Forum: HF, Funk und Felder Entstören eines Schaltnetzteils; Welche Ringkerne


von Sebastian E. (sebi33_sev)


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Hallo zusammen!

Bei mir ist ein 5V (10A) MeanWell Netzteil sowie ein 12V (ca. 4,5 A) 
MeanWell Netzteil im Einsatz. Beide sind natürlich Schaltnetzteile.

Leider führen die Netzteile zu Störungen im Kurzwellenbereich (und 
darunter). Folgende Störungen konnte ich feststellen: breitbandiges 
Rauschen (ca. 10 kHz breit) bei ca. 300 kHz. Es gibt auch alle 100kHz 
Pfeifstellen bis auf über 14 MHz hinauf.

Meine Idee war es, sowohl an AC und DC Seite der Netzteile Gegen- und 
Gleichtaktdrosseln anzubringen. Bei der Auswahl der Ringkerne bin ich 
aber etwas überfordert.

Welche Materialien würden sich für diesen Frequenzbereich anbieten?
Wie groß müssen die Ringkerne dimensioniert werden?

Danke
SG Sebastian

von MaWin (Gast)


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Kommerzielles fertiges Netzfiltermodul ? Am GND Ausgang eine Kopplung zu 
Schutzleiter über einen Funkentstörkondensator, Wert je nach Ableitstrom 
zusätzlich zum wohl schon vorhandenen ?

von Dussel (Gast)


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Vielleicht hilft dir das: https://www.dg0sa.de/snt.pdf
Ich fand es als Unerfsahrener auf dem Gebiet ganz schlüssig.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Sebastian E. schrieb:
> Meine Idee war es, sowohl an AC und DC Seite der Netzteile Gegen- und
> Gleichtaktdrosseln anzubringen. Bei der Auswahl der Ringkerne bin ich
> aber etwas überfordert.

Was hast du alles an Messequipment?

Ich würde da unbedingt zuerst einmal "reinmessen".

Zur Not kannst du mit einem größeren Klappferrit dir eine HF-Stromzange 
auch selbst basteln (ein paar Windungen mit einem dünnen Coax über eine 
Hälfte des Kerns; Schirm auf einer Seite an die Masse vom Scope/Spectrum 
Analyzer; der Innenleiter kommt an Masse und den Innenleiter vom Coax 
zum Messgerät).

Vorsicht wenn du mit meinem Spekki misst: Da kann ganz schön ein Pegel 
drauf sein! Also zuerst mit dem Scope prüfen, ob du damit nicht den 
Analyzer schrottest...

Mit der Stromzange misst du jetzt mal, ob auf den Frequenzen die dich 
stören CM oder DM Ströme siehst (bei der Frequenz sind die Spannungen 
noch nicht so das Problem).

Dann schaust du, ob das Netzteil innen passende Kondensatoren hat für 
deine Störungen hat (also CM oder DM). Normalerweise wird das so sein. 
Das Gerät, das du versorgst, wird zu 75% einfach eine zu niedrige 
Eingangsimpedanz haben (also schöne Cs "gegen Störungen"). Dann heißt es 
einen Spannungsteiler (eigentlich Stromteiler) mit einem Längs-L oder 
einer CM-Drossel + Cs bauen... je nachdem was dein Problem ist.

zu 99% wird es bei dir Probleme mit CM Störungen geben.
L,N,+,- gegen Erde mit 100p...1n sollten klar sein. Das müssen Y-Cs 
sein!

Meistens musst du dann das Netz und dein versorgtes Gerät entkoppeln.
Also CM-Drossel zwischen Netz und Gerät. (Stromteiler: du willst haben, 
dass der Strom durch die Y-Cs fließst und nicht durch das Kabel!)
Material ist immer schwierig ohne zu wissen, wo du Resonanzen hast/sie 
dich nicht stören.

Ich habe vor einiger Zeit mir LISN gebaut. Da habe ich etwas möglichst 
breitbandiges rausgesucht... Bei TME gibt's ESD-R-57D Kerne. Die gehen 
bis so 100-300MHz (je nach Windungsanzahl). Die habe ich da mit 
TX36/23/15-3E25 Kernen kombiniert.

Ich würde mal sagen so 4 Windungen müssten schon etwas bringen.
ggf. danach noch einen Y-C gegen Erde...

Aber wie gesagt, zuerst unbedingt mal reinmessen ob du CM oder DM 
brauchst.
Dann überprüfen, ob du an den Klemmen beim Netzteil C's hast oder nicht.

Je nachdem wie das Filter am Netzeil aussieht, musst du dann entweder 
mit einem C oder einem L weiter machen damit du den maximalen Effekt 
hast.

