Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu OPV (0-4v in, 0-10v out), Wissenserweiterung, Grundlagen


von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Hallo Zusammen,

bisher habe ich mich als Programmierer und Elektronik-Laie im Bereich 
der Digitaltechnik getummelt. Allerdings muss ich sagen, dass das Eine 
fast nicht ohne dem Anderen geht (Analogrechner mal außen vor). Nicht 
zuletzt bei einer Ordentlichen Spannungsversorgung, Filter (passiv) und 
EMV u.ä..

Ich möchte mehr über die Analogtechnik lernen, mit dem Sinn, als 
Hobbyelektroniker mein Wissen zu erweitern. Es ist zwar nicht meine 
eigentliche Frage, aber welche Lektüre wäre zu empfehlen?

Folgendes liegt bei mir auf dem Tisch. Ziel ist es, aus einem 
D/A-Wandler kommendes Signal (0-4,096V) in ein Ausgangssignal von 0-10V 
zu wandeln.
Ich weiß, dass es für mein Ziel schon einige Lösungen gibt, nur 
interessiert mich die Meinung von Experten zu meinem eigenen Entwurf 
(habe sonst niemanden 😥). Auch in Hinblick darauf, was zu verbessern 
wäre, bzw. wo prinzipielle Fehler zu vermeiden sind.

Bedingungen
- Eingangssignal wird als glattes Signal betrachtet (Ripple < 20mV)
- Ausgangssignal erstmal ohne Last (da kommt bei mir die Frage auf, wie 
linear ein Ausgang bleibt, wenn ich einen Transistor dahinterklemme, 
aber anderes Thema...)
- Spätere Verwendung als Steuersignal für externe Regler

Natürlich ließe sich auch ein XTR300 (https://www.ti.com/lit/gpn/XTR300) 
verwenden, nur geht es mir hier eher um den Lerneffekt. OPVs sind für 
mich Neuland.
Für mich stellt sich die Analogtechnik noch so dar, dass bei der 
Digitaltechnik der Bregen von Null bis Eins reichen muss und bei der 
Analogtechnik von -∞ bis +∞ 😉.
Das Datenblatt zum OPV habe ich von hier: 
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/lt1012.pdf

Ist der Grundaufbau so ok?
Wie stabil muss die OPV Versorgungspannung sein? Reichte es, wenn sie 
irgendwo ein Delta von 2V zur Eingangs-/Ausgangspannung hat (mit 
Berücksichtigung der Maximalwerte)?
Kann - so gut wie - jeder OPV asynchrone Versorgungspannungen ab?
Der LT1012 bietet die Möglichkeit für eine Nulloffset Einstellung 
(±800µV). Kann ich die maximal gewünschten 10V auch justierbar machen? 
Reichen dafür Standardpoties (sind die Wertstabil genug?). Einen 
Wertebereichabgleich per Software soll erstmal nicht in Betracht gezogen 
werden.
Wie anfällig ist so ein Aufbau in Hinblick auf Temperaturschwankungen? 
Die Datenblätter der einzelnen Bauteile geben das ja her, aber alles 
zusammen?

So, ich hoffe, Ihr habt jetzt genügend Löcher im Bauch ...

Ich würde mich freuen, wenn sich jemand dazu äußern würde.

Vielen Dank & Beste Grüße

Nicholas

von WIRO (Gast)


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Diese Schaltung hat eine Verstärkung von 1,69...
Damit entstehen bei 4,096 V am Eingang nur etwa 6,94 V am Ausgang.
Also R2/R1 + 1 bildet die Verstärkung, die 10/4,096=2,44 betragen soll.
Da muss nochmal gerechnet werden.

Gruß
WIRO

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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WIRO schrieb:
> Diese Schaltung hat eine Verstärkung von 1,69...
> Damit entstehen bei 4,096 V am Eingang nur etwa 6,94 V am Ausgang.
> Also R2/R1 + 1 bildet die Verstärkung, die 10/4,096=2,44 betragen soll.
> Da muss nochmal gerechnet werden.
>
> Gruß
> WIRO

Cool, danke für die Hausaufgabe :-)
R2 = 17k dann

von WIRO (Gast)


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...und warum ist das so, wenn wir schon in der Schule sind?

