Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik VCC oder GND schalten?


von Sebastian W. (wangnick)


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Liebe Leute,

ich baue zur Zeit eine Ventilsteuerung zur Gartenbewässerung. Ein 
zweiter Prototyp läuft mit einigen Umbauten, und ich plane nun die 
"entgültige" Schaltung. So möchte ich in der Lage sein, die Peripherie 
spannungslos zu machen; dabei kann ich entweder die Versorgungsspannung 
oder die Masse der Peripherie abschalten.

Anbei meine aktuelle Version der Schaltung (und noch ein älteres Foto 
zur Veranschaulichung). Ich schalte bei dieser Version über Q2 die Masse 
ab, weil a) N-FETs kleinere RDS haben, b) ich mit nur einem N-FET sowohl 
meine 5V als auch mein 3V3-Peripherie abschalten kann. Als Nachteil sehe 
ich, dass c) die Spannungspegel für low und high empfindlicher für 
GND-Abweichungen als für VCC-Abweichungen sind, und dass d)  die 5V 
Prozessor-VCC nach dem Abschalten immer noch ausserhalb der Steuerung 
anliegen -- das würde beim alternativen Schalten von VCC zwar ebenso für 
GND gelten, GND ist aber direkt mit der Spannungsversorgung verbunden 
und daher vermutlich "robuster".

Hier meine Frage: Was sich eurer Ansicht nach die Vor- und Nachteile 
zwischen einem Abschalten der Versorgungsspannung und einem Abschalten 
der Masse? Gibt es Aspekte die ich übersehe?

LG, Sebastian

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian W. schrieb:
> Was sich eurer Ansicht nach die Vor- und Nachteile
> zwischen einem Abschalten der Versorgungsspannung und einem Abschalten
> der Masse? Gibt es Aspekte die ich übersehe?
Es ist eine überaus schlechte Idee, irgendwelchen ICs und 
Schaltungsteilen, die anderweitig, z.B. über Signalleitungen mit anderen 
Schaltungsteilen verbunden sind, die Masse wegzuschalten.
Denn meist beziehen sich in den Datenblättern die zulässigen Spannungen 
auf GND. Und welches Potential hat nun GND, wenn der Pin abgeschaltet 
ist?

Dieser abgeschaltete GND wird "versuchen", nach Vcc zu "gehen". Wenn 
allerdings an irgendeinem Signalpin noch Low anliegt, dann leitet die 
Schutzdiode des Pins und zieht den GND des abgeschalteten ICs über den 
Signalpin wieder nach "unten".
Fazit: das IC wird parasitär versorgt und tut irgendwie irgendwas.

Richtigerweise wird Vcc abgeschaltet und alle Signalleitungen, die sonst 
noch in den abgeschalteten "Bereich" führen, gleichzeitig auf "Low" 
gelegt.

: Bearbeitet durch Moderator
von wendelsberg (Gast)


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Sebastian W. schrieb:
> ich mit nur einem N-FET sowohl
> meine 5V als auch mein 3V3-Peripherie abschalten kann.

Nein, wenn Du da zwei verschiedene Spannungen einspeist und denen die 
gemeinsame Masse klaust, passieren nicht vorhersagbare Dinge.

wendelsberg

von MaWin (Gast)


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Sebastian W. schrieb:
> Was sich eurer Ansicht nach die Vor- und Nachteile zwischen einem
> Abschalten der Versorgungsspannung und einem Abschalten der Masse

Da deine I/O Bausteine auch Verbindungen zum weiter versorgten uC haben, 
fliesst nach Abklemmen von GNDIO über Q2 der Strom eben über die 
Eingangsschutzdioden der Chips in die Pins des uC und von dort nach GND.
Dabei geht sich die GNDIO Spannung gegenüber der GND um 0.7V an und weil 
dein I/O teilweise hohe Ströme schalten, fliessen diese dann eben durch 
die Pins des uC, was zu noch weiter verschobenen Spannungspegeln führt.

Also eine blöde Idee.

Man wird VCC5V und VCC3.3V abschalten müssen und alle Ausgänge vom uC zu 
den I/O Chips auf LOW legen müssen, um keine Querströme zu haben. Wobei 
mir nicht klar ist, ob jeder Chip LOW als inaktiv ansieht, oder nochmal 
kurz zuckt wenn seine Steuersignale auf LOW gehen bevor sein VCC 
absackt.

Den uC Ausgang zum CS des 2151 kann man auf 'Eingang' schalten, dann 
bleibt er durch den 10k pull up beim abschalten high an den absackenden 
5V, der ist also nicht das Problem.

von Sebastian W. (wangnick)


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Lothar M. schrieb:
> Fazit: das IC wird parasitär versorgt und tut irgendwie irgendwas.

Das gilt doch in jedem Fall, ob man nun VCC oder GND abschaltet ...

LG, Sebastian

von Sebastian W. (wangnick)


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wendelsberg schrieb:
> Nein, wenn Du da zwei verschiedene Spannungen einspeist und denen die
> gemeinsame Masse klaust, passieren nicht vorhersagbare Dinge.

Oops. Das ist natürlich wahr.

LG, Sebastian

von Peter D. (peda)


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Beim Schalten der Versorgung muß man immer bedenken, was dann an den 
IO-Pins anliegt. Die Datenblätter erlauben nur selten Spannungen <GND 
bzw. >VCC.
Eine saubere Lösung ist es, die IO-Pins vorher auf tristate zu schalten 
(z.B. 74HC4066, 74HC541).
Viele ICs haben auch Stromsparfunktionen, d.h. ein Schalten der 
Versorgung kann dann entfallen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian W. schrieb:
> Das gilt doch in jedem Fall, ob man nun VCC oder GND abschaltet ...
Mal angenommen, der µC habe 3,3V Versorgung und das nachgeschaltete IC 
wird z.B. von 12V versorgt. Dann bringt es nicht mal was, wenn der 
µC-Ausgang, der ebenfalls zu diesem IC führt, auf High geschaltet wird, 
denn das IC wird weiterhin mit 12V-3,3V-0,7V = 8V versorgt werden.
Und es kommt sogar noch dicker: über diese parasitäre Versorgung kann 
u.U. die Versorgungsspannung des µC auf 12V-2*0,7V angehoben werden, was 
für die Verbraucher auf der 3,3V-Schiene böse enden könnte.

