Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik LPC1768 noch aktuell?


von Bastler (Gast)


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Hallo allerseits,

ich möchte meinen Tellerrand in Richtung NXP erweitern, bisher hab ich 
nur mit AVRs und STM32 hantiert. Jetzt bin ich auf den LPC1768 gestoßen, 
man findet auch Informationen dazu und die Verfügbarkeit scheint gut zu 
sein. Allerdings ist das wohl auch schon ein älteres Modell.

Würdet ihr den noch als aktuell bezeichnen? Ist eine Neueinarbeitung und 
Neuentwicklung mit diesem Teil noch zu empfehlen? Ist die Handhabung der 
Peripherie ähnlich zu neueren Typen, bspw. den LPC43ern mit zwei Kernen? 
Könnt ihr einen besseren empfehlen, wichtig sind Ethernet und 
Programmspeicher von mindestens 500kB.

Kennt jemand auch die i.MX-RT-Reihe? Die Controller scheinen in der Liga 
wie die STM32F7 angesiedelt zu sein. Sind die Unterschiede in der 
Programmierung zur LPC17er-Reihe groß?

Danke!

von Jim M. (turboj)


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Bastler schrieb:
> Kennt jemand auch die i.MX-RT-Reihe?

Das is ziemlich offensichtlich ein Freescale Design und kein "NXP" 
Design.
NXP hatte diese Truppe aufgekauft. Mit einem LPC17xx kaum zu 
vergleichen.

Internen Flash haben die übrigens auch nicht, der i.MX RT1064 hat 
allerdings den "externen" Flash Chip ins Package integriert.

Dafür sind sie 600MHz schnell und haben mit 1MB vergleichsweise viel 
internen RAM.

von Johannes S. (Gast)


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wie die Langzeitverfügbarkeit aussieht müsste man auf der NXP Seite 
suchen. Ja, der ist älter, aber immer noch gut was die Peripherie 
angeht. Viele 32 Bit Timer, Ethernet, USB, viel Flash, nur RAM haben 
andere mehr. STM hat da mehr Wert auf Pinkompatibilität gelegt, wenn man 
mehr braucht, dann muss man gleich in eine andere Familie wechseln und 
die LPC5x sind schonwieder deutlich anders (aber auch gut).
Die Doku und die Peripherie sind m.E. nach besser als bei STM, mit dem 
LPCXpresso1769 von EA bekommt man immer noch ein günstiges 
Einsteigerboard, damit habe ich auch ein guten Einstieg in die Cortex-M 
Welt gefunden.
Und in 3D Druckern halten sich die LPC1768 auch noch hartnäckig mit der 
Smoothieware (allerdings sind das Clone wovon der Entwickler nix hatte).

von Bastler (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Die Doku und die Peripherie sind m.E. nach besser als bei STM
Die Errata-Scheets schienen mir auch wesentlich kürzer bei NXP, 
zumindest auf den ersten Blick und gerade beim Ethernet, wo ich speziell 
danach geschaut habe.

von Michael (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Und in 3D Druckern halten sich die LPC1768 auch noch hartnäckig mit der
> Smoothieware (allerdings sind das Clone wovon der Entwickler nix hatte).

Ich verwende den auch immer noch wirklich gerne - mich stört nur, dass 
es den nicht in einem (U)QFN-Gehäuse gibt.

von Peter D. (peda)


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Der LPC1768 ist weit verbreitet und wird daher noch viele neuere MCs 
überleben. Es gibt auch ein bekanntes Breakout damit, den Chip1768.

Z.B. der ATmega8 ist auch nicht tot zu kriegen, obwohl es ja schon lange 
pinkompatible Nachfolger gibt (Atmega328/P/A/B). Es wurde sogar eine 
neue Revision ATmega8A aufgelegt, wo der Bug mit dem internen Kurzschluß 
VCC-AVCC behoben wurde.

