Hallo liebes Forum, ich habe da mal eine Wissensfrage, kein konkretes Projekt. Wie funktioniert so eine Quarzsteuerung beim Plattenspieler? Ich hatte da im Sperrmüll, ist ne Weile her, eine demolierte Kompaktanlage von Schneider gefunden, wo der Plattenspieler quarzgesteuert war. Ich habe sie nicht mitgenommen, zu schrottig. Hat jemand eine Ahnung wie sowas funktioniert? Bin für jede Antwort dankbar. Schaltspläne are wellcome :-)
Wissbegieriges Wiesel schrieb: > Hat > jemand eine Ahnung wie sowas funktioniert? Dazu muss bloss der Antriebsmotor ein Synchronmotor oder Schrittmotor sein, so dass er genau mit einer vom Quarz abgeleiteten Frequenz läuft. Man könnte auch die Drehzahl messen, mit dem Quarz vergleichen und den Motor nachregeln, aber das wäre aufwendiger. Georg
Wichtiger ist eine hohe Masse des Drehtellers. Manche audiophile Entwicklungen verwenden 20kg Granit als Grundlage für den Plattenteller, der über einen dünnen Gummiriemen angetrieben wird. Den Motor quarzgenau nachzuregeln ist ja kein so großes Problem, auch nicht die Drehmomentschwankungen des Motors bei der Kommutierung.
"Früher" liefen die Plattenspieler (Dual) synchron zur Netzfrequenz und die 50 Hz wurden für den Netzverbund so stabil gehalten, dass sie auch als Zeittakt für Uhren an Genauigkeit nicht zu schlagen waren. Später wurden die Netze europaweit und grenzübergreifend verschaltet und da gab es Netze, die diese hohe Stabilität nicht mehr hatten. Deshalb nahm man für die Plattenspieler (und andere Geräte) dann Quarze als Zeitbasis. Bei diesen Plattenspielern konnte man für die Drehzahlregelung häufig noch zwischen "Lock on Quartz" (feste direkt vom Quarz abgeleitete Drehzahl) und Pitch +/- (Drehzahl in Grenzen frei veränderlich) wählen. Teilweise wurde bei diesen Plattenspielern der Plattenteller direkt angetrieben ("direct drive") statt einen eigenen Motor zu verwenden und die Kraft durch einen Riemen oder ein Reibrad auf den Plattenteller zu übertragen. Alte Plattenspieler wirft man nicht weg. Beim Basteln benötigt man von Zeit zu Zeit mal eine Auflage, auf der man etwas drehbar anbringen kann. Durch die hervorragende Lagerung bietet sich ein alter Plattenspieler dafür an.
Günni schrieb: > Alte Plattenspieler wirft man nicht weg. Beim Basteln benötigt man von > Zeit zu Zeit mal eine Auflage, auf der man etwas drehbar anbringen kann. > Durch die hervorragende Lagerung bietet sich ein alter Plattenspieler > dafür an. Oder den Teller der Mikrowelle mit seinem Ring aus Rädern auf den Tisch legen.
Günni schrieb: > "Früher" liefen die Plattenspieler (Dual) synchron zur Netzfrequenz und > die 50 Hz wurden für den Netzverbund so stabil gehalten, dass sie auch > als Zeittakt für Uhren an Genauigkeit nicht zu schlagen waren. Später > wurden die Netze europaweit und grenzübergreifend verschaltet und da gab > es Netze, die diese hohe Stabilität nicht mehr hatten. Deshalb nahm man > für die Plattenspieler (und andere Geräte) dann Quarze als Zeitbasis. Früher gab es noch vernünftige Leute die nicht das Blaue vom Himmel herunterlogen. Die Netzfrequenz war noch nie so stabil wie im heutigen Verbundnetz, aber sie war noch nie kurzzeitstabil, sondern nur auf lange Sicht atomuhrgenau. https://www.netzfrequenzmessung.de/ Heute wird jedes Wirtshauspalaver in einem Forum gepostet, denn Gaststätten sind coronabedingt geschlossen.