Wenn aber Vcc abgeschaltet wird und der µC Ausgang auf Low gelegt wird, 
wird das nachgeschaltete IC eben nicht mehr parasitär versorgt.

Beim Abschalten der Masse kommt hinzu, dass evtl. über irgendwelche 
anderen Schaltungsteile die Masse trotzdem irgendwie wieder (zeitweise) 
verbunden wird (z.B. auch über einen Programmieradapter über USB und das 
E-Werk).

Fazit: schalte nicht die Masse eines Verbrauchers ab.
Es sei denn, du kannst die Auswirkungen sicher absehen und beherrschen.

: Bearbeitet durch Moderator
von fchk (Gast)


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Eine einfache Möglichkeit besteht darin, in die Signalleitungen 
74LVC?T?45 Pegelwandler zu setzen und die Betriebsspannung zu schalten. 
Die Pegelwandler  setzen nicht nur die Logikpegel um, sondern sie sind 
extra auch so gebaut, dass sie sich auf hochohmig schalten, wenn an 
einer Seite die Versorgungsspannung wegfällt. Das unterbindet 
zuverlässig irgendwelche parasitären Effekte. Für I2C braucht man 
natürlich entsprechende bidirektionale Levelshifter, die auch darauf 
ausgelegt sein müssen, dass an einer Seite der Strom weggeht.

fchk

von Sebastian W. (wangnick)


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Lothar M. schrieb:
> Fazit: schalte nicht die Masse eines Verbrauchers ab.
> Es sei denn, du kannst die Auswirkungen sicher absehen und beherrschen.

Mir ging es um das für und wieder zwischen VCC abschalten und GND 
abschalten. Das in beiden Fällen auch alle Signalleitungen zur 
Peripherie hochohmig werden müssen (oder GND-Pegel falls VCC 
abgeschaltet wird, oder VCC-Pegel falls GND abgeschaltet wird -- 
schwierig bei 5V/3V3) ist mir klar.

Die neue Version schaltet jetzt VCCIO mit einem P-FET ab, siehe Anhang. 
Auch der 3V3-Regler wird mit abgeschaltet. Vielen Dank insbesondere an 
Wendelsberg, der meinen Kinken sofort gesehen hat.

Ich hab noch eine weitere Frage zum großen Pufferelko, aber dafür mache 
ich einen neuen Beitrag auf.

LG, Sebastian

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian W. schrieb:
> Mir ging es um das für und wieder zwischen VCC abschalten und GND
> abschalten. Das in beiden Fällen auch alle Signalleitungen zur Peripherie
> hochohmig werden müssen
Ds genau das eben nicht ausreicht, wollte ich darlegen. Denn du 
müsstest dann ja auch die ESD-Schutzdioden, die da evtl. im Spiel sind, 
irgendwie "hochohmig" schalten.

von RESET (Gast)


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von Sebastian W. (wangnick)


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Lothar M. schrieb:
> Ds genau das eben nicht ausreicht, wollte ich darlegen. Denn du
> müsstest dann ja auch die ESD-Schutzdioden, die da evtl. im Spiel sind,
> irgendwie "hochohmig" schalten.

Ok, ist verstanden. Sollte aber in meinem Fall nicht auftreten, weil bei 
mir alle geschaltete Peripherie zwischen uC-VCC und uC-GND bleibt.

LG, Sebastian

von Sebastian W. (wangnick)


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RESET schrieb:
> @ Schaltplan
> https://www.mikrocontroller.net/articles/Schaltplan_richtig_zeichnen

Besser geht immer, aber was denn genau?

LG, Sebastian

von RESET (Gast)


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von RESET (Gast)


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Sebastian W. schrieb:
> Besser geht immer, aber was denn genau?

Ja, das stimmt :-) Ist nur ein Verbesserungsvorschlag.
Mit der Zeit kommt die Übung...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian W. schrieb:
> aber was denn genau?
- statt Leitungen mehr Massesymbole
- statt Leitungen Symbole für Versorgungsspannungen verwenden
- definierte Bauteilorientierung: Signalfluss von links nach rechts
- Bauteile werden im Schaltplan als Funktionsblöcke dargestellt
Sie werden also nicht schon im Schaltplan als viereckige 
durchnummerierte Symbole gemalt, sondern erst im Layout. Im Schaltplan 
zeigt das Symbol die Bausteinfunktion mit Signalfluss von links nach 
rechts. Dort ist das z.B. für den CAN schön dargestellt: 
http://lnxpps.de/rpie/
Links geht es zum µC, rechts oben ist der CAN, rechts unten ist der 
Oszillator, Versorgung ist oben und unten angeschlossen und der 
Blockkondensator geht nicht im Weg um.
Ich hätte lediglich die Polarität nicht als Inverterkreise gemalt, 
sondern wie du als Negierungsstriche oder auch als "Negierungsgatter" im 
Pinnamen: /INT bzw. INT#

> aber was denn genau?
Sieh dir einfach mal einige andere "gut lesbare" Schaltpläne an. Was 
machen die anders? Warum sieht dein Schaltplan degegen ein wenig 
unleserlich und hingekritzelt aus?

: Bearbeitet durch Moderator
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