Hallo,
ich brauche für ein EQ-Bastelprojekt eine Festinduktivität mit 1000mH
(1H). Sie sollte einen Gleichstromwiderstand von maximal 680 Ohm haben
(I durch Spule = wenige mA).
Zu kaufen gibt es so etwas offensichtlich nicht mehr (früher gab es das
von Toko, Typ293LY-105).
Ich habe aber eine Induktivität aus einer Energiesparlampe (3,5mH), so
ähnlich wie die hier im Bild (3,3mH):
http://www.elektronik-labor.de/Labortagebuch/Energiespar1.jpg
Vielleicht kann man die mit feinerem Cu-Draht auf 1000mH umwickeln
(dafür müsste man allerdings erst den Kleber lösen, für Tips hierzu wäre
ich dankbar).
Kennt jemand ansonsten noch andere Quellen für 1000mH-Induktivitäten
oder hat andere Ideen, wie man so etwas selber wickeln kann?
(PS: einen Gyrator möchte ich hier aus 'Old-School-Style-Gründen' nicht
benutzen)
DCA schrieb:> ich brauche für ein EQ-Bastelprojekt eine Festinduktivität mit 1000mH> (1H). Sie sollte einen Gleichstromwiderstand von maximal 680 Ohm haben> (I durch Spule = wenige mA).
Wieviel? 1mA? 10mA? 100mA?
> Kennt jemand ansonsten noch andere Quellen für 1000mH-Induktivitäten> oder hat andere Ideen, wie man so etwas selber wickeln kann?
Einfach einen normalen Eisenpulver E-I Kern + Wickelkörper nehmen und
bewickeln. Vorher sollte man etwas rechnen.
https://www.mikrocontroller.net/articles/Spule#Spulen_selber_wickeln.2C_quick_.26_dirty
Hallo,
so eine Induktivität hängt entscheidend vom Kernmaterial (falls es
Ringkerne sein sollen), der Frequenz, der Temperatur und vom Strom ab.
Ich würde mich mal an https://www.ferroxcube.com/ wenden, um mir die
Grundlagen zu erarbeiten.
Vielleicht kannst Du genauer bei deiner Beschreibung sein?
Danke für die Antworten!
Die Spule ist für einen EQ ähnlich diesem hier:
http://dl4cs.de/?Stereo-_und_Hifi-Technik___-_Lautstaerke-_und_Klangregler___Equalizer_in_LC-Schaltung
Aber mit Operationsverstärkern statt diekreten Transistoren.
10€ plus Versand ist mir fast schon zu teuer.
Wie könnte man den verklebten Spulenkörper aus der Energiesparlampe
lösen, in Aceton einlegen?
Dann könnte ich beim Abwickeln die Windungen zählen, umrechnen und neu
bewickeln und das ganze danach wieder zusammenkleben.
DCA schrieb:> (PS: einen Gyrator möchte ich hier aus 'Old-School-Style-Gründen' nicht> benutzen)
Danke für die Gyratorhinweise! Bei dem Projekt sollen aber wie ganz oben
schon erwähnt nur Induktivitäten zum Einsatz kommen.
DCA schrieb:> Ich habe aber eine Induktivität aus einer Energiesparlampe (3,5mH)
Wenn der EQ auch funktionieren soll, brauchst Du eine bestimmte Güte für
einen bestimmten Frequenzbereich.
Eine Speicherdrossel wird bestimmt nicht die Anforderungen erfüllen. Ist
ungefähr so, als würdest Du X5R-Kondensatoren statt Folie einsetzen.
Ja, das stimmt.
http://dl4cs.de/?Stereo-_und_Hifi-Technik___-_Lautstaerke-_und_Klangregler___Equalizer_in_LC-Schaltung
Wie du hier siehst, sind Rs in Reihe im Serienschwingkreis eingebaut
(zumindest bei den höheren Frequenzen).
Bei meiner Schaltung sind die Rs auf 680 Ohm Gleichstromwiderstand
'eingestellt'.
D.h., wenn die 1H-Spule einen DC-Widerstand von 420 Ohm hat, werden nur
noch 260 Ohm in Serie geschaltet (dann ist man insgesamt wieder bei 680
Ohm DC für den betrachteten Frequenzzweig).
