Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fledermausdetektor. Verstärker


von Der Daniel (Gast)


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Hallo allerseits!

ich habe hier einen Fledermaus Detektor von Franzis. 
https://www.elektronik-labor.de/Lernpakete/Fledermaus4.html Nachdem ich 
damit etwas gespielt habe, möchte ich das alles genauer verstehen, denn 
eigentlich sollte er als Basis dienen um etwas zu lernen.

Es geht erst mal um den Eingang. Könnt ihr mir genauer erklären, wie das 
funktioniert? Ich versuche mein Verstandenes zu schreiben und wenn ich 
voll daneben liege, bitte ich um Berichtigung.

Erste Frage ist wie genau jetzt der Arbeitspunkt von dem Transistor 
eingestellt wird: Versorgt wird das über einen 5V Regler, d.h. über die 
470k fließen so ungefähr 10 uA in die Basis. Je nach beta des 
Transistors (so 300 gesagt) ergibt das 0.3 mA Kollektorstrom. Ergo am 
Kollektor 3V. Also so grob in der Mitte der Versorgung... Leitet der 
Transistor mehr, fällt Uc und damit fließt weniger in die Basis was den 
Arbeitspunkt stabilisiert.

Wie berechnet sich denn jetzt die genaue Verstärkung für das Ultraschall 
Signal?
Das verstärkte Signal ist dann AC gekoppelt an den Eingang des IC, aber 
wenn ich da die Grenzfrequenz haben will: ist das 3,3n und 1k? da stehe 
ich auf dem Schlauch.

Auch der 1 nF Kondensator ist mir nicht ganz klar. Eigentich eher gar 
nicht.

Als letztes: Ich würde mich über Ideen und Vorschläge freuen, was ich an 
der Eingangsverstärkung modifizieren kann. Gibt es bessere oder einfach 
andere Schaltungen, die empfindlicher sind? Oder sparsamer? oder 
ähnliches?


Vielen Dank für die Hilfe, ich hoffe ich bekomme Input für mein hands-on 
Abenteuer!

von Fire Heart (Gast)


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Mein (bescheidenes) Verständnis liefert mir hierzu nur noch ein paar 
Seltsamkeiten.

Ich weiß nicht wozu der 1k Widerstand am Emitter dient, weil mit dem 
Elko zur Versorgung hebt er damit nur stabil das Potential.
Der 1nF von von B zu E könnte hochfrequente Einstreuungen oder 
Schwingungen vorbeugen.
Oben beim Ausgang des Verstärkers ist der 1nF auch vermutlich aus dem 
gleichen Grund. Für sehr hohe Frequenzen hat man ja einen kapazitiven 
Spannungsteiler mit kaum einer Abschwächung, für niedrige Frequenzen 
klar ein Hochpass.
Der CD2003 scheint wohl ein Nachfolger des legendären TBA120 zu sein.
Ich hab auch schon überlegt einen Fledermausdetektor zu bauen. Ich bin 
aber noch am Ringen, ob ich nicht einen schnellen Sampler (200kHz) mit 
Speicher baue, 5 sek aufnehme und mir das dann mit 1/10 Geschwindigkeit 
anhöre... Ist sicher wesentlich besser aber viel aufwändiger.

von Burkhard (Gast)


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Der Daniel schrieb:
> Gibt es bessere oder einfach
> andere Schaltungen, die empfindlicher sind? Oder sparsamer? oder
> ähnliches?
Die Schaltung muss sich in erster Linie nach dem verwendeten Mikrofon 
(Empfindlichkeit, Frequenzgang) richten. Oft liegt deren Empfindlichkeit 
bei +/- 50 dbV pro Pascal (Elektret). Was den Frequenzgang betrifft, 
fallen die meisten Elektretmikros (ECM) oberhalb von 10 - 20 kHz mit 12 
dB/Oktave ab - MEMS-Mikros weisen abhängig von der Konstruktion flache 
Frequenzgänge bis manchmal über 50 kHz auf (Knowles hat IMHO ein 
digitales MEMS bis ca. 80 kHz im Angebot).

