Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik HIP4081 Gate-Driver : Starke Oscillationen an Last


von Memductor (Gast)


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Hallo miteinander,

Ich möchte den HIP4081 zum Ansteuern einer Vollbrücke benutzen. Ich habe 
die Schaltung auf dem Breadboard ausprobiert und sie hat funktioniert, 
allerdings mit starken Oszillationen auf der Lastseite und den high-side 
MOSFET gates. Ich bin davon ausgegangen, dass die Oszilationen vom 
Breadboard herrühren (parasitäre Induktivitäten), allerdings bleiben die 
Probleme bei der PCB Version bestehen.

Messung1.png zeigt die Spannung an der Last (100Ohm Widerstand) in cyan, 
die Gatespannung des high-side MOSFETs in magenta. Wie man sieht 
oszilliert die Spannung an der Last stark. Wenn ich die Spannung der 
Vollbrücke erhöhre steigt der Chip bei ca. 60V aus und funktioniert 
nicht mehr.

layout.png zeigt das layout welches ich verwende. Ich habe versucht, die 
Fläche der Gateansteuerung klein zu halten.

schematic.png zeigt das Schema der Schaltung, zusammenfassend kan man 
sagen

* Am HIP4081 platziere ich etwa 400nF Bypass Kapazität
* Die Bootstrap-Kondensatoren sind 100nF und auf 12V geladen
* Gateladung des MOSFETs ist ca. 100nC bei 10V
* Gatewiderstand beträgt 30Ohm (habeich von 10Ohm aus erhöht was die 
Oszillation etwas abgeschwächt hat).
* Bootstrap Diode ist eine 150mA Schottky Diode (Bat46)

Ich weiss leider nicht was ich noch ausprobieren könnte. Ich denke die 
Beschaltung des HIP4081 sollte ok sein, vielleicht müsste ich noch einen 
snubber circuit bei der Vollbrücke hinzufügen?

: Verschoben durch Moderator
von Falk B. (falk)


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Memductor schrieb:
> Hallo miteinander,
>
> Ich möchte den HIP4081 zum Ansteuern einer Vollbrücke benutzen. Ich habe
> die Schaltung auf dem Breadboard ausprobiert und sie hat funktioniert,
> allerdings mit starken Oszillationen auf der Lastseite und den high-side
> MOSFET gates.

Wie hast du das gemessen?

https://www.mikrocontroller.net/articles/Oszilloskop#Tastk.C3.B6pfe_richtig_benutzen

> Ich bin davon ausgegangen, dass die Oszilationen vom
> Breadboard herrühren (parasitäre Induktivitäten), allerdings bleiben die
> Probleme bei der PCB Version bestehen.

Hehe ;-)

> Messung1.png zeigt die Spannung an der Last (100Ohm Widerstand) in cyan,
> die Gatespannung des high-side MOSFETs in magenta.

Wie hast du die gemessen? Das ist nämlich auf grund des fehlenden, 
direkten Massebezugs nicht ganz trivial.

Du hast die Gatespannung gegen Schaltungs-GND gemessen, damit siehst du 
daber die Summe aus U-GS + U-Aus.

> layout.png zeigt das layout welches ich verwende. Ich habe versucht, die
> Fläche der Gateansteuerung klein zu halten.

Sieht auf den 1. Blick OK aus.

> * Am HIP4081 platziere ich etwa 400nF Bypass Kapazität
> * Die Bootstrap-Kondensatoren sind 100nF und auf 12V geladen
> * Gateladung des MOSFETs ist ca. 100nC bei 10V

Ganz schön viel, da sind die 100nF Bootstrap-C ein wenig knapp, denn die 
haben bei 12V nur ca. 1200nC Ladung. Ich würde mal eher auf 220 oder gar 
330nF gehen.

> Ich weiss leider nicht was ich noch ausprobieren könnte. Ich denke die
> Beschaltung des HIP4081 sollte ok sein, vielleicht müsste ich noch einen
> snubber circuit bei der Vollbrücke hinzufügen?

