Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie man Kunden tötet


von Helge (Gast)


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2018-2019 kamen hier palettenweise billige Nachttischlampen mit Akku auf 
den Markt. Ramschläden, Flohmärkte. Die Dinger haben anfangs gut 
funktioniert. In letzter Zeit ist aber das Lebensende erreicht, und da 
werden die gefährlich. Bei einer Bekannten fing eine an, nach Säure zu 
riechen, und beim einschalten gab es eine Knallgasverpuffung im Gehäuse. 
Die Krümeln bekam ich kürzlich gezeigt. Weitere des gleichen Modells 
fielen durch geplatzte Elkos oder defekte LED auf. Ich habe hier 3 Stück 
analysiert, die sich noch nicht mit Rauch verabschiedet haben. Es ist 
ein 4V Bleiakku verbaut, der mit der Zeit hochohmig wird. Dadurch baut 
sich eine Spannung von 50-80V auf.

fun fact: Diese Lampen scheinen ein Fake eines chinesischen Produktes zu 
sein. Auf der Schachtel steht "DPLED55", auf dem oberen Deckel "DPLED 
5S", auf der Unterseite "DPLED-666". Das Design gleicht einem des 
Herstellers dpled.com, der bietet aber nur Lampen mit 5V bzw. 
Schaltnetzteil und USB-Ladeausgang an.

LED-Platine, Schalter und 2 Widerstände lassen sich nach Ausbau der 
gefährlichen Schaltung und des Bleiakkus mit einem USB-Netzteil 
betreiben, dann kann man's wenigstens weiter als Nachttischlampe 
hernehmen.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Nettes Kondensatornetzteil ohne Sicherung oder zumindest Opferwiderstand 
in Reihe zum Kondensator, wenn diese durchgehen sollte.

von Helge (Gast)


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Wenn die Akkustopfen aufploppen ist das auch nicht mehr wichtig.

von wendelsberg (Gast)


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Das kommt davon, wenn der Pfuscher selbst das Label "mein Produkt ist 
sicher" anbringen darf und es viel zu wenige Kontrollen gibt, die im 
Ernstfall ins Leere laufen wuerden, weil der Pfuscher laengst 
untergetaucht ist.
Meine Frau hat eine Superduper Smartwatch, die nach kaum einem halben 
Jahr den Deckel abwirft - LiON-Akku blaeht sich auf.

Klar, mit ganz viel gutem Willen kann man annehmen, dass der Hersteller 
dieses Pfuschs Opfer eines Faelschers von TP4056 ist, die hunderte 
Tonnen von gutem Willen bringe ich aber nicht auf.

wendelsberg

Beitrag "Re: Lademodul TP 4056"

von MaWin (Gast)


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Helge schrieb:
> Es ist ein 4V Bleiakku verbaut,

So eine fast gleiche (nur die rote LED führt! an eine 
Wechselspannungsleitung vor den Gleichrichter damit sie nur leuchtet 
wenn geladen wird) aufgebaute Taschenlampe, vermutlich 20 Jahre alt aus 
Taiwan, habe ich neulich repariert.

4xNiMH statt Blei, und alle durchgebrannten LEDs und Widerstände 
ersetzt.

Die rote LED ohne extra Abdeckung ist bei der nicht netzgetennten 
Schaltung nicht zulässig.

von Helge (Gast)


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Da Menschen mit Armbanduhren meist keine Zeit haben, besitze ich schon 
lange keine mehr. :-) - Hab grad einen 5Ah Telefonakku hier, weniger als 
1 Jahr alt, der gast aus. Produktionsfehler passieren auch bei Akkus.

Nächstes Zündelgerät: Ein Heizgerät namens Nachtlicht. Verbrauch nachts 
1W, tagsüber 1,2W. Gekauft, eingesteckt, riecht nach Plastik. Am 
nächsten Morgen bei Licht rochs angebrannt.

von Manfred (Gast)


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Helge schrieb:
> Nächstes Zündelgerät: Ein Heizgerät namens Nachtlicht.

Hier dürftest Du gerne mal das Komplettgerät incl. Name / Typenschild 
zeigen, um zu sehen, wer solchen Müll verkauft.

Die Schaltung ist vom Prinzip her bekannt, funktioniert aber nur 
sinvoll, wenn am Netz ein Kondensator drin ist, Kondensatornetzteil.

von René F. (Gast)


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wendelsberg schrieb:
> Das kommt davon, wenn der Pfuscher selbst das Label "mein Produkt ist
> sicher" anbringen darf und es viel zu wenige Kontrollen gibt, die im
> Ernstfall ins Leere laufen wuerden, weil der Pfuscher laengst
> untergetaucht ist.

Man kann es auch übertreiben, um ein Gerät innerhalb der EU auf den 
Markt zu bringen gibt es schon genügend andere Hürden, EMV, WEEE, 
Verpackungsgesetz, wer soll das ganze noch bezahlen? Dieser Bürokratie- 
und Kostenirrsinn sorgt schon lange dafür, das kleine Hersteller gar 
nicht in der Lage sind Produkte auf den Markt zu werfen. In jeder Firma 
in der ich bisher gearbeitet habe wurden Verstöße in Kauf genommen, 
selbst im Konzern, weil Redesigns und Produktänderungen die Kosten ins 
unermessliche getrieben hätten.

