Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verständnisfrage TFT-Display


von Olli Z. (z80freak)



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Ich habe hier ein Display von einem Radio. Das ist 7" und hat eine 
Auflösung von 800x480 Pixeln. Es wird von einem FPGA und ner Menge 
Zusatzkomponenten angesteuert, welche auf einem Board auf der Rückseite 
des Displays drauf sind.

Jetzt habe ich das Display mal aus Neugier zerlegt und näher angeschaut. 
Es hat eine CCFL Hintergrundbeleuchtung (separater 2-pol Stecker), ein 
resistives Touchpanel mit 4-pol Stecker und natürlich das Display selbst 
mit einem 50-poligen Folienstecker. Ich habe die Pinbelegung davon mal 
angefügt.

Ist solche eine Belegung irgendwie "üblich" oder "standardisiert"?

Wie wird sowas eigentlich angesteuert? Ich kenne TFT-Displays eigentlich 
nur fix und fertig, z.b. mit SPI-Schnittstelle. Da wird man sicher 
spezielle Signalpegel braichen, gibt es Chips bzw. fertige 
LCD-Controller dafür?

Eine Suche nach 7" Displays ergab überwiegend auch diese Auflösung. Gibt 
es da nichts hochauflösenderes in der Größe?

Welche Hintergrundbeleuchtung nutzt man sonst? Ist CCFL noch Stand der 
Technik?? Denke da wird sich schon lange nur noch LED eingesetzt?!

Ich suche nämlich gerade ein Display für meinen Raspberry Pi 4 und da 
ich dieses Navi-Display übrig hätte, überlege ich ob es nutzbar ist. 
Aber ich bräuchte halt einen Controller dafür.

Für meine Anwendung bräuchte ich 7" (ca. 170x104 mm) mit Touch 
(resistive ginge, kapazitiv wäre besser)

Danke schonmal für Tipps, ich versuche mich auch noch etwas ins Thema 
einzulesen und zu verstehen...

: Bearbeitet durch User
von Olli Z. (z80freak)


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Sowas wäre schon ganz gut, aber auch nur lowres und sehr teuer (400€!):
https://www.reichelt.de/intelligentes-tft-grafikdisplay-7-0-ea-edip-tft70a-p129607.html?&trstct=pol_0&nbc=1

Hier nur das Display, mit res-touch für 80€:
https://www.reichelt.de/tft-display-7-0-154x86mm-800x480-dot-24bit-rgb-res-touch-ea-tft070-84atp-p260434.html?&trstct=pol_8&nbc=1

und mit cap-touch für 100€:
https://www.reichelt.de/tft-display-7-0-154x86mm-800x480-dot-24bit-rgb-pcap-touch-ea-tft070-84ats-p260435.html?&trstct=pol_7&nbc=1

Aber finde ich immer noch recht teuer, weil man ja noch nen Controller 
dazu braucht. Hätte gehofft hier eher im Bereich 60€ inkl. Controller zu 
landen, mit Cap-Touch und vielleicht 1280 Pixeln horizontal... ist das 
zu unrealistisch?

von Abyssaler Einspeiser (Gast)


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Preisguenstige Displays kauft man am besten beim Erzeuger.
Z.B. www.buydisplay.com.
Ein 7" 800x480 fuer VGA und 2x Composite, gab es von denen
bei *bay.com fuer etwas mehr als 20 Euro.
Mit HDMI/DVI werden sie dann etwas teuerer.

Die zoellige Behandlung kann aber schiefgehen.

Bei Pollin konnte/kann? man Adapterplatinen kaufen, die
VGA/DVI/HDMI auf solche Displays umsetzen.
Vielleicht ist das was fuer dich.

von c-hater (Gast)


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Olli Z. schrieb:

> Ist solche eine Belegung irgendwie "üblich" oder "standardisiert"?

Die Belegung selber ist nicht standardisiert, das Ansteuerungsprinzip 
aber sehr üblich.

> Wie wird sowas eigentlich angesteuert?

Am besten mittels programmierbarem LCD-Controller. Bei vielen "größeren" 
µC ist schon einer eingebaut. Die Parameter zu dessen Programmierung 
entnimmt man dem Datenblatt des Display.

Das Problem ist: man braucht ausser dem LCD-Controller auch noch genug 
RAM für für einen kompletten Framebuffer.

> Welche Hintergrundbeleuchtung nutzt man sonst? Ist CCFL noch Stand der
> Technik?? Denke da wird sich schon lange nur noch LED eingesetzt?!

So ist es auch. Displays mit CCFL sind Restposten.

> Ich suche nämlich gerade ein Display für meinen Raspberry Pi 4 und da
> ich dieses Navi-Display übrig hätte, überlege ich ob es nutzbar ist.
> Aber ich bräuchte halt einen Controller dafür.

