Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Probleme mit HF-Verstärker und Simulation (LTspice)


von Bernd E. (niro)



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Hallo Leute,

ich versuche gerade ein 40MHz ASK Funksignal zu verstärken, um es danach 
zu dekodieren.
Die ASK Modulation liegt im unteren kHz-Bereich und ist nach der 
Verstärkung dann zielich einfach zu dekodieren.
Das Funksignal ist aber ziemlich klein, dewegen habe ich mal in LTspice 
3 Verstärkerstufen hintereinander gehängt, was ja hier eigentlich auch 
ganz gut aussieht....

In der Realität auf meinem Testboard sieht das allerdings ganz anders 
aus:
bei einem Eingangssignal von 5mV kommen nach 3 Verstärkerstufen am Ende 
leider nur 500mV raus.
Das ist leider viel zu wenig, 80..100dB Verstärkung bräuchte ich schon, 
damit ich mit der Reichweite eingermaßen hinkomme.

Ich habe schon versucht die Bauteile in LTspice möglichst real zu 
paramtriesieren, aber irgendwie scheint das nicht zu reichen.
Wenn ich z.B. die Koppelkondensatoren in der Realität zwischen die 
Verstärkerstufen hänge, bricht das Signal der vorhergehenden Stufe schon 
ziemlich stakt zusammen, was in LTSpice nicht so ist. Das bedeutet ja 
wohl, dass der jeweilige Eingang der Verstärkerstufen den Ausgang der 
vorhergehenden in der Realität wesentlich mehr belastet als im Modell.
Aber zumindest die DC-Arbeitspunkte der Transistoren stimmen in der 
Realität mt der Simulation überein (wenigstens etwas..).
Das Transismodell habe ich aus einer Infineon-Library (vielleicht stimmt 
hier ja etwas nicht...)

Wäre sehr schön, wenn jemand ein paar Tips hätte, was ich falsch mache 
oder wie sich LTspice hier besser an die Realität anpassen lässt, damit 
die Simulation auch Sinn macht.
Die HF-Löterei auf der Versuchsleiterplatte ist auf die Dauer ziemlich 
nervtötend und bringt für eine Optimierung wenig neue Erkenntnisse.

Falls jemand unabhängig davon eine andere oder bessere Idee für einen 
einfachen Verstärker für das Funksignal hat, wäre das natürlich auch 
super!
Die meisten Schaltungvorschläge, die man im Netz findet sind entweder so 
uralt, dass man die Bauteile dafür micht mehr bekommt oder es ist so 
aufwändig, dass man hinterher ein halbes Radio hat...

Vielen Dank!!

von hinz (Gast)


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BFR92P für einen 40MHz Verstärker zu verwenden ist mutig. Die Dinger 
schwingen dir ratzfatz auf Frequenzen oberhalb deiner Messtechnik.
Zeig mal den Aufbau.


Und Anpassung vermisse ich bei deinem Verstärker auch noch.

von Bernhard S. (gmb)


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5mV zu 500mV sind 40dB also 13dB pro Stufe, was mir plausibel erscheint 
wenn man bedenkt dass keine Gedanken über das Matching gemacht wurden.

80-100dB mit hintereinander geschalteten Verstärker ist sehr mutig, da 
braucht man krasse Entkopplung zwischen Ein- und Ausgang damit das nicht 
schwingt.

BFR92 hat ordentlich Grenzfrequenz, ich sehe gerade Hinz hat dazu auch 
schon was geschrieben. Kann ich nur unterstützen. Besser wäre ein 
Transistor mit nur einigen 100 MHz Grenzfrequenz ... oder du setzt den 
Arbeitspunkt (Kollektorstrom) so niedrig, dass man nicht in den Bereich 
hoher Grenzfrequenzen kommt.

von Bernd E. (niro)


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Danke für den Tp mit dem Transistor!
Kann vielleicht jemand einen gängigen SMD-Typen vorschlagen, der 
sinnvoll ist?
Mit Schwingen hatte ich bisher kein Problem, aber vielleicht dann nach 
der nächsten Verstärkerstufe...
Im Anhang ein Bild von dem Testaufbau (das grüne ist die Antenne).
Wie gesagt, ich bin bei dem Verstärkerkonzept nicht festgelegt, probiere 
auch gerne mal was anderes aus.

von Jürgen W. (Firma: MED-EL GmbH) (wissenwasserj)


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von Thomas Eich (Gast)


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Hier noch ein paar Dinge die mir so einfallen:

Ich stimme Bernhard und Hinz vollkommen zu, vielleicht schwingt deine 
Schaltung im höheren GHz-Bereich und du kannst es nicht messen...

