Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tonbandgerät-Selbstbau-Projekt wieder aktivieren?


von Peter B. (olduri)


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Hier in diesem Thread war ja schon mal kurz mein historischer 
Tonbandgerät-Selbstbau zu sehen.

Beitrag "Re: Tonbandgerät Marke eigenbau"

Hatte dort auch erwähnt, dass ich  ein weiteren Tonbandprojekt begonnen 
hatte.

Hiervon mal ein paar Bilder, die wohl das meiste selbst erklären.

A) Ordentlich Staub angesetzt in den letzten 30, 35 Jahen ..

B) Wir sehen u. a. das teuerste Teil: den Tonmotior, umschaltbar für 19 
und 9,5. Den hate ich damals direkt bei Papst / Villingen gekauft.

C) Zerlegt und geputzt. Die Wickelmotoren wurden mal irgendwo preisweirt 
verramscht. Sind auch päpstlich, und wurden u.a. bei Braun TGxxxx 
eingesetzt. Tolle Motörchen. Dauerbetrieb für 125 V angegeben, da würden 
sie wohl auch 26er Spulen stramm aufwickeln. Bei 30% ED dürfen sie mit 
220 V laufen. Bei mir bekommen sie im Normallauf bis ca. 60 .. 70 V, das 
reicht schon für stramme 18er Spulen, und zum Umspulen max. 160 V.

Wer so ein übliches damaliges PhilipsSabaTelefunkenGrundigUher 
1-Motörchen-Bandmaschinchen mit Riemen und Reibrädern und einfachen 
Umlenkbolzen hatte, kennt das Elend mit dem Umspulen. Sowas gibt es hier 
nicht!

D) Die Bandführung ist hier wesentlich gescheiter als bei meinem anfags 
gezeigten 1. Selbstbau. Inzwischen hatte ich mir auch ein Proxxon 
Drehmaschninchen zugelegt. Die dicken Umlenkrollen wurde damit 
hersgestellt. Die Sinterlager wurden von Schlachtgeräten gewonnen. 
Außerdem wüsste ich ohne Drehbank keine Möglichkeit, hinreichend geanau 
senkrecht stehende Bolzen und Achsbefestigungen zu erzeugen.

D) Hier sehen wir den Bandfühlhebel. Eine IR-Lichtschranke sollte 
mittels schräg aufgebrachter Abschattung die Position des Hebels melden 
und damit den Bandzug regeln. Das funktionierte auch, aber leider nur im 
Dunklen. Das rote Plexi-Scheibchen  ist zwar für die IR-Lichtschranke 
schön durchlässig, scheint aber auch  Fremdlicht magisch aufzusaugen. 
Schaltet man eine Gühlampe an oder zieht den Vorhang auf, so passiert 
irgendwas schlimmes wie Blockieren, weil die Abweckelspule auf einmal 
zuviel Saft bekommt, bis hin zum Bandsalat, weil das Band unter der 
Andruckrolle weggezogen wird.  Das war der Punkt, wo ich das Projekt vor 
xx Jahren weggestellt hatte...

Jetzt habe ich es wieder vorgeholt. und will eventuell mit Hilfe von ein 
oder zwei Arduinos  eine ordentliche Laufwerkssteuerung und Bedienung 
bauen und dann alles mit dem (bereits vorhandenen) Wiedergabeverstärker 
in Betrieb nehemn. (Anmerkung: Ich habe die alte Bastelei aber bereits 
vor dem Erscheinen des oben genannten Tonband-Bastel-Threads 
hervorgeholt.)

Heute habe ich erst noch mal die Verstärker für die Wickelmotoren laufen 
lassen.

E) Regelspannung, Motorspannung, Kühlkörpertemperatur, alles überwacht. 
Die Gesamt-Stromversorgung läuft über 2 Trafos down / up zwecks 
Netztrennung.

