Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Signal verstärken und digitalisieren - Clipping/Übersteuern


von Gustl B. (-gb-)


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Hallo,
ich habe ein Signal das ein wildes Gemisch ist. Daraus interessiert mich 
aber nur ein sehr leiser Anteil. Von dem 0V bis 12V Signal interessiert 
mich ein Signal das von 0V nach ca. 1V geht. Bisher digitalisiere ich 
das volle Signal bis 12V, verliere aber ADC Bits für das schwache 
Signal. Ich könnte jetzt auch das schwache Signal verstärken um alleine 
damit schon den ADC Eingangsbereich voll zu nutzen. Aber: Wie schütze 
ich den ADC?

Wie macht man das typischerweise? Ich kann mir zwei Möglichkeiten 
denken:
1. Schutzdioden
2. "große" Widerstände die den Strom klein halten.

Was davon verfälscht mein Signal am wenigsten? Um das jetzt einfach mal 
zu testen ist Lösung 2 mit den Widerständen am einfachsten. Da muss nur 
anders bestückt werden. Im ADC sind ja auch Schutzdioden. Da genügt es 
doch wenn ich beim Maximalstrom unter dem Strom bleibe den die 
Schutzdioden aushalten oder?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was ist mit filtern ? Sofern der Siff auf einer anderen Frequenz wie das 
Nutzsignal ist.

von -gb- (Gast)


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Leider nein. Es geht um Radioaktivitätsmessung. Derzeit bin ich auch 
ganz zufrieden nur würde ich es gerne weiter verbessern. Mein 
derzeitiger Eingangsbereich deckt auch Impulse ab die von sehr 
energiereichen Zerfällen stammen. Diese brauche ich aber nicht, es 
reichen die deutlich niederenergetischeren. Also statt der jetzt 12V 
reichen mit alle Impulse bis 1V. Die 12V habe ich bisher nur verwendet, 
weil das das Maximum ist das aus dem Detektor rauskommt. Mein ADC hat 4V 
Eingangsbereich. Ich werde also statt einer Abschwächung eine 
Verstärkung von 4 oder vielleicht auch drüber bauen.
Filtern geht nicht weil die Impulsform immer gleich ist. Nur die 
Amplituden unterscheiden sich.

Der ADC Treiber kann 10mA am Eingang vertragen, der ADC hat zwar 
Schutzdioden, aber leider steht nicht dabei was die vertragen. Ich werde 
also größere Widerstände verbauen.

von Andre (Gast)


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Kannst du eine Limiter Schaltung in den Verstärker integrieren? Oder per 
OPV noch ergänzen?
Bei allen Lösungen kannst du den energiereichen Zerfall aber nicht mehr 
unterscheiden. Da müsstest du eigentlich einen Filter entwerfen der so 
einen Impuls komplett aus dem Signal holt und nicht nur begrenzt.

von Mani W. (e-doc)


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-gb- schrieb:
> Filtern geht nicht weil die Impulsform immer gleich ist. Nur die
> Amplituden unterscheiden sich.

Fensterkomparator wäre eine Möglichkeit, wenn Du unterhalb auswerten
möchtest...

von Mani W. (e-doc)


Angehängte Dateien:

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Bzw. Fensterdiskriminator TCA 965, falls noch erhältlich...

von Falk B. (falk)


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-gb- schrieb:
> Der ADC Treiber kann 10mA am Eingang vertragen, der ADC hat zwar
> Schutzdioden, aber leider steht nicht dabei was die vertragen. Ich werde
> also größere Widerstände verbauen.

Kann man machen, letztendlich brauchst du eine Meßbereichsumschaltung 
und einen Begrenzer, ala limiting amplifier. Der ist bei jedem DMM und 
jedem Oszilloskop Standard.

Man kann die internen Dioden des 1. OPVs dafü nutzen, wenn diese 
ansatzweise spezifiziert sind. Sind sie meistens aber nicht. Also 
externe. Die BAV199 ist dein Freund, gibt es für wenig Geld an jeder 
Ecke.

von MaWin (Gast)


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Gustl B. schrieb:
> Wie schütze ich den ADC?
>
> Wie macht man das typischerweise? Ich kann mir zwei Möglichkeiten
> denken:
> 1. Schutzdioden
> 2. "große" Widerstände die den Strom klein halten.