Der erste Schritt wären also Auswahl/Erwerb eines geeigneten Mikros - 
ein weites Feld. Mehrere kommerzielle Fledermaus-Detektoren arbeiten mit 
dem FG-23629 von Knowles - ein ECM mit 2.54 mm Kapsel-Durchmesser. 
Leider lässt sich Knowles diesen Winzling teuer bezahlen (~ 30 Euro). 
Als Alternative bieten sich MEMS-Mikros an, die aber praktisch immer nur 
mit Reflow zu löten sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der Frequenzgang 
oberhalb der menschlichen Hörschwelle vom Hersteller praktisch nie 
spezifiziert wird - Versuch macht Fluch und manchmal kluch.

Fire Heart schrieb:
> Ich bin
> aber noch am Ringen, ob ich nicht einen schnellen Sampler (200kHz) mit
> Speicher baue, 5 sek aufnehme und mir das dann mit 1/10 Geschwindigkeit
> anhöre... Ist sicher wesentlich besser aber viel aufwändiger.

Das nennt sich "Zeitdehnung". Ich hab dafür einen FPGA (Artix-7) am 
Start. Samplingrate: 1 MSp/s - im Augenblick noch ein ADC mit 12bit 
Auflösung (AD7476A). Als Mikro ein FG-23629 von Knowles, der Verstärker 
hebt die Frequenz umschaltbar entweder mit erster oder zweiter Ordnung 
(bis ca. 200 kHz) an, die Gesamtverstärkung beträgt Frequenz- und 
einstellungsabhängig bis zu 70 dB. Die Signale laufen in den 
DDR-Speicher des FPGA-Boards, Wiedergabe daraus mit 10- oder 20-fach 
verlangsamter Wiedergabe über einen USB-Ausgang. Mit dieser Mimik lassen 
sich Aufnahmen wie diese hier realisieren: 
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chirps190918-22s2.png / 
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chirps190918-22s.mp3

Unter 500 kSp/s würde ich da nicht ran gehen - Zwergfledermäuse starten 
Ihren Chirp bei 70-80 kHz, anderen Arten bei höheren Frequenzen.

von Fire H. (fireheart)


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Burkhard schrieb:
> Ich hab dafür einen FPGA (Artix-7) am
> Start. Samplingrate: 1 MSp/s - im Augenblick noch ein ADC mit 12bit
> Auflösung (AD7476A). Als Mikro ein FG-23629 von Knowles, der Verstärker
> hebt die Frequenz umschaltbar entweder mit erster oder zweiter Ordnung
> (bis ca. 200 kHz) an, die Gesamtverstärkung beträgt Frequenz- und
> einstellungsabhängig bis zu 70 dB. Die Signale laufen in den
> DDR-Speicher des FPGA-Boards, Wiedergabe daraus mit 10- oder 20-fach
> verlangsamter Wiedergabe über einen USB-Ausgang.

Heißa, das ist ja die Edel-Version dessen, was ich mir vorgestellt hätte 
(und vermutlich nie realisieren werde). Da habe ich ja gleich den 
Fledermausexperten erwischt!
Ich hätte in "erster Näherung" mal einen Ultraschallempfänger verwendet, 
wie er für die Abstandssensoren eingesetzt wird. Vermutlich geht damit 
erst mal gar nix, oder?

von Burkhard (Gast)


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Fire H. schrieb:
> mal einen Ultraschallempfänger verwendet,
> wie er für die Abstandssensoren eingesetzt wird.

Naja, diese Sensoren sind meist nur in einem sehr engen Frequenzband um 
die spezifizierte Frequenz herum empfindlich (z.B. 40 kHz +/- 700 Hz) - 
damit erwischt Du nur wenige Rufe/Arten.

Interessanter sind da eher MEMS-Mikros, z.B. 
https://media.digikey.com/pdf/Data%20Sheets/Knowles%20Acoustics%20PDFs/SPU0410LR5H-QB_RevH_3-27-13.pdf 
(analog) oder 
https://media.digikey.com/pdf/Data%20Sheets/Knowles%20Acoustics%20PDFs/SPH0641LU4H-1.PDF 
(digital / PDM)

von Der Daniel (Gast)


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Hallo,

ja, aber vergesst mich bitte nicht... ;-)

Also habe noch weiter überlegt. Der 3,3 nF Kondensator sollte den DC 
level der verstärkten Echos vom Arbeitspunkt auf die 5V Versorgung 
schieben. Richtig?
Dann verstehe ich aber noch immer nicht was der Sinn der 1 nF ist. Aus 
dem Bauch heraus, klar, eine Frequenzabhängigkeit von dem 1 k Widerstand 
an dem IC. Dadurch wird die Impedanz kleiner. Aber welchen Effekt hat 
das?