Ich hoffe, dass dadurch die Güte des Zweigs 'konstant' gehalten wird (in
der Simulation sieht es jedenfalls so aus).
(ein anderer Faktor ist übrigens das L-C-Verhältnis - verkleinert man L
und vergrößert man C beim aktuellen Aufbau, wird die
Anhebung/Abschwächung breiter und ist nicht mehr so tief. Möglicherweise
gibt es Zusammenhänge zur Güte über den Gleichstrom-Widerstand)
Die parasitäte Kapazität der Spule ist vermutlich vernachlässigbar, weil
die Serien-Kapazität in der Schaltung 3,9uF beträgt.
Nö, die Güte hängt hauptsächlich von den Wirbelstromverlusten im Kern
ab.
Deine 1H werden vielleicht noch bei 50Hz 1H haben, aber bei 10kHz wird
nur noch der ohmsche Drahtwiderstand wirken.
DCA schrieb:> Danke für die Gyratorhinweise! Bei dem Projekt sollen aber wie ganz oben> schon erwähnt nur Induktivitäten zum Einsatz kommen.
Das Thema Oldschool hat sich doch mit dem Einsatz von OPV sowieso schon
erledigt. Spulen für Frequenzfilter sollten idealerweise Luftspulen
sein. Aber in dem Induktivitätsbereich -> viel Spaß. IMHO hängst du dich
am falschen Bauteil auf.
Peter D. schrieb:> Nö, die Güte hängt hauptsächlich von den Wirbelstromverlusten im Kern> ab.> Deine 1H werden vielleicht noch bei 50Hz 1H haben, aber bei 10kHz wird> nur noch der ohmsche Drahtwiderstand wirken.
Wenn es bei 100Hz noch funktioniert und bei 10kHz nicht stört, warum
nicht...
cab_leer schrieb:> Das Thema Oldschool hat sich doch mit dem Einsatz von OPV sowieso schon> erledigt.
Das ist nur für Testzwecke (weil am einfachsten).
EQ mit Röhre könnte der nächste Schritt sein.
Habe auf kleine Metalltrafokerne aus der Bastelkiste die Spulen für 1H
(100Hz) und 680mH (300Hz) gewickelt (Der Test wird zeigen, wie die
Verluste sind).
Für 120mH (1kHz) wäre ein relativ großer Hantelkern mit AL = 46nH/N^2
vorhanden. Könnte das erfolgversprechend sein?
Danke! Bei Gelegenheit kann ich auch später noch andere Spulen testen.
Ein bisschen Klirr spielt momentan keine große Rolle, Hauptsache, das
Gesamtkonzept funktioniert.
Eine andere Frage hätte ich noch, eventuell kennt sich hier jemand damit
aus.
Welchen Einfluss hat eigentlich die Größe der Potentiometer (also deren
Ohm-Wert)?
Im meiner Simulation ist es erstaunlicherweise egal, ob man Potis mit 1k
oder mit 100k verwendet.
Hier
http://dl4cs.de/?Stereo-_und_Hifi-Technik___-_Lautstaerke-_und_Klangregler___Equalizer_in_LC-Schaltung
werden Potis mit 22k verwendet.
Hat der Widerstandswert der Potis (innerhalb vernünftiger Grenzen)
überhaupt einen Einfluss auf den Frequenzgang oder die maximale
Anhebung/Absenkung?
Der Zahn der Zeit schrieb:> Mein Vorschlag: Mit der 1/10 der Impedanz arbeiten 2,2 kOhm-Potis,> 10-fache Kapazitäten und 1/10 Induktivitäten. 100 mH sich relativ> handlich, klein und preiswert.
Danke für den Vorschlag, leider etwas spät (die Induktivitäten sind
jetzt alle gewickelt).
Bei der Simulation hatte die Poti-Größe allerdings überhaupt keinen
Einfluss.
Dafür wurde die Filterkurve breiter und flacher, wenn kleineres L und
größeres C verwendet wurde.
Werde es aber noch mal überprüfen zur Sicherheit.
Dieter schrieb:> Mit einem OP in Gyratorschaltung können große Induktivitäten leicht> elektronisch erzeugt werden.
