Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik TB6600 - Halb- und Vollschritt


von Walter T. (nicolas)


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Hallo zusammen,

ich habe hier eine TB6600-Endstufe. Was mich an dieser wundert: Weder im 
Vollschritt- noch in den beiden Halbschrittbetrieben ist der Motor 
annähernd so laut wie bei einer klassischen L297-L6203-Endstufe. 
Vermutlich arbeitet die Endstufe also auch hier in irgendeiner Form von 
Mikroschritt-Betrieb oder hat irgendwelche moderneren "decay modes".

Was mich an der Geschichte stört: Das "vermutlich".

Also habe ich das Datenblatt des TB6600HG bei Toshiba gesucht. Dieser 
unterstützt aber gar keinen 1/32-Mikroschritt-Betrieb. Also ist in den 
TB6600-Endstufen gar kein TB6600HG. Ich will meine Endstufe nicht 
öffnen, da sie tief verbaut ist.

Kennt jemand ein "echtes" Datenblatt für die TB6600-Endstufen?

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Walter T. schrieb:
> Also habe ich das Datenblatt des TB6600HG bei Toshiba gesucht. Dieser
> unterstützt aber gar keinen 1/32-Mikroschritt-Betrieb. Also ist in den
> TB6600-Endstufen gar kein TB6600HG.

Uff, du bist dem Geheimnis der billigen verkapselten chinesischen 
Schrittmotorstufen auf die Schliche gekommen.

Da ist gar nicht der gute wertvolle TB6600 drin.

Mach die Verkapselung, die das Innenleben vor deinen Blicken schützen 
soll, doch mal auf.

Meist ist ein TB67S109 drin versteckt, der nur 1.5A schafft. Demnach 
bekommt dein Motor vielleicht gar nicht genug Strom, um laut zu werden.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Walter,

Walter T. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich habe hier eine TB6600-Endstufe. Was mich an dieser wundert: Weder im
> Vollschritt- noch in den beiden Halbschrittbetrieben ist der Motor
> annähernd so laut wie bei einer klassischen L297-L6203-Endstufe.
> Vermutlich arbeitet die Endstufe also auch hier in irgendeiner Form von
> Mikroschritt-Betrieb oder hat irgendwelche moderneren "decay modes".
>
> Was mich an der Geschichte stört: Das "vermutlich".

Nicht nur vermutlich. L297/L298 bzw. L297/L6203 können nur entweder 
slow- oder fast-decay. Eigentlich alle modernen Treiber-ICs unterstützen 
verschiedene Stufen von mixed-decay [1], wodurch die Vorteile beider 
Verfahren kombiniert werden. Auch die Stromregelung selbst ist deutlich 
besser geworden. Der L297 braucht noch relativ hochohmige 
Sense-Widerstände. Neuere ICs kommen mit kleineren Widerständen aus und 
verstärken (und filtern?) die Signale intern. Das reduziert nicht nur 
die Verlustleistung, sondern verbessert auch das Geräuschverhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

[1] http://www.schrittmotor-blog.de/tag/mixed-decay/

von Walter T. (nicolas)


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Die Frage nach dem "echten" Datenblatt bleibt noch offen.

Aber die Sense-Widerstände sind einen Versuch wert. Beim L297/L6203 
waren das typisch 0,5 Ohm. Bin mal gespannt, ob das mit Vorwiderständen 
in der Leitung lauter wird. (Ich wüßte nicht warum, aber der Versuch ist 
so einfach.)

: Bearbeitet durch User
von Thomas F. (igel)


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Walter T. schrieb:
> Ich will meine Endstufe nicht
> öffnen, da sie tief verbaut ist.

Da meine TB6600 für 11€ von Ebay auf dem Tisch liegt (die ELS ist noch 
immer nicht fertig) habe ich diese mal aufgeschraubt. Aussen und innen 
gleiches Modell wie dieses hier:
https://www.cnczone.com/forums/stepper-motors-drives/362562-software.html

Es ist ein "S109AFTG" verbaut.

von MaWin (Gast)


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Thomas F. schrieb:
> für 11€

Erstaunlich, dass die Betrogenen sogar mehr für die billigen Fakes 
zahlen, bloss weil sie unter Plastik versteckt sind, als für die 
Originale

https://www.ebay.de/itm/DC-12-45V-TB6600-Single-Axis-Two-Phase-Hybrid-Stepper-Motor-Driver-Controller/401723415008

von Walter T. (nicolas)


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Thomas F. schrieb:
> Da meine TB6600 für 11€ von Ebay auf dem Tisch liegt (die ELS ist noch
> immer nicht fertig) habe ich diese mal aufgeschraubt.