Erstmal muss man richtig messen. Zeig uns, wie du das machst.

P. S. Dein Schaltplan hat noch reichlich Verbesserungspotential.

Schaltplan richtig zeichnen

: Bearbeitet durch User
von H. B. (Gast)


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Die ungenutzten Eingänge vom U1 würde ich auf GND oder +5V legen.

Welche Frequenz hat dein PWM?

Die Gatekapazität der MOSFET´s ist ziemlich hoch.

Auf welche Werte hast du die Totzeiten eingestellt?

Welche Ströme sollen denn da mal in den Verbraucher fliessen, wenn das 
mal fertig ist?

In der Regel verwendet man als Stromshunt 33mOhm.

In der Brücke zu messen ist nicht ganz so einfach, weil ja der direkte 
Massebezug fehlt.

von Memductor (Gast)


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Vielen Dank für eure Antworten!

Bezüglich der Messmethode:

Die Gatespannungen messe ich jeweils direkt am Chip (s. Taskkopf in 
messmethode.png), d.h. der Tastkopf liegt am Fuss des DIP-Packages des 
HIP4081 (normalerweise befestige ich den taskkopf mechanisch, das sieht 
man auf dem Bild nicht). Ich benutze den "Spiralaufsatz" für den 
Taskopf, der "ground" pin des Tastkopfs liegt am VSS Fuss des 
DIP-Packages. Ich habe mit der Methode jetzt alle Gatespannungen 
gemessen (bzw. HIP4081 outputs welche zu den MOSFET gates gehen, siehe 
auch image20.png). Wie man sehen kann oszillieren alle Gateausgänge.

Die Lastspannung messe ich folgendermassen (s. auch angehängtes Bild 
messmethode.png): Der Tastkopf liegt direkt am Lastpin (in diesem Fall 
ein Widerstand), der zweite Pol des Taskkopfs ist mit dem Ground 
Header-Pin verbunden.

Wegen der Bootstrap-Kapazität: Ich dachte die 100nF sind ok da es 
beinahe 10x mehr Ladung ist als auf den MOSFET übertragen werden müssen. 
Ich denke in einer Application Note habe ich diesen Wert gesehen. Ich 
löte mal 1uF bootstrap kapazität ein und schaue ob es besser wird!

von Memductor (Gast)


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Hier noch das Bild mit der Messmethode, habe ich leider vergessen im 
letzten post anzufügen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Wahl des Schaltkreises war großes Unglück. Ich hatte mit dem 
Scheißteil auch schon viel Spaß und bin dann letztendlich auf zwei 
IR2113 ausgewichen, mit denen die Schaltung auf Anhieb funktionierte wie 
sie soll. Das Ding hat Intersil einfach vergurkt, das kommt mir nicht 
mehr auf die Platine.

von voltwide (Gast)


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Der HIP 4081 in PWM-Brücken ist das Pendant zum LM358 in Audiostufen: 
Die denkbar schlechteste Lösung - Finger weg von diesem Teil!

von Falk B. (falk)


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Memductor schrieb:

> messmethode.png), d.h. der Tastkopf liegt am Fuss des DIP-Packages des
> HIP4081 (normalerweise befestige ich den taskkopf mechanisch, das sieht
> man auf dem Bild nicht). Ich benutze den "Spiralaufsatz"

AKA ground sping, Massefeder
Schon mal gut.

> für den
> Taskopf, der "ground" pin des Tastkopfs liegt am VSS Fuss des
> DIP-Packages. Ich habe mit der Methode jetzt alle Gatespannungen
> gemessen (bzw. HIP4081 outputs welche zu den MOSFET gates gehen, siehe
> auch image20.png). Wie man sehen kann oszillieren alle Gateausgänge.
>
> Die Lastspannung messe ich folgendermassen (s. auch angehängtes Bild
> messmethode.png): Der Tastkopf liegt direkt am Lastpin (in diesem Fall
> ein Widerstand), der zweite Pol des Taskkopfs ist mit dem Ground
> Header-Pin verbunden.