73

von Martin L. (makersting)


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MaWin schrieb:
> [...] Am GND Ausgang eine Kopplung zu
> Schutzleiter über einen Funkentstörkondensator [...]

Das stand bei mir kürzlich auch an. Wäre ein Y-Kondensator ratsam, oder 
ist das Overkill?

von Michael M. (michaelm)


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von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Martin L. schrieb:
> MaWin schrieb:
>> [...] Am GND Ausgang eine Kopplung zu
>> Schutzleiter über einen Funkentstörkondensator [...]
>
> Das stand bei mir kürzlich auch an. Wäre ein Y-Kondensator ratsam, oder
> ist das Overkill?

Formal muss bei SELV kein Y-C hin.

Du willst aber nix gewickeltes, da das mehr parasitäre Induktivität 
besitzt.

In THT (weil's einfacher extern zu verbauen ist) und in keramisch wirst 
du mit hoher wahrscheinlichkeit trotzdem bei Y Cs landen :)

73

von Sebastian E. (sebi33_sev)


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Danke für die vielen Antworten. Ich werde die Netzteile mal aus dem 
Schaltschrank ausbauen und einzeln durchmessen (Hab ein SDR, den ich als 
Spektrumanalysator "missbrauchen" werde ...")

Dann werde ich mir die Verdrahtung im Schaltschrank (vor allem bezüglich 
Erdung / GND) nochmal genau überlegen müssen.

von Horst S. (petawatt)


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Bin jetzt kein Experte beim Entstören von Schaltnetzteilen. Bei einem 
Steckernetzteil waren Klappferrite eher wirkungslos. Ausreichend dämpfen 
die wohl nur bei höheren Frequenzen (z.B. 12V / 5V-USB Wandler nahe 
UKW-Autoradio).

Mit einer Ringkerndrossel konnte eine Verbesserung erreicht werden, die 
aber bei KW-Empfang im Vergleich zu einem Linearnetzteil noch lange 
nicht ausreicht. Für den UKW-Empfang und mein GPSDO reicht es aber.

Beitrag "Steckerschaltnetzteil Goobay 3-12V, 1,5A"

Grüße von petawatt

von Sebastian E. (sebi33_sev)


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Ich habe mir gerade den Ausgang des 5V Netzteils angeschaut ... es sind 
größtenteils gegentaktstörungen. Die Schaltfrequenz scheint irgendwo bei 
60kHz zu sein.

Ich überlege mir die nächsten Tage wie ich das am geschicktesten mache.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Ui, ist das Ding überhaupt EMV Klasse B?

Ich würde fast wetten, dass die auf der DC-Seite gar nicht testen und 
damit praktisch keine Filter haben...

Schau dir unbedingt am PCB an, ob da Y-Cs verbaut sind... also von + und 
- nach Erde... so 1n - max 100n sollten da in der Nähe von etwas 
Filter-Ähnlichen  zu finden sein.

Wenn nicht, mach da mal was hin und schau, ob/wieviel sich tut... 
Größenordnung ist 1n-100n...

Sonst wirst du ganz schwere Geschütze auffahren müssen.
Z.B. sowas hier:
https://www.tme.eu/at/details/dts-25_1.5_15-cc-v/ringdrosseln/feryster/dts-25-1-5-15-cc-v/

das wären 1.5mH. Dazu noch 1µF jeweils von + und - nach Erde (also 1µ in 
Folie +100n als möglichst kleinen Folien C + 1-10n als keramischen C), 
dann müsste eigentlich Ruhe herrschen...

Möglichst "kleiner Folienkondensator" hat übrigens den Grund, dass die 
Geometrie dir die Resonanzfrequenz (mit-)definiert.
Wenn du mehrere Kondensatoren verwendest, musst du nicht nur die 
Kapazität kleiner machen, sondern auch die Größe damit das wirklich was 
bringt.

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von Sebastian E. (sebi33_sev)


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Danke für die Tipps.
Mittlerweile bin ich schlauer. Die Netzteile lassen am Ausgang zwar auch 
viel raus, nur mich gestört hat was ganz anderes ...

Ein MAX232 ziemlich nah an der Antenne war/ist der Übeltäter .... die 
Schaltfrequenz der Charge-Pump liegt bei ca. 100kHz. Jetzt wird erstmal 
der Max232 so umgebaut, dass er nicht mehr stört.

Die Netzteile werden dann, wenn ich Zeit habe, hergerichtet ...

von Kurt (Gast)


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Sebastian E. schrieb:

> Ein MAX232 ziemlich nah an der Antenne war/ist der Übeltäter .... die
> Schaltfrequenz der Charge-Pump liegt bei ca. 100kHz.

Was hast du denn für die Pumpen für Kondensatoren drinnen?

 Kurt

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