Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Bleibt ein OP-Eingang auch bei abgeschalteter Versorgung hochohmig?


von Chris S. (chris606)


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Ich habe einen chemischen Gassensor mit einem mV Ausgang.
Der Sensor benötigt keine Betriebsspannung, er liefert immer seine 
Ausgangsspannung, je nach Gaskonzentration, z.B. 25mV.
Dieser Ausgang geht nun auf den positiven Eingang von einem OP (OP491) 
als Impedanzwandler und wird anschließend verstärkt.
Nun zu meiner Frage, wenn mein Verstärker ausgeschaltet ist hängt der 
Sensor mit seinen 25mV immernoch am Impedanzverstärker.
Ist der OP eingeschaltet ist er ja hochohmig, was passiert aber wenn der 
OP keine Versorgungsspannung mehr hat, kann er dann den Sensorausgang 
belasten?

Gruß
Christian

von Christian M. (Gast)


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Das Prinzipschaltbild zeigt Clamp-Dioden an den Eingängen gegen +, 
allerdings das Maximum Ratings: Input Voltage GND to (VS + 10 V).
Da sind ja auch noch 5kΩ! Vor der Diode!

Gruss Chregu

von Peter D. (peda)


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Typisch sind bis +/-0,3V außerhalb VCC/VSS noch alle Halbleiter sicher 
gesperrt.
25mV sind also kein Problem.

von Johannes O. (jojo_2)


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Was wäre genau das Problem, welches du befürchtest?

Dem OpAmp wird das ziemlich sicher nichts machen. Ein solcher Sensor 
liefert praktisch keine Leistung die irgendwas dort drin zerstören 
könnte. Im Datenblatt siehst du, dass die Eingänge sogar noch 5kOhm in 
Serie haben. Inputspannungen dürfen zwischen 0V und Vs+10V sein 
(Absolute Maximum ratings). Auch da bist du locker drin. Auch die 
maximale Differenzspannung von 7V überschreitest du nicht.

Ob es dem Sensor was macht: Welcher ist es bzw. was sagt das Datenblatt? 
Mit ein wenig Strom wirst du immer, auch bei einem nahezu perfekten 
OpAmp Rechnen müssen. Wir sprechen hier von ein paar nA in diesem Fall.

Bei 25mV würde ich aber, wie schon die Vorposter, davon ausgehen, dass 
hierbei kein relevanter Strom durch den Opamp kommt.

von Chris S. (chris606)


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Ich befürchte dass der Sensorausgang im ausgeschaltetem Zustand belastet 
wird. Der empfohlene Lastwiderstand für den Sensor sollte größer gleich 
1MOhm sein.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
für die CMOS-ICs-Eingänge hatte ich bis jetzt noch keinen "Ausfall":
Beitrag "Backpowering_CMOS"
Aber Du hebst ab auf:

Chris S. schrieb:
> Ich befürchte dass der Sensorausgang im ausgeschaltetem Zustand belastet
> wird.

Dann schalte einen Widerstand in Reihe, der den Strom begrenzt, dass im 
"Kurzschlussfalle" der I max des Elements nicht überschritten wird.
Den eventuell dadurch entstehenden Messfehler kannst Du mit der 
Anpannung der Messanordnung kompensieren. (OPV höhere Verstärkung etc.)

ciao
gustav

von Dietrich L. (dietrichl)


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Chris S. schrieb:
> Ich befürchte dass der Sensorausgang im ausgeschaltetem Zustand belastet
> wird. Der empfohlene Lastwiderstand für den Sensor sollte größer gleich
> 1MOhm sein.

Ist das die Zerstörgrenze (absolute max. ratings) oder "nur" das 
empfohlene Minimum im Betrieb zur Einhaltung der garantierten Messwerte?
Wenn es der 2. Fall ist, macht es ja nichts aus, da bei abgeschaltetem 
OpAmp sowieso nicht gemessen wird.

von Wolfgang (Gast)


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Johannes O. schrieb:
> Mit ein wenig Strom wirst du immer, auch bei einem nahezu perfekten
> OpAmp Rechnen müssen.

