Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Entwicklungsboard, EMV und CE


von Philipp B. (philipp_b993)


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Hey,

Ich bin gerade dabei ein Entwicklungsboard zu entwickeln. Mein erstes.
Ich wollte mal wissen wie es sich mit CE und EMV verhaelt. Bei 
Produkten, die man dem Endnutzer in die Hand gibt, ist das ziemlich 
klar. Vorher pruefen lassen und CE drauf. Wie verhaelt sich das aber bei 
Entwicklungboards?
Ist das dort auch notwendig? In wie weit unterscheidet sich das zu 
Produkten fuer normale Konsumenten? Ohne Software wird es nichts funken. 
Das Board wird schlussendlich auch Bluetooth haben, als hat auch die 
Moeglichkeit zu funken.

: Verschoben durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Philipp B. schrieb:
> Ich bin gerade dabei ein Entwicklungsboard zu entwickeln. Mein erstes.
> Ich wollte mal wissen wie es sich mit CE und EMV verhaelt

Sind ausgenommen.

This product is intended for use for ENGINEERING DEVELOPMENT, 
DEMONSTRATION OR EVALUATION PURPOSES ONLY and is not considered to be a 
finished end-product for general consumer use. This product does not 
fall within the scope of the European Union directives regarding 
electromagnetic compatibility, restricted substances (RoHS), recycling 
(WEEE), FCC, CE or UL, and therefore may not meet the technical 
requirements of these directives or other related directives.

ABER:

Seit den 2014er Richtlinien 61000-6-xx dürfen Eval-Boards aber nicht an 
Laien abgegeben werden.

von Philipp B. (philipp_b993)


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MaWin schrieb:
>
> Seit den 2014er Richtlinien 61000-6-xx dürfen Eval-Boards aber nicht an
> Laien abgegeben werden.

Wie kann man dem entgehen deswegen dran zu kommen? Was waere zum 
Beispiel, wenn das Teil auch auf Conrad etc. verkauft werden wuerde. 
Gilt das dann schon als Laien? Also wo wird da die Grenze gezogen?

Wenn sich zum Beispiel Software Entwickler auf dem Frontend oder Backend 
Bereich dieses Board kaufen wuerden, gelten die dann auch als Engineers, 
auch wenn sie etwas Fachfremd sind?
Werner S. hatte hier geschrieben:
"also wenn man sich so einen Kram kauft und einigermaßen technischen
Sachverstand mitbringt, kann man den Kram auch ohne Anleitung zusammen
bauen."
Beitrag "Re: Verkauf von eigenen Bausätzen (mal wieder)"
(Hatte das durch die Richtlinie gefunden)
Kann man das anwenden als Regel?

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Philipp B. schrieb:
> Wie kann man dem entgehen deswegen dran zu kommen?

Verkaufe es nur an Gewerbetreibende.

von Tomas pk. (Gast)


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Das kann ja nicht die Lösung sein.
Ab wann ist denn etwas ein Eval Board?
Im prinzip ist doch jede BLuepill etc so etwas...

von MaWin (Gast)


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Tomas pk. schrieb:
> Das kann ja nicht die Lösung sein.
> Ab wann ist denn etwas ein Eval Board?
> Im prinzip ist doch jede BLuepill etc so etwas...

Dann mach halt deine für CE nötigen Hausaufgaben. Selber messen oder 
messen lassen im in der beigelegten Doku (Pflicht!) beschriebenen 
Einbauform.

von blabla (Gast)


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Eine richtige Auskunft kann nur der Rechtsanwalt geben.

Es ist eine Grauzone in der du dich bewegst. Solange es sich um ein 
OEM-Produkt / Modul handelt und du das auch so anpreist, kann man 
argumentieren, dass dies nicht CE pflichtig ist, da es kein richtiges 
Endprodukt ist.

