Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug JBC-Lötstation: Erdung der Lötspitze


von Mark K. (mamikoe)


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Helft mir bitte auf die Sprünge:
Irgendwo in diesem Forum hatte ich zufällig gelesen, daß die von Werk 
aus an Erde hängende Lötspitze mit dem Risiko verbunden ist, beim 
Herumlöten an einer unter Spannung stehenden oder aufgrund eines 
angeschlossenen Skops mit Erde verbundenen Schaltung eines Kurzschluß - 
in der Schaltung oder der Lötstation - zu verursachen. Dieses Risiko 
könne man mit einem hochohmigen (1M ?) R in der Erdlungsleistung 
zwischen Lötkolbenstecker und Lötstation-Platine beseitigen.
So richtig verstanden hatte es ich es damals beim Lesen nicht, finde 
jetzt aber trotz aller Bemühung dieses post nicht mehr.
Vielleicht könnt ihr mir das noch mal erklären oder zumindest die Frage 
beantworten, ob es daher (zwar versuche ich, vor dem Herumlöten in 
Schaltungen daran zu denken, die Spannung abzuschalten, aber das Skop 
ist dennoch immer angeklemmt) sinnvoll/empfehlenwert ist, in besagte 
Erdleitung einen R 1M einzuschleifen. Und das sollte doch wohl auch für 
den ESD-Erdungsanschluß der JBC-Stationen gelten?

von 900ss (900ss)


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ich glaub das war hier irgendwo

Beitrag "Re: Lötstation JBC ?"

von Bürovorsteher (Gast)


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> in besagte
> Erdleitung einen R 1M einzuschleifen. Und das sollte doch wohl auch für
> den ESD-Erdungsanschluß der JBC-Stationen gelten?

Mumpitz, in spannungsführenden Schaltungen ist grundsätzlich weder mit 
dem Lötkolben noch sonstigen Werkzeugen herumzustochern.
Einzig und allein für Fernmeldeanlagen, in denen nichts abgeschaltet 
werden konnte/durfte, gab es spezielle Lötkolben in Schutzklasse 2.
K.A. wie das heute an dieser Stelle geregelt ist.

Als nächstes kommt sicherlich die Frage nach dem Trenntrafo am 
Oszilloskop.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mark K. schrieb:
> Und das sollte doch wohl auch für den ESD-Erdungsanschluß der
> JBC-Stationen gelten?

Habe ich auch so gemacht.

Allerdings sind die Stationen normalerweise eben Schutzklasse I, d.h. 
der PE wird offiziell als "protection earth" benutzt. Ich habe mich für 
meinen Teil davon überzeugt, dass Trafo und Aufbau es rechtfertigen, 
dass ich das Gerät so verwende, als wäre es Schutzklasse II.

Bürovorsteher schrieb:
> Einzig und allein für Fernmeldeanlagen, in denen nichts abgeschaltet
> werden konnte/durfte, gab es spezielle Lötkolben in Schutzklasse 2.

Die Weller WS81 lässt ganz offiziell jedenfalls zwischen "full PE" 
(Standard-Zustand), "no earth" (SK II, leerer 3,5-mm-Klinkenstecker 
gesteckt) und "ESD protection only" (hochohmiger Widerstand im 
3,5-mm-Klinkenstecker) wählen.

Nein, der Oszi kommt natürlich nicht an einen Trenntrafo, aber eben weil 
er es nicht ist, ist damit der Erdungspunkt der Schaltung festgelegt. Da 
möchte ich beim Experimentieren keine bösen Überraschungen erleben.

Früher™ hatte ich tatsächlich einen SKII-Lötkolben. Sowas gab's in den 
1980ern in der DDR von Delta. Allerdings gingen die mit ihrem 
Glasröhrchen, auf das die Heizpatrone gewickelt war, relativ schnell 
kaputt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Bürovorsteher (Gast)


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> Sowas gab's in den 1980ern in der DDR von Delta.

