Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Projektidee: Impedanzmessung Lautsprecherchassis


von Max M. (maxmicr)


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Um Lautsprechergehäuse vernünftig simulieren zu können, benötigt man 
neben dem Frequenzgang vor allem die Impedanz um deren charakteristische 
Parameter (TSP) berechnen zu können.
Das geht im Prinzip so: Man misst die Impedanz des Chassis von 20Hz - 
20kHz ohne das es in ein Gehäuse eingebaut ist (vllt auf einer 
Schaumstoffmatte um nicht direkt auf dem Boden aufzuliegen).

Dann legt man ein genau bekanntes Gewicht auf die Chassis-Membran und 
führt die Impedanzmessung erneut durch (man wird feststellen, dass sich 
die Resonanzfrequenz nach unten verschoben hat). Anhand dieser beiden 
Messungen kann man dann die genannten TSP berechnen.

Ich finde, dass ist ein ganz schönes Projekt zum selber bauen. Das 
Problem ist nur, dass ich kein Elektrotechniker bin und daher nicht 
wirklich viel Ahnung habe, was man da alles beachten muss.

Ich weiß im Prinzip nur, dass ich dafür einen uC benötige, der über 
einen (hochauflösenden) DAC Sinuswellen von 20Hz - 20kHz erzeugt und 
dann einmal vor dem Chassis und einmal nach dem Chassis über einen 
bekannten Widerstand die Spannung mit einem (hochauflösenden) ADC für 
eine Periode (mit einer höheren Frequenz als der DAC gerade ausgibt) 
misst.

Nun stellen sich mir grundlegend ein paar Fragen:

1. Benötige ich einen Verstärkung für das Signal des DACs, dass zum 
Chassis geht? Wie viel Strom muss da fließen bzw. wie viel Spannung muss 
für ein Chassis anliegen damit man die Impedanz vernünftig und sauber 
messen kann? Falls ja: Wie verstärkt man so ein Signal? Was für ein 
Bauteil brauche ich?

2. Wie erzeuge ich eine AC-Spannung mit dem DAC? Ein Chassis läuft 
später auch mit negativer Spannung (unter Halbwelle des Sinus) - d.h. 
ich muss das hier auch realisieren, oder?

3. Wie messe ich diese AC-Spannung mit einem ADC? Kann ein ADC überhaupt 
negative Spannung messen? Liese sich das einfacher realisieren?

4. Was muss ich beim PCB-Design beachten, damit ich Störungen vermeide 
die das Messergebnis verfälschen?

Grüße

von Joe F. (easylife)


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Max M. schrieb:
> Ich finde, dass ist ein ganz schönes Projekt zum selber bauen. Das
> Problem ist nur, dass ich kein Elektrotechniker bin und daher nicht
> wirklich viel Ahnung habe

Das wird ein großes und zeitintensives Vorhaben werden.

von NichtWichtig (Gast)


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von Mark S. (voltwide)


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Max M. schrieb:
> Um Lautsprechergehäuse vernünftig simulieren zu können, benötigt man
> neben dem Frequenzgang vor allem die Impedanz um deren charakteristische
> Parameter (TSP) berechnen zu können.

Du benötigst die TSP zur Simulation - diese werden normalerweise vom 
Hersteller spezifiziert. Den Impedanzverlauf brauchst Du nur, wenn Du 
die TSP selbst ermitteln willst. Das ist nicht unbedingt was für einen 
blutigen Laien in Elektronik. Suche mal nach "ARTA"-Box, dann bekommst 
Du eine Idee wie sich das realisieren läßt.

von Max M. (maxmicr)


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NichtWichtig schrieb:
> 
https://www.hifi-selbstbau.de/grundlagen-mainmenu-35/softwaremesstechnik-mainmenu-66/197-tsp-messen-flle-anfer

Mir ist schon klar, wie man das als Hifi-DIYler macht. Hab ich früher 
auch so gemacht. Es geht nicht wirklich darum, die Impedanz zu 
bekommen, sondern das ich das einfach für ein schönes Projekt halte.

Joe F. schrieb:
> Das wird ein großes und zeitintensives Vorhaben werden.

Warum?

Mark S. schrieb:
> Du benötigst die TSP zur Simulation - diese werden normalerweise vom
> Hersteller spezifiziert.

Hatte schon oft den Fall, dass die nicht stimmen deswegen kommt man 
meist um sowas nicht herum.