Falls ich aber Lust bekommen, das Projekt fortzuführen, werde ich hier 
noch detaillierter darüber zu berichten. Bin gerade dabei, mir zu 
überlegen, ob ich da die Elektronik neu aufbaue und konstruiere. Muss 
erst noch ausgiebig testen , was nach der Lagerzeit sicherlich kein 
Fehler ist.

Edit: irgendwie stimmt die Reihenfolge der Fotos nicht - hatte gedacht, 
ich könne das aöuf einen Schlag markieren und hochladen, das scheint 
aber nicht zu gehen. Aber ihr werdet das schon zuordnen können ...

von MaWin (Gast)


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Wenn's später vorgezeigt werden soll, würde ich mir, nach Festlegung der 
Kknstruktion, also was wo hin soll, erstmal eine dickere (sagen wir 5mm) 
Aluplatte im 19" Format besorgen und in das die Löcher für 
Wickelmotoren, Capstan, Dämpfer, VU-Meter, Tasten, Pegelregler 
reinfräsen lassen (und dunkel eloxieren lassen weil bei mir alle Geräte 
schwarz sind).
Dann die Mechanik dranbauen in 4mm tiefe Gewindesacklöcher Motoren von 
hinten, Köpfe von vorne, und eine moderne Elektronik, d.h. 
quartzstabilisierter Capstanmotor, strom und spannung servogesteuerte 
Wickelmotoren, OpAmps für Tonköpfe mit richtigem Abschluss nutzen.
Der starke Bogen der Tonköpfe und die vielen und grossen (masseträge und 
unrunden und rumpelig gelagerten) Rollen kommen mir allerdings wie eine 
Einladung zu schlechter Qualität vor. Man kommt jedoch derzeit an gute 
Kugellager aus ausgedienten Festplatten Armlagern ran, spielfrei.

von B43 (Gast)


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Sehr interessantes Projekt. Bei den inneren Werten würde ich auch 
möglichst auf modernere Komponenten setzen.

von Peter B. (olduri)



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Hallo, es geht weiter!

Erst mal Dank für Eure Antworten, ich sehe sie als Ermutigung.

@MaWin
"reinfräsen lassen" ... "quartzstabilisierter Capstanmotor"
Nö, will das Ding nicht neu aufbauen, sondern fertigstellen. Und der 
Papst-Tonmotor läuft wunderbar Netzsynchron, da braucht man keinen 
Quarz. (die mögliche Gleichlauf-Steigerung ist angesichts eines 
unvermeidbaren Band-Schlupfes, Dehnungen usw. ein Witz, und hörbar ist 
sie schon gar nicht. Verbesserung wäre dann eher mit einer Pilotspur 
möglich.

Rumpelig sind die Umlenkrollen auch nicht. Und: hast Du schon mal 
Festplatten geschlachtet? Hast Du dabei für diesen Zweck verwendbare 
Lager gesehen? Ich nicht. Üblicherweise werden die Lager als von 
Umlenkrollen usw. auch als Gleitlager ausgeführt.

Die Umlenkung zwischen den Köpfen (besonders die zwischen Sprech - und 
Hörkopf wäre kritisch!) sollte allerdings auch nicht mit rumpeligen 
Kugellagern ausgeführt werden, da hast du absolut recht. Ich habe sie 
aber erst mal fixiert, sie drehen sich also nicht.

@B43
"möglichst auf modernere Komponenten setzen" Ja, und genau das ist heute 
mein Thema.

Habe erst mal die Endstufe für die Wickelmotor-Regelung unter die Lupe 
genommen.

