Hallo! Ich hatte neulich an unserer CNC in einer Simodrive 610 die Leistungsendstufe einer Phase des Spindelantriebs repariert (90A bei 200V). Da das Schätzchen ja schon älter ist, vermutete ich durch Alterung verstorbene Transistoren (BUV48). Soweit läuft wieder alles, aber ich bin nun durch eine Messung der Zwischenkreisspannung per einfachem Multimeter misstrauisch geworden. Dieses zeigt in bei stehenden Antrieben etwa 250V an und die Spannung schwankt beim Einschalten der Antriebe nur um wenige Volt. Beim Abbremsen der Hauptspindel steigt die Zwischenkreisspannung allerdings doch recht stark an, so dass durchaus 330V überschritten werden. Da die Zwischenkreiskondensatoren 6000µF bei 350V haben, erscheint mir das zu hoch. Mir ist klar, dass das Multimeter kaum die realen Spannungsverhältnisse anzeigt, aber die Tendenz ist eindeutig: je höher die Drehzahl vor dem Abbremsen, desto höher steigt die Zwischenkreisspannung. Ich habe das Gefühl, dass die Schaltung zur Spannungsbegrenzung nicht wirklich arbeitet. Der Bremswiderstand ist vorhanden und beim Durchmessen unauffällig. Nun habe ich anstatt Spannzangenaufnahme ein SMW-Autoblok-Futter montiert, welches eine ordentliche zusätzliche Schwungmasse der Hauptspindel darstellt und ich befürchte, dass mir das beim Abbremsen aus 5000/min die Endstufen zerlegen könnte. Daher möchte gerne an unserem Feindrehautomat die Zwischenkreisspannung per Oszilloskop im Roll-Mode messen, um zu schauen, ob überhaupt irgendeine Begrenzung erkennbar ist. Das Problem (siehe Schaltbild): der Zwischenkreis ist nicht galvanisch getrennt und einen 3P-10kW-Trenntrafo habe ich nicht ;-) An Oszis vorhanden sind ein HM203, HM2008 und ein Siglent SDS1104X-E. Als Trenntrafo ist ein einstellbarer für 1P/230V bis 250V/6A vorhanden. Nun ist es ja böse, Messgeräte über Trenntrafos anzuschließen, allerdings bin ich der einzige, der in die Nähe käme und natürlich würde ich das Siglent (das hat ja immerhin ein Kunststoffgehäuse) nur bei ausgeschalteter Maschine verkabeln. Übersehe ich irgendetwas außer der Gefahr, dass die BNC-Buchsen Netzspannung führen? Gibt es bessere Möglichkeiten, ohne übermäßig viel investieren zu müssen? ----- Weitere Frage: Im Schaltplan sieht man zusätzliche Bremswiderstände für jeden Motor, die per Schütze (5K3, 5K4) geschaltet werden. Da die Schütze nur zusammen geschaltet werden können, gehe ich davon aus, dass das die Widerstände sind, um bei Not-Aus die Motoren möglichst schnell zum Stillstand zu bringen. Ist die Annahme richtig? Besten Dank für alle Tipps.
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Oszi geerdet lassen Zwei spannungsfeste Tastköpfe, einen an DC-Plus und einen an DC-Minus im Mathemenü vom oszi die Betriebsart "Differenz" auswählen Ein Bier ausgeben dafür daß du dich nicht umgebracht hast
Hallo Chris, Deine Annahme ist richtig, die Schütze dienen zur möglichst schnellen Stillsetzung bei Fehlern oder Not-Halt. Zwischenkreisspannung kann man mit einem guten Multimeter mit Peak Hold problemlos messen, so schnell ist das alles nicht. Ob der Bremschopper arbeitet, kann man durch Messen der Spannung über den Bremswiderstand sehr gut messen, je nach Chopper sogar hören. Sooo früh kommt der Begrenzer ohnehin nicht: Aktuelle Umrichter mit 400V-Einspeisung und 550V DC Zwischenkreis fangen z.B. erst bei 700V an, die Zwischenkreisspannung abzuschnüffeln. Jörg
Jörg K. schrieb: > Hallo Chris, > > Deine Annahme ist richtig, die Schütze dienen zur möglichst schnellen > Stillsetzung bei Fehlern oder Not-Halt. Danke - dann muss ich mich darum nicht mehr kümmern :-) > Sooo früh kommt der Begrenzer ohnehin nicht: Aktuelle Umrichter mit > 400V-Einspeisung und 550V DC Zwischenkreis fangen z.B. erst bei 700V an, > die Zwischenkreisspannung abzuschnüffeln. Ich weiss nicht - ich hab schon bei nur 2000/min bis 330V gemessen und die Zwischenkreiskondensatoren sind nur bis 350V spezifiziert. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man da so nah rangeht, bevor der Chopper einsetzt. Irgendwie gefallen mir auch die 250V schon nicht - im Schaltplan ist von 165V die Rede und in der Siemensanleitung von 200V Zwischenkreisspannung. Schon deshalb würde ich mir die Spannung gerne auf einem Oszi ansehen. Vom Prinzip her ist ein Bremschopper doch nur ein dicker Transistor (hier ist es wohl eine Darlington-Stufe, aufgebaut aus einem plus vier BUV48), der per Komparator und Hysterese die Zwischenkreisspannung über den Bremswiderstand alternierend auf Masse zieht, oder?
