Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp zu Line Out


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Ich versuche gerade rauszufinden, wie man "sauber" vom OpAmp-Ausgang auf 
eine Line-Out-Buchse beschaltet.

Ich habe 5V Single-Supply, das Signal hat also einen 
Gleichspannungsanteil, der Koppel-C ist also in jedem Fall erforderlich.

Aber ich finde Schaltungen mit nur C, welche mit zusätzlichem 
Serienwiderstand mit Werten von 12 Ohm bis 1 kOhm (nur nie die 
"offiziellen" 600 Ohm), und noch weitere mit einem zusätzlichen 
Widerstand gegen Masse.

Der Serienwiderstand würde allermindestens den Strom bei 
kurzgeschlossenem Ausgang begrenzen und damit den OP schützen. Das mit 
den 600 Ohm Impedanz (bzw. findet man auch 100-600 Ohm) scheint aber 
kaum jemanden zu interessieren...

Den zusätzlichen "Parallelwiderstand" könnte ich mir so erklären, dass 
der Ausgang bei fehlender Versorgung nicht "in der Luft hängt" (und als 
Antenne fungiert). Oder damit sich der Koppel-C bei nicht 
angeschlossenem Ausgang schon mal auf die Offset-Spannung aufladen kann.

anyway - wie macht man es richtig?

Danke!

von A-Freak (Gast)


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Hmm, also 600 Ohm Innenwiderstand sind ein Relikt aus der Telefonzeit 
aber heute schon lange nicht mehr üblich. Ich würde ehr zu 100 Ohm 
tendieren.

Der Widerstand hat außer der Strombegrenzung bei Kurzschluß noch eine 
weitere wichtig Aufgabe, nämlich die Kapazität von längeren Leitungen 
vom Opamp fernzuhalten daß der nicht anfängt zu schwingen.

Serienkondensator um Gleichspannung fernzuhalten und Paralellwiderstand 
um den Gleichstrompfad zu schleißen daß der ausgang sich auf 0V 
einpegelt wenn nichts angeschlossen ist hast du schon richtig erkannt.

Ansonsten würde ich noch eine Ferritperle spendieren daß weniger 
Hochfrequenz rückwärts reinkommt.

von Manfred (Gast)


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Michael R. schrieb:
> und noch weitere mit einem zusätzlichen Widerstand gegen Masse.

Klar, damit der Koppelkondensator gleichspannungsmäßig geladen ist und 
bleibt.

A-Freak schrieb:
> Hmm, also 600 Ohm Innenwiderstand sind ein Relikt aus der Telefonzeit
> aber heute schon lange nicht mehr üblich.

600 Ohm waren Standard bei symmetrisch erdfreien Ausgängen der 
Tonstudiotechnik und haben keinen Bezug zum Telefon. Verstärker hat man 
mit dB gerechnet, der Bezugswert 0dBm = 775mV passt nur an 600 Ohm.

Schaust Du in die alten FTZ-Regelwerke, die FTZ 1TR6 müsste es sein, 
sind dort nirgendwo 600 Ohm benannt, sondern ZR, ein Gemisch aus 
Widerständen und Kondenstoren.

> nämlich die Kapazität von längeren Leitungen
> vom Opamp fernzuhalten daß der nicht anfängt zu schwingen.

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den ich bestätigen kann.

Die ganze Jubelelektronik hat beliebige Impedanzen, Hauptsache, der 
Pegel am hochohmigen Eingang passt.

von Jakob (Gast)


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Gar nicht so falsch, was der Manfred schreibt, aber die
symmetrischen 600 Ohm kommen ganz genau aus der Telefontechnik!
Das ist das Zo der üblichen Telefondrähte in der geom. Mitte des
Sprachbandes (etwa 800 Hz).

Da musste die Gleichtaktunterdrückung nicht nur im Tonstudio
funktionieren, sondern über viele km, auch wenn mal eine 50 Hz
Hochspannungsleitung 20 m darüber den gleichen Weg nahm.

In der Studiotechnik wären auch andere Impedanzen möglich, aber
da hat man anfangs das Wissen und die Normen der Telefoniker genutzt.
Und später auf HiFi optimiert...

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hier gibt es altbewährtes zum Abschauen:

https://www.sound-au.com/project97.htm


mfg

von Olaf (Gast)


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> den 600 Ohm Impedanz (bzw. findet man auch 100-600 Ohm) scheint aber
> kaum jemanden zu interessieren...

Du hast hier keine Leistungsanpassung und du brauchst auch keine 
Kabelimpedanz zu beachten. Eigentlich waere so niederohmig wie moeglich 
sinnvoll. Jedoch ist ist ein gewisser Kurzschlusschutz vermutlich nett.
Wichtig ist nur das der Wert nicht zu hoch wird damit es nicht zu einer 
Klangbeeinflussung kommt. Also sollte sichergestellt werden das der 
Ausgangswiderstand deutlich kleiner wie die Eingangswiderstand ist. 
Daher sind wohl 600R eher das Maximum des Ertraeglichen.

Olaf

von MaWin (Gast)


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Michael R. schrieb:
> Das mit den 600 Ohm Impedanz (bzw. findet man auch 100-600 Ohm) scheint
> aber kaum jemanden zu interessieren...

Ist ja auch nur der Maximalwert.

Minimalwert bestimmt der OpAmp damit er bei unendlicher kapazitiver Last 
stabil bleibt.

100 Ohm ist schon ok.

von Gustl B. (-gb-)


Angehängte Dateien:

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Ich hab das gemacht wie im Anhang oder hier 
Beitrag "USB Audio (mini) Mixer" , funktioniert jetzt seit 
über einem Jahr wunderbar und wird täglich verwendet.

von Jack (Gast)


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Ja, die die OPA365 können das wohl ab. Schön für dich.
Oder das steckt sowieso fest im nachfolgenden Verstärker.

