Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Attiny+Vibrationsmotor - Welcher Transistor ist der Richtige?


von Jens M. (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte über einen Attiny10, welcher mit 2,4v betrieben wird einen 
kleinen Vibrationsmotor ansteuern. Der Motor soll nach einer bestimmten 
Zeit für einen kurzen Impuls (5ms) angesteuert werden.

Momentan hab ich einen SC 8050 Transitor (hatte ich Zuhause) ohne 
Widerstand zwischen dem Attiny und dem Motor. Die Schaltung funktioniert 
soweit, allerdings würde ich es gerne richtig machen.

1. Welcher günstige Transistor ist am besten für meine Zwecke geeignet 
(SOT-23 benötigt)?

2. Sollte ich einen Widerstand verwenden und würde sich das besser auf 
meine Akkulaufzeit auswirken? Falls ja, wieviel Ohm sollte der 
Widerstand haben?

Falls es geht gerne mit einer kurzen Begründung, damit ich sowas in 
Zukunft selbst hinbekomme. Ich hab bereits mehrere Foren dazu 
durchgelesen, werd daraus aber nicht wirklich schlau.

Vielen Dank im Voraus und beste Grüße
Jens

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Um einen BJT vom Mikrocontroller anzusteuern, benötigst du immer einen 
Basisvorwiderstand, weil sonst viel zu viel Strom in die Basis geht, der 
nur die Stromquelle belastet und nichts zur Funktion beiträgt. Ein 
220-470 Ohm Widerstand ist hier richtig.

Du schreibst leider nicht, wieviel Strom der Motor bei Nennspannung 
zieht. Heute nimmt man statt eines BJT meistens einen kleinen MOSFet, da 
der praktisch leistunglos angesteuert wird (kein Basisstrom) und sehr 
geringe Schaltverluste hat. Für deine Anwendung ist ein LowLogiklevel 
MOSFet vermutlich das richtige.

: Bearbeitet durch User
von Jens M. (Gast)


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Danke Matthias! Der Motor hat einen Nennstrom von ca. 20mA, allerdings 
wird dieser durch den Einschaltstrom wahrscheinlich deutlich höher 
liegen bei dem kurzen Impuls.

Welcher SOT-23 MOSFet wäre in diesem Fall der Richtige? Benötige ich in 
diesem Fall keinen Widerstand mehr?

von Jens G. (jensig)


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Matthias S. (Firma: matzetronics) schrieb:

>Um einen BJT vom Mikrocontroller anzusteuern, benötigst du immer einen
>Basisvorwiderstand, weil sonst viel zu viel Strom in die Basis geht, der
>nur die Stromquelle belastet und nichts zur Funktion beiträgt. Ein
>220-470 Ohm Widerstand ist hier richtig.

Richtig.

>Du schreibst leider nicht, wieviel Strom der Motor bei Nennspannung
>zieht. Heute nimmt man statt eines BJT meistens einen kleinen MOSFet, da
>der praktisch leistunglos angesteuert wird (kein Basisstrom) und sehr
>geringe Schaltverluste hat. Für deine Anwendung ist ein LowLogiklevel
>MOSFet vermutlich das richtige.

Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, was der Motor wohl 
ziehen wird, ist es doch wohl nur ein Vibratormotor, der wohl nicht viel 
ziehen wird. Insofern ist der Verweis auf Mosfets schon eher wie mit 
Kanonen auf Spatzen schießen, zumal der TO ja schon einen potentiellen T 
hat.


Jens M. (vortex) schrieb:

>Danke Matthias! Der Motor hat einen Nennstrom von ca. 20mA, allerdings
>wird dieser durch den Einschaltstrom wahrscheinlich deutlich höher
>liegen bei dem kurzen Impuls.

Den Einschalt-/Blockierstrom nimmt man einfach ungefähr mit dem 10- bis 
15-fachen an, von mir aus auch mehr zur Sicherheit. Der T verträgt wohl 
500mA, also ist er bestens gerüstet für diesen Motor. Nimm also einfach 
Deinen SC8050, mit dem erwähnten Basisvorwiderstand.

>Welcher SOT-23 MOSFet wäre in diesem Fall der Richtige? Benötige ich in
>diesem Fall keinen Widerstand mehr?

Einen Vorwiderstand brauchste da nicht, aber oftmals einen R parallel zu 
Gate und Source, um beim Einschalten im µC-Initialisierungsmoment 
definierten L-Pegel am Gate zu haben (es sei denn, es stört nicht, daß 
der Motor evtl. mal kurz beim Spannungsanlegen zuckt).

Was soll eigentlich bei 5ms an einem Motor passieren? Der wird doch 
höchstens mal leicht zucken ...

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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BC817-40 oder BC818-40.

Und 100 Ohm als Basiswiderstand.

von Thommy (Gast)


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So wie es sich anhört, wird es wohl eine kleine "Nervensäge" für 
ungeliebte Kollegen werden. :-)

von HildeK (Gast)


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Jens M. schrieb:
> Welcher SOT-23 MOSFet wäre in diesem Fall der Richtige?