Danke! Meine sind fertig, und in einer davon ist auch meine TB6600 
verbaut. Deswegen mag ich sie auch ungern auseinanderrupfen.

Thomas F. schrieb:
> Es ist ein "S109AFTG" verbaut.

Das ist doch sehr aufschlussreich. Die Ströme bei "full step" und "half 
step type A" sind ja die typischen Formen wie auch bei den klassischen 
Endstufen. Dann liegt der geräuschmäßige Unterschied wohl im tatsächlich 
im "decay". Letzterer scheint sich wohl nicht ändern zu lassen. Schade. 
Dann muss ich mal schauen, ob ich mit Z-Dioden oder Vorwiderständen noch 
etwas herausholen kann.

: Bearbeitet durch User
von Thomas F. (igel)


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MaWin schrieb:
> Thomas F. schrieb:
>> für 11€

> Erstaunlich, dass die Betrogenen sogar mehr für die billigen Fakes
> zahlen, bloss weil sie unter Plastik versteckt sind

Gehäuse ist aus Stahlblech, gekapselt und mit ordentlichen 
Befestigungslöchern am Kühlkörper. Hab für dich extra nochmal 
nachgesehen: Gekauft 2015 für 9,59€. Das war es mir wert.


> als für die Originale, Ebay-Artikel Nr. 401723415008

Woran erkennt man hier den originalen TB6600?

von NOT AUS (Gast)


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> Woran erkennt man hier den originalen TB6600?
Erkennen würd ich nicht sagen.
Steht zumindest in der Beschreibung.

3) Toshiba's new high current, high voltage TB6600HG new original chip

von Thomas F. (igel)


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Walter T. schrieb:
> Dann muss ich mal schauen, ob ich mit Z-Dioden oder Vorwiderständen noch
> etwas herausholen kann.

Geht es um das Laufgeräusch bei fertig montiertem Motor?
Das stört mich tatsächlich auch: Auf dem Schreibtisch läuft der Motor 
sehr leise während er montiert an der Drehbank laut vor sich hin heult. 
Die lange Spindel scheint hier den Körperschall ordentlich abzustrahlen.

Ich habe inzwischen einen teureren MC556 Treiber montiert, ist aber 
nicht viel leiser als der TB6600.
http://servo.xlichuan.com/ProductsStd_163.html

von Walter T. (nicolas)


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Okay, da haben wir Ziele in unterschiedlichen Richtungen.

Bei mir an der "Kleinen" ist eine TB6600, an der "Größeren" eine 
Leadshine DM870. Beide schnurren leise wie ein Kätzchen. Motor und 
Leitspindel sind in beiden Fällen über einen Zahnriemen entkoppelt, das 
Motorgehäuse jeweils hart am Maschinenkörper bzw. der Grundplatte 
angeschraubt.

Aber: Hier geht es darum, den Motor lauter zu bekommen. Ich würde gerne 
eine Art "Floppotron" bauen - ein komplett anderes Spaßprojekt, auch 
wenn ich ein paar Komponenten aus meinem ELS-Projekt weiterverwenden 
will.

: Bearbeitet durch User
von Thomas F. (igel)


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Walter T. schrieb:
> Beide schnurren leise wie ein Kätzchen. Motor und
> Leitspindel sind in beiden Fällen über einen Zahnriemen entkoppelt,

Ist bei mir eigentlich auch so. Trotzdem entsteht ein lautes Heulen. 
Irgendwas schwingt da. Hab den Motorhalter zwischenzeitlich von Alublech 
auf Holz umgestellt, ändert aber auch nichts.

Da ich nicht weiß warum meine Konfiguration so laut ist kann ich dir 
leider nicht sagen wie du den Motor lauter bekommst. Wir können ja 
Drehbank tauschen:-)

von Walter T. (nicolas)



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Thomas F. schrieb:
> Da ich nicht weiß warum meine Konfiguration so laut ist

Aber ich. Auf der Reitstockseite gibt es nur zwei Axiallager, die durch 
den Zahnriemen übel gequält werden. Die Spindelseite ist für 
Radialkräfte vorbereitet, weil sie von den Wechselrädern ja auch so 
belastet wird. Deswegen sitzt das bei mir auf der Spindelseite (siehe 
Bilder).