Für meine Ohren (bzw. den nachfolgenden Verstärker) würde
ich hinter den ElKos nicht auf 10...100 kOhm nach Masse
verzichten. -> Definierte 0 V.

von Gustl B. (-gb-)


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Jack schrieb:
> Ja, die die OPA365 können das wohl ab. Schön für dich.

Der Threadersteller hat nicht genannt welche OPVs er verwendet. Könnte 
also auch für ihn passen.

Jack schrieb:
> Oder das steckt sowieso fest im nachfolgenden Verstärker.

Gibt es hier nicht, ich habe da Kopfhöhrer dran.

Jack schrieb:
> Für meine Ohren (bzw. den nachfolgenden Verstärker) würde
> ich hinter den ElKos nicht auf 10...100 kOhm nach Masse
> verzichten. -> Definierte 0 V.

Kann man bestimmt machen. War ja nur ein Vorschlag meinerseits.

von PCB (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Ansonsten würde ich noch eine Ferritperle spendieren daß weniger
> Hochfrequenz rückwärts reinkommt.

Und zwischen Steckverbinder und Ferritperle noch einen kleinen 
Kondensator mit 100pF nach Masse.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Danke euch allen, jetzt sehe ich klar!

OPV wird übrigens ein MC33202, und die Schaltung ein Generator für 
weißes und rosa Rauschen (übrigens, weil hier 
Beitrag "Re: OpAmp zu Line Out" darauf hingewiesen 
wurde, eh angelehnt an zwei seiner Projekte)

von PCB (Gast)


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Ein empfehlenswerter Opamp mit sehr guten Werten und einem Preis, der 
sich im Rahmen hält, ist der LM4562. Den gibt es auch im DIP-Gehäuse bei 
Reichelt.

von Percy N. (vox_bovi)


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Gustl B. schrieb:
> Ich hab das gemacht wie im Anhang

Was ist U$4 für ein Connector? Für mich sieht das aus wie eine 
vierpolige Klinke, deren Masse nicht angeschlossen ist.

von Gustl B. (-gb-)


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von Harald W. (wilhelms)


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PCB schrieb:

> Ein empfehlenswerter Opamp mit sehr guten Werten und einem Preis, der
> sich im Rahmen hält, ist der LM4562. Den gibt es auch im DIP-Gehäuse bei
> Reichelt.

Für normale Ansprüche reicht auch ein NE5532.

von Manfred (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Für normale Ansprüche reicht auch ein NE5532.

Streiche 'normale Ansprüche': NE5532 und 5534 waren Standard in der 
Tonstudiotechnik, lieferten auf dem Meßplatz bessere Werte als 
OPA_irgendwas, die angeblich so toll sein sollten. Der Trick dabei war 
aber, dass die Entwickler deren Beschaltung verstanden hatten. Ein 
weiterer Kandidat war der TL074 im Vierbandkompander.

Auch heutzutage hätte ich keine Bedenken, diese "Altbauteile" zu 
verwenden, solange mir niemand vormisst, was er mit aktuellen OPs im 
Audiobereich besser kann.

von Olaf (Gast)


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> Streiche 'normale Ansprüche': NE5532 und 5534 waren Standard in der
> Tonstudiotechnik, lieferten auf dem Meßplatz bessere Werte als

Das sehe ich auch so. Ich verwende NE5532 z.b als Kopfhoererverstaerker 
fuer einen 250R Kopfhoerer und bin damit zufrieden.

Nicht das man nicht manchmal auch gerne was neueres und cooles verwenden 
kann und sollte, aber man hat oft den Eindruck als wenn Leute den 
neuesten OP kaufen in der Meinung der allein wird es jetzt richten.

Olaf

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Manfred schrieb:
> NE5532 und 5534

und die sind bei 5V single supply sinnvoll einsetzbar?

von Olaf (Gast)


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> und die sind bei 5V single supply sinnvoll einsetzbar?

Ja siehst du, da hast du dann wohlmoeglich einen Grund fuer einen
moderneren OP gefunden. :-)

Allerdings weiss ich nicht ob 5V single supply die richtige 
Vorgehensweise fuer Goldohren ist die das Maximum rausholen wollen.

Olaf

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Olaf schrieb:
> Allerdings weiss ich nicht ob 5V single supply die richtige
> Vorgehensweise fuer Goldohren ist die das Maximum rausholen wollen.

Sollte bei einem Rauschgenerator gerade noch vertretbar sein ;-)

von Manfred (Gast)


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Michael R. schrieb:
> Manfred schrieb:
>> NE5532 und 5534
> und die sind bei 5V single supply sinnvoll einsetzbar?

Das ist für Audioanwendungen keine sinnvolle Forderung. Ich denke mal, 
an 5V bekäme man 0dBm noch bei erträglichem Klirrgrad hin.

Olaf schrieb:
> Das sehe ich auch so. Ich verwende NE5532 z.b als Kopfhoererverstaerker
> fuer einen 250R Kopfhoerer und bin damit zufrieden.

Da haben wir 1989 mal etwas mehr Aufwand getrieben, basierend auf einer 
Funkschau von 1986. Der angeblich so tolle OP27 wollte ganz fix raus aus 
der Schaltung (Rauschen) und musste einem NE5534 weichen. Des weiteren 
haben wir ein paar Widerstandswerte geändert, Mist, ich habe es nicht 
dokumentiert. Versorgt per Ringkerntrafo, hatte das Ding richtig 
anständige Werte und treibt 32Ohm-Kopfhörer klaglos.

Haben wir als private Kleinserie im Kollegenkreis aufgelegt ... ja, da 
war in der Firma noch Luft für solche Spielereien.

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