Meine hochkomplexe Schaltung ist von '91, wie ich damals notiert habe, 
und auch da war der BU413 schon gut abgehangen. Habe heute diesen 
Transistor in Siemens-Schaltbeispielen von '77 ergoogelt, Datenblatt 
findet man gar nicht mehr, war für den Zeilentrafo in einem SW-Monitor, 
mit einer sog. „Spardiode” integriert. Lang ists her, dann haben sie ihn 
verramscht. Jedenfalls habe ich beide Stufen heute getestet und mal die 
Ergebnisse hier aufgetragen. Anscheinend habe ich die BUs damals schön 
nach Verst.-Faktor ausgesucht:


Sieht doch gar nicht so schlecht aus. Eine Treiberstufe davor, die 30mA 
liefern kann,  von einem Arduino befeuert, das scheint mir hobbymäßig 
gut machbar zu sein. Den ursprünglichen Treiber für den BU, der ja eine 
Regelung über die Lichtschranke vom Bandfühlhebel bewirken sollte, ist 
in dieser Weise nicht brauchbar. Ich denke, dass ich jetzt keine 
Regelung, sondern eine reine Steuerung baue, die über die Drehzahl der 
Wickelmotoren arbeitet.

Frage an Euch: Den BU gegen was moderneres tauschen? Wenn ja was?

Problem  ist die Temperaturabhängigkeit.

Bei 10mA Basisstrom ändert sich die Spannung von über der Schaltung von 
24V auf 42V innerhalb von ca 15 Minuten, wobei die Temp. am Kühlkörper 
von 24 auf 42 Grad steigt.

Vermutlich muss das eine Gegenkopplung (OpAmp) ausgleichen, vielleicht 
kann dann auch der 5,6R im Emitter entfallen und die Aussteuerbarkeit 
etwas höher werden. Aber erst mal muss ich wissen, ob ich das so 
beibahalte. Oder das ganze Konzept ändern? Andere Gleichrichter?

Die sog. Analogausgänge des Arduinos liefern ja eine PWM. Könnte man ja 
auf die Idee kommen, die direkt auf die Motoren zu geben. Ich denke 
aber, dass die dann anfangen, selber satt Musik zu machen und auf 470 Hz 
zu pfeifen – außerdem weiß man ja nicht, ob das schnellere 
Wechsel-Magnetfeld dann brav in den Motoren bleibt und nicht in die 
Köpfe einstrahlt.
Vielleicht mache ich da heute abend, nur spaßenshalber, mal einen Test 
und schau mir mal die Kurvenform des Signals am Motor an.

Schönen Abend noch!

Peter B.

Edit: sehe gerade, dass eine Grafik nicht angezeigt wird, habe sie noch 
mal als .png hochgeladen - sorry!

von MaWin (Gast)


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Peter B. schrieb:
> Und der Papst-Tonmotor läuft wunderbar Netzsynchron

Eben. Für so eine miese Qualität macht man doch den Aufwand nicht. Daher 
heute quartzstabil. Das war denen damals zu teuer, nur für Luxusgeräte 
verfügbar.

Peter B. schrieb:
> Problem  ist die Temperaturabhängigkeit.
>  Bei 10mA Basisstrom ändert sich die Spannung von über der Schaltung von
> 24V auf 42V innerhalb von ca 15 Minuten,

Völlig falsch verstanden. Die Schaltung ist eine Stromregelung. Also 5V 
Basisspannung ergibt 73mA Motorstrom, und zwar ziemlich konstant. Aber 
sie ist aus der Steinzeit, überlagert durch 100Hz und kann nicht die 
Drehrichtung ändern. Ich würde sie heute als Vollbrücke aus gesiebter 
Gleichspannung realisieren, damit die 100Hz nicht den Regelalgorithmus 
des uC versauen.
Und man will nicht nur den Strom nach Vorgabe regeln, sondern vor allem 
Spannung am Motor, auch wenn er gezogen wird, also Gegen-EMK, und Strom 
messen, damit man weiss, was die Spulen z.B. beim umspulen machen, 
Wickelverhältnisse bestimmbar sind. Obwohl das vielleicht einfacher 
durch einen Hallsensor an der Achse geht.

von Ralph B. (rberres)


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MaWin schrieb:
> sie ist aus der Steinzeit, überlagert durch 100Hz und kann nicht die
> Drehrichtung ändern.

wozu sollte man bei den Wickelmotoren die Drehrichtung ändern wollen?
Das macht die Revox A77 nicht, die A700 nicht, die B77 und die PR99 auch 
nicht. Auch die Telefunken M15 macht das nicht.