C4 entweder weglassen oder mit 100nF ersetzen! -> Parallelresonanz 
zwischen parasitärer Induktivität von C19+C18 und der Kapazität von C4.

Extrem wichtig ist die Masse-Gestaltung, wenn du so stark verstärken 
willst. Im Aufbau von dir sehe ich so grob, dass die Masse mehrer Stufen 
die gleiche ist. Schau, dass die großen Ströme der Letzten Stufe nicht 
über die gleiche Leitung fließen wie die der ersten. Das ist dann 
Impedanzkopplung.

In der ersten Stufe hast du L5 und C13. Die sollen ja einen Sperrkreis 
bei 40 MHz erzeugen. Vermutlich um die Schwingneigung bei einer so hohen 
Verstärkung zu unterdrücken?

Da du ziemlich hochohmig unterwegs bist, ist deine Schaltung sehr 
empfindlich auf kapazitive Kopplung. Da die Emitterschaltung invertiert, 
bist du nach der 2. Stufe im Gleichtakt, nach der 3. wieder im 
Gegentakt. Schau also, dass der Eingang der 1. und der Ausgang der 3. 
Stufe gut gegeneinander geschirmt sind. Geschirmt kann auch eine 
Guard-Masse bedeuten.

Wie ist deine Ausgangsimpedanz in der Messung? In LTSpice ist der 
Ausgang nicht belastet…

Gruß Thomas

von Helmut S. (helmuts)


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hinz schrieb:
> BFR92P für einen 40MHz Verstärker zu verwenden ist mutig. Die Dinger
> schwingen dir ratzfatz auf Frequenzen oberhalb deiner Messtechnik.
> Zeig mal den Aufbau.

Ein BFS17 wäre weniger kritisch bezüglich Schwingneigung.

Wenn schon Breadboard, dann eines mit Massefläche.

: Bearbeitet durch User
von Bernd E. (niro)


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Danke, danke!
An den Ausgang kommt die Dekodierschaltung (Spitenwertgleichrichtung mit 
HF-Opamp), also eigentlich auch eher hochohmig. Brauche ich da eine 
spezielle Anpassung oder reicht dann ein Widerstand mit ein paar kOhm 
gegen Masse aus?

von Frickelfritze (Gast)


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Bernd E. schrieb:
> ich versuche gerade ein 40MHz ASK Funksignal zu verstärken, um es danach
> zu dekodieren.

Ich schlage das hier vor und sage voraus dass das super hierfür
funktionieren würde.

Beitrag "Re: [S] Altes, leicht exotisches Empfängerprinzip für 27MHz Fernstsuerung"

von Thomas Eich (Gast)


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Wenn du es mit einem hochohmigen Messgerät am Ausgang misst, dann 
brauchst du keine Zwangsanpassung.
Außer du willst es unter realen Bedingungen wissen. Dann kannst du ja 
eine Antennennachbildung bauen. Das ist im Prinzip ein C gegen Masse. 
Die Größe der Kapazität ergibt sich aus der Länge der Antenne und der 
Frequenzbereich.

Ich würde dir folgendes Vorgehen empfehlen:

- Messtechnik sicherstellen:
Überprüfe mit deiner OP-Messschaltung ob die Pegel stimmen und miss 
somit deinen Generator.

- Problem reduzieren:
Miss zuerst nur die erste Stufe. Klemme die anderen ab und prüfe je nach 
Messgerät das du hast ob die Stufe schwingt.
Dann checke die Verstärkung. Wenn die nicht passt, dann ist das Modell 
falsch oder der Aufbau. Das kriegst du aber relativ leicht raus indem du 
die parasitären Elemente zu den simulations-Bauteilen hinzufügst.