Michael B. schrieb: > Die Netzfrequenz war noch nie so stabil wie im heutigen Verbundnetz, > aber sie war noch nie kurzzeitstabil, sondern nur auf lange Sicht > atomuhrgenau. Vor dem Mauerfall lag übrigens die Netzfrequenz in Dunkel- deutschland oft grausam neben dem Sollwert. Keine Spur von Langzeitstabilität! > Früher gab es noch vernünftige Leute die nicht das Blaue vom Himmel > herunterlogen. Nach meiner Einschätzung wird meist nicht bewusst gelogen, sondern aus Dummheit irgendein Schwachsinn zusammenphantasiert.
georg schrieb: > Dazu muss bloss der Antriebsmotor ein Synchronmotor oder Schrittmotor > sein Analogfräse mit Schrittmotor? Das möchte ich weder meinem Vinyl noch meinen Ohren antuen wollen...
Ben B. schrieb: > Den Motor quarzgenau > nachzuregeln ist ja kein so großes Problem, auch nicht die > Drehmomentschwankungen des Motors bei der Kommutierung. Heutzutage würde man wohl einen BLDC Motor mit FOC einsetzen um die Drehmomentschwankungen bei der Kommutierung klein zu halten ;-) Besucher schrieb: > Vor dem Mauerfall lag übrigens die Netzfrequenz in Dunkel- > deutschland oft grausam neben dem Sollwert. Keine Spur von > Langzeitstabilität! Dafür brauchst du gar nicht nach "Dunkeldeutschland" zurück zu gehen. Die letzten größeren Langzeitabweichungen im europäischen Verbundnetz mit Netzzeitabweichung von bis zu 5 Minuten sind gerade mal 14 Monate her. Und die Abweichungen von 0.3% wie am 13.12.2011 oder 17.1.2012 mag man sich mit goldenen Ohren auch gar nicht vorstellen.
Wissbegieriges Wiesel schrieb: > Hat > jemand eine Ahnung wie sowas funktioniert? Ist oft ein Gleichstrommotor mit Tachogenerator. Die Quarzfrequenz wurde auf die Frequenz runtergeteilt, welches der Tachogenerator auch abgibt. Die beiden Frequenzen wurden in einem Phasenvergleicher verglichen, und mit dessen Regelspannung der Tellermotor betrieben. Geschwindigkeitsumschaltung erfolgt durch Umschaltung des Teilerverhältnisses vom Quarzfrequenzteiler. Ralph Berres
"Dual" ist ein gutes Stichwort - über die Suche bei Google nach "dual 731 schaltplan" findest Du den Schaltplan eines Quarzgeregelten, Direktangetriebenen Plattenspielers. Die tatsächliche Drehzahl des Motors liefert ein im Motor integrierter Tachogenerator, dieses Signal wird mit dem Referenzsignal (abgeleitet aus einem Quarz) verglichen. Bei Abweichungen nachgeregelt. Grüße, Oliver
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Johannes S. schrieb: > georg schrieb: >> Dazu muss bloss der Antriebsmotor ein Synchronmotor oder Schrittmotor >> sein > > Analogfräse mit Schrittmotor? Das möchte ich weder meinem Vinyl noch > meinen Ohren antuen wollen... Geht schon: http://www.altmann.haan.de/turntable/
Ich schrieb in meinem Thread vom 26.4. dass "früher" die Netzfrequenz stabiler war als heute und erntete dabei Widerspruch. Nun ist "früher" natürlich ein relativer Begriff und ich bezog mich auf die Zeit, als solche Plattenspieler von Firmen wie Dual, PE (und auch Schneider) hergestellt wurden. Laut Wikipedia gilt: " Im Normalfall sind diese Abweichungen im westeuropäischen Verbundnetz minimal und bewegen sich unter 0,2 Hz" Das ist eine Toleranz von 0,4% und somit beachtlich genau und diese Toleranzgrenze wurde als Plattenspieler zur Musikwiedergabe der Standard waren, eingehalten und meist sogar unterschritten. Aufgrund der damals üblichen zentralisierten Stromerzeugung mit großen Generatoren waren schnelle Schwankungen - wie sie heute vorkommen - allein durch die Masseträgheit der Generatoren nicht möglich. Das ist heute anders (siehe https://www.netzfrequenz.info/aktuelle-netzfrequenz-full). Wie "Besucher" richtig beschrieben hat, war die Netzfrequenz in "Dunkeldeutschland" (warum nennt er das Kind nicht beim richtigen Namen "DDR" ?) teilweise "grauenhaft" vom Sollwert abweichend und seit der Wiedervereinigung - und später als einige osteuropäische Staaten dazukamen - wurde durch deren instabilere Netzfrequenz auch in der alten BRD die Netzfrequenz ungenauer. Das ist nicht überheblich gemeint, aber man kann Anlagen, die für andere Anforderungen entworfen waren, nicht von einem Tag auf den anderen an neue Bedingungen anpassen. Die Aussage von Michal B. (laberkopp) "Die Netzfrequenz war noch nie so stabil wie im heutigen Verbundnetz, ...." stimmt so nämlich nicht. Und sein Kommentar "Früher gab es noch vernünftige Leute die nicht das Blaue vom Himmel herunterlogen." war deshalb unpassend. Aber wenigstens hat er seinem selbst gewählten Namen alle Ehre gemacht.