Nicht unbedingt. Mit genügend (und hinreichend schnellen) GPIOs kann man 
die Dinger auch ohne Displaycontroller ansteuern. Wobei es möglich ist, 
Pins (und auch Speicher für den Framebuffer) zu sparen, indem man den 
verfügbaren Farbraum des Displays nur teilweise benutzt.

Auch sind oft Abstriche beim Takt möglich. Damit begibt man sich aber 
regelmäßig außerhalb des Bereiches der Spezifikation des Displays. Kann 
funktionieren, muss aber nicht. Meistens funktioniert's. Das Ergebnis 
ist aber natürlich eine verringerte Refreshrate. Das ist nur bis zu 
einer gewissen Grenze sinnvoll, weil's sonst zu arg flimmert.

von m.n. (Gast)


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Zum Verständnis, wie man ein TFT-Display ohne speziellen Controller mit 
einem schnellen µC ansteuern kann.
http://www.mino-elektronik.de/TFT-direct-drive/TFT-direct-drive.htm
oder speziell STM32
Beitrag "4,3" TFT-Controller STM32F730"
Da der Bildspeicher im internen RAM liegt, ist der Bildaufbau besonders 
schnell.

Displays mit sehr hoher Auflösung brauchen erheblich höhere 
Prozessorleitung, sofern der Bildausbau einigermaßen flüssig ablaufen 
soll.
Einen "kleinen" Standard gibt es bei 40-pol. Anschlüssen. Hier sind 
einige Beispiele dafür zu finden: 
https://www.hotmcu.com/index.php?main_page=index&cPath=6&zenid=a5q51jrv8s04gdbs8s1gm7eue1

von Daniel F. (lmdaniel999)


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Hi,

da es speziell um den Raspberry Pi geht:
In diesem Fall finde ich es sehr praktisch, den HDMI Anschluss zu 
verwenden.

Ich persönlich habe schon öfter die Displays von Eckstein eingesetzt:
https://eckstein-shop.de/Waveshare-7-inch-Raspberry-Pi-Display-1024x600-capacitive-Touchscreen-LCD-HDMI-interface-Supports-Windows-10-81-8-7

Die sind plug&play und werden per HDMI mit Daten versorgt und per USB 
mit Spannung bzw. nutzen Touch per USB.

Am Mikrocontroller gehen die natürlich nicht. Da entweder den parallelen 
Anschluss nutzen, oder was ich auch praktisch finde:
Die Displays von Nextion: https://nextion.tech/

Die haben nen eigenen HMI Controller dabei, mit passender PC-Software 
zum Programmieren der HMI. Die Kommunikation mit dem Display läuft 
seriell und zum Kommunizieren mit dem Programm werden serielle Befehle 
genutzt. Dafür gibt es ne Lib mit Funktionen und Callbacks...

: Bearbeitet durch User
von Olaf (Gast)


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> In diesem Fall finde ich es sehr praktisch, den HDMI Anschluss zu
> verwenden.

Das wuerde ich in dem Falle aber auch denken. Schon allein weil man sich 
damit einen grossen Treiberprogrammieraufwand spart.

Ansonsten sollte man bedenken das viele der Display die hier im 
Einzelhandel findet fuer Industriekunden gedacht sind. Da sind den 
Kaeufern lange Lieferzeiten (z.B 10Jahre) oder weite Temperaturbereiche 
wichtig. Und ein Display an einem Parkautomaten ist halt auch schonmal 
365Tage im Jahr eingeschaltet, da will man auch Lebensdauer. Deshalb 
auch der hohe Preis.
Wobei die 400Euro bei Reichelt schon dreist sind. Ich meine das ich die 
schonmal fuer die haelfte gekauft habe.

Billig sind Displays nur wenn es industrielle Restposten sind (Pollin) 
oder man selber als Firma 10000Stk abnimmt. Allerdings wuerde ich denken 
das gerade der Raspberry da noch eine positive Ausnahme darstellt. 
Gerade wegen der grossen Verbreitung wird es Firmen (Adafruit) geben 
welche auch mal eine grosse Stueckzahl preiswert fertigen laesst.

Kompatibilitaet ist in dem Bereich sehr relativ. Hat man eines 
angesteuert kann man alle irgendwie ansteuern. Die sind sich schon sehr 
aehnlich. Aber einfach so 1:1 austauschbar ist so gut wie nie etwas. 
Irgendeine Kleinigkeit ist immer. Selbst bei identischem (nicht nur 
kompatiblen! Chip auf dem Glas kann sich zumindest die Initialisierung 
aendern.