- Sorge außerdem generell für eine saubere Versorgung. Sie ist so 
wichtig... ohne Basis keine komplexe Schaltung. Darunter verstehe ich, 
dass du schaust wie die Ströme fließen und welche Pfade diese sich 
teilen.

- Replizieren
Stimmt dann die Verstärkung kommt Stufe 2 und 3

- Zusammenschalten
Schalte anschließend zuerst nur Stufe 1 und 2 zusammen und 
synchronisiere die Simulation.

So müsstest du schnell zum Erfolg kommen.

von hinz (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Ein BFS17 wäre weniger kritisch bezüglich Schwingneigung.

ACK


> Wenn schon Breadboard, dann eines mit Massefläche.

Dead-Bug-Methode ist hier zu empfehlen.

von Bernd E. (niro)


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Vielen Dank für die vielen Tips!
Dann habe ich jezt erstmal einiges zu tun...

von oldeurope O. (Gast)


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Bernd E. schrieb:
> Wäre sehr schön, wenn jemand ein paar Tips hätte, was ich falsch mache
> oder wie sich LTspice hier besser an die Realität anpassen lässt, damit
> die Simulation auch Sinn macht.



Ich bin da anderer Meinung als meine Vorschreiber hier.

Deine Arbeitspunkteinstellung ist nicht vollständig ausgeführt
und für einen 40MHz aperiodischen Verstärker sind die
Widerstandswerte viel zu hochohmig.

Jetzt hast Du mehr Verstärkung als Dir lieb ist.
Möglicherweise reicht auch eine Stufe
Aber kleiner geht ja immer.



LG
old.

von ArnoR (Gast)


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Bernd E. schrieb:
> bei einem Eingangssignal von 5mV kommen nach 3 Verstärkerstufen am Ende
> leider nur 500mV raus.

So viel? In der Schaltung ist fast alles falsch gemacht was man falsch 
machen kann.

Beispielsweise hat Q6 einen Ausgangswiderstand von etwa 3k3. Dieser 
Widerstand bildet mit einer am Kollektor wirksamen Lastkapazität einen 
Tiefpass. Diese Kapazität besteht aus der Ausgangskapazität von Q6 und 
der Eingangskapazität (B-E- und Millerkapazität) von Q1. Schon eine 
Lastkapazität von nur 1pF (real ist die größer), ergibt eine 
Grenzfrequenz von nur noch 40MHz. Da wird also viel Verstärkung 
verschenkt.

Ein weiterer Punkt ist die Belastung einer Stufe durch die nachfolgende. 
Wie wir wissen, ist der Ausgangswiderstand von Q6 etwa 3k3. Nun wird der 
Ausgang aber mit dem Eingangswiderstand von Q1 belastet. Der hat keine 
HF-Stromgegenkopplung und daher nur einen rel. kleinen 
Eingangswiderstand von etwa 3k. Damit wird die von Q6 gemachte 
Verstärkung halbiert.

von GEKU (Gast)


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Das Ausgangssignal wird speziell an der unteren Halbwelle verzerrt.
Daher gibt es reichlich Oberwellen im Spektrum. Die erste Oberwelle ist 
nur  um  12dB  kleiner als das Nutzsignal.

von oldeurope O. (Gast)


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GEKU schrieb:
> Das Ausgangssignal wird ... verzerrt.

Deshalb schrieb ich:

Aus der W. schrieb:
> Jetzt hast Du mehr Verstärkung als Dir lieb ist.
> Möglicherweise reicht auch eine Stufe
> Aber kleiner geht ja immer.

LG
old.

von GEKU (Gast)


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Aus der W. schrieb:
> GEKU schrieb:
>> Das Ausgangssignal wird ... verzerrt.

Die Verhältnisse können durchaus anders sein, da die Schaltung png 
nicht mit der Simulation asc überein stimmt.

von oldeurope O. (Gast)


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Nein denn ich habe einen Screenshot von der asc gemacht.
Stelle mal den Generator auf 200µV statt auf 1mV.
Dann arbeitet das mit maximaler Verstärkung ohne
anzuecken.