Normalerweise ein Vorwiderstand, maximal erlaubter Wert der noch keinen 
Messfehler bewirkt, z.B. 10k, die Schutzdioden sind schon drin.
Wenn Schutzdioden wie BAV199 extern, noch ein Widerstand 100R-1k zum 
Wandler.

von Dieter (Gast)


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von Gustl B. (-gb-)


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Vielen Dank für die vielen Anregungen! Ich habe jetzt die einfachste 
Lösung umgesetzt bei der ich kein neues Layout brauche und zwar andere 
Widerstände. Bis jetzt ist nichts abgeraucht und es sieht einigermaßen 
gut aus. Im nächsten Layout werde ich auf jeden Fall Schutzdioden 
vorsehen.

von Wolfgang (Gast)


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-gb- schrieb:
> Der ADC Treiber kann 10mA am Eingang vertragen, der ADC hat zwar
> Schutzdioden, aber leider steht nicht dabei was die vertragen.

Rechne mal mit 1mA. Dann kann nichts schief gehen.

Um welchen Frequenzbereich geht es?
Evtl. kannst du beim Vorverstärker parallel zum Gegenkopplungwiderstand 
eine  Z-Diode einbauen, die das Signal begrenzt.

von -gb- (Gast)


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Naja das sind sehr steile Flanken, also schon höhere Frequenzen, der ADC 
den ich derzeit zum Basteln verwende hat 5MSps, das reicht mir. DC muss 
nicht sein, aber fast bis runter. Das sind exponentielle Pulse, also 
steile Flanke und dann langsamer Spannungsabfall.

Jetzt habe ich am Eingang 10kOhm. Danach kommt aus den Verstärkern 
maximal die Versorgungsspannung raus, also 5V. Da gehe ich dann über 
1kOhm auf den ADC. Da merkt man dass der Samplekondensator nicht schnell 
lädt, also weniger Widerstand wäre besser. Aber es passt so aktuell, 
gerade läuft eine Messung.

von Gustl B. (-gb-)


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So, jetzt habe ich mal ein paar Stunden gemessen und man kann etwas 
vergleichen. Im Anhang sind zwei Spektren, je Kanal ein Wert. Original 
war eine alte Messung vollständig mit unverbastelter gekaufter Hardware 
und neu ist von mir gemessen mit ADC, dann Filterung im FPGA. Im neu 
sind im letzten Kanal viele Impulse gelandet, das ist so, weil es noch 
höhere Energien gibt die jetzt eben clippen. 8192 ist 2**13, man könnte 
hier mehr Bits verwenden, aber weil die alte Hardware 13 Bits liefert 
ist hier die ganze Auswertesoftware auch auf 13 Bits ausgelegt. In 
Zukunft könnte man da was dran ändern, ist aber am Ende nicht sehr 
sinnvoll.

Ja, was soll man sagen, ich bin zufrieden, das Ergebnis ist minimal 
besser als die Fertighardware (die aber schon alt ist). Ich habe von 
jedem Impuls nach dem Gefiltere im FPGA das Maximum genommen. Denkbar 
wäre auch, dass man die Fläche unter dem Impuls nimmt. Das werde ich 
auch noch versuchen.

von Peter D. (peda)


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Man teilt die Spannung soweit runter, daß der Maximalwert innerhalb VCC 
ist und benutzt einen ADC mit integriertem Verstärker, der die Spannung 
auf den gewünschten Bereich anhebt.

von MaWin (Gast)


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Gustl B. schrieb:
> Denkbar wäre auch, dass man die Fläche unter dem Impuls nimmt

Das ist sinnvoll, weil verlangsamende Effekte (Kapazitäten, 
Induktivitäten) die nicht ändern, aber den Peak mindern können. Fläche 
ist also aussagekräftiger für die Energie als Spitzenwert. Das wusste 
auch der Depp nicht, der Überlichtgeschwindigkeit in seiner 
Signalübertragung gefunden haben wollte.

von Gustl B. (-gb-)


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Peter D. schrieb:
> Man teilt die Spannung soweit runter, daß der Maximalwert innerhalb VCC
> ist und benutzt einen ADC mit integriertem Verstärker, der die Spannung
> auf den gewünschten Bereich anhebt.

