Hallo zusammen, da es immer häufiger in Mode kommt zB Raspberry Pis in kommerziellen Anwendungen zu verbauen, frage ich mich, ob schon jemand Evaluation Boards verbaut hat. Diese sind nicht viel teurer als der eigentliche Mikrocontroller zu bekommen und müssen nur noch auf bzw angesteckt werden.
Es soll wohl ein paar kommerzielle Produkte geben, in denen ein Arduino-Board steckt. Aber wenn man wirklich mit einem Serienprodukt auf den Markt gehen will, dann gibt es viele Argumente, die gegen Eval-Boards sprechen. - Peripherie, die nicht gebraucht wird, aber trotzdem Geld kostet - Zu wenig Platz für ein Board - Falsche Außenbeschaltung für die Anwendung (gerade, wenn Leiterbahnen kurz gehalten werden sollen) - EMV-technisch sehr schwer handhabbar - Keine Liefersicherheit bei größeren Mengen - Bei einigen (vielen?) Eval-Boards, z.B. bei TI iirc, steht in den Lizenzvereinbarungen, dass du die Eval-Boards nur zur Entwicklung nutzen darfst und sie nicht in kommerziellen Produkten verbaut werden dürfen
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass RPi für Industrie nur sehr begrenzt passt, kommt aber auf Anforderung an Verfügbarkeit und Robustheit an. Es gibt aber genügend Core-Module wie z.B. von acmesystems.it, die für Industriekram durchaus taugen und nicht teurer sind als ein RPi. Und mit garantierter Verfügbarkeit.
Ich habe bisher noch kein Evalboard gesehen, das gescheit gemacht wurde. Und da reden wir von vielen verschiedenen Herstellern und Bauteilen vom Linearregler *1) über Ethernet-Switches bis hin zu POE-Bausteinen. Erst letztens habe ich wieder eines für einen Schaltregler bekommen und im EMV-Labor vermessen. Eine Katastrophe. Warum? Evalboards sind auf kleinen Preis optimiert, der Schaltregler war zweilagig geroutet. Das funktioniert, ist aber von der EMV eine Katastrophe. Mir wurde das auf Nachfrage direkt vom Hesteller auch so bestätigt. Die Intention eines Evalboards ist, dass Entwickler einen Baustein messtechnisch begutachten können, nicht der Einsatz im professionellen Umfeld. Evalboards haben dazu den Nachteil, dass garantierte Laufzeiten und höhere Stückzahlen problematisch sind. Von der Anschlusstechnik fange ich gar nicht erst an. Wer will sein Gerät schon mit Kabeln an Lötnägeln verkabeln? Oder mit Kabeln an 2,54mm Pfostenleisten? Wer sowas tut, ist kein Profi. *1) Heute kann das sinnvoll sein. Ein BGA-8 baut man nicht "mal schnell" auf Lochraster auf.
Ich sehe überhaupt kein Problem, einen Raspi in ein Produkt einzubauen. Einen Arduino würde ich niemals verwenden, der lässt sich ja sehr leicht mit einem Atmega direkt aufbauen, einen Raspi baut man aber nicht mal so eben. Außerdem muss man das Wort "Produkt" in diesem Kontext auch einmal festlegen. Es geht hier ja nicht um Waschmaschinen oder Fernseher sondern eher um kleinere Serien für einen beschränkten Kundenkreis, zB. eine Steuerung für ein Museum oder irgendetwas in einem Tierpark, oder? Ordentlich fixiert sollte das ganze kein Problem sein. Leider werden solche Produkte ja immer als Bastelkram oder gar Schrott dargestellt, auf einer sonst zweilagigen Platine mit Relais usw. macht es einfach keinen Sinn einen Linux Rechner "diskret" aufzubauen. LG
Arno K. schrieb: > Leider werden solche Produkte ja immer als Bastelkram oder gar Schrott > dargestellt Kommt drauf an, wen du fragst. Kommerzielle Einzel-Aufbauten auf Lochraster oder mit vielen Kabeln sind gar nicht mal so unüblich - selbst in der Industrie.