Olaf

von S. R. (svenska)


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Man sollte vielleicht erwähnen, dass ein Raspberry Pi (abgesehen von der 
ersten Generation) auch einen parallelen LCD-Controller auf den 
GPIO-Pins bereitstellen kann. Man muss nicht alles über HDMI oder 
Composite abwickeln.

https://www.raspberrypi.org/documentation/hardware/raspberrypi/dpi/README.md

von Olaf (Gast)


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> Man muss nicht alles über HDMI oder Composite abwickeln.

Ja, aber wenn man HDMI schonmal hat? Dann bleibt auf dem Bus mehr fuer 
eigene Sachen uebrig. Ich wuerde alles so bis 128x64pixel mit SPI ueber 
den Bus abwicklen, alles grosse farbige aber mit HDMI. 320x240 ist eine 
Grauzone. Es ist ein Unterschied ob man ein Messgeraet baut wo sich nur 
ab und an eine Zahl im Display aendert oder ob man bewegte Bilder sehen 
will. Im Zweifel muss man halt den Taschenrechner einschalten und das 
vorher mal durchrechnen.

Olaf

von S. R. (svenska)


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Olaf schrieb:
>> Man muss nicht alles über HDMI oder Composite abwickeln.
> Ja, aber wenn man HDMI schonmal hat?

Ja aber wenn man ein paralleles Display an einen Raspberry klemmen will 
und sich nicht irgendwo vorher noch ein Konverterboard kaufen will?

von W.S. (Gast)


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Olli Z. schrieb:
> Ich suche nämlich gerade ein Display für meinen Raspberry Pi 4

Dann suche nach einem Display, was genau den Anschluß hat wie dein 
Raspberry. Bei meinem alten (was schon lange in der Bastelkiste 
sedimentiert) war nichts anderes als HDMI vorhanden. Ist vermutlich auch 
bei den aktuellen so.
Also suche nach einem fertigen Monitor mit HDMI-Eingang.
Alles Andere dürfte erstens eher ein Krampf sein und zweitens nicht 
tatsächlich an dein Raspberry dranpassen.

Wenn du da Display denn überhaupt sinnvoll verwenden willst, dann baue 
es erstmal wieder in dein Navi ein und miß die Spannungen an den 
diversen Vxxx, COM, und so weiter und notiere dir die Werte. Die mußt du 
nämlich erstmal erzeugen, damit das Display überhaupt einen Mucks macht. 
Den Rest - also was die Displaydaten betrifft, kannst du dann mit einem 
geeeigneten µC erledigen. Also sowas wie LPC4088 und Konsorten. Dazu 
natürlich ein externes RAM ausreichender Größe und Geschwindigkeit. Ein 
32 bittiges SDRAM zum Beispiel.

Wenn du dir das zutraust, dann nur zu! - alternativ: vergiß den ganzen 
Selbstbau-Gedanken.

W.S.

von S. R. (svenska)


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W.S. schrieb:
> Bei meinem alten (was schon lange in der Bastelkiste
> sedimentiert) war nichts anderes als HDMI vorhanden.
> Ist vermutlich auch bei den aktuellen so.

Die alten hatten neben HDMI auch Composite, alle anderen können neben 
HDMI auch parallele Displays direkt ansteuern.

Nur mal so, als Korrektur.

von W.S. (Gast)


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S. R. schrieb:
> Nur mal so, als Korrektur.

Ist ja nett, aber wenn der TO solche Fragen stellt wie er es getan hat, 
dann vermute ich mal stark, daß er sein Vorhaben, eben dieses Display 
an sein Raspberry dranzukriegen und auch noch benutzen zu können, wohl 
nicht realisieren kann.

W.S.

von Olli Z. (z80freak)


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Erstmal vielen Dank für die rege Beteiligung! In der Tat habe ich kein 
konkretes Ziel verfolgt sondern war lediglich neugierig was es da so 
gibt und wollte auch sicher gehen das ich nicht hinterher festellte das 
es wohlmöglich ganz einfach gewesen wäre das Display in Betrieb zu 
nehmen.

Aber ich habe dank der Ausführungen hier erkannt das dem nicht so ist 
und daher erstmal ein 7" Waveshare mit 1024x600 Pixel und kapazitivem 
Touch bestellt, Dieses hat einen HDMI-Eingang, passend zum RasPi, was 
hier wohl die beste Wahl ist...

Die Alternativen zum Betrieb eines Displays sind mir nun schon etwas 
klarer. Der Raspi hat da schon alles On-Board, was ein riesen Vorteil 
ist. Auf dem Waveshare Board ist aber letztlich ja auch "nur" ein 
LCD-Controller drauf und der wiederrum scheint mir in einem gewissen 
Rahmen universell einsetzbar für verschiedene Größen/Auflösungen von 
Displays.

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