Empfehlungen? Und was passiert im ADC wenn das Signal clippt?

Ja das mit der Fläche ist so eine Sache, die gekaufte alte Hardware 
nimmt auch nur einen Wert. Aber wie ist das wenn ich diese 
exponentiellen Pulse filtere damit sie annäherns wie ein Gauß aussehen, 
dann dann ist jedes Ausgangssample ein gewichteter Mittelwert der 
Eingangssamples (FIR Filter). Das ist doch dann schon eine Fläche oder? 
Klar nicht direkt die Fläche, das wäre ein gleitender Mittelwert oder 
FIR mit lauter gleichen Koeffizienten, aber eben doch eine Art verzerrte 
Fläche. Macht es da wirklich Sinn nochmal die Fläche unter diesem 
gaußförmigen zu berechnen?

von Gustl B. (-gb-)


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Noch eine vielleicht komische Frage:
Wenn ich eine Eingangsschutzschaltung habe mit Diode dann kann da ja ein 
großer Strom fließen wenn das Signal am Eingang mal zu groß ist.
Wie ist das für die Quelle? Die sieht doch dann einen Kurzschluss.

Beispiel die Quelle liefert 0 ... +15V, mit einer Diode schneidet man 
alles über 4V ab. Halten das übliche Geräte aus?

von HildeK (Gast)


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Gustl B. schrieb:
> Und was passiert im ADC wenn das Signal clippt?

Es wird halt hart auf 2^n (n: ADC-Wortbreite) begrenzt.

Gustl B. schrieb:
> Wenn ich eine Eingangsschutzschaltung habe mit Diode dann kann da ja ein
> großer Strom fließen wenn das Signal am Eingang mal zu groß ist.
> Wie ist das für die Quelle? Die sieht doch dann einen Kurzschluss.

Ja, schon. Aber kann die Quelle beliebig Strom liefern? Eine 
Signalquelle wird das i.A. nicht tun, wenn du aber Versorgungsspannungen 
misst, dann könnte das vorkommen. Man hilft sich mit einem 
Serienwiderstand, so dass der Strom nicht übermäßig groß wird, aber 
trotzdem noch die Quellimpedanz für den ADC ausreichend niedrig ist.
Ein anderes Problem ergibt sich dadurch, dass ein Ableiten von Strömen 
über die Dioden auf die Versorgungsspannung diese ggf. erhöht - auch 
über das Maß hinaus, das die Schaltung verträgt und insbesondere dann, 
wenn z.B. ein µC schläft und fast keinen Strom benötigt.
In dem Fall muss man mit einer Z-Diode den maximalen Pegel begrenzen.

von Gustl B. (-gb-)


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HildeK schrieb:
> Ja, schon. Aber kann die Quelle beliebig Strom liefern? Eine
> Signalquelle wird das i.A. nicht tun

Natürlich, aber kann ich etwas kaputt machen an der Quelle? Ich habe 
hier noch nie den Ausgang eines Signalgenerators kurzgeschlossen, könnte 
mir aber vorstellen, dass das nicht gut ist. Gut, bei Messgeräten und 
Generatoren wird der Hersteller schon einen Schutz verbaut haben, aber 
andere Geräte die am Ausgang ein bestimmtes anderes Gerät erwarten weiß 
ich das nicht.

Serienwiderstände habe ich jetzt und verwende die Schutzdioden in den 
OPVs vor dem ADC. funktioniert wunderbar. Bei mir ist das sowieso 
unkritisch weil das nur kurze Impulse sind, da werden diese Dioden 
vielleicht etwas warm, können aber dann vergleichsweise lange abkühlen.

von HildeK (Gast)


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Gustl B. schrieb:
> Ich habe
> hier noch nie den Ausgang eines Signalgenerators kurzgeschlossen, könnte
> mir aber vorstellen, dass das nicht gut ist.