Mark S. schrieb:
> Suche mal nach "ARTA"-Box, dann bekommst
> Du eine Idee wie sich das realisieren läßt.

Ich hab sowas bereits und damit auch schon TSP ermittelt.

von LTC1043 (Gast)


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Der AD5933 wurde von Analog Devices dafür entwickelt.

https://www.analog.com/en/products/ad5933.html#product-overview

Für die niedrigen Impedanzen von Lautsprecher brauchst du ev. noch eine 
kleinen Verstärker.

Auf Seite 30 des Datasheets 
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD5933.pdf 
ist ein Beispiel welches du als Grundlage nehmen kannst.

Cheers

von Klaus R. (klara)


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Max M. schrieb:
> Das geht im Prinzip so: Man misst die Impedanz des Chassis von 20Hz -
> 20kHz ohne das es in ein Gehäuse eingebaut ist (vllt auf einer
> Schaumstoffmatte um nicht direkt auf dem Boden aufzuliegen).

Ja Max, so kannst Du gerade den Basslautsprecher messen. Und dann weißt 
Du trotzdem nicht wie der klingt.

Ich weiß nicht genau wieviel Boxen ich so in den Jahren gebaut habe. Es 
fing mit Lautsprecher von Sperrmüllgeräten an. Dann wollte ich meine 
letzte Box, eine Aktivbox reaktivieren. Jedoch habe ich dann zwei 
gebrauchte Dynaudio Boxen, die vor 10 Jahren 3400 € kosteten, für 1000 € 
gekauft. Man, das war es!
mfg Klaus

von Alex D. (allu)


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Klaus R. schrieb:
> a Max, so kannst Du gerade den Basslautsprecher messen. Und dann weißt
> Du trotzdem nicht wie der klingt.

Stimmt, aber ein geeignetes Gehäuse berechnen ..

von Klaus R. (klara)


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Alex D. schrieb:
> Stimmt, aber ein geeignetes Gehäuse berechnen ..

Ja, der Weg ist das Ziel. Insofern ist das ein guter Anfang. Nur das ist 
ja nicht alles.
mfg Klaus

von MaWin (Gast)


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Max M. schrieb:
> Nun stellen sich mir grundlegend ein paar Fragen

Du brauchst nur einen PC mit guter Audiokarte (Stereo in out reicht).
Über einen Kanal gibt ein Programm den Sinus aus, es kann dazu ein WAF 
File abspielen. Die beiden Inputs, links und rechts, nimmt währenddessen 
ein (anderes, dasselbe) Programm auf.
Auf dem linken Kanal erfasst du die Spannung am Lautsprecher, weil die 
höher ist als das maximal vom Eingang verarbeitbare Signal über einen 
Spannungsteiler, über den rechten Kanal erfasst du simultan den Strom, 
gemessen über einen kleinen Shuntwiderstand in der Zuleitung zum 
Lautsprecher von z.B. 0.1 Ohm oder einem ACS712 (kann der 20kHz?). Der 
Lautsprecher selbst hängt an einem ganz normalen Audioverstärker 
passender Leistung, der den Sinus der Audiokarte verstärkt.
Da unklar ist, ob der Verstärker ein BTL ist, misst man die Spannung 
ebenso wie den Strom über einen Instrumentenverstarker, z.B. INA117.
Fertig ist die Laube, nur noch das passende Programm schreiben.
(Gibts wahrscheinlich auch schon fertig, kann Arta das ?)

von Alex D. (allu)


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Klaus R. schrieb:
> Alex D. schrieb:
>> Stimmt, aber ein geeignetes Gehäuse berechnen ..
>
> Ja, der Weg ist das Ziel. Insofern ist das ein guter Anfang. Nur das ist
> ja nicht alles.
> mfg Klaus


Da gebe ich Dir zu 100% recht, es ist nur ein Anfang ...
Im Mittel- und Hochtonbereich habe ich, als es noch bezahlbar war, 
Flachmembran Mittel- und Hochton-Lautsprecher verwendet.

Aber auch der Dynaudio D54 und D28 waren super.

Vom EV SP8C und T35 will ich garnicht erst reden ...

von Max M. (maxmicr)


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Klaus R. schrieb:
> Ja, der Weg ist das Ziel. Insofern ist das ein guter Anfang. Nur das ist
> ja nicht alles.

Ohne TSP einfach irgendein Gehäuse zu bauen ist völliger Blödsinn. Ich 
weiß nicht, ob du das gemeint hast, aber so liest sich dein Text.

