Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Siebelko tauschen - auf was beim Ersatz achten? (Systron Donner HR70-3)


von Dietmar S. (Gast)


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Ich möchte bei meinem Labornetzteil Systron Donner HR70-3 vorsorglich 
die Siebelkos tauschen. Die sind bei diesen Geräten ziemlich 
verlässliche Zeitbomben und ich möchte vorgreifen, bevor wieder wie bei 
meinem TL8-3 der Vesuv ausbricht und das Gerät innen total versaut.

Es ist (neben zwei weiteren) folgender Elko verbaut:
Typ 500
500-3729-02
6.000MFD 100V
Den Hersteller kann ich nicht erkennen

Der Originalelko ist wirklich riesengroß (d=75mm, H=105mm), es gibt 
welche mit demselben Kapazitäts- und Spannungswert, die nur einen 
Bruchteil der Größe haben. Das wird wohl einen Grund haben?

Auf welche Eigenschaften muss ich da achten?

Und was bedeutet Typ 500? Ich habe schon gegoogelt, die Bezeichnung 
taucht bei verschiedenen Herstellern auf. Eine Erläuterung habe ich aber 
nirgendwo gefunden.

von Achim H. (pluto25)


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Dietmar S. schrieb:
> Das wird wohl einen Grund haben?

Ist billiger.

Dietmar S. schrieb:
> Auf welche Eigenschaften muss ich da achten?

Doppelte Spannungsfestigkeit und für möglichst hohe Temperaturen 
geeignet um annähernd die gleiche Lebenserwartung zu haben.
Vermutlich sterben sie dann troztem früher, aber dafür mit weniger 
Schweinerei.

von MaWin (Gast)


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Dietmar S. schrieb:
> Der Originalelko ist wirklich riesengroß (d=75mm, H=105mm), es gibt
> welche mit demselben Kapazitäts- und Spannungswert, die nur einen
> Bruchteil der Größe haben. Das wird wohl einen Grund haben?

Fortschritt.

Älter.

Modernere sind kleiner.

Dietmar S. schrieb:
> Auf welche Eigenschaften muss ich da achten

Ist ja ein 50Hz Siebelko. Ripplestrom bei 100Hz aldo. Muss kein LowESR 
und kein 105 Grad und kein 100kHz Schalnetzteilelko sein. Sondern 
schlicht ein Netzteilsiebelko.

Früher sagte man computer grade.

6mF 10V wobei mehr Spannung (160V, du hast den Platz) nicht schadet, und 
6800 oder 10000uF auch ok sind.

von oszi40 (Gast)


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MaWin schrieb:
> 6mF 10V wobei mehr Spannung (160V, du hast den Platz) nicht schadet, und
> 6800 oder 10000uF auch ok sind.

Mawin, da hat sich wohl ein kleiner Schreibfehler eingeschlichen 10V???

Bei einem Netzteil 70V 3A würde ich eher >100V Elkos und 105 Grad 
einbauen. Wenn das NT ohne Last läuft, sind 100V schon recht knapp bei 
heutigen 230V~!

Vor dem Einbau mal Elko langsam formieren, ist auch nicht schädlich 
falls er lange herumgelegen hat.

von Dietmar S. (Gast)


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Super, vielen Dank! Dann bestelle ich einfach was rein passt und dank 
der kleineren Bauform kann ich auch welche mit höherer 
Spannungsfestigkeit nehmen.

von oszi40 (Gast)


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Es wird wohl nicht ganz billig. Prüfe ob der maßlich passt:
https://www.tme.eu/de/details/als30a103nf200/elektrol-kondens-mit-schraubbef-u-a/kemet/

von michael_ (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Bei einem Netzteil 70V 3A würde ich eher >100V Elkos und 105 Grad
> einbauen.

Mal messen, was überhaupt so anliegt.
100V wären mir da auch etwas knapp.

von oszi40 (Gast)


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michael_ schrieb:
> 100V wären mir da auch etwas knapp.