Wenn das Teil durch einen deutschen gewerblichen Importeur importiert 
wurde, hat er dafür zu haften, Bleiakkumulator hört sich in dieser 
Anwendung nicht RoHS konform an (Verstoß gegen Elektrostoffv), also bei 
der entsprechenden Behörde anzeigen!

von Helge (Gast)


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@MaWin
Hoffe es war wenigstens ein Kondensator drin, der 220-230V Wechselstrom 
darf.

Hier sind 1,5uF / 400V= drin, also Überladen bis kaputt.

von Helge (Gast)


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Hab so meine Zweifel, ob die Firmen von den Aufklebern existieren. Aber 
bitte, wenns schee macht :-)

von René F. (Gast)


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Helge schrieb:
> Hab so meine Zweifel, ob die Firmen von den Aufklebern existieren. Aber
> bitte, wenns schee macht :-)

Adriaanse Import & Export B.V.
https://www.adriaanse.biz/index.html

von Helge (Gast)



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Die scheinen nur überhaupt keine Elektronik zu verkaufen. Eher Wurst und 
so.

(Noch) nicht tödlich, aber regelmäßig defekt: Bestimmte Sorten 
LED-Treiber. Diese Lampen hier z.B. funktionieren nur dauerhaft an 
Betondecken und mit schwacher Zuleitung.
Problem chinesischer Schaltregler-Bausteine ist der zu geringe Abstand 
zwischen Source und Drain, weils mit 8 Beinen einfach nicht geht. 
Regelmäßig entsteht bei Wärme (Rigipsdecke, Holzdecke reicht) zwischen 
Pin 6 und 7 eine leitende Brücke, die mit Lichtbogen den Stromkreis 
kurzschließt.

Die Treiber krachen auch gut, wenn der zu schwache Brückengleichrichter 
kaputtgeht. Das läßt sich einfach bewerkstelligen an niederohmigen 
Lichtkreisen. Auch hier entsteht ein Lichtbogen durch verdampfende 
Leiterbahn, bevor die Schmelzsicherung auslöst.

von René F. (Gast)


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Helge schrieb:
> Die scheinen nur überhaupt keine Elektronik zu verkaufen. Eher Wurst und
> so.

Auf der Website steht folgendes:

The assortment consists of more than 20.000 products, including 
household products, electronics, garden-, bicycle-, sports- and seasonal 
accessories, toys, tools, car- and truck  accessories, and licensed 
articles.

von Mark S. (voltwide)


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Also ein ganz gewöhnlicher Kistenschieber

von MaWin (Gast)


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Helge schrieb:
> @MaWin
> Hoffe es war wenigstens ein Kondensator drin, der 220-230V Wechselstrom
> darf

Nein, natürlich kein X2, aber immerhin 400V fireproof Polypropylen.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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René F. schrieb:
> Auf der Website steht folgendes:
>
> The assortment consists of more than 20.000 products, including
> household products, electronics, garden-, bicycle-, sports- and seasonal
> accessories, toys, tools, car- and truck  accessories, and licensed
> articles.

Das muss man mit der Speisekarte von Restaurants vergleichen.
Je mehr da drauf ist, desto schlechter sind die.

von Igor (Gast)


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Re: Wie man Kunden tötet

Sieht mir nicht nach einer guten Methode aus, um lästige Kunden 
loszuwerden. Oder gibt es bereist einen Haufen Tote?

von Soul E. (Gast)


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In diesem Zusammenhang muss man sich mal wieder in Erinnerung rufen, 
dass jemand, der diesen Plunder direkt in China bestellt, auch 
gleichzeitig der Importeur ist. Damit haftet er für alle durch dieses 
Produkt entstehenden Schäden (und Todesfälle ;-).

von Dieter D (Gast)


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Von Seiten der bedrohten Tier- und Insektenwelt argumentiert gibt es 
Menschen, sowie Kunden, wie Sand im Meer. Daher sind diese Vorfaelle nur 
vollkommen unbedeutende Tropfen auf dem heissen Stein.

Durch rechtzeitige Geschaeftsaufgabe und Neuanfang winden sich die 
Hersteller aus den Folgeverantwortungen fast immer heraus.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Soul E. schrieb:
> In diesem Zusammenhang muss man sich mal wieder in Erinnerung rufen,
> dass jemand, der diesen Plunder direkt in China bestellt, auch
> gleichzeitig der Importeur ist. Damit haftet er für alle durch dieses
> Produkt entstehenden Schäden (und Todesfälle ;-).

Aber nur, wenn Du es hier "in Verkehr bringst" und weitere 
Voraussetzungn vorliegen.

Unabhängig davon ist Vorsicht angebracht beim Direktkauf von mit 
Netzspannung betriebenen Geräten in China. Und als Privatkäufer 
Ansprüche aus Prudukthaftung gegen den chinesischen Händler oder 
Hersteller durchzusetzen, ist vermutlich ein hoffnungsloses Unterfangen.

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