Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funktionserdung Schutzklasse II


von Wijaces W. (wijaces)


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Hallo,

darf ich an ein Schaltnetzteil (Schutzklasse 2) zwecks Floating Output 
Problematik zusätzlich einen Schutzleiter (PE) als Funktionserde 
auflegen und


1)  den Minuspol mit ihm verbinden?

oder

2)  Die Ausgänge des Netzteils mit Y Kondensatoren mit PE verbinden?

Laut: Beitrag "Schutzklasse II & Schutzleiter." wäre das ok.

Hier sieht das anders aus:

https://books.google.de/books?id=rU9pktqK4dsC&pg=PA900&lpg=PA900&dq=schutzleiter+schutzisolierung&source=bl&ots=hH-nUkDSwL&sig=ACfU3U1NrpO3E49RLc0gdIbKzkKzUycWCg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiQ_te0-b_lAhWEfZoKHe5RD88Q6AEwCXoECAkQAQ#v=onepage&q=schutzleiter%20schutzisolierung&f=false

„Wird der Schutzleiter innerhalb des schutzisolierten Gerätes an ein 
leitfähiges Teil angeschlossen, ist das Gerät nicht mehr 
Schutzisoliert.“

Kann ich das Schaltnetzteil in ein Metallgehäuse (Schutzklasse 1) 
einbauen und dann das Gehäuse mit PE verbinden und die obige Prozedur 
durchführen?

: Bearbeitet durch User
von Heizfühler (Gast)


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schlags Dir aus dem Kopf - das ist TABU:

Nach DIN VDE 0100-410 darf an einem Schutzklasse II Gerät kein 
Schutzleiter angeschlossen werden.

Die Schutzisolierung verhindert, dass leitfähige Teile eines 
Betriebsmittels berührt werden können infolge eines Fehlers in der 
Basisisolation.

Die Stecker der Schtzklasse haben keinen Schutzleiter, diese sind nur 
2-drahtig (L1 und N). Es gibt aber Ausnahmen, sollte der Ersatz der 
Zuleitung nötig sein:

Am Stecker ist der Schutzkontakt in jedem Fall anzuschließen, wenn ein 
Kabel mit Schutzleiter verwendet wird. Das sollte bei 
Schutzkontaktsteckern kein Problem sein.

Im Betriebsmittel wäre der Schutzleiter auf eine Klemme zu führen. Auch 
bei Schutzklasse II Geräten gibt es teilweise isolierte Klemmen um den 
Schutzleiter zu SICHERN aber KEINESFALLS um ihn mit irgendetwas zu 
verbinden.

Ist so ein Kontakt nicht vorhanden, dann ist sicherzustellen, dass der 
Schutzleiter nicht mit leitfähigen Teilen in Berührung kommt. Viele 
Betriebsanleitungen schlagen vor den Schutzleiter abzuschneiden.

Alternative? Wem das zu kompliziert ist, der sollte bei SK II 
Betriebsmitteln eine zweiadrige Leitung verwenden.

von Heizfühler (Gast)


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Wijaces W. schrieb:
> Laut: Beitrag "Schutzklasse II & Schutzleiter." wäre das ok.

dreist gelogen - auch dort steht:

Der Schutzleiter muß intern gehandhabt werden wie eine gefährliche 
Netzspannung. Privat darfst Dich umbringen.

Mein Rat: Schlags Dir trotzdem aus dem Kopf!

von Uwe M. (uwe_mettmann)


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Wijaces W. schrieb:
> Kann ich das Schaltnetzteil in ein Metallgehäuse (Schutzklasse 1)
> einbauen und dann das Gehäuse mit PE verbinden und die obige Prozedur
> durchführen?

Natürlich kannst du das. Du hast damit aber ein neues Gerät gebaut, dass 
dann Schutzklasse I entspricht. Als Hersteller dieses neuen Gerätes bist 
du folglich dafür verantwortlich, dass das Gerät alle gesetzlichen 
Anforderungen erfüllt.

