Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Extra Ouputs eines 74HC4051 Multiplexers


von Jocobes S. (jocobes)


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Halli Hallo,

ich verwende momentan in einem Projekt ein paar 74HC4051er 1:8 
Multiplexer  und hätte dazu eine kurze Frage. Das Ding wird verwendet um 
jeweils 5V von VCC auf die Ausgänge durchzuschalten. Ich nutze effektiv 
allerdings nur die ersten 6 outputs und die letzten beide ignoriere ich. 
Bin mir nun unsicher ob ich die ungenutzten Ausgänge floaten lassen soll 
oder auf VCC hängen? Nach GND binden wäre ja kontraproduktiv, dann hätte 
ich in jedem Durchlauf zweimal kurz eine Kurzschlussparty, oder?

Danke im Voraus!
Jocobes

von Jörg R. (solar77)


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Jocobes S. schrieb:
> Das Ding wird verwendet um
> jeweils 5V von VCC auf die Ausgänge durchzuschalten. Ich nutze effektiv
> allerdings nur die ersten 6 outputs und die letzten beide ignoriere ich.
> Bin mir nun unsicher ob ich die ungenutzten Ausgänge floaten lassen soll
> oder auf VCC hängen?

Der 74HC4051 ist ein Analogmultiplexer. Er hat keine expliziten 
Ausgänge. Der Chip arbeitet Bidirektional, man kann auch 1 von 8 
Signalen (Y Pins) auf „Z“ schalten.


> Nach GND binden wäre ja kontraproduktiv,

Dann lege sie über >10k auf GND.


Benötigst Du die Analogschalter?

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Jocobes S. schrieb:
> Bin mir nun unsicher ob ich die ungenutzten Ausgänge floaten lassen
> soll oder auf VCC hängen

Ungenutzte Ausgänge kann man eigentlich immer unbeschaltet lassen. 
Obwohl der 4051 eigentlich keine Ein- bzw. Ausgänge hat. Aber wenn du 
ihn so verwendest, daß der gemeinsame Anschluß der 8 Analogschalter auf 
Vcc liegt und 6 der 8 anderen Anschlüsse zu je einer Last führen, dann 
kannst du die beiden anderen einfach unbeschaltet lassen.

Stell dir das Ding wie einen Drehschalter mit 8 Stellungen vor.

von Jocobes S. (jocobes)


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Super, danke für die raschen Antworten! Stimmt schon das der keine 
Ausgänge hat, nur betrachte ich ihn so, damit ich mir mit dem erklären 
leichter tu. ;)

Gut ich hätte sie gefühlsmäßig eh unbeschaltet gelassen. Dachte mir nur 
vielleicht ist es wenn das Ding sehr schnell schaltet störungsmäßig 
irgendwie günstiger wenn nicht auf einen pin geschaltet wird der floatet 
sondern einen der am selben Potential liegt.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Axel S. schrieb:
> Aber wenn du
> ihn so verwendest, daß der gemeinsame Anschluß der 8 Analogschalter auf
> Vcc liegt und 6 der 8 anderen Anschlüsse zu je einer Last führen, dann
> kannst du die beiden anderen einfach unbeschaltet lassen.
>
> Stell dir das Ding wie einen Drehschalter mit 8 Stellungen vor.

Drehschalter?
Last?
An einem CMOS-Analogschalter?
Eher nicht so, oder?

Das Teil hat so um 100 Ohm im Schalter, da sollte man gar nichts mit 
schalten was nicht hochohmiges Signal ist.
Auch wegen der Leistung...

von Jörg R. (solar77)


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Jocobes S. schrieb:
> Das Ding wird verwendet um
> jeweils 5V von VCC auf die Ausgänge durchzuschalten.

Wie kommst Du auf den Chip? Scheinbar liegt in Deiner Variante immer H 
(5 Volt) an Z des 74HC4051. Wenn Du nur je einen Ausgang auf H schalten 
möchtest ist ein Decoder/Demultiplexer daher die bessere Wahl.