Ich kenne Firmen, die solche Boards ohne CE verkaufen, weil es streng 
genommen eigentlich keinen Sinn macht, solange es kein richtiges 
Endprodukt ist. Trotzdem musst du für den Fall der Fälle gewappnet sein, 
was heißt, dass du eigentlich dein Board gegen CE Konformität testen 
müsstest in einer praxisnahen Applikation (so wird das auch gehandhabt 
bei einer Firma die ich kenne).

Nichtsdestotrotz verkaufen Mouser, Farnell und co diverse Entwicklungs- 
und Evalboards seit Jahren ohne jegliches CE auch an private 
Endkonsumenten wenn man bestellt (und offenbar interessiert es keinen).

von blabla (Gast)


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Es macht daher auf jeden Fall Sinn, dass du dir die entsprechenden 
Normen die für dich zutreffen würden dir einmal besorgst, allen voran 
Safety and EMV, arbeitest die geforderten Tests ab und dokumentierst das 
gut. Dann hast du etwas sinnvolles in der Hand.

Einen Tag in der EMV Messkammer kann man als Privatperson noch bezahlen. 
Und wenn das dein Produkt am Ende nicht reinspielt wieder, war es eh 
sinnlos das zu vertreiben.

von Meister E. (edson)


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blabla schrieb:
> Eine richtige Auskunft kann nur der Rechtsanwalt geben.

Ganz so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Die Richtlinie wurde oben 
schon genannt. Literatur besorgen, lesen und anwenden. Wofür brauchst Du 
da einen Anwalt, kennt der sich mit Elektronik besser aus als Du? ;)

von blabla (Gast)


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Achja und wo ich gerade noch Bluetooth lese:

https://www.bluetooth.com/develop-with-bluetooth/qualification-listing/qualification-listing-fees/

Wobei auch das hier nicht 100% klar ist, ob man wirklich die 8k$ 
registration Fee bei der BT-SIG bezahlen muss.

Meines Wissens brauchst man das nur, solange man mit dem Bluetooth-Logo 
und dem Wording "Bluetooth" werben will. Kann hier jemand verlässlichere 
Infos geben?

Und weil Bluetooth drinnen ist, musst du auch die RED anwenden.

von Meister E. (edson)


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blabla schrieb:
> Und weil Bluetooth drinnen ist, musst du auch die RED anwenden.

Fast richtig. Bluetooth == Funk, fällt also unter die RED. Eine 
Richtlinie, die muss man einhalten. Normen kann man anwenden, vielleicht 
meintest Du das.

2 Cents

von MaWin (Gast)


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blabla schrieb:
> Eine richtige Auskunft kann nur der Rechtsanwalt geben.

Im Gegenteil. Der sorgt dafür, dass eine Klage kommt, an der er dann 
verdient.

Meister E. schrieb:
> Fast richtig. Bluetooth == Funk, fällt also unter die RED. Eine
> Richtlinie, die muss man einhalten

Funk-Evaluation-Boards sind aber von ihr explizit ausgenommen.

Aber Philipps Theorie, einerseits ein angebliches Eval-Board bei dem er 
sich um nichts schert weil er sich um alles drücken will andererseits an 
Endkunden ausliefern zu wollen bei denen klar ist dass es ihnen an 
Sachverstand und Messemitteln fehlt, ist natürlich Humbug  Er muss sich 
schon für entweder-oder entscheiden. Und Funk ist nun mal teuer weil RED 
eine Messung im akkredetierten Labor verlangt und BT eine Lizenz.

von Philipp B. (philipp_b993)