NichtWichtig schrieb: > Geht schon: http://www.altmann.haan.de/turntable/ die 7,5 ° Grad Stepper haben zwar weniger Rastmoment als andere SM, aber bauartbedingt trotzdem Rastmoment. Wenn schon, dann wenigstens einen BLDC, sowas wie Variodrive von Papst habe ich schonmal in DIY Projekten gesehen. Ich habe noch einen Revox B790, die Schaltpläne von denen findet google auch schnell: https://www.opweb.de/deutsch/firma/Revox/B790
Michael B. schrieb: > Die Netzfrequenz war noch nie so stabil wie im heutigen Verbundnetz, Nun, früher war die Stabilität des recht kleinen Verbundnetzes von Westberlin nicht so toll. Eine Langzeitnachregelung gab es dort aber wohl auch.
Zumindest mussten im letzten Jahrtausend keine besonderen Massnahmen gegen niederfrequente Pendelungen im Netz getroffen werden. Das sieht man nicht, da alles im digitalen Regler der Kraftwerke eingebaut ist.
Michael B. schrieb: > Die Netzfrequenz war noch nie so stabil wie im heutigen Verbundnetz, > aber sie war noch nie kurzzeitstabil, sondern nur auf lange Sicht > atomuhrgenau. Aha. Früher (tm) gabs ja Elektrowecker, die statt mit einem Quarz nach der Netzfrequenz liefen. Das war so mit das ungenaueste, was man kaufen konnte. Das mit „atomuhrgenau“ ist da eher ein Gerücht. Oliver
Oliver S. schrieb: > Früher (tm) gabs ja Elektrowecker, die statt mit einem Quarz nach der > Netzfrequenz liefen. Das war so mit das ungenaueste, was man kaufen > konnte. Das stimmt aber nur für die Sowjetische Besatzungszone, der Westen hat seine Netzfrequenz tatsächlich auf Langzeitstabilität geregelt.
Johannes S. schrieb: > NichtWichtig schrieb: >> Geht schon: http://www.altmann.haan.de/turntable/ > > die 7,5 ° Grad Stepper haben zwar weniger Rastmoment als andere SM, aber > bauartbedingt trotzdem Rastmoment. Wenn schon, dann wenigstens einen > BLDC, sowas wie Variodrive von Papst habe ich schonmal in DIY Projekten > gesehen. > > Ich habe noch einen Revox B790, die Schaltpläne von denen findet google > auch schnell: https://www.opweb.de/deutsch/firma/Revox/B790 Die von mir verlinkte Seite schon reichlich alt. Hab das Ding nie selbst hören dürfen/können/müssen aber könnte mir vorstellen das durch den recht fetten Teller+String eine hinreichend brauchbare Drehzahlkonstanz denkbar ist. Zumal der Erbauer an anderen Stellen beweist das er sich nicht mit "normal" zufrieden gibt und Dinge aus "dem vollen fräst". Aber die meisten DirektDriveDreher haben wohl einen BLDC mit 3 Phasen verbaut, zumindest meine Technics aus denn 70ern. Schaltpläne finden man auch bei https://www.vinylengine.com/
Oliver S. schrieb: > Früher (tm) gabs ja Elektrowecker, die statt mit einem Quarz nach der > Netzfrequenz liefen. So einen benutze ich heute noch ohne Probleme (bis auf die schon erwähnte 5-Minuten-Abweichung vor einigen Monaten).