Gute Idee, ich besorge eine Kiste Philbrick-K2-W-Module ;)
http://lh4.ggpht.com/-vbOFfb4ewUE/TrQhg5Io5EI/AAAAAAAACnE/T2hfqK7ddqg/image_thumb%25255B4%25255D.png?imgmax=800
DCA schrieb:> Bei der Simulation hatte die Poti-Größe allerdings überhaupt keinen> Einfluss.
Das kann nicht stimmen. An den Anschlägen und in der Mittelstellung wäre
es der Fall, aber nicht in den Zwischenstellungen.
> Dafür wurde die Filterkurve breiter und flacher, wenn kleineres L und> größeres C verwendet wurde.
Das müsste umgekehrt ein. Die Serienschwingkreise mit der niedrigeren
Impedanz werden weniger bedämpft, die Filter werden steiler. Um das
auszugleichen, müssten auch die Arbeitswiderstände (4k7) auf 470R und
die Serienwiderstände in den Schwingkreisen reduziert werden. Die Summe
aus dem ohmschen Widerstand der Induktivität und dem Serienwiderstand
sollte idealerweise in allen Schwingkreisen 47R (vorher 470R) sein, das
ergäbe einen Einstellbereich von +/-20 dB.
Na ja, nu issesegal.
Der Zahn der Zeit schrieb:> DCA schrieb:>> Bei der Simulation hatte die Poti-Größe allerdings überhaupt keinen>> Einfluss.> Das kann nicht stimmen. An den Anschlägen und in der Mittelstellung wäre> es der Fall, aber nicht in den Zwischenstellungen.
Ahhh-Mist, der Klassiker, hätte auch mal zwischen Mitte und
Endanschlägen untersuchen sollen.
Der Zahn der Zeit schrieb:> Das müsste umgekehrt ein. Die Serienschwingkreise mit der niedrigeren> Impedanz werden weniger bedämpft, die Filter werden steiler. Um das> auszugleichen, müssten auch die Arbeitswiderstände (4k7) auf 470R und> die Serienwiderstände in den Schwingkreisen reduziert werden.
Ich untersuche das noch mal, wahrscheinlich habe ich es falsch in
Erinnerung.
Mit 'Arbeitswiderstände (4k7)' meinst du die Potis zum Einstellen der
jeweiligen Anhebung bzw. Abschwächung?!?
Die 1H-Spule hat 100R Gleichstromwiderstand. Wenn man für die gleiche
Frequenz (100Hz) stattdessen 0,1H verwendet, reduziert sich auch der
Gleichstromwiderstand.
Ansonsten gibt es noch die beiden Widerstände an den OpAmps, derzeit
3k3. Wenn man die vergrößert, vergrößert sich ebenfalls der maximale
Regelbereich, ich weiß nur noch nicht, ob die Gesamtcharakteristik
darunter leidet.
Kann man dann unter dem Strich sagen, wenn man die Induktivitäten um den
Faktor 10 verkleinert, müssen die zugehörigen Cs um den Faktor 10
vergrößert werden und die Potis und Serienwiderstände um den Faktor 10
verkleinert?
DCA schrieb:> Mit 'Arbeitswiderstände (4k7)' meinst du die Potis zum Einstellen der> jeweiligen Anhebung bzw. Abschwächung?!?
Nein. Ich beziehe mich auf die Schaltung von DL4CS, dort der Kollektor-
und Emitter-Widerstand. (Deine Schaltung habe ich jetzt nicht gefunden -
Tomaten auf den Augen?)
> Kann man dann unter dem Strich sagen, wenn man die Induktivitäten um den> Faktor 10 verkleinert, müssen die zugehörigen Cs um den Faktor 10> vergrößert werden und die Potis und Serienwiderstände um den Faktor 10> verkleinert?
Genau so ist es, und das hatte ich ursprünglich auch geschrieben. Nicht
ursprünglich geschrieben hatte ich allerdings, dass die
Filter-Characteristik auch durch die beiden Arbeitswiderstände bestimmt
wird, also müssen sie auch reduziert werden.
Ich vermute, dass du das auch gemeint hast: Nicht nur die
Serienwiderstände, sondern die Summe aus Serienwiderständen +
Induktivitätswiderständen. Und da gibt's ein kleines(?) Problem bei
meinem Vorschlag: Die 100 mH XHBCC, die ich hier auch habe, haben
(gemessen) 200 Ohm, und das reicht natürlich nicht. Es ergäbe nur ca. 10
oder 11 dB Anhebung und Absenkung bei 63 Hz. Aber DL4CS hatte
offensichtlich das gleiche Problem gehabt.
