Nachdem es immer wieder Diskussionen zu der Frage gab, wie man für Musterbau und Labor von Mikroskop und Pinzette wegkommt (d.h. keinen krummen Rücken aber wiederholbare Ergebnisse bekommt), war mein Bedarf klar: ich brauche irgendwann einen einfachen Bestückroboter. Nachdem ich längere Zeit überlegt hatte einen LitePlacer zu besorgen, war mir der aber zu viel zum Selbst-Fertigbauen und die fehlenden Feeder waren mir suspekt. Dann gab es letztes Jahr eine Diskussion über diese Thematik Beitrag "SMD Bestückungsautomat + Drumherum für Kleinserien" mit interessanten Hinweisen und Anregungen. Auf der Productronica habe ich mir dann "Halbautomaten" und die neue Neoden 4 angeschaut, aber diese ist eine Nummer zu groß für meinen Bedarf. Vor Weihnachten gab es ein Angebot, wo jemand eine TVM802B wieder abgeben wollte: Beitrag "[V] Bestückungsautomat Pick and Place TVM-802B" Jemand anderes machte aber die gleiche Erfahrung wie ich, dass der Verkäufer nach erster Kontaktaufnahme verschwunden war: Beitrag "[S] TVM802B o.ä. SMD Placer" Dann lief auf AliExpress in der ersten Januarwoche ein Sonderangebot für -12% und so habe ich eine TVM802B direkt aus China bestellt. Die erste Hürde war eine Kreditkarte zu finden, die ein ausreichend hohes Limit hat. GiroPay u.a. wiesen die Überweisung mit technischen Fehlermeldungen ab. Aber der Händler war sehr geduldig und hilfsbereit (auch wenn er nicht wirklich helfen konnte), bis ich die halbfertige Bestellung endlich abschließen konnte. Die Maschine kam dann innerhalb einer Woche per TNT (auf die Zollrechnung warte ich noch). Da ich Umsatzsteuervoranmeldungen mache, ist nur der Zollsatz und die TNT-Gebühren für die Verzollung relevant. Damit trauere ich dem Angebot von vom Dezember überhaupt nicht nach, denn ich habe für sehr wenig mehr Geld eine neue Maschine mit Garantie (wobei schwer zu sagen ist ob die im Falle eines Falles etwas nützt). Größte Schwierigkeit bei der Lieferung war die Holzkiste in den Keller zu tragen weil sie sehr groß ist. Und nach Auspacken kann man die Maschine nicht mehr so recht anfassen. Also habe ich noch den seitlichen Feeder abmontiert (der hintere kommt sowieso unmontiert). Dann konnte wir sie vorsichtig zu zweit in den Keller tragen. Jetzt steht sie da und ich versuche sie in Betrieb zu nehmen. Zunächst tat sich überhaupt nichts - bis ich bemerkte dass die Not-Aus-Taste eingerastet war... Anfängerfehler... Dann blinkte eine LED und man hörte den Kompressor. Hand-Bedienung ohne externen PC ist nicht vorgesehen. Was ich als erstes verifizieren konnte ist dass Ethernet funktioniert (IP-Adresse 192.168.0.8) und das Protokoll offenbar mit dem übereinstimmt, was manche Leute per Reverse-Engineering herausgefunden haben (Projekte findet man auf GitHub). Die Kameras sind anscheinend Analog und werden über einen Framegrabber-Chip auf USB abgebildet. Dem muß die Software wohl sagen, welcher Kanal es sein soll. Die Treiberunterstützung ist (sehr) schlecht. Sowohl für Windows als auch macOS. Nur Linux scheint einen Treiber eingebaut zu haben. Daher konnte ich nur die Kamera bisher nur über eine spezielle App (EasyCapViewer) auf MacOS X 10.11 testen. Die Qualität ist nicht besonders aber dürfte ausreichen. Dann versuchte ich es mit der Windows-Software (kommt auf einem USB-Stick). Leider spielt sie nicht mit. Auf einem Atom-basierten Tablet mit Windows 10, läuft sie kommentarlos nicht an und einen anderen Windows-Rechner gibt es bei mir derzeit nicht. Unter WINE auf macOS läßt sie sich immerhin starten. Aber nur wenn ich das mitgelieferte Ethernetkabel hernehme, das viele ping-Fehler aufweist. Seltsamerweise nur in einer Richtung. Wenn ich das Kabel umdrehe, dann gibt es keine ping-Fehler aber die Applikation crasht unter WINE. Wenn sie jedoch läuft kann ich ein paar Funktionen steuern, aber weder zuverlässig noch passt die Zuordnung zu den Buttons. Das könnten aber alles Fehler sein die WINE einstreut (vielleicht wird dann die Maschinenversion nicht richtig erkannt) oder Kommunikationsfehler die nicht passend korrigiert werden. Sonst schaut die Software spartanisch, funktional aber vernünftig organisiert aus. Man hat eine Tabelle mit der Bauteileliste und den Positionen, ein Kamerabild und ein Feld zur Steuerung (automatisch - dann Start/Pause/Stop - oder manuell mit Pfeiltasten). Dann gibt es Settings, bei denen man einstellt, was in den Feedern drin ist oder dem IC-Tray oder Kalibrierungseinstellungen für die Kameras. Oder man kann m:n-Panels definieren. Dazu gibts noch Load&Save für ein Bestückprogramm. Soweit der aktuelle Stand. Wie geht es weiter? - da ich bald eine funktionierende Maschine brauche, werde ich wohl nach einem Windows8-fähigen PC suchen müssen (oder Windows in einer VirtualBox aufsetzen statt es mit WINE zu probieren) - längerfristig will ich davon aber wegkommen Das Ethernet-Protokoll ist nicht sehr kompliziert, so dass ich es in mein eigenes EAGLE-kompatibles CAD/P&P-Tool für macOS integrieren kann. Oder in OpenPnP. Das ist aber alles zuviel Softwarebastelei um es als erstes zu machen. Vor allem bis das dann alles incl. Kamerainterface und Bilderkennung sauber funktioniert. Werkzeuge will ich i.d.R. benutzen, nicht erst vor der ersten Benutzung verbessern müssen. Erst nachdem ich Erfahrung damit gesammelt habe.