Klaus P. schrieb: > So einen benutze ich heute noch ohne Probleme (bis auf die schon > erwähnte 5-Minuten-Abweichung vor einigen Monaten). Hi, das Geheimnis der Takterzeugung: freilaufender 50-Hz-R/C-Phasenschieber-Generator wird mit 50 Hz Netzfrequenz synchronisiert. Vorteil: Kann über Poti sicher auch auf 60 Hz hochgedreht werden für Amis. Kann nicht klagen, in letzter Zeit ziemlich genau. Ist Netzspannung weg, geht die Heizspannung für die VFDs auch aus, somit zieht die auch keinen "Anodenstrom" mehr. Und über Batterie läuft der R/C-Generator lustig weiter. ciao gustav
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Karl B. schrieb: > Vorteil: Kann über Poti sicher auch auf 60 > Hz hochgedreht werden für Amis. ...und was soll ich mit einer Uhr, die 20% zu schnell läuft?
Harald W. schrieb: > Karl B. schrieb: > >> Vorteil: Kann über Poti sicher auch auf 60 >> Hz hochgedreht werden für Amis. > > ...und was soll ich mit einer Uhr, die 20% zu schnell läuft? Bist du Ami?
Harald W. schrieb: > ...und was soll ich mit einer Uhr, die 20% zu schnell läuft? Hi, freischwingender Betrieb ist ja nur für kurzzeitige Netzausfall-Überbrückung gedacht. Bei 60 Hz-Version brauche ich auch ein Uhren-IC das einen 60 Hz Takteingang aufweist. MHZ7317 kann nur 50 Hz. ciao gustav
Karl B. schrieb: > Heizspannung für die VFDs Meiner ist aus den 80ern mit LEDs. Vermutlich auf Basis LM8560. Der hat zwar auch ein Backup, bei mir war die 9V Batterie aber immer leer, wenn es mal einen Ausfall gab. Daher läuft er mittlerweile ohne Backup.
Günni schrieb: > Wie "Besucher" richtig beschrieben hat, war die Netzfrequenz in > "Dunkeldeutschland" (warum nennt er das Kind nicht beim richtigen Namen > "DDR" ?) teilweise "grauenhaft" vom Sollwert abweichend und seit der > Wiedervereinigung - und später als einige osteuropäische Staaten > dazukamen - wurde durch deren instabilere Netzfrequenz auch in der alten > BRD die Netzfrequenz ungenauer. Eine instabile Frequenz im Netz hat nichts mit der Masseträgheit der Generatoren zun tun. Das wäre nur der Fall wenn ein einzelner Generator das ganze Netz speist. Die Frequenzabweichungen entstehen durch nicht ausreichend verfügbare/bereitgestellte Leistungsreserve (Regelleistung).
Harald W. (wilhelms) schrieb: > Nun, früher war die Stabilität des recht kleinen Verbundnetzes > von Westberlin nicht so toll. Eine Langzeitnachregelung gab es > dort aber wohl auch. Das ist leider auch nur ein in's Netz getragenes Kneipengerücht: Um die Auswirkungen eines Kraftwerkausfalls zu minimieren, wurden bewusst mehrere kleinere Anlagen betrieben. Dazu schnell hochzufahrende Gasturbinenanlagen, sowie eine sehr schnelle Dampfspeicheranlage und eine Batteriespeicheranlage mit Rekord-Kapazität. Meine Synchronuhr passte bis 1990 immer sehr gut zum Tagesschau- Gong. Das klappt heute schon garnicht mehr, weil man über Sat, DVBT, oder gar Kabel ein bis zu 13 s verzögertes TV-Signal hat... Die Netzzeitabweichung von 2018 hat niemand am netzsynchronen Plattenspieler gehört! Das waren 6 Minuten in 6 Wochen, also im Mittel 49,995 Hz, statt 50,000 Hz. Der 600ste Teil eines Tonschrittes. Am 10. Jan 19 gab es einen Abfall um 0,3% in 2 Minuten, was fast zu Stromabschaltungen geführt hätte. Der 20ste Teil eines Tonschrittes in 2 Minuten könnte von musikalisch gut geschulten Ohren bemerkt werden. - Wer CDs entmagnetisiert, merkt sowas eher nicht.
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