DZDZ
DCA schrieb:> Danke für die Gyratorhinweise! Bei dem Projekt sollen aber wie ganz oben> schon erwähnt nur Induktivitäten zum Einsatz kommen.
Das ist eine Blöde Idee<tm>
Es gibt sehr gute Gründe, warum man Induktivitäten im NF-Bereich
vermeiden will:
1. es sind manchmal unhandlich große Induktivitäten nötig
2. Gefahr von magnetischen (Ein)kopplungen
3. wenig Kontrolle über die Güte (L/R Verhältnis) bzw. nur auf Kosten
der Baugröße
4. eher große Fertigungstoleranzen
Speziell für Equalizer, wo man typisch Serienschwingkreise baut und ein
Ende der Spule an GND liegt, ist ein Gyrator eine wesentlich bessere
Wahl. Man kann damit Induktivitäten von mehreren Henry erreichen, bei
kleinem Bauraum und exakt definierter Güte.
Früher nahm man Schalenkerne von Siemens oder Vogt und wickelte sowas
selber.
Je nach Kernmaterial mußte man die Windungen berechnen. Kannst auch mal
bei Bürklin gucken.Eventuell haben die auch noch fertiges.
Hier kurz der Schaltplan. Die Werte von L und C weichen bei mir etwas
ab, aber der Rest ist identisch.
Der Zahn der Zeit schrieb:> ... , dass die> Filter-Characteristik auch durch die beiden Arbeitswiderstände bestimmt> wird, also müssen sie auch reduziert werden.
Wären die Arbeitswiderstände im Schaltplan R2 und R3 (hier jew. 3k3)?
Der Zahn der Zeit schrieb:> Und da gibt's ein kleines(?) Problem bei> meinem Vorschlag: Die 100 mH XHBCC, die ich hier auch habe, haben> (gemessen) 200 Ohm, und das reicht natürlich nicht.
Ah, man bräuchte dann also ein L mit geringerem ohmschen Widerstand.
herbert schrieb:> Früher nahm man Schalenkerne von Siemens oder Vogt und wickelte sowas> selber.
Gute Idee fürs nächste Mal, Schalenkerne habe ich sogar noch irgendwo.
Dieter schrieb:> In Röhrentechnik (Gyratorschaltung):> http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/Equalizer.htm
Danke für den Link, coole Schaltung!!!
Mit LIMP kann man sich übrigens gut den Verlauf der Impedanzkurve
anschauen (das Programm ist eigentlich für Lautsprecher gedacht).
Dort wird der Serienkreis aus 2,2uF und 1,0H so angezeigt, dass er am
Resonanzpunkt immer noch einen Restwiderstand von 150 Ohm hat.
Der DC-Widerstand der Spule liegt ziemlich genau bei 100 Ohm.
Sind die restlichen 50 Ohm dann die Kernverluste im Eisen?
Kurzer Grundlagenkurs:
Wenn XL = -XC ist (d.h., wenn der Betrag beider Blindwiderstände gleich
groß ist), also bei Resonanzfrequenz, heben sie sich gegeneinander auf
und werden zusammen zu 0 (Ohm). Bei diesen Frequenzen kannst du dir L
und C "wegdenken". Dann wird beim oberen Potianschlag Die
Ausgangsspannung von OP1 über R2 und die Serienwiderstände geteilt, z.B.
3k3 zu 680 R: Faktor 680 : 3980 = ~0,17 = ~-15 dB. Am anderen Anschlag
wird die Ausgangsspannung im Gegenkopplungszweig von OP2 genau so viel
reduziert, dadurch die Verstärkung um den Kehrwert erhöht (~+15 dB).