Moin. Mit einem Differentiellen Tastkopf kannst du gefahrlos an jeder Stelle messen ( ohne Trenntrafo) z.B. https://www.reichelt.de/differenzspannungssonde-fuer-oszilloskope-si-9001-p50637.html?PROVID=2788&gclid=EAIaIQobChMI8L_ezPi-5wIVBp53Ch055w7hEAQYBSABEgJWhvD_BwE&&r=1 Das ist eine Investition "fürs Leben" .
Vielen Dank für die Hinweise. Wer misst, misst Mist :-) Ich habe jetzt mal das Siglent drangehängt und von einem "M3 S1700" mit "M5" abgebremst. Nach dem Spannungsverlauf scheint das neue Stromchopper-Modul (das sitzt Huckepack auf dem Netzteil für die Regelung) tatsächlich korrekt zu funktionieren. Zumindest deute ich die Sägezähne so, als wäre das das hysteresebehaftete Ein- und Ausschalten des Bremswiderstandes durch ebendiese. Von der Spannung her scheint auch alles in Ordnung zu sein. Der Tastkopf arbeitet mit 10-fach-Spannungsteiler, ein Rasterfeld sind also 50V. Die Nulllinie liegt auf 250V. Der Chopper scheint bei etwa 335V ein- und bei 320V auszuschalten. Ist zwar knapp unter den 350V, aber offenbar hat es den Ladekondensatoren bisher nicht geschadet. Deren Kapazitäten hatte ich schon mal spaßeshalber gemessen und die passen auch nach 30 Jahren noch. Aber die liegen auch schön im Luftstrom der vier Ventilatoren, anders als ihre gequälten Pendants heutzutage ;-) Ich würde aber (eben weil der erste Chopper offenbar defekt war) trotzdem zusätzlich gerne eine Spannungssicherung anbringen, die einfach aufgebaut ist und alles über 350V in einem Zusatzwiderstand verbrät. Wie könnte man so etwas aufbauen? Das Ding darf sich auch gerne selbst zerstören - Hauptsache ich bekomme das nächste Mal mit, wenn im Zwischenkreis irgendetwas nicht stimmt ;-)
Halli Chris, Chopperfunktion sieht doch gut aus, so soll es sein. Wenn Du einen 'Hosenträger' möchtest, würde ich eine simple Spannungsüberwachung aufbauen, die bei Überschreiten der maximalen Zwischenkreisspannung den Sicherheitskreis öffnet. Dann sperren die Endstufen und die Kurzschlußschütze der Achsen fallen ab. Dadurch wird die kinetische Energie in den Widerständen verbrannt. Jörg
Jörg K. schrieb: > Wenn Du einen 'Hosenträger' möchtest, würde ich eine simple > Spannungsüberwachung aufbauen, die bei Überschreiten der maximalen > Zwischenkreisspannung den Sicherheitskreis öffnet. Dann sperren die > Endstufen und die Kurzschlußschütze der Achsen fallen ab. Dadurch wird > die kinetische Energie in den Widerständen verbrannt. Vielen Dank! Ja - natürlich. Manchmal sieht man die einfachsten Dinge nicht :-/ Einfach die Spannungsüberwachung in den Not-Aus-Kreis und fertig ist das Ding. Ich habe jetzt auf die Schnelle das Spannungsüberwachungsrelais "HRN-41/400V" gefunden: http://www.elkoep.nl/produkte/relais-elektronische-modulgeraete/spannungsueberwachungsrelais/1-phasig-acdc/spannungsueberwachungsrelais-hrn-41-14055/ Wobei das ja schon viel zu viel kann. Gibt es eventuell noch einfachere Ausführungen für DC?
Chris D. schrieb: > Ich habe jetzt auf die Schnelle das Spannungsüberwachungsrelais > "HRN-41/400V" gefunden: > > http://www.elkoep.nl/produkte/relais-elektronische-modulgeraete/spannungsueberwachungsrelais/1-phasig-acdc/spannungsueberwachungsrelais-hrn-41-14055/ > > Wobei das ja schon viel zu viel kann. Gibt es eventuell noch einfachere > Ausführungen für DC? Ruf mal bei Dold&Söhne an und schildere die Aufgabe. Die sind sehr kompetent. Oder Firma rinck electronic in Rotenburg, haben oft günstige Lösungen. Weise unbedingt auf den Wunsch nach schneller Auslösung hin. Jörg
Jörg K. schrieb: > Ruf mal bei Dold&Söhne an und schildere die Aufgabe. Die sind sehr > kompetent. Vielen Dank für den Tipp - die waren sehr hilfsbereit und haben mir ein passendes schnelles Relais anbieten können. Das gibt's für €60 direkt für DIN-Schiene. Wunderbar - Problem gelöst :-) Wenn ich das im Zwischenkreis (mit abgeklemmtem Chopper) teste, gebe ich hier nochmal laut.
Bezüglich der Schaltung zur Überspannungserkennung geht es hier weiter: Beitrag "Selbstbau von Überspannungsrelais"
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