Die abwickelnde Spule gibt man eine kleine Spannung, gerne mit einen 
Bandsensor geregelt drau, um das Band stramm zu halten.
In Stellung Aufnahme -Wiedergabe gibt man auf beiden Wickelmotoren eine 
schwache Spannung vor um das Band stramm zu halten. Im Idealfall regelt 
man beide Motoren so das die beiden Zugmomente des Bandes sich an der 
Capstanwelle aufheben, so das die Capstanwelle nur noch die 
Geschwindigkeit vorgibt, ohne großartig Kraft zum Transport aufbringen 
zu müssen.
Ob man den Capstanmotor jetzt an einen Quartz anbindet oder wie bei der 
A77 mit einen Diskriminator bei 800HZ , welches durch Rillen am 
Ausenläufer und einer induktiven Abtastspule gewonnen wird, realisiert, 
ist eigentlich egal.

Ralph Berres

von MaWin (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> wozu sollte man bei den Wickelmotoren die Drehrichtung ändern wollen?

Um das Band umspulen zu können. Zudem übernehmen die Wickelmotoren den 
Bandzug. Da die Spulen eher masseträge sind, kann es sinnvoll sein, bei 
rapiden Drehzahländerungen (stop, start) aktiv zu bremsen bzw. die 
geschleppte Spule zu beschleunigen, um die Zugbelastung aufs Band gering 
zu halten bzw. ein Schlabbern zu verhindern.

> Das macht die Revox A77 nicht, die A700 nicht, die B77 und die PR99 auch
> nicht. Auch die Telefunken M15 macht das nicht.

Der technische Stand von vor 50 Jahren und seit dem nichts dazu gelernt 
?

von Rainer D. (rainer4x4)


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MaWin schrieb:
>> Das macht die Revox A77 nicht, die A700 nicht, die B77 und die PR99 auch
>> nicht. Auch die Telefunken M15 macht das nicht.
>
> Der technische Stand von vor 50 Jahren und seit dem nichts dazu gelernt
> ?

Bei welchen Viertel- oder Halbspurgeräten wurde das denn gemacht?

von Ralph B. (rberres)


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MaWin schrieb:
> Um das Band umspulen zu können. Zudem übernehmen die Wickelmotoren den
> Bandzug.

Dazu bedarf es keine Drehrichtungsänderung und hat man vor 50 Jahren 
schon so gemacht.

MaWin schrieb:
> Da die Spulen eher masseträge sind, kann es sinnvoll sein, bei
> rapiden Drehzahländerungen (stop, start) aktiv zu bremsen bzw. die
> geschleppte Spule zu beschleunigen, um die Zugbelastung aufs Band gering
> zu halten bzw. ein Schlabbern zu verhindern.

Das möchte ich sehen , wie du das regelungstechnisch in den Griff 
bekommst, ohne das Band zu zerreisen oder Schlaufen zu bilden.

Es gab auch schon damals Bandzugsensoren zumindest auf der linken Seite.

Die wirklichen Studiogeräte hatten das mitunter auf beiden Seiten. 
Insbesonders die 2" Maschinen.

Im übrigen war es in der Studiotechnik durchaus üblich freitragende 
Bandwickel zu verwenden. Die mussten sogar relativ stramm gewickelt 
sein, damit man beim abnehmen von der Bandmaschine nicht plötzlich 1km 
Spagetti auf dem Boden liegen hat.

MaWin schrieb:
> Der technische Stand von vor 50 Jahren und seit dem nichts dazu gelernt
> ?

was hat sich gegenüber von vor 50 Jahren heute geändert?
Den Mikroprozessor für die Bandsteuerung gab es vor 30 Jahren auch 
schon.