Ich wünsche dir viel Erfolg. Meine Maschine (von SmallSMT) habe ich nach einem Jahr wieder verkauft, weil sie zu viel Zeit fraß und ich irgendwann nicht mehr daran glaubte, noch mal einen stabilen Prozess hinzubekommen. Möge es dir besser gehen. Was hast du an Pastendrucker und Ofen?
Max G. schrieb: > Ich wünsche dir viel Erfolg. Danke! > Was hast du an Pastendrucker und Ofen? Pastendrucker: SD300 von Paggen Lötofen: SV260 von IBL Der Lötprozeß ist damit absolut stabil und zuverlässig. Nur Hand-Bestücken von 0402 unter dem Mikroskop ist bei mehr als ca. 1 Stück sehr mühsam, fehleranfällig und ermüdend. Da wäre ein mechanisches Helferlein schon sehr nützlich... Ich werde bei Gelegenheit berichten.
Max G. schrieb: > Ich wünsche dir viel Erfolg. Meine Maschine (von SmallSMT) habe ich nach > einem Jahr wieder verkauft, weil sie zu viel Zeit fraß und ich > irgendwann nicht mehr daran glaubte, noch mal einen stabilen Prozess > hinzubekommen. Möge es dir besser gehen. > > Was hast du an Pastendrucker und Ofen? Was war Dein Problem beim Prozess? Mein Pastendrucker: - SMTMAX AE-3088D (hatte mit dem überhaupt keine Probleme, das funktioniert damit auch ordentlich für DQFN) Reflow Ofen: - RO250BF Damit ist es eigentlich nur Leiterplatten rein, einschalten und fertig. Lustig finde ich bei dem Ofen den billigen Motor für die Lade. Dieser gehört in die Kategorie ok funktioniert hört sich aber eher an wie ein Spielzeugmotor. Aber wie erwähnt der funktioniert und wir sind damit zufrieden. Hatte zuvor einen china Reflow Ofen der Prozess war damit eher ein Glücksspiel und es ging hin bis zu verbrannten Leiterplatten. Vor allem bei bleifreien Leiterplatten, bleihaltig war damit kein Problem.
Das erste Problem war, dass ich trotz eines anständigen Pastendruckers (vergleichbar mit dem SD300, kein Chinabilligteil) und vernünftiger Paste (GC10) den Pastendruck nicht konsistent hinbekommen habe. Entweder schmierte es, oder Pads waren nicht komplett bedruckt. Ist aber Erfahrungssache, mittlerweile kriege ich es wesentlich besser hin. Der Chinabilligofen machte es nicht besser, die GC10 kam wieder raus, wie sie reingegangen war, nur war das Flussmittel verdampft. Alternativ mit höherer Temperatur stank die Leiterplatte dermaßen, dass ich zwei Tage am Stück lüften musste. Hier hätte ich noch mal investieren müssen. Der Bestücker selbst hatte hauptsächlich das Problem, dass die Blockfeeder ein endloses Gefummel darstellten und insbesondere das Cover Tape ständig riss. Kunststoff-Tapes gingen gar nicht, weil die Lochreihe ständig riss. Das einzige, was wirklich zuverlässig ging, waren diskrete Bauelemente in Papiertapes. Der Käufer der Maschine hat aber wohl recht fix für das Problem der gerissenen Löcher eine Lösung gefunden. Die Kameraerkennung war auch so lala. Wenn sie funktionierte, war sie gut. Sie hat aber öfter mal ein Bauteil, das sie nicht erkannte, abgeworfen. Auch wenn das Kamerabild völlig ok aussah. Hohe Bauteile wie Elkos lassen sich sowieso nicht damit setzen. All das hätte sich im Lauf der Zeit lösen lassen. Aber dann wäre ich nicht mehr zum Entwickeln gekommen. Vielleicht lege ich mir mal wieder einen Liteplacer o.ä. zu, um beim Aufbau von Mustern die diskreten Bauelemente nicht von Hand setzen zu müssen. Ansonsten der Verweis hierher: Beitrag "Re: SMD Bestückungsautomat + Drumherum für Kleinserien" Es lohnt sich auch, im EEVBlog vorbeizuschauen. Dort sind einige Leute unterwegs, die tatsächlich eine derartige Maschine haben. Hier im Forum hat man entweder eine Mechatronika o.ä. (Daniel, Bürovorsteher) oder trägt ohne Ahnung etwas bei.