74HC238
https://assets.nexperia.com/documents/data-sheet/74HC_HCT238.pdf

74HC4028
https://www.mouser.de/datasheet/2/389/stmicroelectronics_cd00000315-1204307.pdf

74HC4514, der hat aber 16 Ausgänge, ich wollte ihn trotzdem erwähnen
https://assets.nexperia.com/documents/data-sheet/74HC_HCT4514.pdf

Was hängt denn aus den Ausgängen?

von Jocobes S. (jocobes)


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Ich komm auf denn Chip weil ich, aus einem mir nicht emrh ganz bekannten 
Grund, davon noch ein paar in einer Kiste bei mir gefunden habe. ;)

Aber wenn ich einen Docder verwende ändert das ja nichts daran, dass ich 
auf die unbenutzen "Ausgänge" trotzdem auch die 5v schalte. Mir ist 
schon klar, dass ich kein Problem haben sollte wenn ich die pins einfach 
floaten lasse, ich habe mir nur eben überlegt, rein theoretisch, ob es 
einen unterschied macht ob ich die Ausgänge gegen VCC leg, weil ich 
vielleicht irgendwelche parasitären Kapazitäten bei den nicht 
verbundenen Pins habe und die dann jedesmal ein bisserl einen Strom 
ziehen? WIe gesagt rein theoretisches Interesse hier :)

von Jens M. (schuchkleisser)


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Bei dem 4051 handelt es sich um analoge Schalter, da ist es z.B. bei 
Audosignalen sinnvoll, die Ausgänge ein wenig "zu biasen", sonst ploppts 
oder man hört Übersprechen.
Am Digitalsignal muss man das nicht, da die Ausgänge "offen" oder "Z" 
sind und nur geringe parasitäre Kapazitäten vorliegen.
Wenn Z festliegt, kannst du natürlich die Ausgänge auch auf das gleiche 
Signal legen, nutzt nix, schadet nix.

Der digitale Multiplexer hat reine TTL-ausgänge, d.h. da ist immer H 
oder L, nur eben das H vom Eingang/Selektor kommt, wohingegen L vom 
Eingang kommt oder "nicht selektiert" bedeuten kann.
Da musst du nicht nur die Ausgänge nicht abschließen, da solltest du es 
nichtmal.

Was für Signale schaltest du?

von Jocobes S. (jocobes)


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Ausgänge "biasen" heißt dann vorspannen auf ein Potential, oder wie kann 
ich mir das Vorstellen?
Ah I see, also wäre es wirklich sinnvoller einen digitalen Muxer zu 
verwenden vermutlich. Is notiert für die Zukunft.
Ich schalte damit Bipolartransistoren die mir jeweils die Kathode eins 
7-Segment displays nach Masse scahlten.

von Bauform B. (bauformb)


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Jocobes S. schrieb:
> Aber wenn ich einen Docder verwende ändert das ja nichts daran, dass ich
> auf die unbenutzen "Ausgänge" trotzdem auch die 5v schalte.

Das sind aber Digitalausgänge, die schalten niederohmig auf GND oder 5 
Volt, da floatet nichts.

> Mir ist schon klar, dass ich kein Problem haben sollte wenn ich
> die pins einfach floaten lasse, ich habe mir nur eben überlegt,
> rein theoretisch, ob es einen unterschied macht...

Nicht nur theoretisch. Die Pin-Kapazität gibt es ja wirklich und die 
muss beim ersten Einschalten auf 5 Volt aufgeladen werden. Dabei bleibt 
es dann aber, sie wird ja nur von Leckströmen entladen. Also das sollte 
nun wirklich nicht stören.

Dann gibt es Kapazitäten zwischen den Digitalsignalen, die den Schalter 
steuern, und dem Analogpfad. Darüber wird bei jedem Schaltvorgang ein 
wenig Ladung eingekoppelt (charge injection). Wenn die Y-Pins offen 
sind, fließt die über Z nach 5 Volt und erzeugt einen Spike. Wenn beide 
angeschlossen sind, verteilt sich die Ladung, die Hälfte fließt nach 5 
Volt und die andere Hälfte, nun ja, nach 5 Volt. Außerdem reden wir von 
einem Effekt, der vielleicht bei empfindlichen Analogschaltungen stören 
würde.

