Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Load-Switch mit LTC4412/LTC4413 und 2p Li-Ionen-Akkus


von Burination S. (burination)


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Hallo!

Ich habe eine Schaltung aufgebaut, mit welcher ein Raspberry Pi 3a+ mit 
Strom versorgt werden soll. Der Raspi (z. B. als Phoniebox oder Retropi) 
soll in der Regel über den Akku laufen.

Ist kein Netzteil angeschlossen, wird über den LTC4413 der Raspi über 
zwei parallele Lithium-Ionen-Akkumulatoren mit Strom versorgt. Der 
LTC4413 steuert dabei auch, wie viel eine einzelne Zelle an Ladung 
abgibt (Balancing). Ein Spannungsregler (MT3608) erhöht die Spannung 
dann auf 5V.

Wir das Netzteil(5v, 2A) angeschlossen, schaltet der LTC4413 den Mosfet 
Q4 an und der Strom fließt direkt vom Netzteil zum Raspi. Außerdem 
trennt der LTC4413 die beiden Akkus vom Raspi. Gleichzeitig werden dann 
durch Einstecken des Netzteils TP4056 (Akku-Laderegler) und die zwei 
LTC4412s (Lade-Balancing) wachgerüttelt. Der Ladestromm kommt vom TP4056 
und wird ausbalanciert an die zwei Zellen weitergeleitet, damit sie 
laden können.

Zumindest ist das halt der Plan :D Ich hoffe, dass auch alles so 
funktioniert. Ich habe ganz am Ende beim Ausgang noch C9 dazugeschaltet, 
damit durch das Schalten des Mosfets der kurze Spannungsabfall 
ausgeglichen wird.

Nun zu meiner Frage: Wird das so funktionieren? Habe ich die 
LTC4412/LTC4413s richtig eingesetzt? Und welche P-Mosfets sollte ich für 
die 3 Mosfets in der Schaltung benutzen (Q1,Q6,Q4 - die Indizes sind 
leider falsch nummeriert)?

Schon mal Frohe Weinachten an alle und vielen Dank im voraus für die 
Ratschläge!!!

von Ein (Gast)


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Das macht für mich überhaupt kein Sinn.
Zwei parallele Zellen kannst du doch einfach wie eine mit größerer 
Kapazität behandeln.
Der 4413 ist doch genau für die Umschaltung zwischen Batteriebetrieb und 
Netzteil gedacht, wozu der andere Aufwand?

von Burination S. (burination)


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> Das macht für mich überhaupt kein Sinn.
> Zwei parallele Zellen kannst du doch einfach wie eine mit größerer
> Kapazität behandeln.
> Der 4413 ist doch genau für die Umschaltung zwischen Batteriebetrieb und
> Netzteil gedacht, wozu der andere Aufwand?

Danke für den Hinweis!

Meine Hintergedanken zu meinem Vorgehen:
Man kann zwei parallele Zellen wie eine mit größerer Kapazität 
betrachten. Allerdings wollte ich weitere Schutzmechanismen haben. Dafür 
die zwei LTC4412s, die laut Hersteller ein balanciertes Laden von zwei 
parallelen Zellen mit einem Ladegerät sicherstellen sollen. Falls im 
Laufe der Zeit eine Zelle schlechter wird, dann soll die eine Zelle die 
andere nicht aufladen, was ja in der parallelen Anordnung passieren 
kann. Natürlich hätte ich auch Schottky-Dioden nehmen können, allerdings 
hätten die einen größeren Verlust. Die zwei LTC4412s steuern ja einen 
Mosfet, der dann wie eine "ideale Diode" wirkt.
Außerdem hat jede Zelle hier auch noch eine Schutz-IC (FS312F-G), der 
vor Over-Charge/-Discharge und Kurzschluss schützen soll.

von Manfred (Gast)


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Burination S. schrieb:
> Falls im Laufe der Zeit eine Zelle schlechter wird,
> dann soll die eine Zelle die andere nicht aufladen,
> was ja in der parallelen Anordnung passieren kann.

Zu Weihnachten werden immer Märchen erzählt.

von Burination S. (burination)


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Manfred schrieb:
> Burination S. schrieb:
>> Falls im Laufe der Zeit eine Zelle schlechter wird,
>> dann soll die eine Zelle die andere nicht aufladen,
>> was ja in der parallelen Anordnung passieren kann.
>
> Zu Weihnachten werden immer Märchen erzählt.