Max G. schrieb: > Das erste Problem war, dass ich trotz eines anständigen Pastendruckers > (vergleichbar mit dem SD300, kein Chinabilligteil) und vernünftiger > Paste (GC10) den Pastendruck nicht konsistent hinbekommen habe. Entweder > schmierte es, oder Pads waren nicht komplett bedruckt. Ist aber > Erfahrungssache, mittlerweile kriege ich es wesentlich besser hin. Sehr wichtig die Paste sollte nicht abgelaufen sein, ich verwende S3X58-M406-3 (für bessere Alternativen bin ich natürlich immer offen ;-) Wir verwenden ausnahmslos nur noch Masken in angelieferten Rahmen für die Produktion. Bei kleinen Prototypen spannen wir hin und wieder noch selber. Einmal war die S3X58-M406-3 wirklich lange abgelaufen, dementsprechend war dann auch das Endresultat. Mit der Hand kann man die sicherlich noch verwenden aber mit dem Pastendrucker gab's dann keine eindeutigen Resultate mehr. Max G. schrieb: > Der Chinabilligofen machte es nicht besser, die GC10 kam wieder raus, > wie sie reingegangen war, nur war das Flussmittel verdampft. Alternativ > mit höherer Temperatur stank die Leiterplatte dermaßen, dass ich zwei > Tage am Stück lüften musste. > Hier hätte ich noch mal investieren müssen. hatte ich auch alles ... wiegesagt mit dem RO250BF wurde das Problem für uns gelöst, der kostet aber auch schon um die 4000 EUR... wir wollten einfach nicht mehr experimentieren. Der wird angeliefert und funktioniert wenigstens sofort. Max G. schrieb: > dass die > Blockfeeder ein endloses Gefummel darstellten So ist es... vor allem steht die komplette Maschine bei der Einrichtung. Selbst bei der Mechatronika (ich rate tunlichst von der Firma ab!) kam ich zuerst noch mit den Blockfeedern zurecht aber wenn man mal mit Einzelfeedern gearbeitet hat will man keine Blockfeeder mehr angreifen. Ein weiterer Punkt wäre für mich Component-Tracking, seit wird das in unsere Software eingearbeitet haben können wir Teilbestückungen durchführen und fehlende Bauteile jeder Zeit problemlos identifizieren und nachbestücken. Erst wenn alle Bauteile auf grün stehen ist ein Projekt komplett bestückt. Einfach eine Liste abzufahren ist viel zu einfach... eine dementsprechende Software kann wirklich viel Arbeit abnehmen. Wir haben noch ein paar Blockfeeder im System die fliegen aber mit der Zeit raus, die Einzelfeeder müssen sich die nächsten Monate erst mal bewähren dann bieten wir da eventuell n Set für die Mechatronika Maschinen an. Max G. schrieb: > Vielleicht lege ich mir mal wieder > einen Liteplacer o.ä. zu, um beim Aufbau von Mustern die diskreten > Bauelemente nicht von Hand setzen zu müssen. Dann hat man wieder das Problem mit den Bauteilen... alles aufzulegen ist viel Arbeit und wenn die gepeelten Streifen dann nicht abgearbeitet werden hat man wieder Schüttgut, bei vielen Bauteilen stellt sich dann wieder die Frage wie wird nachgespannt. Eine ordentliche Prototypen/Kleinserien-Fertigung bringt sich halt leichter in einer mittleren Bestückungsanlage unter die zum Teil schon vorkonfiguriert ist und man bestückt erst mal alles schnell runter was bereits vorhanden ist und bestückt dann halt händisch nach was noch fehlt.
Durchstarter schrieb: > Daniel schrieb: >> Mein Pastendrucker: >> - SMTMAX AE-3088D > > Was kostet der? Ich denke so um die 2000 EUR haben wir damals dafür bezahlt und er kam aus der näheren Umgebung, war halt auch gebraucht und in einem guten Zustand. SMTMAX ist ne amerikanische Firma die halt auch aus China zukauft, der Pastendrucker sieht dem sehr ähnlich: https://de.aliexpress.com/item/33006105293.html?spm=a2g0o.productlist.0.0.3e3d6febvWXgc4&algo_pvid=ec97efbe-d7de-409b-9596-92aa5ba60e18&algo_expid=ec97efbe-d7de-409b-9596-92aa5ba60e18-16&btsid=df688621-4e54-4ae3-94fb-cbb79f2f0c5f&ws_ab_test=searchweb0_0,searchweb201602_1,searchweb201603_55
So, die Software läuft endlich... Zuerst habe ich es auf einem uralten Laptop (ca. 2003) mit Windows XP probiert. Dort mußte ich erst noch XP SP3 und .Net 3.5 SP1 nachinstallieren bis er wenigstens halbwegs funktioniert hat. Kameratreiber war ohne Probleme schnell installiert. Aber beim Start der Software kam sofort eine Fehlermeldung, dass "ein Problem aufgetreten ist". Leider ohne weitere Details und nur mit der Möglichkeit das an Microsoft zu schicken. Aber was wollen die damit machen? Nächster Versuch war wieder mit WINE auf macOS. Gleiches Problem. Dort gab es immerhin folgende Fehlermeldung: Unhandled exception: page fault on read access to 0x00000010 in 32-bit code (0x00000010). ... 18 0x6c54d391 mono_jit_runtime_invoke+0x160(exc=<is not available>) [/vagrant/mono/mono/mini/mini-runtime.c:2535] in libmono-2.0-x86 (0x008577d8) 19 0x00000000 (0x008577d8) Google meinte dazu dass .Net 3.5 SP1 notwendig sein könnte. Wie man das bei WINE 3.0 installieren kann, konnte ich aber nicht herausfinden. Also nochmal auf dem Windows10 Tablet. Dort habe ich die Kompatibilitätschecks laufen lassen, aber auch ohne Verbesserung. Schließlich war noch etwas mehr Google-Suche erfolgversprechend: https://www.eevblog.com/forum/manufacture/pick-and-place-machine-tvm802a-tvm802b/msg1371514/#msg1371514 https://www.eevblog.com/forum/manufacture/pick-and-place-machine-tvm802a-tvm802b/msg1372310/#msg1372310 Da hatte auch jemand versucht ein Win10-Tablet zu verwenden und es war sogar eine Lösung seines Problems angegeben. Also habe ich auf dem Tablet alles nochmal schön neu installiert und dazu: https://www.microsoft.com/en-us/download/details.aspx?id=5555 Ergebnis: läuft! (dauert etwa 10 Sekunden bis das Fenster erscheint). Ich mußte zwar noch das mitgelieferte Ethernetkabel austauschen (ebenso wie vorher das 230V-Kaltgerätekabel), aber das ist ja kein echtes Problem. Nun habe ich schon ein bischen mit der Software und den Kameras gespielt. Sie scheinen zu funktionieren und auch Objektorientierungen / Winkel vernünftig zu erkennen. Ich kann den Head manuell herumfahren, Nozzles rauf und runter, LED für Kamera an/aus etc. Nachdem nun die Software läuft, kann ich endlich die Feeder montieren und sowohl die Maschine als auch die Software kennenlernen.