Sieht man nicht, es sieht so aus, als ob die Masse am Tastkopf nicht 
angeschlossen ist. Was macht die Masseklemme unten links? Sag bitte 
nicht, daß die vom Tastkopf am Lastwiderstand ist!

> Wegen der Bootstrap-Kapazität: Ich dachte die 100nF sind ok da es
> beinahe 10x mehr Ladung ist als auf den MOSFET übertragen werden müssen.
> Ich denke in einer Application Note habe ich diesen Wert gesehen. Ich
> löte mal 1uF bootstrap kapazität ein und schaue ob es besser wird!

Tu das, aber ich glaube nicht, daß es das Problem deutlich verbessert.

Deine Messung am Lastwiderstand ist zweifelhaft. Die muss ebeso wie am 
IC am Steckverbinder mit kurzem Masseanschluß erfolgen. Außerdem ist 
deine Last ein gewickelter Hochlastdrahtwiderstand, der hat einige uH 
Eigenindukivität. Die klingeln beim Schalten. Das siehst du vermutlich. 
An deinen 12V für den IC sind nur 4 Keramikkondensatoren dran. Die sind 
erstmal gut, aber auch die können klingeln, denn sie haben eine hohe 
Güte. Dort sollte man mal einen kleinen Elko noch parallel schalten, so 
um die 10-22uF. Dessen relativ hoher ESR kann die hochfrequenten 
Schwingungen der +12V dämpfen.

von Falk B. (falk)


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Nochwas zum Schaltplan. Das Symbol von IC1 ist nicht sinnvoll. Die 
Signalnamen gibt es doppelt. Richtig müssen außen an die Pins die 
Padnummern des ICs.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Das Symbol von IC1 ist nicht sinnvoll.
Meinst du den Pintreiber U2?
Der ist sowieso ungeschickt gezeichnet. In einen Schaltplan geören keine 
IC-Gehäuse, sondern Funktionsbilder.
Leider ist das im Datenblatt auf Seite 3 und Seite 13 genauso unmöglich 
dargestellt, dass man nicht erkennt, was dieser viereckige Kasten 
überhaupt macht.
Dabei war die Vorlage von Seite 2 oben ein guter Ansatz mit Potential. 
Sieht aus, als ob wieder mal der Praktikant das Datenblatt gemalt hat...

Memductor schrieb:
> Hier noch das Bild mit der Messmethode, habe ich leider vergessen im
> letzten post anzufügen.
Da "klingelt" jede Flanke.
Miss einfach zum Test mal "Masse gegen Masse": du klemmst die 
Masseklemme irgendwo an (da, wo sie ist, das ist schon "irgendwo" 
genug), und dann misst du mit dem Tastkopf irgendeinen anderen 
Massepunkt in deiner Schaltung (z.B. den Vss deines Treibers).
Was erwartest du? Was siehst du?

: Bearbeitet durch Moderator
von Hans B. (Gast)


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von MiWi (Gast)


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voltwide schrieb:
> Der HIP 4081 in PWM-Brücken ist das Pendant zum LM358 in Audiostufen:
> Die denkbar schlechteste Lösung - Finger weg von diesem Teil!

Nur weil Du den nicht kannst....

Hier wurden in ein Design von mir ca. 10k von dem verbaut, die Ausfälle 
im Bereich der Motorbrücken waren minimal trotz eher 
widrigerUmgebungsbedingungen.

Wie immer muß man - gerade bei dem Teil - das Datenblatt und die ANs 
dazu lesen und nicht nur überfliegen oder ablegen.

Aber egal. Die Schwingungen... nun, bei der Schleife die der TO mit der 
Anspeisung und den Ausgängen zur und von der Brücke geroutet hat wäre es 
eher erstaunlich wenn das nicht wackeln würde... denn die hochohmigen 
Gatewiderstände erlauben dem FETs ein relativ großes Eigenleben.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Watt jetzt? 30 Ohm findest Du hochohmige Gate-Widerstände?