Ist denn der Gedanke falsch, dass wenn zwei Zellen parallel direkt 
angeschlossen sind und eine Kaputt geht, die andere dann als versuchen 
wird, diese aufzuladen?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Zur Information sei angemerkt, der vorangehende Thread des TO ist hier 
zu finden:

Beitrag "Eine ultimative USV für Raspberry Pi 3a+"

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Burination S. schrieb:
> Ist denn der Gedanke falsch, dass wenn zwei Zellen parallel direkt
> angeschlossen sind und eine Kaputt geht,

Wenn die andere Zelle hochohmig wird, ist das in der Regel keine 
Herausforderung. Wenn mehrere Zellen parallel geschaltet wurden und eine 
Zelle abrauchen sollte, wäre es aber sinnvoll eine Sicherung vorzusehen, 
so dass die anderen Zellen nicht ihre volle Leistung in die gerade 
durchgehende Zelle pumpen kann. Das spielt vor allem eine Rolle, wenn 
mehr als zwei Zellen parallel verschaltet wurden, die auch noch 
hochstromfähig sind.

von Manfred (Gast)


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Burination S. schrieb:
> Ist denn der Gedanke falsch, dass wenn zwei Zellen parallel direkt
> angeschlossen sind und eine Kaputt geht, die andere dann als versuchen
> wird, diese aufzuladen?

In Millionen von Laptops sind Gruppen aus je zwei parallelen 18650 
eingebaut, das funktioniert einfach.

Die Antwort von Dieter D. schrieb:
> Wenn die andere Zelle
muss ich nicht wiederkäuen, die passt.

von Burination S. (burination)


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Danke Manfred und Dieter für eure sehr wertvollen Tipps! Ich glaube ich 
habe da einfach viel zu kompliziert gedacht. Ich werde einfach die 
beiden 18650 Akkus parallel schalten und gut ist. Jede Zelle bekommt 
dann einfach ne 5A Sicherung. Ich hoffe dass das dann reicht. Ich 
benutze ja auch nagelneue Zellen (Samsung INR18650-35E) und keine 
gebrauchten. Da es Neuware ist, sollten meine Bedenken darüber, dass die 
Zellen sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweisen könnten, eher 
überflüssig sein. Und wenn im Laufe der Zeit eine Zelle schlechter wird 
oder den Geist aufgibt, dann hilft mir ja die Sicherung. Ich wechsele 
dann einfach immer beide Zellen aus, anstatt nur eine neue hinzuzufügen. 
Also so ähnlich wie beim Reifenwechseln am Auto :D Damit beide immer 
halt aufeinander abgestimmt sind.

Ich glaube ich hatte es auch falsch verstanden, wenn im Datasheet vom 
TP4065 oder LTC4412/LTC4413 von Single-Cell oder Dual-Cell gesprochen 
wird. So wie ich es jetzt verstanden habe, kann ich zwei parallele 
Lithium-Ionen Akkus immer als Single-Cell betrachten und nicht als 
Dual-Cell.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Burination S. schrieb:
> Ich werde einfach die
> beiden 18650 Akkus parallel schalten und gut ist.

Vorher über einen Widerstand parallelgeschaltet sollen sich aber die 
Spannungen der Zellen erst einmal angleichen. Sonst fliegt schon gleich 
am Anfang die Sicherung.

von Manfred (Gast)


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Burination S. schrieb:
> Jede Zelle bekommt dann einfach ne 5A Sicherung.

Wenn schon, würde ich da etwas knapper auslegen, was braucht das 
µC-Bord?
Tun es nicht auch 2A-träge?

> Ich glaube ich hatte es auch falsch verstanden, wenn im Datasheet vom
> TP4065 oder LTC4412/LTC4413 von Single-Cell oder Dual-Cell gesprochen
> wird.

Ich gucke mir gerade mal die Datenblätter der LTC441x an, die sind als 
verlustarme Umschalter zwischen Netzteil- und Batterieversorgung 
beschrieben, von Single-Cell oder Dual-Cell sehe ich dort nichts.

TP4065 - wirklich 4065 oder eher TP4056? Zum 4065 finde ich nur 
Datenblätter mit massig chinesischen Schriftzeichen, egal, auch da steht 
irgendwo "Single-Cell". Den 4056 kenne ich recht gut von 
25ct-China-Platinchen, passt gut, einen LiIon zu laden. Natürlich lädt 
der auch zwei parallele, dauert dann eben doppelt so lange.