Heute gibt es kaum noch Bandmaschienen zu kaufen, da die digitale 
Speicherung direkt in den PC Einzug gehalten hat. Im Studiobereich sogar 
ohne MP3 und ähnliches.
Ralph Berres

von B43 (Gast)


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MaWin schrieb:
> ..damit man weiss, was die Spulen z.B. beim umspulen machen,
> Wickelverhältnisse bestimmbar sind. Obwohl das vielleicht einfacher
> durch einen Hallsensor an der Achse geht.

Wäre auch mein Ansatz. Von "ams" gibts beispielsweise recht brauchbare 
Sensoren.

von Günni (Gast)


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MaWin schrieb:
> Eben. Für so eine miese Qualität macht man doch den Aufwand nicht. Daher
> heute quartzstabil. Das war denen damals zu teuer, nur für Luxusgeräte
> verfügbar.

MaWin schrieb:
> Der technische Stand von vor 50 Jahren und seit dem nichts dazu gelernt
> ?

Es gibt offensichtlich Leute, die immer meinen, dass alles was "modern" 
ist, viel besser sein muss und die Leute vor 50 Jahren alle doof waren. 
Leider ist oft das Gegenteil zu beobachten. Ein krasses Beispiel war - 
leider - die V2, die von Peenemünde aus abgeschossen London traf - trotz 
Seitenwinden und begrenzt genauen Steuerungsmöglichkeiten mit Klappen im 
Strahlstrom. Der "Rechner" war mit Röhren aufgebaut (Halbleiter gab es 
damals noch nicht)und "Beschleunigungssensoren" waren kleine 
federgefesselte (Boykow-) Wägelchen, deren Position mit einer 
Widerstandsbahn ermittelt wurden. Obwohl heute Sensore und Auswertung in 
vieler Hinsicht einfacher geworden ist, würde man das Ziel heute ohne 
GPS (gab es damals auch noch nicht) zum Glück kaum treffen. Vor der 
technischen Leistung früherer Generationen solle man Respekt haben. 
Hochmut - nur weil man deren Leistung nicht kennt und demnach auch gar 
nicht beurteilen kann - ist nicht angesagt. Wer also außer "heute macht 
man das anders und das Alte ist sowie so alles Schrott" nichts zu bieten 
hat, sollte die Klappe halten und die ernsthaften Bemühungen, eine 
Lösung zu finden, nicht stören.

von B43 (Gast)


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Für den Betrieb der Wickelmotore könnte man eventuell eine Art 
Netzteilschaltung mit "fliegendem Regler" für höhere Spannungen in 
Erwägung ziehen. Eine externe Steuerspannung wäre dann auch 
unkompliziert anzubinden.
Der Gleichrichter ist dann auch nur einmal vorhanden.

von B43 (Gast)


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Ich glaub, das war geschriebener Mist, das sind ja Wechselstrommotore.

von Günni (Gast)


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Die Anordnung der Tonköpfe kann man etwas einfacher machen. Bei meinem 
AKAI Tonband wurde das Band bei Aufnahme und Wiedergabe nur durch den 
Bandzug an die Tonköpfe gezogen. Während des schnellen Vor- und 
Rücklaufs hoben Stifte das Band von den Köpfen ab, um deren Abrieb zu 
verringern. Das spart Andruckfilze oder Führungsrollen wie sie im Bild C 
zu sehen sind.
Drei Motoren sorgen bei dem Tonband für den Bandtransport und den 
Bandzug. Beim Abspielen würde sich der Abwickelteller ohne Band 
rückwärts drehen, wobei das Drehmoment gering ist und durch 
Bandzugfühler zusätzlich gesteuert wird. Nur beim schnellen Rückspulen 
läuft der Motor mit Kraft.
Der Capstanmotor läuft netzsynchron. Deshalb gibt es eine Umschaltung 
(Welle mit Stufung und Reibrad) für Netze mit 50 oder 60 Hz. Die 
Genauigkeit der Netzfrequenz reicht für die Einhaltung der 
Bandgeschwindigkeit vollkommen aus. Kurze Schwankungen werden durch ein 
Schwungrad ausgeglichen. Die Maschine erreicht nicht ganz die Klasse der 
Revox-Maschinen, war aber dennoch in der Oberklasse einzuordnen.

