Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromrichtung (Elektronen, Positronen)


von Joerg (Gast)


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Wenn man einen elektrischen Stromkreis hat und statt der physikalischen 
Richtung die technische Stromrichtung wählt. Dann dreht man ja einfach 
das Vorzeichen um, richtig? Könnte man die fließenden Elektronen dann 
auch als Positronen bezeichnen?

Ist das physikalisch und technisch korrekt? Wenn ja/nein, warum?

von H. H. (Gast)


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Strom kann nicht nur durch bewegte Elektronen entstehen.

Und Elektronen als Positronen bezeichnen zu wollen ist blödsinnig.

von Achim H. (anymouse)


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Nein, Positronen sind etwas ganz anderes als fehlende Elektronen.

Es gibt Fälle, da käme man noch mit dem Bild der "Löcher" als positive 
Ladungsträger weiter.
Es gibt (ganz wenige) Fälle, da würde das Bild der positiven Ionen als 
positive Ladungsträger des fließenden Stroms passen.

Ansonsten muss man halt einmal das Modell wechseln; das makroskopische 
Modell der Stromrichtung ist komplett umgekehrt zum mikroskopischen 
Modell der tatsächlichen Ladungsträger Elektronen.

Beschwer Dich bei demjenigen, der den Stromfluss definierte und noch 
keine Elektronen bzw. deren Ladung, kannte ;-) Der ist aber lange tot.

von Purzel H. (hacky)


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Ja, die technische Stromrichtung ist entgegen der Physikalischen. Und ?
Fuer die Elektronik, und Elektrotechnik passt das, fuer die Physik und 
physikalischen Devices nicht.

von H. H. (Gast)


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Achim H. schrieb:
> Beschwer Dich bei demjenigen, der den Stromfluss definierte und noch
> keine Elektronen bzw. deren Ladung, kannte ;-) Der ist aber lange tot.

Der kannte wohl bunte Kationen...

von Purzel H. (hacky)


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Fuer den technischen Strom brauchst du keine Elektronen, ein Kontinuum 
genuegt.

von erkältung (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> Fuer den technischen Strom brauchst du keine Elektronen, ein Kontinuum
> genuegt.

@Purzelchen: Wer Dir da folgen kann, der braucht diese
Deine Erklärung aber nicht wirklich, nehme ich mal an.

von H. H. (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> die technische Stromrichtung ist entgegen der Physikalischen.

Nein.

von Peter R. (pnu)


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Positronen gibts in science-fiction-Romanen oder in der 
Höchstleistungs-Kernphysik - im unserem Universum nur ns lang.

Der Begriff Positron ist also für diese Antimaterie-Teilchen bereits 
besetzt, ihn anders zu verwenden ist nicht korrekt. Dass die sog. 
Antimaterie nach dem  Urknall verschwunden ist und unsere Materie übrig 
blieb, darüber rätseln die Kernphysiker.

Träger des Stroms sind in den Metallen und im Vakuum die Elektronen.

In Gasen und Elektrolyten gibt es Ionen, die ihre Ladung verloren haben. 
Die sind ab und zu auch mal Träger des Stroms.

Mit den Folgen dieses Irrtums aus den Anfängen der Elektrotechnik müssen 
wir halt leben wie mit dem Linksverkehr in England und den Zollmaßen in 
den USA.

: Bearbeitet durch User
von Dussel (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Positronen gibts in science-fiction-Romanen oder in der
> Höchstleistungs-Kernphysik - im unserem Universum nur ns lang.
Unter anderem Kalium-40 kommt natürlich vor und zerfällt mit 
Beta-Plus-Zerfall, wobei ein Positron entsteht.
Innerhalb der Atmösphäre mag das schnell zerstrahlen, aber 'in unserem 
Universum' ist dann doch zu allgemein.

Trotzdem ist ein Positron natürlich etwas anderes als ein Loch.

In Halbleitern gibt es oft Löcherleitung und man behandelt die Löcher 
wie positve Teilchen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Peter R. schrieb:
> Mit den Folgen dieses Irrtums aus den Anfängen der Elektrotechnik müssen
> wir halt leben wie mit dem Linksverkehr in England und den Zollmaßen in
> den USA.

Suuuper-Vergleich! Habe mich sehr amüsiert. Linksverkehr und Zollmaße 
als Irrtum? Ja! Amis und Engländer sind eben stur.

von Genau (Gast)


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Virtuelle Stromrichtungen und Transistoren die auf irgendwelchen 
Potentialen liegen - ich kann da immer nur ein wenig durchspielen bei 
analogen Schaltungen. Vermutlich bin ich zu wenig ausgebildet worden 
:-)

von Martin H. (horo)


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Achim H. schrieb:
> Beschwer Dich bei demjenigen, der den Stromfluss definierte und noch
> keine Elektronen bzw. deren Ladung, kannte ;-) Der ist aber lange tot.

Man hat in ersten Versuchen festgestellt, dass bei Stromfluss durch 
leitende Flüssigkeiten sich das Kupfer am Pluspol auflöste und am 
Minuspol anlagerte. Und da der Strom durch Kupfer geleitet wurde, nahm 
man dieses Phänomen als Abbild eines "sichtbaren" Stromflusses an - Shit 
happens.

von H. H. (Gast)


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Martin H. schrieb:
> Man hat in ersten Versuchen festgestellt, dass bei Stromfluss durch
> leitende Flüssigkeiten sich das Kupfer am Pluspol auflöste und am
> Minuspol anlagerte. Und da der Strom durch Kupfer geleitet wurde, nahm
> man dieses Phänomen als Abbild eines "sichtbaren" Stromflusses an - Shit
> happens.