MaWin schrieb:
> Du brauchst nur einen PC mit guter Audiokarte (Stereo in out reicht).

Ich fand es immer lästig, dafür den PC anzuschmeißen und will das daher 
in eine Box verpacken (Platine mit uC und DAC/ADC etc.), die anhand 
zweier Impedanzmessungen (einmal den mit Zusatzgewicht) die TSP 
berechnet und diese dann per serielle Schnittstelle oder ggf. per WLAN 
(ESP8266) ausgibt. Wie gesagt, mit Soundkarte hab ich das früher alles 
gemacht. Darum geht es mir nicht.

LTC1043 schrieb im Beitrag #6090144:
> Der AD5933 wurde von Analog Devices dafür entwickelt.

Danke!

Edit: Das Ding kostet 17€...

: Bearbeitet durch User
von Elektrofan (Gast)


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> Das geht im Prinzip so: Man misst die Impedanz des Chassis von
> 20Hz - 20kHz ohne das es in ein Gehäuse eingebaut ist (vllt auf
> einer Schaumstoffmatte um nicht direkt auf dem Boden aufzuliegen).

> Dann legt man ein genau bekanntes Gewicht auf die Chassis-Membran
> und führt die Impedanzmessung erneut durch (man wird feststellen,
> dass sich die Resonanzfrequenz nach unten verschoben hat).

Am Ziel ist man damit aber noch lange nicht.

Der Einfluss von
Dämpfungsmaterial, Gehäusegrösse, ggf. Bassreflexweg u.a.
ist dabei noch gar nicht enthalten.

von NichtWichtig (Gast)


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Wenn es schon DIY per µC sein soll dann doch mit einen der DAC und ADC 
an Board hat.
Z.B. der STM32F407 der hier als Eval-Board rum liegt.
Kleine Endstufe an den DAC und schon kann's los gehen.

Mit einem kleinen Touch-Display wäre optional auch eine 
Bedienung/Anzeige gleich dabei.

von NichtWichtig (Gast)


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Sowas hier:
Beitrag "STM32F407 Black und Arduino"

Allerdings wird das ohne Elekronikwissen eine Mammutaufgabe, ist aber 
nicht unmöglich.

von Max M. (maxmicr)


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NichtWichtig schrieb:
> Wenn es schon DIY per µC sein soll dann doch mit einen der DAC und ADC
> an Board hat.

Warum macht das einen Unterschied? Die Grundsätzlichen Fragen des 
Projektes, die ich im 1. Beitrag gepostet habe, sind für mich damit auch 
nicht geklärt.

Ob das nun ein uC ist der DAC/ADC intern hat (meistens nicht besonders 
genau) oder extern (mehr Auflösung, ggf. bessere Genauigkeit) ist meiner 
Ansicht nach zweit- oder drittrangig.

NichtWichtig schrieb:
> und schon kann's los gehen.

Die Aussage passt für mich nicht mit deiner nächsten Aussage zusammen:

NichtWichtig schrieb:
> eine Mammutaufgabe


Warum ist es eine Mammutaufgabe? Wenn mir jemand die Fragen beantworten 
könnte, sehe ich nicht wo die Komplexität liegt.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Max M. schrieb:

> Das geht im Prinzip so: Man misst die Impedanz des Chassis von 20Hz -
> 20kHz

In den meisten Fällen reicht es, einfach den ohmschen (Gleichspannungs-)
Widerstand zu messen. Die Abweichungen bei anderen Frequenzen sind meist
vernachlässigbar, da die meiste Ansteuerleistung sowieso in Wärme umge-
wandelt wird.

von Rainer V. (a_zip)


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Max M. schrieb:
> Wie gesagt, mit Soundkarte hab ich das früher alles
> gemacht. Darum geht es mir nicht.

Na, dann weiß ich nicht, wonach du hier fragst. Geht es dir darum, eine 
"autarke" Meßbox zu bauen oder was?? Und wenn du schon am Anfang über 
17€ jammerst, dann sehe ich doch eher schwarz für das Projekt! Mir 
reicht mein PC und ARTA, das mein On-Board-Soundsystem als gerade noch 
ausreichend bewertet. Wenn du da bei den AD und DA-Wandlern z.B. richtig 
gut werden willst, dann werden das aber sicher mehr als ein paar Euro. 
Und falls du z.B. den AD-Wandler selbst bauen wolltest, dann ist das für 
sich schon ein anspruchsvolles Projekt. Bis das läuft, hast du für lange 
Zeit noch kein einziges Stückchen Kaugummi auf eine Lautsprechermembran 
geklebt!
Gruß Rainer

von Max M. (maxmicr)


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Rainer V. schrieb:
> Geht es dir darum, eine
> "autarke" Meßbox zu bauen oder was??