Beim TP4056 bitte nicht den 0,5..1 Ohm in der 5V-Zuführung ignorieren, 
bei weit entladenem Akku wird es dem SO-8 Käferchen sonst noch wärmer.

von Burination S. (burination)


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Manfred schrieb:
> Wenn schon, würde ich da etwas knapper auslegen, was braucht das
> µC-Bord?
> Tun es nicht auch 2A-träge?

Also für den Raspi 3a+ wird ein Netzteil mit 5v 2,5A empfohlen. Ich weiß 
aber nicht, was sein max. input ist. Wenn ich es richtig verstanden 
habe, hat mein Spannungsregler (MT3608) einen "Internal 4A Switch 
Current Limit", der LTC4413 einen "2.6A Maximum Forward Current". Also 
dann dürfte doch nicht mehr als 2.6A fließen, vor allem wegen dem 
LTC4413.

> Ich gucke mir gerade mal die Datenblätter der LTC441x an, die sind als
> verlustarme Umschalter zwischen Netzteil- und Batterieversorgung
> beschrieben, von Single-Cell oder Dual-Cell sehe ich dort nichts.

Ich hatte ja noch im "alten" Schaltplan die zwei LTC4412s, um die beiden 
Akkus separat zu laden. Dort wird von Dual-Cell gesprochen (s. Anhang 
Bild). Also so wie ich das jetzt verstanden habe, würde diese Schaltung 
unnötig sein, für ein 1s2p Battery-Pack.

> TP4065 - wirklich 4065 oder eher TP4056? Zum 4065 finde ich nur
> Datenblätter mit massig chinesischen Schriftzeichen, egal, auch da steht
> irgendwo "Single-Cell". Den 4056 kenne ich recht gut von
> 25ct-China-Platinchen, passt gut, einen LiIon zu laden. Natürlich lädt
> der auch zwei parallele, dauert dann eben doppelt so lange.

Genau, das tut mir Leid. Ich meinte TP4056. Im Anhang auch die Stelle, 
wo dann von "Single-Cell" gesprochen wird. Hierunter würden dann mein 
1s2p fallen, die dann aber doppelt so lange zum laden brauchen.

> Beim TP4056 bitte nicht den 0,5..1 Ohm in der 5V-Zuführung ignorieren,
> bei weit entladenem Akku wird es dem SO-8 Käferchen sonst noch wärmer.

DANKE, den hatte ich vergessen!!

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Burination S. schrieb:
> Ich weiß aber nicht, was sein max. input ist.

Beim Raspi 3B war ich mit angeschlossener Tastatur, Maus und USB-Stick 
(gemütlicher Stick 64GB) nicht über 5W gekommen. Das sei mal so als 
Anhaltswert mitgegeben.

Allerdings damit der Akku nicht leer wird in diesem Falle und die 
gesamte Leistung (kein Bypass für das Netzteil) würde insgesamt 2A 
Ladestrom benötigt werden, wenn auf der 5V-Seite 1A entnommen würde.

von Burination S. (burination)


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Ich habe versucht, genau den Teil der Schaltung zu simulieren, welcher 
für das Schalten und für den Spannungsboost auf 5V verantwortlich ist. 
Im Anhang die Bilder. Die Spannungen passen an sich so, wenn man nur 
Eingangs- und Ausgangsspannungen sich anschaut. Aber beim Umschalten 
gibt es kurz Schwankungen, die fast bis auf auf 5.17V gehen. Wäre das 
problematisch? Wenn man sich die Ströme anguckt, wird es noch suspekter. 
Beim Netzteil gehen die beim Umschalten bis auf ca. -19A und bei der 
zweiten Spannungsquelle, die die Akkus darstellen soll, gibt es Peaks 
mit ca. -11A und ca. 7A.

Anstatt des MT3608 habe ich für die Simulation den LTC3872 verwenden, da 
dieser in LTSpice vorhanden ist.

Erkennt jemand den Fehler?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Burination S. schrieb:
> Erkennt jemand den Fehler?

Die Spikes dürften dadurch entstehen, dass die Bauteile in der Realität 
nicht ideal sind. Der Mosfet und die Diode haben parasitäre Kapazitäten. 
Das Verursacht Peaks und die Zeit in den Dioden zur Ausräumung der 
gespeicherten Ladungen beim Übergang vom leitenden in den sperrenden 
Betrieb.
Im Realen haben die Leiterbahnen und Kabel noch einen Widerstand, der 
die Peaks schwächt.

5.17V sind für den Raspi kein Problem.

Interessant finde ich an den kleinen Spannungsschwankungen, dass sich 
der LTC3278 davon etwas beeinflussen läßt.

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