Ansonsten entnehme ich, dass es nicht viel Sinn macht, an dem Verstärker 
der Ultraschall Signale zu basteln, sondern erst mal andere Mikrofone zu 
versuchen.

von HildeK (Gast)


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Burkhard schrieb:
> Naja, diese Sensoren sind meist nur in einem sehr engen Frequenzband um
> die spezifizierte Frequenz herum empfindlich (z.B. 40 kHz +/- 700 Hz) -
> damit erwischt Du nur wenige Rufe/Arten.

Mit solchen ist aber der vom TO genannte Franzis-Bausatz ausgestattet.
Und zumindest meine Haus- und Hoffledermaus wird damit schön erkannt.

Wieso nennst du das FG-23629 von Knowles? Das ist doch auch nur bis 
10...20kHz nutzbar.

Aber ich glaube, der TO wollte nur die Eingangsschaltung verstehen. Er 
könnte dazu den Teil auch mal in LTSpice nachbilden und so sehen, wie 
welche Komponente wirkt. Als Start kann er ja hier mal nachschauen: 
Beitrag "[LTSpice] Realistische Ersatzschaltung Elektretmikro FG-23629"

Wenn er einigermaßen professionell Fledermäuse finden und unterscheiden 
will, dann braucht er das hier:
https://www.amazon.de/Wildlife-Acoustics-Inc-Fledermausdetektor-Android/dp/B076VHLCC5/ref=sr_1_3?keywords=fledermaus+Detektor&qid=1571383477&sr=8-3
und ein Android Smartphone/Tablet. Kostet aber ...

von HildeK (Gast)


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HildeK schrieb:
> Als Start kann er ja hier mal nachschauen:
> Beitrag "[LTSpice] Realistische Ersatzschaltung Elektretmikro FG-23629"

Oh, der Beitrag war wohl von dir, Burkhard, und es ging sogar um das 
FG-23629! Aber auch da sah es doch nach einem Tiefpassverhalten oberhalb 
von 10kHz aus?

von Stefan F. (Gast)


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Der Daniel schrieb:
> Nachdem ich
> damit etwas gespielt habe, möchte ich das alles genauer verstehen, denn
> eigentlich sollte er als Basis dienen um etwas zu lernen.

Leider vernachlässigt Franzis die Erklärungen in sämtlichen Baubüchern 
und Bausätzen immer mehr. Bei dem hohen Preis erwarte ich das aber.

Der 3,3 nF Kondensator lässt nur AC durch, so dass die beiden 
Schaltungsteile links und rechts davon eine unterschiedliche 
Ruhespannung haben können.

Der 1nF Kondensator bildet zusammen mit der Ausgangsimpedanz des 
Mikrofonverstärkers einen Tiefpass, damit das Ding nicht auf Radiowellen 
reagiert.

von Thomas B. (thombde)


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HildeK schrieb:
> Wenn er einigermaßen professionell Fledermäuse finden und unterscheiden
> will, dann braucht er das hier:
> 
https://www.amazon.de/Wildlife-Acoustics-Inc-Fledermausdetektor-Android/dp/B076VHLCC5/ref=sr_1_3?keywords=fledermaus+Detektor&qid=1571383477&sr=8-3
> und ein Android Smartphone/Tablet. Kostet aber ...

Da hast Du mich auf eine Idee gebracht.
Ich kaufe das Ding und baue das Mikro aus.

von Fire H. (fireheart)


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Kann jemand ein Bespiel posten, wie die Aufnahme einer Fledermaus (oder 
generell eines hochfrequenten Signals) dann klingt, wenn man die 
Schaltung mit einem CD2003 aufbaut. Im Grunde handelt es sich ja um 
einen Mischerverstärker, der die trigonometrischen 
Summenfunktionen/Produktfunktionen bemüht, um ein hochfrequentes Signal 
herunterzutransformieren. Da dies aber nur für rein sinusförmige Signale 
wirklich mathematisch stimmt, ergeben sich für reale Signale vermutlich 
jede Menge Artefakte ... und ich frage mich, ob sich das dann überhaupt 
noch gut anhört...

von HildeK (Gast)


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Fire H. schrieb:
> Kann jemand ein Bespiel posten, wie die Aufnahme einer Fledermaus (oder
> generell eines hochfrequenten Signals) dann klingt, wenn man die
> Schaltung mit einem CD2003 aufbaut.