Deshalb hatte ich ja von einem Schutzwiderstand gesprochen, der direkt 
vor den Eingang gelegt wird - in Serie. Es hängt halt von den 
Spezifikationen der Quelle ab.

Normale Signalgeneratoren haben 50Ω Innenwiderstand, bei Ton-NF auch 
600Ω, die sind üblicherweise kurzschlussfest. Das ist sogar wichtig bei 
HF: ein Stück Leitung am Ende offen transformiert bei der passenden 
Frequenz einen Kurzschluss an den Anfang.

Gustl B. schrieb:
> Bei mir ist das sowieso
> unkritisch weil das nur kurze Impulse sind, da werden diese Dioden
> vielleicht etwas warm, können aber dann vergleichsweise lange abkühlen.

Serienwiderstände welchen Wertes? Welche Schutzdioden? Was für Quellen? 
Welche Pegel?
It depends ...
Das Hauptproblem bleibt aber:

HildeK schrieb:
> Problem ergibt sich dadurch, dass ein Ableiten von Strömen
> über die Dioden auf die Versorgungsspannung diese ggf. erhöht - auch
> über das Maß hinaus, das die Schaltung verträgt und insbesondere dann,
> wenn z.B. ein µC schläft und fast keinen Strom benötigt.

von Gustl B. (-gb-)


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Danke.
Aus dem externen Gerät kommen kurze Impulse raus die ins Negative gehen, 
von 0 nach -15V. Mich interessieren davon 0 ... -1V ca.
Das geht erstmal über 10kOhm auf einen OPV und dann auf einen 
fully-differential-amplifier der das zu einem differentiellen Signal 
macht.
Aus dem ersten OPV können am Ausgang maximal die ±5V der Versorgung 
rauskommen. Dieser erste OPV hat ESD Dioden drinnen die laut Datenblatt 
10mA aushalten - dauerhaft. Bei mir sind das kurze Impulse mit maximal 
1,5mA durch die 10kOhm. Das würde also auch mit 1kOhm vermutlich noch 
gut gehen, ist zwar mehr als die 10mA, aber die Imulse sind so 
exponentiell abfallend, also die Zeit die der Strom >10mA ist ist nur 
sehr kurz, deutlich unter einer us. Die allermeisten Impulse sind 
sowieso klein genug um nicht angeschnitten zu werden, also zwischen 0 
und -5V. Die großen Impulse sind sehr selten, weniger als einer je 
Sekunde.

Es kommen also maximal ±5V raus zum fully-differential-amplifier und der 
hat eine Verstärkung von 5. Habe ich so eingestellt weil das gut passt 
zu dem interessanten Bereich im Signal. Der ADC dahinter kann 0 ... 
4,096V am Eingang erfassen. Ich gucke mir also von der Quelle einen 
Bereich etwas kleiner als 1V an. Da passiert das was erfasst werden 
soll.
Dieser fully-diferential-amplifier hat als iderstände 10kOhm und 50kOhm 
und kann an seinem Ausgang wieder maximal ±5V liefern. Das ist also 1V 
über dem ADC Bereich, aber der ADC hält laut Datenblatt maximal die 
Versorgungsspannung +0,3V aus, das halte ich also ein auch wen es 
clippt. Der fully-differential-amplifier hat selber ESD-Dioden und der 
ADC auch.

Dass die Versorgungsspannung verschoben wird kann sein, aber nur sehr 
gering und sollte egal sein weil weder V_CM für den 
fully-diferential-amplifier noch die ADC Referenzspannung über einen 
Spannungsteiler erzeugt werden. Dass das Massepotential leicht angehoben 
wird könnte auch sein, aber das ist eine durchgehende Masselage mit doch 
einigen Kondensatoren. Da müssten also schon viele Ladungen hinfließen.

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