Aber jetzt kommt's. In offene Pins wird gerne etwas eingekoppelt. Der 
Strom fließt über die Eingangsschutzdioden nach 5 Volt und erzeugt dort 
eine kleine Störung. Wenn die Pins angeschlossen sind, wird direkt in 
die 5 Volt eingekoppelt. Böse Menschen könnten das als Vorteil für 
offene Pins werten. Allerdings fließt ein Teil des Stroms "quer" durch 
die Schutzdioden und kommt bei den benachbarten Y-Pins wieder raus 
(injection current effect). Das könnte im Extremfall deine Verbraucher 
an diesen Pins stören. Deswegen gibt es die 74HC4851, bei denen der 
Effekt deutlich kleiner ist.

Jetzt bin ich aber froh, dass ich doch noch etwas gefunden habe ;)

von Dietrich L. (dietrichl)


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Jocobes S. schrieb:
> Ich schalte damit Bipolartransistoren die mir jeweils die Kathode eins
> 7-Segment displays nach Masse scahlten.

Das hat jetzt zwar nichts mit den unbenutzten "Ausgängen" zu tun, aber 
wie sieht die Schaltung zu den Transistoren aus?
Denn dein "Dekoder" ist ja ein Analog-Multiplexer, und die 
abgeschalteten "Ausgänge" sind hochohmig. Dadurch könnten die 
Transistoren durch Restströme und Eingekopplungen leicht angesteuert 
werden. Daher wäre hier ein Ziehwiderstand nach GND ganz sinnvoll. Ob 
nun unbedingt nötig ist eine andere Frage...

von Jocobes S. (jocobes)


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Bauform B. schrieb:
> Jetzt bin ich aber froh, dass ich doch noch etwas gefunden habe ;)
Ui sher cool, danke für die detailierte Antwort! Ich werd mal riskieren 
und schauen ob ich es mit dem 4051er hin bekomm.

Dietrich L. schrieb:
> wie sieht die Schaltung zu den Transistoren aus?

Das habe ihc mir noch nicht überlegt, meine Bipos sind noch nicht 
angekommen. Das mit dem Pulldown ist eigentlich eine gute Idee. Ich denk 
ich werds mal aufbauen wenn sie die sind und mir anschauen ob sie 
Probleme machen.

Danke euch allen für die informativen und konstruktiven Antworten, habt 
mir sehr geholfen!

von Jens M. (schuchkleisser)


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Jocobes S. schrieb:
> Ich schalte damit Bipolartransistoren die mir jeweils die Kathode eins
> 7-Segment displays nach Masse scahlten.

Da bist du mit einem Decoder deutlich besser und sinnvoller aufgestellt.
Wenn du den OE nicht nutzt, sind alle Ausgänge fix auf Potential und du 
brauchst keinen Pulldown an der Basis.

Jocobes S. schrieb:
> Ausgänge "biasen" heißt dann vorspannen auf ein Potential, oder wie kann
> ich mir das Vorstellen?

Yep.
Im Audiofall z.B. auf das 0V-Potential des Audiosignals. Digital wär's 
wahrscheinlich GND.

von Jörg R. (solar77)


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Jocobes S. schrieb:
> Ich komm auf denn Chip weil ich, aus einem mir nicht emrh ganz bekannten
> Grund, davon noch ein paar in einer Kiste bei mir gefunden habe. ;)

Na ja, man sollte passende ICs für die Anwendung auswählen.

Jocobes S. schrieb:
> Aber wenn ich einen Docder verwende ändert das ja nichts daran, dass ich
> auf die unbenutzen "Ausgänge" trotzdem auch die 5v schalte. Mir ist
> schon klar, dass ich kein Problem haben sollte wenn ich die pins einfach
> floaten lasse, ich habe mir nur eben überlegt, rein theoretisch, ob es
> einen unterschied macht ob ich die Ausgänge gegen VCC leg, weil ich
> vielleicht irgendwelche parasitären Kapazitäten bei den nicht
> verbundenen Pins habe und die dann jedesmal ein bisserl einen Strom
> ziehen? WIe gesagt rein theoretisches Interesse hier :)

Die Ausgänge eines digitalen wie dem 74HC238 ICs floaten nicht. Entweder 
haben die H oder L, Jens M. schrieb dass ja schon. Unbenutzt bleiben die 
einfach offen.

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