Auch schon in den 7oer Jahren. Sogar mit 5 m Anschlussleitung auf 
speziellen Wunsch des VEB Funk- und Fernmeldeanlagenbau.

Gewöhnt euch sauberes Arbeiten an! Mess- und Lötplatz sind zu trennen.
Naja, geht vllt für den Bastler nicht immer.

von Mark K. (mamikoe)


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Jörg W. schrieb:
> Mark K. schrieb:
>> Und das sollte doch wohl auch für den ESD-Erdungsanschluß der
>> JBC-Stationen gelten?
> Habe ich auch so gemacht.

1M in die Leitung zwischen Lötkolben und Platine oder zum 
Erdungsanschluß oder beides?

> Allerdings sind die Stationen normalerweise eben Schutzklasse I, d.h.
> der PE wird offiziell als "protection earth" benutzt. Ich habe mich für
> meinen Teil davon überzeugt, dass Trafo und Aufbau es rechtfertigen,
> dass ich das Gerät so verwende, als wäre es Schutzklasse II.

Ich beziehe mich speziell auf eine JBC. Du hast eine AD2700 bzw. 
gleichartig? Dann werde ich die gleiche Annahme bei meiner Station auch 
treffen können ....

Was ich aber nicht verstanden habe. Warum birgt der Anschluß eines 
geerdeten Skops und das Berühren der spannungslosen Schaltung mit einer 
geerdeten Lötspitze ein Schadensrisiko?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Warum birgt der Anschluß eines
> geerdeten Skops und das Berühren der spannungslosen Schaltung mit einer
> geerdeten Lötspitze ein Schadensrisiko?

Das ist völlig i.O.
ESD-Schutz trotzdem beachten!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mark K. schrieb:

> 1M in die Leitung zwischen Lötkolben und Platine oder zum
> Erdungsanschluß oder beides?

Ich habe die Schaltung der Station innen von PE getrennt und zwischen 
beiden einen Widerstand eingelötet.

> Ich beziehe mich speziell auf eine JBC. Du hast eine AD2700 bzw.
> gleichartig?

BT-2BWA

von Bürovorsteher (Gast)


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Noch eine Anmerkung: Spannungslose Schaltung bedeutet natürlich auch, 
dass irgendwelche dicken Kondensatoren (bezüglich Kapazität und/oder 
Spannung) restlos entladen sind.

von Mark K. (mamikoe)


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900ss D. schrieb:
> ich glaub das war hier irgendwo
> Beitrag "Re: Lötstation JBC ?"

Da steht es ähnlich, ist aber nicht das, was ich in Erinnerung hatte. 
Jörg schrieb da:

"Ich auch nicht. Deshalb habe ich bei meiner JBC-Station auch nur einen
Widerstand von 1 MΩ (oder so) zwischen PE und Gerätemasse."

Ich habe das mal bei den AD2200 und AD2700, die ich hier im Zugriff 
habe, überprüft. Dort liegt Erde definitiv nicht an Gerätemasse. Der 
Erdanschluß geht an die Erdungsbuchse und an den Lötkolbenstecker. Dort 
geht Erde über das Kolbenkable an die Lötspitze und über das 
Anschlußkabel des Steckers an die Platine. Dort ist Erde aber nicht mit 
Masse verbunden. Auf beiden Platinen - und die AD2700 entspricht mit 
Ausnahme der bestückten zusätzlichen Steckverbinder oben der BT-2B - 
erfolgt die Verbindung zu Masse über einen R 100k.

Jörg W. schrieb:
> Mark K. schrieb:
>> 1M in die Leitung zwischen Lötkolben und Platine oder zum
>> Erdungsanschluß oder beides?
> Ich habe die Schaltung der Station innen von PE getrennt und zwischen
> beiden einen Widerstand eingelötet.

Wie oben geschrieben: Bei den beiden Platinen, die ich hier habe, 
besteht eine Verbindung zwischen Erde und Schaltungsmasse nur über 100k.