Auf welchen Seiten hast du denn überall Feeder? Kommst du an alle Feeder gut dran?
Max G. schrieb: > Auf welchen Seiten hast du denn überall Feeder? Kommst du an alle Feeder > gut dran? Die TVM802B hat sie links und oben. Man sollte sie auf einem freistehenden Tisch mit >60x60cm stehen haben, dann kommt man gut ran. Ich habe aber vor, auf den Feedern die 0815-Teile mehr oder weniger fest installiert zu lassen und seltenere Teile nach Bedarf von Vorne auf dem Chip-Tray oder einer (noch zu bastelnden) Cut-Tape-Lösung zuzuführen.
Welche Bauteile versuchst Du damit zu bestücken? 0402, 0603, 0804?
Daniel schrieb: > Welche Bauteile versuchst Du damit zu bestücken? > > 0402, 0603, 0804? Ja. Auch 1206 und 1210. Sowie Chips verschiedener Größen incl. BGA.
Bis zu welchem Pitch? Berichte mal, wie die Bottom View Camera damit zurecht kommt, die Bauteilorientierung zu erkennen.
Dies ist so etwa die Günstigste Lösung die es gibt. Und zudem auch genug genau sein kann. https://www.boarditto.com/pick-and-place/boarditto
Tim R. schrieb: > Dies ist so etwa die Günstigste Lösung die es gibt. Und zudem auch genug > genau sein kann. > https://www.boarditto.com/pick-and-place/boarditto Hatte ich mir vor dem Kauf der TVM abgeschaut, aber - da steckt kein im Pick&Place erfahrener Hersteller dahinter - erstes Modell vielleicht mit Kinderkrankheiten - Bauraum (Maximum 160mm x 100mm) ist mir viel zu klein. - nur 16 Feeder Wo es besser wäre, als die TVM ist: - less than 5 kg (da kann man streiten ob das nicht eher ein Nachteil ist) - Built-in computer (hätte mir ca. 1 Woche Experimentieren mit Windows gespart; aber der Odys Tablet-PC den ich jetzt verwende hatte glaube ich nur 99€ gekostet) - Automatic nozzle changer for up to 4 sizes (dafür hat die TVM 2 Nozzles) - Preis ca. 30% niedriger Wenn jemand wirklich etwas maximal billiges will ist der LitePlacer m.E. eine bessere Wahl. Andererseits ist die Regel von John Ruskin zu bedenken: wer zu billig kauft, kauft zweimal. Inzwischen habe ich mit der TVM erste Bauteile (0603) aus einem Reel gepickt und sie wurden über die Kamera gefahren und Winkel/Offset erkannt. Nur habe ich noch keine Platine eingespannt und eingerichtet. Das muß ich erst mal nachlesen (Handbuch ist zwar englisch aber hat eine etwas seltsame Kapiteleinteilung).
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Max G. schrieb: > Bis zu welchem Pitch? Berichte mal, wie die Bottom View Camera damit > zurecht kommt, die Bauteilorientierung zu erkennen. So jetzt hatte ich etwas Zeit, mich weiter mit der Maschine zu beschäftigen. Nozzles sind nur 4 Größen dabei, die lt. Tabelle im Handbuch ab 0603 bis 5050 gehen sollen. Ein erster Test mit den kleinsten Nozzle (503) mit 0402 ging aber auch... 0603 sowieso. Ich habe mir jetzt auf AliExpress noch einen 502 und einen 501 Nozzle bestellt. Vielleicht schafft der 0201 (da habe ich aber keine Bauteile auf Tape da). Reels und Tape einfädeln geht recht schnell. Sogar CutTape - wenn man verschmerzen kann ca. 10 Bauteile am Anfang des Streifens zu verlieren (oder schon anderweitig rausgenommen hat). Der Nylonstreifen ist dann allerdings zu kurz um ihn aufzuwickeln. Vielleicht muß man da einfach ein Gewicht anhängen oder von Hand ziehen. Die Methode mit dem Stift am Bestückkopf ("Prick" genannt), der einfach ins Loch vom Tape einfädelt und das Tape ein Bauteil weiter zieht, funktioniert gut. Bauteile werden dann schön gegriffen, über die Kamera gefahren und am Bildschirm wird sofort ein rotes Recheck um das Teil gemalt. Sowohl bei 0603 als auch 0402 (obwohl das im Bild schon recht klein erscheint, aber vermutlich hat die Kamera eine bessere Auflösung als die Bildschirmdarstellung). Dann wird das Teil ausgerichtet (sowohl in Winkel als auch Position) so dass es mittig im Fadenkreuz sitzt. Ich habe auch einen 12x12mm BGA mit 0.5mm-Pitch aus dem IC-Tray aufpicken lassen. Ging sogar auch mit dem 503-Nozzle. Man hat dann in der Kamera zuerst den schiefen und verschobenen Chip gesehen (liegt ja nie gleichmäßig im Tray). Nach einem Korrekturschritt war der Chip dann ausgerichtet. Hier ist übrigens eine potenzielle Fehlbestückungsquelle. Da man die Bauteile von Hand in das Tray legt, sollte man die Orientierung penibel einhalten. Es findet ja nirgends ein Bildvergleich mit dem Footprint oder einer Pin-1-Markierung statt. Leider ist der Kopf bei bisher jedem Versuch anschließend in die Auswurfposition gefahren und es wurde keine Bestückung versucht. Das muß ich mal nachlesen, warum das passiert (Kapitel "Common Failure"). Einen Schwachpunkt habe ich bei der Software entdeckt. Man muß ja seine Pick&Place-Daten als CSV aufbereiten (da haben schon einige Leute Konverter von EAGLE oder KiCad nach CSV auf Github gestellt). Im CSV wird dabei eine Spalte "NozzleNum" erwartet. Das ist aber nicht etwa der Nozzle-Typ (503, 504 etc.) sondern es sagt nur ob der linke oder der rechte Bestückkopf verwendet werden soll. Egal was für ein Nozzle da eingesetzt ist. Hier fehlt dem System eine Zuordnungstabelle, um das zu automatisieren. Man müßte im CSV einen bauteilegrößen- und packageabhängigen Nozzle-Typ vorgeben können. Und an der Steuersoftware einstellen, welchen Nozzle-Typ man links und rechts konkret montiert hat. Dann könnte die Steuersoftware die Angabe aus dem Bestückprogramm automatisch in "links", "rechts", "wechseln" umwandeln. Bei "wechseln" könnte sie den Kopf nach vorne fahren und zum manuellen Wechseln auffordern. Das wäre ein Feature für eine Open-Source-Version der Steuersoftware, wenn die mal jemand schreiben wollte... Meine Lösung fürs Erste ist, dass mein CSV-Generierungsscript den Nozzle-Typ in die Anmerkung schreibt. Man sollte das Bestückprogramm ja sowieso erst mal anschauen bevor man es startet. Fortsetzung folgt...