Arno K. schrieb: > Leider werden solche Produkte ja immer als Bastelkram oder gar Schrott > dargestellt, auf einer sonst zweilagigen Platine mit Relais usw. macht > es einfach keinen Sinn einen Linux Rechner "diskret" aufzubauen. Das kommt auf die Stückzahlen an. Schon bei 100 pro Jahr ist es mit dem Raspberry-PI schwierig. Das geht bei der Verkabelung los, und hört mit dem Betrieb über SD-Karte auf. Mindestens eine Trägerplatine ist nötig. Die GPIOs sind dazu völlig ungeschützt - also ist meistens Zusatzelektronik nötig. Das nächste Problem sind die kurzen Produktlebenszyklen der Raspberry PI. Man kann nicht garantieren, dass man genau den richtigen in 10 Jahren noch in Stückzahlen (!!!) bekommt. Dazu die EMV und Zertifizierungsproblematik. Dann das semiprofessionelle Linux mit dem veraltetem Kernel (Aussage: Unser Linux-Entwickler - bitte nicht MICH drauf festnageln). Bei Einzelstücken mag das alles tragbar sein, eine Serie auf dem Raspberry PI aufsetzen ist aber nicht so einfach, wie es sich der Bastler-Forist hier vorstellt. Im Endeffekt ist man mit einem SOM oder Q7-Baord von einem ordentlichen Hersteller viel besser dran. Bei mehr als ein paar tausend pro Jahr ist eine eigene CPU eignetlich so oder so günstiger.
jemand schrieb: > mit dem veraltetem Kernel Na und? Solange der die Hardware unterstützt, ist mir ziemlich egal, wie alt der Kernel ist. Es ist ja schließlich keine Hotel-Firewall. Andere (sogar Banken und Verkehrsunternehmen) setzen teilweise immer noch auf Windows XP. Was denkst du, wie als dessen Kernel ist?
Dennis schrieb: > da es immer häufiger in Mode kommt zB Raspberry Pis in kommerziellen > Anwendungen zu verbauen, Ja auch in Militärgerät wie in dieser Ukrainischen Panzerbüchse: https://www.popularmechanics.com/military/weapons/a23774/raspberry-pi-ukrainian-weapon-system/ Auch Linux hat Blut an den bits ;-)
Sebastian R. schrieb: > - Bei einigen (vielen?) Eval-Boards, z.B. bei TI iirc, steht in den > Lizenzvereinbarungen, dass du die Eval-Boards nur zur Entwicklung nutzen > darfst und sie nicht in kommerziellen Produkten verbaut werden dürfen Richtig, bei ST z.B. auch: ST Microelectronics EVALUATION BOARD LICENSE AGREEMENT ... LICENSE STMicroelectronics (“ST”) grants You the right to use the enclosed Evaluation Board offering limited features only to evaluate and test ST products solely for Your evaluation and testing purposes in a research and development setting. The Evaluation Board shall not be, in any case, directly or indirectly assembled as a part in any production
Stefanus F. schrieb: > jemand schrieb: >> mit dem veraltetem Kernel > > Na und? Solange der die Hardware unterstützt, ist mir ziemlich egal, wie > alt der Kernel ist. Es ist ja schließlich keine Hotel-Firewall. Du hast eine seltsame Vorstellung von "Serienprodukt" oder "professionell". Mein Arbeitgeber baut beispielsweise Produkte, die in Firmennetzwerken hängen. Oder gar am Internet. Da sind schon die Kunden dahinter, dass die IT-Sicherheit gegeben ist. Wir haben auch eigene Leute, die "unser" Linx pflegen (ja, ok, das Image halt), und Kernel und Treiber aktuell halten. Außerdem sind unsere Produkte auch interessant, was Hackerangriffe angeht. Zwar kein Hochrisikobereich oder etwas sicherheitskritisches, aber doch interessant. Das ist keine ferne theoretische Gefahr am Horizont, sondern es gab schon Fälle. Entsprechend ist das Sicherheitsbewußtsein. Ein weiteres Problem ist, dass man am Raspberry PI weitere Dinge hängen hat. Das setzt Treiber voraus. Wir hatten bei Testaufbauten schon Probleme funktionsfähige Treiber zu bekommen, weil der Kernel zu alt war. Kein Hersteller eines Zukaufsteils liefert die Treiber für veraltete Kernel ;-)
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