>> Ich beziehe mich speziell auf eine JBC. Du hast eine AD2700 bzw.
>> gleichartig?
>
> BT-2BWA

Die Platine sieht völlig identisch aus mit der der AD2700 und laut JBC 
soll die Schaltung auch identisch sein.

Also hast Du zwischen das Erdungskabel vom Netzteil bzw. Netzkabelbuchse 
und dem Anschluß auf der Erdungsbuchse, von der das Erdungskabel zum 
Lötkolbenstecker weitergeht, 1M gelötet?

: Bearbeitet durch User
von Mark K. (mamikoe)


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Bürovorsteher schrieb:
>> Warum birgt der Anschluß eines
>> geerdeten Skops und das Berühren der spannungslosen Schaltung mit einer
>> geerdeten Lötspitze ein Schadensrisiko?
>
> Das ist völlig i.O.
> ESD-Schutz trotzdem beachten!

Tut mir leid, verstehe ich nicht. Was ist "i.O."? Daß es Schäden geben 
kann?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mark K. schrieb:
> Also hast Du zwischen das Erdungskabel vom Netzteil bzw. Netzkabelbuchse
> und dem Anschluß auf der Erdungsbuchse, von der das Erdungskabel zum
> Lötkolbenstecker weitergeht, 1M gelötet?

Ja.

von Bürovorsteher (Gast)


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Für Nichtmuttersprachler: i.O. - Abkürzung von "in Ordnung"

von Mark K. (mamikoe)


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Bürovorsteher schrieb:
> Für Nichtmuttersprachler: i.O. - Abkürzung von "in Ordnung"

Was "i.O" bedeutet ist mir durchaus klar. Ich verstehe nur nicht, was 
"i.O." (="o.k.") sein soll, was Du (mir) damit sagen möchtest.

von Bürovorsteher (Gast)


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In diesem Fall besteht kein Schadensrisiko.

Der Ärger beginnt erst, wenn du vergisst, die Stromversorgung 
auszuschalten und trotzdem in der Schaltung herumzulöten beginnst..

von W.S. (Gast)


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Mark K. schrieb:
> 1M in die Leitung zwischen Lötkolben und Platine oder zum
> Erdungsanschluß oder beides?

Also, es kommt drauf an. Bei den JBC-Kartuschen hast du generell eine 
galvanische Verbindung zwischen Spitze und Schaltung. Bei den 
chinesischen T12 Kartuschen hingegen nicht.

Also kannst du zwecks Auftrennung eines harten Kurzschlussen zwischen 
Spitze und PE bei JBC die Leitung nur zwischen Schaltung und PE 
auftrennen. Bei einem T12 könntest du dies zwischen Spitze und Schaltung 
tun.

Aber: 1 MOhm muß es nicht zwangsläufig sein. Ich schätze mal, mit einem 
33 kOhm Widerstand vermeidet man auch schon die allergröbsten Probleme. 
Wo sich da nun der eine oder andere zwischen 1 M und 33 k positionieren 
will, ist individuell verschieden - auch in den Varianten beim 
Selbstbau.


Bürovorsteher schrieb:
> Gewöhnt euch sauberes Arbeiten an! Mess- und Lötplatz sind zu trennen.

Sprüche dieser Art ("es ist zu gewährleisten, daß...") sind durchweg 
nicht hilfreich, sondern ein praxisferner Dogmatismus. Den Fall mit der 
Restladung auf dem Elko hast du ja schon erkannt.

W.S.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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W.S. schrieb:
> Aber: 1 MOhm muß es nicht zwangsläufig sein.