Wer Details von Aufbau und Schaltungstechnik solcher Geräte analysiert, 
kann viel darüber lernen, wie man Herausforderungen pfiffig, 
mengentauglich und langzeitstabil lösen kann.

von Ralph B. (rberres)


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B43 schrieb:
> Ich glaub, das war geschriebener Mist, das sind ja Wechselstrommotore.

In der Konsumtechnik gab es auch Gleichstrommotoren als Wickelmotoren. 
Allerdings mit einen Riemen als Übersetzung.
Phillips hatte es so gelöst.

Allerdings war das wirklich Konsumtechnik

Ralph Berres

von Günni (Gast)


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Bei Wechselstrommotoren wurde vor den Motor ein "Vorwiderstand" ähnlich 
wie in der Schaltung BU_413-Treiber_Wickelmot dargestellt zur Regelung 
des Drehmoments verwendet. Da die Motoren meist an Netzspannung lagen, 
war vor dem Leistungstransistor noch eine kleine Ansteuerschaltung 
enthalten, die von der übrigen Tonbandschaltung galvanisch getrennt war. 
Die Übertragung des Steuersignals erfolgte mit Wechselspannung 
veränderlicher Amplitude über einen kleinen Trafo oder kapazitiv. Heute 
würde man dafür vermutlich einen analogen Optokoppler nehmen.

von Percy N. (vox_bovi)


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MaWin schrieb:
>> Das macht die Revox A77 nicht, die A700 nicht, die B77 und die PR99 auch
>> nicht. Auch die Telefunken M15 macht das nicht.
>
> Der technische Stand von vor 50 Jahren und seit dem nichts dazu gelernt
> ?

B 77:   1977
PR99:  1980

Du scheinst sehr schnell zu altern ...

von Modern von früher (Gast)


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Die Netzfrequenz ist heute definitv schlechter als früher; all den 
nichtlinearen Lasten und dem Spotmarkt von Solar- & Windstrom sei dank. 
Den Rest wird der Netzfrequenz noch gegeben wenn kaputtprivatisierte 
EVUs unzuverlässig werden.

Arduinos braucht es dann mindestens drei in diesem ansprechenden 
Projekt: einen zur korrekten Steuerung, einen um die Bugs einzubringen 
und der letzte um die Bugs zu kompensieren.

Für agiles Bandhandling einfach bei den Tapes aus der Grossrechnerzeit 
abgucken: mit Vakuumsäulen.

;-)

Viel Spass, Freude & Erfolg bei diesem Vorhaben: Hut-ab meinerseits!

von MaWin (Gast)


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Günni schrieb:
> Es gibt offensichtlich Leute, die immer meinen, dass alles was "modern"
> ist, viel besser sein muss und die Leute vor 50 Jahren alle doof waren

Ja.

Weil sie lernen mussten, wie die alten Gerate kaputt gingen.
Bei Tonbandgeräten waren das vor allem die Gummiriemen und Bremsfilze.

Also weiss man heute, das nur direkt angetriebene Geräte mit 3 Motoren 
langlebig sind, und bei denen die Motoren das bremsen übernehmen müssen.

Und dazu baut man eben eine Vektorsteuerung in die Motoransteuerung, ein 
elektronischer Aufwand, den die alten Leute sich mit jeder Menge 
Mechanik sparen wollten.