Ja genau. Das ist richtig.

Rainer V. schrieb:
> Und falls du z.B. den AD-Wandler selbst bauen wolltest, dann ist das für
> sich schon ein anspruchsvolles Projekt.

Die Antworten sind hier teilweises gegensätzlich. Einer empfiehlt einen 
uC mit integriertem ADC/DAC, der andere empfiehlt ich soll den ADC 
selber bauen...

Rainer V. schrieb:
> Und wenn du schon am Anfang über
> 17€ jammerst

Wenn ich bei Mouser "Audio DAC" eingebe, bin ich bei 24-Bit Auflösung, 
192 kS/s für 2€ (gleiches gilt für "Audio ADC").
Es geht hier ja überhaupt nicht darum, dass da ein perfekter super Klang 
rauskommt, die Impedanz soll nur genau genug gemessen werden um später 
bei der Berechnung der TSP keine Fehler zu bekommen.

von Rainer V. (a_zip)


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Max M. schrieb:
> die Impedanz soll nur genau genug gemessen werden um später
> bei der Berechnung der TSP keine Fehler zu bekommen.

Dann tu uns doch bitte den Gefallen und lege dich doch erst mal darauf 
fest, was hier "genau genug" sein soll. Sonst wird das doch das übliche 
Geschwurbel...deine Messungen mit der Soundkarte müßten dir doch ein 
ausreichendes Material gegeben haben, um jetzt festlegen zu können, 
welche Spec's deine Box haben soll! Dann können wir vielleicht weiter 
reden.
Gruß Rainer

von NichtWichtig (Gast)


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Max M. schrieb:
> NichtWichtig schrieb:
>> Wenn es schon DIY per µC sein soll dann doch mit einen der DAC und ADC
>> an Board hat.
>
> Warum macht das einen Unterschied? Die Grundsätzlichen Fragen des
> Projektes, die ich im 1. Beitrag gepostet habe, sind für mich damit auch
> nicht geklärt.
>

Für jemanden der keine Ahnung hat ist es besser wenn ohne viel löten 
direkt Pins angeboten werden wo ADC und DAC zur Verfügung stehen.
Damit hast Du dann genug zu lernen und ob Du nun das Datenblatt vom 
µC-ADC oder vom externen ADC/DAC studierst ist wurscht.
Wenn Du nach 2 Jahren das Projekt mit integrierten Wandler am laufen 
hast und kommst zu dem Entschluss das die internen Wandler der 
limitierende Faktor sind kannst Du Version 2.0 mit externen Wandlern 
starten.


> Ob das nun ein uC ist der DAC/ADC intern hat (meistens nicht besonders
> genau) oder extern (mehr Auflösung, ggf. bessere Genauigkeit) ist meiner
> Ansicht nach zweit- oder drittrangig.
>
> NichtWichtig schrieb:
>> und schon kann's los gehen.
>
> Die Aussage passt für mich nicht mit deiner nächsten Aussage zusammen:
>
> NichtWichtig schrieb:
>> eine Mammutaufgabe

Dein Wunsch gliedert sich in etliche Teilaufgaben die jede für sich 
abgearbeitet werden müssen.
Ein Eval-Board mit integrierten Wandlern erspart Dir einen für Dich 
fetten Brocken Arbeit.
Einen 2€ Chip hat man nicht mal eben an einen µC gedengelt wenn man 
keine Erfahrung hat.

>
> Warum ist es eine Mammutaufgabe? Wenn mir jemand die Fragen beantworten
> könnte, sehe ich nicht wo die Komplexität liegt.

In den Details jeder einzelnen Teilaufgabe und weil Deine Fragen darauf 
schliessen läst das Du quasi bei Null anfängst.

Bring das Messsystem mit einem 407 ans laufen und lernen dabei.
Geringere Kosten, weniger Frust.

Wenn Dir danach langweilig ist hol Dir den Audiocodec Deiner Wahl und 
mach es damit besser.
Dann hast Du sicher auch Erfahrung im layouten von zeitkritischen 
Signalen welche beim I2S und besagten 24/192 fällig werden.

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