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Hier nun eine Fortsetzung: Ich habe inzwischen weiter experimentiert. Die Maschine macht eigentlich alles wie vorgesehen. Die Software läuft grundsätzlich stabil. Aber ich kann leider immer noch nicht sagen, ob 0402 sauber genug bestückt wird. Das hat mehrere Gründe: * Bei der Einstellung "Vision = Accurate" fährt das gepickte Bauteil über die Kamera und wird in Position und Drehung korrigiert. Nur bleibt dann der Bestückvorgang in diesem Zustand hängen. Zumindest im Einzelschrittmodus (STEP) den ich bisher gemacht habe. Wenn ich auf "Vision = Quick" schalte, wird einmal kurz zentriert und gedreht und dann tatsächlich auf der Zielposition abgeworfen. Eventuell muß ich da einen Kamera-Schwellwert-Parameter verändern, der in der Anleitung nicht beschrieben ist... * PCBs einrichten ist etwas mühsam. Man sollte wenigstens die Positionen der beiden Marker direkt aus den CAD-Daten ableiten, dann wird es einfacher und man muß nur den Kopf über die entsprechenden Marker fahren und "SetXY" wählen. * Achtung: die Software weiß nicht, dass die Arbeitsfläche begrenzt ist... Wenn man eine PCB-Position von Hand eintippt und dabei eine Ziffer zuviel drin hat (z.B. 2228 statt 228mm) dann fährt der Head mit höchster Geschwindigkeit in den Anschlag - aua! * Der Nozzle 503 pickt und setzt Bauteile der Größe 0603 ab. Größe 0402 wird zwar angesaugt, aber nicht (gut) abgesetzt. Sie bleiben am/im Nozzle hängen und werden einfach über dem nächsten Bauteil aus dem Tape fallengelassen bevor das angesaugt wird. * Eigentlich ist ja für 0402 ein Nozzle Juki 502 vorgesehen, der war aber nicht in der Standardausstattung dabei. Gibt es aber bei AliExpress für ca. 10€. Da muß ich aber wegen verlängertem Chinese New Year und Koronavirus noch mindestens 2-3 Wochen warten... Ich habe auch einen 501 bestellt um mit 0201 zu experimentieren. * Mit der Justierung und Probebestückung einer kompletten Leiterplatte muß ich also noch warten. Ich hatte auch kein geeignet vorbereitetes Projekt da weil die Layouts bisher für Handbestückung vorbereitet waren. PCBs sind jetzt aber bestellt und Bauteile auf Reel auch. Dauert nur ein paar Tage, auch wegen Verzögerungen durch Sturm... In Summe habe ich bisher nur zwei Schwächen in der Software bemerkt, die den Wunsch nach einer Open-Source-Software aufkommen lassen: fehlende Zuordnung der montierten Nozzles zur Bauteilegröße und vielleicht bessere Bilderkennung bei "Vision = Accurate". Aber bisher ist noch kein zwingender Grund zu erkennen, mit so etwas anzufangen.
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Hier mal wieder ein Update. Die Nozzles aus China wurden endlich versendet, sind aber immer noch nicht eingetroffen. Liegen wahrscheinlich an irgendeinem Flughafen herum. Inzwischen habe ich auch ein paar Reels mit Standardteilen montiert. Das ist nicht schwer. Nur muß man aufpassen dass man das Nylon-Tape nicht versehentlich abreißt... Was es übrigens für Juki-Nozzles gibt sind selbstgebaute Nozzle-Changer. Da habe ich zwei Projekte gefunden. Eines baut den per 3D-Drucker: https://groups.google.com/forum/#!topic/openpnp/9KRSCGut3ig https://www.youtube.com/watch?v=KRR3bC9j_3s https://github.com/geniekobayashi/juki_nozzle_changer und beim anderen wird es aus Leiterplatten zusammengeschraubt: https://www.tindie.com/products/PhoenixCNC/juki-nozzle-holder-for-nozzle-changing-pnp-machine/ Bei ersterem verstehe ich noch wie das den Nozzle automatisch vom Bestückkopf lösen soll (ist so ähnlich wie das Gardena-System), bei zweiterem noch nicht... Wo es vermutlich Probleme geben wird: * erst mal weiß ich nicht recht wo man den auf der Maschinenfläche der TVM802B montieren kann, so dass es nicht stört, aber der Maschinenkopf trotzdem hinkommt. Vielleicht rechts vorne außerhalb der PCB-Führung. * ich weiß nicht wie viele Nozzles man da nebeneinander unterbringen kann. 6 oder 8 Stück sollten es schon sein. * dann kommt dazu dass die TVM802B zwei Köpfe hat. D.h. der nicht zu wechselnde Nozzle darf nicht mit dem Nozzle-Holder kollidieren. Wobei man den zu wechselnden ausfahren könnte. * und das größte Problem: es gibt dafür keine Software... Denn das wird alles durch passende Kopfbewegungen gemacht. Und die mitgelieferte Software kann das einfach nicht. => also Nozzle-Changer erst mal auf die Langfrist-ToDo-Liste setzen Sonst habe ich inzwischen gelernt, wie man Panels bzw. mehere PCBs des gleichen Typs programmiert. Man fährt dazu einfach grob die Positionen an, selektiert das Eingabefeld in der Liste und überträgt die aktuelle Koordinate. Da man idealerweise 2 Passermarken auf dem PCB hat, fährt man die exakt an, macht ein Foto mit der Top-Kamera und das wird als Referenzbild gespeichert. Wenn ich nun im Single-Step durch das Bestückprogramm gehe, dann fährt der Kopf erst