Das Gerät fällt dann auch in eine Norm, die die el. Sicherheit von 
Geräten beschreibt, so z.B. EN 62368-1 für Multimediageräte.

Die hier erwähnte DIN VDE 0100-410 brauchst du nicht berücksichtigen, 
die gilt für die Errichtung von Anlagen.


Gruß

Uwe

von ZF (Gast)


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Das Erden eines Poles und/oder des Gehäuses von SK2 Geräten außerhalb 
des Gerätes ist dagegen gängig. Zum Beispiel bei SAT-Receivern, an denen 
das geerdete Antennenkabel angeschlossen wird.

von M. K. (sylaina)


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Heizfühler schrieb:
> Nach DIN VDE 0100-410 darf an einem Schutzklasse II Gerät kein
> Schutzleiter angeschlossen werden.

Falsch, eine Funktionserde darf sehr wohl auch bei Schutzklasse II 
benutzt werden. Die Funktionserde ist aber wie ein aktiver Leiter zu 
behandeln, also ist genauso zu Isolieren und Co wie z.B. eine Phase oder 
der Neutralleiter ;)

Wijaces W. schrieb:
> 1)  den Minuspol mit ihm verbinden?

Nein, das darf man nicht wenn damit die Funktion der Schutzklasse II 
aufgehoben wird (wenn man z.B. problemlos den Minuspol berühren kann)
Wie schon gesagt, Funktionserde ist wie ein Außenleiter zu behandeln ;)

: Bearbeitet durch User
von Achim H. (anymouse)


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Ich werfe mal "PELV" in den Raum. Da gibt es auch Normen zu.

Du möchtest ein PELV-Netzteil herstellen. So etwas scheint es auch 
kommerziell zu geben, ergo ist es prinzipiell erlaubt.



Meine laienhafte Idee (zunächst als "Falsch" anzusehen bis zum Beweis 
der Richtigkeit):

Das Netzteil prinzipiell als SK-II-Gerät lassen, und den Schutzleiter 
dort wie "einen aktiven Leiter" durchführen. Es muss sichergestellt 
werden, dass er keine anderen potentiell spannungsführende Teile im 
Inneren der Netzteilschaltung berühren kann -- dies gilt auch noch für 
die Ausgangsbuchse, wo es eine Verbindung zur Ausgangsseite der 
Netzteilschaltung gibt.

Ansonsten müssen die Anforderungen für PELV (Spannungen) eingehalten 
werden.

von Neinneinnein (Gast)


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Voellig falsch!

Mit Schutzleiter ist das SK1! Und nicht mehr SK2.

von Michael B. (laberkopp)


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Wijaces W. schrieb:
> darf ich an ein Schaltnetzteil (Schutzklasse 2) zwecks Floating Output
> Problematik zusätzlich einen Schutzleiter (PE) als Funktionserde
> auflegen und

Ja, du darfst.

Damit wird das SK II Gerät halt zu einem SK I Gerät. Macht nichts, die 
Anforderungen an Isolationspannungen etc. an SK I sind geringer als die 
an SK II. Es nützt dir also nichts, ein teureres SKII Netzteil gekauft 
zu haben, wenn du dessen Ausgangg sowieso mit PE verbindest.

Heizfühler schrieb:
> schlags Dir aus dem Kopf - das ist TABU:

Typischer Fall von Beamtenhirn, und demnach falsch verstandener 
Vorschrift.
Natürlich darf er nicht, wenn sein Gerät nach wie vor SK II bleiben 
soll.
Also ein Gerät ohne Schutleiter im Zuleitungskabel.
Aber er will PE; also auch PE im Zuleitungskabel, und dann wird es eben 
zu einem SK I Gerät und damit enfallen die Vorschtiften der SK II, also 
dein ganzer Auszug aus den Vorschriften.

von M. K. (sylaina)


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Neinneinnein schrieb:
> Mit Schutzleiter ist das SK1! Und nicht mehr SK2

Genau, das ist voellig falsch ;)

von hinz (Gast)


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Neinneinnein schrieb:
> Voellig falsch!
>
> Mit Schutzleiter ist das SK1! Und nicht mehr SK2.

