den VLF-Modus umgeschaltet (geht über 
Tasten). Eigentlich ist der Empfänger recht empfindlich.

von Frank (Gast)


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Hi,

viele Dank für eure Antworten. Für mich wäre erstmal interessant, ob ich 
mit dem kurzen Drahtantenne auf Empfängerseite überhaupt eine Chance 
hätte. Könnt ihr mir Tipps geben, wie ich das grob durchrechnen kann. 
Gibt es dazu gute Quellen im Internet oder Bücher?

Sonst müsste ich das Konzept mit dem Empfänger nochmal komplett von 
vorne denken.

von Jörn (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Das ist schon mal richtig bei so niedrigen Frequenzen,
> auf beiden Seiten, Sender und Empfänger.
> Für die Wicklung der Rahmenantenne moglichst dicken Draht
> verwenden, je dicker um so besser. Und dann Resonanz
> und Leistungsanpassung herstellen bringt auch noch
> mal eine ganze Menge.

Aus meiner Erfahrung reicht zumindest für den Empfänger in diesem 
Frequenzbereich auch sehr, sehr dünner Draht. Du kannst ihn ja sowieso 
durch eine Rückkopplung entdämpfen (Schlagworte 'rückgekoppeltes Audion' 
oder 'regenerative receiver')
z.Bsp.:
https://www.youtube.com/watch?v=JEuUK_DsNVk

von Jörn (Gast)


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Frank schrieb:
> viele Dank für eure Antworten. Für mich wäre erstmal interessant, ob ich
> mit dem kurzen Drahtantenne auf Empfängerseite überhaupt eine Chance
> hätte. Könnt ihr mir Tipps geben, wie ich das grob durchrechnen kann.
> Gibt es dazu gute Quellen im Internet oder Bücher?

Nimm eine Rahmenantenne und das Programm Magnet-Loop-Antennen-Rechner 
von DG0KW.
Kann man intuitiv bedienen.
http://www.dl0hst.de/magnetlooprechner.htm

Drahtantenne kannst du bei der extrem niedrigen Frequenz vergessen (oder 
über mehrere Kilometer in mehreren km Höhe verspannen ;))

von Mario M. (thelonging)


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Es verlangt ja niemand, dass die Empfangsantenne resonant sein muss. 
Wenn der Eingang hochohmig ist, reichen wenige Zentimeter Antenne, wie 
z.B. bei der Mini-Whip:
http://funkperlen.blogspot.com/2015/04/mini-whip-aktivantenne-ein-versuch.html

P.S.: Für das Senden im VLF-Bereich eignet sich eine sogenannte 
"Erdantenne". Die wurde im kalten Krieg gerne als Sendeantenne für 
Bunker verwendet, weil die Antenne oberirdisch nicht sichtbar ist.
http://funkperlen.blogspot.com/2017/06/funken-ohne-antenne.html

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Mario M.  schrieb:
>Es verlangt ja niemand, dass die Empfangsantenne resonant sein muss.
>Wenn der Eingang hochohmig ist, reichen wenige Zentimeter Antenne, wie
>z.B. bei der Mini-Whip:

Warum sind die Funkuhrenhersteller noch nicht auf diese Idee
gekommen? Ich kenne Funkuhren nur mit Ferritstabantenne drinn.
Und da ist die Frequenz sogar noch Höher (77,5kHz).

von Günter Lenz (Gast)


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Wer die unterschiedlichsten VLF-Antennen und Ideen testen
möchte, das geht gut mit dem schwedischen Langwellensender
SAQ 17,2kHz. Es gibt auch noch ein paar andere Frequenzen
unter 100kHz, zum Beispiel den Englischen Zeitzeichensender
auf 60kHz. Da wird man dann merken welche Idee gut ist,
und welche nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/MSF_(Zeitzeichensender)

Beitrag "CQ CQ CQ SAQ SAQ SAQ"

von Bernhard D. (pc1401)


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Günter Lenz schrieb:
> Mario M.  schrieb:
>>Es verlangt ja niemand, dass die Empfangsantenne resonant sein muss.
>>Wenn der Eingang hochohmig ist, reichen wenige Zentimeter Antenne, wie
>>z.B. bei der Mini-Whip:
>
> Warum sind die Funkuhrenhersteller noch nicht auf diese Idee
> gekommen? Ich kenne Funkuhren nur mit Ferritstabantenne drinn.

Vermutlich mangelnde Selektivität der Mini-Whip und höherer 
Stromverbrauch.

von Bernhard S. (gmb)


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Frank schrieb:
> viele Dank für eure Antworten. Für mich wäre erstmal interessant, ob ich
> mit dem kurzen Drahtantenne auf Empfängerseite überhaupt eine Chance
> hätte. Könnt ihr mir Tipps geben, wie ich das grob durchrechnen kann.
> Gibt es dazu gute Quellen im Internet oder Bücher?

Hallo Frank,

da du keine nennenswerte tatsächliche Abstrahlung in dem Frequenzbereich 
hinbekommst, bist du auf rein magnetische oder rein elektrische Kopplung 
angewiesen. Du musst dich für eins entscheiden.

Entweder du erzeugst hohe Spannungen an einer E-Feld Antenne, welche 
auch ein kurzer Draht sein kann. Oder du erzeugst hohe Ströme die eine 
Leiterschleife durchfließen. Ich empfehle der Einfachheit und Sicherheit 
halber die Ströme.

Deine erzielbare Reichweite ist schwer zu berechnen, weil das nicht nur 
vom Signal sondern auch von der Größe der Störungen in deiner Umgebung 
abhängt.

Wenn du empfangsseitig ein ADC hast und eine FFT über die Daten jagen 
kannst, dann stehen deine Chancen von vornherein ziemlich gut, weil du 
schmalbandig arbeiten kannst und viele Störungen+Rauschen dann 
ausgeblendet werden.

Als Faustregel für den Praktiker kann ich dir folgendes sagen: Du wirst 
leicht das 10-fache des Umfangs deiner Leiterschleife als Reichweite 
erreichen und mit mehr Aufwand bis etwa zum 20-fachen bis höchstens etwa 
zum 50-fachen kommen. Darüber wird es dann immer schwerer.

Am besten einfach ausprobieren!

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