Es gibt jede Menge Youtube Videos, die die Geräusche von Fledermäusen 
mit dem Franzis-Bausatz (eigentlich von B. Kainka) zu Gehör bringen. 
Z.B. https://www.youtube.com/watch?v=xc0J8QZNjWc

> Im Grunde handelt es sich ja um
> einen Mischerverstärker, der die trigonometrischen
> Summenfunktionen/Produktfunktionen bemüht, um ein hochfrequentes Signal
> herunterzutransformieren. Da dies aber nur für rein sinusförmige Signale
> wirklich mathematisch stimmt, ergeben sich für reale Signale vermutlich
> jede Menge Artefakte ... und ich frage mich, ob sich das dann überhaupt
> noch gut anhört...
Es ist ein Mischer, der f_out ausgibt nach der Formel 
f_out=f_in-f_mischer.
Es würde sich für Musik furchtbar anhören, denn dann stimmen die Akkorde 
nicht mehr. Bei den Fledermäusen hat man ja keinen Bezug :-).

von Stefan F. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Da hast Du mich auf eine Idee gebracht.
> Ich kaufe das Ding und baue das Mikro aus.

Hast du gesehen, dass das Gerät 200 Euro kostet?

von Jobst Q. (joquis)


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Um Fledermäuse festzustellen, reicht das Franzis-Gerät. Es knattert halt 
einfach nur, wenn welche in der Nähe sind.

Für genauere Analysen liebäugel ich mit diesem Mikro + Recorder:
https://www.dodotronic.com/product/ultramic-384k-ble/?v=2a47ad90f2ae

Man kann es eben auch einfach irgendwo anbringen, aufnehmen lassen und 
dann später analysieren.

von HildeK (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Ich kaufe das Ding und baue das Mikro aus.

Es wäre wesentlich sinnvoller, das Teil einfach an ein Tablet oder 
Smartphone zu stecken, die passende App dazu laden und dann bekommst du 
sogar Infos über die Fledermausart.

von Josef C. (josefc)


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Fire H. schrieb:
> Kann jemand ein Bespiel posten, wie die Aufnahme einer Fledermaus (oder
> generell eines hochfrequenten Signals) dann klingt, wenn man die
> Schaltung mit einem CD2003 aufbaut

Hier sind Beispiele, die auch mit einem Mischer aufgenommen wurden:

http://bertrik.sikken.nl/bat/sounds.htm

Zum Vergleich welche mit A/D-Wandler und 10-fach gedehnt:
http://www.avisoft.com/animal-sounds/#bats
oder original (man hoert nur nix)
http://www.avisoft.com/batcalls/index.htm

Hier ist auch noch ein Bauplan fuer einen Mixer:

http://www.familie-morbach.de/elektronik/fledermaus/f_schaltplan.html

Den MSP430 kann man mit einem 555 ersetzen.
Das kann man dann in LTspice simulieren, da es da Modelle fuer den
NE612 und 555 gibt.

Ich habe auch mal die 40Khz Ultraschallempfaenger von Reichelt getestet.
Man kann damit schon Signale bis 100Khz empfangen.

von Josef C. (josefc)


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Der Daniel schrieb:
> Also habe noch weiter überlegt. Der 3,3 nF Kondensator sollte den DC
> level der verstärkten Echos vom Arbeitspunkt auf die 5V Versorgung
> schieben. Richtig?
> Dann verstehe ich aber noch immer nicht was der Sinn der 1 nF ist. Aus
> dem Bauch heraus, klar, eine Frequenzabhängigkeit von dem 1 k Widerstand
> an dem IC. Dadurch wird die Impedanz kleiner. Aber welchen Effekt hat
> das?

Die beiden 1k Rs und die 1nF und 3.3nF Cs bilden einen flachen
Bandpass mit einem Maximum bei ca. 100kHz.

Der eine 1k R wird natuerlich auch noch f. den Arbeitspunkt des
Transistors benutzt und der andere um Pin 16 auf DC 5V zu setzen.

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