Muss es nicht, ist aber ein üblicher Wert in ESD-Schutzeinrichtungen. 
Daher hatte ich sowas hier auch benutzt. Es gewährleistet einen 
ausreichenden ESD-Schutz, riskiert aber kaum sonstige Schäden durch 
versehentlichen Stromfluss.

von Mark K. (mamikoe)


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Danke an alle. Also werde ich, wie Jörg es getan hat, zwischen der 
Erdleitung und der (ersten) Verbindung an der Erdungsbuchse einen 1M 
einlöten.

von Piep Piep Piep (Gast)


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Mark K. schrieb:
> Herumlöten an einer unter Spannung stehenden oder aufgrund eines
> angeschlossenen Skops mit Erde verbundenen Schaltung

Japp, hier schon öfters unter Spannung mit älterem zweipoligem Kolben 
SKII gewerkelt.

Aber nie an MOS-Schaltungen, dort nur spannungslos + Antistatikarmband + 
geerdetem Schukokolben.

 dann schon lieber nach TUM-Praxis Seminar Weichlöten

https://wiki.tum.de/download/attachments/22578541/soldering-loetseminar.pdf?version=1&modificationDate=1482247621067&api=v2

>Die Lötspitze muss geerdet sein.

Zitat:MOS- Bauteile, die durch statische Elektrizität beschädigt worden
sind, müssen nicht sofort einen defekt aufweisen.[...]Ein Ausfall des
Halbleiters kann sich erst nach langer Betriebszeit bemerkbar machen
oder wenn übermäßiger Stress wie z.B. thermische Belastungen auftreten.

Entladung über 1M?
Nach vorigem Satz geh ich lieber auf Nummer ganz sicher mit 0 Ohm.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Piep Piep Piep schrieb:
> Entladung über 1M? Nach vorigem Satz geh ich lieber auf Nummer ganz
> sicher mit 0 Ohm.

Erdest du dein Antistatik-Armband auch über 0 Ohm? ;-)

1 MΩ genügt für ESD völlig, ich glaube mich zu erinnern, dass die Grenze 
bei den Armbändern 10 MΩ ist – und selbst das schaffen sie nach einiger 
Zeit (egal ob getragen oder nur im Schubkasten liegend) nicht mehr. Wenn 
du also dein Antistatikarmband einfach nur trägst, um dem ESD-Gott zu 
huldigen, ohne es regelmäßig zu kontrollieren, dann hast du gute 
Chancen, dass es eigentlich komplett wirkungslos ist.

Übrigens hat der ESD-Verifikator damals bei uns im Labor auch massiv 
gemault, wenn der Widerstand zu gering war (und damit der Personenschutz 
gefährdet): wenn ich mich im Sommer barfuß drauf gestellt habe statt mit 
den ESD-Schutz-Laborschuhen bspw.

: Bearbeitet durch Moderator
von Manfred (Gast)


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Piep Piep Piep schrieb:
> dann schon lieber nach TUM-Praxis Seminar Weichlöten

Der Absatz "1.5.2 ESD" ist unpräzise bis falsch, Internet live eben und 
ohne Nennung des Verfassers.

> Nach vorigem Satz geh ich lieber auf Nummer ganz sicher mit 0 Ohm.

Wer ESD nicht verstanden hat, macht das so.

Jörg W. schrieb:
> Übrigens hat der ESD-Verifikator damals bei uns im Labor
> auch massiv gemault, wenn der Widerstand zu gering war

Das muß er tun.

> (und damit der Personenschutz gefährdet)

Das ist auch zu bedenken, aber nicht der Hauptgrund. Das "D" in ESD 
steht für Discharge. Wenn Bauelemente aufgeladen sind, werden sie durch 
den Entladestrom geschädigt, und genau diesen muß man mit ein paar 
MegOhm begrenzen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred schrieb:
> Wenn Bauelemente aufgeladen sind, werden sie durch den Entladestrom
> geschädigt, und genau diesen muß man mit ein paar MegOhm begrenzen.

Wobei sich das natürlich auch barfuß trotzdem ganz allein ergibt, denn 
anders als auf dem ESD-Tester ist der Fußbodenbelag zwar ableitfähig, 
aber dann eben weit weg von „0 Ω“.

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