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MaWin schrieb:
> blabla schrieb:
>> Eine richtige Auskunft kann nur der Rechtsanwalt geben.
>
> Im Gegenteil. Der sorgt dafür, dass eine Klage kommt, an der er dann
> verdient.
>
> Meister E. schrieb:
>> Fast richtig. Bluetooth == Funk, fällt also unter die RED. Eine
>> Richtlinie, die muss man einhalten
>
> Funk-Evaluation-Boards sind aber von ihr explizit ausgenommen.
>
> Aber Philipps Theorie, einerseits ein angebliches Eval-Board bei dem er
> sich um nichts schert weil er sich um alles drücken will andererseits an
> Endkunden ausliefern zu wollen bei denen klar ist dass es ihnen an
> Sachverstand und Messemitteln fehlt, ist natürlich Humbug  Er muss sich
> schon für entweder-oder entscheiden. Und Funk ist nun mal teuer weil RED
> eine Messung im akkredetierten Labor verlangt und BT eine Lizenz.

Wann habe ich behauptet, dass ich das an Endkunden ausliefern will? Das 
will ich nicht. Ich wollte nur mehr Klarheit darueber was mit Engineers 
gemeint ist. Denn das Board koennte auch fuer Frontend/Backend 
Entwickler interessant sein. Das sind aber eben nicht per se Hardware 
Entwickler, auch wenn man ihnen grundsaetzlich ein gewisses technisches 
Verstaendnis unterstellen kann.
Ich will auf keinen Fall Hinz und Kunz das Ding an die Hand geben. Das 
soll definitiv kein Board fuer Kinder oder Jugendliche werden, so wie 
Arduino das zum Beispiel macht.

Das wird ein Development board und kein Endprodukt. Um das nochmal klar 
zu stellen.

von H. (Gast)


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Du wirst mit den Meinungen hier aus dem Forum nicht weiterkommen - 
irgendjemand wird immer wieder um die Ecke kommen und sagen, dass Du es 
so nicht machen darfst. Wenn Du etwas starten willst wie eingangs 
beschrieben dann lese dazu so viel es geht im Netz. Bilde Dir deine 
eigene Meinung, was evtl. erforderlich sein könnte, setzte es nach 
besten Wissen und Gewissen um (jaja, das reicht nicht, schon klar) und 
mache es einfach. Die Einhaltung aller EVENTUELL anzuwendenden Normen 
ist für Neueinsteiger am Markt IMHO schlicht nicht möglich bzw. 
finanzierbar.

von Stefan . (xin)


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Die Frage, die sich mir die ganze Zeit stellt:
Möchtest Du wirklich ein Eval-Board bauen und vertreiben, oder suchst Du 
nur nach einer Möglichkeit, der CE-Prüfung ohne viel Aufwand aus dem Weg 
zu gehen ?

Wenn es Dir nur um CE geht, dann geht das auch einfacher. In Shanghai 
gibt es ein CE und FCC akkreditiertes Labor, bei dem der CE-Test 
(industrial, mit vollständiger Dokumentation in Englisch, Fotos vom 
Versuchsaufbau, Liste der Messgeräte und Datum der letzten Kalibrierung, 
also das volle Programm) so ca. 550 USD kostet. Für $80-100 Aufpreis, 
machen sie gleich noch FCC mit. Das unterscheidet sich nur in einigen 
Punkten (Frequenzen, Grenzwerte) von CE und wenn der Versuch erst einmal 
aufgebaut ist …
Versand nach China, wird dich so ca. 50 Euro kosten. Ob sich der 
Rücktransport lohnt, oder ob Du das Gerät nach dem Test lokal entsorgen 
lässt, kannst Du vom Ausgang des Tests und Deinen Gestehungskosten 
abhängig machen.