Mein direkt angetriebenes Cassettendeck funktioniert bis heute, 40 
Jahre. Mein Tonband: hat nichtmal damals ordentlich funktioniert.

von Ralph B. (rberres)


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MaWin schrieb:
> Weil sie lernen mussten, wie die alten Gerate kaputt gingen.
> Bei Tonbandgeräten waren das vor allem die Gummiriemen und Bremsfilze.

hast du dir mal die Revox A77 angeschaut? offensichtlich nicht.

Sie hat drei Motoren. Ohne Gummiriemen oder ähnliches.

MaWin schrieb:
> Also weiss man heute, das nur direkt angetriebene Geräte mit 3 Motoren
> langlebig sind, und bei denen die Motoren das bremsen übernehmen müssen.

Das wusste Studer sogar schon vor 70 Jahren Siehe G36 Nur das Bremsen 
haben Bremsbänder übernommen, übrigens bis zur letzten Bandmaschiene 
welches gebaut wurde.

Ja Bremsen welche im Stoppbetrieb abbremsem hat Sie in der Tat.
Sie bestehen auf jeder Seite aus einen Metallband mit Filz belegt, 
welche direkt am Wickelteller angreifen.

Der einzige Gummiriemen den es gibt , ist für das Zählwerk.

So und jetzt das seltsame.

Die beiden Geräte hatte ich 1970 gekauft. Sie laufen heute immer noch 
störungsfrei, ohne das ich je eine Reparatur dran hatte. Das sind also 
50 Jahre.

Es waren die Version Halbspur mit 19-38cm/ sek. Übrigens mit 
Wickelteller für freitragenden Wickel, AEG-Wickelkerne und 
Festpegeleingänge-Ausgänge.

Welches Gerät schafft das heute noch?


Ralph Berres

von сорок две (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> MaWin schrieb:
>> Weil sie lernen mussten, wie die alten Gerate kaputt gingen.
>> Bei Tonbandgeräten waren das vor allem die Gummiriemen und Bremsfilze.
>
> hast du dir mal die Revox A77 angeschaut? offensichtlich nicht.
>
> Sie hat drei Motoren. Ohne Gummiriemen oder ähnliches.
>
> Ja Bremsen welche im Stoppbetrieb abbremsem hat Sie in der Tat.
> Sie bestehen auf jeder Seite aus einen Metallband mit Filz belegt,
> welche direkt am Wickelteller angreifen.
>
> Der einzige Gummiriemen den es gibt , ist für das Zählwerk.
>
> So und jetzt das seltsame.
>
[..]
> Welches Gerät schafft das heute noch?


..Mein BG19. ok ich habs repariert, die Reparatur beschränkte sich 
allerdings auf Ersatz der Netzteilelkos, ein paar  Tropfen Öl und Ersatz 
der geraubten EF12K. Das Ding hat einen Riemen, allerdings nicht aus 
Gummi, es hat keinen Löschkopf und nur eine Bandgeschwindigkeit, 
trotzdem erfüllt es die Kriterien.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Körting stellte in den Siebzigern Logik-gesteuerte Drei-motorige 
Sprachlabor Bandmaschinen her. Die waren komplett Digital und mit 
elektrischen Drucktasten gesteuert. Die Wickelmotoren wurden mit SCRs 
Bandzug-geregelt. Soweit ich mich erinnern kann funktionierten die recht 
ordentlich. War halt ein extremer Aufwand; sahen aber auch sehr gut aus.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Ralph B. schrieb:
> MaWin schrieb:
>> Weil sie lernen mussten, wie die alten Gerate kaputt gingen.
>> Bei Tonbandgeräten waren das vor allem die Gummiriemen und Bremsfilze.
>
> hast du dir mal die Revox A77 angeschaut? offensichtlich nicht.
MaWin hat sich offensichtlich mit Tonbandmaschinen nie befasst. Sie 
brauchen immer zumindest eine Stillstandsbremse die auch dann 
funktioniert wenn die Maschine abgeschaltet ist. Sowas liesse sich 
elektronisch kaum realisieren.
Meine Frage oben konnte er anscheinend auch schon nicht beantworten.