Kein Shit, man hat ja nicht falsch gedacht.

von lach (Gast)


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Strom fliesst immer von oben nach unten!
Bei Positronen isses andersrum.
Aber die gibt es ja auch nicht wirklich.

von Joachim B. (jar)


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lach schrieb:
> Strom fliesst immer von oben nach unten!

denn hat aber irgendwer den armen Elektronen das falsche Vorzeichen 
verpasst, denn Plus ist ja immer oben und dann müssten die Elektronen da 
als + rauspurzeln.

Shit happens.

: Bearbeitet durch User
von lach (Gast)


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> Vorzeichen
kürzen sich zum Schluss immer raus!
Gelegentlich weiss das sogar ein Finanzminister.

Sei er mal nicht so kleinlich wenn es um das Grosse und Ganze geht.

von Peter R. (pnu)


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Schön wärs ja, das Ladungsvorzeichen bei Elektronen, als die wahren 
Stromtransporteure, umzudefinieren (z.B. als "neue" Stromrichtung) da 
gingen auch plötzlich die Minuszeichen bei der Induktion und bei einigen 
andren Gleichungen weg, wo man sich wirklich fragt, weshalb da das Minus 
herumsteht.

Schweden hat diese Umstellung im Fall Linksverkehr souverän geschafft.

Aber denkt Euch bloß, wie Euch dann alle Schaltbilder mit 
NPN-Transistoren oder N-Kanal MOS-Schaltungen ansehen würden. Die würden 
ja einen Kopfstand machen.

 Lassen wirs lieber bleiben wie es ist.

: Bearbeitet durch User
von Marek N. (Gast)


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Peter R. schrieb:
> da
> gingen auch plötzlich die Minuszeichen bei der Induktion und bei einigen
> andren Gleichungen weg, wo man sich wirklich fragt, weshalb da das Minus
> herumsteht.

Ach ja?

Es gülte immer noch

P.S. Auch beim Induktionsgesetz stammt das Minuszeichen aus der 
Lenzschen Regel. Die induzierte Spannung wirkt ihrer Ursache entgegen. 
Keine vorzeichenbehafteten Ladungsträger weit und breit.
Auch die Elektrodynamik kommt ohne Ladungsträger aus. Dort genügt es, 
wenn sich elektrische und magentische Wirbelfelder ineinander umwandeln.

von Mani W. (e-doc)


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Peter R. schrieb:
> Aber denkt Euch bloß, wie Euch dann alle Schaltbilder mit
> NPN-Transistoren oder N-Kanal MOS-Schaltungen ansehen würden. Die würden
> ja einen Kopfstand machen.
>
>  Lassen wirs lieber bleiben wie es ist.

Ist ja auch schöner anzusehen, wenn der Strom von oben nach unten 
fließt,
mit all seinen Fallstufen und Höhen - ein verkehrter Wasserfall wäre ja
auch nicht eben das, was wir seit langer Zeit schon kennen...

;-)

von Achim H. (anymouse)


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lach schrieb:
> Strom fliesst immer von oben nach unten!
> Bei Positronen isses andersrum.

Früher sah man das nicht so streng:

Beitrag "Schaltungen von früher - ungewöhnlich da PNP"

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Achim H. schrieb:
> Früher sah man das nicht so streng:
>
> Beitrag "Schaltungen von früher - ungewöhnlich da PNP"

Ist ja im Prinzip das selbe Spiel, allerdings möchte ich nicht
unbedingt eine Schaltung mit PNP entwerfen - es ist eben auch eine
Gewohnheit...

von erkältung (Gast)


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lach schrieb:
> Strom fliesst immer von oben nach unten!

https://de.wikipedia.org/wiki/Ob

das wohl stimmt?

Mani W. schrieb:
> Ist ja im Prinzip das selbe Spiel, allerdings möchte ich nicht
> unbedingt eine Schaltung mit PNP entwerfen - es ist eben auch eine
> Gewohnheit...

Manchmal könnte man die Sache "horizontal spiegeln",
aber halt nach einem NPN-Entwurf (spiegeln im Kopf
ist natürlich schwieriger).

von erkältung (Gast)


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Zwar gibt es heutzutage eine weit größere Auswahl an
PNP als zu den GroßGermaniumZeiten an NPN, und auch
komplementäre Pärchen, die den Namen verdienen.

Aber man könnte (weniger weit) dorthin zurückdenken,
als es "bessere" Si-PNP-BJTs noch nicht gab.

Man landet durch Spiegelung bei den Verhältnissen von
"einige leidlich brauchbare Ge-PNP, so gut wie keine
Ge-NPN" (also auch schaltungstechnisch).

Das finde ich recht interessant. Fragte mich schon ein
paar mal, ob dann nicht aus der besagten Ge-Ära durch
Spiegelung in die des weiteren besagte frühe Si-Ära
"Schaltungen durch einfache Spiegelung übertragen"
(wiederverwendet) worden waren.

(Als einer, der zu dieser Zeit noch lange nicht lebte.)

Das muß doch fast so sein, wäre ja auch Verschwendung
von funktionierenden Schaltungsprinzipien sonst.

von Helge (Gast)


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erkältung schrieb:
> "Schaltungen durch einfache Spiegelung übertragen"

Russische TV reparieren: gleiche schaltung, nur alles ge-pnp statt 
si-npn wie die deutschen und japanischen.

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