Was erstmal einen hohen Verbreitungsgrad erreicht hat, ist nur schwer 
wieder zu verdrängen.

von Bastler (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Was erstmal einen hohen Verbreitungsgrad erreicht hat, ist nur schwer
> wieder zu verdrängen.
Das war auch meine Überlegung.

> Der LPC1768 ist weit verbreitet und wird daher noch viele neuere MCs
> überleben.
OK, das ist doch mal ne Aussage.

von Johannes S. (Gast)


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das LPCXpresso1769 gibt es mittlerweile auch über 10 Jahre und es wurde 
mehrfach revidiert. Hauptsächlich was den Debuggerteil angeht, ein 
LPCLink ist da zum programmieren/debuggen auch mit dran. Das alles 
damals schon für 25€, hat hier trotzdem leider wenig Anhänger gefunden. 
Ich meine die Nucleos gab es erst später, ST hat da mit dem Discovery 
das erste low cost Devboard entgegengesetzt.
Das LPCXpresso hat für Ethernet auch einen PHY mit drauf, man braucht 
nur eine RJ45 Buchse mit eingebauten Übertragern um das Ding 
Netzwerkfähig zu machen.

von Bastler (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Das LPCXpresso hat für Ethernet auch einen PHY mit drauf, man braucht
> nur eine RJ45 Buchse mit eingebauten Übertragern um das Ding
> Netzwerkfähig zu machen.
Das ist ein guter Tipp.

Ich hab hier noch die Produktlebensdauern gefunden:
https://www.nxp.com/products/product-information/product-longevity:PRDCT_LONGEVITY_HM

Dann habe ich noch nach Nachfolgern geschaut, insbesondere mit mehr 
RAM und FPU. Die LPC40er und LPC546er Serien sind recht interessant, 
allerdings scheint die Verfügbarkeit recht schlecht zu sein. Bei Mouser 
bspw teilweise erst in ein paar Monaten, bis zu einem Jahr. Und das 
nicht für neue Typen.

Von den LPC540ern sind einige vorrätig, die haben aber kein integriertes 
Flash. Wie ist das von der Performance, wenn man dann ein externes 
SPI-Flash hat, wird der Code immer in Echtzeit in den Cache geladen, 
d.h. verursacht Latenzen? Oder wird Code in den RAM geladen?

von John Doe (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> das LPCXpresso1769 gibt es mittlerweile auch über 10 Jahre und es wurde
> mehrfach revidiert. Hauptsächlich was den Debuggerteil angeht, ein
> LPCLink ist da zum programmieren/debuggen auch mit dran. Das alles
> damals schon für 25€, hat hier trotzdem leider wenig Anhänger gefunden.
> Ich meine die Nucleos gab es erst später, ST hat da mit dem Discovery
> das erste low cost Devboard entgegengesetzt.


ST hat vor über 13 Jahren mit dem STM32 Primer ein cleveres Gerät 
rausgebracht einschließlich MEMS-Neigungssensoren, Farb-LCD, etc.
Dazu eine Webseite mit Forum.
War ein cleverer Schachzug und dürfte entscheidend zur Verbreitung 
beigetragen haben. Auch ich bin so zu den STM32 gekommen.

von pittiplatsch (Gast)


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Ein weiteres recht komplettes LPC1768 Board:

https://www.hotmcu.com/lpc1768minidk2-development-board-28-tft-lcd-p-12.html

Ein JTAG-Adapter muss extern angeschlossen werden.
Das kann sowohl ein Segger J-Link oder ein Keil U-Link2 sein.


> ST hat vor über 13 Jahren mit dem STM32 Primer ein cleveres Gerät

Den hat m.W. nicht ST entwickelt, sondern damals RAISONANCE SAS.
Der wirkliche clevere Zug von ST war, ihre Boards dann selber zu
entwickeln und zu vermarkten.

RAISONANCE SAS. hatte und hat ein eher merkwuerdiges Verhaeltnis
zu ihren Produkten.
"Nicht bei einem Partnerhaendlier gekauft? Tja Pech gehabt."
Die Pakete waren uebrigens neu und ungeoeffnet und auch
laut ihrer Webseite im bislang unregistrierten Zustand.