Geh damit tiefer, dann hast Du mit dem Intersil-Scheißteil erst recht 
Spaß mit Schwingungen/Ringing usw. das geht dann so weit, daß sich der 
IC aufhängt und Shoot-Through-Conditions fabriziert, die er eigentlich 
laut dem tollen Werbeplakat (anders kann man das Datenblatt nicht 
nennen) verhindern können soll.

Übrigens hatte ich mich peinlichst an die Design Rules gehalten und war 
weit von den Ratings des HIP entfernt, also weit innerhalb der sicheren 
Betriebsgrenzen. Nicht mal eine hohe Frequenz, nur 200..300Hz. Die 
Verbindungen zu den FETs waren kurz und dediziert ausgeführt, also das 
IC über eigene und direkt nebeneinander geführte Leiterbahnen direkt am 
FET angeschlossen. Diverse Kondensatoren am IC probiert, keine Änderung. 
Vergrößerung der Gate-Widerstände machte es besser, aber nicht gut. HIP 
rausgeschmissen, wild zusammengewürfelte Adapterplatine mit zwei IR2113 
in den Sockel gedrückt - eingeschaltet, Prototyp läuft und erfüllt alle 
Erwartungen. So, nun finde den Fehler.

von MiWi (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Watt jetzt? 30 Ohm findest Du hochohmige Gate-Widerstände?
>
> Geh damit tiefer, dann hast Du mit dem Intersil-Scheißteil erst recht
> Spaß mit Schwingungen/Ringing usw. das geht dann so weit, daß sich der
> IC aufhängt und Shoot-Through-Conditions fabriziert, die er eigentlich
> laut dem tollen Werbeplakat (anders kann man das Datenblatt nicht
> nennen) verhindern können soll.
>
> Übrigens hatte ich mich peinlichst an die Design Rules gehalten und war
> weit von den Ratings des HIP entfernt, also weit innerhalb der sicheren
> Betriebsgrenzen. Nicht mal eine hohe Frequenz, nur 200..300Hz. Die
> Verbindungen zu den FETs waren kurz und dediziert ausgeführt, also das
> IC über eigene und direkt nebeneinander geführte Leiterbahnen direkt am
> FET angeschlossen. Diverse Kondensatoren am IC probiert, keine Änderung.
> Vergrößerung der Gate-Widerstände machte es besser, aber nicht gut. HIP
> rausgeschmissen, wild zusammengewürfelte Adapterplatine mit zwei IR2113
> in den Sockel gedrückt - eingeschaltet, Prototyp läuft und erfüllt alle
> Erwartungen. So, nun finde den Fehler.

prototyp und 10k im Feld.

Su, nun finde den Widerspruch.

Mir ist es vollkommen egal ob Du Probleme mit dem Chip gehabt hast und 
das ein 2113 die bessere Lösung für Dich war.

Doch was ich nicht stehenlassen mag ist dieses "die sind alle Schrott" 
weil es pauschal so nicht stimmt. Wir fahren die mit 0,001-2 Hz und da 
paßt alles.

Das diese Chips empfindlich sind ist ja eh zu sehen, doch auch mit dem 
4083 haben wir gute Erfahrungen gemacht - wenn man sich an die ANs hält 
und selber ein bischen einen Plan hat was abläuft wenn es dynamisch wird 
(Freilaufende Ströme und Ahnliches beim Ab- und umschalten, Freilaufen 
oder Bremsen der Brücke....)

PS - Da machen auch andere Hersteller immer wieder erstaunliche Fehler 
die in den Datenblättern oder Evalboards - nicht nur von H-Brücken - 
mitnichten berücksichtig werden... sehr lustig wenn man dem Techsupport 
von TI eine Frage stellt und die dann mit erstaunlicher Ahnungslosigkeit 
antworten... und 4 kleine Schottkys an den Treiberausgängen des Chips 
das Problem dann ein für alle mal lösen.

@ TO: Feritte in die Gateleitungen, wurde schon erwähnt.

Und auch am Ausgang hilft ein stromkompensierter Ferrit(!) der den Strom 
schafft und somit die Leitung zur Last von den FETs hf-mäßig entkoppelt.

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