von Thomas F. (igel)


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Walter T. schrieb:
> Auf der Reitstockseite gibt es nur zwei Axiallager

Danke, werde ich am Wochenende mal untersuchen...

von Walter T. (nicolas)


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(Bevor es Mecker wegen der Tischchen-Montage des Schrittmotors gibt: 
DIESER Motor hat Flanschseitig keine Kühlfläche.)

von Thomas F. (igel)


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Ihr dürft gerne über mich meckern: Mein flanschseitiger 'Kühlkörper' ist 
schliesslich aus Holz.

von MaWin (Gast)


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Thomas F. schrieb:
> Woran erkennt man hier den originalen TB6600?

Ganz anderes IC Gehäuse als der TB67S109

Und natürlich drastisch mehr Strom.

> Montage_Motor_und_Drehgeber__3__1024.jpg

Ganz schöner Klopfer von Motor aber kein Stepper am Support.

von Walter T. (nicolas)


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MaWin schrieb:
> Ganz schöner Klopfer von Motor aber kein Stepper am Support.

Der Motor war zu einem guten Preis zu bekommen. Ich wollte keine CNC, 
sondern eine Halbautomatik.

Zurück zum Thema:

Wie bei manch anderer Komödie hat sich die Lage durch die Ankunft eines 
Boten verändert. Der Bote war nicht beritten, aber jetzt habe ich eine 
Endstufe zum Öffnen und Experimentieren.

Bei mir ist auch ein TB67S109AFTG verbaut. Die Referenzspannung wird 
über ein paar (immerhin über Transistoren) geschaltete Widerstände zur 
Verfügung gestellt. Da ändere ich nur im Notfall etwas.

Vorwiderstände (2 Ohm) in den Motorleitungen und eine Absenkung der 
Versorgungsspannung (20V statt 34V) lassen den Motor tatsächlich lauter 
werden. Ich nehme einfach an, weil er durch beide Massnahmen bei 
gegebener Drehzahl näher an den Stall gebracht wird.

Aber so richtig rauh wie bei den alten Endstufen wird der Lauf dadurch 
nicht.

Zwei Antiparallele Dioden (EM513) in die Motorleitungen lassen den Lauf 
auch etwas rauher werden. Aber nicht viel.

Je höher die Versorgungsspannung gewählt wird, desto lauter. Aber wie 
schon am Anfang: Normalerweise betreibe ich die Endstufe mit 34V, und im 
Vergleich zum "klassischen" Chopper-Betrieb ist der Lauf immer noch 
butterweich.

: Bearbeitet durch User
von Walter T. (nicolas)


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Was ist eigentlich aus dem lauten Antrieb an der Kleindrehmaschine 
geworden?

von Thomas F. (igel)


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Ich bin bisher nur dazu gekommen die Zeichnung in der 
Bedienungsanleitung anzusehen: Die Trapezspindel meiner 2506 ist auf der 
rechten Seite tatsächlich nur mit zwei Axiallagern gelagert.

Vielleicht besorge ich mir gleich einen Nema34-Motor und treibe dann die 
Spindel direkt an. Mit der jetzigen Übersetzung und dem Nema23 ist das 
Fahren im Eilgang schon eher gemächlich und erfordert Geduld.
Die Endstufe sollte dafür noch ausreichen.

Gegenfrage: Was ist aus dem Auslesen der Anbaumesschieber per 
Hardware-SPI geworden?

von Walter T. (nicolas)


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Thomas F. schrieb:
> Gegenfrage: Was ist aus dem Auslesen der Anbaumesschieber per
> Hardware-SPI geworden?

Das funktioniert seit Jahr und Tag ganz hervorragend. Man muss zwar 
jedes Byte einzeln auslesen, da die Peripherie nur 8 oder 16 Bit 
unterstützt, aber da jedes Byte mehr als 2 Millisekunden lang ist, ist 
das eine sehr gemütliche Angelegenheit.

von Thomas F. (igel)


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Walter T. schrieb:
> Das funktioniert seit Jahr und Tag ganz hervorragend.

Schön zu hören. Falls ich mal wieder was mit Messschiebern mache werde 
ich dann auch versuchen den HW-SPI zu nutzen.

Da die jetzige Lösung mit PIN-Interrupt und Bit-für-Bit seit 5 Jahren 
stabil läuft darf das erst mal so bleiben:
Beitrag "Re: 10stelliges 7-Segment DRO für WABECO Messschieber"

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