Zum Glueck kann man deren Boards auch mit anderen JTAG-Adaptern
und anderen Compilern benutzen.

RAISONANCE SAS. firmiert heute uebrigens als Keolabs.
Bei denen kann ich nur raten: Finger weg!
Franzoesischer Schlendrian in Reinkultur.

von Johannes S. (Gast)


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pittiplatsch schrieb:
> Den hat m.W. nicht ST entwickelt, sondern damals RAISONANCE SAS.
> Der wirkliche clevere Zug von ST war, ihre Boards dann selber zu
> entwickeln und zu vermarkten.

So hat es NXP ja auch gemacht, einige Boards sind wohl von Embedded 
Artists entwickelt worden. Nur mit den Preisen ist NXP nie so weit 
runtergegangen wie ST, und damit hat ST sicher auch bei den 
Privatanwendern gewonnen.

Mehr Power als der LPC176x hat der LPC4088 (CM4 mit 120 MHz), gab es 
z.B. auf einem Quick Start Board von EA:
https://www.embeddedartists.com/products/lpc4088-quickstart-board/
Ist auch schon in die Jahre gekommen, zu dem Board gibt es aber eine 
Langzeitverfügbarkeit (noch bis 2028) und es darf soweit ich weiß auch 
in kommerziellen Anwendungen eingesetzt werden, anders als bei den 
Nucleos von ST. Dafür kostet es allerdings auch ein paar € mehr.

Und die kleinen LPC8xx finde ich auch nach wie vor sehr brauchbar. 
Kriegt man im SOIC Gehäuse auch Sonntag Morgens noch gelötet, brauchen 
nur eine 3V Batterie und das Ding läuft. Programmieren geht einfachst 
über den Bootloader  mit serieller Schnittstelle. Aber auch diese Serie 
hat hier wenig Anhänger gefunden.

von Nils (Gast)


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Ich setze die LPC17 und den großen Bruder LPC18 auf der Arbeit ein. Kann 
nicht meckern.

Es ist ein gutmütiger Cortex-M3 ohne große Überraschungen und einer 
flexiblen Peripherie.

von Gaehn... (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Und die kleinen LPC8xx finde ich auch nach wie vor sehr brauchbar.

Auch mein Favorit für den Hausgebrauch, allerdings nur der 845. Das sind 
aber M0+ und so gar nicht vergleichbar mit einem 1768. Auch Peripherie 
nicht. Und recht neu sind sieauch.

von Jürgen S. (starblue) Benutzerseite


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Bastler schrieb:
> Kennt jemand auch die i.MX-RT-Reihe?

Nicht wirklich, aber die i.MX-RT600-Familie scheint aus der LPC-Ecke zu 
kommen.

Bastler schrieb:
> Sind die Unterschiede in der Programmierung zur LPC17er-Reihe groß?

NXP ist relativ kreativ was Peripherieeinheiten angeht, d.h. es gibt 
öfter mal was Neues. :-)

Bastler schrieb:
> Von den LPC540ern sind einige vorrätig, die haben aber kein integriertes
> Flash. Wie ist das von der Performance, wenn man dann ein externes
> SPI-Flash hat, wird der Code immer in Echtzeit in den Cache geladen,
> d.h. verursacht Latenzen? Oder wird Code in den RAM geladen?

Das kannst Du selbst entscheiden.
Zeitkritischen Code würde ich ins RAM laden, aber das ist natürlich 
endlich.

von erwrew (Gast)


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sollten es keine IP oder aufwändige LCD sachen sein ..
dann reicht der LPC dicke

irgendwas mit IP -- oder LCD  oder komplexere sachen ..
dann lieber den RT1xxx oder STM32H7

meine Meinung ...

Ja der LPC kann auch IP ... aber hier mangelt es schnell an RAM
Irgendwas mit TLS und schon wirds irgendwo eng und langsam

Die dicken brummer würde ich NUR mit RTOS laufen lassen.
den LPC kann man noch getrost im loop betreiben

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