Um einfach mal einen kleinen, preisgünstigen zu nennen: IRLML 6344, gibt 
es z.B. bei Reichelt für z.Zt. 14ct.
Bei 2.4V Steuerpegel ist der aber schon an seiner Grenze.
An der Stelle ist die Ansteuerungsseite beim bipolaren besser, dafür 
wird im eingeschalteten Zustand weniger Drop für die Last vorhanden 
sein.

von Jens M. (Gast)


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Vielen Dank zusammen! Falls es weiterhilft - der Stall-current des 
Motors wird mit 120mA angegeben.

Ich bin mir durch die unterschiedlichen Antworten etwas unsicher ob nun 
ein MOSFet oder BJT nehmen sollte. Mein Ziel ist es den Motor so weit 
wie möglich drehen zu können, mit so wenig Stromverlust wie möglich.

Wie entscheidet ihr welchen BJT/MOSFet ihr in diesem Fall nehmen würdet 
(für mich zum Verständnis) und wie berechnet ihr den Widerstand?

von hinz (Gast)


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Jens M. schrieb:
> der Stall-current des
> Motors wird mit 120mA angegeben.

Dann reichen als Basiswiderstand auch 270 Ohm.

von Manfred (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Heute nimmt man statt eines BJT meistens einen kleinen MOSFet, da
> der praktisch leistunglos angesteuert wird

Da ist er wieder, der unqualifizierte Reflex, zwanghaft FETs einsetzen 
zu wollen, weil man bipolar nicht verstanden hat :-(

Jens M. schrieb:
> welcher mit 2,4v betrieben wird
> für einen kurzen Impuls (5ms)

Bei 2,4V ist die Auswahl an FETs extrem eng. Mal kurz das Datenblatt vom 
SC8050 überfliegen ... ich sehe keinen Grund, den nicht zu verwenden.

von HildeK (Gast)


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Jens M. schrieb:
> Wie entscheidet ihr welchen BJT/MOSFet ihr in diesem Fall nehmen würdet
> (für mich zum Verständnis) und wie berechnet ihr den Widerstand?

Bei sehr niedriger Steuerspannung (< ca. 2.5V) ist der bipolare T. 
notwendig, bei großen geschalteten Strömen der FET, weil selbst kleine 
Bauformen mehrere Ampere mit geringen Verlusten schalten können und fast 
leistungslos ansteuerbar sind.

MOSFET:
- max. Strom, max. UDS muss passen
- bei so niedriger Ansteuerspannung muss es ein Logic-Level-Typ sein, 
der auch bei der niedrigen Gatespannung noch spezifiziert ist (Angabe 
des On-Widerstands muss für die niedrige Gatespannung vorhanden sein)
- Je nach Anwendung achtet man auch auf den angegebenen ON-Widerstand, 
der hier recht niedrig sein sollte, um möglichst wenig Spannungsverlust 
für die Last zu haben.
Nebenbei: die Thresholdspannung UGS(th) im Datenblatt gibt nur an, bei 
welcher Gatespannung der FET gerade mal einige 100μA schalten kann - das 
ist also kein brauchbares Kriterium!

Bipolar:
- max. Kollektorstrom muss passen, max. UCE ist meist groß genug.
- Stromverstärkungsfaktor B, wichtig für die Berechnung des 
Basiswiderstands. Der ist oft in Gruppen selektiert, eine Gruppe mit 
hohen Werten führt zu kleinerem Basisstrom.
- Max. Verbraucherstrom durch min. B teilen ergibt den minimalen 
Basisstrom - wegen Sättigung noch z.B Faktor 3-10 zugeben für den 
tatsächlichen Basisstrom.
- (Steuerspannung-0.7V) / Basisstrom = Basisvorwiderstand.

von hinz (Gast)


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Manfred schrieb:
> Mal kurz das Datenblatt vom
> SC8050 überfliegen ... ich sehe keinen Grund, den nicht zu verwenden.

Du hast was wesentliches übersehen:

Jens M. schrieb:
> (SOT-23 benötigt)

von Manfred (Gast)


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hinz schrieb:
>> SC8050 überfliegen ... ich sehe keinen Grund, den nicht zu verwenden.
> Du hast was wesentliches übersehen:

> Jens M. schrieb:
>> (SOT-23 benötigt)

Erwischt!

SOT-23 erfordert einen anderen Typ, da passt Deine Empfehlung, wie fast 
immer.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Manfred schrieb:
> Da ist er wieder, der unqualifizierte Reflex, zwanghaft FETs einsetzen
> zu wollen, weil man bipolar nicht verstanden hat :-(

Wenn du meinen Beitrag vollständig gelesen hättest, hättest du bemerkt, 
das ich vorher was zu BJT und Basisvorwiderstand geschrieben hatte.
Da ist er wieder, der unqualifizierte Reflex, ohne Zusammenhang zu 
zitieren und dann auf den Poster zu schimpfen.

: Bearbeitet durch User
von Jens M. (Gast)


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Vielen Dank nochmal an alle für die Hilfe! Durch den Widerstand hat sich 
die Batterielaufzeit um ca. 10% verlängern lassen.

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