Gruß
WIRO

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Den Verstärkungsfaktor hast du ja schon aufgezeigt. Jetzt muss dieser 
Faktor als Offset Spannung auf den invertierenden Eingang gegeben 
werden. Der Spannungsteiler liefert dabei folgenden. (Beispielrechnung)

Ausgang 10V
Spannungsteiler macht 4,097v auf den - Eingang. Da bei + 4,096v anliegen 
sollen (bei 10v) und der OPV ständig für einen Ausgleich sorgt, schiebt 
er die Spannung auf 10v am Ausgang, damit bei + und - eine Parität 
herrscht (Delta Null).

von Olaf (Gast)


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> Hobbyelektroniker mein Wissen zu erweitern. Es ist zwar nicht meine
> eigentliche Frage, aber welche Lektüre wäre zu empfehlen?

Opamp for Everyone. Kannst du dir als Buch kaufen oder als PDF (legal) 
runterladen. War urspruenglich mal eine Sammlung von Applikationen von 
TI.

> Ist der Grundaufbau so ok?

Warum gerade dieser OP? Vermutlich tut es da auch irgendwas einfacheres.
Welcher genau haengt von deiner Bandbreite ab oder auch von anderen
Anforderungen wie Offset und Rauschen.


> Wie stabil muss die OPV Versorgungspannung sein?

So lala. :-) Haengt von deinen Anforderungen ab. Aber die OPs koennen 
Stoerungen auf der Versorgung ganz gut unterdruecken. Wieviel dB genau 
steht im DAtenblatt
Es ist aber ueblich noch jeweils 100nF an der Versorgung zu haben.

> Kann - so gut wie - jeder OPV asynchrone Versorgungspannungen ab?

Es gibt keine asyncrone Versorgung.
Ein OP hat nur zwei Anschluesse fuer Betriebsspannung.
Normale OPs wollen das du einen gewissen Abstand von 1.5 bis 3V an Ein
und Ausgang von der Versorgung einhaelst. (Datenblatt lesen)
Es gibt Rail2Rail OPs die koennen am Eingang oder am Ausgang oder sogar
beides bis an die Versorgung ran gehen. (bei sehr geringer Last!)
Es gibt auch welche (z.B LM324) die koennen nur bis an ihren negativen 
Anschluss runtergehen, brauchen aber etwas Abstand zum positiven.


> Der LT1012 bietet die Möglichkeit für eine Nulloffset Einstellung
> (±800µV). Kann ich die maximal gewünschten 10V auch justierbar machen?

Nicht so einfach. Ausserdem gibt es auch OPs die das nicht brauchen. 
(Zerodrift OPs)

> Reichen dafür Standardpoties (sind die Wertstabil genug?). Einen

Nein. Potis sind was sowas angeht eher schlecht.


> Wertebereichabgleich per Software soll erstmal nicht in Betracht gezogen
> werden.

DAs ist aber das heute uebliche Verfahren wenn auf Genauigkeit wert 
legt.

Olaf

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Nicholas John K. schrieb:
> WIRO schrieb:
>> Diese Schaltung hat eine Verstärkung von 1,69...
>> Damit entstehen bei 4,096 V am Eingang nur etwa 6,94 V am Ausgang.
>> Also R2/R1 + 1 bildet die Verstärkung, die 10/4,096=2,44 betragen soll.
>> Da muss nochmal gerechnet werden.
>>
>> Gruß
>> WIRO
>
> Cool, danke für die Hausaufgabe :-)
> R2 = 17k dann

Vielleicht für‘s Protokoll. Meine Originalwerte sind ansich ok, halt nur 
andersrum 😉.

Vielen Dank für den hilfreichen Input.

von M. Н. (Gast)


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Nicholas John K. schrieb:
> Ausgangssignal erstmal ohne Last (da kommt bei mir die Frage auf, wie
> linear ein Ausgang bleibt, wenn ich einen Transistor dahinterklemme,
> aber anderes Thema...)

Bei der Belastung musst du hauptsächlich darauf achten nicht zu viel 
Strom zu ziehen. Solange das gewährleistet ist, ist es für niedrige 
Frequenzen eher unkritisch.