LG
old.

von hinz (Gast)


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@TE:

Was willst du eigentlich mit dem Empfänger anfangen?

von GEKU (Gast)


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Aus der W. schrieb:
> Nein denn ich habe einen Screenshot von der asc gemacht.

Im Screenshot hat die Basisbeschaltung einen Spannungsteiler,
in der Simulation nur einen Widerstand gegen Vdd

LG
GEKU

von oldeurope O. (Gast)


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GEKU schrieb:
> Die Verhältnisse

Du kannst über höhere Werte von R15 Q5 "abwärtsregeln".
mit 8K2 kommt die Schaltung mit den 1mV zurecht.

LG
old.

von GEKU (Gast)


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Aus der W. schrieb:
> Stelle mal den Generator auf 200µV statt auf 1mV.
> Dann arbeitet das mit maximaler Verstärkung ohne
> anzuecken.

So ist es!

LG GEKU

von oldeurope O. (Gast)


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GEKU schrieb:
> Im Screenshot hat die Basisbeschaltung einen Spannungsteiler,
> in der Simulation nur einen Widerstand gegen Vdd

Nein. Wie kommst Du drauf? Alle Transistoren haben einen
Basisspannungsteiler bekommen.

LG
old.

von GEKU (Gast)


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Aus der W. schrieb:
> Nein. Wie kommst Du drauf? Alle Transistoren haben einen
> Basisspannungsteiler bekommen.

So sieht der ASC File nach dem DL aus.

https://www.mikrocontroller.net/attachment/421814/40MHz_Amp_02.asc

LG GEKU

von oldeurope O. (Gast)


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GEKU schrieb:
> So sieht der ASC File

Versuche es mal mit der Amp_02:
Beitrag "Re: Probleme mit HF-Verstärker und Simulation (LTspice)"


LG
old.

von GEKU (Gast)


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Aus der W. schrieb:
> Versuche es mal mit der Amp_02:
> Beitrag "Re: Probleme mit HF-Verstärker und Simulation (LTspice)"

Da komme ich auf den Link:

https://www.mikrocontroller.net/attachment/421814/40MHz_Amp_02.asc

LG GEKU

von oldeurope O. (Gast)


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Hast Recht. Keine Ahnung wie das passiert ist.
Demnächst kontrolliere ich die asc-Anhänge.
Anbei die korrekte asc-Datei 02. Pardon.

LG
old.

von GEKU (Gast)


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Aus der W. schrieb:
> Pardon.

kein Problem

Ich habe einen Vergleich gemacht.
Um besser den Unterschied zu sehen habe ich die Frequenzen leicht 
verschoben.
Auch wird der Unterschied bei linearer Darstellung deutlicher

LG
GEKU

von GEKU (Gast)


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nochmal mit anderen Farben
> LG
> GEKU

von Frank (Gast)


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Great discussion.
my dc simulation of two cascaded transistors ended in infinite loop 
simulation. It is buggy.

von Klaus R. (klara)


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Bernd E. schrieb:
> Ich habe schon versucht die Bauteile in LTspice möglichst real zu
> paramtriesieren, aber irgendwie scheint das nicht zu reichen.

Es geht ja auch noch besser. KEMET und MURATA, und auch andere, bieten 
zu jedem Kondensator Kennlinen an. Z.B. ist die Eigenresonanz manchmal 
wichtig. Weiter wird auch eine Spice Netlist zum Einbinden in LTspice 
für jeden Kondensator bereitgestellt.

Wenn man möglichst real simulieren möchte, dann sollte man diese Modelle 
nutzen.

PS:
Das Bild 1_-0603 ist ein 1µF Kondensator (1000 nF).
mfg Klaus

von Carlo (Gast)


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...  für die Grundlagen
villeich in der Biblio vorhanden ?!
https://www.box73.de/product_info.php?products_id=1966

zur Berechnung ... hilft villeicht weiter ?! :-)
https://dl6gl.de/index.php/berechnung-hf-verstaerker.html
https://dl6gl.de/sites/default/files/downloads/hf-verstaerker_anleitung_v2.1.pdf

oldeurope O. kennt bestimmt beide ... :-)

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