die grobe Position der ersten Passermarke an und justiert sich mit der Top-Kamera und dem gespeicherten Bild fein. Dann die zweite. Dann geht es zum ersten Tape. Dort wird das Tape mit dem "Prick" transportiert. Anschließend wird das nun offene Bauteil angesaugt und herausgeholt. Und über der Bottom-Kamera zentriert und ggf. rotiert. Dann fährt der Kopf über die Zielposition (die ja Dank Passermarken genau bekannt ist - offenbar sogar incl. Verdrehung um 90°). Dann wird das Bauteil abgesetzt. Leider stimmt die Abwurfhöhe noch nicht. Eine Aufnahme mit einer Videokamera zeigt das Problem: Der Kopf stoppt viel zu hoch, lässt das Bauteil los und es fällt auf die Platine und springt davon (muß man im Einzelbildmode anschauen - der ganze Vorgang dauert nur ca. 3 Frames also ca. 120 ms). Hier heißt es den Parameter zu justieren. Eine Anleitung wie man das macht oder einen Slow-Mode gibt es dafür leider nicht. Vermutlich muß ich ein paar Filme machen und jeweils analysieren ob es besser geworden ist oder schon übers Ziel hinaus. Wird fortgesetzt...
Bzgl "Abwurfhöhe": Sag dass das Bauteil -0.5mm hoch ist. Damit klappt es auf meiner 802A-S perfekt für Widerstände, LEDs etc. Ich hab die Maschine im Dezember bekommen und wegen Werkstattum- und teilweise Neubau erst seit 3 Wochen in Betrieb. Die ersten 40 Platinen (3 Unterschiedliche) waren am 2. Tag fertig. Mittlerweile hat das Teil ungefähr 400 Platinen fehlerlos bestückt. Die Anleitung ist ein Witz. Die Videos sind wenigstens für den Einstieg ein wenig hilfreich. Aber wirklich verstanden hab ich das meiste erst nachdem ich mit der Software gespielt hab. Und ja, ich bin diese tollen chinesisch/englische Anleitungen gewohnt :-) Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem Maschinchen und es kotzt mich an, dass ich nicht vor 4 Jahren schon zugeschlagen hab. In der Zwischenzeit ca. 3k Platinen von Hand bestückt. Zum CSV: Ich mach das in Open Office Calc (jedes andere Tabellenkalkulationsding geht natürlich auch). Du kannst dir deine Feeder-Bestückung in einer Tabelle anlegen und dann einmalig festlegen, welches Nozzle für welchen Feeder Platz benutzt werden soll. Bauteilpositionen, Rotation, Speed, Kommentar in die richtigen Spalten und fertig ist das CSV. Ich mache mir noch die Arbeit und optimiere die Reihenfolge so, dass möglichst oft beide Köpfe in einem Lauf benutzt werden. Das mag für eine einzelne Platine übertrieben erscheinen, bei Kleinserien spart man sich aber schon einige Zeit. Und weniger spazieren fahren = weniger Verschleiß.
NurSo schrieb: > Bzgl "Abwurfhöhe": Sag dass das Bauteil -0.5mm hoch ist. Damit klappt es > auf meiner 802A-S perfekt für Widerstände, LEDs etc. Ich hab die > Maschine im Dezember bekommen und wegen Werkstattum- und teilweise > Neubau erst seit 3 Wochen in Betrieb. Die ersten 40 Platinen (3 > Unterschiedliche) waren am 2. Tag fertig. Mittlerweile hat das Teil > ungefähr 400 Platinen fehlerlos bestückt. > > Die Anleitung ist ein Witz. Die Videos sind wenigstens für den Einstieg > ein wenig hilfreich. Aber wirklich verstanden hab ich das meiste erst > nachdem ich mit der Software gespielt hab. Und ja, ich bin diese tollen > chinesisch/englische Anleitungen gewohnt :-) > > Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem Maschinchen und es kotzt mich > an, dass ich nicht vor 4 Jahren schon zugeschlagen hab. In der > Zwischenzeit ca. 3k Platinen von Hand bestückt. > > Zum CSV: Ich mach das in Open Office Calc (jedes andere > Tabellenkalkulationsding geht natürlich auch). Du kannst dir deine > Feeder-Bestückung in einer Tabelle anlegen und dann einmalig festlegen, > welches Nozzle für welchen Feeder Platz benutzt werden soll. > Bauteilpositionen, Rotation, Speed, Kommentar in die richtigen Spalten > und fertig ist das CSV. Ich mache mir noch die Arbeit und optimiere die > Reihenfolge so, dass möglichst oft beide Köpfe in einem Lauf benutzt > werden. Das mag für eine einzelne Platine übertrieben erscheinen, bei > Kleinserien spart man sich aber schon einige Zeit. Und weniger spazieren > fahren = weniger Verschleiß. Cool! Dann bist Du sogar schneller als ich :) Ich habe inzwischen nach Rückfrage mit dem Lieferanten in China (sie antworten tatsächlich schnell auf E-Mails) herausgefunden dass die Einstellung "PCB Thickness" relativ zum Standardwert 1.6mm ist. D.h. wenn ich da nochmal 1.6mm eintrage bleibt der Nozzle natürlich oberhalb stehen. Das scheint die Alternative zu "negative Bauteilhöhe" zu sein. Ja, die Anleitung taugt nur um halbwegs reinzukommen. Sonst ist vieles experimentell. Fürs CSV habe ich ein Script das mir das direkt aus den EAGLE.brd Daten rausfiltert. Da mußte ich jetzt nur die 1.6mm abziehen. Nur zum Bestücktest von 0402 fehlt mir noch der feinere Nozzle. Soll irgendwo bei der Post für eine Verzollungsprüfung herumliegen...