AAAAber: Das Ganze würde nur stimmen, wenn die Potis sehr hochohmig
wären, 5 x 1k ist sehr niederohmig, damit fallen die tatsächlichen Werte
völlig anders aus: Die Ausgangsspannung wird über die 5 1k-Potis auf die
gegenphasige Spannung gelegt, das ist wie 5 parallele 500 Ohm
Widerstände nach Masse, also 100 Ohm - extrem anders als die 3k3 bei
hochohmigen Potis. Anhebung und Abschwächung fallen vielleicht noch 1
oder 2 dB aus(!). Die Serienwiderstände müssten jetzt in den Bereich von
~20 Ohm (statt 680 Ohm) fallen. Also viel hochohmigere Potis. Wie viel,
ist Geschmackssache. Ich würd's schätzen und dann simulieren. Generell
kann die Dimensionierung in der obigen Schaltung nicht ernst gemeint
sein.
Der Zahn der Zeit schrieb:> Kurzer Grundlagenkurs:>> Wenn XL = -XC ist (d.h., wenn der Betrag beider Blindwiderstände gleich> groß ist), also bei Resonanzfrequenz, heben sie sich gegeneinander auf> und werden zusammen zu 0 (Ohm). Bei diesen Frequenzen kannst du dir L> und C "wegdenken". Dann wird beim oberen Potianschlag Die> Ausgangsspannung von OP1 über R2 und die Serienwiderstände geteilt, z.B.> 3k3 zu 680 R: Faktor 680 : 3980 = ~0,17 = ~-15 dB. Am anderen Anschlag> wird die Ausgangsspannung im Gegenkopplungszweig von OP2 genau so viel> reduziert, dadurch die Verstärkung um den Kehrwert erhöht (~+15 dB).
Vielen Dank für den Grundlagenkurs, sehr aufschlussreich, jetzt ist es
mir klar!
Der Zahn der Zeit schrieb:> AAAAber: Das Ganze würde nur stimmen, wenn die Potis sehr hochohmig> wären, 5 x 1k ist sehr niederohmig, damit fallen die tatsächlichen Werte> völlig anders aus:
Die Bauteilwerte oben sind identisch mit den Werten in der Schaltung von
Herrn Baggen (außer, dass er die Gleichstromwiderstände von den
680-Ohm-Serienwiderständen abzieht, R6 hat dann z.B. nur noch 427 Ohm).
Obwohl ich deine weiteren Ausführungen zur Poti-Größe selber logisch
finde und danach zu größeren Poti-Werten hin neigen würde, zeigt die
Simulation ein anderes Bild.
Bei der Mittenstellung und den beiden Anschlägen ist der Poti-Wert ja so
gut wie egal, aber bei den Zwischenstellungen bringen hochohmigere Potis
viel schlechtere Ergebnisse.
Bei hochohmigen Potis (z.B. 5k oder 10k) ist die Anhebung und Absenkung
nicht mehr ansatzweise linear und findet nur noch auf den 'letzten
Drücker', also kurz vor Vollanschlag statt. Außerdem werden in den
Zwischenstellungen die Beeinflussungen der Kanäle untereinander größer
und die Kurven breiter.
Warum das so ist, kann ich selber nicht sagen.
Hier noch ein Zitat aus Herrn Baggens Beschreibung zu seinem
Schaltungsentwurf:
"Dieser Schaltungsentwurf ist etwas abweichend vom Üblichen. Als
frequenzbestimmende Bauteile liegen hier Induktivitäten in der
Gegenkopplung.
Theoretisch bewirkt die Gegenkopplung um den Opamp A1 eine Verstärkung
oder Abschwächung des Signals um 15dB, praktisch sind es, durch Verluste
in den Spulen, ungefähr 13dB. Wenn alle Potis P1 ... P5 auf
Mittelstellung stehen, ist der Frequenzgang der Schaltung linear.
Bild 23.1. Der Fünfband-Equalizer ist einfach konzipiert, bringt aber
gute Ergebnisse."
In der Stückliste zu dem Projekt sind die Potis als '1k-Stereo-Poti,
lin., für Printmontage' aufgeführt (im Schaltplan ebenfalls 1k).
Du hast recht. Ich habe bei meinen Überlegungen, wie die Schaltung
funktionieren müsste, einen Fehler gemacht. Im Idealfall müsste die
Veränderung um +/-15 dB tatsächlich stattfinden, Asche auf mein greises
Haupt.