Über den Daumem gepeilt 70* 1,4=98V Leerlauf (bei früheren 220V~)

von michael_ (Gast)


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Da kommt ja auch noch die Regelung dazu.
Einfach mal messen, noch läuft die Kiste ja.

von Dietmar S. (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Es wird wohl nicht ganz billig. Prüfe ob der maßlich passt:
> 
https://www.tme.eu/de/details/als30a103nf200/elektrol-kondens-mit-schraubbef-u-a/kemet/

So viel habe ich für das Netzteil bezahlt. Dazu brauche ich ja noch zwei 
weitere (etwas kleinere). Die Werte sehe ich leider erst wenn ich sie 
ausgebaut habe.

Mit den Preisen habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet, ich dachte die 
kosten so um die 30-35€. Aber wie ich gerade sehe, kosten schon die 
Billigheimer bei Aliexpress so viel.

Edit: Da muss ich noch mal drüber schlafen. Die alten kann ich 
jedenfalls nicht drin lassen. Die gehen früher oder später hoch.

von Dietmar S. (Gast)


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Bin noch nicht weit gekommen. Heute habe ich stundenlang recherchiert. 
Die 6800uF passen entweder nicht rein, sind z.Z. nicht lieferbar, 
Mindestabnahme, kurze Lebensdauer oder Firma liefert nicht nach 
Deutschland.

Der Platz wurde vom Hersteller leider auf den letzten Millimeter 
ausgenutzt und bei der Spannung das letzte Volt ausgereizt. Bei den 
heutigen 230V passen die Elkos mit höherer Spannung nicht mehr rein.

Das Netzteil ist thyristorgeregelt (also Thyristor als Gleichrichter). 
Kann ich auch in diesem Fall bedenkenlos 10.000uF anstelle von 6.800uF 
einsetzen? Mir fällt jetzt kein Grund ein der dagegen spricht, aber ich 
frage doch lieber mal.

Das sind leider die einzigen Elkos die von den Abmessungen passen und 
auch erhältlich sind. Zwischen Deckel und Anschlüsse sind jetzt schon 
nur 3mm Platz. Mit den neuen dann 1mm. Toll ausgedacht.

von Andrew T. (marsufant)


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Dietmar S. schrieb:
> Das Netzteil ist thyristorgeregelt (also Thyristor als Gleichrichter).
> Kann ich auch in diesem Fall bedenkenlos 10.000uF anstelle von 6.800uF
> einsetzen?

Ja.

>
> Das sind leider die einzigen Elkos die von den Abmessungen passen und
> auch erhältlich sind. Zwischen Deckel und Anschlüsse sind jetzt schon
> nur 3mm Platz. Mit den neuen dann 1mm.

Einfach eine Lage Kapton Folie am Deckel anbringen über dieser Stelle.
So löse ich das.

von hinz (Gast)


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Andrew T. schrieb:
> Einfach eine Lage Kapton Folie am Deckel anbringen über dieser Stelle.

Polesterfolie tuts auch, z.B. Laserdruckerfolie mit 125µm Dicke.

von Martin H. (horo)


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Hast Du mal bei Segor gefragt, ob sie den bestellen können? Kostet 
allerdings auch um 50€.

https://www.segor.de/#Q=ELBE10m-160%252FSchraub&M=1

von MaWin (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Mawin, da hat sich wohl ein kleiner Schreibfehler eingeschlichen 10V???

Späte Antwort, aber stimmt, 100V waren gemeint.

Dietmar S. schrieb:
> Kann ich auch in diesem Fall bedenkenlos 10.000uF anstelle von 6.800uF
> einsetzen?

Jein. Es gibt ein Limit, was die Gleichrichter an Kapazität erlauben, 
wegen Spitzenstrombelastung. Aber 30% mehr halte ich im Rahmen der 
Toleranz für ok.

http://www.datasheetcatalog.org/datasheets/134/232987_DS.pdf

von Andrew T. (marsufant)


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hinz schrieb:
> Polesterfolie tuts auch, z.B. Laserdruckerfolie mit 125µm Dicke.

Polyester heißt die Schwester :-)

von Udo K. (Gast)


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Miss doch mal die Leerlaufspannung am Elko.

Die sollte doch deutlich unter 100 Volt sein, normalerweise
sind da Lastwiderstände verbaut, die für eine Grundlast sorgen.
Kurze Spannungsspitzen von 20% halten die Elkos normalerweise problemlos
aus.