gut zu wissen mit der Platinenhöhe. Als Standard ist dort ja 0.00 eingetragen. Momentan verarbeite ich Platinen mit 0.8mm, d.h. wenn ich -0.8 eintrage, müsste es passen. Ich werde es heute oder morgen testen, da sind die nächsten 30 Platinen fällig :-)
Endlich gibt es etwas für ein kleines Update. Nachdem sich im Tracking für die Juki Nozzles seit 4. März nichts mehr getan hat, war es gestern angeblich zugestellt. Heute kam aber das übliche Schreiben für die Postverzollung mit 28,50€ Gebühren... Bei 43€ Warenwert (+ 19%). Demnach wurde es nur im Zollamt zur Abholung zugestellt aber nicht mir. Das ist blöd, weil es für Aliexpress jetzt auch schon als zugestellt gilt. Also habe ich erst mal beim Zollamt angerufen ob sie überhaupt offen haben, bevor ich losfahre. Haben sie, aber wg. Corona wäre es ihnen lieber den neuen Service "Postabfertigung von zu Hause" statt dass viel Publikum persönlich vorbeikommt (abgesehen von 2x41km - obwohl ich die Zeit übrig hätte). Man muß dazu eine E-Mail hinschicken, alle Daten angeben, Rechnungen als PDF anhängen. Dann schicken sie Infos und man beschafft eine elektronische Paketmarke und sie schicken es dann per Post weiter. D.h. man zahlt keine 28,50€ (plus neuerdings 6€ wenn sich die Post dafür entscheidet keine Nachnahme einzusammeln sondern hinterher eine Rechnung) sondern nur ein Päckchen/Paket. Ist noch sehr wenig bekannt aber hier beschrieben: https://www.zoll.de/SharedDocs/Boxen/DE/Fragen/0075_sendung_liegt_beim_zoll.html?faqCalledDoc=289528&faqCalledDoc=218678 https://www.paketda.de/news-alternative-nachtraegliche-postverzollung.html Wie schnell und wie glatt das geht wird sich zeigen und dann habe ich wieder etwas zu berichten...
Die Nozzles sind eingetroffen. Ein großes Lob an den Zoll für die Hilfsbereitschaft.
Hallo Nikolaus S. Schon erste Versuche mit den bestellten nozzles und 0402 gemacht. Ich bin auch gerade am überlegen eine gebrauchte TVM802b zu kaufen. Wobei die Bauteile dann 0402/0603 und QFN 0.5mm Pitch sind.
Hallo Patrick W., es ist so wie immer: sobald alles geht, verschiebt man den Schluß vom Erfahrungsbericht von Tag zu Tag :) Daher danke der Nachfrage. Hier nun ein Bericht von den ersten realen Bestückerfahrungen (weitere gibts seither auch aber da sind keine neuen Erkenntnisse drin). Vielleicht noch vorneweg: Einrichten ist Arbeit, geht aber mit Übung immer einfacher... * die IC-Trays sind mühsam einzurichten * die Orientierung der Chips im Tray ist ziemlich undurchsichtig - muß man ausprobieren... * am besten ein ungepastetes PCB hernehmen oder ein Stück Karton "bestücken" lassen und mit der Lupe schauen ob die Orientierung von Pin 1 paßt * loses Material ist kaum benutzbar (Chips muß man mit der Pinzette einzeln ins Tray legen und halbwegs perfekt plazieren) * man gibt nur 2 Koordinaten für 2 Chips an und die Maschine rechnet aus, wo sie anderen sein sollten (aber sind sie das wirklich wenn man sie von Hand hinlegt? Gut: die Bottom-Kamera versucht einen schief gepackten Chip auszugleichen) * Cut Tape ist auch schwierig einzuspannen, da man das Abdeckband nicht automatisch abziehen lassen kann * wenn man beim Einstellen vom PCB-Array oder IC-Tray versehentlich "Move Vision" und "Set" verwechselt, darf von vorne anfangen die Referenzpunkte zu justieren Dann ist noch etwas beim Einrichten lästig: Steps für manuelle Motorbewegung haben eine ungünstige Abstufung: es gibt eine (zu) langsame und eine (zu) schnelle - und wenn man die langsame lang drückt springt die Speed plötzlich hoch und man schießt übers Ziel hinaus. Wenn man dann zurück will geht es wieder in Mikroschrittchen. Ist man mit dem Einrichten fertig, dann fängt das Bestücken an: Der Prick-Konzept für den Feeder läuft zuverlässig. Sofern man das Tape soweit von Hand vorwärts schiebt dass das erste Bauteil tatsächlich sichtbar wird. Nach einem Bestück-Stopp ist es mühsam anzugeben oder zu ändern, welches das nächste Bauteil im Tray sein soll. Vor allem wenn das Tray durch Versuche halb leer geworden ist und man es von Hand auffüllt. Es gibt nämlich auch keine Erkennung mit der Top-Kamera ob an der angefahrenen Stelle überhaupt ein Bauteil ist... Sie versucht stur das nächste zu nehmen. So wie übrigens keine Bilder der beiden Kameras vom Footprint des PCBs von oben und Bauteil von unten übereinandergelegt werden können - das wäre ein tolles Feature um die Orientierung von Chips von Hand einzustellen und vor allem den Mittelpunkt zu justieren. Insgesamt wird die Top-Kamera etwas zu selten automatisch verwendet. Fiducials werden anscheinend nur beim ersten PCB gecheckt und die Positionen aller anderen Bauteile werden berechnet - d.h. wenn man lose PCBs zwischen den Schienen zu einem "Stoßnutzen" zusammenschiebt können die PCBs gegeneinander verrutscht und verdreht sein, was die