Dass hochohmigere Potis zu dem von dir geschilderten Effekt führen, ist
allerdings ganz offensichtlich: Stell' dir ein sehr hochohmiges Poti vor
- dann kannst du dir auch gleich einen Umschalter mit Mittelstellung
vorstellen.
Die so sehr unsystematische Staffelung von C und L in der Schaltung
scheint mir wenig sinnvoll. Dass 5 x 680R nicht ernst gemeint war,
hattest du schon erwähnt.
Die Kurven werden breiter, weil der Serienschwingkreis durch einen
höheren Serienwiderstand stärker bedämpft wird. Nicht nur der dedizierte
Serienwiderstand ("680R") wirkt als solcher, auch der Widerstand des
Potis kommt in den Zwischenstellungen(!) teilweise noch hinzu.
Willst du den LC-Equalizer tatsächlich bauen? Technologisch ist einer
mit Gyratoren zweifellos überlegen, aber mir macht die Gedankenspielerei
mit LC Spaß, jedenfalls mehr Spaß als irgendeine andere fertige
Schaltung zu bauen, ein fertiges IC einzusetzen oder gleich ein fertiges
Gerät aus China zu kaufen. Lerneffekt, Hobby oder kommerzielle
Konstruktion - völlig verschiedene Zielsetzungen. Und deswegen noch
lange keine blöde Idee<tm>.
In Ergänzung zu dem Beispiel mit einer Kapazität,
Beitrag "Re: 1000mH-Spule für EQ-Projekt"
sei angemerkt, dass es eine solche Schaltung auch für eine Induktivität
gibt, aber das mach niemand, da als Gyrator dies mit viel einfacheren
Kondenstoren funktioniert und auch dabei der Klirrfaktor geringer ist.
Dieter schrieb:> gibt, aber das mach niemand, da als Gyrator dies mit viel einfacheren> Kondenstoren funktioniert und auch dabei der Klirrfaktor geringer ist.
Klirrfaktor und Rauschen sollten bei der einfachen passiven L-Variante
prinzipiell geringer sein als bei aufwendigen aktiven Schaltungen.
ohoh schrieb:> Klirrfaktor und Rauschen sollten bei der einfachen passiven L-Variante> prinzipiell geringer sein als bei aufwendigen aktiven Schaltungen.
Das würde ich nicht unterschreiben. Hier werden keine Luftspulen
gebraucht, hier geht es um Induktivitäten, die nur mit relativ
hochpermeablen Kernen zu erreichen sind. Die sind von Haus aus aber
nicht sehr linear, sie können sogar sehr unlinear werden.
Bezüglich des Rauschens ist in der obigen Schaltung die
Haupt-Rauschquelle der OP2, denn dessen Eingangsspannungsrauschen wird
hoch verstärkt. Deshalb nehme ich an, dass eine Gyratorschaltung
wahrscheinlich weit weniger zum Rauschen beitragen wird.
Der Zahn der Zeit schrieb:> Das würde ich nicht unterschreiben.
Darauf kann die Welt zum Glück verzichten.
> Deshalb nehme ich an, dass eine Gyratorschaltung> wahrscheinlich weit weniger zum Rauschen beitragen wird.
Weniger als eine Spule? o.k.!
Habe dabei das Bild im kopf, wie Herr Trump Pamphlete unterschreibt,
voller alternativer Fakten.
ohoh schrieb:> Weniger als eine Spule?
Nein: nicht weniger als eine Spule. Sondern weniger als:
Der Zahn der Zeit schrieb:> in der obigen Schaltung die> Haupt-Rauschquelle der OP2, denn dessen Eingangsspannungsrauschen wird> hoch verstärkt
Du musst beide Sätze lesen und nicht nur den, den du gerne kritisieren
möchtest.
ohoh schrieb:> Habe dabei das Bild im kopf, wie Herr Trump Pamphlete unterschreibt,> voller alternativer Fakten.
Ach ja: eine Nummer kleiner gehts nicht? Zumal die Aussage von Zahn der
Zeit korrekt ist und du sie einfach nur sinnentstellend interpretiert
hast?
Der Zahn der Zeit schrieb:> Anhebung und Abschwächung fallen vielleicht noch 1> oder 2 dB aus(!). Die Serienwiderstände müssten jetzt in den Bereich von> ~20 Ohm (statt 680 Ohm) fallen.
