Die Anfrage von Marc hier:
Beitrag "Re: [S] QFN64 Lotpastenschablone" hat mich dazu
gebracht, endlich mal das Thema "Stencil selber schneiden" anzugehen.
Transparentfolie mit 100µm hatte ich vorher schon besorgt, aber noch
nichts damit gemacht.
Axel hatte vor einer Weile mal auf sein Tutorial verlinkt
(Beitrag "SMD Stencils mit einem Silhouette Cameo schneiden"), aber leider hat
er mit der Elektronik radikal abgeschlossen und sein (nicht
uninteressantes) Blog gleich mit geplättet. Also war Selbermachen
angesagt.
Vorweg: klappt prima, siehe Fotos. TQFP und QFN mit 0,5er-Pitch haben
ein hervorragendes Druckbild, das sich von einem Edelstahl-Stencil kaum
unterscheidet. Wermutstropfen: an der USB-Buchse waren die Stege
ausgerissen, deswegen hat es dort geschmiert. Mit einer neuen Klinge
wäre das vermutlich nicht passiert.
Angesteuert habe ich den Plotter von einem RPi aus (theoretisch geht
wohl auch Windows, wenn der Schhneideplotter als Drucker erkannt wird -
war bei mir nicht der Fall). Es war eine ganze Menge Krempel zu
installieren, im Einzelnen müssten das gewesen sein:
1 | # git clone https://github.com/pmonta/gerber2graphtec.git
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2 | # apt-get install pstoedit
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3 | # apt-get install python3-pip
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4 | # pip3 install libusb1
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5 | # apt-get install gerbv
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und schließlich der Aufruf
1 | # ./gerber2graphtec paste.gbr >/dev/usb/lp0
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Nun legt der Plotter kurz los und verharrt dann eine halbe Ewigkeit mit
gefühltem Nichtstun. Nicht verzweifeln, lieber mit dem Sohn ein Legoauto
bauen, mit der Familie zu Abend essen oder etwas anderes Sinnvolles tun.
Irgendwann (bei mir ca. 10 Minuten) fängt der Plotter dann wie wild an
zu rattern und wird nach längerer Zeit auch fertig.
Die Maßhaltigkeit des Ergebnisses war hervorragend, hier musste ich
nichts tun.
Etwas fummelig ist die Einstellung des Schleppmessers. gerber2graphtec
nutzt die Automatikfunktion des Cameo nicht, hier ist Handarbeit
angesagt. Ich habe manuell die tiefste Stufe (10) eingestellt, das ging
ganz gut. Trotzdem waren hinterher unter dem Mikroskop noch ein paar
Reste rauszupopeln. Geht vermutlich, wie oben geschrieben, mit einem
neuem Messer besser.
Papier (normales 80g) habe ich auch getestet. Ergebnis war bei mir
indiskutabel, vermutlich ist wegen der Fasern ein so präziser Schnitt
nicht möglich. Bei Preisen von um die 85 Cent je Folie sollte das aber
zu verschmerzen sein. Ich habe diese hier verwendet:
https://www.avery-zweckform.com/produkt/overheadfolien-3567. Andere
Folien sollten aber genauso gut gehen.
EDIT: ich sollte noch anmerken, dass die Paste schon ziemlich am Ende
(trocken) ist. Für eine echte Leiterplatten-Bestückung hätte ich sie
nicht mehr verwendet, für den Test war sie aber noch gut genug.