Wenn der PE nur durchgeführt wird andert sich die Schutzklasse nicht im 
geringsten.

von M. K. (sylaina)


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Michael B. schrieb:
> Aber er will PE; also auch PE im Zuleitungskabel, und dann wird es eben
> zu einem SK I Gerät

Das ist Unsinn, wo holt ihr das nur alles her? Natürlich darf man in SK2 
auch einen Schutzleiter verwenden. Der Schutzleiter darf nur nicht 
berührbar sein, er unterliegt dabei denselben Anforderungen wie der 
Neutralleiter bzw. die Außenleiter und muss ebenfalls doppelt isoliert 
werden. Aber selbstverständlich darf man auch in einem SK2-Gerät einen 
Schutzleiter, z.B. als Funktionserde, benutzen.

von Michael B. (laberkopp)


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M. K. schrieb:
> Das ist Unsinn, wo holt ihr das nur alles her?

Wahrscheinlich aus deinem Kopf, der ist voll von Unsinn.

Ja, ein SK II Gerät darf einen Schutzleiter (isoliert) durchführunen und 
bleibt immer noch ein SK II.

Wenn man aber in einem Gerät ein POl der Ausgangsspannung an PE legt, 
wird es statt SELV zum PELV und statt SK II muss es nur noch SK I 
erfüllen.


Issdenndassoschwer... (offenbar)

von Günter Lenz (Gast)


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M. K. schrieb:
>Der Schutzleiter darf nur nicht
>berührbar sein,

Warum sollte der Schutzleiter nicht berührbar sein
dürfen? Er ist normalerweise immer berührbar. Bei
Geräten mit Metallgehäuse ist der Schutzleiter
mit dem Metallgehäuse verbunden und das Metallgehäuse
ist immer berührbar. Beispiel: Waschmaschine, Computer
und so weiter. Im Haus ist der Schutzleiter auch mit
der Potentialausgleichschine verbunden, Heizungsrohre
auch. Im Haus sind alle Heizkörper berührbar.
Eine Antenneanlage im Haus zum Beispiel ist mit dem
Schutzleiter Verbunden. Damit sind die Schirme aller
Verteilerkabel auch mit dem Schutzleiter verbunden.
Hat man nun ein Satreceiver mit Schutzisolationsnetzteil
und schließt nun das Antennenkabel an, so ist nun
das Metallgehäuse des Satreceivers über den Schirm des
Antennenkabels auch mit dem Schutzleiter Verbunden.
Das Metallgehäuse des Satreceivers ist berührbar.

von Joachim B. (jar)


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hinz schrieb:
> Wenn der PE nur durchgeführt wird andert sich die Schutzklasse nicht im
> geringsten.

sehe ich auch so, nur der Elektriker der die Prüfung durchführt 
verweigert die Prüfplakette weil er den Schutzleiter in einem 
geschlossenen SK II Gerät eben nicht durchmessen kann wenn der SL "nur" 
im Schirmblech im Gerät landet und nicht aussen zugänglich ist, es ist 
schlicht nicht prüfbar ob er angeschlossen und isoliert ist.

Ist Schwachsinn aber Realität.

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> hinz schrieb:
>> Wenn der PE nur durchgeführt wird andert sich die Schutzklasse nicht im
>> geringsten.
>
> sehe ich auch so, nur der Elektriker der die Prüfung durchführt
> verweigert die Prüfplakette weil er den Schutzleiter in einem
> geschlossenen SK II Gerät eben nicht durchmessen kann wenn der SL "nur"
> im Schirmblech im Gerät landet und nicht aussen zugänglich ist, es ist
> schlicht nicht prüfbar ob er angeschlossen und isoliert ist.
>
> Ist Schwachsinn aber Realität.