Langer Rede kurzer Sinn: die Serienwiederstände stellen die Güte der
Serienschwingkreise ein, damit die Anhebung/Absenkung weder zu zu
schmalbandig wird (dann bilden sich Lücken zwischen den Einstellern, in
denen das Signal vom EQ nicht beeinflußt werden kann) noch zu
breitbandig (dann gibt es nur eine schwache Anhebung/Absenkung). Die
Güte ist also auf die Anzahl der Einsteller abzustimmen.
In der gezeigten Schaltung haben alle Schwingkreise einen zusätzlichen
680Ω Serienwiderstand. Die gleiche Güte bekommt man damit aber nur, wenn
der ohmsche Widerstand aller Spulen deutlich kleiner als besagte 680Ω
ist. Denn der effektive Serienwiderstand ist die Summe aus dem
DC-Widerstand der Spule und dem separaten Widerstand. Langer Rede kurzer
Sinn: zumindest für die großen Spulen sollte man den DC-Widerstand
messen und den Serienwiderstand entsprechend kleiner auslegen. Wenn die
Spule z.B. 200Ω hat, würde man statt 680Ω besser 470Ω verbauen. Im
Umkehrschluß sind Spulen mit einem DC-Widerstand >680Ω von vornherein
ungeeignet.
Ganz allgemein sind alle Bauteile vom Impedanzniveau aufeinander
abzustimmen: die Potis, die Serienwiderstände und die Schwingkreise
selber. Umdimensionieren ist relativ einfach. Man kann z.B. alles Faktor
N niederohmiger machen: Potis/N, Serienwiderstände/N, Spulen/N,
Kondensatoren*N. An Spulen und Kondensatoren muß man ändern, weil deren
Wert in die Güte eingeht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gütefaktor#Reihenschaltung
Ich hatte vor vielen Jahren mal ein Programm für meinen damaligen
BASIC-Taschenrechner geschrieben, das mir die Bauteile für einen N-Band
Equalizer berechnet hat. Natürlich mit Gyratoren statt echten Spulen.
Das konnte das alles. Ist vom Nebel der Zeit verschlungen worden.
Hier noch mal der Schaltplan von Harry Baggen mit einer Erklärung, wie
die Größe der Serienwiderstände zu verstehen ist (nämlich insgesamt 680
Ohm, der DC-R der Spulen ist schon eingerechnet).
Weil die Anmerkungen zu den Serienwiderständen oben von manchen
überlesen wurden...
Der Zahn der Zeit schrieb:> Dass hochohmigere Potis zu dem von dir geschilderten Effekt führen, ist> allerdings ganz offensichtlich: Stell' dir ein sehr hochohmiges Poti vor> - dann kannst du dir auch gleich einen Umschalter mit Mittelstellung> vorstellen.
Ah ja, jetzt sehe ich es auch, ansich logisch!
> Willst du den LC-Equalizer tatsächlich bauen?
Auf jeden Fall, ich bastle gerne mit Spulen (und Übertragern, meistens
im HF-Bereich).
>Technologisch ist einer> mit Gyratoren zweifellos überlegen, aber mir macht die Gedankenspielerei> mit LC Spaß, jedenfalls mehr Spaß als irgendeine andere fertige> Schaltung zu bauen, ein fertiges IC einzusetzen oder gleich ein fertiges> Gerät aus China zu kaufen. Lerneffekt, Hobby oder kommerzielle> Konstruktion - völlig verschiedene Zielsetzungen. Und deswegen noch> lange keine blöde Idee<tm>.
Bei den alten Mesa-Boogie-Verstärkern waren diese LC-EQs Standard. Ich
will das auch unbedingt mal testen.
Was ich auch verlockend finde, die beiden Opamps verbrauchen nicht viel
Strom. Wenn noch fünf Gyratoren im Spiel wären, sähe die Sache schon
anders aus.
(späterer Aufbau eines Multi-Band-EQs mit Gyratoren allerdings
keineswegs ausgeschlossen)
Jedenfalls muss ich erst mal fünf 1k-Potis auftreiben (eventuell als
Schieberegler), die habe ich nämlich nicht in der Bastelkiste vorrätig.
Wenn das ganze aufgebaut und getestet ist, werden hier die Ergebnisse
gepostet.
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