Wenn du mit 100 Volt auskommst, dann ist der Preis deutlich entspannter,
hier etwa 6.8mF/100Volt um 10 Euro:
https://www.mouser.at/ProductDetail/KEMET/ALS70A682DE100?qs=sGAEpiMZZMtZ1n0r9vR22YqjN7vGN3ZSaI1SbR1172ZUF%252B6UngY9XQ%3D%3D

Oder 5m6/150 Volt um 18 Euro:
https://www.mouser.at/ProductDetail/United-Chemi-Con/E36D151LPN562TDA5N?qs=sGAEpiMZZMtZ1n0r9vR22b0zSdKjonvpe%252B46ij%252B7Eq8%3D

von Andreas B. (bitverdreher)


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Dietmar S. schrieb:
> Die sind bei diesen Geräten ziemlich
> verlässliche Zeitbomben und ich möchte vorgreifen, bevor wieder wie bei
> meinem TL8-3 der Vesuv ausbricht und das Gerät innen total versaut.

Das habe ich noch nie gehört, daß gewöhnliche NT Elkos irgendwelche 
Zeitbomben sind. Wie kommst Du darauf?

Ansonsten sieht der hier passend und bezahlbar aus:
https://www.mouser.at/ProductDetail/Nichicon/LNR2C682MSE?qs=sGAEpiMZZMtZ1n0r9vR22bfPntvkG064qhUydd4zGDI%3D

: Bearbeitet durch User
von Dietmar S. (Gast)


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Habe jetzt 3 Longlife Elkos von Kemet für knapp 100€ bei Mouser 
bestellt. Kommt ja noch die MwSt. drauf.

hinz schrieb:
> Andrew T. schrieb:
>> Einfach eine Lage Kapton Folie am Deckel anbringen über dieser Stelle.
>
> Polesterfolie tuts auch, z.B. Laserdruckerfolie mit 125µm Dicke.

Aus einem Pollin-Sortiment hab ich da so selbstklebende Isolierfolie, 
wie man sie auch in Netzteilen findet. Endlich kann ich die mal 
benutzen.

von Dietmar S. (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Miss doch mal die Leerlaufspannung am Elko.

Kam ich später auch drauf, da hatte ich die Elkos aber schon ausgebaut 
und das ist echt ne Fummelei.

> Wenn du mit 100 Volt auskommst, dann ist der Preis deutlich entspannter,

Außerdem muss der 6800uF genau von der Höhe und den Terminalabständen 
passen, da eine Platine mit 8 extrem kurzen Kabeln dran aufgeschraubt 
ist. Sonst hätte ich auch einen mit 160V bekommen.


Andreas B. schrieb:
> Das habe ich noch nie gehört, daß gewöhnliche NT Elkos irgendwelche
> Zeitbomben sind. Wie kommst Du darauf?

Eigene Erfahrung mit zwei TL8-3 (ein paar Monate nach meinem Beitrag 
ging das nächste hoch):
Beitrag "Sieb-Elko im Systron Donner Netzteil hochgegangen"

Die Geräte stammen ja allesamt aus den 1970ern. Das bei dem ich die 
Elkos gerade vorsorglich tausche, ist von 1974. Die anderen waren sogar 
etwas neuer.

von Udo K. (Gast)


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Wenn du Zeit hast, dann mach doch noch ein paar Bilder vom Innenleben,
es ist immer interessant zu sehen wie sowas damals noch gebaut wurde.

Da sieht man, das sich viel getan hat in der Elektronik in den letzten 
50 Jahren.

Ansonsten viel Freude mit dem Netzteil!

von Dietmar S. (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Wenn du Zeit hast, dann mach doch noch ein paar Bilder vom Innenleben,
> es ist immer interessant zu sehen wie sowas damals noch gebaut wurde.

Wenn jemand größere Fotos möchte, gerne E-Mail per PN mitteilen (ca. 
2,6MB pro Foto). Viel schärfer werden sie aber nicht unbedingt, da meine 
Kamera seit einiger Zeit spinnt.

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