Elektriker austauschen.

von M. K. (sylaina)


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Michael B. schrieb:
> Wenn man aber in einem Gerät ein POl der Ausgangsspannung an PE legt

Und was hab ich oben geschrieben was sein muss damit es weiterhin SK II 
bleiben kann? ;)
Und was hast du geschrieben?

Michael B. schrieb:
> Aber er will PE; also auch PE im Zuleitungskabel, und dann wird es eben
> zu einem SK I Gerät und damit enfallen die Vorschtiften der SK II, also
> dein ganzer Auszug aus den Vorschriften.

Und das ist eben Unsinn, ein SK II Gerät verliert nicht seine SK II nur 
weil eine Zuleitung zum SK II einen PE hat. Du schreibst ja selbst:

Michael B. schrieb:
> Ja, ein SK II Gerät darf einen Schutzleiter (isoliert) durchführunen und
> bleibt immer noch ein SK II.

Und das ist ja auch das was ich sage: Solange der Schutzleiter isoliert 
bleibt bleibt auch das Gerät weiterhin SK II. ;)

Günter Lenz schrieb:
> Warum sollte der Schutzleiter nicht berührbar sein
> dürfen?

Weil er bei SK II eben wie ein Außenleiter zu behandeln ist und nicht 
berührbar sein darf. Man nennt ihn dann idR auch nicht mehr Schutzleiter 
sondern Funktionserde. Du musst halt schon alles lesen, und nicht nur 
einen Teilsatz, um zu verstehen worum es eigentlich geht

von Helmut Kuntz (Gast)


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Nachdem im thread reines Antwortenchaos herrscht, das Thema aber immer 
ein Streitpunkt ist, anbei eine vielleicht klärende Darstellung:
Die Ausgangsfrage war, „darf ich an ein Schaltnetzteil (Schutzklasse 2) 
zwecks Floating Output Problematik zusätzlich einen Schutzleiter (PE) 
als Funktionserde auflegen und den Minuspol mit ihm verbinden?

Antwort:
Ja, indem man damit einen PELV-Kreis bildet. Das ist explizit zulässig: 
EN 60335-1 SELV-Stromkreise dürfen nicht geerdet werden, es sei denn, es 
sind PELV-Stromkreise.
Was ist ein PELV-Kreis? EN 60335-1 PELV-Kreis: Geerdeter Stromkreis, der 
mit SELV betrieben wird, der von anderen Kreisen durch Basisisolierung 
und Schutzschirmung, doppelte Isolierung oder verstärkte Isolierung 
getrennt ist.

Ein Schutzklasse II-Stromversorgungsausgang erfüllt eindeutig die 
geforderten Bedingungen.
Bei Produkten im Haushaltsbereich macht man selten PELV. Deshalb gibt es 
dafür Produktnormen, welche PELV gar nicht erst erwähnen. Die 
Sicherheits-Produktnorm für Maschinen wiederum „möchte“ PELV und 
beschreibt dafür „SELV“ nicht.
Realisierung: Man darf nun einen Pol mit einem Erdanschluss verbinden 
und bildet damit PELV. Der Erdanschluss wird übrigens als Funktionserde 
und nicht als Schutzerde ausgeführt. Das wird meistens falsch gemacht, 
da es in keiner (mir bekannten) Produktnorm eindeutig beschrieben ist.
Möchte man nicht direkt erden, sondern über einen Kondensator (was in 
Netzteilen öfters gemacht wird), ist zu beachten, dass dieser 
„Y-Kondensator“ eine Isolationsfestigkeit von 500 V AC haben muss. Denn 
SELV-Kreise sind gegen Umgebung (und das ist auch Erde) generell mit 
Basisisolierung zu versehen. Die niedrigste Prüfspannung dafür ist 500 V 
AC (1 Minute)
Wer dazu und zu Konformitätsthemen Fragen hat, kann sich bei mir melden. 
Start-Ups, die oft an daran verzweifeln, helfe ich etwas: 
fth_whk@nefkom.net

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