Zwei 19/38cm A77 Halbspurgeräte hatte ich übrigens auch. Die konnte ich 
Anfangs des aktuellen Jahrhunderts noch sehr gut verkaufen. Kleinere 
Geräte von Akai, Sony und Uher hatte ich schon früher abgestoßen. Vinyl 
nutze ich noch intensiv.

von Günni (Gast)


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Wenn es sich bei den Wickelmotoren um Gleichstrommotoren handelt, kann 
man auf eine Stillstandsbremse verzichten, da die meisten dieser Motoren 
ein "Losbrechmoment" haben (der Anker wird von den Statormagneten 
angezogen und gehalten). Das kann man fühlen, wenn man einen 
Gleichstrommotor vorsichtig dreht. Dann "ruckelt" er. Auf die 
Stillstandsbremse zu verzichten spart Kosten und was nicht da ist, kann 
auch nicht ausfallen. Aber das Haltemoment ist recht schwach. Deshalb 
ist es besser, eine Bremse vorzusehen. Da muss der Konstrukteur 
entscheiden, wie hochwertig und zuverlässig sein Produkt werden soll.

von B43 (Gast)


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Rainer D. schrieb:
> Sie
> brauchen immer zumindest eine Stillstandsbremse die auch dann
> funktioniert wenn die Maschine abgeschaltet ist. Sowas liesse sich
> elektronisch kaum realisieren.

Das wäre mit einem federbelasteten Elektromagneten möglich. In 
stromlosem Zustand bremst die Federkraft.

von Peter B. (olduri)


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Hallo,

Ihr wart ja mit den Beiträgen sehr fleißig - prima!
Inhaltlich ist eigentlich fast alles gesagt, was ich auch hätte sagen 
können.

Weitergebaut habe ich inzwischen nicht, aber die alte Schaltung einem 
Dauertest unterzogen. Bestanden. Außerdem mal die Wechselspannung am 
Motor im Oszi angeschaut. Gruselig, aber das scheint nicht zu schaden.

Außerdem bin ich im Netz fündig geworden mit den Serviceunterlagen für 
Braun TG10XX. Hier habe ich einmal die Regelung für die Wickemotoren 
rausgezeichnet. Sieht noch einfacher aus als meine, und keinerlei 
Kompensation für Temperaturgang oder irgendwas, das muss alles die 
Regelschleife über den mechanischen Fühlhebel erledigen.

Ein Problem für den Selbstbauer ist, Regelschwingungen zu vermeiden, da 
habe ich schon an anderen Projekten viel Zeit mit vertrödelt. Deshalb 
will ich das hier als ein reines Stellglied machen, und zwar im 
Abhängigkeit von der Drehzahl der Wickelmotoren. Ich denke, dass dazu 
ein Arduino Nano voll ausreicht.

Noch was zur Bandführung: Ob man die nun - sozusagen - konkav oder 
konvex macht, dürfte herzlich egal sein. Optisch gefällt mir allerdings 
meine Lösung besser, und zum Einfädeln des Bandes ist es auch leichter, 
dieses einfach glatt zu ziehen und einlegen.

Was das Bremsen betrifft, so soll das auch mit dem jeweiligen 
Abwickelmotor erledigt werden, ehe mechanische Stillstandsbremsen 
fallen.

MfG
Peter B.

Ach, noch ein Nachtrag: Man kann diese Motoren auch sehr wirkungsvoll 
mit Gleichstrom bremsen - dann könnte man sich die Stillstandsbremsen 
eventl. sparen. Aber es muss dann schnell per Relais umgeschaltet 
werden, induktive Spannungsspitzen müssen unschädlich gemacht werden und 
wenn während des Schnelllaufs ausgeschaltet wird, dann ist ein böser 
Bandsalat garantiert!

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