Damit hast Du die gewünschte Rechtssicherheit und nicht einmal viel Geld 
ausgegeben.

von Nano (Gast)


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Stefan . schrieb:

> Wenn es Dir nur um CE geht, dann geht das auch einfacher. In Shanghai
> gibt es ein CE und FCC akkreditiertes Labor

Hast du eine Webadresse? Würde mich interessieren.

von Meister E. (edson)


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Nano schrieb:
> Stefan . schrieb:
>
>> Wenn es Dir nur um CE geht, dann geht das auch einfacher. In Shanghai
>> gibt es ein CE und FCC akkreditiertes Labor

Trugschluss. Das Labor liefert zwar einen Bericht, in dem genannten Fall 
dann auch mit Akkreditierungssymbol - für den Umfang und Auswahl der 
Tests und deren Interpretation ist das aber nicht ausreichend.
Wenn dem Labor nicht alle Betriebszustände und Anschlussvarianten 
bekannt waren, kann das ganz schnell den Wert des Papiers, auf dem 
gedruckt wurde, unterschreiten.

von H. (Gast)


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Meister E. schrieb:
> Trugschluss. Das Labor liefert zwar einen Bericht, in dem genannten Fall
> dann auch mit Akkreditierungssymbol - für den Umfang und Auswahl der
> Tests und deren Interpretation ist das aber nicht ausreichend.
> Wenn dem Labor nicht alle Betriebszustände und Anschlussvarianten
> bekannt waren, kann das ganz schnell den Wert des Papiers, auf dem
> gedruckt wurde, unterschreiten.

Die Welt wird darauf nur warten, dieses Papier vom TE in die Hand zu 
bekommen, es genauestens zu analysieren, zu zerreissen und ihm dann die 
maximale Höchststrafe aufzuerlegen.

von Tomas pk. (Gast)


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eben, völlig überzogen. Abgesehen gilt das auch in einem deutschen 
Labor.
MAcht also 0 Unterschied und sollte reichen:-)

von Stefan . (xin)


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Tomas pk. schrieb:
> eben, völlig überzogen. Abgesehen gilt das auch in einem deutschen
> Labor.
> MAcht also 0 Unterschied und sollte reichen:-)

Uns reicht das zumindest. Ich bin ja gern bereit, in Deutschland und 
auch in der EU Aufträge zu plazieren, aber wenn eine einzelne, nicht 
große Leiterplatte in Deutschland 1.12 EUR kostet - die identische LP in 
China jedoch nur 0.14 USD, dann hört der Spaß schnell auf. Zumal bei 
vielen deutschen Anbietern wahrscheinlich eh' nur noch eine Vase mit 
künstlichen Blumen neben dem Besucherstuhl steht und die Aufträge dann 
in China gefertig werden.
Das gleiche mit den CE-Tests. Alles hat seinen Preis. 3 k€ für einen 
Test, der in 3-4 Stunden durch ist, zzgl. noch einmal 1-2 Stunden für 
das Schreiben des Berichtes, bezahlen wir nicht. Nicht, solange wir 
Alternativen haben. Noch dazu, wenn man denn mal einen Grenzwert reißt 
und erneut antreten kann. Die Zeiten sind vorbei.
Das ist genauso eine Geldschneiderei, wie die ISO9001-Geschichte, wenn 
der Prüfer einen Tag vorbeikommt und 3800 EUR in Rechnung stellt. Bei 
ISO gehen wir den Weg, da das für uns mehr eine Marketingsache ist und 
der Name nicht unwichtig ist. Bei den CE/FCC-Tests ist es unseren Kunden 
jedoch im Grunde genommen egal, wo auf der Welt wir die Tests machen 
lassen. Akkreditiert ist akkreditiert.
Wenn vergleichbare Leistungen so dermaßen unterschiedlich kalkuliert 
werden, müssen wir eben auch sehen, wo wir unsere Investitionen tätigen. 
Alles, was wir nicht ausgeben, muss die Firma nicht verdienen ...

Ich bin jetzt hier raus. Wer Informationen benötigt, kann mich gern 
schreiben.

von Nano (Gast)


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Stefan . schrieb:

> Ich bin jetzt hier raus. Wer Informationen benötigt, kann mich gern
> schreiben.

Hallo Stefan,

ich würde dich bitten mir einfach einen Link zu eurem Anbieter zu geben!

von Stefan . (xin)


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