Maschine nicht mitbekommt sondern stur Koordinaten interpoliert. Probleme gibt es manchmal mit der Bild-Erkennung bei größeren C (Verwechslung um 90°). Der Bestückkopf bleibt dann über der Kamera hängen und dreht dauernd ein paar ° links und rechts (manchmal auch 90°), ohne dass er sich entscheiden kann wie es weitergeht. Es gibt aber auch keinen "Weiter-Knopf" in der Software. Ähnliches habe ich bei Chips mit 3 Beinchen (SOT23-3) beobachtet: da wird zwar das umschließende Quadrat gefunden aber der gemessene Winkel jittert stark. Vermutlich kann man da noch mit der (nicht näher beschriebenen) Einstellung "Threshold" arbeiten, oder die Präzisionserkennung für das Bauteil abschalten. Ich habe erst mal letzteres gemacht. Back-Feeder: die große Maschine TVM802B hat ja links und hinten je eine Feederbank. Das ist auch nötig, da man mit üblichen Standardteilen schnell den ersten gefüllt hat (ich habe mir aus dem Sortiment von DigiKey sowohl komplette Reels sowie für etwas teuerere Teile "DigiReels" mit kleineren Gurtlängen zusammengestellt). Der hintere Feeder hat jedoch einen großen Nachteil: es gibt keinen Schlitz zur Rückführung für die verarbeiteten Tape-Streifen, wie bei denen auf der linken Seite. Beim linken läuft das Tape einfach durch den Schlitz nach unten und dann in der Maschine nach links und kommt seitlich aus der Maschine heraus. Beim Back-Feeder laufen die Tapes von den Reels hinten kommend einfach auf der Arbeitsplatte unter den PCBs nach vorne durch. Das ist nicht so praktisch... Man kann aber ab und zu stoppen und die überstehenden Streifen einfach abschneiden bevor sie lästig lang werden oder irgendwo hängen bleiben. Dann gibt es eine Sache die dem "sauberen Arbeitsplatz" widerspricht. Bei "Stop" an der falschen Stelle werden Bauteile nämlich irgendwo abgeworfen: auf dem Glas für die Kamera, auf anderen Feederblöcken, irgendwo auf einer gepasteten Leiterplatte, ganz vorne links... D.h. ein kleiner Besen oder Staubsauger wäre vielleicht nicht schlecht. Aber so schlimm wie das alles jetzt klingt ist es überhaupt nicht. Ich habe inzwischen 3 Projekte erfolgreich gebaut: - eines lief problemlos durch - eines hatte gelegentlich ein paar 0402 kommentarlos ausgelassen (weil ich das Tape nicht von Hand bis zum ersten Bauteil vorgeschoben habe - aber das ging durch die Vision-Erkennung durch) - eines zickte herum und ich mußte die Präzisionserkennung abschalten Bauteile und Chipgrößen die in den Projekten vorkommen: - 0603 (C) - 0402 (R, C, L) - QFN-20 0.5 pitch - QFN-32 0.5 pitch - S-PDSO-G8 - SOT23-5 - SOT457-6 Den Nozzle 501 für 0201 habe ich noch nicht probiert. Was ich allerdings erwarte ist dass die Kamera den Winkel nicht mehr schafft aufzulösen. Selbst 0402 ist schon winzig, aber die Erkennung geht noch. Worauf man achten muß ist dass man einen 502-Nozzle für 0402 hat (gehört nicht zum Standard-Lieferumfang). Der Nozzle kann auch größere Teile bis hin zu kleineren QFN, d.h. man muß nicht dauernd Nozzles wechseln (was ziemlich mühsam wäre). Nur umgekehrt schafft der 503-Nozzle 0402 nicht, aber 0603 und größer. Daher habe ich einen 502 und einen 503 auf die beiden Köpfe bestückt. In Summe ist das alles wesentlich besser als von Hand mit Pinzette unter dem Mikroskop. (lose) Chips würde ich aber doch eher von Hand nachbestücken, vor allem bei kleinen Stückzahlen ist der Aufwand das korrekt einzurichten höher. Dagegen spart es beim "Hühnerfutter" viel Zeit. Die Hardware ist gut. Die meisten Probleme liegen in kleinen Schwächen der Software, die aber trotz allem schon ziemlich gut ist (4,5 von 5 Punkten). Eine andere beobachtete Fehlerquelle auf die ich hinweisen möchte liegt außerhalb der Maschine und ihrer Software: wenn man versucht die Pick&Place-Daten automatisch zu generieren dann muß man schon beim CAD sehr genau überlegen wohin man den Nullpunkt eines Bauteils legt. Denn das ist die Koordinate die man der Maschine mitteilt. Dort fährt sie dann einfach hin und holt das Teil. Es wird dann auch um diesen Punkt gedreht. Und wenn das nicht wirklich der Mittelpunkt eines Steckers oder Chips ist, dann verschiebt sich das Teil wenn es um 180° gedreht ist. Tip: versuchen den 0/0 möglichst in der geometrischen Mitte eines Bauteils zu setzen. Und an diese Fehlerquelle denken, wenn Bauteile überraschend neben den Pads plaziert werden. Beheben kann man das leicht indem man die Koordinaten im Bestückprogramm korrigiert. Leider geht das nur über Tastatur und nicht per Kamera. Fazit: in Summe klappt also alles ganz gut mit der Maschine. Man muß sie nur erst mal kennenlernen und die Schwierigkeiten meistern. Ich bin jedenfalls zufrieden was ich fürs Geld bekommen habe (auch wenn wie immer vieles besser sein könnte - dafür ist man ja Weltverbesserer).
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