Der zweite Punkt, der zu beachten ist: OpAmps reagieren teils sehr 
allergisch auf kapazitive Lasten (Kondensator am Ausgang gegen Masse). 
Das ist allerdings abhängig von Verstärkung und Phase es OPs. Eine zu 
hohe Kapazität (teils schon wenige nF) können die Schaltung zum 
Schwingen bringen. Das ist allerdings vom Feedbacknetzwerk und dem 
Operationsverstärker abhängig und kann ggf. durch gewise Maßnahmen 
stabilisiert werden. Zur Übersicht: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Frequenzkompensation

Aber solange am Ausgang kein Kondensator sitzt musst du dir da erstmal 
keine gedanken drüber machen.

von Wolfgang (Gast)


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Olaf schrieb:
> Normale OPs wollen das du einen gewissen Abstand von 1.5 bis 3V an Ein
> und Ausgang von der Versorgung einhaelst.

Rail-to-Rail OpAmps sind nicht anormal.

von Lutz V. (lvw)


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Nicholas John K. schrieb:
> Kann - so gut wie - jeder OPV asynchrone Versorgungspannungen ab?

Du meinst "unsymmetrische" Vesorgung mit nur EINER Betriebsspannung?
Ja klar - das ist immer möglich.
Allerdings muss man dann für einen vernünftigen Arbeitspunkt (in der 
Mitte des zur Verfügung stehenden Arbeitsbereiches) sorgen, indem man 
dem Einganmg eine entsprechende Vorspannung erzeugt (oft durch 
Spannungsteiler).

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Ah, ja klar, unsymmetrisch 😊. Danke.
Ich verdrehe hier ständig Sachen ...
Ich wollte nur sichergehen, dass wenn am Eingang 0 Volt sind, am Ausgang 
auch exakt 0 Volt anliegen, weil ich gelesen hatte, dass OPVs teilweise 
nicht ganz an die (untere) Versorgungsspannungen herankommen. Hier ist 
jetzt aber der Begriff Rail2Rail gefallen, sodass ich da mal 
nachforschen sollte.

von D. T. (tuxiuser)


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Nicholas John K. schrieb:
> Hier ist
> jetzt aber der Begriff Rail2Rail gefallen, sodass ich da mal
> nachforschen sollte.

Auch ein R2R geht nicht exakt nach 0V.

Nicholas John K. schrieb:
> Ich wollte nur sichergehen, dass wenn am Eingang 0 Volt sind, am Ausgang
> auch exakt 0 Volt anliegen

Für diesen Fall bräuchtest Du schon eine kleine negative Hilfsspannung 
~-3V.
Sofern alles EXAKT werden soll.

Gruss
D. T.

: Bearbeitet durch User
von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Deswegen sieht mein Entwurf -5V vor.

von Lutz V. (lvw)


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Nicholas John K. schrieb:
> Deswegen sieht mein Entwurf -5V vor.

Ja - als negative Versorgung. Und +12 als positive Versorgung? Warum 
denn das?

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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12V, damit ich für 10V genügend Puffer nach oben habe und -5V für 
"garantierte" 0V. Für -5V hatte ich einen DC-Wandler gefunden. Was wäre 
sonst der Vorschlag? Und mit welchen Bauteilen wäre das dann zu 
realisieren?

von Lutz V. (lvw)


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Und warum nicht symmetrisch mit +- 12 V.

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Lutz V. schrieb:
> Und warum nicht symmetrisch mit +- 12 V.

Weil ich dazu noch keine Lösung zwecks Erzeugung habe. Zur Verfügung 
stehen lediglich 18-36VDC.

von Uwe Bonnes (Gast)


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Lutz V. schrieb:
> Und warum nicht symmetrisch mit +- 12 V.

Warum sollte er, wenn er nur 0..10 Volt am Ausgang will.

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Habe gerade den LM358 (https://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm358-n.pdf) 
gefunden. Der soll bis GND schwingen können (laut Datenblatt). Das wäre 
doch eine einfache Lösung, oder?

von Udo S. (urschmitt)


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Nicholas John K. schrieb:
> Ich wollte nur sichergehen, dass wenn am Eingang 0 Volt sind, am Ausgang
> auch exakt 0 Volt anliegen, weil ich gelesen hatte, dass OPVs teilweise
> nicht ganz an die (untere) Versorgungsspannungen herankommen.