Für manche Sensoren (z.B. ph-Elektroden) ist es ein kräftiger 
Unterschied, ob der OP ein bipolar aufgebauter mit 50nA am Eingang oder 
ein MOSFET basierender mit 50pA ist.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Johannes O. schrieb:
> Ein solcher Sensor
> liefert praktisch keine Leistung die irgendwas dort drin zerstören
> könnte.

Naja, er wird nicht gleich durchbrennen, aber bei sehr hochohmigen 
Sensoren mit Glasmembram kann diese langfristig beschädigt werden. Es 
geht ja sicherlich nicht darum, mal kurz für zehn Sekunden das Gerät 
auszuschalten, sondern das ganze ggf. monatelang in der Ecke herumliegen 
zu lassen.

Über frühere pH-Elektroden weiß ich, dass sie sich nach einem längeren 
Kurzschluss erst einmal tagelang wieder regenerieren müssen.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Chris S. schrieb:
> Der empfohlene Lastwiderstand für den Sensor sollte größer gleich
> 1MOhm sein.

Zeig mal das Datenblatt des Sensors.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Wolfgang schrieb:
> Für manche Sensoren (z.B. ph-Elektroden) ist es ein kräftiger
> Unterschied, ob der OP ein bipolar aufgebauter mit 50nA am Eingang oder
> ein MOSFET basierender mit 50pA ist.

Genau so ist es. Ich erinnere mich noch ziemlich genau an die 1980er 
Jahre, als Burr-Brown mit der OPA128 einen OP mit nur 75 fA vorstellte, 
und zwar für genau solche Anwendungen. Das war ein gewaltiger 
Unterschied zu den üblichen  OP-Schaltungen, die meist noch einen 
diskreten JFET als Impedanzwandler einsetzten. Es gab damals auch noch 
Bauelemente wie CA3130/3140, die ebenfalls sehr hochohmig waren, aber 
einen katastrophalen Offset und Drift hatten und nicht ESD-geschützt 
waren.

Von Analog Devices bzw. Precision Monolithics gab es auch noch einige 
durchaus brauchbare OPs.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Apropos ESD: es empfiehlt sich sehr, bei solchen Eingangsstufen einen 
recht niederfrequenten Tiefpass einzubauen, der zum einen eben ESD sehr 
gut abfängt und zum anderen auch dafür sorgt, dass die Messtrippe nicht 
zur Radioantenne wird. Die nictlineare Eingangskennlinie des OPs ist 
ansonsten nämlich ein erstklassiger AM- bzw. Hüllkurvendemodulator. 
Natürlich darf man hierfür keinen schnöden, kleinen 
SMD-Keramikkondensator einsetzen, sondern einen entsprechend 
hochwertigen Folienkondensator. Die OPs in der Blechdose haben den 
großen Vorteil, dass man mit ihnen sehr gut frei fliegend verdrahtete 
Eingangsbeschaltungen realisieren kann. Hierfür gibt es auch spezielle 
Abstandhalter aus PTFE (Teflon), die an den Enden jeweils einen Pin bzw. 
eine Lötöse besitzen.

von Harald W. (wilhelms)


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Wolfgang schrieb:

> Für manche Sensoren (z.B. ph-Elektroden) ist es ein kräftiger
> Unterschied, ob der OP ein bipolar aufgebauter mit 50nA am Eingang oder
> ein MOSFET basierender mit 50pA ist.

OT: Mir ist zwar bekannt, das die Belastung durch ein
Standard-Multimeter mit 10MOhm zu viel für ein ph-Sensor
ist, aber was für eine Belastung vertragen die nun wirklich?

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Harald W. schrieb:
> aber was für eine Belastung vertragen die nun wirklich?

In der AN-1852 von TI wird von einer Impedanz im Bereich 10 bis 1000MΩ 
gesprochen. Dort wird ein LMP7721 mit 3fA Input Bias Strom empfohlen.
https://www.ti.com/lit/an/snoa529a/snoa529a.pdf

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