Ein Op, der zumindest fast an die untere Rail (Masse) rankommt nennt 
sich "Single Supply".

Lese das Datenblatt.

Und auch Rail to Rail kommen nie ganz an die Versorgungsspannungen ran, 
zumindest nicht wenn auch ein bischen Strom fliessen soll. Die haben 
meist Mosfet Endstufen, die aber ein paar Dutzend oder gar hundert Ohm 
Rds-on haben.
Wenn du also auch im Bereich von 0V genau sein willst brauchst du 
zumindest eine kleine negative Versorgungsspannung.

Lese das Datenblatt.

von Udo S. (urschmitt)


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Nicholas John K. schrieb:
> Habe gerade den LM358

Uralter Single Supply mit ziemlich durchwachsenen Daten. Als 
Messverstärker nicht so der Hit.
Wenn er dir reicht warum nicht
Lese das Datenblatt! Hier von TI:
https://www.ti.com/general/docs/suppproductinfo.tsp?distId=26&gotoUrl=http%253A%252F%252Fwww.ti.com%252Flit%252Fgpn%252Flm358

Gutes Beispiel. Ist zwar single supply, aber wenn er 1mA liefern soll 
kommt er nur noch minimal auf 0,75 bis 1V runter.
Siehe "Voltage output swing from rail" auf Seite 8

: Bearbeitet durch User
von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Udo S. schrieb:
> Nicholas John K. schrieb:
>> Habe gerade den LM358
>
> Uralter Single Supply mit ziemlich durchwachsenen Daten. Als
> Messverstärker nicht so der Hit.
> Wenn er dir reicht warum nicht
> Lese das Datenblatt! Hier von TI:
> 
https://www.ti.com/general/docs/suppproductinfo.tsp?distId=26&gotoUrl=http%253A%252F%252Fwww.ti.com%252Flit%252Fgpn%252Flm358
>
> Gutes Beispiel. Ist zwar single supply, aber wenn er 1mA liefern soll
> kommt er nur noch minimal auf 0,75 bis 1V runter.
> Siehe "Voltage output swing from rail" auf Seite 8

Ah, geil. Danke für den Hinweis. Das hatte ich (noch nicht) gesehen.
Dann halte ich erstmal an der negativen Versorgung fest.

von Udo S. (urschmitt)


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Nicholas John K. schrieb:
> Dann halte ich erstmal an der negativen Versorgung fest.

Er reichen -2V. Die Versorgungen müssen nicht symmetrisch sein, sie 
müssen nur etwas unter und oberhalb des gewünschten 
Arbeitsspannungsbereichs sein.
In deinem Beispiel:
Arbeitsbereich 0-10V  -->  Versorgung -2 und 12V

von Ach Du grüne Neune (Gast)


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Man könnte versuchen den zweiten OPV des LM358 als Rechteckgenerator mit 
Villard Kaskade für eine negative Hilfsspannung zu entwickeln. Damit der 
LM358 überhaupt starten kann, sollte eine Diode von GND an Pin 4 
angeschlossen werden.
Auf Versorgungsspannungsgenauigkeit kommt es hier ja nicht an.

von D. T. (tuxiuser)


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von Ach Du grüne Neune (Gast)


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D. T. schrieb:
> Hier ist ein Ansatz von Ach Du grüne Neune:

Jaa, genau den Plan habe ich gesucht!
Danke. 👍

Die Transistoren könnte man sogar noch weglassen, es wird ja nicht viel 
Leistung benötigt.

von Nicholas John K. (aviatorhh)


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Vielen Dank nochmal an alle Mitwirkenden.

Final werde ich bei Gelegenheit den Aufbau mal vornehmen und etwas 
rumspielen (machen Kinder auch um zu lernen 😁). Die negative Spannung 
soll dann aus einer Ladungspumpe kommen. Dabei beoabchte ich das 
Verhalten unter verschiedenen Lasten und evtl. Kapazitäten (Kabel mit 
10-15m Länge sind mit im Spiel). Mal sehen, was das Oszi so sagt. Danke 
nochmal.

P.S.: Ist der Imperativ eigentlich auch der Rechtschreibreform zum Opfer 
gefallen? 😉

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